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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anspinnen eines Fadens an einer Offenend-Spinnvorrichtung, bei welchem ein abgelängtes Fadenende zu einer Fasersammelrille eines unter Unterdruck stehenden rotierenden Spinnrotors zurückgeführt wird, indem das Fadenende unter Bilden einer Fadenreserve zunächst mittels einer steuerbaren Liefereinrichtung bis an eine vorgegebene Zwischenposition im Innern eines Fadenabzugskanals zurückgeliefert und von dort nach einer gewissen Wartezeit nach Freigabe durch die Liefereinrichtung und schlagartigem Auflösen der Fadenreserve durch den Unterdruck zur Fasersammelrille weitergeliefert wird, wo es an einen dort befindlichen Faserring angesetzt und wieder abgezogen wird.
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Ein Verfahren dieser Art ist durch die
EP 0 274 016 B2 Stand der Technik. Bei diesem bekannten Verfahren wird das Fadenende im Innern des Fadenabzugskanals zunächst in eine Bereitschaftsstellung gebracht, von wo es dann nach schlagartigem Auflösen der Fadenreserve allein durch den wirkenden Unterdruck bis an die Fasersammelrille des Spinnrotors zurückgeliefert wird. Auf diese Weise soll die Rücklieferzeit des Fadens in den Spinnrotor zum einen möglichst kurz und zum anderen möglichst konstant sein, da ja zeitliche Längen und Ungenauigkeiten in den Bereich vor der Bereitschaftsstellung verlagert werden und nach dem Auflösen der Fadenreserve Unzulänglichkeiten in der Liefereinrichtung ausgeschaltet sind. Es hat sich jedoch gezeigt, dass das Fadenende nach dem schlagartigen Auflösen der Fadenreserve keinesfalls immer in derselben exakten Zeit durch den Rest des Fadenabzugskanals zur Fasersammelrille gelangt. Dies ist insbesondere bei groben Garnen der Fall, deren zurückzuliefernde Fadenenden in dem relativ engen Fadenabzugskanal bisweilen verschiedene „Hindernisse” passieren müssen, wobei es mitunter zu Stauchungen und damit zu ungenauen Anspinnzeiten kommt. Dies kann sich dann an unpräzisen Ansetzern auswirken.
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Die
DE 2 043 935 A beschreibt ein Verfahren zum Anspinnen von Garn nach einem Garnbruch, bei welchem durch Verbringen der Spule in eine Ruhestellung eine Fadenreserve zum Anspinnen gebildet wird. Das Fadenende wird ebenfalls zunächst in eine Ausgangsstellung verbracht, aus welcher es unter Auflösen der Fadenreserve durch Absenken der Spule in ihre Arbeitsstellung in die Fasersammelrille abgeworfen wird. Die Länge der Fadenreserve bzw. des freizugebenden Fadenendes entspricht hierbei genau der Entfernung der Ausgangsstellung von der Fasersammelrille. Um diese Länge exakt einzuhalten, ist entweder eine Sichtkontrolle oder ein entsprechender Sensor vorgesehen.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, unter Beibehaltung der Vorteile des eingangs genannten Standes der Technik dafür Sorge zu tragen, dass das Fadenende nach der Wartezeit an der vorgegebenen Zwischenposition ohne Stauchungen und zu tatsächlich konstanter Zeit zur Fasersammelrille gelangt.
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Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass sich die vorgegebene Zwischenposition im Innern einer in unmittelbarer Nähe der Fasersammelrille angeordneten und einen Anfangsteil des Fadenabzugskanals enthaltenden Fadenabzugsdüse befindet.
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Wie bereits beim Verfahren des Standes der Technik werden auch beim erfindungsgemäßen Verfahren die Zeitschwankungen, die von der Liefereinrichtung hervorgerufen sein könnten, zeitlich in den Bereich verlegt, der sich vor der Wartezeit der vorgegebenen Zwischenposition befindet. In dieser Wartezeit tritt dann eine gewisse Beruhigung ein. Erfindungsgemäß ist jedoch die vorgegebene Zwischenposition bereits so nahe an der Fasersammelrille, dass im Fadenabzugskanal jetzt keinerlei zeitverzögernde Hindernisse mehr zu überwinden sind, zumal die Fadenabzugsdüse in aller Regel besonders reibungsarm und mit einem vergrößerten Durchmesser ausgeführt ist. Dadurch lässt sich die gewünschte Zeitkonstanz zwischen dem Freigeben der Fadenreserve und dem Ankommen des Fadenendes an der Fasersammelrille tatsächlich konstant halten. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, dass qualitätsbeeinträchtigende Streuungen des Anspinners sehr niedrig gehalten werden können.
