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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Produkt aus einer Kupferlegierung
der Cu-Ni-Si-Gruppe mit hoher mechanischer Festigkeit und hoher
elektrischer Leitfähigkeit
sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung.
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Bekanntlich
benötigt
eine Legierung auf Kupferbasis eine hohe elektrische Leitfähigkeit
und eine hohe mechanische Festigkeit bzw. Bruchfestigkeit für Anwendungen
z. B. als Leiterrahmen oder Systemträger von elektronischen Komponenten,
wie etwa integrierte und hochintegrierte Halbleiterschaltungen und
-bauelemente, sowie für
Anwendungen als mechanisch stabile elektrische Komponenten. Ein
Systemträger
für Halbleiterbauelemente,
welcher eine wesentliche Rolle bei der Kapselung einer integrierten
Schaltung spielt, wird aus einer Rolle aus dünnem Blech durch Stanzen oder
chemisches Ätzen
gewonnen. Dieser Systemträger
hält die Anordnung
einzelner Komponenten während
des Zusammenbaus in Position und wird ferner ein Teil eines integrierten
Schaltkreises nach dem Umgeben bzw. Umspritzen der elektronischen
Komponenten mit Kunststoff. Nach diesem Spritzvorgang werden Beinchen
des Systemträgers
mit Zinn und/oder Blei zur Oberflächenstabilisation beschichtet.
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Da
einige neuere Halbleiterkomponenten bei Temperaturen von mehr als
100 Grad Celsius verwendet werden, wird auch die thermische Stabilität derartiger
Komponenten immer wichtiger. Daher sind als Materialeigenschaften
für Anwendungen
als Leiter, insbesondere als Systemträger für Halbleiterbauelemente notwendig:
hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit, exzellenter thermischer
Erweichungswiderstand, d. h. hoher Schmelzpunkt, sowie gutes Lötverhalten
und Elektroplattierungs- bzw. Galvanisierungsverhalten. Insbesondere
nehmen mit zunehmender Automatisierung des Halbleiter-Kapselungsverfahrens
auch die Anforderungen an die Festigkeit bzw. Bruchfestigkeit des
Materials zu.
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Das
bekannteste Material für
derartige Anwendungen ist das sog. C7025-Material (eine Cu-Ni-Si-Mg-Legierung)
von Olin. Dieses Material ist jedoch schwierig herzustellen aufgrund
seiner nicht-einheitlichen Zusammensetzung und zunehmender Viskosität der Schmelze,
welche von einem Oxidationsverlust des 0,15%igen Mg-Gehaltes während des
Schmelzvorganges herrührt.
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In
der Zwischenzeit sind auch aushärtbare
Legierungen nach dem Ausscheidungsverfahren bekannt geworden, wie
etwa die sog. Corson-Gruppe-Legierungen (0,5–4,0% Nickel (Ni); 0,1–1,0% Silizium
(Si) und Kupfer als Rest (Cu)) sowie ein weiteres Material, welches
in der japanischen Offenlegungsschrift
JP-OS S60-45698 von Nihon Kougyo
bekanntgeworden ist.
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Das
aus der letztgenannten Druckschrift bekannte Material wird aus einer
Zusammensetzung von Cu-Ni-Si mit 14 ausgewählten Zusätzen hergestellt und weist
eine Ausscheidungspartikelgröße von 1–5 μm auf. Bei
dem hierfür
vorgeschlagenen Herstellungsverfahren wird ein Heißwalzvorgang
bei etwa 800 Grad Celsius an einem Legierungsbarren bzw. -block
durchgeführt – nachfolgend
als ”Vergütungs- bzw.
Lösungsglühen” bezeichnet.
Ferner wird eine Oberflächenbehandlung,
ein Kaltwalzvorgang, ein Ausheilen bei 800 Grad Celsius, ein erneuter
Kaltwalzvorgang sowie ein Veredelungsvorgang für 6 Stunden bei 420 Grad Celsius durchgeführt. Die
vorgeschlagene bekannte Legierung möchte zwar das Antikorrosionsverhalten
der Legierung sowie deren Festigkeit und die Verteilung von grobkörnigen Ausscheidungspartikeln
verbessern. Nirgendwo wird jedoch die Unterdrückung bzw. Hemmung von Ausscheidungen
und deren Wachstum angesprochen. Außerdem benötigt die bekannte Legierung
das genannte Vergütungsglühen, was
die Herstellungskosten entscheidend in die Höhe treibt.
