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DE2130545A1 - Pharmazeutischer Formkoerper - Google Patents

Pharmazeutischer Formkoerper

Info

Publication number
DE2130545A1
DE2130545A1 DE19712130545 DE2130545A DE2130545A1 DE 2130545 A1 DE2130545 A1 DE 2130545A1 DE 19712130545 DE19712130545 DE 19712130545 DE 2130545 A DE2130545 A DE 2130545A DE 2130545 A1 DE2130545 A1 DE 2130545A1
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
active ingredient
pharmaceutical
vitamin
finely divided
cellulose
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Pending
Application number
DE19712130545
Other languages
English (en)
Inventor
Helmut Dr Mueller
Eberhard Dr Nuernberg
Eberhard Dr Rettig
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
Merck Patent GmbH
Original Assignee
Merck Patent GmbH
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by Merck Patent GmbH filed Critical Merck Patent GmbH
Priority to DE19712130545 priority Critical patent/DE2130545A1/de
Priority to GB2075472A priority patent/GB1318169A/en
Priority to ES403972A priority patent/ES403972A1/es
Priority to FR7221992A priority patent/FR2143059B1/fr
Priority to BR371172A priority patent/BR7203711D0/pt
Publication of DE2130545A1 publication Critical patent/DE2130545A1/de
Pending legal-status Critical Current

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    • AHUMAN NECESSITIES
    • A61MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
    • A61KPREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
    • A61K9/00Medicinal preparations characterised by special physical form
    • A61K9/20Pills, tablets, discs, rods
    • A61K9/2004Excipients; Inactive ingredients
    • A61K9/2022Organic macromolecular compounds
    • A61K9/205Polysaccharides, e.g. alginate, gums; Cyclodextrin

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  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Medicinal Chemistry (AREA)
  • Pharmacology & Pharmacy (AREA)
  • Epidemiology (AREA)
  • Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
  • Animal Behavior & Ethology (AREA)
  • General Health & Medical Sciences (AREA)
  • Public Health (AREA)
  • Veterinary Medicine (AREA)
  • Pharmaceuticals Containing Other Organic And Inorganic Compounds (AREA)
  • Medicinal Preparation (AREA)

Description

Merck Patent Gesellschaft 9. Juni 1971
rait beschränkter Haftung
Darmstadt
Pharmazeutischer Formkörper
Die Erfindung betrifft einen pharmazeutischen Formkörper mit verzögerter Wirkstoffabgabe, der Galaktoraannan (nachstehend als GM bezeichnet) enthält.
Galaktomannane (GM) sind natürliche Ilydrokolloide, die z.B. in den Kernen der Guar-Schote (Cyamopsis tetragonoloba) bzw. in den Kernen der Schoten des Johannesbrotbaumes (Ceratonia siliqua) vorkommen. Der chemischen Struktur nach sind es Polysaccharide, die aus einer langgestreckten Hauptkette aus Mannose-Molekülen mit eingliedrigen Verzweigungen von Galaktose-Molekülen bestehen. In den aus Guar-Endospermmehl gewonnenen GM trägt im statistischen Mittel jede zweite Mannose-Einheit, in den aus Johannesbrotkernraehl gewonnenen durchschnittlich jede vierte Mannose-Einheit eine eingliedrige Verzweigung aus Galaktose. Die GM lösen sich in Wasser, gegebenenfalls beim Erwärmen. Schon geringe Konzentrationen können hochviskose kolloidale Lösungen ergeben.
Die Verwendung der GM zur Herstellung haltbarer wasserlöslicher Vitaminzubereitungen ist bekannt. Auch die Verwendung von GM in Mengen bis zu 10 Gewichtsprozent als Hilfsstoff bei der Tablettenherstellung ist bekannt.
0B?0!1A!- INSPECTED 209852/1084
Weder die bekannten GM-haltigen Vitaminzubereitungen noch die bekannten GM~haltigen Tabletten zeigen eine nennenswerte Verzögerung bei der Wirkstoffabgabe. Die Verwendung von GM zur Herstellung pharmazeutischer Formkörper mit verzögerter Wirkstoffabgabe ist neu.