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Wenn die vorgegebene Zwischenposition des Fadenendes sich bereits an der den Anfangsteil des Fadenabzugskanals enthaltenden Fadenabzugsdüse befindet, dann lassen sich vorteilhaft Verhältnisse schaffen, dass die Abwurflänge der Fadenreserve etwa dem Radius der Fasersammelrille plus ca. 10 mm entspricht. Je nach dem Durchmesser des Spinnrotors kann die Größe der Fadenreserve variiert werden, so dass die vorgegebene Zwischenposition des Fadenendes zwar immer an derselben Stelle der Fadenabzugsdüse vorgesehen ist, jedoch der anschließende Weg nach dem Auflösen der Fadenreserve, der allein mittels des Unterdrucks zurückgelegt wird, an den Durchmesser des Spinnrotors angepasst ist.
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Die Erfindung wird in der nachfolgenden Beschreibung eines schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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In der Zeichnung sind die zu einer Offenend-Spinnvorrichtung 1 zugehörigen Bauteile mit durchgezogenen Linien dargestellt, während dem Anspinnen dienenden Komponenten eines verfahrbaren Anspinngerätes 2 nur schematisch strichpunktiert angedeutet sind. Die gepunktet gezeichnete Linie zeigt einen nach einem Anspinnen wieder abgezogenen Faden 3.
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Die Offenend-Spinnvorrichtung 1, von der in einer Maschine eine Vielzahl nebeneinander angeordnet ist, enthält einen im Axialschnitt dargestellten Spinnrotor 4, der in einer Unterdruckkammer 5 bei Betrieb umläuft. Die Unterdruckkammer 5 ist durch ein Rotorgehäuse 6 gebildet, bei welchem die Absaugrichtung mit A bezeichnet ist.
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Der Spinnrotor 4 enthält einen Schaft 7, der die Rückwand des Rotorgehäuses 6 durchdringt und außerhalb der Unterdruckkammer 5 in nicht dargestellter Weise gelagert und angetrieben ist.
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Zur Offenend-Spinnvorrichtung 1 gehören noch Abzugswalzen 8 und 9, die beim Zurückliefern eines anzuspinnenden Fadens 23 nicht beteiligt sind, jedoch nach dem Ansetzen eines Fadenendes 24 dem Wiederabzug des angesponnenen Fadens 3 dienen. Schließlich gehört zur Offenend-Spinnvorrichtung 1 noch eine in beiden Drehrichtungen antreibbare Wickelwalze, auf der bei Betrieb eine Kreuzspule 11 aufliegt.
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Weitere zur Offenend-Spinnvorrichtung 1 zugehörige Bauteile, soweit sie nicht zur eigentlichen Erfindung gehören, wurden weggelassen.
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Das Rotorgehäuse 6 weist eine zur Bedienungsseite hin gerichtete Öffnung 12 auf, durch welche bei Bedarf der Spinnrotor 4 ausbaubar ist. Bei normalem Spinnbetrieb wird diese Öffnung 12 durch ein Schwenkgehäuse 13 unter Mitwirkung einer Ringdichtung 14 abgedeckt, so dass der Unterdruck in der Unterdruckkammer 5 und im Innern des Spinnrotors 4 voll zur Wirkung kommt. Das Schwenkgehäuse 13 enthält in bekannter Weise einen Faserzuführkanal 15, über welchen unter Mitwirkung des Unterdruckes zu verspinnendes, in Einzelfasern aufgelöstes Fasermaterial dem Spinnrotor 4 zuführbar ist. Die Einzelfasern treten dabei aus einer im Innern des Spinnrotors 4 befindlichen Mündung 16 des Faserzuführkanals 15 aus und gelangen über eine sich konisch erweiternde Fasergleitfläche 17 des Spinnrotors 4 in dessen Fasersammelrille 18, wo die zugespeisten Fasern auf Grund der schnellen Rotation des Spinnrotors 4 einen Faserring bilden. Selbstverständlich wird die Zuführung von Fasern so gesteuert, dass ein ausreichend bemessener Faserring dann vorhanden ist, wenn er für einen Anspinnvorgang benötigt wird.
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Im Innern des Spinnrotors 4 beginnt ein Fadenabzugskanal 20, der überwiegend durch ein Abzugsrohr 19 gebildet ist, das im Bereich einer Krümmung in bekannter Weise Falschdrallrippen aufweisen kann, die der Spinnsicherheit dienen. Ein Anfangsteil 22 des Fadenabzugskanals 20 wird durch eine so genannte Fadenabzugsdüse 21 gebildet, die bis nahe an die Fasersammelrille 18 heranreicht und ebenfalls mit am Schwenkgehäuse 13 angeordnet ist.
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Um den installierten Unterdruck möglichst klein zu halten, ist unter anderem der Durchmesser des Fadenabzugskanals 20 sehr klein. Wenn man zusätzlich noch bedenkt, dass die erwähnten, in der Krümmung des Fadenabzugskanals 20 befindlichen Falschdrallrippen für den beim Anspinnen zurückzuliefernden Faden 23 ein Hindernis bilden, dann wird ersichtlich, dass es schwierig ist, bei einem Anspinnvorgang konstante Zeiten einzuhalten, zu welchen ein Fadenende 24 in die Fasersammelrille 18 zurückgeliefert wird. Aus diesem Grunde nimmt das zurückzuliefernde Fadenende 24 vor dem eigentlichen Anspinnen eine Zwischenposition ein, von der ab es erst endgültig, und dann nur mit Hilfe des Unterdruckes, in die Fasersammelrille 18 gelangt.
