Verfahren zur Verflüssigung von Chlor. Bei der Verdichtung von Chlorgas in eisernen Kompressoren besteht die Schwie rigkeit, dass das Chlorgas sich leicht auf so hohe Temperaturen erwärmt, dass das Eisen durch das Chlor angegriffen wird. Dieser Angriff beginnt bereits bei 60 C und stei gert sich bei höheren Temperaturen, z. B. 90 C und darüber, derart, dass die Kom pressoren in kurzer Zeit zerstört werden. Zur Vermeidung dieses Übelstandes ist bereits vorgeschlagen worden, das zu komprimie rende Gas durch Einspritzen von bereits ver flüssigtem Chlor in die Ansaugleitung zu kühlen und dieses kalte Gas vor der Ein leitung in den Zylinder durch einen ihn um gebenden Kühlmantel zu führen.
Bei dieser Kühlung durch ein gasförmiges Kühlmittel, das überdies nur in einer durch das Ansaug volumen begrenzten Menge zur Verfügung steht, wird jedoch die infolge der Gaskom pression und der Kolbenreibung an die Ei senwandung des Zylinders und den Kolben übergegangene Wärme sehr unvollkommen abgeführt. Weit wirksamer lässt sich dagegen die schädliche Wärme von der Wandung durch ein flüssiges Kühlmedium abführen.
Gemäss der vorliegenden Erfindung wird nun für die Abführung der Kompressions- und Reibungswärme ein kältebeständiges, flüssiges Kühlmittel verwendet, das durch verdampfendes Chlor oder kaltes Chlorgas oder beides gekühlt wird, wonach man das gasförmige Chlor dem Kompressor zuführt. Besonders geeignet sind nichtwässrige Flüs sigkeiten, die von Chlor nicht oder schwer angegriffen. werden, z.
B. auf 0 C und dar unter gekühltes Eismaschinenöl, jedoch kom men auch andere Öle oder organische Flüs sigkeiten, deren Erstarrungspunkt genügend tief liegt, wie Chlornaphthalin, in Betracht. Das flüssige Kühlmedium wird, nachdem es durch kaltes Chlorgas oder flüssiges Chlor ausserhalb des Kompressors, zweckmässig in einer unmittelbar am Kompressor angebrach ten Vorrichtung gekühlt ist, z.
B. durch einen den Zylinder ganz oder teilweise um- gebenden Kühlraum, den Kolben und die Kolbenstange gepumpt.
Eine zweckmässige Ausführungsform einer zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens geeigneten Vorrichtung ist bei spielsweise für einen zweistufigen Kompres sor auf der beiliegenden Zeichnung darge stellt: Die beiden Stufen sind in einem Zylin der C angeordnet, in dem sich ein Stufen kolben bewegt.
Die untere Kolbenseite, die den vollen Querschnitt freigibt, bildet die erste, die obere, nur einen Ringquerschnitt freigebende Seite, die zweite Stufe. Das Kühlmittel (Kühlöl) wird im Olkühler R durch rückverdampftes kaltes Chlor, das vom Tank Z kommt, welcher flüssiges Chlor ent hält und dessen Menge durch das Regulier ventil V (Fig. 2) eingestellt wird,
auf unter 0 C abgekühlt und mittelst der Pumpe P in Zirkulation gehalten. Bei A tritt dann das Kühlöl in den die Wände und den Boden des Zylinders umgebenden Kühlraum ein und bei B verlässt es diesen.
Der Eintritt des Kühl öls in die Kolbenstange befindet sich bei E und der Austritt bei H. Das von der ersten Stufe bei M und der zweiten Stufe bei 0 an- gesaugte Chlor verlässt diese Stufen bei N,
respektive T und wird vor den Saugventilen durch eingespritztes flüssiges Chlor oder durch Mischung mit von den Rückverdamp- fungskondensatoren R1 und Bz kommendem kaltem Chlorgas auf etwa 0 C abgekühlt. In den Rückverdampfungskondensatoren R1 und R2 (Fig. 2)
erfolgt die Verflüssigung der Reste des komprimierten Chlors durch Kühlung mittels entspannten flüssigen Chlors. W ist ein wassergekühlter Konden sator. Über dem Zylinder C ist ein Hilfs- zylinder G angeordnet, der an der Kompres sion des Chlorgases selbst nicht teilnimmt und dessen Querschnitt nur etwa ein Sechstel so gross ist wie der des Zylinders C.
