Zirl
Zirl ist eine Marktgemeinde mit 8324 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Innsbruck-Land in Tirol (Österreich). Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Telfs.
Marktgemeinde Zirl
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Innsbruck-Land | |
Kfz-Kennzeichen: | IL | |
Fläche: | 57,24 km² | |
Koordinaten: | 47° 16′ N, 11° 14′ O | |
Höhe: | 622 m ü. A. | |
Einwohner: | 8.324 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 145 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6170 | |
Vorwahl: | 05238 | |
Gemeindekennziffer: | 7 03 69 | |
NUTS-Region | AT332 | |
UN/LOCODE | AT ZIR | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bühelstraße 1 6170 Zirl | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Thomas Öfner (Für Zirl - Team Thomas Öfner) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (19 Mitglieder) |
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Lage von Zirl im Bezirk Innsbruck-Land | ||
Zirl von Südwesten | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenZirl befindet sich am südwestlichen Ende des Karwendelgebirges etwa 10 km westlich von Innsbruck im Inntal am Südostfuß des Zirler Bergs (1057 m). Es liegt am Nordufer des Inns auf dem Schwemmkegel von Ehnbach und Schloßbach.[1]
Gemeindegliederung
BearbeitenDas Gemeindegebiet umfasst neben dem Hauptort Zirl noch das etwa 300 m höher gelegene Hochzirl, die Martinswand, die Ehnbachklamm und einen Teil der Nordkette mit dem 2.637 m hohen Kleinen Solstein. Der Ortsteil Zirl Bahnhof liegt als einziger südlich des Inns. Eigenhofen und Dirschenbach sind zwei westlich vom Ortskern gelegene Weiler an der alten Bundesstraße.[1]
Nachbargemeinden
BearbeitenGeschichte
BearbeitenAuf dem Martinsbühel ist eine Besiedlung seit der La-Tène-Zeit nachgewiesen. Im 4./5. Jahrhundert bestand hier die römische Militärstation Teriolis, die unter dem Römisch-deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. um 1500 zu einem Jagdschloss ausgebaut wurde. Die Kaiser-Max-Grotte / Martinswandgrotte erinnert daran, dass sich hier Maximilian I. Ende des 15. Jahrhunderts bei der Gämsenjagd verstiegen haben soll.[1]
Zirl war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Römerstraße Via Raetia nach Augsburg. Hier begann der steile Anstieg zum Seefelder Sattel, dessen Verlauf heute jedoch nicht mehr eindeutig zu klären ist. Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmals am 28. Oktober 799 als Cyreolu bzw. Cyreola anlässlich einer Besitzübertragung an das Kloster Schlehdorf.[1][2] Der Name geht auf die römische Militärstation Teriolis (siehe oben) zurück.
Die heutige Burgruine Fragenstein wurde vor 1209 gegründet und 1703 im Spanischen Erbfolgekrieg (Bayrischer Rummel) gesprengt, worauf sie seither verfällt.[3][1] Das Gebiet um die Ruine ist heute Naturschutzgebiet.
Seit dem 17. Jahrhundert war die Gemeinde neben Thaur eines der Zentren des Baus von Weihnachtskrippen. Zirl war immer wieder von Überschwemmungen und Bränden heimgesucht worden, so zuletzt am 21. Juni 1908 bei einem Großbrand, der den Großteil der Häuser vernichtete.[1]
1826 wurde in Zirl der bedeutende Tiroler Kirchenmaler Franz Plattner geboren. Er starb 1887 in Innsbruck.[4]
Von 1910 bis 1912 wurde die Mittenwaldbahn mit aufwändigen Bauten errichtet, von denen in Zirl als bedeutende Bauwerke der Martinswandtunnel, der Schloßbachviadukt, der Ehnbachklammviadukt und der Bahnhof Hochzirl liegen.[1]
Ein großes Bevölkerungswachstum in den letzten Jahrzehnten machte aus Zirl eine Wohngemeinde.
