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Die
Erfindung betrifft ein medizinisches Implantat mit einer rohrförmigen Gitterstruktur
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Als
Aneurysmen bezeichnet man Erweiterungen eines arteriellen Blutgefäßes,
wobei die Gefäßwände des arteriellen
Blutgefäßes lokal eine Aussackung bilden, wodurch
die Gefäßwände im Bereich der Aussackung
geschwächt werden. Aneurysmen bergen das Risiko, dass die
Gefäßwände im Bereich der Aussackung
reißen bzw. das Aneurysma platzt, so dass Blut aus dem
Gefäß ausströmen kann. Insbesondere bei
arteriellen Gefäßen im Gehirn, so genannten intracraniellen
Gefäßen, führt dies oft zu einer Hirnblutung
bzw. einem blutigen Schlaganfall.
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Die
Behandlung von Aneurysmen erfolgt üblicherweise durch das
Einbringen von gewundenen Drähten in das Aneurysma, die
als Coil bezeichnet werden. Auf diese Weise wird innerhalb des Aneurysmas
eine Blutgerinnung erreicht, so dass das Aneurysma durch das geronnene
Blut verschlossen wird. Bei Aneurysmen mit einer großen Öffnung
zum Blutgefäß besteht dabei die Gefahr, dass die
Coils, die im Aneurysma nicht fest verankert sind, das Aneurysma verlassen
und somit keine therapeutische Funktion mehr wahrnehmen. Um dies
zu verhindern, ist es bekannt, ein medizinisches Implantat, insbesondere
einen Stent im Blutgefäß im Bereich des Aneurysmas zu
platzieren, der das Aneurysma soweit verschließt, dass
die Coils nicht in die Blutbahn eindringen bzw. das Aneurysma durch
den Stent selbst ausreichend verschlossen wird, so dass auf den
Einsatz der Coils verzichtet werden kann.
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WO 2005/011527 offenbart
einen Stent, der die Blutströmung derart beeinflusst, dass
eine Strömung in das Aneurysma hinein weitgehend verhindert
oder zumindest stark re duziert wird, so dass innerhalb des Aneurysmas
auch ohne den Einsatz von Coils eine Blutgerinnung erfolgt, da die
Strömungsverhältnisse im Aneurysma einen minimalen
Wert annehmen. Dazu weist der bekannte Stent in einem Mittelbereich
ein dichtes Gittergeflecht mit relativ kleinen Öffnungen
zwischen den Drähten auf. Die relativ kleinen Maschen der
Gitterstruktur werden dadurch gebildet, dass das Drahtgeflecht in
einem Mittelbereich einen relativ großen Flechtwinkel aufweist.
Gegenüber dem relativ großen Flechtwinkel im Mittelbereich weist
der bekannte Stent in den äußeren Bereichen einen
kleineren Flechtwinkel auf, so dass in den äußeren
Bereichen zwischen den Drähten größere Öffnungen
bestehen. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass eventuell an
das Aneurysma angrenzende Nebengefäße weiterhin
effizient durchblutet werden.
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Es
wird darauf hingewiesen, dass der Flechtwinkel als der Winkel bezeichnet
wird, der zwischen einer die Längsachse des Stents umfassenden
Ebene und einem Draht des Drahtgeflechts gebildet wird. Im Gegensatz
dazu ist der Flechtwinkel in der
WO 2005/011527 als
Winkel zwischen einem Draht des Drahtgeflechts und einer zur Längsachse
des Stens senkrechten Ebene definiert.
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Der
bekannte Stent hat den Nachteil, dass der Mittelbereich aufgrund
des großen Flechtwinkels eine hohe Steifigkeit aufweist,
wodurch eine radiale Verformung bzw. Anpassung des Stents an das
Blutgefäß erschwert ist. Ferner ist eine radiale
Kompression des Stents, beispielsweise zum Einbringen des Stents
in ein Zuführsystem, zwangsläufig mit einem relativ
großen Kraftaufwand und einer hohen Längenänderung
verbunden. Aus diesen Gründen ist die Anpassung des bekannten
Stents an die von Patient zu Patient unterschiedlichen physiologischen
Verhältnisse der Blutgefäße erschwert,
da bei kleineren Gefäßen der Stent eine wesentlich
größere Länge aufweist, wobei der Winkel
im Mittelbereich und in den Außenbereichen wesentlich kleiner
ist. Ferner wird dadurch die Kraft beeinflusst, die durch den Stent
gegen die Gefäßwand aufgebracht wird. Dies kann
insbesondere im Bereich des Aneurysmahalses zu einer Beschädigung
bzw. Verletzung des Blutgefäßes führen.