Es wurde gefunden, daß beim Zusatz von mehr als 20 Gewichtsprozent GM bei der Herstellung pharmazeutischer Formkörper ein rascher Zerfall derselben durch eine Hydratisierung der Oberfläche des GM verhindert wird, so daß der Wirkstoff durch diese gallertartige Hydrathülle diffundieren muß. Aus diesem Grund geben diese Formkörper den in ihnen enthaltenen Wiirlcstoff verzögert ab, was in vielen Fällen erwünscht ist.
Gegenstand der Erfindung sind pharmazeutische Formkörper mit verzögerter Wirkstoffabgabe, gekennzeichnet durch einen Gehalt an mindestens 20 Gewichtsprozent GM sowie ein Verfahren zur Herstellung derselben, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man ein Gemisch verpreßt, das neben mindestens einem pharmazeutischen Wirkstoff sowie gegebenenfalls einem oder mehreren pharmazeu- ' tischen Hilfsstoffen mindestens 20 Gewichtsprozent GM enthält.
Es ist bekannt, Formkörper mit verzögerter Wirkstoffabgabe herzustellen, indem man diese z.B. mit einem wasserunlöslichen Kunststoff gerüst versieht, aus dem der Y/irkstoff nur langsam abgegeben wird.
Die erfindungsgemäßen Formkörper besitzen demgegenüber den Vorteil einer sehr einfachen Herstellung und darüber hinaus den Vorteil der völligen physiologischen Indifferenz und toxikologischen Unbedenklichkeit des GM.
209852/1084
_ 3 —
Unter Formkörper werden erfindungsgemäß alle diejenigen verstanden, die unter Anwendung von Druck verpreßt worden, in erster Linie Tabletten und Drageekerne, Nur durch die Anwendung.des Drucks erhält man Formkörper, die die gewünschten Eigenschaften der verzögerten Wirkstoffabgabe besitzen. Die an sich bekannten GM-halt igen Zubereitungen (z. B,. Einbettungen) , die ohne Anwendung1 von Druck "hergestellt sind, zeigen als solche diese besonderen Eigenschaften nicht.oder nur in wesentlich geringerem Ivfrße. Im übrigen soll der Ausdruck "Formkörper" die verschiedenartigsten geometrischen Formen einschließen, die mit Hilfe entsprechender Tablettiermasch'inen geformt werden können, 3.h. in der Regel Zylinder, Kugeln, Halbkugeln und Mischformen derselben, die die Gestalt der entspx^echenden Matrix annehmen können, Im allgemeinen liegt dex* Durchmesser der Formkörper im Bereich zwischen 3 und 30, im besonderen 5 und 20 mm, die Dicke (Steghöhe) zwischen 1 und 10, vorzugsweise zwischen 2 und 7 mm.
