Sicherungseinrichtung gegen Schleudern an Lokomotiven mit Einzelachsantrieb. Bei Dampflokomotiven mit Einzelachs antrieb ergibt sich die Notwendigkeit, ähn lich wie bei elektrischen Lokomotiven mit Einzelachsantrieb, Vorrichtungen anzuwen den, durch welche das Schleudern einzelner Achsen verhindert wird. Hierfür sind ver schiedene Einrichtungen bekannt, die alle darauf beruhen, dass durch den Drehzahl unterschied, der beim Schleudern einer ange triebenen Achse gegenüber einer andern ange triebenen Achse bezw. einer Laufachse auf tritt, auf mechanischem, elektrischem oder hydraulischem Wege ein Steuerimpuls erhal ten wird, der die Antriebsmaschine der schleudernden Achse beeinflusst.
Bei der hydraulischen Steuerung ist hierbei von der \Wirkung eines Differentialgetriebes Ge brauch gemacht, das von zwei Treibachsen bezw. einer Treibachse und einer Laufachse gleichzeitig angetrieben wird und bei grösse rer Ungleichheit der Drehzahlen eine Ölpumpe antreibt. Durch den erzeugten Druckanstieg in der zur Maschine führenden Steuerleitung wird ein Steuerglied verstellt und die Dampf zufuhr der Maschine gedrosselt.
Alle bisherigen Lösungen haben den Nachteil, dass sie entweder ein mit zwei Achsen verbundenes, relativ umständliches Differentialgetriebe oder - Fliehkraftregler aufweisen. Die Erfindung bezweckt, eine einfache, betriebssichere Vorrichtung zu schaffen, die das Schleudern bezw. Durch gehen einer Treibachse mit Sicherheit ver hindert.
Dabei wird, wie bekannt, davon ausgegangen, dass die Drehzahl der Lauf achsen stets unmittelbar proportional der Fahrgeschwindigkeit der Lokomotive ist und niemals von der Schleuderwirkung einer Treibachse beeinflusst wird. Infolgedessen bildet die Drehzahl der Laufachsen den ge eigneten Bezugswert für.die jeweilige Dreh zahl aller Treibachsen.
Die Erfindung gibt eine Lösung der be kannten Aufgabe, bei Lokomotiven mit Ein- zelachsantrieb Schleudersicherungen vorzu sehen. Die Erfindung besteht darin, dass sämtliche Treibachsen und eine Laufachse der Lokomotive mit je einer Ölpumpe ausge rüstet sind und der Druck der Laufachs pumpe die eine Kolbenseite jeder für eine An triebsmaschine vorgesehenen Steuervorrich tung und der Druck der Treibachspumpen die andere Kolbenseite beeinflusst, so dass der von der Laufachspumpe erzeugte Öldruck als Be zugswert für die hydraulische Steuereinrich- tung dient.
Auf der Zeichnung ist der Erfindungs gegenstand in einem Ausführungsbeispiel veranschaulicht.
Fig. 1 zeigt die Anordnung der Siche rungseinrichtung an einer Lokomotive; Fig. Z zeigt in grösserem Massstab die Sicherungs einrichtung, teilweise im Schnitt, und Fig. 3 eine Einzelheit im Schnitt nach der Linie III-III der Fig. 2.
Jede der drei Treibachsen 1 der darge stellten Lokomotive wird für sich durch eine Dampfmaschine 2 angetrieben. In der zum Schieberkasten der Maschine gehenden Dampfleitung 3 ist eine Drosselvorrichtung angeordnet, die durch die Steuervorrichtung der hydraulischen Sicherungseinrichtung ge steuert wird. Zu jeder Treibachse 1 gehört eine von ihr angetriebene, an der ?Maschine angebaute Ölpumpe 4, z. B. eine Zahnrad pumpe, und eine Steuervorrichtung 5.
Die von einer Pumpe 4 kommende Druckleitung 6 führt in den Zylinderraum 7 des Steuer zvlinders oberhalb des Kolbens !i. Eine mit dem Kolbenraum 7 verbundene Ölabfluss- leitung 9 führt zu einem für alle Zylinder gemeinsamen Ölbehälter 10, an den die Sang leitung 12 der Pumpe 4 angeschlossen ist. In die Leitung 9 ist ein Regelventil eingebaut, durch das der Durchgangsquerschnitt einge stellt werden kann. Bei dem gezeichneten Ausführungsbeispiel befindet sich dieses Druckregelventil in einer Kammer 13 der Steuervorrichtung 5, die mit dem Zylinder raum 7 durch eine Bohrung 14 verbunden ist.
