DE145759C - - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Das Steuerventil besteht aus einem zum Entbremsen dienenden Ventil, welches zwischen Außenluft und Bremszylinderauslaß am pneumatischen Steuerventil liegt, und einem zum Anziehen der Bremse dienenden Ventil, welches zwischen einem elektrisch gesteuerten Ventil und dem Bremszylinder liegt, von denen ersteres durch den Druck der über das elektrische Ventil strömenden Leitungsluft geöffnet und durch eine Feder geschlossen wird, während letzteres durch den Druck aus dem Bremszylinder geschlossen und durch eine beliebige andere Kraft geöffnet wird.

Hierdurch wird erreicht, je nach der Stellung des pneumatischen Steuerventils durch denselben elektrischen Strom, ohne Änderung seiner Stärke und Richtung entweder ein Lösen oder ein Anziehen der Bremsen hervorzurufen.

Fig. ι zeigt als Ausführungsform der Erfindung die Bremsausrüstung eines Wagens und den Steuerschalter auf der Lokomotive; die Bremse befindet sich in der Stellung während der Fahrt. In den Fig. 2 und 3 ist das elektrische Steuerventil in der Stellung »Bremse angezogen« bezw. in der Stellung »Stufenweises Lösen der Bremse« dargestellt.

An die Hauptluftleitung ϊ ist in bekannter

Weise eine Bremsausrüstung nach Bauart Westinghouse (Steuerventil 2, Hülfsluftbehälter 3 und Bremszylinder 4) angeschlossen. Zwischen das mit der Hauptluftleitung in Verbindung stehende Rohr 5 und den Raum 6 oberhalb des Kolbens 7 der Ventilvorrichtung 8 ist das elektrisch gesteuerte Ventil 9 geschaltet, dessen Wicklung 10 entweder durch den mit dem Bremsventilhandgriff 11 des Führerventils in bekannter Weise mechanisch verbundenen Steuerschalter oder unabhängig davon vermittels des Druckknopfes 12 durch Strom aus der Batterie 13 erregt werden kann. Der Bremszylinderauslaßkanal 14 des Luftdrucksteuerventiles 2 mündet in das Rohr 15, das mit dem Raum 16 unterhalb des Kolbens 17 der A^entilvorrichtung 8 in Verbindung steht. Der Raum 18 oberhalb des Kolbens 17 bezw. unterhalb des Kolbens 7 steht durch die Bohrungen 19 mit der Außenluft in Verbindung. Die Stange 20 des Kolbens 7 ist in dem Kolben 17 geführt, sie trägt das Ventil 22, welches den Raum 18 von dem Raum 16 für gewöhnlich abschließt, da die zwischen die Kolben 7 und 17 geschaltete Feder 27 dasselbe zu schließen sucht. Die Bohrung 23 steht über das Rohr 24 mit dem Bremszylinder 4 in Verbindung und wird durch den Kolben 7 überwacht.
Die Wirkungsweise ist folgende:
Ist die Bremse gelöst (Fig. 1), so steht der Bremszylinder 4 über den Kanal 14 und das Rohr 15 mit dem Raum 16 über die Nut 25, den Raum 18 und die Bohrungen 19 mit dem Freien in Verbindung. Die Dichtung 28 des Kolbens 7 legt sich auf den Ring 29 auf.

Um zu bremsen, wird der Strom mittels des ,Steuerschalters 11 geschlossen, die Wicklung 10 wird erregt und dadurch das Ventil 9 ge-

öffnet. Es strömt also nunmehr Drückluft aus der Hauptleitung ι über Rohr 5, das geöffnete Ventil 9 in den Raum 6 und über Kanal 23 und Rohr 24 in den Bremszylinder 4.
Die hierdurch in der Hauptluftleitung herbeigeführte Druckminderung ruft in bekannter Weise eine Umstellung der pneumatischen Steuerventile 2 in die Bremsstellung und damit eine weitere Verstärkung der Bremswirkung

ίο hervor.

Nach dem Anziehen der Bremsen wird das

Führerbremsventil sofort wieder in die Lösestellung und hierauf in die Fahrstellung gelegt.

Die Steuerventile 2 werden durch das hierdurch bewirkte Wiederauffüllen der Hauptluftleitung von der Bremsstellung in die Lösestellung umgelegt und die Hülfsluftbehälter 3 geladen.

Da der Bremszylinder mit dem Raum 16 in Verbindung steht, wenn das Steuerventil in der Lösestellung sich befindet, so gelangt bei der Bremsung auch Druckluft über Kanal 14, Rohr 15 in den Raum 16; der Kolben 17 wird dadurch'hochgeworfen und schließt den Raum 16 durch die Dichtung 26 von dem Raum 18 und damit von der Außenluft ab (Fig. 2). Die . Bremsen bleiben trotz der erfolgten Umstellung des Steuerventiles in die Lösestellung angezogen, da der Raum 16, der mit dem Kanal 14 in Verbindung steht, von der Außenluft durch den Kolben 17 abgesperrt ist. Letzterer (17) behält seine Lage (Fig. 2) so lange bei, als der Druck im Bremszylinder 4 nicht unter eine bestimmte Grenze gesunken ist.