Die erfindungsgemäßen Formkörper enthalten einen oder mehrere Wirkstoffe. In Multivitamin-Mineralsalz-präparaten können z.B. bis zu 30 Wirkstoffe enthalten sein. Abgesehen von den üblichen Kriterien des Aggregatzustandes und der Stabilität unterliegt die Auswahl dex* erfindungsgemäß geeigneten Wirkstoffe keinen Beschränkungen. Insbesondere können wasserlösliche und/oder wasserunlösliche bzw. in Wasser schwer lösliche Wirkstoffe eingesetzt werden. Beispielsweise eignen sich als Wirkstoffe Vitamine, wie Vitamin Λ und dessen Ester, Vitamin B1 (Thiamin) und dessen Derivate, z.B. Thiamin-mononitrat, Thiamin-phosphate; Vitamin B„ (Lactoflavin, Riboflavin); Vitamin Bg (Pyridoxin) und dessen Derivate, z.B. das Hydrochlorid oder das Phosphat, Pyridoxal, Pyridoxal phosphat, Pyridoxamin, Pyrithioxin; Vitamin B,„ unc* dessen Derivate, z.B. Hydroxocobalaminj Vitamin C (Ascorbinsäure) und dessen Derivate, z.B. Calciumascorbat oder Ascorbylpalmitat;
20985?/108A
Vitamin D0 und D0 und deren Derivate: Vitamin E und dessen Derivate«, z„B0 «-Tocopherylacetat; Vitamin K, z.B. Menadion; Biotin; Pantothensäure und deren Derivate, z.B. Calcium-D- pantothenat\ Rutin; Nicotinsäureamid; Antibiotica, wie 'Penicillin und dessen Derivate j ζβΒ«, Phenoxymethy !penicillin, Phenoxyäthylpenicillin, Ampicillin; Tetracycline wie Chlor- oder Hydroxytetracyclin; Chloramphenicol; Steroide, wie Corticoide, z.B.. Hydrocortisoii;. Cortison, Prednisolon, Prednison, Prednyliden, Fluprednylideiij Dexamethason, Betamethason« Progesteron und
dessen Derivate, zoB, Chlormadinonacetat; Testosteron und Nor- ! - testosteron und deren Derivate, z.B. ITa-Methyltestosteron, " Tioraesteron, Noräthisteronj Östrogene, z.B. Östron oder Östradiol. wnd deren Ester; herzaktive Glykoside, z.B. Digitoxin, Lanatosid C oder Peruvosidj Snzyaie^ zoEe Fankreatin, Bromelin;- Alkaloide, zeBs Srgocscistin, Ergonovin, Morphin, Papaverin, Scopolamin; sonstige Phajpaiazeutica aller ÄrtP E0B1, Acetylsalicy !säure, ÄmptietaaixB«, Barbitu^sauice uad deren Derivate, z.B, Bax'biial, " Cyclobartitalj Fhenobaffbital und des?ea Salze, Carbachol, Carisop2°©dols Ciilordiaaepoxldj Chlorothiazid, Diazepam, Dihydro-Siydresycodeiiaoa und dessen SaIsS3 Esipaverin, Fencamfamin, Hydrochlorotiiiaaidp 7-(2-H^dsO3£ypropyI)-tiieophyllin, Isopropylantipyrxn, Eleprobasaat ρ Methaqualoa? ParabromdylasBin, Phenacetin, Piperazinadipatj S-Pyridiniaethanql und dessen Salze, Raccphedrin und h dessen Salz©gSiilfaiiilaaiid und dessen Derivate, z.B. Sulfape^in. oder 2-Sulfanilamido-5-äthyl-pyriinidin9 L- oder D-Thyro2£in, Ti'ichlormethiazidp L- oder Dr-Trijodthyroniii,
Der Wirkstoffgehalt der ForMsörpes· k&Em sich innerhalb weiter Grensen bewegea«, Hacli unten ist er durch die geringstwirksame Dosis j nach olosa durch d©a Mindestgehalt an GMS der die Wirkstoff abgabe noch, verzögert j begrenzt. Dementsprechend 'liegt der-Wirkstoffgelialt etwa swischen O?O1 umd S9 Gewischtsprozent.
20385 2/1084
Die GM können zum Beispiel in Form aller handelsüblichen Produkte verwendet werden. |
Insbesondere haben sich zwei Handelsprodukte mit mittleren Molekulargewichten von etwa 50 000 und etwa 280 000 als · geeignet erwiesen. Dabei zeigt das hochmolekulare GM einen höheren "Retardeffekt" als die niedrigmolekulare Type. Grundsätzlich eignen sich erfindungsgemäß GM mit mittleren Molekulargewichten zwischen etwa 30 000 und etwa 400 000, vorzugsweise zwischen etwa 40 000 und etwa 350 000. Der Gehalt an GM in den Formkörpern bewegt sich zwischen etwa 20 und etwa 99,99, vorzugsweise zwischen etwa 20 und etwa 90 Gewichtsprozent. Auch bei niedrigeren GM-Gehalten treten meßbare Verzögerungen der Wirkstoffabgabe auf; jedoch sind diese für die Praxis in der Regel nicht befriedigend. Normalerweise werden in der Praxis solche GM-Typen verwendet, die bei'eits in niedriger Konzentx"ation hochviskose Lösungen bilden und damit einen starken Verdünnungseffekt aufweisen.