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Aber
auch die durch Aushärtung
hergestellte Corson-Gruppe-Legierungen erreichen eine Verbesserung
der Festigkeit und elektrischen Leitfähigkeit allein durch eine Veredelung,
welche die zuvor genannte Wäremebehandlung
voraussetzt.
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Ferner
offenbart Patents Abstracts of Japan, C-518, 3. August 1998, Vol.
12/Nr. 283,
JP 63-62
834 A eine Kupferlegierung der eingangs genannten Art.
Diese ist lediglich bezüglich
ihrer Bestandteile Nickel (0,4–4%)
und Silizium (0,1–1%)
genauer definiert. Neben diesen Bestandteilen soll die Legierung
noch weitere Bestandteile in der Menge von 0,001–3,0% aufweisen können. Einer
dieser möglichen
Bestandteile ist Zinn. Die Veröffentlichung
enthält
aber keine Ausführungen
zu der Ausscheidungsgröße in Produkten,
die mit diesen Legierungen erzeugt werden. Insbesondere ist in der
Veröffentlichung
kein Produkt genannt, das eine feine Ausscheidungsgröße aufweist.
Auch lassen die zu der offenbarten Kupferlegierung angegebenen Eigenschaften
nicht auf eine feine Ausscheidungsgröße schließen, da die Werte für die elektrische
Leitfähigkeit
und die mechanische Festigkeit relativ hoch sind.
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Auch
die
US 4,337,089 offenbart
eine Kupferlegierung der einleitend genannten Art. Die Größe der Ausscheidungspartikel
in einem Produkt aus der offenbarten Kupferlegierung ist jedoch
nicht thematisiert. Auch ist das offenbarte Herstellungsverfahren,
bei welchem ein erstes Glühen
bei 300–395°C für eine Stunde durchgeführt wird,
nicht geeignet, feine Ausscheidungspartikel zu erhalten. Die bekannte
Legierung basiert vielmehr auf der Überlegung, durch die Einstellung
eines gewissen Sn-Gehalts die gewünschte hohe Leitfähigkeit
zu erzielen.
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Die
vorliegende Erfindung zielt darauf ab, eine Legierung der eingangs
genannten Art mit verbesserten mechanischen und elektrischen Eigenschaften
sowie ein einfaches Verfahren zu deren Herstellung bereitzustellen.
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Die
Erfindung erreicht dieses Ziel durch die Gegenstände der Ansprüche 1 und
2. Beispielhafte bevorzugte Ausführungsbeispiele
der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen
angegeben.
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Danach
enthält
ein erfindungsgemäßes Produkt
aus einer Kupferlegierung mit hoher Festigkeit und hoher elektrischer
Leitfähigkeit
mit gehemmtem Ausscheidungswachstum 0,5–4,0% Nickel (Ni), 0,1–1,0% Silizium
(Si), 0,05–0,8%
Zinn (Sn) sowie den verbleibenden Rest Kupfer und unvermeidbare
Verunreinigungen, wobei die Größe der Ausscheidungspartikel
in dem Produkt weniger als 0,5 μm
beträgt.
