DE139568C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
Während die Reduktion der einfacher zusammengesetzten Nitroverbindungen der aromatischen
Reihe durch Metalle in saurer Lösung leicht vor sich geht und die erhaltenen Amidverbindungen
sich besonders durch Destillation leicht und in guter Ausbeute aus dem Reaktionsgemisch
gewinnen lassen, erfordert die Reduktion der höhermolekularen Nitroverbindungen
meist eine langer andauernde Einwirkung der Reduktionsmittel sowie mehrere Operationen zur Isolierung der nicht flüchtigen
Aminverbindungen, die wesentliche Verluste bedingen.
Auch die öfters in Anwendung kommende Reduktionsmethode mittels alkoholischer Schwefelalkalien
gibt in diesem Falle keine befriedigenden Resultate. Bei mehrfach nitrierten Verbindungen
bleiben hierbei z. B. einzelne Nitrogruppen bei der Reduktion bestehen.
Die Reduktion durch Kochen mit wässrigen Schwefelalkalien, wie sie von Freund und
Niederhofheim laut Patent 115287 für
Dinitrostilben vorgeschlagen worden ist, liefert wohl bei diesem, sowie bei einigen anderen
ähnlich zusammengesetzten Nitroprodukten befriedigende Resultate; dieses Verfahren ist jedoch
nicht geeignet, um andere Substanzen, wie z. B. besonders Dinitroprodukte des Karbazols
und Diphenylamins, die eine Imidogruppe enthalten, zu reduzieren. Bei Dinitrokarbazol
wird z. B. nach diesem Verfahren nur etwa ein Drittel der berechneten Menge an Diamidokarbazol
erhalten, während ein größerer Teil überhaupt nicht angegriffen wird, und der Rest
als in konzentrierter salzsaurer Lösung durch Wasser fällbares Nitroamid erhalten wird. Bei
Dinitrodiphenylamin ist die Ausbeute etwas günstiger, da das zuerst entstehende Nitroamidoprodukt
sich durch längere Einwirkung in Diamidoprodukt überführen läßt. Der nicht angegriffene Teil läßt sich jedoch auch bei
wiederholter Einwirkung nur noch zum Teil reduzieren.
Die quantitative Bestimmung der bei dieser Reaktion entstehenden Produkte hat nun ergeben,
daß die Reduktion nach der Formel:
4.RNO.2 +6Na2 S + -] H2O =
4 RNH2 + 3 Na2 S2 O3 -f- 6 Na OH
4 RNH2 + 3 Na2 S2 O3 -f- 6 Na OH
verläuft. Da die betreifenden Dinitroprodukte in Alkalien etwas löslich sind, die sich bildenden
Nitroamidoverbindungen dagegen nicht, so ist es erklärlich, daß sich letztere bei diesem
Verfahren zum größeren Teile bilden, die noch unveränderten Produkte umhüllen und so den
weiteren Verlauf der Reduktion verhindern. Auch ist anzunehmen, daß das freie Alkali
beim Kochen auf die Nitroverbindungen zersetzend einwirkt und einen Teil in nichtreduzierbare
unlösliche Substanzen überführt.
Gemäß vorliegender Erfindung wurde nun festgestellt, daß die Bildung von freiem Alkali
sich vermeiden läßt, wenn man, anstatt mit wässriger Schwefelalkalilösung zu kochen, mit
wasserhaltigen festen Schwefelalkalien bei Temperaturen über iio° schmilzt, da hierbei die
Reaktion nicht im Sinne obiger Gleichung, sondern wie folgt verläuft.
RNO2 + Na2S + H2O =
RNH2 -f Na2SO3.
Der Verlauf der Reduktion selbst ist ebenfalls ein anderer, da sich bei ungenügenden
Mengen von Schwefelalkalien nicht wie oben hauptsächlich Nitroamidoverbindungen bilden,
sondern andere leicht weiterreduzierbare, in konzentrierter Salzsäure unlösliche Zwischenprodukte
(vermutlich Azoverbindungen).
Bei Anwendung der nach dieser Gleichung berechneten Mengen verläuft die Reduktion
ίο ganz glatt, ohne daß Nitroamidoverbindungen
entstehen, während bei Anwendung der größeren, nach der ersten Formel berechneten Menge
Schwefelnatrium selbst nach mehrstündigem Kochen stets noch Nitroamidoverbindungen gefunden
werden, welche die bei dem Verfahren des Patentes 115287 beschriebene, mit Materialienverlust
und großem Chemikalienverbrauch verbundene Trennung mittels konzentrierter Salzsäure nötig machen.
