Verfahren zur Herstellung von Blössen. Im schweizerischen Patent Nr.<B>201531</B> ist ein Verfahren zum Enthaaren und Beizen von Häuten und Fellen unter Anwendung von Pilztryptasen, insbesondere aus Asper- gillusarten gezüchteten Tryptasen, in schwach alkalischer bis schwach saurer Lösung, ge gebenenfalls bei erhöhter Temperatur, be schrieben, wobei den Pilztryptaselösungen als die Enzymwirkung fördernde Verbindun gen chlor- und chromfreie Oxydationsmittel,
sowie Natriumbisulfit, Natriumsulfit, Na- triumthiosulfat oder ähnliche schwefelhaltige Verbindungen zugesetzt werden. Ausserdem kann man alkalisch reagierende iSalze zu geben.
Weiterhin ist im Hauptpatent Nr. 19.5335 beschrieben, dass man die Felle und Häute zunäehst mit Natriumsulfit oder ähnlichen schwefelhaltigen Verbindungen, gegebenen fallen unter Zusatz von .Soda, vorbehandeln kann und dann erst die Pilztryptaselösung zusammen mit chlor- und chromfreien Oxy- dationsmitteln als Aktivatoren zur Einwir kung bringt. Auch die Vorbehan.dlung mit Ammoniak ist dort bereits besohrieben.
Wie Versuche nun überraschenderweise ergeben haben, kann die Wirkung der Pilz- tryptaselösung :dadurch weiter gefördert wer den, dass man die Enzyme einerseits und die fördernden Stoffe, die oxydierenden und reduzierenden Verbindungen, gegebenenfalls zusammen mit Ammoniak oder Verbindun gen, welche Ammoniak liefern, anderseits, getrennt anwendet, indem man vor oder nach ,der Einnvirkung .des Enzyms die erwähnten Verbindungen,
und zwar mindestens je ein Oxydations- und ein Reduktionsmittel in ge meinsamer Lösung oder hintereinander, aber getrennt vom Enzym, zur Anwendung bringt.
Sowohl bei der Behandlung der Häute mit der Pilztryptase, als auch bei der Be handlung mit den genannten anorganischen Stoffen können alkaliseh reagierende Salze, z. B. Natriumkarbonat, mitverwendet wer- den. Man kann aber auch eine gesonderte Nachbehandlung mit schwellenden oder nichtschwellenden Alkalien und \oder alka lisch reagierenden Salzen anschliessen.
Die Enthaarung kann erfolben, nachdem die Häute sowohl mit Pilztryptase als auch mit den oxydierenden und reduzierenden Stoffen und mit Ammoniak und gegebenen falls alkalisch reagierenden Salzen behandelt worden sind, wobei die alkalisch reagieren den Salze, wie oben erläutert, auch gemein sam mit der Tryptase oder mit den oxydie renden und reduzierenden Stoffen angewen det werden können.
Als chlor- und chromfreie Oxydations mittel kann man zum Beispiel Alkalinitrit, Alkalinitrat, Perborat oder Perkarbonat ver wenden. An Stelle von Ammoniak kann man beispielsweise Ammoniumsalze, wie Ammo- niumchlorid, Ammoniumsulfa,t, Ammonium karbonat, zusammen mit alkalisch reagieren den Salzen wie Soda, Natriumbikarbona.t, Borax, Natriumphosphat oder Alkalien wie Ätznatron oder Bariumhydroxyd verwenden.
Man kann ferner das @Salzgeinisch gemein sam oder getrennt anwenden, etwa. in der Art, dass die Behandlung mit Ammoniak oder mit Ammoniak liefernden .Salzen der Behandlung mit den oxydierenden und redu zierenden Stoffen vorangeht oder folgt.
Dieses Verfahren ist sowohl für gesalzene als auch für getrocknete Häute anwendbar. Bei der Verarbeitung von gesalzenen Häuten ist es zweckmässig, diese zunächst von dem anhaftenden Salz zu befreien dadurch, dass man sie mit Wasser auswäscht, dann 1 bis \? Tage mit gewöhnlichem Wasser weicht. nochmals spült und anschliessend zum Bei spiel in eine Lösung von Natriumnitrit, Na- triumsulfit, Ammoniumstilfat und Soda. ein bringt.