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Dabei
sind die Prozentangaben für
die hier genannten Zusammensetzungen in Gewichtsprozent zu verstehen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung eines derartigen Produktes aus einer Kupferlegierung
umfaßt
ohne Vergütungsbehandlung
folgende Schritte:
- – Schmelzen und Gießen von
Ausgangsmaterialien zu einem Block bzw. Barren mit 0,5–4,0% Nickel
(Ni), 0,1–1,0%
Silizium (Si), 0,05–0,8%
Zinn (Sn) und den verbleibenden Rest Kupfer sowie unvermeidbare
Verunrei nigungen;
- – Oberflächenbehandeln
und Kaltwalzen des Barrens;
- – Glühen des
kaltgewalzten Barrens bei einer Temperatur im Bereich von 450–550°C für 5 bis
12 Stunden;
- – Kaltwalzen
des dem Ausscheidungsprozess unterworfenen Materials; und
- – Ausheilungen
der kaltgewalzten Legierung bei einer Temperatur im Bereich von
350 bis 550°C
für weniger als
90 Sekunden.
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Demnach
realisiert die vorliegende Erfindung eine hochleitende Kupferlegierung
mit exzellenten mechanischen und physikalischen Eigenschaften einschließlich exzellentem
thermischem Erweichungswiderstand, bei welchem die Ausscheidungspartikel
aufgrund der Tatsache, daß das
Anwachsen der Ausscheidungen unterdrückt bzw. gehemmt wird, fein
verteilt sind. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen einer
derartigen hochwertigen Kupferlegierung wird keinerlei Vergütungs- bzw.
Lösungsglühbehandlung
benötigt.
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Die
erfindungsgemäße hochwertige
und hochleitende Kupferlegierung sowie das Verfahren zur Herstellung
einer derartigen Kupferlegierung vermeidet somit eine oder mehrere
der mit den einleitend genannten bekannten Legierungen bzw. Verfahren
zusammenhängenden
Einschränkungen
und Nachteile.
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Bei
einer Variante der verwendeten Legierung wird das Element Nickel
bis zu 1% durch Eisen (Fe) oder Kobalt (Co) ersetzt.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung werden im Zusammenhang mit der
nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele dargelegt.
Diese ergeben sich unmittelbar aus der nachfolgenden Beschreibung,
erst recht aber durch ein Nacharbeiten der Erfindung. Die Zielsetzungen
und weitere Vorteile der Erfindung werden realisiert durch die Struktur,
welche im Detail in der nachfolgenden Beschreibung sowie in den
Ansprüchen
als auch in den beigefügten
Zeichnungen angegeben ist.
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Es
versteht sich, daß die
vorstehende und nachfolgende Beschreibung der Erfindung beispielhaft
ist und zur weiteren Erläuterung
der beanspruchten Erfindung dient.
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Die
beigefügten
Zeichnungen, welche zum Verständnis
der Erfindung beitragen sollen und als Teil dieser Beschreibung
eingefügt
sind, veranschaulichen Ausführungsbeispiele
der Erfindung und dienen zusammen mit der Beschreibung der Erklärung der
Grundgedanken der Erfindung. In der Zeichnung zeigen:
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1 einen
Kurvenverlauf einer erfindungsgemäßen Kupferlegierung, bei welcher
mechanische Eigenschaften, wie Zugfestigkeit, Dehnung bzw. Härte gegenüber Temperatur
aufgetragen ist;
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2 eine
mikroskopische Ansicht (3000-fache Vergrößerung) eines kaltgewalzten
Ausschnittes einer Kupferlegierung ohne Vergütungsglühen;
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3 eine
mikroskopische Ansicht (3000-fache Vergrößerung) eines kaltgewalzten
Ausschnittes einer erfindungsgemäßen Kupferlegierung
mit Vergütungsglühen;
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4 eine
mikroskopische Ansicht der Kupferlegierung von 2,
welche eine Verteilung von Ausscheidungen nach einem Veredelungsvorgang
zeigt;
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5 eine
mikroskopische Ansicht der Kupferlegierung von 3,
welche eine Ausscheidungsverteilung nach einem Veredelungsvorgang
zeigt;
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6 eine
mikroskopische Ansicht der Kupferlegierung von 4,
welche Größe und Verteilung
von Ausscheidungen nach einem Kaltwalzvorgang zeigt;
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7 eine
mikroskopische Ansicht der C7025-Legierung von Olin, welche Größe und Verteilung
von Ausscheidungen zeigt;
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8 eine
mikroskopische Ansicht der PMC102-Legierung, welche Größe und Verteilung
von Ausscheidungen zeigt; und
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9 eine
mikroskopische Ansicht der CC101-Legierung, welche Größe und Verteilung
von Ausscheidungen zeigt.