Wegen der verhältnismäßig großen Änderung
der Stentlänge bei kleiner Änderung des Stentdurchmessers
besteht des Weiteren der Nachteil, dass der Stent die physiologische
Bewegung des Blutgefäßes aufgrund des Pulsschlages
in radialer Richtung kaum nachbildet. Insbesondere durch den großen
Flechtwinkel im Mittelbereich ist der maximal mögliche
Durchmesser des Stents bereits erreicht. Das bedeutet, dass bei
einer Ausweitung des Blutgefäßes unter Druck,
beispielsweise durch einen Pulsschlag, der Stent aus der Gefäßwand
abgelöst wird. Andererseits setzt der Stent einer Verjüngung
des Gefäßes bzw. einer Verkleinerung des Gefäßdurchmessers
eine relativ große Kraft entge gen, was zu einer Verletzung
der Gefäßwände führen kann.
Ferner bewirkt eine Verkleinerung des Gefäßdurchmessers eine
relativ große Ausdehnung des Stents in Längsrichtung,
wodurch eine axiale Relativbewegung zwischen dem Stent und der Gefäßwand
erfolgt, die wiederum zur Beschädigung der Gefäßwände
führen kann. Schließlich ergibt sich durch die
Flechtwinkelgeometrie des bekannten Stents eine relativ große Längenänderungen
bei der Implantation, d. h., dass sich bei der Ausbreitung des Stents
von einem zusammengefalteten Zustand im Zufuhrsystem, insbesondere
Katheter, zu einem implantierten Zustand im Blutgefäss,
eine Längenänderung, die dem Vielfachen der ursprünglichen
Länge entspricht, einstellt. Dadurch wird eine präzise
Positionierung des Stents erschwert.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein medizinisches Implantat
mit einer rohrförmigen Gitterstruktur anzugeben, das einen
sicheren Verschluss eines Aneurysmas bei geringem Verletzungsrisiko
der Gefäßwände ermöglicht. Ferner
soll das Implantat eine einfache Implantation und präzise Positionierung
gewährleisten.
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Erfindungsgemäß wird
diese Aufgabe durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 gelöst.
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Der
Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, ein medizinisches Implantat
mit einer rohrförmigen Gitterstruktur, die ein Drahtgeflecht
mit wenigstens zwei axial äußeren Bereichen und
einem dazwischen angeordneten axial mittleren Bereich umfasst, anzugeben.
Das Implantat weist in einem Ruhezustand einen ersten Durchmesser
D1 und einen ersten Flechtwinkel α1 in den äußeren Bereichen
auf. Im mittleren Bereich umfasst das medizinische Implantat im
Ruhezustand einen zweiten Durchmesser D2 und
einen zweiten Flechtwinkel α2.
Im Ruhezustand ist der erste Durchmesser D1 größer
als der zweite Durchmesser D2. Des Weiteren
gilt im Ruhezustand, dass der erste Flechtwinkel α1 größer als der zweite
Flechtwinkel α2 ist. Außerdem
weist das medizinische Implantat einen implantierten Zustand auf,
der durch einen ersten Durchmesser D1' und
einen ersten Flechtwinkel α1' der äußeren
Bereiche und einen zweiten Durchmesser D2'
und einen zweiten Flechtwinkel α2'
des mittleren Bereichs definiert ist. Im implantierten Zustand ist
der erste Durchmesser D1' des Implantats größer
oder gleich dem zweiten Durchmesser D2'
des Implantats im implantierten Zustand. Ferner ist der erste Durchmesser
D1' der äußeren Bereiche
im implantierten Zustand kleiner als der erste Durchmesser D1 der äußeren Bereiche
im Ruhezustand. Für die Flechtwinkel α1' und α2'
gilt, dass der Betrag der Differenz zwischen dem ersten Flechtwinkel α1' und dem zweiten Flechtwinkel α2' im im plantierten Zustand kleiner ist als
der Betrag der Differenz zwischen dem ersten Flechtwinkel α1 und dem zweiten Flechtwinkel α2 im Ruhezustand. Das bedeutet, dass beim Übergang
vom Ruhezustand in den implantierten Zustand der Unterschied des
Flechtwinkels in den äußeren Bereichen gegenüber
dem Flechtwinkel im mittleren Bereich kleiner wird. Gemäß der
vorliegenden Erfindung ist also der Unterschied der Flechtwinkel α1', α2'
im implantierten Zustand kleiner als im Ruhezustand. Ergänzend
zeichnet sich das erfindungsgemäße medizinische
Implantat durch eine im implantierten Zustand radial nach außen
wirkende Kraft in den äußeren Bereichen aus, die
größer ist als im mittleren Bereich.