Das Abstufen der Bremskraft erfolgt durch den Druckknopf 12, welcher mit seinem elektrischen Teile parallel zum Steuerschalter 11 liegt.

Wird der Druckknopf 12 kurze Zeit geschlossen, so gelangt ein Stromstoß in die Wicklung 10. Durch denselben wird das Ventil 9 einen Augenblick geöffnet, es strömt also eine gewisse Menge Luft aus der wieder aufgefüllten Hauptluftleitung 1, Rohr 5, Ventil 9 in den Raum 6 und drückt den Kolben 7 nieder, bis er sich auf den Anschlag 30 (Fig. 3) des Kolbens 17 legt; der Steuerkolben des Steuerventiles 2 wird hierbei nicht umgesteuert, sondern bleibt in der Lösestellung. Der Kolben 17 wird bei diesem A^organge nicht mit nach unten bewegt, da die Belastung des Kolbens 7 nicht genügt, um die Belastung des Kolbens 17, die vom Bremszylinder (Raum 16) herrührt, zu überwinden (Fig. 3).

Der Raum 16 ist über Ventil 22, Raum 18 und Bohrungen 19 mit der Außenluft verbunden und es tritt Luft aus dem Bremszylinder über Kanal 14, Rohr 15, Raum 16, Ventil 22, Raum 18 und Bohrungen 19 aus.

Der Kolben 7 verbindet in dieser Stellung den Raum 6 über die Nut 31 mit dem Raum 18, und die Druckluft im Raum 6 strömt über die Nut 31 in den Raum 18 und von hier aus durch die Bohrungen 19 ins Freie, worauf das Ventil 22 durch die Feder 27 wieder geschlossen und dadurch der Bremszylinder von der Außenluft wieder abgesperrt wird.

Durch eine Wiederholung des kurze Zeit andauernden Stromschlusses vermittels des Druckknopfes 12 kann das Ventil 22 wiederholt geöffnet werden, wodurch der Bremsdruck herabgemindert bezw. abgestuft werden kann. ■

Ist der Druck im Bremszylinder unter ein vorher bestimmtes Maß gesunken, so nimmt auch der Druck im Raum 16 ab und die durch Öffnen des Ventiles 9 auf den Kolben 7 wirkende Hauptluftleitungsluft drückt wieder den Kolben 7 nieder, jedoch führt derselbe seinen vollständigen Hub aus und drückt dabei auch den.Kolben 17 herunter, da die Belastung des Kolbens 7 nunmehr größer ist als die Belastung des Kolbens 17 durch den herabgeminderten Druck im Bremszylinder 4. Die Ventilvorrichtung nimmt nunmehr wieder die Lage Fig. ι ein.

Die noch im Bremszylinder 4 vorhandene Druckluft strömt nun durch Raum 16, Nut 25, Raum 18 und Bohrungen 19 in die Außenluft.

Durch längeren Stromschluß kann die Bremse auch auf einmal statt stufenweise gelöst werden.

Da der Hülfsluftbehälter während und nach der Bremsung, wie beschrieben, wieder aufgefüllt wurde, so steht die ganze Bremseinrichtung nach einer beliebigen Bremsung sofort wieder in Bereitschaft, es wird also durch die Einrichtung die Sicherheit der Züge gegenüber den jetzigen Einrichtungen erhöht. Zum Bremsen und Lösen auf elektrischem Wege kann auch der Steuerschalter 11 allein und zum elektrischen Bremsen außerdem auch der Druckknopf 12 verwendet werden.

Die Ventilvorrichtung kann bei entsprechendem Anschluß desselben auch für Luftsaugebremsen Verwendung finden.

Zum Abstellen der elektrischen Bremseinrichtung ist der Dreiwegehahn 32 vorgesehen, bei dessen Umstellung Kanal 14 unmittelbar mit der Außenluft verbunden wird. Es liegt dann bloß die übliche Westinghouseeinrichtung vor, die in üblicher Weise pneumatisch gesteuert wird.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch :

   Ein elektrisches Steuerventil für elektrisch und durch Luftdruck gesteuerte Lüftbremsen, gekennzeichnet durch ein zum Entbremsen dienendes Ventil (22), welches zwischen Außenluft und Bremszylinderauslaß (14) am pneumatischen iao

   Steuerventil (2) liegt, und ein zum Anziehen der Bremse dienendes Ventil (7, 23), welches zwischen dem elektrisch gesteuerten Ventil (9) und dem Bremszylinder liegt, von denen ersteres durch den Druck der über das Ventil (9) strömenden Leitungsluft geöffnet und durch eine Feder (27) geschlossen wird, während letzteres durch den Druck der aus dem Bremszylinder ausströmenden Luft geschlossen und durch Leitungsdruck, eine Feder oder dergl. geöffnet wird.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.

   BERLIN. Gedruckt IN der Reichsdruckerei.