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Es
wird nun im Detail auf die bevorzugten Ausführungsbeispiele der vorliegenden
Erfindung eingegangen, welche beispielhaft in den beigefügten Zeichnungen
dargestellt sind.
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Eine
Kupferlegierung mit hoher Festigkeit und hoher Leitfähigkeit
nach der vorliegenden Erfindung besteht aus 0,5–4,0% Nickel (Ni), 0,1–1,0% Silizium
(Si), 0,05–0,08%
Zinn (Sn) und als jeweils verbleibender Rest Kupfer (Cu) mit unvermeidbaren
Verunreinigungen, wobei die Kupferlegierung eine Verteilung von
Ausscheidungspartikeln mit einer Größe unterhalb von 0,5 μm aufweist.
Wie bereits einleitend erwähnt
wurde, sind Cu-Ni-Si-Legierungen an sich bekannt, wie etwa die sog.
Corson-Gruppe Legierung. Daher sind weitergehende Ausführungen
hinsichtlich der Ni- und Si-Zusammensetzungen
nicht notwendig.
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Nach
der vorliegenden Erfindung wird z. B. einer Corson-Gruppe-Legierung
0,05–0,8%
Zinn (Sn) hinzugefügt,
um das Wachstum von Ausscheidungen zu unterdrücken bzw. zu hemmen, was im
Ergebnis zu einer feinen Verteilung der Ausscheidungen führt. Ist
der Sn-Zusatz kleiner als 0,05%, ergibt sich kein Feinverteilungseffekt;
ist der Sn-Zusatz andererseits oberhalb von 0,8%, ist die Steigerung
des Feinverteilungseffektes im Vergleich zur Menge des zusätzlichen
Sn gering und kann ferner eine geringere Leitfähigkeit bewirken.
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Nach
einem der Merkmale der vorliegenden Erfindung wird die Größe der Ausscheidungspartikel
auf kleiner als 0,5 μm
begrenzt. Mit den feinen Ausscheidungspartikeln wird die Teilchendichte
insgesamt hoch. Aufgrund dieser Eigenschaft hat die erfindungsgemäße Kupferlegierung
ein gutes Lötverhalten
und gutes Elektroplattierungs- bzw. Galvanisierungsverhalten und
in Verbindung mit den fein verteilten Ausscheidungen eine hervorragende
Bearbeitbarkeit, einen hohen thermischen Erweichungswiderstand und
hohe Festigkeit bzw. Federhärte
bezüglich
der Materialeastizität.
Außerdem
zeigt sich bei der erfindungsgemäßen Legierung im
nachfolgenden Prozeß die
gleich große
Ausscheidungstendenz bzw. -kraft wie bei einem einer Vergütungsbehandlung,
insbesondere einem Vergütungsglühen, unterworfenen Material – und zwar
ohne derartige aufwendige Behandlung.
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Nachfolgend
wird ein Verfahren zum Herstellen der erfindungsgemäßen Kupferlegierung
mit hoher Festigkeit und hoher Leitfähigkeit erläutert.
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Die
Verbindung Cu-Ni-Si-Sn wird geschmolzen und weiterverarbeitet, um
die zuvor erwähnte
Zusammensetzung zu erhalten. Während
dieses Verarbeitungsvorganges werden weniger als 1,0% Zink (Zn)
sowie jeweils bis zu 0,1% Phosphor (P), Magnesium (Mg) bzw. Zirkonium
(Zr) als Deoxidationsmittel hinzugefügt. Dabei wird reines Zn in
Barrenform, P in Form von CuP 15, Mg in Form von CuMg 10 und Zr
in Form von CuZr 50 während
des Schmelzvorganges zugefügt.
In der obigen Zusammensetzung kann Ni bis zu 1% mit Eisen (Fe) oder
Cobalt (Co) ersetzt werden. Die vorliegende erfindungsgemäße Zusammensetzung
kann – in
den Grenzen innerhalb eines Bereiches, in dem eine elektrische Leitfähigkeit
von mehr als 40% IACS zugesichert ist – neben den oben genannten
Elementen auch unvermeidbare Verunreinigungen bis zu 0,05% enthalten, solange
die Verunreinigungen die elektrische Leitfähigkeit ihrer Art nach nicht
negativ beeinflussen.
