Vielfachsteuerung für elektrische Bahnen mit elektropneumatisch bewegtem, stufenweise schaltbarem Hauptschaltappar at. Es ist bekannt, den Hauptschaltapparat eines elektrischen Fahrzeuges mittelst eines Luftmotors anzutreiben, bestehend aus einem Doppelzylinder, in welchem sich zwei, durch eine Zahnstange starr verbundene Kolben bewegen, wobei die Zahnstange in das auf die Antriebswelle des Hauptschaltapparates sitzende Ritzel eingreift.
Ebenfalls ist bekannt, die Druckluft, mit der der Luftmotor betrieben wird, jedem der beiden Druckzylinderräume mittelst je eines elektromagnetisch gesteuerten Ventils zuzu führen und diese beiden Ventile ungleich mässig so auszubilden, dass durch das eine bei erregter Spule die zugehörige Zylinder seite von der Aussenluft abgesperrt und mit der Druckluftzuführung verbunden wird, durch das andere dagegen bei erregter Spule die zugehörige Zylinderseite von der Druckluft abgesperrt und mit der Aussenluft verbunden wird. Bei unerregten Spulen verlaufen die Vorgänge bei beiden Ventilen umgekehrt.
Die vorliegende Erfindung bezweckt nun in einfacher Weise eine ununterbrochene Fort- bewegung des Hauptschaltapparates in beiden Schaltrichtungen zu ermöglichen, während das gleiche Steuerungssystem durch Hinzu fügung eines Grenzstromrelais für automatisch regulierte Beschleunigung eingerichtet wer den kann.
In der Zeichnung sind zwei Ausführungs beispiele für die Erfindung dargestellt, davon zeigt eines; Fig. 1, eine Steuerung nach der Erfindung für Einstellung der einzelnen An fahrstufen von Hand, während bei der andern, Fig. 2, die Anfahrt des Zuges selbsttätig erfolgt.
Zunächst sei die Steuerung nach Fig. 1 erläutert. Der Antrieb des Hauptschaltappa- rates erfolgt mittelst eines Luftmotors, be stehend aus zwei einander gegenüberstehenden einfachwirkenden Luftzylindern a i und a2, deren Kolben durch eine Zahnstange b ver bunden sind. Diese Zahnstange greift in einen auf der Antriebswelle c aufgekeilten Zahnkolben ein. Jeder Luftzylinder wird durch ein elektromagnetisch betätigtes Luft ventil d bezw. e (kurz: Magnetventil ge steuert. Die beiden Magnetventile sind un- gleich.
Das eine, mit d bezeichnete, setzt in dem gezeichneten unerregten Zustand den zugehörigen Luftzylinder ai in Verbindung mit der Aussenluft, während die Druckluft zuleitung f abgesperrt wird; das zweite, mit e bezeichnete, setzt in unerregtem Zustand den zugehörigen Luftzylinder a z in Verbin dung mit der Druckluftzuleitung f, während die Auslassöffnung abgesperrt wird. Bei er regten Spulen werden die beschriebenen Vor gänge vertauscht.
Aus Obigem folgt, dass wenn beide Ventile d und e unerregt sind, die beiden durch die Zahnstange verbundenen Kolben sich (auf der Zeichnung) bis ganz nach rechts bewegen werden. Die gezeich nete Endstellung entspricht der Null- bezw. Ausschaltstellung des Hauptschaltapparates.
Jedes Magnetventil ist gemäss der Erfin dung mit zwei Betätigungsspulen ausgerüstet, deren Zweck weiter unten erklärt wird.
Wird nur das Ventil d erregt, so bewegt sich zunächst die Zahnstange nicht, indem nur ein Druck-Gleichgewicht auf beiden Sei ten geschaffen ist. Wird aber auch das Ven til e erregt, so sperrt dasselbe, wie gesagt, die Luftzuleitung j' ab und lässt Luft aus dem Innern des Zylinders a z ins Freie erst weichen ; die Folge ist eine Bewegung der Zahnstange b nach links, welche solange dauert, bis die Erregung des Ventils e wieder ausgeschaltet wird, wodurch wieder Druck gleichgewicht hergestellt wird und die Zahn stange in der eingenommenen Lage stehen bleibt.
Die den einzelnen Fahrstellungen des Hauptschaltapparates entsprechenden Stel lungen des Luftmotors werden mittelst des Stellungsschalters g genau eingehalten. Dieser besteht aus einer der Anzahl der Fahrstufen entsprechenden Anzahl Kontakte 1-6, welche von drei mit der Zahnstange b gekuppelten Gleitbürsten lt, <I>i, k</I> bestrichen werden, deren Breite kleiner ist als der Abstand zweier Kontakte, so dah eine Überbrückung zweier Kontakte durch eine Gleitbürste nicht statt finden karre. Die Bürsten h, -i,
<I>k</I> gleiten auf drei Schienen<I>1, na,</I> ta, die reit den vier Be tätigungsspulen<I>o,</I> p, q, r der Ventile<I>d.</I> und e verbunden sind. Die Kontakte 1-6 des Stellungschalters g sind einerseits an die durchgehenden Zugleitungen 1-6, anderer seits an die festen Bürsten 1-6 der Steuer walze s angeschlossen. Der Strom tritt bei der obersten Bürste -f-- der Steuerwalze s ein und an den Spulen p und r bei - wieder aus.