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Es
ist möglich, dass der Durchmesser D1 des Implantats
im Ruhezustand größer ist als der Durchmesser
D2 und der Flechtwinkel α1 größer oder gleich dem
Flechtwinkel α2 ist. Der Unterschied
der Flechtwinkel α1', α2' im implantierten Zustand kann unter diesen
Voraussetzungen größer werden als der Unterschied
der Flechtwinkel α1, α2. Dadurch ergibt sich, dass im implantierten
Zustand der Flechtwinkel α1' der äußeren
Bereiche kleiner ist als der Flechtwinkel α2'
des mittleren Bereichs. Es ist also theoretisch möglich,
dass im Ruhezustand der Flechtwinkel α1 gleich
oder geringfügig größer als der Flechtwinkel α2 ist und durch die Komprimierung des Implantats
der Flechtwinkel α1' im implantierten
Zustand kleiner ist als der Flechtwinkel α2',
wobei der Winkelunterschied im implantierten Zustand größer
ist als im Ruhezustand. Unter diesen Bedingungen ist es demnach möglich,
dass im Ruhezustand
D1 > D2 und α1 ≥ α2
gilt
und folglich im implantierten Zustand
D2' ≤ D1' < D1 und
|α1'– α2'| > |α1 – α2|
erreicht
wird.
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Die
Erfindung hat den Vorteil, dass durch die unterschiedliche Geometrie
in den äußeren Bereichen bzw. im mittleren Bereich
im Ruhezustand eine in Längserstreckung des Implantats
variable Kraftverteilung im implantierten Zustand erfolgt, so dass das
Implantat, insbesondere bei der Behandlung von Aneurysmen, mit den
axial äußeren Bereichen an gesunden Stellen des
Blutgefäßes fixiert werden kann, während
im mittleren Bereich, also im Bereich des Aneurysmas, relativ wenig
Druck ausgeübt wird, so dass die geschwächten
Gefäßwände im Aneurysmabereich geschont
werden. Ferner wird dadurch verhindert, dass sich das Implantat
in das Aneurysma hineinwölbt und somit erreicht, dass die
Blutströmung derart beeinflusst wird, dass im Bereich des
Aneurysmas eine geringere Durchblutung erfolgt, wodurch die Bildung
von Blutgerinnseln im Aneurysma begünstigt wird. Außerdem
ermöglicht das erfindungsgemäße Implantat
eine einfache und sichere Positionierung innerhalb des Blutgefäßes,
da aufgrund der kleinen Flechtwinkel im mittleren Bereich und der
im implantierten Zustand ebenfalls relativ kleinen Flechtwinkel
in den äußeren Bereichen eine gegenüber
den aus dem Stand der Technik bekannten Implantaten geringere Längenänderung
des Implantats bei der Entfaltung während der Implantation
erfolgt. Ferner hat das erfindungsgemäße Implantat
den Vorteil, dass es eine ausreichende Flexibilität bietet,
so dass das Implantat der pulsierenden Bewegung der Gefäßwände
folgen kann, ohne diese zu verletzen. Der geringe Flechtwinkel im
mittleren Bereich und der im implantierten Zustand ebenfalls relativ
kleine Flechtwinkel in den äußeren Bereichen bietet
den Vorteil, dass das erfindungsgemäße Implantat
bei verschiedenen Patienten mit unterschiedlichen physiologischen
Gegebenheiten eingesetzt werden kann, wobei die Länge des
Implantats im implantierten Zustand auch bei patientenspezifisch
unterschiedlichen Gefäßdurchmessern nur geringfügig
variiert.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Implantats gilt für den Flechtwinkel im Ruhezustand, dass
der erste Flechtwinkel α1 der äußeren
Bereiche um mehr als 10° größer ist als der
Flechtwinkel α2 des mittleren Bereichs
im Ruhezustand.