Während bei dem Verfahren des Patentes 115287 die wässrige Lösung der Schwefelalkalien
nur langsam auf die Nitroverbindungen auch bei Verwendung von fein gemahlener Substanz wirken, und infolgedessen die Reduktion
längere Zeit in Anspruch nimmt, geschieht bei dem vorliegenden Verfahren das Durchdringen selbst größerer Teile der Aüsgangssubstanz
durch die geschmolzenen Schwefelalkalien sehr rasch, so daß die Reduktion bereits nach kurzer Einwirkung beendigt ist.
Als am besten geeignet hat sich bei Versuchen das kristallisierte Schwefelnatrium der
Formel: Na2 S -\- 9 H2 O gezeigt.
Die günstigsten Bedingungen, unter denen das Verfahren verläuft, sind bei den Dinitroverbindungen
der beiden Substanzen etwas verschieden. Bei den Nitrodiphenylaminen beginnt die Einwirkung bei einer Temperatur
von etwas über ioo°, wird bei 1300 energischer
und ist nach kurzem Erhitzen auf 1500 in offenen Gefäßen beendigt, wie aus der vollkommenen
Löslichkeit in verdünnter Salzsäure zu ersehen ist. Aus dem nach Witt dargestellten,
aus Xylol urnkristallisierten p-Dinitrodiphenylamin erhält man so direkt die ρ-Diamidoverbindung
in technischer Reinheit (Schmelzpunkt 156 bis 158°), während aus
dem roten, hauptsächlich ortho- neben para-Dinitrodiphenylamin enthaltenden Produkte eine
harzartige Base gewonnen wird.
Bei Dinitrokarbazol bleiben bei dieser Behandlung etwa 10 Prozent unreduziert, die
ganz glatte Reduktion gelingt jedoch hierbei, wenn man die Temperatur auf 160 bis 1700
erhöht und gleichzeitig geschlossene Gefäße verwendet. Die nach den drei bekannten Verfahren
hergestellten Dinitrokarbazole zeigten im Verlaufe der Reaktion keine Verschiedenheit.
Auch bei der technischen Reduktion der Dinitrodiphenylamine wird sich die Anwendung
von geschlossenen Gefäßen empfehlen, um zu vermeiden, daß die Masse ganz eintrocknet,
was das spätere .Auswaschen erschweren würde.
Im folgenden wird das Verfahren an zwei Beispielen erläutert.
1. 50 g p-Dinitrodiphenylamin werden in
einem Autoldaven in 100 g bei etwa 90 ° geschmolzenen Schwefelnatriums eingerührt und
die Temperatur . nach Verschließen des Autoldaven auf 140 bis 1500 gesteigert. Nach einer
halben Stunde ist die Reaktion beendigt; die weiche Masse wird alsdann nach dem Erkalten
mit wenig Wasser ausgelaugt, abgepreßt und getrocknet. Das erhaltene p-Diamidodiphenylamin
ist direkt technisch rein und beträgt etwa 31g.
2. 100 g Dinitrokarbazol, nach dem Verfahren
des Patentes 128853 gewonnen, werden mit 200 g kristallisierten Schwefel natriums vermählen,
im Autoklaven eine halbe Stunde auf etwa i6o° erhitzt und nach dem Erkalten wie
nach Beispiel 1 behandelt. Da das gebildete Diamidokarbazol in kaltem Wasser fast unlöslich
ist, so wird nach dem Auswaschen die gesamte quantitative Ausbeute erzielt.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:
Verfahren zur Überführung der Dinitroverbindungen des Diphenylamins und des Karbazols in ihre Diamidoverbindungen, dadurch gekennzeichnet, daß diese mit wasserhaltigen Sulfiden in offenen oder geschlossenen Gefäßen auf Temperaturen über iio° erhitzt werden.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE139568C true DE139568C (de) |
Family
ID=407303
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country Status (1)
Country | Link |
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5546608A (en) * | 1991-05-17 | 1996-08-20 | Russano; Jama K. | Undergarment |
-
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