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Umdruckverfahren. Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Herstellung von Vervielfältigungen nach einem geschriebenen oder gezeichneten Original.
Solche Verfahren sind an sich bereits bekannt, insbesondere das sogenannte Opalographverfahren,
bei welchem mit zwei Flüssigkeiten gearbeitet wird, und das sogenannte Glasdruckverfahren,
bei welchem mit einer Flüssigkeit gearbeitet wird. Der Nachteil, welcher diesen
beiden Verfahren gemeinsam ist, besteht darin, daß zu ihrer Ausübung Glasdruckplatten
Verwendung finden müssen, welche einen besonderen Grad von Mattierung aufweisen;
denn wenn die Glasdruckplatte gar nicht oder zu wenig mattiert ist, kann eine ausreichende
Haftung des Negativs nicht erreicht werden. Ist die Glasdruckplatte dagegen zu stark
mattiert, ist ein Negativ überhaupt nicht zu erreichen. Auf Druckplatten aus anderem
Material lassen sich die bekannten Verfahren überhaupt nicht ausüben. Ein weiterer
Nachteil der bekannten Verfahren besteht darin, daß zur Herstellung der Originale
Tinten oder Farbbänder mit starken Ammoniakgehalt Verwendung finden müssen. Die
Anwendung des Ammoniaks bringt den Übelstand mit sich, daß die Originale nur in
verhältnismäßig frischem Zustande gute Abzüge liefern, denn das Ammoniak verflüchtigt
sich bekanntlich schnell,, so daß die. Schrift-. stücke nicht mehr umdrucken. Infolgedessen
war es mit den bekannten Verfahren nicht möglich, Schriftstücke, z. B, Zeichnungen,
an denen mehrere Tage oder mehrere Wochen gearbeitet wurde, tadellos umzudrucken,
da die zuletzt aufgetragenen Stellen des Originals 'noch einen bedeutend größeren
Ammoniakgehalt besaßen als die früher angefertigten Stellen. Mit der Flüchtigkeit
des Ammoniaks hängt der Nachteil zusammen, daß die Schriftstücke für das Umdruclcv
erfahren wenig geeignet sind, wenn zu ihrer Herstellung nicht frische Ammoniaktinte
oder Ammoniakfarbbänder gebraucht worden ssnd. Anderseits tritt der weitere Nachteil
auf, daß bei der Verwendung stark ammoniakhaltiger Tinten oder Farbbänder zu frische
Originale leicht zu stark umdrucken, wobei das 1Tegativ über die Schriftzüge austritt
und verschwommen und undeutlich erscheint. Bei den bekannten Verfahren ist ferner
eine zweckmäßige Entwicklung des 1Tegativs unberlingt erforderlich, sei es, daß
die Entwicklung direkt nach der Abnahme des Originals durch Auftragen einer-. schwach
säurehaltigen Flüssigkeit erfolgt, oder daß diese Entwicklerflüssigkeit vier Druckfarbe
unmittelbar zugesetzt wird.
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Alle diese Nachteile werden durch die Erfindung beseitigt, welche
im wesentlichen darin besteht, die Druckplatte, welche nicht nur aus Glas beliebiger
Mattierung, sondern auch aus Emaille, Porzellan, Zelluloid, Galalith, Metallplatten,
polierten Holzflächen, Ölkarton,- Gelatine, Leim und vorzugsweise aus Kautschuk
oder Gummituch bestehen kann, vor dein Aufbringen des Originals mit einer Masse
zu bestreichen, welche aus in Wasser gelöstem Karagheenmoos (irländischeni .Perltang)
oder Gelatine mit einem Zusatz von Glykol oder Glyzerin, Aluminium-
Sulfat,
Magnesiumchlorid und chromsaurem Kali besteht. An Stelle der Gelatine kann übrigens
auch ein gleichwertiger, nach dein Erkalten zur Erstarrung neigender Stoff Verwendung
finden. Als solche Mittel kommen vorzugsweise Stearin und Wachs in Frage.