Der Durchflussquerschnitt der Bohrteig 14 ist mittels des an seiner Ausmündung angeord- neten Ventils 15 einstellbar, dessen Ventil spindel 16 ein Handrad 17 trägt. Durch Ein stellung der Ventile 15 kann die. Empfind lichkeit der Regulierung geändert werden, in dem zum Beispiel bei Verringerung des Quer schnittes ein rascherer Druckanstieg im Zy linderraum 7 entsteht, als bei Vergrösserung desselben. Auf diese \eise kann erreicht werden, dass schon bei geringer Überschrei tung des zulässigen Drehzahlunterschiedes zwischen den einzelnen Antriebsmaschinen die Steuerung in Tätigkeit tritt. Anderseits kann hierdurch aber auch ein dauernder Drehzahlunterschied, zum Beispiel bei ver schiedenem Raddurchmesser, der keine Steuer wirkung auslösen darf, ausgeglichen werden.
Die hintere Laufachse 18 der Lokomotive ist mit einer Ölpumpe 19 ausgerüstet, die mit einer Regelvorrichtung 20 in Verbindung steht. Von einer Kammer 23 der Regelvor richtung 20 führt eine Leitung 21' zum Öl behälter 10. mit dem die Saugleitung 21 der Pumpe 19 verbunden ist. Die Druckleitung 22 der Pumpe ist unmittelbar an eine Kam mer 24 der Regelvorrichtung angeschlossen. An einer Bohrung 25 einer Zwischenwand 26, welche die beiden Kammern 23, 24 trennt, ist ein mittels Handrades 28 einstellbares Regelventil 27 angeordnet. In der Trenn wand 26 ist ferner noch eine Bohrung 29 vorgesehen, die in der Regel durch ein durch eine Feder 31 belastetes Überdruckventil 30 abgeschlossen ist.
Von der Kammer 24 der Regelvorrichtung 20 geht eine geschlossene Öldruckleitung 32 - die Steuerleitung -aus, mit der die untern Kolbenräume 33 sämt licher Steuervorrichtungen 5 durch Anschluss- leitungen 34 in Verbindung stehen. Von der Steuerleitung 32 führt auch je eine Abzweig leitung 35 zu einem in der Steuervorrichtung 5 vorgesehenen kleinen Hilfssteuerzylinder 36 (Fig. 3), der durch eine Bohrung 37 mit dem Zylinderraum 7 der Steuervorrichtungen 5 in Verbindung steht.
In dein Hilfszylinder 36 ist ein Kolbenschieber 38 angeordnet, der unter der Wirkung einer von aulien einstell baren Feder 39 steht und in der Regel die Bohrung 37 abschliesst. Die von der Steuervorrichtung beeinfluss ten Drosselvorrichtungen des Antriebsmittels der Lokomotivmaschinen sind bei dem ge zeichneten Ausführungsbeispiel in der Dampf zuleitung 3 angeordnete Drosselklappen 40. An der Achse 41 jeder Drosselklappe greift ein Hebel 42 an, der an der Kolbenstange 43 des Kolbens jedes Steuerapparates 5 ange lenkt ist.
Auf der Achse 41 der Drosselklappe ist eine Rückholfeder 44 angeordnet, durch wel che die Drosselklappe und über das Verbin dungsgestänge auch der Steuerkolben 8 in die Ausgangslage zurückbewegt werden, falls beim Anfahren eine Achse ;schleudert und die Laufachspumpe 19 noch nicht den für das Rückführen der Teile erforderlichen Öldruck erzeugt. Die zu den einzelnen Maschinen füh renden Dampfleitungen 3 gehen zweckmässig von einem im Führerhaus angeordneten Sam- melrohr 15 aus, so dass im Bedarfsfall die Drosselvorrichtungen und die Rückholfedern bequem zugänglich sind. Die Rückholfedern könnten auch als Zug- oder Druckfedern an einer andern geeigneten Stelle des den Steuer kolben 8 mit der Drosselklappe 40 verbinden den Gestänges angeordnet werden.
