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Verfahren zur Herstellung von festen Formstücken aus Faserstoffen.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von festen Formstücken aus Faserstoffen und bezweckt, derartigen Formstücken von verhältnismässig geringem Gewichte sowohl möglichst grosse Festigkeit zu geben, als auch ihre isolierende Eigenschaften gegenüber der Einwirkung von Kälte, Wärme, Erschütterungen, Schall u. dgl. auf ein Höchstmass zu bringen. Gemäss der Erfindung wird dieser Zweck dadurch erreicht, dass zur Herstellung dieser Formstücke langfaseriges Material wie Baumwolle, Kunstseide, Glaswolle, Hanf, Jute od. dgl. verwendet wird, die Fasern annähernd in parallele Lage mit einer Fläche des Formstückes gebracht, sodann das Vlies mit dem Bindemittel durchgehend imprägniert und unter Druck in die gewünschte Form gepresst werden.
Die zum Abbinden dieser Fasern notwendigen Bindemittel werden nur in dem geringen Masse, wie es die erforderliche Festigkeit oder Elastizität erfordert,
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geht diese Menge bis auf zirka 10% des Faserngewichtes in andern Fällen herunter. Immer aber sind die Fasern der wichtigste Bestandteil, das Trägergerüst, das alle mechanischen und physikalischen Beanspruchungen aufzunehmen, während das Bindemittel immer nur untergeordnete Bedeutung hat und fast immer durch ein anderes ersetzt werden kann. Die Wahl des Bindemittels wird sieh daher im grossen und ganzen in erster Linie immer nach dem Preise richten. In einzelnen Fällen, z.
B. in der angeführten Verwendung als Schleif-und Polierfilz, wird das Bindemittel (in diesem Falle meist Gummi od. ähnl. ) die Eigenschaften der Fasern zwar etwas ändern (Versteifen und Erhöhen der Elastizität), niemals aber den Charakter der Fasern unterdrücken, wie es eine Verwendung als Füllstoff oder ein vollkommenes Einbetten in das Bindemittel mit sich bringt. In diesem bekannten Falle können allerdings meist statt Fasern alle möglichen Substanzen verwendet werden, da es sich neben einer gewissen Verfestigung (Armierung) hauptsächlich bei den üblichen Materialien um eine Einsparung des teuren Grund (Binde) materials handelt.
Da es meist nicht notwendig ist, die Füllstoffe, die ja keine selbständige Rolle im Gesamtmateriale spielen, in besonderer Weise anzuordnen, kann ihre Einarbeitung in bekannter Weise meist mittels einer Knetmaschine erfolgen. Es ist klar, dass ein derartiger Arbeitsvorgang die Verwendung langer, sorgfältig parallel zu einer Fläche angeordneter Fasern ausschliesst.
Trotz der geringen Menge an Bindemittel wird im Gegensatz zu den bekannten, nur an der Oberfläche gebundenen Formstücken, die ausserdem ohne Druckanwendung hergestellt werden, ein durch und durch festes Material erzielt.
Die lange Faser bedingt gegenüber der bekannten Verwendung kurzer Fasern den Vorteil der grossen Festigkeit des Produktes und erleichtert das Parallellegen der Fasern zu einer Fläche des Formstückes. Nachdem die Isolationswirkung in der Aufzehrung jener Einflüsse, gegen welche das Formstück isolierend wirken soll, durch wiederholtes Wechseln des Übergangss von Formstückmaterial und Luft besteht, so ergibt sich, dass die Isolationswirkung mit der Zahl der gleichmässig verteilten Luftporen zunimmt, und um so günstiger ist, je weniger Material sieh in der Richtung des Energietransportes befindet.