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Das Verfahren zur Herstellung dieser Masse ist das folgende. Dem in
Wasser gelöstem Karagheenmoos oder der Gelatine wird zuerst das Glykol oder Glyzerin
zugesetzt und hierauf unter dauerndem Rühren das ',\Iegnesiumchlorid beigemischt.
Hierauf fügt man das Aluminiumsulfat und zuletzt (las chromsaure Kali hinzu. Als
geeignetes Mischungsverhältnis hat sich bei den Versuchen erge-en: Auf 25o g Karagheenmoos
oder Gelatine 5009 Wasser, i5oog Glykol oder Glyzerin, Soo g Magnesiumchlorid,
50o g Aluminiumsulfat, io g chromsaures Kali.
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Die auf diese Weise hergestellte, zur Präparierung der Druckunterlage
dienende Masse wird auf der Druckplatte gründlich verriehen, Lis die Fläche hellglänzend
erscheint. Die Masse bietet nicht nur den Vorteil, daß jede Art von Druckunterlage
benutzbar wird, son-(lern sie ist auch im Gegensatz zu den i.ekannten Mitteln zähflüssig,
so daß sie nicht in Flaschen, sondern in Tuben aufbewahrt und geliefert werden kann.
Ein weiterer erheblicher Vorteil der der Erfindung gemäß hergestellten Masse besteht
darin, daß die zur Herstellung der Originale dienenden Tinten Lind Farbbänder nicht
mehr ammoniakhaltig sein müssen, vielmehr nimmt die nach dem v orbeschriebenen Verfahren
präparierte Fläche auch gewöhnliche Tinte und Farbbänder gut an, ins-esondere sind
auch die im Handel erhältlichen Eisengallustinten sowie die Mehrzahl der ü-lichen
schwarzen Rekordfarb"änder mit Vorteil verwendbar.
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Es hat sich herausgestellt, daß die handelsüblichen Tinten und Bänder
für den Umdruck um so besser geeignet sind, je größer ihr Gerbsäuregehalt ist. Es
wird sich daher empfehlen, den gewöhnlichen Tinten einen Zusatz von Galläpfeln zu
geben. Auch kann man ihnen Tannin und ferner Porzellanerde (Kaolin) zusetzen. Auf
Grund der angestellten Versuche hat sich als für das die Erfindung bildende Verfahren
besonders geeignete Zusammensetzung etwa die folgende erge-en: 6o Teile Wasser,
3o Teile Porzellanerde, 5 Teile Farbstoff, 3 Teile Galläpfel, i Teil Eisensalz,
1 Teil Tannin.
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Auch die Umdruckfähigkeit der Farbbänder läßt sich steigern, wenn
man eine Mischung von AnilinfarLe in Schmierseife gelöst anwendet, dieser Mischung
mit doppelkohlensaurem Natron versetztes Glyzerin oder Glykol beifügt (an Stelle
von Glyzerin kann auch Fett oder 01 Verwendung finden) und dieser Mischung alsdann
etwas Tannin, zermahlene Galläpfel und Porzellanerde hinzusetzt. Als Tränkflüssigkeit
zur Herstellung von für (las die Erfindung bildende Verfahren besonders geeigneten
Farbbändern wird daher die folgende Zusammensetzung vorgeschlagen: 3o Teile Schmierseife,
io Teile Farbstoff, 2o Teile Glyzerin oder Glykol mit dein höchsten lös.- aren Prozentsatz
von doppeltkohlensaurem Natron, 35 Teile Porzellanerde, 3 Teile Galläpfel und 2
Teile Tannin.