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Eine
auf diese Weise hergestellte Schmelze wird zu einem Barren bzw.
Ingot gegossen. Der Barren wird sodann oberflächenbehandelt, bis zu einer
bestimmten Dicke kaltgewalzt, einem Ausscheidungsprozeß für 5–12 Stunden
bei einer Temperatur im Bereich von 450–520 Grad Celsius unterworfen,
erneut kaltgewalzt und schließlich
einem Ausheilungsprozeß unter
Spannung, z. B. unter Zugbeanspruchung, für weniger als 90 Sekunden bei
einer Temperatur im Bereich von 350–550 Grad Celsius unterworfen.
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Das
besondere Merkmal des zuvor genannten Herstellungsverfahrens besteht
darin, auf eine Vergütungsbehandlung
der eingangs genannten Art zu verzichten, welche bei einer herkömmlichen
Herstellung einer Ausscheidungslegierung wesentlich ist. Wegen der
erfindungsgemäßen Hemmung
des Wachstums der Ausscheidungspartikel und dem nachfolgenden Wachstum
von Ni
2Si während dem Erstarren der Schmelze – verursacht
durch das hinzugegebene im Grundmaterial gelöste Sn – wird das Ausscheidungsvermögen zum Zeitpunkt
eines Aushärtungsvorgangs
gleich groß wie
bei einem Material, welches einem Lösungsglühen unterworfen wurde. Die
Erfindung verzichtet jedoch auf eine derartige Vergütungsbehandlung
des Barrens innerhalb eines bestimmten Temperaturbereiches. Das
erfindungsgemäße Herstellungsverfahren
kann auch angewendet werden für
Materialien aus Mg, welche z. B. das einleitend genannte C7025-Zusammensetzung
von Olin enthalten, sowie für
Materialien aus der
koreanischen
Patent-Offenlegungsschrift Nr. 94-10455 (sog. PMC102M-Legierung).
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Im
nachfolgenden wird Näheres
zur Wahl der Bedingungen während
des Ausscheidungsprozesses (Temperatur im Bereich von 450–550 Grad
Celsius und Dauer von 5–12
Stunden) und während
des Ausheilungsprozesses unter Spannung (Temperatur zwischen 350
und 550 Grad Celsius für
eine Dauer von etwa 90 Sekunden) wird folgendes ausgeführt:
Falls
die Kupferlegierung nach der vorliegenden Erfindung bei einer Temperatur
unterhalb von 450 Grad Celsius ausgehärtet würde, wäre – trotz der hochwertigen Auscheidungen
aufgrund der durch des Sn-Zusatz bewirkten Hemmung des Ausscheidungswachstums – eine verlängerte Aushärtung von
mehr als 12 Stunden notwendig, um eine ausreichende Dehnbarkeit,
Biegsamkeit und Bruchfestigkeit für Anwendungen als Leiter für Halbleiterbauelemente
zu garantieren. Daher wäre
die auf diese Weise hergestellte Kupferlegierung nicht besonders
günstig
in Hinsicht auf Produktivität
und kann zudem aufgrund der inadäquaten
Ausscheidungsbedingungen eine geringe elektrische Leitfähigkeit
aufweisen (da das Ausscheidungsvermögen zu gering ist).
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Übersteigt
die Aushärtungstempertur
den Wert von 520 Grad Celsius, so zeigt die Kupferlegierung einen
steilen Abfall der elektrischen Leitfähigkeit aufgrund des Aufschmelzens
der Lösung
der Ausscheidungen zusammen mit einer Abnahme eines thermischen
Erweichungswiderstandes aufgrund des ausbleibenden Ausscheidungseffektes.
Der letztgenannte Ausscheidungseffekt bleibt unter diesen Bedingungen
deshalb aus, weil die Ausscheidungspartikel dazu tendieren, grob
bzw. rauh zu werden.
