-
Vorrichtung zum Abheben der Wagenkästen von Schienenfahrzeugen, von
ihren Fahr- bzw. Drehgestellen Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum
Abheben der Wagenkästen von Schienenfahrzeugen, die mit einem oder mehreren Fahr-
oder Drehgestellen ausgerüstet sind.
-
Wenn solche Fahrzeugkästen zwecks Ausbesserung oder Auswechslung ihrer
Drehgestelle zur Umstellung auf eine andere Spurweite von den Drehgestellen abgehoben
werden müssen, so ist dies mit großen Schwierigkeiten verbunden, da entweder besondere
schwere Spezialvorrichtungen, wie z. B. in Gruben hinein absenkbare Gleisstücke,
ortsfeste Windenanlagen u. dgl., benötigt werden, die meist nur in größeren Werkstätten
zur Verfügung stehen, oder aber der ganze Wagenkasten mittels mehrerer einzeln angesetzter
Winden, die sich auf dem Erdboden abstützen, angehoben werden mu:ß. Dieser Nachteil
ist besonders schwerwiegend, wenn derartige Ausbesserungsarbeiten außerhalb der
dafür eingerichteten Werkstätten ausgeführt werden müssen oder wenn z.- B. Eisenbahnreisezüge
beim Überfahren bestimmter Ländergrenzen für die Weiterfahrt auf eine andere Spurweite
umgestellt werden müssen, indem andere Drehgestelle für die neue Spurweite unter
die Wagenkästen gesetzt werden.
-
Es ist ein Schienenfahrzeug bekannt, auf das ein vollständiges Straßenfahrzeug
aufgesetzt werden kann. Das Schienenfahrzeug hat einen üblichen, aus Längsträgern
und Versteifungswinkeleisen gebildeten Rahmen und ist mit zweiachsigen Drehgestellen
versehen. Im Hauptrahmen sind Hubvorrichtungen gelagert, die dazu dienen, ein ebenerdig
über das Schienenfahrzeug bewegtes Straßenfahrzeug so weit anzuheben, daß dessen
Räder vom Boden abgehoben werden. Zum Abheben des Wagenkastens von seinen Drehgestellen
sind diese Hubvorrichtungen weder bestimmt noch geeignet.
-
Es ist ferner ein Schienenfahrzeug bekannt, dessen Wagenkasten an
seinen vier Ecken je eine Winde trägt. An den unteren Enden tragen die Winden Rollen,
die beim Ausfahren der Winden auf die Schienen aufgesetzt werden. Diese Winden stellen
somit ein ein- und ausfahrbares Hilfsfahrwerk dar, das bei Ausfall eines Radsatzes
zum Einsatz kommt und einen Abtransport des Wagens ohne fremde Hilfsmittel ermöglicht.
Ein Auswechseln der Radsätze bzw. Drehgestehe ist mit dieser Vorrichtung nicht möglich.
-
Es ist auch bekannt, den Wagenkasten von Schienenfahrzeugen mittels
an ihm angreifender, sich am Boden abstützender Winden, die mechanisch oder Hydraulisch
arbeiten können, von seinen Drehgestellen abzuheben, so daß diese profilfrei ein-
und ausgefahren werden können.
-
Zur Lösung der Aufgabe, eine Vorrichtung zum leichten Abheben der
Wagenkasten zum Zwecke des Dreh- bzw. Fahrgestellaustausches ohne Inanspruchnahme
von besonderen Werkstatteinrichtungen wird, ausgehend von der zuletzt geschilderten
bekannten Konstruktion, erfindungsgemäß vorgeschlagen, die Winden zwischen dem Wagenkasten
und den Dreh-, bzw. Fahrgestellen anzuordnen. Bei der Verwendung der erfindungsgemäßen
Abhebevorrichtung wird der Wagenkasten nach dem Anheben auf seitlich herangebrachte
Böcke abgestützt, und die Winden werden sodann so weit eingezogen, daß die Drehgestelle
unter dem Wagenkasten herausgefahren werden können.
-
Die Winden können sich beispielsweise einerseits an einem Hauptquerträger
des Wagenkastens und andererseits am Wiegenträger des Drehgestells abstützen. In
diesem Falle können beispielsweise die Windenfüße mit dem Wiegenträger des Drehgestells
fest verbunden werden. Die Winden können sich auch an den seitlichen Gleitstücken
zwischen Wiegenträger und Kastenuntergestell abstützen.
-
Die Windenfüße können auch mit dem Hauptquerträger des Wagenkastens
fest verbunden werden. Zweckmäßig werden hydraulische Winden vorgesehen, die über
Druck- und Rückführleitungen mit hydraulischen Pumpen zur Windenbetätigung verbunden
sind. Die Druckräume sämtlicher zu einem Drehgestell gehörenden Winden oder auch
sämtlicher Winden des gesamten Fahrzeuges können zueinander parallel an die hydraulische
Pumpe angeschlossen werden, um ein gleichmäßiges Anheben sämtlicher Winden zu erzielen.