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Vorzugsweise
umfasst die Längserstreckung der axial äußeren
Bereiche im Ruhezustand wenigstens 5%, insbesondere 10%, insbesondere
15%, insbesondere 25%, insbesondere 30%, der Gesamtlänge
des Implantats. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass
eine ausreichend große Fläche der axial äußeren
Bereiche bereitgestellt wird, so dass das Implantat fest und sicher
im implantierten Zustand im Blutgefäß verankert
wird.
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Ferner
können zwischen den axial äußeren Bereichen
und dem axial mittleren Bereich Zwischenbereiche vorgesehen sein,
die im Ruhezustand einen Durchmesser und einen Flechtwinkel aufweisen,
die höchstens so groß wie der Durchmesser D1 und der Flechtwinkel α1 der äußeren Bereiche
und wenigstens so groß wie der Durchmesser D2 und
der Flechtwinkel α2 des mittleren
Bereiches sind. Die Zwischenbereiche können einen kontinuierlichen Übergang der
Durchmesser D1, D2 und
der Flechtwinkel α1, α2 von den axial äußeren
Bereichen zum axial mittleren Bereich bilden. Dadurch erfolgt eine
gleichmäßigere Kraftverteilung der radial nach
außen wirkenden Kraft des Implantats auf das Blutgefäß.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform ist das Verhältnis
der Flechtwinkel α1, α2 im Ruhezustand größer
als 1:1, insbesondere 1,25:1, insbesondere 1,5:1, insbesondere 2:1,
insbesondere 2,5:1, insbesondere 3:1. Der Durchmesser D1 der
axial äußeren Bereiche im Ruhezustand ist wenigstens
um 10%, insbesondere 25%, insbesondere 30%, insbesondere 50%, insbesondere
100%, insbesondere 125%, insbesondere 150%, größer
als der Durchmesser D2 des axial mittleren
Bereichs. Der Flechtwinkel α1'
kann im implantierten Zustand höchstens um 15°,
insbesondere 10°, insbesondere 5°, insbesondere
2°, insbesondere 1°, größer
oder kleiner als der zweite Flechtwinkel α2'
sein.
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Vorteilhafterweise
ist der erste Flechtwinkel α1'
im implantierten Zustand genauso groß wie der zweite Flechtwinkel α2'. Ferner kann die Gitterstruktur im implantierten
Zustand über die gesamte Länge des Implantats
eine im Wesentlichen einheitliche Struktur aufweisen. Das Implantat
umfasst im implantierten Zustand eine gleichmäßige
Flechtgeometrie, wodurch über die Gesamtlänge
des Implantats eine gleichmäßige Blutdurchlässigkeit
besteht. Selbst bei einer ungenauen Positionierung des Implantats,
beispielsweise wenn das Implantat im Bereich eines abzweigenden
Blutgefäßes eingebracht wird, wird dadurch eine
ausreichende Durchblutung sichergestellt.
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Vorzugweise
ist die Längserstreckung des Implantats im implantierten
Zustand höchstens um 10%, insbesondere 20%, insbesondere
25%, insbesondere 30%, insbesondere 50%, insbesondere 100%, insbesondere
125%, größer als im Ruhezustand. Im implantierten
Zustand sind die Flechtwinkel über die Implantatlänge
relativ klein, wodurch eine Änderung der Implantatlänge
bei Änderung des Durchmessers ebenfalls klein ist. Dadurch
wird eine Relativbewegung des Implantats gegenüber den
Gefäßwänden, beispielsweise durch den
Pulsschlag, minimiert, so dass eine sichere Positionierung des Implantats
gewährleistet ist.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Implantats sind die im implantierten Zustand radial nach außen
wirkenden Kräfte in den axial äußeren
Bereichen um höchstens das 50-fache, insbesondere 20-fache,
insbesondere 10-fache, insbesondere 5-fache, insbesondere doppelte,
größer als im axial mittleren Bereich. Dadurch
wird gewährleistet, dass eine stabile Verankerung des Implantats
im Blutgefäß im Bereich der gesunden Gefäßwände
erreicht wird, während im mittleren Bereich, insbesondere
im Bereich eines Aneurysmas, die Kraft minimiert ist, damit das
Aneurysma nicht beschädigt wird.
