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Musiklehrspielzeug Gegenstand der Erfindung ist ein Musiklehrspielzeug,
bestehend aus einer als Tonerzeuger oder Klangkörper dienenden Spielvorrichtung
und einem mit Notenlinien versehenen beweglichen Träger, der geeignet ist, auf und
zwischen den Notenlinien stiftförmige Körper aufzunehmen, die Notenzeichen darstellen
und während der Bewegung des Trägers die Spielvorrichtung durch unmittelbaren Anschlag
oder mittelbar durch Anschlagarme zum Tönen bringen.
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Bekannte Geräte dieser Art weisen den Nachteil auf, daß sie sich zum
Setzen der die Noten darstellenden stiftförmigen Körper einer mit regelmäßigen Aussparungen
oder Durchbrüchen versehenen Schablone bedienen, die nicht nur dem Notenbild ein
mehr oder weniger unnormales Aussehen gibt, sondern vor allem auch der Darstellung
und phonetischen Wiedergabe von melodischen Notenfolgen einen wesensfremden Zwang
auferlegt und den Zusammenhang zwischen Note und Ton, Notenfolge und Melodie nicht
erkennen läßt. In die Aussparungen oder Durchbrüche solcher ebener oder walzenförmiger
Schablonen aus Blech od. dgl. werden stiftförmige Körper gesetzt, gedrückt oder
geschraubt, die an einem Tonerzeuger vorbeigeführt werden. Sie eignen sich infolge
ihrer starren Form, auch bei Verwendung verschieden gestalteter Stiftkörper, nicht
oder nur unvollkommen dazu. eine melodisch und taktmäßig richtige bildliche Darstellung
und phonetische Wiedergabe einer Melodie zu erreichen. Durch die Schablonisierung
der Notenschrift geht in sehr vielen Fällen der Charakter des Tonstückes verloren.
Diese Mängel werden auch dadurch nicht beseitigt, daß, wie vorgeschlagen worden
ist, die stiftförmigen Körper nicht direkt in die Schablone, sondern durch einen
daraufgelegten, mit Notenlinien versehenen und mit Noten beschrifteten Papierstreifen
gesetzt werden, da dadurch nichts an der Zwangsbindung an die Aussparungen und Durchbrüche
der Schablone geändert wird.
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Diese Mängel der bekannten Musiklehrspielzeuge werden erfindungsgemäß
dadurch beseitigt, daß anstatt einer Schablone der Träger aus einem Material solcher
Beschaffenheit und Dichte (Kraftpapier, Pappe, Gewebe, Kunststoffolie od. dgl.)
besteht, daß die stiftförmigen Körper an beliebigen Stellen unmittelbar durchgesteckt
werden können und in ihm haften. Nun kann das Musikstück zuerst auf den Notenlinienstreifen
in Notenschrift geschrieben oder gedruckt und alsdann die stiftförmigen Notenkörper
gesetzt werden, die - im Gegensatz zu dem Schablonensystem - in Längsrichtung der
Notenlinien in beliebigen, nur durch den melodischen und taktmäßigen Charakter der
betreffenden Notenfolge bestimmten Abständen frei angeordnet werden können. Als
stiftförmige Notenkörper können beispielsweise billige handelsübliche Heftzwecken
oder Kopfnägel oder auch speziell angefertigte Kopfstifte aus Metall, Kunststoff.
oder anderem geeignetem Material verwendet werden. Werden sie von oben nach unten
durch den Notenlinienstreifen gesteckt, so versinnhildlichen ihre Köpfe die Noten.
Diese Köpfe können auch durch unterschiedliche Form- oder Farbgebung eine zusätzliche
Möglichkeit der bildlichen Darstellung der Noten bieten. Die auf der anderen Seite
des Notenlinienstreifens herausragenden Stiftspitzen dienen . zum Anschlagen eines
Tonerzeugers in der Bewegung.
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Die Bewegung des Noteniinienstreifens wird vorzugsweise durch zwei
einander gegenüberliegende Transportwalzen oder -rollen bewirkt, zwischen welchen
der Notenlinienstreifen hindurchgezogen wird und wovon die eine mittels einer Handkurbel,
eines Uhrwerks, eines Elektromotors od. dgl. angetrieben wird. Diese Walzen oder
Rollen sind so gestaltet, daß der Notenlinienstreifen mit den durchgesteckten Stiftförrnigen
Notenkörpern ungehindert durchlaufen kann, nachdem diese den Tonerzeuger passiert
haben.