Es ist möglich, die erfindungsgemäßen Formkörper ohne Zusatz weiterer Hilfsstoffe herzustellen, so daß sie außer dem Wirkstoff und GM keine weiteren Bestandteile enthalten. Zweckmäßiger ist es jedoch bei der Herstellung einen oder mehrere pharmazeutische Hilfsstoffe zuzusetzen. Als solche eignen sich die üblichen Streck- und Füllmittel, Quellstoffe, Adsorptions-, Feuchthalte-, Binde-, Gleit-, Spreng- und Gegensprengmittel, im einzelnen beispielsweise Kohlehydrate wie Stärke (z.B. Weizen-, Reis-, Mais-, Kartoffelstärke), Zucker (z.B. Lactose, Saccharose), Dextrin, Inulin, Cellulose und deren Derivate (z.B. Cellulosepulver, mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylcellulose und deren Salze, z.B. das Natriumsalz, Methylcellulose, Aethylcellulose, Hydroxyäthylcellulose, Hydroxypropy!cellulose), Alginsäuren und deren Salze, Agar-Agar, Tragant, Gummi arabicum, Pektine (z.B. getrock-
209852/1084
netes Apfelpektin oder Natriumamylopektinglykolat) ; Schellack; • höhere Alkohole wie Stearylalkohol, Cety!alkohol; Hexite wie Mannit oder Sorbit; Carbonsäuren wie Benzoesäure, Citronensäure, Stearinsäure, Palmitinsäure, Stearin; Fette wie Kakaobutter; Salze und Seifen wie Calciumlactat, Calcium- oder Magnesiumstearat, Natriumlaurylsulfat; entfettetes Magermilchpulver; Harnstoff; Gelatine; Casein; CholesterinJ Polyäthyleiiglykole und deren Ester, z.B. mit Fettsäuren; Polyvinylverbindungen wie Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylalkohol, Polyvinylacetat, Mischpolymerisate aus Vinylpyrrolidon und Vinylalkohol oder aus Vinylalkohol und Vinylacetat; Paraffin; anorganische Zusatzstoffe ψ wie Kieselsäure (insbesondere feinteilige Kieselsäure), Aluminiumoxid, "Aluminiumhydrosilikat, Aluminiumhydroxid, Calciumcarbonat, Calciumphosphat, Natriumchlorid, Natriumbicarbonat, Talk. Einige dieser Zusatzstoffe tragen zu einer Erhöhung des "Retardeffekts" bei, z.B. Polyvinylverbindungen und Cellulosederivate.
Weiterhin können übliche Konservierungs-, Btabilisierungs- oder Netzmittel, Emulgatoren, Salze zur Beeinflussung des osmotischen Drucks, Puffersubstanzen, Färb-, Geschmacks- und/oder Aromastoffe zugesetzt v/erden.
Die erfindungsgemäßen Formkörper können in üblicher V/eise
»gepreßt werden, wobei man die Bestandteile vorher mischt, erforderlichenfalls mahlt, siebt und gewünschtenfalls granuliert. Bevorzugt ist eine Pressung ohne vorherige Granulation (direkte Verpressung, Pulverpressung) bei Drucken zwischen etwa 1000 und etwa 10 000 at. Alle üblichen Tablettiermaschinen, vorzugsweise Rundläufermaschinen mit Rührkammer-Füllschuhen, eignen sich zur Pressung der Formkörper.
BAD ORIGINAL 20 9 8 52/1084
— τ —*
Füi* schlecht fließende Pulver gemische verwendet man zweckmäßig zusätzliche Rühr-, Rüttel- oder Vibriervorrichtungen. Es ist auch möglich, die Wirkstoffe in Form von Einbettungen zu inkorporieren; diese Einbettungen können z.B. durch Sprühtrocknung hergestellt werden.
