DE294991C - - Google Patents
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Classifications
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Bei den bisherigen Verfahren zur Gewinnung von Ammoniumnitrat aus Alkalinitrat und
Ammoniumsulfat läßt man die beiden Salze entweder in äquivalenter Menge aufeinander
einwirken, oder man wendet einen entsprechenden Überschuß von, Alkalinitrat, z.B. Natriumnitrat,
an.
In ersterem Falle setzen sich die beiden Komponenten nur teilweise um. Im zweiten
ίο Falle wird mit steigendem Überschuß von
Natriumnitrat die Umsetzung des Ammoniumsulfats zu Ammoniumnitrat zwar erhöht, das
Reaktionsprodukt enthält aber naturgemäß entsprechend große Mengen von überschüssigem
Natriumnitrat; in beiden Fällen ist daher wegen der Anwesenheit des Natriumnitrats
die Abscheidung des Ammoniumnitrats aus dem Reaktionsgemisch mit Schwierigkeiten
verbunden, so daß zu deren Überwindung schon eine große Anzahl von Vorschlägen
gemacht worden sind, jedoch ohne befriedigenden Erfolg. Die technische Herstellung von
reinem Ammoniumnitrat hat sich bis jetzt auf diese Weise unmittelbar überhaupt nicht
ermöglichen lassen, sondern das Produkt mußte stets noch nachträglicher Reinigung unterworfen
werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt im Gegensatz zu den bisherigen Verfahren die An-
wendung eines Überschusses von Ammoniumsulfat zugrunde. Es wurde nämlich gefunden,
daß bei Anwendung eines Überschusses von Ammoniumsulfat nicht nur die Umsetzung des Alkalinitrats in Alkalisulfat in höherem
Maße stattfindet, und damit die Ausbeute an Ammoniumnitrat erhöht wird, sondern auch,
daß bei Anwendung eines genügend großen Überschusses von Ammoniumsulfat eine quantitative
Bildung des Ammoniumnitrats erfolgt. Gleichzeitig wird, wenn man bei nicht zu hohen Temperaturen arbeitet, das gesamte
Alkali in ein verhältnismäßig schwerlösliches Doppelsalz von Alkaliammoniumsulfat übergeführt,
das eine leichte Abscheidung und Trennung des Ammoniumnitrats ermöglicht.
Die vollständige Überführung des Alkalinitrats in Ammoniumnitrat erfolgt jedoch erst
bei großem Überschuß an Ammoniumsulfat, und zwar wurde festgestellt, daß die Umsetzung
erst dann quantitativ verläuft, wenn auf ι Mol. Alkalinitrat mindestens 1 Mol.
Ammoniumsulfat zur Anwendung gelangt, d. h. das Doppelte der für die Umsetzung theoretisch
erforderlichen Menge. Dies hat seinen Grund nach den angestellten Beobachtungen darin,
daß die Umsetzung bei Anwendung geringerer Mengen von Ammoniumsulfat nicht, wie früher
angenommen, vollkommen nach der Gleichung
2 NaNO3+ (NH4)2 SO4 = Na2SO4 + 2NH4NO3
verläuft, sondern daß in diesem Falle ein Teil des Ammoniumsulfats zur Bildung von Doppelsalzen
verbraucht wird, so daß ein Teil des Alkalinitrats unverändert bleiben muß.
Zur Erzielung einer quantitativen Umsetzung ist es erforderlich, mindestens so viel Ammoniumsulfat anzuwenden, daß das gesamte Alkalinitrat
in Alkaliammoniumdoppelsalz von
der Zusammensetzung ι Mol. Alkalisulfat, ι Mol.
Ammoniumsulfat übergeführt werden kann, also auf ι Mol. Alkalinitrat mindestens ι Mol.
Ammoniumsulfat. Ein weiterer Überschuß von Ammoniumsulfat ist nicht schädlich.