Der Hilfszylinder, durch dessen Deckel die Kol benstange des Kompressors geführt ist und auf dem sich die Hauptstopfbüehse F befin det, besitzt je ein selbsttätiges Saug- und Druckventil <B>8</B> und D.
Das Saugventil <B>8</B> ist durch einen am Hilfszylinder angegossenen Saugkanal K direkt an den doppelwandigen Deckel des Hauptzylinders angeschlossen, auf dem sich erst der Ansaugstutzen L für den Hilfszylinder befindet, der seinerseits mit dem Rückverdampfungskondensator Rz und dem Olkühler R verbunden ist. Das Druckventil D des Hilfszylinders führt zur Ansaugeseite M des Kompressors zurück.
Der Hilfszylinder saugt also entspanntes, tief gekühltes Chlorgas durch den doppel wandigen Zylinderdeckel hindurch und drückt es auf die Saugseite des Kompressors. Durch die Anordnung des Hilfszylinders wird eine Ausnützung der kühlenden Wir kung der auf Atmosphärendruck entspannten und damit auf unter<B>-30'</B> C abgekühlten,
verhältnismässig kleinen Menge an rückver dampftem Chlor und ferner eine vollständige Entlastung der Hauptstopfbüchse F erreicht, da der Hilfszylinder nur gegen den Ansauge- druck des Kompressors (Atmosphärendruck) fördert. Die beschriebene Kühlung des an gesaugten Gases und des gesamten Zylinders gestattet, in beiden Stufen ein Kompressions verhältnis bis über 1 : 3 zu wählen, ohne dass die mittlere Gastemperatur im Kompressor 50 C überschreitet.
Es empfiehlt sich, die Druckventile bei der Stufen als Plattenventile auszubilden und diese dicht unter den von oben gesteuer ten Saugventilen anzuordnen. Auf diese Weise werden auch die Druckventile durch das Vorbeistreichen des auf 0 C abgekühl ten angesaugten Gases wirksam mitgekühlt.
Zweckmässig ordnet man den Kompres sor derart an, dass die einzelnen Stufen un abhängig voneinander das ihnen von der Saugseite bezw. von der vorhergehenden Stufe zugeleitete Frischgas gemeinsam mit der jeder Stufe zugeführten, veränderlichen Menge rückverdampften Chlors regulierbar ansaugen.
Die Steuerung der Saugventile des Zylin ders C und damit die Regulierung des Kom- pressors geschieht in üblicher Weise durch umsteuerbare Nocken oder Exzenter und der gleichen, welche die Saugventile über einen kleinen oder grösseren Teil des Kompressions hubes hinweg (beispielsweise bis zu 75 % des Hubes) anheben, wodurch die Füllung und damit die Ansaugmenge der beiden Stufen in weiten Grenzen reguliert werden kann.
Die Einstellung der den einzelnen Stufen zuzuführenden Mengen an rückverdampftem Chlor kann selbsttätig durch Regulierventile V, V, V2 erfolgen, welche in Abhängigkeit von der Temperatur des rückverdampften Chlors durch Thermostate gesteuert werden.
Dieser regulierbare Kompressor gewähr leistet eine gleichmässige Leistung und er möglicht die beliebige Abgabe nicht nur von flüssigem Chlor, sondern auch von Chlorgas aus den Zwischenstufen unter beliebigen Drucken, so zum Beispiel an Chlorierungs- betriebe, Chlorkalkanlagen und dergleichen, in denen nur gasförmiges Chlor benötigt wird.