Die erhaltenen Formkörper können gewünschtenfalls mit Ueberzügen (z.B. Drageedecke oder Lackfilmschicht) versehen werden. Diese Ueberzüge können zusätzliche Effekte auf die Verdauung oder die Freisetzung der Wirkstoffe ausüben, falls das erwünscht ist. Darüber hinaus können die U· berzüge - insbesondere die Drageedecken - Arzneistoffe enthalten, die ohne Verzögerung nach der Applikation freigesetzt werden. Formkörper, die außer den erfindungsgemäßen Eigenschaften auch eine sofortige Freisetzung von Wirkstoffen gewährleisten, können z.B. in Form von Manteltabletten (dry coated tablets) oder Mehrschichtentabletten gewonnen werden. Bei Manteltabletten muß der sogenannte Kern die GM-haltige Kombination enthalten, während die Deckenschicht aus einer normalen Wirkstof f-IIilf sstdf f-Kombinat ion besteht. Bei Herstellung von MehrSchichtentabletten wird analog verfahren, d.h. die eine der Schichten muß mindestens 20 % GM enthalten.
Die verzögerte Wirkstoffabgabe aus den erfindungsgemäßen Formkörpern kann z.B. in einer Verdauungsapparatur nach der "USP-Methode" festgestellt werden. Eine geeignete Apparatur wird z.B. von der Firma ERWEKA, Heusenstamm bei Hanau, hergestellt. Man inkubiert z.B. in der Regel bei 37° mit
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1. Wasser
2. künstlichem Magensaft (pH 1,2; nach USP XVIIl)
3. künstlichem Darmsaft (pH 7,5; nach USP XVIII) oder
4. nach der "Half-Change-Methode" nach Münzel, wobei man von künstlichem Magensaft ausgeht und jeweils nach einer Stunde die Hälfte der Inkubationsflüssigkeit entnimmt und durch künstlichen Darmsaft ersetzt.
In der Regel werden aus den erfindungsgemäßen Formkörpern unter diesen Bedingungen innerhalb 1 bis 2 Stunden 50 % ("50%-Werte"), innerhalb 7 bis 10 Stunden 90 % des vorhandenen Wirkstoffs abgegeben (in Freiheit gesetzt). Je höher der GM-Anteil im Formkörper ist, um so mehr wird die Wirkstoffabgabe verzögert; beispielsweise kann der "50%-Wert" von Ascorbinsäure-Tabletten von 1 auf 2 Stunden erhöht werden, wenn man den GM-Gehalt von 21 auf 35 Gewichtsprozent heraufsetzt.
Das Prinzip der verzögerten Freisetzung des Wirkstoffes aus einem GM-haltigen Formkörper beruht auf der Hydratation dos k Kolloids beim Zutritt von Wasser, Magen- oder Darrasaft. Hierbei erfolgt eine Quellung, die von der Oberfläche mit dem Eindringen der Feuchtigkeit in den Formkörper langsam fortschreitet. So entsteht eine permeable gallertartige Hülle. Die Freisetzung des Wirkstoffs hängt dementsprechend nicht vom pH-Wert ab und dürfte auch von den enzymatisehen Verhältnissen der Verdauungsflüssigkeiten, die ja beim kranken Menschen gestört sein können, weitgehend unabhängig sein.
209852/108
In den folgenden Beispielen sind Rezepturen für Gemische angegeben, die erfindungsgemäß ohne vorheriges Granulieren zu Tabletten bzw. Drjageekernen verpreßt wex'den, derart, daß jeder einzelne der so erhaltenen Formkörper die angegebene Zusammensetzung besitzt. Falls Dragees erwünscht sind, werden die erhaltenen Kerne anschließend in üblicher Weise mit einer Zucker-Dragiersuspension behandelt. Durch Ueberziehen der Kerne mit einer Lackschicht können Lacktabletten erhalten werden. Es werden verschiedene Arten von GM verwendet, deren durchschnittliche Molekulargewichte in Klammern angegeben sind. D = Durchmesser, St = Steghöhe (Dicke) der Formkörper.
