DE1224213B - Naturseidenartiges, aus glatten Baumwollgarnen und Effektgarnen bestehendes Gewebe - Google Patents

Description

• Naturseidenartiges, aus glatten Baumwollgarnen und Effektgarnen bestehendes Gewebe Naturseidengewebe sind wegen ihres edlen Glanzes, ihres typischen anschmiegenden und doch elastischen Griffes und wegen der Eigenschaft des Nichtknitterns sehr geschätzt. Ihrer noch weiteren Verbreitung stehen jedoch einige Nachteile entgegen, so insbesondere die hohe Alkaliempfindlichkeit, die bei unsachgemäßem Waschen bis zur Zerstörung der Faser führen kann, dann das leidige Altern der Seidenfaser, d. h. das Morsch- und Brüchigwerden von chargierter Seide, und nicht zuletzt der hohe Preis der Naturseide. Man hat daher auch schon versucht, seidenartig erscheinende Gewebe aus beständigeren, unempfindlicheren und billigeren Materialien herzustellen.
• So sind bereits Gewebe aus Baumwolle oder Kunstfasern bekannt, bei denen der gewünschte Rohseidencharakter dadurch zu erzielen versucht wurde, daß im Schuß Effektzwirne oder Noppenzwirne mitverwendet werden. Auch ist es für den genannten Zweck bekannt, die Gewebe aus Garnen aus Baumwolle oder Kunstfasern herzustellen, bei denen die Garnnummern und die Garndrehung in größeren Rapporten kontinuierlich wechseln, und diese Garne vorzugsweise nur im Schuß zu verwenden.
• Auf diese Weise lassen sich jedoch keine Seideneffekte erzielen, die völlig befriedigen, und dasselbe gilt auch für die Bemühungen, das gesteckte Ziel durch Veredelungen und insbesondere durch Kalandrierungseffekte zu erreichen, da bei allen diesen Verfahrensmaßnahmen die typische Struktur der Seidengewebe, wie von Shantung u. dgl., nicht zu erreichen ist.
• Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich seidenähnliche, insbesondere shantungähnliche Gewebe herstellen lassen, wenn in einen Kettensatinfond aus glatten Baumwollgarnen (beispielsweise 30/1 bis 70/1 englisch) in einer gewissen unregelmäßigen, aber doch dem Seidencharakter entsprechenden Verteilung Effektgarne, insbesondere solche von der Art von Flammen-, Noppen- oder Raupenzwirnen, zusätzlich mit eingewebt werden. Durch die Kettensatinbindung in Kombination mit der unregelmäßigen Verteilung von Effektgarnen in der Kette erscheint praktisch der ganze Effekt auf der Gewebeoberfläche, während die Abseite dagegen fast glatt erscheint.
• Es ist zwar bekannt, daß Geweben durch eine Atlas- oder Satinbindung eine feine, glatte, glänzende Oberfläche erteilt werden kann. Durch eine derartige Bindung allein werden jedoch bei Verwendung der genannten Ausgangsstoffe noch keine seidenähnlichen, insbesondere shantungähnlichen Gewebe erzielt. Vielmehr müssen, um seidenähnliche Effekte zu erhalten, in den aus Baumwollgarnen bestehenden Kettensatinfond in die Kette noch unregelmäßige Effektgarne eingezettelt werden. Das seidenartige Aussehen der neuen Gewebe beruht somit ausschließlich auf der Kombination eines Kettensatinfonds mit in diesen in der Kette zusätzlich eingewebten unregelmäßigen Effektfäden, d. h. auf einer Kombination, deren Wirkung keineswegs vorausgesehen werden konnte.
• Die Effektfäden bestehen vorzugsweise aus Effektzwirnen aus Baumwolle, z. B. Raupenzwirnen der Garnnummern 20 bis 40 metrisch oder analogen Effektgarnen aus Naturseide, Rayon, Polyamidfasern, Polyacrylnitrilfasern oder Polyesterfasern.