Bei der Verarbeitung von getrockneten Häuten, hat es sich a1.s sehr günstig erwiesen. ciite Lösung aus oxydierenden und reduzie renden Stoffen, gegebenenfalls mit Ammo niak, ohne vorher sehende Wasserweiche direkt auf die getrockneten Häute zur Ein wirkung zu bringen. Da die oxydierend und reduzierend wirkenden Verbindungen in die ser Kombination eine wesentlich grössere Weichwirkun- ausüben als Wasser oder als Neutralsalze oder als schwache Alkalien, wie z. B.
Ammoniak, wird die Weichdauer wesentlich abgekürzt.
Nach einer derartigen Weiche kann man gleichzeitig mit der Pilztryptase auch andere bekannte Äschermittel anwenden.
Wegen Einzelheiten über die Anwen- dungsmöglichkeiten wird auf die Beispiele verwiesen.
Es wurde bereits vorge;chla,en, pflanz liche oder tierische Proteasen durch Thio- säuren oder deren Salze oder auch durch an dere sauerstoffhaltige Verbindungen, welche Schwefel in zwei- oder vierwertiger Form enthalten, zti aktivieren und die Enzym lösungen zum Enthaaren und Beizen von Kalbfellen zti verwenden unter Bezugnahme auf Papain als Enzym.
Ferner wurde schon empfohlen. Papain in l1isehung mit Pilz- trypta:se zum Enthaaren und Beizen zu ver wenden. Schliesslich ist ein Verfahren be kannt. wonach das Enthaaren und Beizen unter Verwendung von Bakterienproteasen erfolgen soll, wobei Natriumbisulfit als Ent- kälkungs- bezw. Neutralisierungsmittel an gegeben ist.
Es ist auch bekannt. dass die Wirkung von Papain als Enthaarungsmittel dadurch unterstützt werden kann, dass man die Häute mit stark ionisierten Salzen, wie z. B. Na triumnitrat, Ialiumjodid, Diagnesiumbromid, Kaliumcyanid usw., vorbehandelt.
Abgesehen davon, da.ss bei dem noch ver- lsültnismässi,.-: wenig geklärten Stand der En zymchemie aus diesen Vorsehlä gen nicht ge schlossen werden konnte.
dass die Vorbeha.nd- lung mit diesen Verbindungen oder deren ge meinsame Verwendung mit ,dem Enzym auch günstig auf Pilztryptase wirkt, besteht dem gegenüber das Neue des vorliegenden Ver fahrens in der kombiniertest Anwendung von oxydierenden und reduzierenden Verbindun gen, gegebenenfalls zusammen mit Ammo niak, und zwar getrennt von der Pilztryp- aase, wodurch die eigenartige günstige Wir kung erzielt wird.
<I>Beispiele:</I> 1. Gesalzene Rindshäute werden zwei Tage mit gewöhnlichem Wasser geweicht, dann pro 100 kg Weichgewicht mit 200 Liter Wasser, 0,5 kg Natriumsulfit, 0,5 kg Ammo- niumsulfat, 0,6 kg Natriumnitrit, 0,45 kg Soda calc. eine Stunde gewalkt. Die Alkalität der Lösung entspricht pA 9-9,5.
Nach ein tägiger Einwirkung werden die Häute auf geschlagen und auf beiden Seiten an:geschwö- det mit einer Lösung aus 1 kg Pilztryptase aus Aspergillus flavus, 20 Liter Wasser. Nach 24 Stunden überdeckt man die Häute in der Grube mit einer Lösung aus 200 Liter Wasser, 4 kg Soda calc. Die Alkalität dieser Lösung entspricht etwa pg 10. Nach 1 bis 2 Tagen werden die Häute enthaart und dann ohne nachfolgende Beize weitergearbeitet.
