Mathilde Mayer
Mathilde Hermine Mayer, geb. Heidt (* 2. Oktober 1885 in Staffort; † 15. Februar 1970 ebenda), war 45 Jahre Stafforter Dorfhebamme sowie wichtigste Schwangerschafts- und Mütterberaterin im Dorf.
Leben und Wirken
Sie war das siebte von 11 Kindern, das dem Ehepaar Friedrich Wilhelm Heidt (1844-1903) und Luise Christine, geb. Nagel (1852-1928), geboren wurde. Ihr ältester Bruder Karl Wilhelm Heidt wurde später Dorfbürgermeister, ihre Schwester Julie Heidt Oberschwester in einer Karlsruher Klinik und ihre Schwester Hanna Heidt Hauswirtschaftsleiterin auf Schloss Langenburg (Hohenlohe) später Schloss Salem.
Nach Schulbesuch in Staffort und verschiedenen Stellungen als Dienstmädchen – unter anderem in Beuggen – heiratete sie 1904 in Staffort Johann Ludwig Mayer, der eine Stelle als Schlachthausarbeiter in Karlsruhe gefunden hatte und dort später zum Wiegemeister aufstieg.
Auf Grund der hohen Kindersterblichkeit im Dorf beschloss der Gemeinderat 1909 Mathilde Mayer in der Universitätsklinik Heidelberg zur Hebamme ausbilden zu lassen und sie als Dorfhebamme mit einem Jahresgehalt von fünfzig Mark langfristig zu verpflichten.
Nach ihrem Dienstantritt sank, offensichtlich durch konsequente Einführung von Hygienemaßnahmen, die Kindersterblichkeit in Staffort im ersten Lebensjahr von ehemals 30 % in wenigen Jahren auf unter 1 %. Da Staffort damals keinen örtlich ansässigen Arzt hatte, wurde sie zur wichtigsten Ansprechpartnerin für Schwangere und junge Mütter. Auch viele junge Bräute suchten vor der Hochzeit ihren Rat bzw. wurden von deren Müttern zu ihr geschickt. Von den Kindern des Dorfes wurde sie „Storchenmutter“ genannt.
Die Tochter Mathilde heiratete den Stafforter Landwirt und Fleischbeschauer Hermann Hauth, die Tochter Emma den Landwirt Gustav Raupp. Der Sohn Ludwig stieg als Diplomkaufmann und Dr. rer pol zum Vorstand im Raiffeisenverband auf und starb bei einem Autounfall auf einer Dienstfahrt 1950, ein herber Schlag für das Ehepaar.
Erst im Alter von 70 Jahren setzte sich Mathilde Mayer 1955 als Dorfhebamme zur Ruhe, von ihrer Nachfolgerin Gretel Pantle wurde sie noch viele Jahre bei schwierigen Geburten um Beistand gebeten.
Literatur
- Konrad Dussel: Staffort 1110 bis 2010: Streifzüge durch 900 Jahre Geschichte, Verlag Regionalkultur Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2010 ISBN: 978-3-89735-622-1
- Wilhelm Otto Hauck: Staffort – Schloß und Dorf an der steten Furt (Ortschronik). Gemeinde Stutensee 1993
- Manfred G. Raupp: Was der Großvater schon wusste – Gedanken zur Entwicklung der Landwirtschaft in Staffort; verfasst zum Andenken an Gustav W. Raupp (1905–1985). Eigenverlag, Lörrach und Stutensee-Staffort 2005; Ortsfamilienbuch Staffort, Herausgeber Stadt Stutensee, Verlag Gesowip Basel 2010, ISBN: 978-3-906129-64-8.
- Vertrag vom 15. Oktober 1909 zwischen dem Gemeinderat Staffort und Frau Mathilde Hermine Mayer (im Original vorliegend).