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Bevor der Notenlinienstreifen mit den durchgesteckten stiftförmigen
Notenkörpern den anzuschlagenden Tonerzeuger erreicht, wird er beispielsweise über
einen ebenen Auflagetisch geführt, der an seiner Oberseite mit Längsrillen versehen
ist, in welchen die Stiftspitzen frei laufen können. Um ein Verkanten oder Schrägstellen
der Stiftspitzen beim Anschlag am Tonerzeuger zu verhindern, wird der Notenlinienstreifen
an dieser Stelle von einer Deckplatte mehr oder weniger fest gegen den Auflagetisch
gedrückt. Diese Deckplatte wird vorzugsweise aus durchsichtigem
Material
hergestellt und kann mit einem Markier ungsstrich versehen werden, der beim Passieren
der Köpfe der stiftförmigen Notenkörper erkennen läßt, welche Note oder Noten jeweils
gerade zum Tönen kommen.
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Als Tonerzeuger kommen wahlweise alle durch Anschlag zu betätigenden
Mittel, wie Spielkämme, Ton stäbe, Glocken, Saiten, Pfeifen u. ä., in Frage.
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Um einen rückläufigen Transport des Notenlinienstreifens zwecks sofortiger
Durchführung von Korrekturen festgestellter Fehler u. dgl. ohne Anstoßen der durchgesteckten
stiftförmigen Notenkörper am Tonerzeuger zu ermöglichen, kann ein Schaltgestänge
angeordnet werden, das bei entgegengesetzter Drehung des Antriebs den Auflagetisch
in seiner Lage so verändert, daß die Stifte den Tonerzeuger nicht berühren.
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Wird der Notenlinienstreifen aus Kunststoffolie hergestellt, so wird
hierfür vorzugsweise solches Material verwendet, dessen Stecklöcher sich nach dem
Herausziehen der stiftförmigen Notenkörper wieder schließen und dessen Notenbeschriftung
sich leicht durch Abwischen u. dgl. entfernen läßt. Auf diese Weise ist es möglich,
einen und denselben Notenlinienstreifen wiederholt für verschiedene Notenfolgen
zu verwenden.
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Die Erfindung ist in der Zeichnung beispielsweise dargestellt.
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Fig. 1 zeigt schematisch einen Längsschnitt durch eine Ausführung
des erfindungsgemäßen Geräts; Fig. 2 zeigt schematisch einen Querschnitt nach der
Linie A-B der Fig. 1; Fig. 3 zeigt schematisch die Draufsicht.
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In dem dargestellten Beispiel ist 1 der an seiner Oberseite
mit Längsrillen 2 versehene Auflagetisch für den Notenlinienstreifen 3. Der
Auflagetisch 1 ist an seiner Unterseite mit einer Queraussparung 4 versehen,
die einen Durchbruch zu den einzelnen Längsrillen 2 bildet. In diese Queraussparung
4 greifen die einzelnen Tonerzeuger (z. B. Zungen eines Spielkamms) oder deren Übertragungsorgane
ein. Im dargestellten Beispiel bestehen die Übertragungsorgane aus je einem auf
einer gemeinsamen Achse 5c schwenkbaren Arm 5 a mit daran befestigtem Klöppel 5
b, der sich in der Ruhelage über einem Tonstab 5 d befindet.
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Der mit den üblichen fünf Notenlinien 3a versehene Notenlinienstreifen
3, auf den zweckmäßigerweise vorher eine Notenfolge geschrieben (oder gedruckt)
worden ist, wird auf den Auflagetisch l gelegt. Durch die Notenköpfe werden stiftförmige
Notenkörper 6, z. B. Heftzwecken, derart senkrecht durchgesteckt, daß ihre Spitzen
jeweils in die Längsrillen 2 des Auflagetisches 1 eingreifen. Der Notenlinienstreifen
3 wird dann zwischen dem Auflagetisch 1 und der Deckplatte 7 bis zwischen die beiden
Transportwalzen 8a und 8b geschoben.