• Die neuen Gewebe zeigen bereits als Rohware seidenartiges Aussehen, doch kann durch geeignete Veredlung, insbesondere durch Merzerisation von Geweben, welche sowohl im Fond als auch im Effekt aus Baumwolle bestehen, der Effekt noch ganz bedeutend gesteigert werden.
• Sie können ferner auch allen üblichen Veredelungen, wie Färben, Bedrucken, permanentem mechanischem Verformen, sowie Applikationen für knitterarme, schrumpffreie oder hydrophobe Ausrüstung unterworfen sowie auch mit dem sogenannten No-Iron-Effekt oder mit einer schädlingsabweisenden oder schmutzabweisenden Appretur versehen werden.
• Das neue Gewebe kann unter Anwendung an sich bekannter Verfahrensmaßnahmen beispielsweise wie folgt hergestellt werden: Auf einem normalen einschützigen Webstuhl wird in zweibäumiger Zettelung ein Kettsatin hergestellt, und zwar aus: Kette: Baumwollgarn Nr. 70/1 englisch, Langstapel peigniert, Raupenzwirn Nr. 30/1 metrisch, Baumwolle (unregelmäßiger Raupenzwirn), Schuß: Baumwollgarn Nr. 60/1 englisch, englisch peigniert.
• Das Gewebe, das bereits roh einen ausgesprochenen Aspekt eines Rohshantunggewebes zeigt, wird dann normal gebleicht, merzerisiert, gefärbt oder bedruckt und dann noch weiter veredelt, z. B. mit folgenden Ausrüstungen: knitterarm, No-Iron, schrumpffrei, wasserabstoßend, fäulnisfest usw., wobei je nach Wunsch nur einzelne oder Kombinationen dieser Ausrüstungen angewendet werden.
• Die so erhaltenen veredelten Gewebe zeigen den typischen Charakter von Shantunggeweben mit einem feinen, edlen Glanz und den diesen Geweben eigenen Faden- bzw. Schatteneffekten.
• Bei Verwendung von Effektfäden, die andere Farbstoffaffinitäten aufweisen als der Satinfönd, können auch Ton-in-Ton- oder Zweifarbeneffekte erzielt werden, und zwar auf färberischem Wege durch Anwendung der geeigneten Farbstoffe, z. B. bei einem Satinfond aus Baumwolle und einem Effektzwirn aus Acetatseide: Dabei hat die beschriebene Arbeitsweise auch noch den technischen Vorteil, daß beim Kettsatin einer verhältnismäßig dichten Ketteinstellung eine weniger dichte Schußeinstellung gegennübersteht. Die dichte Kette gemäß vorliegender Erfindung verursacht keinen besonderen Personalaufwand, während die undichte Schußeinstellung ein sehr rasches Weben ermöglicht und damit eine Verminderung des Weblohnes bedeutet. Im Gegensatz dazu wären diese Verhältnisse beim Schußsatin gerade umgekehrt, bei dem in eine an sich sehr undichte Kette sehr viel Schußmaterial eingewoben wird, mit dem Nachteil einer langsamen Produktion.
• Ein weiterer Vorteil der neuen Arbeitsweise besteht auch darin, daß durch den Einzug der Effektgarne in die Kette die Bildung eines unerwünschten Spiegels vermieden wird, was bei Verwendung der Effektgarne im Schuß nicht in derselben Weise möglich ist und selbst nicht mit mehrschützigen Stühlen:

Claims (1)

1. Patentanspruch: Naturseidenartiges, aus glatten Baumwollgarnen und Effektgarnen bestehendes Gewebe, dadurch gekennzeichnet, daß es als Kettensatin mit in Kettrichtung zusätzlich eingewebten, unregelmäßigen Effektgarnen gearbeitet ist. In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsches" Gebrauchsmuster Nr. 1692120; Gräbner, Ernst: »Die Weberei«, Leipzig 1954, S.146; Both, Otto: »Die Bandweberei«, Saulgau/Wttbg. 1952, S. 15 und 16.