Beispiel mg 1
250 mg 1 Ascorbinsäure
350 mg GM (50 000)
90 mg Cellulosepulver
50 Maisstärke
20 mg feinteilige Kieselsäure
10 mg Magnesiumstearat
D = 13 mm, St = 4,6 mm.
209852/108
Beispiel 2
250 mg L-Ascorbinsäure .
250 mg GM (50 000) oder GM (280 000)
100 mg Lactose
40 mg Cellulosepulver
30 mg Weizenstärke
20 mg feinteilige Kieselsäure
10 mg Calciumstearat
D = 12 mm, St's 5 mm; die "50 %-Werte" (= Freisetzung von 50 % der in der Tablette enthaltenen Ascorbinsäure in der ERWEKA-Verdauungsapparatur) mit Wasser bei 37° betrugen bei Verwendung des niedrig-molekularen GM 2 Stunden, bei Verwendung des hochmolekularen GM 2 3/4 Stunden; bei GM-freien Tabletten war dagegen bereits nach 30 Minuten die gesamte Wirkstoffmenge im Lösungsmittel aufgelöst.
Beispiel 3 mg L-Ascorbinsäure
250 mg GM (50 000)
150 mg Lactose .»
190 mg Carboxymethylcellulose, Na-SaIz
40 mg Reisstärke
35 mg feinteilige Kieselsäure
25 mg Magnesiurastearat
10
D = 12 mm, St = 5 mm; "50 %-Wert" (Half-Change-Methode): 1 Stunde,
209857M084
Beispiel 4
mg Pyridyl-3-carbinol-tartrat Mg GM (280 GOO) 90 mg Cellulosepulver
63 mg Kartoffelstärke
30 mg feinteilige Kieselsäure 10 mg Magnesiumstearat
D = 15 mm, St = 7 mm; 50 %-Wert (künstlicher Magensaft): 2 Stunden. Beispiel 5
10 mg Pyridoxol-Hydrochlorid 40 mg GM (230 000) 25 mg Lactose
10 mg Cellulosepulver 10 mg Maisstärke 3 mg feinteilige Kieselsäure 2 mg Calciumarachinat
D = 7 mm, St = 2 mm. Beispiel 6
10 mg Mepiprazol-Dihydrochlorid
64 mg GM (280 000)
72 mg Calciumphosphat 8 mg· Cellulosepulver 4 mg feinteilige Kieselsäure 2 mg Magnesiumstearat
D = 8 mm, stark gewölbte Form; 50 %-Wert(in künstlichem Magensaft):
1 Stunde.
20985?/in*U
Beispiel 7
2 rag Hydrocortison 65 mg GM (280 000) 43 mg Lactose 20 mg Cellulosepulver 15 mg Weizenstärke 10 mg feinteilige Kieselsäure 5 mg Magnesiumstearat
D = 8 mm, stark gewölbte Form; 50 %-Wert (Half-Change-Methode): " 2 Stunden.
Beispiel 8
100 mg L-Ascorbinsäure 100 mg GM (280 000) 100 mg Lactose 20 mg Methylcellulose 15 mg Reisstärke
10 mg feinteilige Kieselsäure 5 mg Magnesiumstearat
fc D ■= 10 mm, St = 3,4 mm, Beispiel 9
250 mg L-Ascorbinsäure 350 mg GM (280 000) 50 mg Kartoffelstärke 20 mg feinteilige Kieselsäure 10 mg Magnesiumstearat
D ~ 13 mm, St - 4 mm.