Man kann auch die vorgeweichten Häute zuerst mit einer Lösung von 0,1 kg Natrium nitrit, 0,5 kg Ammoniumsulfat, 0,45 kg Soda calc., 150 Liter Wasser eine Stunde walken, dann eine Lösung von 0,5 kg Natriumsulfit in 50 Liter Wasser zugeben und nochmals eine Stunde walken und im übrigen wie oben verfahren.
2. Es wird gearbeitet wie in Beispiel 1. Anstatt der -Schwöde wird im Fass mit 200 Liter Wasser,<B>3</B> kg Pilztryptase aus Asper- gillus Wentii eine Stunde gewalkt. Am an dern Tage gibt man eine Lösung aus 4 kg Soda calc., 20 Liter Wasser zu. Nach 1 bis 2 Tagen können die Häute enthaart werden und werden wie in Beispiel 1 weiter gearbeitet.
3. 40 kg trockene Ziegenfelle werden mit 400 Liter Wasser, 0,4 kg Natriumsulfit, 0,4 kg Ammonsulfat, 0,4 kg Natriumnitrat, 0,4 kg Soda calc. einen Tag geweicht, dann gestreckt und in eine frische Weiche .gleieher Zusammensetzung eingebracht. Naeh 1 bis 2 Tagen wird, wenn genügend geweicht, ge- schwödet mit 3 kg Pilztryptase aus Asper- gillus efusus, 10 Liter Wasser.
Die Felle werden in eine Grube eingesetzt und nach 24 Stunden bedeckt mit 200 Liter Wasser, 4 kg Soda calc. Nach 5 Tagen wird enthaart und ohne nachfolgende Beize weitergearbeitet.
4. 40 kg trockene Scbaffelle werden wie in Beispiel 3 angegeben geweicht, .dann auf der Fleischseite angeschwödet mit 3 kg Pilz- tryptase aus Aspergillus orycae, 10 Liter Wasser. Nach 24 Stunden wird entwollt, dann pro 100 kg Blössengewicht noch zwei Tage naehbehandelt mit einer Lösung aus 300 Liter Wasser, 3 kg Soda calc. Es wird ohne nachfolgende Beize weitergearbeitet.
5. Gesalzene Rindshäute werden zwei Tage mit gewöhnlichem Wasser geweicht, dann pro 100 kg Weichgewicht mit 200 Liter Wasser, 0,5 kg Natriumsulfit, 0,5 kg Ammo- niumsulfat, 0,6 kg Natriumperkarbonat, 0,4 kg Soda calc. eine Stunde gewalkt.
Die Alkalität der Lösung pg 9,5. Nach eintägiger Einwirkung werden die Häute aufgeschlagen und wie in Beispiel 1 mit der Pilztryptase- lösung angeschwö:det.
6. Es wird gearbeitet wie in Beispiel 5. An Stelle von 0,6 kg Natriumperkarbonai werden jedoch 0,6 kg Natriumperborat_ ver wendet.
7. Gesalzene Rindshäute werden drei Tage mit gewöhnlichem Wasser geweicht, dann pro 100 kg Weichgewicht mit 200 Liter Wasser, 2 kg Pilztryptase aus A.spergillus flavus eine Stunde gewalkt. Am andern Tage wird in einer Lösung aus 1 kg Natriumsulfit, 1 kg Natriumnitrit, 1 kg Ammoniumsulfat, 6 kg Soda cale., 40 Liter Wasser gewalkt. Nach einstündigem Walken bleiben die Häute über Nacht liegen.
Die Alkalität die ser .Lösung entspricht pA 10. Naoh einem Tag werden die Häute enthaart und dann ohne nachfolgende Beize weitergearbeitet.
B. Es wird gearbeitet wie in Beispiel 1. Der Lösung von Natriumsulfit, Ammonium sulfat, Natriumnitrit und Soda werden jedoch pro 100 kg Weichgewicht noch 0,3 kg Olein- alkoholsulfonat zugesetzt.
9. Es wird gearbeitet wie in Beispiel 1. Der Lösung von Natriumsulfit, Ammonium sulfat, Natriumnitrit und Soda werden jedoch noch 0,5 kg Natriumlaktat zugesetzt.