Amélie Nothomb

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Amélie Nothomb (2015)
Amélie Nothomb (Autograph)

Amélie Nothomb alias Fabienne Claire Nothomb (* 9. Juli 1966 in Etterbeek, Brüssel[1] oder 13. August 1967 in Kōbe, Japan[2]) ist eine belgische Schriftstellerin französischer Sprache.

Nothomb stammt aus einer großbürgerlichen, in den Adelstand erhobenen, frankophonen belgischen Politikerfamilie. Sie verbrachte als Tochter des belgischen Diplomaten Baron Patrick Nothomb ihre ersten fünf Lebensjahre in Japan. Nach weiteren durch den Beruf des Vaters bedingten langjährigen Aufenthalten in China, New York, Burma und Laos kam sie im Alter von 17 Jahren erstmals nach Europa. Sie studierte Romanistik an der Université Libre de Bruxelles. Nach dem Abschluss kehrte sie nach Tokio zurück und arbeitete in einem Großunternehmen. Die Erfahrungen dieser Zeit dienten ihr später als Grundlage für ihren Roman Mit Staunen und Zittern (1999).

1992 kehrte Nothomb nach Belgien zurück und veröffentlichte ihr erstes Buch Die Reinheit des Mörders. Bereits mit diesem Erstlingswerk begann ihre Erfolgskarriere als Schriftstellerin, der sie sich fortan hauptberuflich widmen konnte.

Sie veröffentlicht jährlich einen Roman. Von den bis 2009 erschienenen 17 Werken hatten fünf autobiografischen Charakter, in denen eine Identität von Autorin, Erzählerin und Protagonistin gegeben scheint. Sie schreibt aber auch ihrem Erstlingswerk, in dem das Mädchen Léopoldine die ersten Anzeichen der Pubertät mit Magersucht zu unterdrücken sucht, autobiografische Züge zu. An der autobiografischen Glaubwürdigkeit Nothombs darf der Leser allerdings zweifeln.[3] Ihre bevorzugte Schreibform ist der Dialog, in dem das Gegenüber übertrumpft und gedemütigt werden soll, bis es auf dem Boden kriecht, wie schon der Protagonist Prétextat Tach in Die Reinheit des Mörders. Ob in diesem Dualismus das Tugendhafte und Schöne über das Schändliche und Hässliche siegt, ist allerdings am Ende nicht ausgemacht, die Journalistin Nina wird zur Mörderin Tachs, in Reality Show beendet die Böse, nicht die Tugendhafte, die mörderische Schau.[3] In ihrem 2019 erschienenen Roman Die Passion lässt sie Jesus Christus persönlich am Tag vor seiner Kreuzigung einen Monolog halten.

Ihr mit dem Prix Renaudot 2021 und dem Premio Strega Europeo 2022 ausgezeichneter Roman Premier sang (Verlag Albin Michel) beschreibt inhaltlich die fiktiven Erinnerungen des 2020 verstorbenen Vaters der Schriftstellerin.[4]

Auszeichnungen (Auswahl)

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  • Der 1999 erschienene Roman Stupeur et tremblements wurde mit dem Grand Prix du Roman der Académie française ausgezeichnet.
  • Der 2007 erschienene Roman Ni d’Ève, ni d’Adam wurde mit dem Prix de Flore ausgezeichnet.
  • Für ihr Gesamtwerk erhielt sie 2008 den „Grand Prix Jean Giono“.
  • Am 30. Januar 2010 wurde ein Asteroid nach ihr benannt: (227641) Nothomb.[5]
  • Am 17. Juli 2015 wurde ihr der Titel einer Baronin durch König Philippe verliehen.[6]
  • Der Roman Premier sang erhielt am 3. November 2021 den Prix Renaudot.
  • Der Roman Premier sang erhielt am 22. Mai 2022 den Premio Strega Europeo, der für ein ins Italienische übersetzte Werk aus dem europäischen Ausland verliehen wird.[7]

Alle deutschsprachigen Ausgaben sind im Diogenes Verlag, Zürich, erschienen.

  • Colette Sarrey: Französische Schriftstellerinnen der 80er und 90er Jahre und die écriture féminine. in Wolfgang Asholt (Hrsg.): Interpretationen. Französische Literatur, 20. Jahrhundert: Roman. Stauffenburg, Tübingen 2007, ISBN 978-3-86057-909-1. S. 365 ff.
  • Michel Zumkir: Amélie Nothomb de A à Z: portrait d’un monstre littéraire. Le Grand Miroire, Brüssel 2007, ISBN 978-2-87415-798-1 (französisch).
  • Susanne Rossbach: Verbale Machtspiele zwischen Grausamkeit und Esprit. Das Werk der exzentrischen Graphomanin Amélie Nothomb. in: Roswitha Böhm (Hrsg.): Observatoire de l’extrême contemporain: Studien zur französischsprachigen Gegenwartsliteratur. (= Edition lendemains Bd. 12) Gunter Narr, Tübingen 2009, ISBN 978-3-8233-6494-8, S. 295–305.
  • Anja van de Pol-Tegge: Belgische Literaturen in deutscher Übersetzung. Kulturelle und historische Verflechtungen von 1945 bis zur Gegenwart. Transcript, Bielefeld 2023, ISBN 978-3-8376-6572-7, S. 207–228.
Commons: Amélie Nothomb – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laut Etat présent de la noblesse belge, 2010
  2. Laut Normdaten, IMDb und Website der Autorin
  3. a b Susanne Rossbach: Verbale Machtspiele zwischen Grausamkeit und Esprit. Das Werk der exzentrischen Graphomanin Amélie Nothomb. in: Roswitha Böhm (Hrsg.): Observatoire de l’extrême contemporain: Studien zur französischsprachigen Gegenwartsliteratur. (= Edition lendemains. Bd. 12) Gunter Narr, Tübingen 2009, ISBN 978-3-8233-6494-8, S. 295–305.
  4. Pauline Petit: Renaudot 2021: Amélie Nothomb récompensée pour "Premier sang", Mémoires fictifs de son père. In: radiofrance.fr. 3. November 2021, abgerufen am 7. August 2023 (französisch).
  5. (227641) Nothomb in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory der NASA am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, Kalifornien (englisch)
  6. Franck Hermann: Amélie Nothomb, appelez-la Madame la Baronne. Radio Monaco, 19. Juli 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2016; abgerufen am 6. April 2022 (französisch).
  7. https://premiostrega.it/PSE/premio-strega-europeo-2022-vincono-ex-aequo-amelie-nothomb-e-mikhail-shishkin/