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Tonfilm und Einrichtung zu seiner Wiedergabe
Die Erfindung setzt sich zum Ziele, einen Tonfilm zu schaffen, der dem Publikum eines
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fassung und Originalsprache, also mit ungeschmälerter künstlerischer Wirkung, und zugleich mit einer für das Verständnis ausreichenden Übersetzung der Dialoge in der Landessprache, kurz Begleittext genannt, vorgeführt werden kann.
Um den Dialog eines Tonfilms ausserhalb des Produktionslandes einem anderssprachigen Publikum verständlich zu machen, sind bereits verschiedene Massnahmen vorgeschlagen worden, so die Nachsynchronisation in einer anderen Sprache, die gedruckten Untertitel, die Einblendung eines Erklärungstextes in sprachfreie Stellen sowie auch eine Kombination der beiden letztgenannten Methoden.
Alle diese Verfahren weisen empfindliche künstlerische Mängel auf und werden deshalb vom Publikum mehr oder minder abgelehnt.
Insbesondere bei der Nachsynchronisation wirkt es als sehr störend für die erstrebte künstlerische Wirkung, dass die in einer anderen
Sprache nachgesprochenen Worte meist nicht genau mit den Mundbewegungen des Schauspielers übereinstimmen, ferner dass die Stimme bzw. Dialektik des Nachsprechers oft nicht zur dargestellten Person passt und dass schliesslich der Originalfilm durch die Nachsynchronisation die beabsichtigte Atmosphäre verliert.
Dazu kommt, dass die Synchronisation einen unver- hältnismässig hohen materiellen Aufwand er- fordert, da einerseits für jeden Darsteller ein eigener, besonders geschulter Nachsprecher er- forderlich ist, dessen passende Auswahl oft grosse
Schwierigkeiten bereitet, und anderseits die rein technische Arbeit des Schneidens, Kopierens und Zusammensetzen sehr heikel und kost- spielig ist, so dass es für den Produzenten un- tragbar wird, diesen Aufwand für eine Sprach- fassung zu leisten, für die nur der Absatz einer begrenzten Anzahl von Kopien in Betracht kommt.
Die Gründe, welche die weitgehende Ablehnung des Publikums gegenüber Filmen mit Unter- titeln bestimmen, sind notorisch und brauchen nicht mehr beleuchtet zu werden.
Nach dem gegenwärtigen Stande der Technik sind daher die Filme der Weltproduktion kleinen
Ländern, die über keine eigene Filmproduktion verfügen, in ihrer eigenen Sprache nicht in künstlerisch befriedigender Reproduktion zu- gäng ! ich.
Um die aufgezeigten Schwierigkeiten zu überwinden, wird durch die Erfindung ein Tonfilm geschaffen, bei dessen Vorführung die unver- änderte Originalfassung des Tones-Musik, Geräusch und Sprache-wiedergegeben wird, während gleichzeitig ein für das Verständnis ausreichender, gekürzter Begleittext in der gewünschten anderen Sprache hörbar ist, der den korrespondierenden Stellen des Originaltextes um einen von Stelle zu Stelle verschiedenen Abstand zeitlich nacheilt, so dass für diesen Begleittext vorwiegend die Sprechpausen des Originaltextes ausgenützt werden.
Es wird also der unmittelbare Eindruck der harmonischen Geschlossenheit von Sprache und Mimik, der nur durch Dialektik und Klangfarbe der Originalsprache erhalten bleiben kann, an jeder Stelle als erster Haupteindruck gewahrt und gleichzeitig die Handlung durch den etwas nacheilend nachgesprochenen Dialog oder durch kurze Erklärungen m der zweiten Sprache verständlich gemacht.
Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, dass ein Normal-Tonfilm mit seitlicher Tonaufzeichnung verwendet wird, dessen Tonstreifen, zweckmässig unter Beibehaltung der üblichen Tonaufzeichnungsbreite, zwei nebeneinander befindliche Tonspuren, vorzugsweise je von der halben Streifenbreite, aufweist, welche die beiden voneinander unabhängigen Tonauf- zeichnungen enthalten.
