DE22595C - Neuerung an Ziegeln - Google Patents
Neuerung an ZiegelnInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 37: Hochbauwesen.
Patentirt im Deutschen Reiche vom l. December 1882 ab.
Die den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildenden Ziegel sind für alle Arten
von Constructionen anwendbar, insbesondere aber für Fufsböden, Terrassen, Decken, Gewölbe,
Treppen, Scheidewände u. dergl. Dieselben charakterisiren sich dadurch, dafs sie auf jeder
ihrer Breitseiten mit einer Aussparung von trapezförmigem oder ähnlichem Querschnitt versehen
sind. Diese Aussparungen bilden eine Art breiter, schwalbenschwanzförmiger Nuthen.
Sie verjüngen sich von einem Ende zum anderen und sind bei jedem Stein so angeordnet, dafs
ihre Verjüngung entgegengesetzt verläuft, dafs also das schmale Ende der auf der einen Seite
des Steines befindlichen Nuth dem breiten Ende der Nuth auf der anderen Seite gegenübersteht.
Die mittlere, d. h. die in halber Höhe gemessene Breite jeder Nuth ist gleich der halben Breite
des Steines. Wenn daher zwei solche Steine neben einander gelegt und mit der so zwischen
ihren Nuthen gebildeten keilförmigen Partie in die Nuth eines dritten Steines geschoben werden,
so erhält man ein genau gefügtes Ganzes, welches sowohl in longitudinaler wie in transversaler
Richtung fest verbunden ist. Die Umkehrung in der Verjüngung der die Verbindung vermittelnden Theile hat die Wirkung, dafs es
von keiner Seite her möglich ist, aus der Construction einen Stein anders als !durch Zerstörung
desselben herauszunehmen, auch wehn man bei Herstellung des Gefüges von der Benutzung
eines Mörtels, wie Kalk oder Cement, gänzlich abstrahirt hat.
Wenngleich man die so mit zwei Nuthen versehenen Ziegel wie gewöhnliche Backsteine flach
vermauern kann, so sind sie doch hauptsächlich in aufrechter, verticaler oder ganz allgemein in
einer geneigten, von der horizontalen abweichenden Position zu verwenden und geben
dann, wie z. B. in Gewölben, eine äufserst sichere Construction, welche von unten her
keiner Unterstützung durch horizontale eiserne oder hölzerne Träger bedarf und welche sich
noch dadurch auszeichnet, dafs sie nicht nur keinen seitlichen Druck auf die sie tragenden
Mauern ausübt, sondern dieselben sogar in horizontaler Richtung verankert.
Uebrigens kann man anstatt der schwalbenschwanzförmigen Nuthen auch beispielsweise
solche mit curvenförmigen oder sonstwie gestalteten Contouren oder mit nicht geradlinig,
sondern absatzweise verlaufenden Verjüngungen verwenden. In allen Fällen aber repräsentiren
die schmalen Seitenflächen der Ziegel die Form eines Parallelogrammes, dessen Winkel die
Neigung, unter welcher die Steine zu benutzen sind, bestimmen. Sind diese Winkel schief, so
vertheilt sich der senkrecht auf die Construction ausgeübte Druck, wie z. B. bei Fufsböden, zum
Theil auch auf die Seitenflächen der einzelnen Steine; bilden dagegen die Seitenflächen Rechtecke,
so stehen sie senkrecht zur horizontalen Oberfläche des zu fertigenden Mauerwerkes.
Auf der Zeichnung veranschaulicht:
Fig. ι die Vorderansicht, das Profil und einen Horizontalschnitt eines nach den Principien der Erfindung ausgeführten Ziegels, der als Grundtypus für die verschiedenen Modificationen betrachtet werden kann;
. Fig. 2 die Verbindung einer Anzahl der in Fig. ι gegebenen Steine;
Fig. ι die Vorderansicht, das Profil und einen Horizontalschnitt eines nach den Principien der Erfindung ausgeführten Ziegels, der als Grundtypus für die verschiedenen Modificationen betrachtet werden kann;
. Fig. 2 die Verbindung einer Anzahl der in Fig. ι gegebenen Steine;
Fig. 3 einen gegen Fig. ι etwas veränderten
Ziegel mit Vergufslöchern.
Die Fig. 4, 5, 6 und 7 zeigen in Ansicht und
Fig. 8, 9, 10 und 11 im Horizontalschnitt
weitere Modificationen in der Ausführung der Erfindung.
Fig. 12 giebt die vollständige Projection der verschiedenen Flächen eines Steines, und
Fig. 13, 14, 15, 16 und 17 sind einige der
den Ziegeln zu gebenden möglichen Profile.
Fig. 18 wird weiter unten Erwähnung finden.
Wie ersichtlich, kann man die Form und die Dimensionen in ausgedehnter Weise variiren.