Bei
Befestigung der Windenfüße am Wiegenträger wird die hydraulische Pumpe ebenfalls
im Drehgestell, beispielsweise an einem Drehgestellangträger befestigt. Bei Befestigung
der Windenfüße am Hauptquerträger des Wagenkastens geschieht die Anbringung der
hydraulischen Pumpe ebenfalls am Wagenkasten, beispielsweise gleichfalls am Hauptquerträger.
-
Die Erfindung hat gegenüber der bekannten Konstruktion, bei der sich
die Winden auf dem Boden abstützen, den Vorteil, daß sich beide Angriffspunkte jeder
Winde an Teilen des Schienenfahrzeugs befinden, so daß die Winden an beiden Enden,
nämlich am Wagenkasten und am Drehgestell, zentriert oder anderweitig verankert
werden können. Hierdurch ist eine starre Verbindung zwischen Drehgestell und Wagenkasten
während des Anhebens des letzteren bis zum Absetzen und während des Absenkens nach
Wegnehmen der Unterstützungsböcke gewährleistet. Dies ist von großer Wichtigkeit,
weil hierdurch ein Umkippen des angehobenen Wagenkastens durch zur vertikalen Mittellängsebene
unsymmetrische Wagenbelastung, durch seitlichen Winddruck oder ähnliche äußere Einflüsse
mit Sicherheit vermieden wird. Diese Sicherheit gegen Kippen und gegen Abrutschen
muß aber unbedingt gefordert werden, weil während oder zumindest nach Beendigung
des Abhebens des Wagenkastens vom alten Drehgestell und während oder vor Beginn
des Absenkens auf das neue Drehgestell Arbeitskräfte sich unter den Wagenkasten
begeben müssen, um die Verbindungen des Drehgestells mit dem Wagenkasten (z. B.
Bremsleitungen usw.) zu lösen bzw. herzustellen. Die Kippsicherheit ist auch deshalb
von großer Wichtigkeit, weil in der Praxis das Auswechseln der Drehgestelle zwecks
Umstellung auf eine andere Spurweite unter Umständen ohne Störung der Reisenden,
d. h. ohne daß die Reisenden den Wagen verlassen, geschehen soll. Dies bringt nicht
nur eine starke Wahrscheinlichkeit für eine unsymmetrische Wagenbelastung und für
eine Gewichtsverlagerung während des Anhebens und Absenkens durch umhergehende Personen
mit sich, sondern mit Rücksicht auf die Sicherheit der Reisenden auch eine verstärkte
Forderung nach absoluter Kippsicherheit.
-
Bei Verwendung der erfindungsgemäßen Abhebevorrichtung kann das Umsetzen
sämtlicher Wagen eines Zuges auf andere Drehgestelle, beispielsweise an einer Grenze
mit Übergang zu einer anderen Spurweite, durch eine geringe Anzahl von Arbeitskräften
sehr schnell vor sich gehen.
-
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß die erfindungsgemäße
Vorrichtung von den Bodenunebenheiten und von der sonstigen Bodenbeschaffenheit,
insbesondere von der Tragfähigkeit des Bodens, völlig unabhängig arbeitet und eine
absolut sichere Trennung des Drehgestells vom Wagenkasten gewährleistet; es wird
verhindert, daß sich das Drehgestell beispielsweise am Drehzapfen verklemmt oder
in anderer Weise am Wagenkasten hängenbleibt.
-
Außerdem wird beim Gegenstand der Erfindung derjenige Gewichtsanteil
des Wagenkastens, der von dem auszuwechselnden Drehgestell getragen wird, auch während
des Anhebens und Absenkens des Wagenkastens über das Drehgestell und über dessen
sämtliche Räder übertragen, so daß hierbei keine Überschreitung der zulässigen Gleisbelastung
möglich ist. Auch kann man ohne weiteres auf jeder Seite jedes Drehgestells mehrere
Winden verwenden, die dann verhältnismäßig klein ausfallen und entsprechend gut
untergebracht werden können. Beim Abstützen der Winden auf den Boden müssen dagegen
die Winden außerhalb des Bereichs der Drehgestellänge angeordnet werden. Man kann
dann, wenn man aus Sicherheitsgründen den Wagenkasten nur an seinem einen Ende anhebt,
auf jeder Seite des Wagens nur eine Winde verwenden, weil bei mehreren Winden, die
zwecks Einhaltung der zulässigen Gleisbelastung einen gewissen gegenseitigen Längsabstand
aufweisen müssen, die Hubhöhe der Winden zu verschieden und infolgedessen ein gleichmäßiges
Tragen aller Winden doch nicht zu gewährleisten wäre. Beim Gegenstand der Erfindung
können die Winden dagegen ohne Beeinflussung des Raddruckes in Längsrichtung beliebig
nahe nebeneinandergesetzt werden.
-
Die Erfindung wird an Hand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert und beschrieben.