Die vorerwähnten, nur bei Anwendung eines großen Überschusses von Ammoniumsulfat
entstehenden Doppelsalze, die auf ι Mol. Alkalisulfat ι Mol. Ammoniumsulfat enthalten,
ίο sind bisher nicht bekannt geworden. In der
Patentschrift 149026 sind zwar ebenfalls doppelsalzförmige
Verbindungen erwähnt, und zwar solche, die entstehen, wenn man zur Herstellung
von Ammoniumnitrat äquivalente Mengen von Natriumnitrat und Ammoniumsulfat aufeinander
einwirken läßt. Diese doppelsalzförmigen Verbindungen aus Natriumsulfat, Ammoniumsulfat und Natriumnitrat, deren
Bildung nach den Angaben jener Patentschrift vermieden werden muß, sind nicht identisch
mit dem Doppelsalz, das nach vorliegendem Verfahren erhalten werden kann, das sich
besonders durch seine Schwerlöslichkeit auszeichnet und das deshalb mit Vorteil zur
Abtrennung des Ammoniumnitrats verwandt werden kann.
Bei der Ausführung des vorliegenden Verfahrens kann man die Ausgangsstoffe entweder
in heißer, entsprechend konzentrierter Lösung aufeinander einwirken lassen und dann nötigenfalls
einengen, oder man kann sie nach inniger Mischung eventuell nur mit so viel Lösungsmitteln
versetzen, daß das Gemisch bei erhöhter Temperatur einen innigen Brei bildet, welcher
nach dem Erkalten eine harte, leicht zu zerkleinernde Masse abgibt, die dann einer geeigneten
Trennung unterworfen werden kann.
Sollten bei der Ausführung des vorliegenden Verfahrens an Stelle von Alkalinitrat Gemische
zur Verwendung gelangen, die außer Alkalinitrat noch andere Alkalisalze oder Ammoniumsalze
enthalten, so wird sinngemäß verfahren, wobei jedoch stets zu beachten ist, daß der
Überschuß an Ammoniumsulfat so groß bemessen werden muß, daß das gesamte Alkali in das erwähnte Doppelsalz, das auf 1 Mol.
Alkalisulfat mindestens 1 Mol. Ammoniumsulfat enthält, übergeführt werden kann.
Die quantitative Umsetzung des Alkalinitrats in Ammoniumnitrat und die dadurch bedingte
wirtschaftliche Überlegenheit ist aber nicht der einzige Vorteil des vorliegenden Verfahrens.
Ein weiterer, noch wichtigerer technischer Fortschritt des Verfahrens liegt darin, daß es im
Gegensatz zu den früheren Verfahren eine alkalinitratfreie Reaktionsmasse liefert, die eine
leichtere Gewinnung des Ammoniumnitrats gestattet.
Bei den bisherigen Verfahren zur Herstellung von Ammoniumnitrat aus Ammoniumsulfat
und Alkalinitrat erfolgte die Gewinnung des Ammoniumnitrats nach der Umsetzung in der
Weise, daß die Reaktionsmasse der fraktionierten Kristallisation aus wäßriger Lösung unterworfen
wurde. Da die Löslichkeit des Alkalinitrats jedoch besonders bei höherer Temperatur
recht groß ist, ist diese Art der Gewinnung aber ziemlich umständlich und vor allem zur
technischen Darstellung von reinem Ammoniumnitrat nicht geeignet.
Man hat auch versucht, dem Reaktionsgemisch das Ammoniumnitrat durch Alkohol
zu entziehen. Da aber das bisher darin enthaltene Alkalinitrat hierin ebenfalls beträchtlich
löslich ist, ist auf diese Weise ein reines Ammoniumnitrat gleichfalls nicht erhältlich.
Der vor längerer Zeit (Patent 48705) gemachte Vorschlag, die Abtrennung des Ammoniumnitrats
aus einem Gemisch von Ammoniumnitrat und Natriumsulfat mittels Alkohols vorzunehmen,
hat ebenfalls keinen Erfolg, da auch das Natriumsulfat entgegen manchen Angaben in der Literatur schon in o,6prozentigem
Alkohol beträchtlich löslich ist.
Nach dem vorliegenden Verfahren ist dagegen die Gewinnung des Ammoniumnitrats
bedeutend erleichtert. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die Reaktionsmasse nicht
nur, wie bereits erwähnt, alkalinitratfrei ist, sondern auch, daß das bei der Ausführung
des Verfahrens erhaltene Doppelsalz sich gegenüber Nitrat wie Sulfat durch seine Schwerlöslichkeit
auszeichnet.