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Vorzugsweise
ist die im implantierten Zustand radial nach außen wirkende
Kraft im axial mittleren Bereich annähernd oder gleich
Null, so dass die geschwächten Gefäßwände
im Bereich des Aneurysmas nicht übermäßig
mit Druck beaufschlagt und somit verletzt werden.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen
unter Bezug auf die beigefügten schematischen Zeichnungen
näher erläutert. Darin zeigen:
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1:
ein erfindungsgemäßes Implantat im Ruhezustand
gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel;
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2:
ein erfindungsgemäßes Implantat gemäß 1 im
implantierten Zustand;
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3:
ein erfindungsgemäßes Implantat im implantierten
Zustand gemäß einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel;
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4:
die radial nach außen wirkenden Kräfte eines erfindungsgemäßen
Implantats im implantierten Zustand;
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5:
ein erfindungsgemäßes Implantat im implantierten
Zustand im Bereich eines Aneurysmas;
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6:
ein erfindungsgemäßes Implantat im implantierten
Zustand im Bereich eines vulnerablen Plaque; und
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7:
ein erfindungsgemäßes Implantat bei der Herstellung
gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand der Behandlung von Aneurysmen
bzw. vulnerablen Plaques in Blutgefäßen beschrieben.
Damit ist eine Anwendung des erfindungsgemäßen
Implantats in anderen Körperhohlgefäßen
nicht ausgeschlossen, sondern wird im Rahmen der Erfindung ebenfalls
offenbart und beansprucht. Das nachfolgend als Stent bezeichnete
erfindungsgemäße Implantat beschreibt somit lediglich
eine nicht einschränkende Ausführungsform der
Erfindung.
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1 zeigt
einen erfindungsgemäßen Stent mit einer Gitterstruktur 10,
die zwei axial äußere Bereiche 11 und
einen axial mittleren Bereich 12 aufweist. Gemäß 1 ist
der Stent im Ruhezustand dargestellt, d. h. in dem Zustand, in dem
keine äußeren Kräfte auf den Stent einwirken.
Die Gitterstruktur 10 wird durch einen geflochtenen Draht
gebildet, wodurch sich zwischen den Drähten und einer Ebene, die
die Längsachse des Stents einschließt, ein Flechtwinkel α1, α2 bildet,
wobei der Flechtwinkel α1 in den
axial äußeren Bereichen 11 größer
ist als der Flechtwinkel α2 im
axial mittleren Bereich 12. Die Längserstreckung
der axial äußeren Bereiche 11 entspricht
in etwa 1/5 der Gesamtlänge des Stents, so dass im implantierten
Zustand eine sichere Verbindung der Stentenden mit dem Blutgefäß erreicht
wird. Ferner ist auch der Durchmesser D1 der
axial äußeren Bereiche 11 größer
ausgebildet als der Durchmesser D2 des mittleren
Bereichs 12. Dabei ist der Durchmesser D1 der
axial äußeren Bereiche 11 im Vergleich
zu dem Blutgefäß, in das der Stent implantiert
wird, stark überdimensioniert, d. h. beispielsweise um
30% bis 100% größer als das Gefäß selbst. Hingegen
ist der Durchmesser D2 im mittleren Bereich 12 nur
leicht überdimensioniert oder genauso groß wie
der Durchmesser des Blutgefäßes. Der Flechtwinkel α1 im äußeren Bereich 11 kann
beispielsweise zwischen 45° und 85° betragen,
während der Winkel α2 im
mittleren Bereich 12 beispielsweise zwischen 15° und
45° beträgt. Das Verhältnis zwischen
dem ersten Flechtwinkel α1 und
dem zweiten Flechtwinkel α2 kann
zum Beispiel 1,5:1, 2:1, 3:1 oder andere Werte aufweisen.
