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Verfahren zur Herstellung von Crepegeweben.
Die Erfindung betrifft ein Herstellungsverfahren von Crêpegeweben, die zur Gänze oder zum
Teil aus Fäden von Azetatseide bestehen.
Die Gewebe mit Crêpewirkung werden durch Verwendung sehr stark gedrehter Fäden (2000 bis
3000 Touren pro Meter bzw. auch mehr oder weniger, je nach dem verwendeten Material und nach seinem
Titer) erhalten. Diese Fäden enthalten im allgemeinen entweder von Natur aus einen Gummi oder erhalten künstlich einen solchen oder eine Schlichte, die das Aufdrehen der Fäden während der verschiedenen
Manipulationen hintanhalten, denen diese Fäden nach ihrem Drehen bis einschliesslich ihrem Verweben unterworfen werden.
Man kann die Fäden als Kette oder als Schuss oder gleichzeitig für beide verwenden.
Das hiebei erhaltene Gewebe wird dann einem Waschprozess unterworfen, zum Zwecke, den Gummi oder die Schlichte, die die Torsion fixiert, zu entfernen ; während dieses Waschens unterliegt das Gewebe in der Richtung der überdrehten Fäden dadurch einer ausgesprochenen Einspringung oder Verkürzung, dass die Faser im Waschbade quillt oder schwillt. Nach dem Trocknen bietet das Gewebe das charakte- ristische Aussehen von Crêpe dar.
Um dieses Aussehen zu erzeugen, ist also eine gewisse Torsion oder Drehung notwendig, die mit den Eigenschaften des verwendeten Materials schwankt. Man hat gefunden, dass die den Azetatseidenfäden zur Erzielung von Crêpe zu gebende Drehung oder Torsion weitaus höher sein muss als jene, die man für Viskosefäden in Anwendung bringt. Beispielsweise müsste man, wenn 2200 Touren pro Meter für einen Viskosefaden von 100 Deniers genügen, einem Azetatseidenfaden vom gleichen Titer 2900 bis 3000 Touren pro Meter geben, um nach den üblichen Behandlungen zur Entfernung der Schlichte ein richtiges Crêpegewebe zu erhalten.
Wenn man versucht, einem Azetatseidenfaden derartige Drehungen zu geben, so kommt man zu folgenden Ergebnissen :
1. Zahlreiche Einzelfäden reissen, vielfach auch ihre Gesamtheit, also der ganze Faden ;
2. das Übermass an Drehung ruft kleine Ringeln, Knötchen dort hervor, wo das Drehmoment sich nicht um die Achse des Fadens, sondern um eine von dieser verschiedenen Achse ausgewirkt hat ;
3. die Reissfestigkeit ist beträchtlich herabgesetzt (sie fällt auf ein Drittel des ursprünglichen Wertes und vielfach noch tiefer) ;
4. die Bruchdehnung ist gleichfalls im hohen Masse herabgesetzt.
Ein Faden mit solchen Eigenschaften ist unverwendbar ; da man aber anderseits zu einem Faden mit so starker Drehung nur dann gelangen könnte, wenn man diesen Faden bleibend dehnt oder streckt, so kann man den Crêpeeffekt nicht erreichen. Es gelingt praktisch nur. einem Azetatseidenfaden von 100 Deniers eine Torsion von bloss 2000 bis 2200 Touren auf das Meter zu geben, was nicht ausreicht, um durch die üblichen Waschbehandlungen (Decreusage) das Crêpen von aus diesen Fäden bestehenden Geweben zu erzielen.
Man hat versucht, den Crêpeeffekt durch Einwirkung von Quellflüssigkeiten auf das Gewebe zu erhalten. Hiebei bekommt man aber eine Verkürzung oder Einspringung, die eher jener gleicht, welche beim Merzerisieren von Baumwolle entsteht, nicht aber jener des Crêpens von Seide. Nimmt man eine Kette aus nicht überdrehter Azetatseide, so zieht sich diese mehr zusammen als der Schuss und beim
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weder das Aussehen noch den Griff, noch die Festigkeit oder die Elastizität eines Crêpegewebes.