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Falls
die Temperatur im Falle des Ausheilungsprozesses zu gering ist,
d. h. unterhalb von 350 Grad Celsius liegt, kann eine Versetzung
innerhalb einer kurzen Zeit nicht ausgeheilt werden, d. h. nicht
zum Bewegen und zum Festsetzen an einer bestimmten Stelle veranlaßt werden,
da die hierfür
erforderliche Aktivierungsenergie nicht ausreichend ist. Daher wird
man in diesem Fall kaum einen Spannungsausheilungseffekt erwarten
können.
In entsprechender Weise ist es unter diesen Bedingungen schwierig,
eine gewünschte
Federsteifigkeit des hergestellten Materials zu erreichen. Falls
die Temperatur den Wert von 550 Grad Celsius übersteigt, ist aufgrund des
schnellen Wechsels der physikalischen Eigenschaften innerhalb einer
kurzen Zeit eine zuverlässige
Kontrolle während
der Ausheilungszeit kaum durchführbar,
was sich negativ auf Elastizität und
Festigkeit des Materials auswirkt.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen
erläutert:
Dabei
werden die Schmelz- und Gießvorgänge der
erfindungsgemäßen Kupferlegierung
unter Atmosphärendruck
durchgeführt.
Ferner wird die Kupferlegierung bevorzugt in Streifen gegossen (Dicke < 25 mm; Gießtechnik
= vertikales semikontinuierliches Gießen (VCC) oder horizontales
kontinuierliches Gießen
(HCC)). Nachdem das gegossene Material kaltgewalzt worden ist, wird
es einem Ausscheidungsprozeß unterworfen – und zwar
ohne jede Vergütungsbehandlung.
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Die
Legierung nach dem ersten Ausführungsbeispiel
wird aus einem Material mit einer in der nachfolgenden Tabelle 1
gezeigten chemischen Zusammensetzung geschmolzen und gegossen. Die
hieraus gewonnene Legierung wird oberflächenbehandelt – jedoch
ohne Vergütungsglühen – und bis
zu einer Dicke von 1,5 mm kaltgewalzt. Sodann wird das kaltgewalzte
Material einem Ausscheidungsprozeß für 5–12 Stunden bei einer Temperatur
innerhalb des Bereiches von 450–520
Grad Celsius unterworfen und sodann nochmals bis zu einer Dicke
von 0,254 mm kaltgewalzt. Sodann wird das kaltgewalzte Material
einem Ausheilungsprozeß unter Spannung
für weniger
als 90 Sekunden bei einer Temperatur im Bereich von 350–550 Grad
Celsius ausgesetzt, um eine Zugfertigkeit von mehr als 40 kg/mm
2 zu erhalten. Ein Ausschnitt eines fertigen
Produktes wurde mit einem Elektronenmikroskop beobachtet und die
Größe der Ausscheidungen
bis zu Maximalwerten von 0,3–0,4 μm ermittelt.
Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 1 dargestellt. TABELLE
1
- (Ts. Kb: kg/mm2,
EC: %, IACS, EL: %) 1 kg ≙ 9,81
N
- 1*: Ausscheidungsgröße
- 2*: Zugfestigkeit
- 3*: Dehnung
- 4*: Härte
- 5*: Elektrische Leitfähigkeit
- 6*: Feder(steifigkeits)grenze
- 7*: Ausscheidungsbedingungen
- 8*: Zugausheilungsbedingungen
- 9*: Identische Verbindung wie Nr. 13
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Zum
Vergleich sind in der Tabelle 1 Legierungen Nr. 13 bis 18 angegeben,
welche aus der
JP J1603381 von
Nihon Kougyo bekannt sind. Die Größen der Ausscheidungspartikel
erreichen dabei Werte von mehr als 1 μm, was für ein modernes Herstellungsverfahren
unpraktikabel ist, da es eine lange Zeit, nämlich mehr als 20 Stunden,
und hohe Temperatur zur Herstellung derartig grobkörniger Ausscheidungspartikel
bedarf. Bei solchen Herstellungsbedingungen nehmen sowohl die elektrische
Leitfähigkeit
als auch Festigkeit und Härte
des Materials erheblich ab, da sich instabile feine Ausscheidungen
wieder zu einem Gefüge
verfestigen. Ferner sind Lötverhalten
und Galvanisierungsverhalten umso ungünstiger, je grobkörniger die
Größe der Ausscheidungen
ist. Selbst mit einer Vergütungsbehandlung
bei 800 Grad Celsius, d. h. mit Vergütungsglühen, und einem Ausscheidungsprozeß für die Dauer
von 6 Stunden bei 420 Grad Celsius, wie in der zuvor genannten Druckschrift
von Nihon Kougyo näher
beschrieben, können
gute Charakteristika nicht erreicht werden.