209852/108A
Beispiel 10
250 mg Ascorbinsäure 350 mg GM (280 000) 90 mg Cellulosepulver 50 mg Kartoffelstärke 10 mg Magnesiumstearat
D = 13 mm, St = 4,5 mm. Beispiel 11
250 mg Ascorbinsäure 350 mg GM (280 000) 60 rag Talk
D = 13 mm, St = 3,8 mm. Beispiel 12
10 mg Vitamin B,2-Konzentrat 1 %ig, gesprüht
(enthaltend 0,1 mg Vitamin B12 unc* 9,9 mg Lactose) 400 mg GM (280 000) 24,25 mg Cellulos'epulver 9 mg feinteilige Kieselsäure 6,75 mg Magnesiumstearat
D = 11 mm, St = 4,1 mm.
209852/1084
Beispiel 13
10 mg einer Verreibung bestehend aus 0,1 mg Vitamin B12
(Cyanocobalamin) und 9,9 mg Lactose 100 mg GM (280 000) 299,25 mg Lactose 25 mg Cellulosepulver 9 mg feinteilige Kieselsäure 6,75 mg Magnesiumstearat
ρ D = 11 mm, St = 3,5- mm. Beispiel 14
585 mg Phenobarbetal 150 mg GM (280 000) 7,5 mg feinteilige Kieselsäure 7,5 mg Magnesiumstearat
D = 13 mm, St = 4 mm, Beispiel 15
525 mg Acetylsalicylsäure 180 mg GM (280 000)
7,5 mg feinteilige Kieselsäure 37,5 mg Talk
D = 13 mm, St = 4,4 mm.
209852/1084
**- 7130545
Beispiel IG
Man granuliert ein Pulvergemisch und preßt anschließend zu Tabletten folgender Zusammensetzung:
585 mg Acotylsalicylsäure 150 mg GM (280 000) 7,5 mg feinteilige Kieselsäure 7,5 mg Magnesiumstearat
D = 13 mm, St = 4,5 mm. Beispiel 17
Auf einer Handpresse preßt man aus einer 0,1 %igen Einbettung von Vitamin B12 (Cyanocobalamin) in GM (50 000) Tabletten folgender Zusammensetzung:
0,1 mg Vitamin B12 99,9 mg GM (50 000)
D = 7 mm, St = 2 mm.
Beispiel 18 (Zweischichtentablette)
Man siebt und mischt Pulvergemische, die nach geeigneter Granulation auf einer Zweischichten-Tablettenmaschine zu Zweischichten-Tabletten folgender Zusammensetzung gepreßt werden:
a) "Retardschicht" mit verzögerter Wirkstoffabgabe:
12 mg Panthenol-Sprüheinbettung in GM (50 000), 50 %ig 2 mg Pyridoxoliumchlorid Ascorbinsäure Nicotinsäureamid GM (280 000), granuliert Lactose, granuliert Cellulosepulver 50 rag Talk
55 mg
15 mg
220 mg
141 mg
5 mg
209852/108/«
-ν*-. 7130545
b) "Uormalscliicht" mit normaler Wirkst off abgabe:
4j4 mg Vitamin i\~Acetat
3j3 mg Vitamin Β,-Sprülieixibettung i» Methyl cellulose, 33 1/3%-1,65 mg Riboflavin - ig
1,3 mg Vitamin B32-Sprüheinbettung in GM {50 000), O,1 %ig 4 mg Vitamin E-Äcetat auf feinteiliger Kieselsäure, 50 163,35 -mg Lactose, granuliert
2 mg Cellulosepulver
mg Talk
D = 13 mm.
209857^1084

Claims (3)

Patentaiispräche:
1. Pharmazeutischer Formkörper mib verzögerter Wirkstoffabgabe, gekennzeichnet durch einen Gehalt an mindestens 20 Gewichtsprozent Galaktomannan.
2. Verfahren zur Herstellung pharmazeutischer Formkörper mit verzögerter Wirkstoffabgabe, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Gemisch verpreßt, das neben mindestens einem pharmazeutischen Wirkstoff sowie gegebenenfalls einem oder mehreren pharmazeutischen Hilfsstoffen mindestens 20 Gewichtsprozent Galaktomannan enthält.
3. Verwendung von Galaktomannan zur Herstellung pharmazeutischer Formkörper mit verzögerter Wirkstoffabgabe.
2 0 9 8 52MÜ8i
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