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Verfahren zur Herstellung von Alkoholen durch Hydrierung von Aldehyden
Es ist bekannt, daß man niedrigmolekulare Aldehyde bei Temperaturen über 200° C
und Drücken über 200 atü in Gegenwart von Nickel und/oder Kobaltkatalysatoren zu
den entsprechenden Alkoholen hydrieren kann. Nach diesem bekannten Verfahren wird
in einer ersten Stufe zunächst nur ein Teil der Aldehyde zu den Alkoholen umgesetzt
und dann in einer zweiten Stufe in Gegenwart oxydischer Katalysatoren zu Ende hydriert.
Hierbei sind in beiden Stufen sehr hohe Drücke erforderlich, was einerseits zur
Bildung unerwünschter Nebenprodukte führt und andererseits einen erheblichen technischen
Aufwand zur Folge hat, wobei hinzukommt, daß der Nickelkontakt sowie auch der in
der zweiten Stufe verwendete oxydische Katalysator rasch erschöpft ist.
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Es wurde nun gefunden, daß man diese Nachteile der Hydrierung von
Aldehyden mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur
in Gegenwart von Nickel und/oder Kobaltkatalysatoren in zwei Stufen vermeiden kann,
wenn man den mit der 0,5- bis 3fachen Volumenmenge eines unter den Reaktionsbedingungen
nicht mehr hydrierbaren Alkohols verdünnten Aldehyd zunächst in der ersten Stufe
bei Drücken unter 75 atü und Temperaturen zwischen 130 und 220° C hydriert, wobei
das pro Stunde durchgesetzte Flüssigvolumen der zu hydrierenden Aldehyde das 0,3
bis 2,5-, vorzugsweise das 0,75- bis 1, 1 fache, bezogen auf das Gesamtvolumen des
Katalysators, beträgt, worauf das so erhaltene Reaktionsgemisch in einer zweiten
Stufe etwa unter den in der ersten Stufe angewandten Bedingungen zu Ende hydriert
wird.
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Auf diese Weise zu ihren Alkoholen hydrierbare Aldehyde sind z. B.
Acetaldehyd, Propionaldehyd, Butyraldehyd, Isobutyraldehyd, Hexanale u. ä. Vorzugsweise
verwendet man aus der Oxosynthese stammende technische Aldehyde.
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Als unter den Reaktionsbedingungen nicht mehr hydrierbare Alkohole
verwendet man am besten die den zu hydrierenden Aldehyden entsprechenden.
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Als Katalysator eignen sich Nickel-und Kobaltkatalysatoren, vorzugsweise
werden jedoch Nickelkatalysatoren, deren Nickelgehalt 50°/0 nicht überschreitet
und am besten unter 15 °/o, z. B. bei 10°/o liegt, verwendet. Als Trägermaterial
eignen sich beispielsweise Kieselgur, aktivierte Bleicherde, Aluminiumoxyd oder
Mischungen davon, z. B. 80 bis 90 Teile Kieselgur und 10 bis 20 Teile Aluminiumoxyd.
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Es ist vorteilhaft, dem Nickel an sich bekannte Aktivatoren, wie
Thorium oder Magnesium, zuzusetzen.
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Zweckmäßigerweise wird man für die Verdünnung der zu hydrierenden
Aldehyde die aus der zweiten
Stufe stammenden Alkohole verwenden. Auch ist es vorteilhaft,
neben diesem Flüssigkeitskreislauf einen Gaskreislauf einzuhalten. Man kann den
überschüssigen Hydrierwasserstoff bereits nach der ersten Stufe wieder zurückführen,
im allgemeinen wird man jedoch erst das aus der zweiten Stufe stammende Hydriergas
in den Kreislauf aufgeben.
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Die Hydrierung wird z. B. mit in Rohren fest angeordnetem Katalysator
durchgeführt, wobei das in der zweiten Stufe verwendete Katalysatorvolumen gleich
dem in der ersten Stufe verwendeten sein kann. Man kommt aber auch schon mit weniger,
z. B. mit 75 °/o und weniger des in der ersten Stufe anwesenden Katalysatorvolumens
aus. Der Katalysator gelangt zweckmäßig in Form von Körnern zur Anwendung, deren
Durchmesser 1 bis 5, vorzugsweise 3,5mm beträgt.
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Der zur Hydrierung vorgesehene Aldehyd oder das Aldehydgemisch wird
nach seiner Verdünnung mit dem aus der zweiten Stufe stammenden Alkohol auf etwa
100 bis 150°C vorgewärmt und tritt dann in die erste Hydrierstufe ein. Anstatt reinen
Wasserstoff kann man auch Mischungen aus Wasserstoff und Stickstoff als Hydriergas
verwenden, wobei das Verhältnis H2 : N2 beispielsweise 1 : 0,3 ist. Es ist vorteilhaft,
etwa die 2-bis 5fache der stöchiometrisch erforderlichen Menge an Wasserstoff zu
verwenden.
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Ohne Zwischenkondensation geht das so erhaltene Reaktionsgemisch
von der ersten Stufe direkt in die zweite, wo etwa die gleichen Bedingungen herrschen
wie in der ersten. Es kann vorteilhaft sein, die Temperatur in der zweiten Stufe
um 5 bis 30°C zu erhöhen,
wenn in der ersten Stufe der Hydriergrad
unter 90 °/0, z. B. bei 80 bis 85°/o liegt. War in diesem Falle die Temperatur der
ersten Stufe 160°C, so kann durch Erhöhung der Temperatur auf 170°C eine Erhöhung
der Reaktionsgeschwindigkeit erzielt werden, ohne daß Nebenreaktionen aufgetreten
sind. Auch der Druck in der zweiten Stufe kann in solchen Fällen um etwa 2 bis 10
atü erhöht werden.