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Im
implantierten Zustand, also innerhalb eines zylindrischen Raums
mit einem Innendurchmesser, der kleiner ist als die beiden äußeren
Bereiche 11 des Stents, weist der Stent im mittleren Bereich 12 und
in den äußeren Bereichen 11 ähnliche
Flechtwinkel auf (2). Dabei ist der Grad der Ähnlichkeit zwischen
den beiden Flechtwinkeln α1, α2 von der Höhe der Durchmesseränderung
zwischen dem Ruhezustand und dem implantierten Zustand abhängig. Beim
Zusammenfalten des erfindungsgemäßen Stents aus
dem Ruhezustand in den implantierten Zustand erfolgt demnach eine
Abnahme des Flechtwinkelunterschiedes zwischen den axial äußeren
Bereichen 11 und axial mittleren Bereich 12.
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Bei
kleinerem oder gleich großem Durchmesser des Blutgefäßes
gegenüber dem axial mittleren Bereich 12 ist der
Unterschied zwischen dem Flechtwinkel α1'
und dem Flechtwinkel α2' im implantierten
Zustand minimal bzw. gleich Null. Der Flechtwinkel α1' in den äußeren Bereichen 11 kann
auch kleiner sein als der Flechtwinkel α2'
im mittleren Bereich 12. Ein derartiger Stent im implantierten
Zustand ist in 3 dargestellt.
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4 zeigt
einen erfindungsgemäßen Stent im implantierten
Zustand, wobei die drei Bereiche, also die zwei axial äußeren
Bereiche 11 und der axial mittlere Bereich 12,
eine ähnliche bzw. gleiche Geometrie aufweisen, wobei aufgrund
der unterschiedlichen Geometrie im Ruhezustand die radial nach außen
wirkende Kraft F1 in den äußeren
Bereichen 11 größer ist als die radial
nach außen gerichtete Kraft F2 im
mittleren Bereich 12. Das bedeutet, dass die Stentstruktur
im implantierten Zustand gemäß 4 auf
ihrer gesamten Länge geometrisch gleich bzw. sehr ähnlich
ist, während die Kraftverteilung über die Stentlänge
ungleich ist. Beispielsweise kann der Druck, d. h. die Kraft pro
Gefäßwandfläche, in den äußeren
Bereichen 11 dem doppelten oder 10-fachen des Drucks im
mittleren Bereich 12 entsprechen. Es ist ferner möglich,
dass der Druck im mittleren Bereich 12 gleich Null ist.
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Bei
der Behandlung eines Aneurysmas 16 erfolgt die Fixierung
des Stents an der Gefäßwand 15 vor und
hinter dem Aneurysmahals 17. Die Fixierung des Stents wird
im Wesentlichen kraftschlüssig durch die relativ große
Kraft F1 in den äußeren
Bereichen 11 des Stents erreicht. Dagegen ist die Kraft
F2, die im mittleren Bereich 12 radial
nach außen wirkt, relativ klein, so dass sich der Stent
nicht in den Hohlraum des Aneurysmas 16 hineinwölbt.
Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Stent zumindest im
axial mittleren Bereich 12, insbesondere über
die gesamte Stentlänge, denselben Durchmesser aufweist,
so dass die Blutströmung derart beeinflusst wird, dass innerhalb
des Aneurysmas 16 eine geringere Durchblutung erfolgt,
wodurch ein Blutstau, folglich eine Blutgerinnung und schlussendlich
der Verschluss des Aneurysmas 16 resultiert. 5 zeigt
anschaulich einen erfindungsgemäßen Stent im implantierten Zustand
im Bereich eines Aneurysmas 16, wobei die auftretenden
Kräfte in den axial äußeren Bereichen 11 und
dem axial mittleren Bereich 12 durch Pfeile mit unterschiedlicher
Länge dargestellt sind.
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Eine
weitere Anwendungsmöglichkeit des erfindungsgemäßen
Stents besteht in der Behandlung von so genannten vulnerablen Plaques 18,
also einer Ansammlung von weichem Gewebe innerhalb der Gefäßwand 15.
Dabei kommt es im Gegensatz zu so genannten Stenosen nicht zu einer
Verengung des Gefäßdurchmessers. Dennoch besteht
durch die vulnerablen Plaques 18 die Gefahr eines Gefäßverschlusses,
da das weiche Gewebe innerhalb der Gefäßwand 15 lediglich
durch eine dünne Membran von der Blutbahn getrennt wird.