Immer aber müssen die Verhältnisse so gewählt werden, dafs bei den symmetrisch entgegengesetzten
Nuthen auf den beiden Breitseiten eines Steines die Partien CD und cl dl, Fig. 1,
zusammen in der Oeffnung EF und die Partien A B und a1 b1 in der Oeffnung e1/1 Aufnahme
finden können.
Die Linien, welche die Punkte B und D und ί>1 und dx verbinden, mögen gerade, wie in
Fig. i, 2, 7 und 12, oder gekrümmt bezw. gebrochen sein, wie in Fig. 3, 4, 5 und 6.
Aus Fig. 2 ergiebt sich, dafs, wenn man eine Anzahl Ziegel B B1 B1 in einer Reihe
neben einander aufstellt, sich an den Stofsfugen schwalbenschwanzförmige Keile bilden, von
denen die auf der hinteren Seite belegenen Q Q1 Q% ■ ■ ■ ihre breitere Endfläche oben, die
auf der vorderen q q 1^2. .. dagegen dieselben
unten haben. Diese Keile sind demnach so beschaffen, dafs von denen auf der Vorderseite
der Reihe jeder in eine Nuth auf der Hinterseite der vor der Bildfläche anstofsenden Reihe,
und umgekehrt von denen auf der Hinterseite jeder in eine Nuth auf der Vorderseite der
hinter der Bildfläche anschliefsenden Reihe pafst u. s. f.
Obschon die Schwalbenschwanzform in den meisten Fällen allen Anforderungen genügt, so
ist doch die Verwendung anderer Formen nicht ausgeschlossen. Die Fig. 7, 9 und 11 dürften
dies ohne weiteres bestätigen. Ja, es ist selbst die Modification Fig. 10 mit im Querschnitt
rechtwinkliger Nuth brauchbar, und zwar vorzüglich bei Constructionen mit seitlichen Widerlagern
oder zur Doublirung einer bereits in allen Richtungen verankerten Fläche.
Für gewöhnlich ist der neue Ziegel an den Enden schräg abgeschnitten, so dafs er, auf
die hohe Kante gestellt, eine Position wie in Fig. 13, 14 oder 15 einnimmt. Diese Figuren
zeigen zudem, dafs die Neigung beliebig gewählt werden kann. Je gröfser die Schräge, desto abhängiger
werden die Steine von 'einander und desto leichter gestaltet sich ihre Anwendung.
Bei verticalen Mauern indessen und für Treppenstufen oder ähnliche kleinere Flächen benutzt
man auch gerade Steine wie in Fig. 16. Will man ein. Gewölbe herstellen, so macht man
die Ziegel am einen Ende dicker als an dem anderen, Fig. 17, beläfst ihnen aber immer die
Nuthen und Flügel, welche Stützung und Verbindung der einzelnen Reihen vermitteln. Bei
Brücken würde die unterste Schicht mit solchen Steinen zu bilden sein.
Handelt es sich darum, vier verticale Mauern mit einer horizontalen zu überdecken, so bringt
man ihre oberen Ränder auf gleiches Niveau und legt auf die eine derselben eine Reihe von
Ziegeln, derart, dafs, wenn sie schräg abgeschnitten sind, ihre Neigung von der zu überdeckenden
Fläche nach hinten führt, und dafs, ob sie nun gerade oder schief abgeschnitten
sind, die Nuthen auf derjenigen Seite, an welche die zweite Reihe anschliefst, alle ihr breiteres
Ende nach oben kehren.
Zwischen den vollen Partien jedes Ziegels und den Nuthen der die Verbindung vermittelnden
Ziegel ist ein gewisser Spielraum gelassen, welcher gleichmäfsig zwischen allen Stofsfugen
vertheilt ist und dazu dient, den Mörtel aufzunehmen.
Nachdem so die erste Reihe gelegt und event, nach hinten durch diagonal halbirte Steine oder
gewöhnliches Mauerwerk gestützt ist, bietet dieselbe auf der vorderen Seite eine Anzahl keilförmiger
Partien qx q* . . ., Fig. 2, dar, welche
alle mit ihrer schmalen Basis nach oben gekehrt sind. Um nun die zweite Reihe anzuschliefsen,
bestreicht man einen Ziegel mit Mörtel und schiebt ihn mit seiner Nuth von oben auf
einen der Keile, wie bei q2, Fig. 2. Ist dies
geschehen, so fügt man den zweiten ein u. s. f., bis zur Vollendung der zweiten Reihe. Die
dritte Reihe ergiebt sich in ähnlicher Weise, nur mit dem Unterschied, dafs hier immer zwei
Steine mit der von ihnen gebildeten Keilpartie in eine der Nuthen der zweiten Reihe geschoben
werden. Dieses Verfahren wiederholt sich bis zur vollständigen Ueberdeckung des von den
vier verticalen Mauern gebildeten Raumes. Die Enden jeder Reihe kann man nach Bedarf mit
Halbsteinen, Fig. 7, beschliefsen. Sind zwei verticale Mauern durch eine horizontale zu verbinden,
so verfährt man ganz ähnlich wie bei der soeben beschriebenen Deckenconstruction,
wie ohne weiteres aus Fig. 18 verständlich.
