DE2872C - Verfahren zur Herstellung plastischer Gegenstände aus Torf, als Ersatz für Holz, Pappe, Papier etc - Google Patents

Description

PATENTSCHRIFT

1878.

Klasse 37.

GEORG GERCKE jun. in HAMBURG.

Verfahren zur Herstellung plastischer Gegenstände aus Torf, als Ersatz für Holz,

Pappe, Papier etc.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 17. Januar 1878 ab. l\ /J

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Die bisher als werthlos angesehene und bei der Torfgewinnung bei Seite geworfenen obersten Torfschichten bestehen aus einer faserig schwammartigen Masse und veranlafsten" den Erfinder zu Versuchen, welche eine praktische bisher unerkannte Verwendbarbeit dieser Masse zur Herstellung gewisser Erzeugnisse darth'aten.

Es zeigte sich, dafs der l.eiehtQ. .{auch w.eifser Torf genannt) Torf, wenn seine natürliche Structur erhalten . geblieben,'im trockenen Zustande in der senkrechten Richtung -zu. seiner Längsfaser sich bis zur Härte vorn._v schwersten Holz comprimiren läfst, ohne sich zerdrücken zu lassen. Diese Entdeckung legte es nahe, unter Benutzung dieser Eigenschaft verschiedene Gegenstände aus dieser bisher werthlQseiiMasse herzustellen.

Das Verfahren selbst ist ein einfaches und beruht darauf, den rohen Torf unter vollkommener Schonung seiner im nassen Zustande leicht zerstörbaren Fasern und deren Structur zu gewinnen, wobei der Längsschichtung gefolgt werden mufs (welche zuweilen flache Bogen macht), um die Fasern nicht zu durchschneiden.

Nachdem das Rohmaterial in gewünschte Dimensionen geschnitten, wird dasselbe, gegen die Sonnenstrahlen geschützt, auf Brettern oder Lattengerüsten getrocknet, um ein Werfen (Verbiegen) der Platte zu verhindern. Nach vollkommener Trocknung wird das Material dem jedesmaligen Zwecke entsprechend einer weiteren und verschiedenen Behandlung unterworfen, welche im wesentlichen auf starker Comprimirung beruht. Die stark hygroskopische Eigenschaft des Productes mufs, wo dieses Witterungseinflüssen ausgesetzt ist, durch Imprägniren aufgehoben werden.

Beispielsweise kann ein Torfdachdeckungsmaterial, welches den Vorzug bietet, ohne Holzverschalung verwendet werden zu können, folgendermaafsen hergestellt werden.

Die trockenen Torfplatten werden auf circa 10—20 pCt. ihrer ursprünglichen Dicke zusammeng'eprefst und vor Feuchtigkeit durch Tränken in einer warmen Mischung von Theer mit Asphalt geschützt; sodann wird der überschüssige Theer zwischen Walzen und das Product gegen Zusammenkleben mit Sand bestreut.

Ein ferneres Verfahren besteht darin, dafs man die Torfplatten in Kalkmilch tränkt, trocknet, walzt oder prefst, mit Wasserglas imprägnirt und mit Wasserglasfarbe anstreicht. Zur Erhöhung der an sich nicht unbedeutenden Festigkeit des Products dienen Einlagen der verschiedensten Art, welche-zwischen zwei oder mehreren solcher Törfplatten vermittelst geeigneter Bindemittel befestigt werden. Als Einlage sind zu erwähnen: Bast, Heede, Stricke, lange Torffasern, "Haidekraut, Gebüsch, Metall und Holzabfälle etc.; als Binde - und Imprägnirungsmaterial: Theer, Asphalt, Holzwaaren, Leim, Wasserglas, Lacke, Pech, Thon, Harz, Kitte etc.

Die in ihrer natürlichen Structur getrocknete Torffaser besitzt eine grofse Plasticität und giebt bei stärkerem Druck selbst die feinsten Vertiefungen etc. wieder, so dafs sich auch Gegenstände, wie Verzierungen aller Art, gemusterte Flächen und Platten, Gefäfse, Druckplatten u. s. w. aus dem so behandelten Rohmaterial herstellen lassen, zumal diese plastische Eigenschaft sich durch Behandlung mit Dampf (Erwärmung oder Trocknen) noch steigern läfst. Die comprimirte Torfsubstanz gestattet jede beliebige Bearbeitung auf der Drehbank, Hobelbank, läfst sich sägen, bohren, schnitzen, glätten, poliren, färben, appretiren etc. und eignet sich zum Ersatz von Papiermache und Papierstoff, Holz, Horn, Knochen und dergl.

Vorzüge dieses Productes sind:

1. grofse Billigkeit;

2. leichte und einfache Gewinnung und Bearbeitung;

3. grofse Leichtigkeit;

4. gleichmäfsige Structur;

5. nach Belieben zu erhöhende Dichtigkeit, Festigkeit u. s. w.

Claims (3)

1. Patent-Ansprqche:

   i. Benutzung von Torfsubstanz zur Herstellung plastischer Gegenstände;
2. 2. Das Verfahren, aus Torfsubstanz ohne Aenderung ihrer natürlichen Structur durch Trockn en, Pressung, Einlagen, Zusammenkleben etc. eine Masse herzustellen, welche zu Dachdeckungsund Baumaterial, plastischen Gegenständen etc. sich verwenden läfst, als Ersatz für Holz, Papier und Pappwaaren etc.
3. 3. Die Anwendung von jeglichen bekannten

   Bindemitteln, als Theer, Asphalt, HoIzcement, Leim, Wasserglas, Schwefel, Lack, Fetten, Pech, Stearin, Kautschuk, Guttapercha, Tlion, Harzen, Kitten u. s. w., Ein- und Umlegen von Gyps, Cement, Filz, Metall, Holz, Strauchwerk, Schilf, langen Torffasern, Bast, Heede, Tauwerk, Lumpen etc.