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Um
einen thermischen Erweichungswiderstand zu messen, welcher benötigt wird
für Anwendungen als
Leitermaterial, wird Verbindung Nr. 10 aus Tabelle 1 hinsichtlich
der Änderung
ihrer Zugfestigkeit nach einem Ausheilvorgang bei einer Temperatur
im Bereich von 300–700
Grad Celsius für
30 Minuten und nach Abkühlen
in Luft gemessen. Der hieraus gewonnene Kurvenverlauf der Messungen
des Wärmeerweichungswiderstandes
ist in 1 dargestellt. Daraus ergibt sich, daß eine Zugfestigkeit
von über
80% einer anfänglichen Zugfestigkeit
bis zu etwa 500 Grad Celsius aufgrund der Hemmung des Ausscheidungswachstums
beibehalten werden kann.
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Die
in den nachfolgenden Figuren dargestellten Ausführungen zeigen mikroskopische
Ansichten von Ausscheidungsverteilungen zwischen verschiedenen Verfahrensschritten
an dem obigen ersten Ausführungsbeispiel,
wobei die Legierung Nr. 10 in Tabelle 1 verwendet wird.
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2 zeigt
beispielsweise ein Material, das gegossen und kaltgewalzt wurde,
ohne ein Vergütungsglühen durchzuführen. Im
Vergleich zeigt 3 ein Material, das gegossen,
sodann einer Vergütungsglühbehandlung
unterworfen und schließlich
kaltgewalzt wurde. Wie an diesen Bildern ersichtlich ist, können keine Ausscheidungen
im Materialgefüge
gefunden werden. Es wurde angenommen, daß eine ausreichende Ausscheidung
(aufgrund Übersättigung
des gelösten
Elements) bei einem Zusatz von Sn erfolgt, selbst wenn auf eine
Vergütungsbehandlung
verzichtet wird. Dies wird im nachfolgenden näher erläutert:
Die 4 und 5 zeigen
mikroskopische Aufnahmen der Materialien in den 2 und 3,
nachdem diese jeweils einem Ausscheidungsprozeß bei etwa 490 Grad Celsius
für eine
Dauer von 12 Stunden unterworfen wurden, um vergleichsweise Verteilungen
von Ausscheidungen zu veranschaulichen. Dabei sind die weißen Stellen
in den 4 und 5 grobkörnige Ausscheidungen.
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Demnach
erreicht die Erfindung auch ohne jede Vergütungsbehandlung eine ausreichende
Ausscheidungsbildung allein durch den Zusatz von Sn. Dies beruht
im wesentlichen auf einem durch den Sn-Zusatz bewirkten Diffusionsblockierungseffekt
der in Festkörperlösung gelösten Elemente.
Ein Vergleich der physikalischen Eigenschaften dieser Proben ist
in der nachfolgenden Tabelle 2 dargestellt. TABELLE 2
| Verfahrensschritte | Zugfestigkeit (kg/mm2) 1 kg ≙ 9,81 N | Dehnung
(%) | Härte (Hv) | Elektrische Leitfähigkeit (%) |
ohne Vergütungsglühen | Gießen | - | - | 104 | 24 |
Kaltwalzen
1,5 mm | 56 | 4 | 166 | 23 |
Ausscheidung 490 × 12 h | 50 | 20 | 160 | 49 |
mit Vergütungsglühen | Gießen | - | - | 104 | 24 |
Kaltwalzen
1,5 mm | 54 | 6 | 164 | 24 |
Ausscheidung 490 × 12 h | 51 | 19 | 151 | 49 |
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Betrachtet
man die Änderungen
in Festigkeit und elektrischer Leitfähigkeit einer Ausscheidungslegierung
in Abhängigkeit
der Ausscheidungseffekte, so zeigt die Festigkeit ihr Maximum, wenn
die Ausscheidungspartikel nach der Ausscheidung mit dem Gefüge bzw.