Man hat nun gefunden, dass es möglich ist, den Fäden aus Azetatseide dann weitaus höhere Torsionen zu geben, wenn man sie einer Vorbehandlung unterwirft, die in einer physikalischen Änderung des Fadens besteht, aber seine chemischen Eigenschaften nnd sein Verhalten beim Färben ungeändert lässt. Diese physikalische Änderung wird durch die Einwirkung eines Quellmittel für Zelluloseazetat hervorgebracht, welchem Mittel man gegebenenfalls ein Kolloid zusetzen kann. welches bei Trocknung auf dem Faden einen elastischen Überzug belässt. Sobald das Quellen des Zelluloseazetats ein höheres Mass erreicht, als es bei Wasser der Fall ist, wird eine bleibende physikalische Änderung der Faser herbeigeführt.
Diese Änderung bleibt auch dann erhalten, wenn das Quellmittel entfernt wurde, sei es durch Trocknen, sobald es genügend flüchtig ist, oder sei es durch geeignetes Waschen mit Wasser oder anderer geeigneter Flüssigkeit, dem ein Trocknen folgt. Der Faden unterliegt dabei einer inneren physikalischen Modifikation, die sieh am augenscheinlichsten durch ein Einspringen oder Verkürzen (Verminderung
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durch einen Abfall der Kurve der Dehnungen als Funktion von Zugkräften, denen man den Faden aussetzt.
Es ist klar, dass man während dieser Manipulationen den Faden nicht Kräften aussetzen darf, welche bestrebt sind, die gesuchte Wirkung zu vernichten. Es dürfen daher alle diese Manipulationen und insbesondere das Trocknen nicht bei gespanntem Faden durchgeführt werden.
Es ist bereits vorgeschlagen worden, das Quellen von Zelluloseazetat dazu auszum@tzen, um sein Färben, sein Schweren zu erleichtern oder um mattes oder wollartiges Aussehen hervorzubringen.
Man hat aber bisher die physikalische Änderung, welche der Zelluloseazetatfaden durch sein Quellen erfährt, niemals dazu ausgenutzt. jene starke Torsion zu ermöglichen, die für die Erzielung der Crepewirkung unumgänglich notwendig ist.
Das Wesen der vorliegenden Erfindung besteht also darin, diese physikalische Änderung anszunutzen, u. zw. dazu auszunutzen, diesem Faden jene hohe Torsion geben zu können, die für die Crêpewirkung als erforderlich erkannt wurde.
Erfindungsgemäss wird ein solches Quellbad bereitet, dass der darin eingetauchte Azetatfaden nach dem Trocknen eine Einspringung von etwa 10-15"o zeigt und dass diese Einspringung entweder durch die alleinige Wirkung des Quellmittels oder durch die vereinte Wirkung des Quellmittels und eines Kolloids hervorgebracht wird. Je grösser die Einspringung wird. desto leichter kann man auch dem Faden die hohe Torsion verleihen, es wird aber hiebei immer schwieriger, diese Einspringung hervorzurufen, ohne die mechanischen Eigenschaften des Fadens herabzumindern : anderseits wird es um so mehr
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Einspringung wird.
Als Quellmittel kann man alle Substanzen oder Gemische flüchtiger Körper oder in einem flüchtigen Lösungsmittel gelöste Substanzen verwenden, die imstande sind, einem in sie ein-
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sind beispielsweise wässrige Lösungen von Alkoholen oder ausreichend konzentrierten organischen Säuren, wässrige Lösungen gewisser Salze, wie Sulfozyanverbindungen, Methylalkohol, Benzol oder Mischungen dieser Substanzen, soferne diese Gemische nicht Lösungsmittel für das Zelluloseazetat sind, oder soferne nicht bei der Abdampfung des flüehtigeren Teiles der Mischung auf dem Faden ein Lösungsmittel für Zelluloseazetat verbleibt, das man durch entsprechendes Waschen nicht entfernen könnte,
ohne die physikalische Änderung des Fadens zu vernichten.