Seit dem 1. Juni 1984 trägt Zirl den Titel Marktgemeinde.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenKultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Burgruine Fragenstein
- Burg Martinsbühel
- Katholische Pfarrkirche Zirl Heiliges Kreuz
- Katholische Kalvarienbergkirche Zirl Zur Schmerzhaften Maria
- Das Zachäussingen in Zirl vor der Kirche gehört seit 2015 zum Immateriellen Kulturerbe in Österreich.[5]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenZirl liegt an der Tiroler Straße B 171 und südlich des Inns an der Völser Straße L 11. Der Ort hat Anschluss an die Inntalautobahn A 12 mit den Ausfahrten Zirl-West und Zirl-Ost.
Der Bahnhof der Arlbergbahn befindet sich südwestlich des Ortskerns, auf der anderen Innseite, wo sich mehrere Industrie- und Gewerbebetriebe niedergelassen haben. Durch die zahlreichen Betriebe ist der Bahnhof Zirl einer der größten Güterbahnhöfe Tirols.
Der oberhalb gelegene Ortsteil Hochzirl mit dem Landeskrankenhaus Hochzirl (eine Sonderkrankenanstalt für Innere Medizin und Neurologische Akutnachbehandlung) hat einen Bahnhof der Mittenwaldbahn. Weiters hat Zirl Anschluss nach Innsbruck und Telfs über Regionalbusse.
Das günstige Lokalklima ermöglicht hier Weinbau, der jedoch wie die Landwirtschaft wenig Bedeutung hat (die Weingärten werden aktuell nicht bewirtschaftet). Bedeutende Betriebe sind in den Bereichen Bauindustrie, Chemische Industrie, Schotterwerk und Recycling zu finden.
Bildung
Bearbeiten(Quelle: [6])
- Vier Kindergärten
- Drei Kinderkrippen
- Zwei Volksschulen
- Mittelschule
- Zentrum für Inklusiv- und Sonderpädagogik - Allgemeine Sonderschule
- Landesmusikschule Zirl
Gesundheit
BearbeitenSoziales
Bearbeiten- ’s zenzi – Sozialzentrum Zirl
Freizeit
Bearbeiten- Die Martinswand östlich von Zirl bietet einen anspruchsvollen Klettersteig, bei dem Trittsicherheit gefordert ist, und viele Kletterrouten.
- Zirl ist Ausgangspunkt von Wanderungen im Bereich des Karwendel, etwa zur Neuen Magdeburger Hütte (Martinsbergalm) oder zum Solsteinhaus.
Kultureinrichtungen
Bearbeiten- Bibliothek
- Heimatmuseum
- FamBoZi („Familien-Boot-Zirl“)[7]
- B4 (Bahnhofsstraße 4)
„Das 2015 fertiggestellte Veranstaltungs- & Begegnungszentrum B4 bietet Platz für über 500 Personen. Im B4 sind der Schützenverein, Theaterverein und der Alpenverein eingemietet, das Areal bietet eine Tiefgarage für bis zu 80 Fahrzeuge.“
Sportanlagen
Bearbeiten- Eislaufplatz
- Schwimmbad
- Sportplatz
Politik
BearbeitenBürgermeister- und Gemeinderatswahl, am 27. Februar 2022
BearbeitenDie letzten Bürgermeisterwahlen fanden gleichzeitig mit den Gemeinderatswahlen am 27. Februar 2022 statt.[8]
Mag. Thomas Öfner (SPÖ) wurde dabei als Bürgermeister wiedergewählt und konnte sich mit 55,68 % gegen seine vier Kontrahenten und Kontrahentinnen durchsetzen.
Bei der Wahl waren insgesamt 6.565 Personen in Zirl wahlberechtigt.