. Zur Gewinnung des Ammoniumnitrats kann man deshalb nach dem vorliegenden Verfahren
z. B. so arbeiten, daß man die Komponenten entweder in derartig konzentrierter Lösung
zusammenbringt, daß ein Teil des Doppelsalzes auskristallisiert, die Mutterlauge neuerdings
mit den Komponenten in entsprechender Menge heiß sättigt, wodurch abermals nach Abkühlen
das Doppelsalz ausfällt, und so fortfährt, bis die verbleibende Mutterlauge derart an Ammoniumnitrat
gesättigt ist, daß dieses sich leicht abscheidet, oder aber man kann auch in eine
heißgesättigte Lösung von Ammoniumsulfat unter Erwärmen die entsprechende Menge festes
Natriumnitrat eintragen und dann, wie oben beschrieben, verfahren, in welchem Falle in
Anbetracht der größeren Konzentration die Abscheidung des Ammoniumnitrats natürlich
weit früher erfolgt.
Weiter hat sich bei der Durcharbeitung des vorliegenden Verfahrens noch ergeben, daß die
entstehenden Doppelsalze, z. B. das Doppelsalz Na2 S O4 (N H4) 2 S O4, sich im Gegensatz zum
Alkalinitrat und Alkalisulfat auch durch ihre Schwerlöslichkeit in Alkohol, Holzgeist und
anderen Lösungsmitteln auszeichnen. Ja, es hat sich herausgestellt, daß dieses Doppelsalz
ebenso wie etwa überschüssiges Ammoniumsulfat z. B. schon in einem Alkohol von ge-
ringerer Stärke praktisch unlöslich ist (Natriumsulfat hingegen ist in 90 prozentigem Alkohol
noch namhaft löslich), so daß es nach dem vorliegenden Verfahren selbst bei Verwendung
eines solchen Alkohols geringerer Stärke leicht und sicher gelingt, auf technisch einfache
Weise ein sehr reines Ammoniumnitrat zu erzielen. Auch hierin liegt ein ganz besonderer,
bedeutender technischer Fortschritt, der um so unerwarteter war, als die bisherigen Versuche
zur Gewinnung des Ammoniumnitrats durch Auslaugen der Reaktionsmasse aus Alkalinitrat
und Ammoniumsulfat ergebnislos geblieben sind.
Zur Ausführung des Verfahrens in dieser Form ist es zweckmäßig, die Komponenten
gleichfalls, wie bereits beschrieben, entweder in wäßriger Lösung oder, noch besser, in
konzentrierter Form aufeinander einwirken zu lassen und dann die Reaktionsmasse nach
vorheriger ganzer oder teilweiser Entwässerung und Zerkleinerung, z. B. mit Alkohol größerer
oder geringerer Stärke, je nach ihrem Wassergehalt, beispielsweise mit 90 prozentigem, in
einer geeigneten Apparatur der Auslaugung zu unterwerfen. Es gelingt auf diese Weise
nach dem vorliegenden Verfahren leicht, ein reines, fast iooprozentiges Ammoniumnitrat
zu erhalten.
Claims (2)
- Patent-An Sprüche:ι. Verfahren zur Gewinnung von Ammoniumnitrat aus Ammoniumsulfat und aus Alkalinitrat oder Gemischen, die neben Alkalinitrat noch andere Alkali- oder Ammoniumsalze enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß man das Ammoniumsulfat im Überschuß anwendet, den man zweckmäßig so hoch bemißt, daß man auf ι Mol. Alkalinitrat mindestens ι Mol. Ammoniumsulfat zur Einwirkung bringt, worauf man das Reaktionsprodukt einer Trennung unterwirft.
- 2. Ausführung des Verfahrens nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß man die Einwirkung der Ausgangsprodukte bei Gegenwart einer zur Lösung der gesamten Salzmenge ungenügenden Wassermenge vor sich gehen läßt, und daß man die Trennung derart vornimmt, daß man durch Zusatz von Flüssigkeiten, die die Löslichkeit des aus molekularen Mengen von Alkalisulfat und Ammoniumsulfat bestehenden Doppelsalzes verschlechtern, z. B. Alkohol, dieses Alkaliammoniumdoppelsalz ausscheidet und das Ammoniumnitrat aus der Mutterlauge abtrennt.
Publications (1)
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