Weiters werden in der Erfindung technische
Anweisungen zur Wiedergabe des neuen Ton- films gegeben.
Zur Vorführung eines erfindungsgemässen Ton- films wäre an sich ohne weiteres eine Wieder- gabeapparatur üblicher Ausführung verwendbar.
In diesem einfachsten Falle werden die Ton- stromimpulse beider Tonstreifenhälfien über einen gemeinsamen Übertragungsweg dem gleichen
Lautsprecher zugeführt.
Es hat sich jedoch als vorteilhaft erwiesen, die Apparatur für die Wiedergabe des neuen
Tonfilms in an sich bekannter Weise mit zwei getrennten Tonwiedergabeeinrichtungen-Ab- tastelement (Photozelle), Adapter, Verstärker und
Lautsprecher bzw. System von Lautsprechern-
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auszustatten, so dass jeder der beiden Übertragungswege die Abtastung und Wiedergabe je einer der beiden getrennten Tonaufzeichnungen von halber Tonstreifenbreite besorgt.
Zur Abtastung können dabei sowohl Photozellen üblicher Bauart, die wechselweise je zur Hälfte seitlich abgeblendet sind, als auch zur Doppelabtastung geeignete Zweiwegphotozellen verwendet werden.
Eine besonders günstige Wirkung ergibt sich hiebei, wenn die Lautsprecher im Vorführungsraum nach einem Merkmal der Erfindung so verteilt werden, dass der Originalton von dem üblichen Frontlautsprecher, der Begleittext dagegen von einem oder mehreren seitlich im Raume angeordneten Lautsprechern wiedergegeben wird, die im allgemeinen aus etwas geringere Lautstärke eingestellt sind als der Frontlautsprecher. Die Richtwirkung des Schalles ermöglicht es dann jedem Zuschauer, seine Aufmerksamkeit willkürlich, je nach Wunsch, dem Originaltext oder der Übersetzung zuzuwenden.
Durch diese erfindungsgemässe Anordnung der Wiedergabeeinrichtung wird dem Zuschauer der unverfälschte Eindruck der künstlerisch vollendeten fremdsprachigen Originaldarbietung vermittelt, während ihm-sofern er darauf angewiesen ist-von seitwärts, sozusagen vom Nachbarn, eine Übersetzung oder Erklärung in der eigenen Sprache souffliert wird.
Die Einzelheiten und Merkmale der Erfindung werden an Hand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles näher beschrieben, das einen Ausschnitt aus einem gemäss der Erfindung hergestellten Tonfilm zeigt.
Aus der Figur ist zu entnehmen, dass die
Raumverteilung zwischen Bildstreifen 1 und der gesamten Tonaufzeichnung 2 durchaus der üblichen Anordnung entspricht. Dieser Ton- streifen 2 weist jedoch zwei in Längsrichtung nebeneinander liegende-sei es in Sprossen- schrift oder in Zackenschrift gehaltene-Ton- spuren 3 und 4 auf, die je die halbe Breite des
Tonstreifens einnehmen und von denen z. B. die innere Spur 3 die Aufzeichnung des Original- tones-Musik, Geräusch und Sprache-und die äussere 4 die des anderssprachigen Begleit- textes enthält.
Aus Gründen des räumlichen Aufbaues der
Aufnahme- (Umspieltisch bzw. Kopiermaschine) und Wiedergabeapparaturen-kann es er- forderlich sein, dass gleichzeitig wiederzugebende
Stellen der beiden Tonspuren über den ganzen
Film um einen konstanten Abstand gegen- einander versetzt sind.