Die Wirkungsweise der Steuerung ist<B>murr</B> wie folgt Angenommen, der Führer stellt die Steuer walze s auf Stufe III, so werden dadurch die Steuerleitungen 1, 2 und 3 mit dein Pol der Steuerstromquelle verbunden, während die Steuerleitungen 4, 5 und 6 spannungslos bleiben. Der pneumatische An triebsapparat steht in der ir, Fig. 1 gezeich- rreten Stellung 0 und setzt sich nun in Be wegung, indem mittelst der Gleitbürste h die Betätigungsspule o des Ventils d und die Betätigungsspule r des Ventils e erregt wer den.
Bevor die Gleitbürste lt vom Kontakt 1 abläuft, sind die Gleitbürsten i und k mit diesem Kontakt in Berührung gekommen, wodurch die Spule q des Ventils e sowie die Spule p des Ventils<I>d</I> ebenfalls noch erregt werden. Läuft nun die Gleitbürste<I>lt</I> vom Kontakt 1 ab, so erfährt dadurch die Bewe gung der Zahnstange b bezw. der Welle c des Hauptschaltapparateskesne Unterbrechung.
Bevor die Gleitbürsten<I>i</I> und<I>k</I> vom ersten Kontakt wieder ablaufen, ist die vorlaufende Gleitbürste h mit dem Kontakt 2 in Berüh rung gekommen, der laut Voraussetzung eben falls unter Spannung steht, so dass auch jetzt die Bewegung der Zahnstange b nach links ununterbrochen fortdauert. Dies solange, bis die mit III bezeichnete gestrichelte Stellung der Gleitbürsten <I>h, i, k</I> erreicht ist. In dieser Stellung steht die Gleitbürste h auf dem stromlosen Kontakt 4, so dass die untere Be tätigungsspule r des Ventils e und die obere Spule o des Ventils d nicht mehr erregt sind.
Da die Gleitbürste i sich zwischen den Kon takten 3 und 4 befindet, ist auch die obere Spule q des Ventils e nicht erregt. Die Gleitbürste k steht noch mit dein unter Span nung stehenden Kontakt 3 in Berührung, so dass die Spule<I>p</I> des Ventils<I>d</I> erregt ist. Die Folge ist, dass die Zahnstange b bezw. die Antriebswelle c des Hauptschaltapparates zum Stillstand kommt.
Das beschriebene elektropneumatische Steuerungssystem lässt sich leicht für selbst tätige Anfahrt einrichten. Es sei dies an Hand der Fig. 2 erklärt.
Die Kontakte des Stellungsschalters g werden je nach Bedarf zu Gruppen zusam mengeschlossen. In dem Beispiel der Fig. 2 ist die Verteilung in zwei solcher Gruppen 1 und 2 angenommen. Zu jeder Gruppe führt nur eine einzige Steuerleitung (1 bezw. 2). Die Ableitung der Clleitschiene l wird über den Öffnungskontakt t eines Stromgrenzrelais geführt. Dasselbe besitzt eine vom Fahr strom durchflossene Wicklung<B>u,</B> und eine dünndrähtige Wicklung v.
Die letztere wird jedesmal von der Gleitbürste i unter Span nung gesetzt und bewirkt dann ein Anheben des Stromgrenzrelais und Öffnung des Kon taktes t. Es hängt von der Grösse des Fahr stromes und von der Anspannung der Relais feder ab, ob das Stromgrenzrelais durch die Wirkung der vom Fahrstrom durchflossenen Spule geöffnet gehalten wird. Ist dies der Fall, so läuft die Zahnstange nicht weiter, bis der Fahrstrom soweit gesunken ist, dass der Relaisanker losgelassen wird und der Relaiskontakt t sich wieder schliesst, wonach das Spiel sich wiederholt.
An Hand des für die nichtselbsttätige Steuerung nach Fig. 1 Gesagten ist leicht einzusehen, dass die Zahnstange immer nur auf einer genau festgelegten Schaltstellung stehen bleiben kann. Der Luftmotor ist hier mit einem einzigen, doppeltwirkenden Zylin der dargestellt.
Das in Fig. 2 oberhalb des Stromgrenz- relais angegebene Hilfsrelais iv dient dazu, die Anfahrt zu forcieren, wenn eine zu niedrige Einstellung des Stromgrenzrelais oder ein ausnahmsweise hoher Traktionswiderstand in Kurve oder auf starker Steigung ein Inbe- wegungkommen des Zuges verhindern würde.
Der Führer hat in diesem 'Fall nur auf den Druckknopf z zu drücken und bewirkt da durch, dass mittelst des Relais ?v der Öff- nungskontakt t des Stromgrenzrelais über brückt wird, so dass die Zahnstange sich den noch weiterbewegt, jedoch nur jedesmal um eine einzige Fahrstufe für jedes Schliessen des Druckknopfs z. Eine Auslösespule y bewirkt nämlich, dass das Hilfsrelais ao durch den von der fortschreitenden Gleitbürste i gegebenen Stromstoss selbst ausser Tätigkeit. gesetzt wird.