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Durch Drehen des Antriebs 9 im Uhrzeigersinn erhält der Notenlinienstreifen
3 eine laufende Zugbewegung. Dabei stoßen die Stiftspitzen der stiftförmigen Notenkörper
6 gegen die übertragungsarme 5 a und geben diesen eine Schwenkbewegung, bis sie
nach der Fortbewegung des Notenlinienstreifens 3 von den Stiften abrutschen und
die durch die Schwenkbewegung der Arme 5a hochgehobenen Klöppel 5 b durch ihr Eigengewicht
auf die Tonstäbe 5 d fallen, wodurch sie diese zum Tönen bringen.
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Die Deckplatte 7 trägt an der Stelle, an welcher das Abrutschen der
Stifte 6 von den Übertragungsarmen 5 a erfolgt und der angeschlagene Ton hörbar
wird, einen Markierungsstrich 10, der es ermöglicht, festzustellen, welche Note
oder Noten jeweils ertönen.
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Die Transportwalzen 8 a und 8 b sind durch umlaufende Rillen 8 c,
die den Längsrillen 2 entsprechen, so gestaltet, daß der Notenlinienstreifen 3 mit
den durchgesteckten stiftförmigen Notenkörpern 6 sie unbehindert passieren kann.
Es ist jedoch auch möglich, anstatt der durchgehenden Walzen an jeder Seite des
Notenlinienstreifens 3 je ein Paar Transportrollen derart anzuordnen, daß diese
nur außerhalb des No tenlinien- und Rillensystems den Notenlinienstreifen 3 fassen.
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An die Transportwalze 8 b greift ein Rückschaltgestänge 11 ein, das
bei entgegengesetzter Drehung des Antriebs 9 den Auflagetisch 1 etwas anhebt. Hierdurch
wird ein Anstoßen der Stiftspitzen der stiftförmigen Notenkörper 6 an den Übertragungsarmen
5a verhindert, wenn der Notenlinienstreifen 3 zurücktransportiert werden soll, beispielsweise
um Ände rungen am Notentext vorzunehmen.
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Zu jeder Notenlinie 3 a gehört eine Längsrille 2, und für jede Note,
die zwischen zwei Notenlinien liegt, ist auch eine Längsrille 2 vorgesehen. Entsprechend
ist die Anzahl und Anordnung der übertragungsorgane 5 a und 5 b, der Tonstäbe 5
d und der Walzenrillen 8r. Der Erweiterung der fünf Notenlinien auf Hilfslinien
oberhalb und unterhalb des Liniensystems sind keine Grenzen gesetzt. Es bedarf dazu
lediglich einer entsprechend größeren Anzahl von Längsrillen 2, rtfibertragungsorganen
5 a, 5 b, Tonstäben 5 d und gegebenenfalls Walzenrillen 8 c.
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Das beschriebene Gerät wird vorzugsweise in einem (in der Zeichnung
nicht dargestellten) Gehäuse montiert, das es verkleidet und gleichzeitig als Resonanzboden
dienen kann. Wenn der Spielzeugcharakter betont werden soll, kann das Gehäuse auch
als Attrappe eines Musikinstruments, z. B. eines Klaviers, ausgebildet sein.
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Das erfindungsgemäße Musiklehrspielzeug stellt ein Gerät von hohem
pädagogischem Wert dar. Es eignet sich auch sehr gut für die Benutzung durch Blinde,
die ein besonderes Bedürfnis haben, sich durch räumliche Darstellung und phonetische
Wiedergabe von Noten und Notenfolgen musikalisch zu betätigen und denen bisher nur
sehr komplizierte und unzulängliche Mittel hierfür zur Verfügung standen. Zu diesem
Zweck brauchen nur die Notenlinien 3 a auf dem Notenlinienstreifen 3 und eventuell
auch der Markierungsstrich 10 auf der Deckplatte 7 erhaben ausgebildet zu werden.
Dann ist der Blinde in der Lage, das Musiklehrspielzeug durch den Tastsinn seiner
Finger ebenso zu bedienen wie ein Sehender, da er die stiftförmigen Notenkörper
6 auf und zwischen den erhabenen und somit fühlbaren Notenlinien setzen kann, auch
ohne daß diese mit Noten beschriftet sind.