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Eine Destillation der in dem Kreislauf zurückzuführenden Alkohole
ist nicht erforderlich, schadet jedoch nicht.
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Auf die beschriebene Weise gelingt es, die Aktivität des Katalysators
durch mehrere Monate zu erhalten, z. B. kann man mit 11 Katalysator 1,5 bis 2 m3
Propionaldehyd oder Butyraldehyd in die entsprechenden Alkohole überführen. Nebenprodukte
treten bei Einhaltung der erfindungsgemäßen Arbeitsweise praktisch nicht auf. Die
auf den umgesetzten Aldehyd bezogenen Ausbeuten betragen 98 bis 99 °/o.
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Die bekanntgewordenen Verfahren zur Überführung von Aldehyden in
Alkohole arbeiten unter wesentlich anderen Bedingungen. In der deutschen Auslegeschrift
1 003 702 wird ein Verfahren zur Herstellung von gesättigten Alkoholen aus ungesättigten
Aldehyden beschrieben, das eine zweistufige Hydrierung vorsieht, wobei in der ersten
Stufe Normaldruck oder geringer Überdruck, in der zweiten Stufe dagegen ein Druckbereich
von 10 bis 700 kg/cm2, insbesondere etwa 300 kg/cm2, angewandt wird. Eine Rückführung
der hydrierten Produkte erfolgt nicht. Das Verfahren der deutschen Patentschrift
833 801 bedient sich zur Hydrierung von Aldehyden eines speziellen Katalysatorofens,
um eine schnelle Abführung der Reaktionswärme zu erreichen, ohne eine zweistufige
Hydrierung anzuwenden. Nach dem kanadischen Patent 487 582 soll die Hydrierung in
der Dampfphase unter Zusatz eines inerten Mediums durchgeführt werden.
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Die vorteilhafte Wirkung der erfindungsgemäßen Aldehydhydrierung
in zwei Stufen unter Verdünnung mit verfahrenseigenen Hydrierprodukten zeigt sich
in der langen Lebensdauer der verwendeten Katalysatoren und der erzielten Reinheit
der Produkte, wie aus der folgenden Tabelle hervorgeht :
Erste Stufe Zweite Stufe |
Reak-Reak- |
Versuchsdauer tions-tions- |
Stunden tempe-CO-Zahl tempe-CO-Zahl |
ratur ratur |
kg/cmkg/em |
M 1500150 0 |
100 150 1 8 150 |
400 160 6 160 |
600 170 5 175 0 |
750 170 20 175 0,5 |
900 190 15 175 0 |
1 000 195 10 175 1 |
1 250 205 13 180 l 0 |
Beispiel Durch Fällung einer heißen, Nickelnitrat und Aluminiumnitrat (Verhältnis
NiO : Al203 etwa 100 : 50) enthaltenden Lösung mit ebenfalls heißer Sodalösung und
unmittelbar anschließendes Einrühren von Kieselgur, sofortiges Abfiltrieren der
Mutterlauge und anschließendes sorgfältiges Auswaschen wurde ein Kata-
lysator hergestellt,
dessen Zusammensetzung etwa folgende war : NiO.............................10"/,
SiO (Kieselgur)................... 70°/0 Al,0s...........................5"/.
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Wassergehalt..................... 13 °/0 Rest kleine Mengen Eisenoxyd,
Kalziumoxyd sowie Alkali.
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Das Katalysator war zu einem Fadenkorn, Durchmesser 3,5 mm, verformt
worden.
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Die Reduktion des Katalysators wurde bei einer Temperatur um 390°C
während 90 Minuten bei einer Gasgeschwindigkeit von 1,5 m/sec unter Verwendung eines
aus 75 °/o Wasserstoff und 25 /o Stickstoff bestehenden Gases durchgeführt. Der
Reduktionswert, bezogen auf Nickel, betrug 95 °/0.
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Dieser Katalysator wurde in eine zweistufige Apparatur eingefüllt,-wobei
in das der ersten Stufe entsprechende Rohr 300 cm3, in das der zweiten Stufe 150
cm3 Katalysator gegeben wurden.
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Technischer, aus der Oxosynthese stammender Butyraldehyd wurde bei
einem Druck von 40 Atmosphären sowie einer Temperatur von 160° C über den Katalysator
geleitet. Die Belastung, bezogen auf beide Stufen, betrug 80°/o. Von dem Reaktionsprodukt
der zweiten Stufe wurde ein der doppelten Frischproduktmenge entsprechender Anteil
abgezweigt und vor der ersten Stufe mit dem Frischprodukt gemischt. Der zur Hydrierung
erforderliche Wasserstoff wurde unmittelbar vor der ersten Stufe zugegeben, die
Menge so bemessen, daß ein tyberschuß über den stöchiometrischen Verbrauch in Höhe
von 201/h angewandt wurde, von dem ein Teil nach der zweiten Stufe mittels einer
Pumpe wieder vor die erste Stufe im Kreislauf geführt wurde.
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Unter diesen Bedingungen besaß das Reaktionsprodukt der ersten Stufe
eine Rest-CO-Zahl von etwa 5, während das Produkt der zweiten Stufe eine CO-Zahl
von 0 besaß.
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Die destillative Aufarbeitung des Reaktionsproduktes ergab einen
Butyralkohol, der die theoretischen Kennzahlen besaß in einer Ausbeute von 98 °/o,
bezogen auf den eingesetzten Aldehyd. Mit dem gleichen Erfolg lassen sich auch Acetaldehyd,
Propionaldehyd, Isobutyraldehyd oder deren Gemische hydrieren.