Zur Erreichung der gewünschten künstlerische
Wirkung, nämlich dass der erste Eindruck jeweils unverändert und noch nicht von der Übersetzung beeinflusst, ausschliesslich durch die
Einheitlichkeit von Bild und Ton der Original- fassung vermittelt werden soll, ist erfindungs- gemäss vorgesehen, dass der Begleittext jeweils dem Original etwas nacheilt. Es bedeutet z. B. 4' den Beginn der Übersetzung des Satzes, dessen Aufzeichnung in der Originalspur 3 bei 3'beginnt. Der Abstand zwischen 3'und 4'beträgt hier sieben Bilder. Es ist weiters aus der Figur ersichtlich, dass der Begleittext kürzer gefasst ist als der Originaltext und dass zur Wiedergabe des ersteren vorwiegend die Sprechpausen 5 des Originals ausgenützt werden.
Der Deutlichkeit halber ist die an Stellen von Sprechpausen im allgemeinen vorhandene Tonaufzeichm. 0 (Musik) in der Zeichnung weggelassen. Die Verschiebung zwischen korrespondierenden Stellen der beiden Tonspuren ist jedoch von Stelle zu Stelle verschieden-wie bei 3"und 4" zu sehen-und hängt von Länge, Inhalt und Wirkung der einzelnen Textstden ab, ihre Bemessung ist also Aufgabe der Regie.
Der gewünschte Effekt kann erfindungsgemäss dadurch wesentlich günstiger gestaltet werden, dass der Originalton an den Stellen, die vom Begleittext überdeckt werden, soweit gedämpft wird, dass seine Lautstärke bei der Wiedergabe etwas gegen diejenige des Begleittextes zurücktritt. Dies kann im Herstellungsgang der Filmkopien (Umspielen und Kopieren) mit bekannten Mitteln bewerkstelligt werden. Die Tonstärke von Musik und Geräusch bleibt jedoch von dieser Massnahme unbeeinflusst.
Wird bei Herstellung und Wiedergabe des Tonfilms nach der in der Erfindung gegebenen Lehre verfahren, so kann die Lautstärkeverteilung zwischen den beiden verschiedensprachigen Texten in einer gewünschten, vorbestimmten Weise erfolgen.
Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung wird ein optimaler Effekt bei der Wiedergabe des neuen Tonfilms erreicht, wenn bei der Vorführung drei Lautstärkestufen für die Sprache vorgesehen sind, u. zw. als lauteste Stärke die der Originalsprache an den nicht vom Begleittext überdeckten Stellen ; danach folgt der Begleittext und schliesslich mit der geringsten Lautstärke der Originaltext an den überdeckten Stellen.
Die notwendige Drosselung innerhalb des Originaltextes erfolgt dabei im Herstellungsverfahren und ist daher fix vorgegeben, während die Einstellung der Tonstärke des Begleittextes an der Vorführapparatur-im Verstärker bzw.
Adapter-vorgenommen und den jeweiligen örtlichen Verhältnissen, insbesondere dem Aufstellungsort, der zugehörigen Lautsprecher und der Raumakustik des Vorführungsraumes ange- passt werden kann.
Da es völlig ausreicht, dass der ganze Begleit- text von einem einzigen Sprecher oder ge- gebenenfalls zur besseren Anpassung von je einem männlichen und weiblichen Sprecher bewältigt wird und durch den Wegfall von besonderen Synchronisationsvorschriften wird der neue zweisprachige Tonfilm trotz der künstlerisch viel hochwertigeren und befriedigenderen Wieder- gabe in der Herstellung so wesentlich verbilligt,
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dass diese auch für geringere Auflagen von Kopien rationell ist.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Tonfilm mit zwei voneinander unabhängigen
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einen anderssprachigen Begleittext enthält, dadurch gekennzeichnet, dass die inhaltlich korrespondierenden Textstellen der beiden Tonspuren (3', 4', 3", 4") um einen von Stelle zu Stelle verschiedenen Betrag gegeneinander versetzt sind, vorzugsweise derart, dass für den in der zweiten Tonspur (4) aufgezeichneten, anderssprachigen Text vorwiegend die Sprechpausen (5) des Originaltextes ausgenutzt werden.