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Beim eingangs zitierten Stand der Technik lag diese Zwischenposition irgendwo in einem im Abzugsrohr 19 befindlichen Kanalstück. Dadurch war es praktisch nicht möglich, konstante Zeitverhältnisse bei jedem Anspinnvorgang zu erreichen.
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Zum Anspinnen wird nun mit nicht näher dargestellten, da bekannten Mitteln ein Faden 23 von der Kreuzspule 11 abgewickelt und über den Fadenabzugskanal 20 entgegen der normalen Abzugsrichtung C bis in den Spinnrotor 4 zurückgeliefert. An diesem Faden 23 wird durch nicht dargestelltes Ablängen ein Fadenende 24 vorgegebener Länge gebildet. Über eine Liefereinrichtung 25, 26 wird dann der Faden 23 in den Fadenabzugskanal 20 eingeführt und erfindungsgemäß so weit zurückgeliefert, dass das abgelängte Fadenende 24 sich bereits im in der Fadenabzugsdüse 21 befindlichen Anfangsteil 22 des Fadenabzugskanals 20 befindet.
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Die Liefereinrichtung 25, 26, die den Faden 23 entsprechend der Rücklieferrichtung B zurückliefert, ist hinsichtlich der Liefergeschwindigkeit steuerbar und besteht vorzugsweise aus zwei Teilen. Der eine Teil 25, welcher der eigentlichen Rücklieferung des Fadens 23 dient, befindet sich unweit der Wickelwalze 10 und ist nach Art eines normalen Lieferwalzenpaares ausgebildet, von dem die eine Walze glatt und die andere gummiert ist. Ein weiterer Teil der Liefereinrichtung 26 befindet sich in der Nähe des Fadenabzugskanals 20 und dient im Wesentlichen nur dem Gespannthalten des zurückzuliefernden Fadens 23. Es sei ausdrücklich erwähnt, dass die Liefereinrichtung 25, 26 natürlich Bestandteil eines verfahrbaren Anspinngerätes 2 ist und nur bei Bedarf in die genannten Positionen überführt wird.
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Beim Zurückliefern des Fadens 23 wird dieser über einen Fadenreservebolzen 27 geführt, der ebenfalls zum Anspinngerät 2 gehört und vorzugsweise entsprechend den Richtungen des Doppelpfeiles, je nach dem Durchmesser des Spinnrotors 4, positionierbar sein kann. Dieser Fadenreservebolzen 27 gibt die vorgegebene Zwischenposition für das Fadenende 24 im Innern der Fadenabzugsdüse 21 vor.
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Sobald das Fadenende 24 bis in die genannte Zwischenposition durch die Liefereinrichtung 25, 26 zurückgeliefert wurde, wird die Liefereinrichtung 25, 26 kurz angehalten, damit sich das Fadenende 24 in dieser Position beruhigen kann. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob bis zu diesem Zeitpunkt eventuell unterschiedliche Zeitintervalle verstrichen sind.
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Nunmehr wird zum eigentlichen Zurückführen des Fadenendes 24 in die Fasersammelrille 18 die Fadenreserve dadurch freigegeben, dass der Fadenreservebolzen 27 senkrecht zur Zeichenebene zurückgezogen wird, so dass der strichpunktiert dargestellte Faden 23 in die gepunktet dargestellte Position und zugleich in den Bereich der Klemmlinie der Abzugswalzen 8, 9 gelangen kann. Durch das schlagartige Freigeben der Fadenreserve wirkt auf das Fadenende 24 der im Innern des Spinnrotors 4 vorhandene Unterdruck, so dass das Fadenende 24 jetzt mit vorgegebener Länge in die Fasersammelrille 18 gelangt. Dadurch, dass das Fadenende 24 in seiner Zwischenposition bereits sehr nahe an der Fasersammelrille 18 positioniert war, entstehen beim Freigeben der Fadenreserve reproduzierbar sehr konstante Zeitintervalle. Etwa zeitgleich mit dem Freigeben der Fadenreserve ist auch dafür gesorgt worden, dass ein Faserring in der Fasersammelrille 18 gebildet wurde.
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Während also der Faden 23 durch Auflösen der Fadenreserve in die gepunktete Position 3 überführt wird und das Fadenende 24 gleichzeitig in die Fasersammelrille 18 gelangt, wird auch der Faden 3 durch das Abzugswalzenpaar 8, 9 nahezu zeitgleich abgezogen. Da sich das Fadenende 24 bereits mit dem in der Fasersammelrille 18 befindlichen Faserring verbunden hat, ist damit im Wesentlichen der Anspinnvorgang beendet, so dass das Anspinngerät 2 den angesponnenen Faden 3 wieder ordnungsgemäß an die Offenend-Spinnvorrichtung 1 übergeben kann.