Ein Bruch dieser Membran kann zur Ablösung von Partikeln
führen, die in der Blutbahn in kleinere Gefäße
transportiert werden und dort zu Gefäßverschlüssen
führen können. Im Unterschied zur Behandlung von
Stenosen, bei der der Durchmesser des Blutgefäßes
im Bereich der Stenose auf das ursprüngliche Maß aufgeweitet
wird, ist bei der Behandlung von vulnerablen Plaques 18 keine
Aufweitung des Blutgefäßes durch eine radiale Kraft
erforderlich, da keine Gefäßverengung besteht. Vielmehr
birgt das Aufbringen einer radialen Kraft im Bereich eines vulnerablen
Plaque 18 die Gefahr, dass die dünne Membran,
die das weiche Gewebe von der Blutbahn trennt, beschädigt
wird, so dass sich Partikel lösen können. Der
erfindungsgemäße Stent bzw. das erfindungsgemäße
Implantat bietet dagegen die Möglichkeit, den Bereich des
vulnerablen Plaques 18 abzudecken, wobei das Implantat
mit den axial äußeren Bereichen 11 außerhalb
des vulnerablen Plaques 18 im Gefäß fixiert
wird und im Bereich des vulnerablen Plaques 18 eine relativ
geringe bzw. gar keine Kraft auf die Gefäßwand 15 bewirkt wird
(6). Durch die höheren radial wirkenden Kräfte
in den axial äußeren Bereichen 11 wird
der Stent derart im Bereich der gesunden Gefäßwände 15 fixiert,
dass der Stent nicht verrutschen kann, und eine effiziente Abdeckung
des vulnerablen Plaques 18 erreicht wird.
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Vorzugsweise
wird das erfindungsgemäße Implantat derart hergestellt,
dass die Drähte einen auf einen Dorn 20 geflochten
werden, der im Wesentlichen dasselbe Profil wie der Stent im Ruhezustand aufweist.
Dabei wird während des Flechtvorgangs der Flechtwinkel α1, α2 mit
zunehmendem Stent- bzw. Dorndurchmesser geändert, d. h.
dass der Flechtwinkel α1, α2 größer eingestellt wird. 7 zeigt
einen Stent gemäß einem erfindungsgemäßen
Ausführungsbeispiel im Fertigungszustand, wobei der Dorn 20,
auf den der Stent geflochten ist, an seinen axialen Enden einen
größeren Durchmesser aufweist als im mittleren
Bereich. Gemäß 7 ist der Übergang vom
größeren Durchmesser an den Enden des Dorns 20 zum
kleineren Durchmesser im mittleren Bereich des Dorns als Absatz
ausgebildet. Es ist auch möglich, dass der Übergang
vom größeren Durchmesser zum kleineren Durchmesser
stufenweise oder fließend erfolgt. Demnach ist es ebenfalls möglich,
dass der Übergang von einem größeren Flechtwinkel
zu einem kleineren Flechtwinkel stufenweise oder fließend
erfolgt.
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Gemäß der
Erfindung sind die radial nach außen wirkenden Kräfte
F1, F2 in den axial äußeren Bereichen 11 größer
als im axial mittleren Bereich 12. Zur Bestimmung der radial
nach außen wirkenden Kräfte F1,
F2 eines medizinischen Implantats mit einer rohrförmigen
Gitterstruktur bzw. eines Stents sind automatisierte Messsysteme
bekannt, wie beispielsweise das Katheter- und Stenttestsystem RX550
der Machine Solutions Inc. (MSI, Arizona, USA).
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- 10
- Gitterstruktur
- 11
- axial äußerer
Bereich
- 12
- axial
mittlerer Bereich
- 15
- Blutgefäßwand
- 16
- Aneurysma
- 17
- Aneurysmahals
- 18
- vulnerables
Plaque
- 20
- Dorn
- D1, D1'
- Durchmesser
des axial äußeren Bereichs
- D2, D2'
- Durchmesser
des axial mittleren Bereichs
- α1, α1'
- Flechtwinkel
des axial äußeren Bereichs
- α2, α2'
- Flechtwinkel
des axial mittleren Bereichs
- F1
- radiale
Kraft des axial äußeren Bereichs
- F2
- radiale
Kraft des axial mittleren Bereichs
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2005/011527 [0004, 0005]