Bei der bekannten Formstüekherstellung liegt aber eine Unzahl kurzer Fasern in der Richtung des Energietransportes und beeinträchtigt daher die Isolationswirkung. Das Verfahren nach der Erfindung wird insbesondere bei der Verwendung von Kunstseide (und analog bei andern langen Fasern) zur Herstellung von Platten wie folgt durchgeführt :
Die in dicken Bündeln angelieferten Fasern werden mit einfachen Vorrichtungen am besten derart aufgelockert, dass die Fasern senkrecht zu ihrer Richtung gezogen werden. Dabei bildet sieh ein mehr oder weniger dichtes Netz dieser Fasern, die man durch verschieden starkes und schnelles Ziehen mehr oder
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weniger miteinander verfilzen oder verkreuzen kann. Die Netze werden aufeinander gelegt, was z.
B. in dem Falle, dass man das Ziehen von einer Trommel besorgen lässt, im selben Arbeitsgang geschehen kann, da sich stets nach einer Umdrehung das Netz auf das darunter liegende legt. Die abgenommenen und ein wenig geordneten, so entstandenen Decken sind derart beschaffen, dass sie in der Diekenriehtung fast gar nicht verfilzt sind, so dass alle Fasern, wie angestrebt, parallel zu einer Fläche liegen. Diese Decken werden dann mit dem Bindemittel durchgehend imprägniert, unter Druck in die gewünschte Form und so zum Abbinden und gegebenenfalls gleich zum Trocknen gebracht. Es ist bei der Bemessung des Bindemittels stets darauf Rücksicht zu nehmen, dass nicht mehr verwendet wird, als unbedingt zur Erzielung eines festen Zusammenhanges notwendig ist, wobei das Endprodukt so porös wird, wie es der angestrebte Verwendungszweck notwendig macht.
Das kann durch Abpressen oder durch entsprechende Verdünnung des Bindemittels erreicht werden.
An Bindemitteln kommen ausser Wasserglas ausschliesslich organische in Betracht. Es können je nach der erstrebten Härte Produkte der Leim-Gelatinereihe, Kunstharze u. dgl. zur Verwendung gelangen. die einer Härtung unterzogen werden, oder es können Kautschuk od. älml. Substanzen verwendet werden.
Im allgemeinen sollen die Bindemittel im Wasser löslich sein, da der hohe Preis den Gebrauch anderer Lösungsmittel von vornherein beschränkt. Für Formstücke, bei denen eine grosse Festigkeit gegen Hitze verlangt wird, empfiehlt sich die Verwendung von Glaswolle, die in Form von Platten ein ausgezeichnete Bau-und Isolationsmaterial darstellt, und auch in Formschalen die Montage der Glaswolle bei Rohren ebenso einfach macht, wie es die Anwendung von Asbestmagnesia und Thermalitschalen schon seit langem ist.
Für Verwendungsgebiete, wo es auf grössere Elastizität neben der Festigkeit ankommt, und wo die Sprödigkeit der Glaswolle, die Ermüdungsbeanspruchungen nicht verträgt, hindernd im Wege steht, wird man mit Vorteil andere Faserstoffe verwenden können, sofern nur deren Länge so gross ist. dass eine
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sieh insbesondere zu Schallisolationen eignet. Auch auf vielen andern Gebieten, wo Elastizität verbunden mit besonders geringem Gewichte und hoher Festigkeit erwünscht wird, eignen sieh die nach der Erfindung erzeugten Formstücke ganz besonders.
Als derartiges Anwendungsgebiet sei noch die Verwendung als Polier und Schleiffilz genannt, wo aus dem Materiale geschnittene Seheiben mit einem Schmirgel- überzug zur Bearbeitung von allen möglichen Stoffen, insbesondere von Metallen verwendet werden können. Der Vorteil besteht in der gleichmässigen Härte, die während der Arbeit nicht wie bei Filz zunimmt und in der überraschenden Schmiegsamkeit.
Sollen nach diesem Verfahren hergestellte Formstüeke zur Kälteisolation dienen, so müssen sie, da das eindringende Schwitzwasser eine Isolationswirkung vernichtet, mit einer wasserundurchlässigen Schichte überzogen werden. Als solche kann man bituminöse Stoffe wie Teer, Asphalt, Goudron. Flintkote, Inertol verwenden oder Lacke und Harze in gelöstem, geschmolzenem oder aufgeschwemmtem Zustande.