Glühkathode für Entladungsgefässe. Es ist durch die Untersuchungen von Wehnelt bekannt, dass die Oxyde, Chloride und Fluoride der Erdalkalien und deren Ge mische schon bei sehr niedrigen Temperaturen Elektronen aussenden. Neuere Arbeiten haben dann gezeigt, dass diese Eigenschaften im gleichen Masse allen einfach zusammengesetz ten Verbindungen der betreffenden Elemente zukommt. Von allen diesen Verbindungen hat praktisch nur das Oxyd Bedeutung er langt.
Sind in der Technik andere Ausgangs materialien, zum Beispiel das Nitrat (nach dem alten Verfahren von Wehnelt) benutzt worden, so war doch in allen Fällen die Emis sionssubstanz das Oxyd, welches sich durch irgendwelche Umsetzungen gebildet hatte. Nun zeigen gerade diejenigen Verbindungen, die bei besonders niedrigen Temperaturen schon sehr hohe Emission haben, nämlich die Verbindungen des am stärksten elektroposi tiven Bariums, welches in dieser Beziehung den Alkalien schon recht ähnlich ist, die un angenehme Eigenschaft, dass sie der Wirkung des Glimmbogens schlecht widerstehen und sich leicht verflüchtigen. Auch jetzt noch ergeben sich bei der Her stellung der Wehneltkathode recht erhebliche Schwierigkeiten.
Die Oxyde verändern sich während des Fabrikationsganges, zum Bei spiel durch Kohlensäureaufnahme, sehr leicht. Die notwendige Gleichmässigkeit der Fabrikation lässt sich daher mit den Oxyden nur schwer erreichen, und es sind Ausschüsse, welche die Unkosten des Verfahrens sehr er höhen, nicht zu vermeiden.
Der Versuch, an Stelle der empfindlichen Oxyde die wesentlich unempfindlicheren und beständigeren Salze der Sauerstoffsäuren der i rdalkalien zur Fabrikation von Glühkatho- den zu verwenden, scheiterte bisher vollkom men. Die in Frage kommenden Verbindun gen, zum Beispiel die Sulfate, Silikate, Phos phate und Karbonate, zeigen keine Emission, da der stark elektronegative Säurerest den Austritt der Elektronen vollständig verhin dert.
Erst wenn die .Salze dissoziieren, das heisst, wenn ein Teil des in vielen Fällen flüchtigen Säurerestes bei hoher Temperatur abgespalten und dementsprechend freies Oxyd vorhanden ist, setzt eine merkliche Elektro- nenemission ein. Das unter diesen Verbin dungen noch am leichtesten dissoziierbare Karbonat ergibt daher bei vorsichtiger und vollständiger Dissoziation eine brauchbare Kathode; doch ist der Prozess langwierig und schwierig.
Eine genaue Durchprüfung der vorliegen den Verhältnisse ergab nun, dass doch eine ganze Reihe von .Salzen von Sauerstoffsäuren, und zwar gerade Salze von nichtflüchtigen Säuren, in hervorragendem Masse befähigt sind, schon bei recht niedrigen Temperaturen Elektronen auszusenden.
Die hier in Frage kommenden Salze sind die Verbindungen, der Oxyde der stark elektropositiven Metalle, zum Beispiel der Alkali- und Erdalkalioxy de mit den Sauerstoffverbindungen der Ele mente, die sogenannte amphotere Oxyde bil den, also zum Beispiel die Aluminate, Zin- kate, Chromite, Zirkoniate etc. Über die Eig nung solcher Salze, die emittierende Substanz zu bilden, gibt im allgemeinen folgende Re gel Auskunft:
Mit steigender Azidität des Säurerestes nimmt die Fähigkeit der Substanz, Elektro nen auszusenden, ab.
Die Verbindungen zeigen eine etwas, jedoch nur unwesentlich höhere Emissionstempera tur, besitzen aber eine Temperaturstabilität, wie ,sie den einfachen Verbindungen, wie zum Beispiel den Oxyden, nicht zukommt. Wäh rend zum Beispiel Barium als Oxyd auf einer Platinenunterlage unter dem Einfluss des Entladungsstromes sich bald verflüchtigt, widerstehen die obengenannten Verbindungen auch dauernden. bedeutend stärkeren Ent ladungen.
Gegenstand der Erfindung ist eine Glüh- kathode für Entladungsgefässe, bei welcher die emittierenden Substanzen wenigstens in der Hauptsache aus mindestens einem Salze eines stark elektropositiven Metalles mit einem amphoteren Oxyd als Säurerest be stehen.
Zur Herstellung der Kathoden kann man die Verbindungen vorher fertigstellen (siehe Gmelin-Handbuch) und auf die stromfüh- rende Unterlage aufbringen. Zweckmässiger stellt man jedoch die Verbindungen erst auf der Kathode her. Man erreicht dadurch, dass man von Substanzen ausgehen kann, die voll ständig luftbeständig sind.
Zum Beispiel kann man zur Herstellung der Aluminate oder Zirkoniate .der Erdalkalien so verfahren, dass man die Erdalkalikarbonate mit Alumi wum- resp. Zirkonoxyd oder Hydrooxyd mit etwas Bindemittel auf die Unterlage auf bringt und dann erhitzt. Die Kohlensäure wird namentlich im Vakuum leicht ausgetrie ben, indem sich gleichzeitig das entsprechende Salz bildet.
Man kann dementsprechend auch ohne Bedenken von den Oxyden oder Hydrooxyden der Erdalkalien ausgehen, da die während des Fabrikationsganges aufge nommene Kohlensäure beim Erhitzen durch die Wirkung des sauren Oxydes leicht und schnell verdrängt wird.
Eine weitere Möglichkeit, die Verbindun gen herzustellen, besteht darin, Legierungen der betreffenden Metalle oder entsprechende Metallpulvergemische zu oxydieren.
Die soeben: beschriebenen Salze können auch untereinander gemischt oder in Verbin dung mit andern Elektronen emittierenden Substanzen verwendet werden; so kann eine. Glühkathode nach der Erfindung ausser den vorgenannten Verbindungen noch mindestens ein Oxyd als andere elektronenemittierende Substanz enthalten. Zur Erhöhung der me chanischen Festigkeit oder der Temperatur beständigkeit kann man dem emittierenden Salz geeignete Substanzen, zum Beispiel Erdalkalifluoride oder überschüssiges Alumi niumoxyd, zusetzen.
Als Unterlage für die aktive Schicht kön nen. Metalle bezw. Legierungen verwendet werden, die bei der Oxydation amphotere Oxyde liefern. Ein geeignetes Ausführungs beispiel einer derartigen Glühkathode stell sieh dar als ein wenigstens an der Oberfläche aus Zirkon bestehender Kerndraht; welcher mit den in Frage kommenden Oxyden oder Salzen bedeckt ist. Diese Metalle oder Legie rungen können zweckmässig auf ein darunter- liegendes Xernmetall aufgetragen worden sein. Man kann zum Beispiel einen Wolfram draht mit einer Zirkonschicht überziehen und darauf die aktive Substanz bilden.