Gemeinderatswahl
BearbeitenPartei | Prozent | Stimmen | Sitze im Gemeinderat |
Koppelung |
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Für Zirl - Team Thomas Öfner | 42,61 % | 1774 | 9 | A |
Zukunft Zirl - Volkspartei, Team Iris-Zangerl-Walser | 23,54 % | 980 | 5 | |
ZIRL AKTIV | 12,68 % | 528 | 2 | |
Die Grünen Zirl | 9,97 % | 415 | 2 | A |
Aufschwung Zirl | 3,07 % | 128 | 0 | |
MFG Menschen Freiheit Grundrechte | 8,12 % | 338 | 1 |
Wahlbeteiligung:
Abgegebene Stimmen | 4.269 | 65,03 % |
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…davon gültige | 4.163 | 97,52 % |
…davon ungültige | 106 | 2,48 % |
Bürgermeisterwahl
BearbeitenBürgermeister-Kandidat | Partei | Prozent | Stimmen |
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Öfner Thomas, Mag. | Für Zirl - Team Thomas Öfner | 55,68 % | 2278 |
Zangerl-Walser Iris | Zukunft Zirl - Volkspartei, Team Iris-Zangerl-Walser | 23,98 % | 981 |
Rausch Victoria | ZIRL AKTIV | 11,46 % | 469 |
Mair Matthias | Aufschwung Zirl | 2,64 % | 108 |
Pardeller Martin | MFG Menschen Freiheit Grundrechte | 6,23 % | 255 |
Wahlbeteiligung:
Abgegebene Stimmen | 4.270 | 65,04 % |
---|---|---|
…davon gültige | 4.091 | 95,81 % |
…davon ungültige | 179 | 4,19 % |
Wappen
BearbeitenDas 1947 verliehene Gemeindewappen erinnert mit dem Weinstock an den 1335 erstmals erwähnten und für Nordtirol ungewöhnlichen Weinbau. Die Schafschere entstammt dem Siegel der Herren von Fragenstein, die auf Burg Fragenstein ansässig waren.[9]
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Johann Evangelist Fuhrmann (1776–1819), Pfarrer und Dechant von Imst im Nordtiroler Oberinntal
- Peter Erasmus Gspan (1790–1864), Jurist und Politiker
- Franz Plattner (1826–1887), Kirchenmaler
- Heinrich Klier (1926–2022), Schriftsteller, Alpinist, Unternehmer und politischer Aktivist
- Elias Schneitter (* 1953), Schriftsteller und Verleger
- Regina Hilber (* 1970), Schriftstellerin
Mit der Gemeinde verbunden
Bearbeiten- Alois Moriggl (1810–1866), Geistlicher in Zirl
- Josef Pfefferle (1862–1939), Gründer der Zirler Mosaikanstalt
- Viktor Kauder (1899–1985), völkischer Wissenschaftler
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Zirle. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 52 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Bearbeiten- Website der Gemeinde
- Offizielle Informationen des Landes Tirol über die Marktgemeinde Zirl
- Zirl, in der Datenbank Geschichte Tirol des Vereines „fontes historiae – Quellen der Geschichte“
- Eintrag zu Martinswand im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Benjamin Flöß: Zirl in Wort und Bild. Steiger Verlag, Innsbruck 1983, ISBN 3-85423-021-4.
- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 46–47, Nr. 68.
- ↑ Geschichte Tirol – Schloss Fragenstein
- ↑ Helmuth Öhler: Franz Plattner (1826–1887). Ein Tiroler Kirchenmaler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (phil. Diplomarbeit), Innsbruck 1992.
- ↑ Zachäussingen in Zirl
- ↑ Marktgemeinde Zirl - Internetseiten der Marktgemeinde Zirl. Abgerufen am 23. September 2022.
- ↑ Marktgemeinde Zirl - Internetseiten der Marktgemeinde Zirl. Abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 | Gemeinde Zirl. Land Tirol, 27. Februar 2022, abgerufen am 27. Februar 2022.
- ↑ Eduard Widmoser: Tiroler Wappenfibel. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1978, ISBN 3-7022-1324-4, S. 29.