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mittels und des Kolloides, je nach der Art des in Fra'e kommenden Fadens (Titer, Grösse der Einzelfasern, Herkunft) und des Quellmittels sowie des Kolloides, schwanken. Die der Einwirkung des Quellmittels unterworfenen Azetatfäden werden hierauf getrocknet oder in einer entsprechenden Flüssigkeit gewaschen, je nachdem es bequemer ist, das Trocknen oder das Waschen zur Entfernung des Quellmittels zu benutzen. Sobald letzteres abgetrennt ist, können die getrockneten und nur mehr ihren Normal-
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oder mehr pro Meter für einen Faden vom Titer 100 Deniers, standhalten. Das Weben solcher überstark gedrehter Fäden erfordert keine besonderen Vorsichtsmassregeln.
Man kann die Fäden für sieh allein oder zusammen mit ändern künstlichen oder natürlichen Textilien verwenden, und die nach dem üblichen Entschliehtung- und Färbeverfahren erhaltenen Gewebe zeigen alle charakteristischen Eigenschaften von Crêpegeweben, nämlich Aussehen, Griff, Festigkeit und Elastizität.
Dem Quellbad kann man jedes beliebige Schmiermittel beisetzen, welches die Behandlungen des Fadens erleichtert.
Beispiel 1 : Zu einem Bade, welches 200 g Gelatine in 5 l Wasser gelöst enthält, fügt man 5l Äthylalkohol hinzu. Man taucht während 15} Minuten Azetatfäden von 100 Deniers bei 450 C ein. Nach dem Ausschleudern und Trocknen erhalten die Fäden eine Torsion von 3000 Touren auf den Meter, wobei
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einige nach links und andere nach rechts gedreht werden.
Diese Fäden werden benutzt, um in eine Kette von 45 Azetatseidenfäden von 75 Deniers pro Zentimeter als Schussfaden eingetragen zu werden, u. zw. mit 27 Schüssen pro Zentimeter, wobei beispielsweise zwei Schüsse rechtsgedrehte und zwei Schüsse linksgedrehte Fäden aufeinanderfolgen und die Kette Taftbindung zeigt ; auf diese Weise erhält man ein
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Beispiel 2 : In ein Quellbad, welches aus einer wässrigen Lösung einer 32%igen Salpetersäure besteht und auf einer Temperatur von 15 C gehalten ist, taucht man 15 Minuten lang Azetatseidenfäden von 100 Deniers ein. Diese Fäden werden sodann mit Wasser SJ lange gewaschen, bis sie keine saure Reaktion mehr zeigen. Man trocknet sie hierauf und gibt ihnen, eine Drehung von 2900 Touren pro Meter, dabei dreht man wieder einige nach links, einige nach rechts. Diese Fäden werden als Schussfäden (27 Schussfäden pro Zentimeter) für eine Kette von 45 Azetatseidenfäden (75 Deniers) pro Zentimeter verwendet, u. zw. folgen zwei Schüsse rechtsgedrehter auf zwei Schüsse linksgedrehter Fäden, und die Kette zeigt Taftbindung.
Dabei erhält man ein Gewebe, das nach dem Entschlichten und Färben eine Einspringung von ungefähr zu in der Richtung des Schusses und von ungefähr 10% in der Richtung der Kette aufweist und alle charakteristischen Eigenschaften eines guten, mit Crêpe de Chine bezeichneten Gewebes aufweist.
Beispiel 3 : In ein Quellbad aus einem Gemisch von einem Volumsteil Kohlenstofftetrachlorid und drei Volumsteilen Chloroform bringt man bei einer Badtemperatur von 15-170 C Azetatfäden ein und lässt sie zehn Minuten eingetaucht. Hierauf bringt man durch Trocknung in einem Luftstrom von gewöhnlicher Temperatur die Quellung der Fäden weg, die nach Wiederaufnahme von Feuchtigkeit, wie in den vorerwähnten beiden Beispielen, weiter verarbeitet werden.