Die Wirkungsweise der Einrichtung ist folgende: Beim Anfahren erzeugt die Öl- pumpe 19 der Laufachse 18 einen von der Drehzahl der Laufachse abhängigen Öldruck in der Steuerleitung 32 und damit in den Zylinderräumen 33 der Steuervorrichtungen. Durch den auf den Steuerkolben 8 ausgeübten Druck und durch die Rückholfeder 44 wird über das Gestänge 42, 43, 41 die Drossel klappe 40 in den zu den Maschinen 2 führen den Dampfleitungen 3 offen gehalten. Der von den Treibachspumpen 4 erzeugte Öl druck, welcher im Zylinderraum 7 der Steuer vorrichtungen herrscht, kann den Steuerkol ben 8 so lange nicht bewegen, als sein Druck nicht den von der Laufachspumpe erzeugten Druck übersteigt.
Sobald aber eine der Treib- achsen schleudert, steigt die Drehzahl der ihr zugeordneten Pumpe 4 und damit auch der von dieser Pumpe erzeugte Öldruck an. Der Steuerkolben 8 wird abwärts bewegt und die zugehörige Drosselklappe 40 in der Zuleitung 3 der betreffenden Dampfmaschine 2 mehr oder weniger geschlossen. Dadurch wird er reicht, dass die Dampfzufuhr der Maschine der schleudernden Treibachse verringert wird. bis ihre Drehzahl wieder die Drehzahl der andern Maschinen angenommen hat. Die Drosselklappe öffnet sich dann wieder durch die Wirkung der Feder 44 und den Öldruck der Pumpe 19.
Sobald die Lokomotive eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht hat, die beispiels weise bei 30 bis 40 km liegen mag, werden durch den entsprechend angestiegenen Öl druck in der Steuerleitung 32 über die Ab zweigleitungen 35 die federbelasteten Kol benschieber 38 -an den Steuervorrichtungen in die Offenstellung bewegt. Damit wird dem Ölkreislauf der Treibachspumpen 4 durch die ITilfsbohrungen 37 ein grösserer Querschnitt freigegeben, so dass 'eine unerwünschte Er wärmung des Öles verhindert wird. Von der betreffenden Drehzahl ab ist dadurch die Sicherheitsvorrichtung ausgeschaltet.
Dies ist zulässig, weil bei der hohen Geschwindigkeit das Schleudern einzelner Achsen nicht mehr in Frage kommt. Anderseits ist es zur Scho nung der Pumpen und der Reguliereinrich tung erwünscht, dass bei den hohen Fahr geschwindigkeiten der Druck in den Leitun gen 6 und den Zylinderräumen 7 nicht an steigt, um die .somit bestehende Gefahr von Ölverlusten zu vermeiden. Wird die Fahrge schwindigkeit der Maschine verringert und sinkt damit der von der Laufachspumpe 19 erzeugte Öldruck in der Steuerleitung, so gehen die Kolbenschieber 38 wieder in die Schliessstellung und die Hilfsbohrungen 37 vierden abgeschlossen.
Sowohl das Regelventil 20 der Laufachs pumpe als auch die Steuervorrichtungen der Treibachsen können an bequem zugänglicher Stelle im Führerhaus angeordnet werden, so dass sie jederzeit unter der Überwachung des Lokomotivführers stehen. Zu diesem Zweck werden das Steuerventil und die Steuervor richtungen vorteilhaft noch mit geeigneten Anzeigevorrichtungen, z.
B. Manometern, ausgerüstet. Der Lokomotivführer kann mit tels der Handräder 17, 28 den Druck in den Ölleitungen einregem und auch die Einstel lung der Drosselklappen in den Dampfzulei tungen der Maschine beeinflussen. An den Treibachsen oder den Antriebsmaschinen sind lediglich die kleinen Ölpumpen anzuordnen und von diesen die Rohrleitungen zum Füh rerstand zu führen. Dadurch wird die ganze Einrichtung sehr vereinfacht und übersicht lich. Im Falle einer Störung kann der Loko motivführer die betreffende Steuervorrich tung durch Öffnen des Ventils<B>15</B> ausschal ten, ohne dass dadurch die übrigen Vorrich tungen in ihrer Wirkung beeinträchtigt wer den.