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-Nachdem die Druckplatte in der eingangs beschrie _ enen Weise hergestellt
ist, wird das Original, welches am Lesben mit den ebenfalls beschrie . enen Tinten
t zw. Farb"ändern angefertigt wurde, auf die präparierte Fläche gepreßt, um während
einer kurzen Zeit auf dieselbe einzuwirken. Alsdann wird das Negativ mit einer guten
Steindruckfarbe, der man zur Verhütung von Fleckenbildung und zur besseren Reinhaltung
der Druckfläche Glykol oder Glyzerin zusetzt, überrollt, his das Negativ ü_. erall
tiefschwarze Farbe angesetzt hat, während die übrige Druckfläche von Farbe vollständig
frei bleibt. Der Druckfan e kann man übrigens auch, um das Ansetzen der Farbe am
Negativ zu erleichtern. ein wenig Lenzoesaures Natron oder Benzoesäure zusetzen.
Die Abzüge werden alsdann in der bekannten Weise vorgenommen, indem man das zu bedruckende
Papier auf das ü,-errollte Negativ auflegt und mit einer zweiten. 1`'alze andrückt.
Bevor eine neue Einfärbung des Negativs notwendig wird, können mehrere gute Abzüge
genommen werden. Es ist noch darauf hinzuweisen, daß es für die Herstellung guter
Al-,züge von Wichtigkeit ist, dem Papier der auf die Druckschicht aufzulegenden
Originale die Fähigkeit zu nehmen, auf die Druckschicht einzuwirken, um zu erreichen,
daß das Papier auf der präparierten Schicht keine Flecken erzeugt, wie dies bei
längerem Aufpressen des Papiers auf die präparierte Druckplatte sowohl bei den bekannten
Verfahren als bei dem nach der Erfindung ausgeü-ten vorkommt. Die Fleckenerzeugung
tritt dadurch auf, daß das Papier einen Teil der Präparierschicht aufsaugt, so daß
die Druckunterlage an gewissen Stellen später die Druckfarbe annimmt, so daß entweder
Abzüge überhaupt nicht erzielbar sind, oder bis zur Unkenntlichkeit verschmiert
ausfallen. Dieser Übelstand wird der Erfindung gemäß dadurch beseitigt, daß das
Papier der Originale mit den geeigneten Bestandteilen der Druckschicht behandelt
wird, so daß eine Ansaugung der Präparierschicht nicht mehr erfolgt.
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Die der Erfindung gemäß vorgeschlagene Behandlung des Papiers der
Originale geschieht am besten durch Überstreichen mit
einer wäßrigen
Lösung von Aluminiumsulfat und Chlormagnesium, für deren Zusammensetzung sich etwa
das folgende Mischungsverhältnis als zweckmäßig herausgestellt hat: 4.o Teile Wasser,
3o Teile Aluminiumsulfat und 3o Teile Chlormagnesium.
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Die Behandlung des Papiers zur Herstellung der Originale kann entweder
vor der Niederschrift des Originals durch Befeuchten erfolgen oder, wenn das Original
tereits hergestellt ist, durch Aufbringen auf die Rückseite des Originals. Die Lösung
zieht in das Originalpapier ein, bis es vollständig durchtränkt ist. Natürlich muß
das so präparierte Papier wieder gut getrocknet werden, tevor es zur Herstellung
der Originale benutzt wird oder bevor es auf die Druckschicht aufgebracht wird.
An Stelle einer Lösung von Magnesiumchlorid und Aluminiumsulfat können natürlich
auch deren Äquivalente verwendet werden, wenn nur die Substanzen in das Papier eindringen
und dadurch die ansaugende Wirkung des Papiers auf die Präparierschicht verhindern.
Nachdem der Druck beendet ist, wird die Platte gereinigt, wobei man sie nötigenfalls
mit sehr verdünnter Salzsäure o. dgl. anfeuchtet und hierauf trocken reibt.
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Das neue Verfahren kann bei fast allen vorhandenen Apparaten für Hand-
oder mechanischen Betrieb, auch l ei rotierenden Apparaten, Anwendung finden und
kann auch in der Druckerei an Stelle des Steindruckes für die Lithographie verwendet
werden.