Will man eine Galerie anfügen, so hat man nur nöthig, die horizontale Mauer so weit über
die verticalen Mauern weiterzuführen, bis die gewünschte Breite für die Galerie erreicht ist.
Es bedarf dann aber für die ersten Reihen durchlochter Ziegel, Fig. 3, und einer Verbolzung
derselben; oder man kann mit denselben Ziegeln Consolen mauern, welche von der verticalen
Mauer ausgehen und die Galerie tragen. In keinem Fall aber ist es erforderlich, die
Steine während des Fortganges der Arbeit zu stützen; denn die einmal gelegten Steine halten
immer die neu eingefügten, und die seitlichen Mauern verhindern das Ganze, herabzustürzen.
Sollen Treppen mittelst der Ziegel hergestellt werden, so mufs man sie gleichzeitig mit den
verticalen Mauern aufführen, damit die Enden jeder Stufe in das Mauerwerk eingreifen.
Hat eine aufzuführende Brücke eine solche Spannweite, dafs sie gewölbt werden mufs, so
benutzt man für die unterste Lage des Bogens Ziegel der in Fig. 17 veranschaulichten Form.
Mit diesen Ziegeln beginnt man von beiden Seiten gleichzeitig zu mauern und schliefst den
Scheitel mit Steinen, welche die breiten Enden der beiden Nuthen nach unten, kehren, oder,
einfacher noch, mit schlichtem Kunststein oder mit Bruchstein. Während der Herstellung des
Bogens kann man die Reihen in gröfseren oder geringeren Abständen durch untergebaute Gerüste
stützen.
Zur Fabrikation der Ziegel läfst sich jedes bisher zu Kunststeinen verarbeitete Material
verwenden (Terracotta, Cement, Gyps etc.). Die Oberfläche mag glatt oder gerauht sein.
Falls auf möglichst geringes Gewicht der Construction Bedacht genommen werden mufs, so
verwendet man Hohlsteine von im übrigen unveränderter Form.
Unter gewissen Umständen kann man die Ziegel mit Nuthen versehen, deren Ränder, anstatt
zu convergiren, parallel laufen.
Die zur Erzeugung der Ziegel benutzten Formen können aus zwei symmetrischen Theilen
bestehen, welche zur Bildung der Nuthen auf ihrem Boden mit entsprechenden keilförmigen
Ansätzen versehen sind, von denen der eine zum Verschieben eingerichtet ist und nach der
Vollendung des Steines zuerst herausgezogen wird, um die Herausnahme des Fabrikates zu
gestatten.
Der zur Formgebung nöthige Druck kann auf die Breitseiten oder in Richtung der Länge der
Ziegel ausgeübt werden; im letzteren Fall mögen die keilförmigen Ansätze fest mit den Formtheilen
verbunden sein und werden dann durch einfaches Verschieben dieser Formtheile gegen
einander aus den Nuthen des geformten Steines befreit.
Claims (6)
1. durch Nuthen, welche je auf einer der beiden Breitseiten des Steines angeordnet
sind und deren Abmessungen denjenigen der beiden sie seitlich begrenzenden, vorstehenden
Partien zusammengenommen entsprechen;
2. durch entgegengesetzt verlaufende Verjüngung der beiden Nuthen;
3. durch Seitenflächen in Form eines Parallelogrammes mit mehr oder weniger schiefen
Winkeln, Fig. 13, 14 und 15, und durch
Endflächen in Form eines doppelten oder einfachen T, Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10,
11, 12 bezw. 7;
4. durch ihre Verwendbarkeit auch in rectangulärer Form, Fig. 16, oder trapezoidaler Form,
Fig. 17, je nachdem verticale Mauern oder Wölbungen auszuführen sind;
5. durch die Art und Weise der Verbindung der Ziegel unter einander, wie solche verdeutlicht
ist in Fig. 2;
6. durch Verwendbarkeit von Nuthen mit geschweiften, Fig. 3 und S, oder mit gebrochenen,
absatzweise verlaufenden Rändern, Fig. 4 und 6.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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DE (1) | DE22595C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE969775C (de) * | 1954-03-19 | 1958-07-17 | Georg Reichert | Treppe aus nebeneinanderliegenden, an der Oberseite stufenfoermig ausgebildeten Lauftraegern |
-
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE969775C (de) * | 1954-03-19 | 1958-07-17 | Georg Reichert | Treppe aus nebeneinanderliegenden, an der Oberseite stufenfoermig ausgebildeten Lauftraegern |
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