-
Fig. 1 zeigt einen Eisenbahnwagen mit am Drehgestell befestigten Winden
im Querschnitt; Fig. 2 zeigt eine Abwandlung der Ausführung nach Fig. 1; Fig. 3
zeigt einen Eisenbahnwagen mit am Wagenkasten befestigten Winden im Querschnitt;
Fig.4 zeigt den Eisenbahnwagen nach Fig.2 mit angehobenem Wagenkasten.
-
In den Fig. 1 bis 4 ist mit 1 jeweils der Wagenkasten bezeichnet,
mit 2 der Hauptquerträger desselben, mit 3 der Drehzapfen, mit 4 die seitlichen
Gleitstücke für den Wiegenträger 5, mit 6 die Drehgestelllangträger, mit 7 die Wiegenfedern
und mit 8 die Wiegenfedertröge. Mit 9 sind die Spurkranzräder und mit
10 deren Achse bezeichnet.
-
In der Fig. 1 sind am Wiegenträger 5 in Querrichtung innerhalb der
Gleitstücke 4 die Windenfüße 11 und 12 angeordnet, die innen als hydraulische Zylinder
ausgebildet sind. In den hydraulischen Zylindern sind die Kolben der Hubglieder
13 und 14 geführt, die oben die Stützköpfe 15 und 16 tragen. Die Stützköpfe 15 und
16 liegen senkrecht unter dem Hauptquerträger 2. An einem der Drehgestellangträger
6 ist eine hydraulische Pumpe 17 befestigt, welche über Druckleitungen 18 und Rückführleitungen
19 mit den hydraulischen Zylindern in den Windenfüßen 11 und 12 verbunden ist.
-
In der Fig. 2 ist die Konstruktion gemäß der Fig. 1 dahin abgewandelt,
daß die Winden mit ihren Windenfüßen 11 und 12 und ihren Hubgliedern 13 und 14 senkrecht
unter den seitlichen Gleitstücken 4 angeordnet sind.
-
In der Fig. 3 sind die Winden mit ihren Windenfüßen 11 und 12 am Hauptquerträger
2 des Wagenkastens 1 befestigt und stützen sich mit ihren Hubgliedern 13 und 14
und den Stützköpfen 15 und 16 auf dem Wiegenträger 5 ab. Die hydraulische Pumpe
17 ist gleichfalls am Hauptquerträger 2 befestigt. Die Druckleitung ist wiederum
mit 18, die Rückführleitung mit 19 bezeichnet.
-
Soll der Wagenkasten von den Drehgestellen abgehoben werden, etwa
um ein Drehgestell mit anderer Spurbreite Unterzubauen, so werden die hydraulischen
Pumpen 17 betätigt, die über die Druckleitungen 18 das hydraulische Druckmittel,
z. B. 01, in die Druckzylinder der Windenfüße 11 und 12 fördern. Dadurch werden
die Hubglieder 13 und 14 aus den Windenfüßen 11 und 12 hinausgeschoben, stützen
sich am Hauptquerträger 2 bzw. am Wiegenträger 5 ab und heben den Wagenkasten 1
vom Drehgestell ab. Der Wagen wird so weit gehoben, daß die seitlichen Enden der
Hauptquerträger etwas oberhalb von Böcken 20 liegen, die seitlich neben dem Gleis
stehen. Im Falle von feststehenden Böcken wird nun der Wagen mit
den
Drehgestellen auf dem Gleis so weit verschoben, bis die Böcke 20 unter dem Hauptquerträger
2 liegen; im Falle von beweglichen Böcken werden diese ohne Verschiebung des Wagens
seitlich unter den Hauptquerträger 2 gebracht. Danach wird der Wagenkasten durch
Wiedereinfahren der Winden auf die Böcke 20 abgesetzt. Die Drehgestelle werden unter
dem Wagen herausgefahren, und die Drehgestelle für die andere Spurweite werden unter
den Wagenkasten gefahren. Durch erneute Betätigung der hydraulischen Pumpen kann
jetzt der Wagenkasten auf das neue Drehgestell gesetzt und wieder von den Böcken
neben dem Gleis abgehoben werden. Nachdem der Wagen in diesem Zustand wieder aus
dem Bereich der Böcke heraus-,ersetzt ist, kann durch Einfahren der Winden der Wagenkasten
auf die neuen Drehgestelle abgesetzt werden und ist fahrbereit für die Strecke mit
der anderen Spurweite.
-
In der Fig. 4 ist ein Eisenbahnwagen gemäß dem Ausführungsbeispiel
nach der Fig. 2 im angehobenen Zustand dargestellt, wobei die seitlichen Enden des
Hauptquerträgers 2 auf den seitlich neben dem Gleis stehenden Böcken 20 aufliegen.
Die Böcke 20 können ortsfest angebracht und aus Eisenbeton oder Stahl, etwa aus
alten Gleisschwellen, hergestellt sein.
-
Durch die Erfindung ist es möglich, Eisenbahnwagen schnell und relativ
einfach auf andere Drehgestelle umzusetzen. Die dazu notwendigen Mittel gemäß der
Erfindung sind leicht im Gewicht, einfach in der Bedienung und wenig schadenanfällig.
Die Mittel sind am Wagen bzw. Drehgestell fest angeordnet.