der Matrix zusammenhängen,
aber noch nicht vollständig
ausgewachsen sind. Andererseits zeigt die elektrische Leitfähigkeit
ihr Maximum, wenn die Ausscheidungspartikel vollständig ausgewachsen
und mit dem Gefüge
nicht zusammenhängend
sind. Vergleicht man nun die Materialien in den 4 und 5,
so hat trotz ähnlicher
Verteilungen von Ausscheidungen die feinere Struktur des Materials
in 4 bessere mechanische Eigenschaften als das Material
in 5, obwohl die elektrische Leitfähigkeit
der Materialien in den 4 und 5 ähnlich sind
(da die Menge an Ausscheidungspartikel, welche unter denselben Bedingungen
erfolgen können,
dieselbe ist).
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6 zeigt
einen Ausschnitt einer mikroskopischen Ansicht des Materials in 4,
nachdem dieses einem Kaltwalzvorgang bis zu einer Dicke von 0,254
mm unterworfen und bei 500 Grad Celsius für etwa 60 Sekunden unter Spannung
ausgeheilt wurde. Danach erkennt man, daß die Struktur des erfindungsgemäßen Materials
in 6 fein ist. 7 zeigt
zum Vergleich einen Ausschnitt einer mikroskopischen Ansicht der
eingangs genannten C7025-Legierung von Olin.
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Die
8 und
9 zeigen
ferner abschnittsweise mikroskopische Ansichten einer PMC-102 Legierung
(
8) bzw. eine Legierung aus der Druckschrift
JP S60-45698 von Nihon
Kougyo (
9). Dabei erkennt man, daß grobkörnige Ausscheidungen
viel häufiger
vorkommen als bei der vorliegenden Erfindung.
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Die
nachfolgende Tabelle 3 faßt
die Größen und
und Verteilungen der Ausscheidungspartikel in den
6–
8 zusammen. TABELLE 3
Probe | Messung
Nr. | Partikelanzahl/100 μm2 | Durchschnittliche Partikelanzahl/100 μm2 | Partikeldichte/μm2 |
Erfindungsgemäße Legierung
Cu-2Ni-0,4Si-0,4Sn | 1 | 23 | 23,5 | 0,235 |
2 | 32 |
3 | 24 |
4 | 23 |
5 | 19 |
6 | 20 |
C7025 (Olin)
Cu-3Ni-0,65Si-0,15Mg | 1 | 12 | 13,5 | 0,135 |
2 | 7 |
3 | 13 |
4 | 18 |
5 | 14 |
6 | 17 |
|
CC101 (Nihon Kougyo)
Cu-1,6Ni-0,4Si-0,4Zn | | | 2,5 | *1
0,025 |
| |
1 | 2,5 |
| |
| |
PMC102 (PoongSan)
Cu-1,5Ni-0,3Si-0,03P | 1 | 21 | 16,7 | 0,167 |
2 | 17 |
3 | 18 |
4 | 16 |
5 | 15 |
6 | 13 |
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Nach
alledem liefert die Erfindung eine hochwertige Kupferlegierung mit
exzellenten mechanischen und physikalischen Eigenschaften einschließlich eines
hohen thermischen Erweichungswiderstandes, bei welcher vorteilhaft
die Ausscheidungspartikel fein verteilt sind.
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Für den Fachmann
ist klar, daß verschiedene
Modifikationen und Variationen bei dem Verfahren zur Herstellung
von Halbleiterbauelementen nach der vorliegenden Erfindung möglich sind,
ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen.