Dornstadt
Dornstadt ist eine Gemeinde im Alb-Donau-Kreis des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg (Deutschland). Sie liegt acht Kilometer nördlich von Ulm.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 28′ N, 9° 57′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Alb-Donau-Kreis | |
Höhe: | 590 m ü. NHN | |
Fläche: | 59,23 km2 | |
Einwohner: | 9376 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 158 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 89160 | |
Vorwahlen: | 07348, 07336, 07304 | |
Kfz-Kennzeichen: | UL | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 25 031 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchplatz 2 89160 Dornstadt | |
Website: | www.dornstadt.de | |
Bürgermeister: | Rainer Braig | |
Lage der Gemeinde Dornstadt im Alb-Donau-Kreis | ||
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenDornstadt liegt auf der am Südrand der Schwäbischen Alb gelegenen Ulmer Alb. Dornstadt selbst liegt auf 590 m über NN[2], der Teilort Scharenstetten auf 707 m über NN.
Nachbargemeinden
BearbeitenDie Gemeinde grenzt im Norden an Lonsee, im Osten an Westerstetten und Beimerstetten, im Süden an die Stadt Ulm, im Südwesten an Blaustein, und im Nordwesten an Merklingen, Laichingen und Nellingen.
Schutzgebiete
BearbeitenEinige Landschaftsteile auf dem Gemeindegebiet wurden als Landschaftsschutzgebiet Dornstadt ausgewiesen. Die Gemeinde hat überdies Anteile an den FFH-Gebieten Kuppenalb bei Laichingen und Lonetal und Blau und Kleine Lauter sowie am Vogelschutzgebiet Täler der Mittleren Flächenalb.[3]
Geschichte
BearbeitenBis zum 19. Jahrhundert
BearbeitenDer Ort wurde 1225 erstmals urkundlich erwähnt. Die verbreitete Jahreszahl 1209 wird von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg nicht bestätigt.[4] Bis 1465 gehörte Dornstadt zu den Besitztümern des Klosters Lorch und ging dann über in den Besitz des Klosters Elchingen und war dem Pflegamt Tomerdingen unterstellt. Kirchlicherseits gehörte Dornstadt bis 1674 zur Tormerdinger Pfarrei Mariä-Himmelfahrt und wurde dann zur selbständigen Pfarrei erhoben.[5] Im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses im Jahre 1803 verlor das Kloster Elchingen seinen Landbesitz. Dornstadt wurde vorübergehend bayerisch, bis es schließlich 1810 durch den Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg dem Königreich Württemberg zufiel und dem Oberamt Blaubeuren unterstellt wurde.[6]
20. und 21. Jahrhundert
BearbeitenBei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Dornstadt 1938 zum Landkreis Ulm. 1945 wurde der Ort Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Dornstadt zum Alb-Donau-Kreis kam.
Die Gemeinde in ihrer jetzigen Zusammensetzung entstand Mitte der 1970er Jahre. Nachdem die Gemeinde Bollingen mit ihrem Ortsteil Böttingen bereits am 1. Juli 1971 eingemeindet worden war, vereinigten sich am 1. Januar 1975 die Gemeinden Dornstadt und Tomerdingen zur neuen Gemeinde Dornstadt, und die Gemeinden Scharenstetten und Temmenhausen wurden in die neue Gemeinde eingegliedert.[7]
Heute ist der Ort Dornstadt selbst mit rund 4400 Einwohnern der größte Teilort der Gesamtgemeinde.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenEs handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[8] (nur Hauptwohnsitze).
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Ortsteile
BearbeitenBollingen
BearbeitenBollingen liegt am Rande des Kiesentals und kann auf urkundliche Erwähnungen aus dem 12. Jahrhundert zurückblicken. Es hat derzeit rund 1100 Einwohner.
Enge Bindungen bestehen zum benachbarten Weiler Böttingen. |
Scharenstetten
BearbeitenScharenstetten hat ca. 800 Einwohner und liegt auf einer Anhöhe der Mittleren Kuppenalb und ist von Weitem vor allem durch den 28 m hohen Wasserturm und den 23 m hohen Kirchturm sichtbar. Der Name des Dorfes kommt vermutlich vom Gründer des Dorfes, einem Scaro. Die erste urkundliche Nennung erfolgte 1260. Besonders sehenswert ist die Laurentiuskirche. Das Kirchenschiff in seiner jetzigen Form ist wahrscheinlich erst 200 Jahre alt, der Kirchturm mit den gekuppelten, doppelbogigen Schallfenstern allerdings stammt aus dem 11. Jahrhundert. |
Die Fresken aus dem 14. Jahrhundert im Chorbereich wurden bei Renovierungsarbeiten 1958 festgelegt. Die Apostelbilder des Tomerdinger Barockmalers Josef Wannenmacher kamen 1767 in die Kirche. Von besonderer Bedeutung ist der Altar der Kirche, der aus der Schule von Hans Multscher stammt und um 1450 entstand. Während des Bildersturms wurde er aus dem Ulmer Münster, wo er ursprünglich stand, in ein Ulmer Magazin verlagert. 1760 wurde er in der Laurentiuskirche aufgestellt, da der vorhandene Scharenstetter Altar in keinem guten Zustand war und der damalige Scharenstetter Amtmann das Ulmer Pfarrkirchenbaupflegeamt um einen alten Altar gebeten hatte.
Temmenhausen
BearbeitenTemmenhausen liegt direkt am Anstieg von der Mittleren Flächenalb zur Mittleren Kuppenalb, der sogenannten Klifflinie, und damit am Strand eines ehemaligen Meeres, das vor einigen Millionen Jahren austrocknete.
Temmenhausen beheimatet gut 600 Menschen. Für die Jugend gibt es zwei Jugendtreffs, den Container Temmenhausen und die Molke Temmenhausen. |
Tomerdingen
BearbeitenDer flächenmäßig größte Teilort Tomerdingen mit etwa 1800 Bewohnern war schon während der La-Tène-Zeit besiedelt. In der Kirche St. Martin finden sich Siedlungsfunde seit der Karolingerzeit. |
Politik
BearbeitenBürgermeister
Bearbeiten- 1964–1991: Manfred Klein
- 1991–2007: Erich Mack
- seit 2007: Rainer Braig
Bei der Bürgermeisterwahl am 22. April 2007 wurde Rainer Braig mit 51,4 Prozent der Stimmen gewählt. Er trat sein Amt am 1. Juli 2007 an. 2015 und 2023 wurde er wiedergewählt.
Gemeinderat
BearbeitenIn Dornstadt wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Der Gemeinderat in Dornstadt hat nach der letzten Wahl 23 Mitglieder (vorher 25).Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
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FW | Freie Wähler | 51,5 | 12 | 46,3 | 11 | |
CDU/BWV | Christlich Demokratische Union Deutschlands/Bürgerliche Wählervereinigung | 31,6 | 7 | 34,9 | 9 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 16,8 | 4 | 18,9 | 5 | |
gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 25 | ||
Wahlbeteiligung | 62,7 % | 53,3 % |
Partnerschaften
BearbeitenDornstadt pflegt seit 1989 eine Partnerschaft zum französischen Coutras im Département Gironde der Region Nouvelle-Aquitaine.[9]
Verkehr
BearbeitenDornstadt liegt direkt an der A 8 Stuttgart–München, Autobahnausfahrt Ulm-West/Dornstadt (Ausfahrt 62) sowie an der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm. Östlich verläuft die Filstalbahn.
Im ÖPNV ist Dornstadt über die Linie 49 Nellingen – Ulm der RAB angebunden.
Die Ortsteile Scharenstetten, Tomerdingen und Temmenhausen liegen am Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg, einem Pilgerweg, der nach Ulm und weiter nach Spanien führt.
Wirtschaft
BearbeitenAnsässige Unternehmen
BearbeitenDornstadt hat ein 40 Hektar großes Gewerbegebiet namens Himmelweiler eingerichtet, Expansionsraum für Unternehmen in der Region Ulm/Neu-Ulm. Zudem gibt es an der Filstalbahn einen Containerbahnhof der Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße mbH, der im November 2005 eröffnet wurde. Die günstige Verkehrslage macht Dornstadt für viele Unternehmen attraktiv.
Laut Angaben der Deutschen Bahn von März 2016 werde der für 100.000 Umschläge pro Jahr ausgelegte Bahnhof nahe an seiner Leistungsgrenze betrieben. Für eine Erweiterung des Terminals, westlich der bestehenden Anlage, liefe die Planung in einem frühen Stadium.[10]
ASYS Automatisierungssysteme mit Sitz in Dornstadt ist ein Hersteller von Handhabungs- und Siebdrucksystemen für die Elektronikfertigung.
Die Schuhhaus Werdich GmbH & Co. KG gehört mit 45 Fachgeschäften zu den 20 größten Filialisten im deutschen Schuheinzelhandel.
Windpark Temmenhausen
BearbeitenSeit Anfang 2007 sind zwischen Temmenhausen und Bermaringen fünf Windkraftanlagen der Firma Vestas in Betrieb. Die Nabenhöhe der drei Windräder, welche auf der Bermaringer Seite liegen, beträgt 108 m, die der beiden bei Temmenhausen 98 m.
Militär
BearbeitenDas Sanitätsregiment 3 der Bundeswehr ist in der Rommel-Kaserne auf dem Lerchenfeld stationiert. Im Zweiten Weltkrieg gab es hier auch den Fliegerhorst Ulm-Dornstadt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenRegelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenJeden Sommer findet in Dornstadt das Obstwiesenfestival statt, auf dem zahlreiche, mitunter auch gut bekannte Live-Bands auftreten. Der Eintritt ist frei.
Bildung
BearbeitenAm Bühl-Schulzentrum in Dornstadt gibt es eine Grundschule, eine Werkrealschule, eine Realschule, sowie ein sogenanntes Sonderpädagogisches Beratungs- und Bildungszentrum mit dem Schwerpunkt Lernen, an dem Kinder mit Lernschwierigkeiten unterrichtet werden.[11] Außerdem befindet sich am Schulzentrum die Gemeindebücherei, der Gemeine Dornstadt. Dort finden im Rahmen einer dezentralen Volkshochschule, einer gemeinsamen Volkshochschule die zusammen mit anderen Gemeinden betrieben wird, Weiterbildungsangebote für Erwachsene statt.[12]
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Johann Peter Miller (1705–1781), geboren in Scharenstetten, Altphilologe und Pädagoge
- Joseph Wannenmacher (1722–1780) geboren in Tomerdingen, schwäbischer Barockmaler und Freskant
- Marlies Kohnle-Gros (* 1956), Politikerin (CDU)
Persönlichkeiten, die mit Dornstadt verbunden sind
Bearbeiten- Manfred Klein (1936–2012), von 1964 bis 1991 Bürgermeister vom Dornstadt, Landtagsabgeordneter (CDU)
- Karl Müller (1893–1955), Lehrer und Botaniker, lebte an 1925 in Dornstadt
- Charytyna Pekartschuk (1894–1973), Ukrainische politische Aktivistin, Sanitäterin und Unteroffizierin, verstarb in Dornstadt und ist dort beigesetzt
- Natalija Polonska-Wassylenko (1884–1973), ukrainische Historikerin, verstarb in Dornstadt und ist dort beigesetzt
Literatur
Bearbeiten- H. Zürn, F. Fischer: Die keltische Viereckschanze von Tomerdingen. In: Materialh. Vor- u. Frühgesch. Bad.-Württ., 14, Stuttgart 1991.
- Dornstadt. In: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren von 1830 (Wikisource).
- Joachim Lenk: Leos, Logistiker und Luftfahrzeuge. Wiedemann-Verlag, Münsingen, ISBN 978-3-941453-08-1.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Zahlen, Daten und Fakten ( vom 20. Mai 2013 im Internet Archive)
- ↑ Daten- und Kartendienst der LUBW
- ↑ Amtliche Kreisbeschreibung des Alb-Donau-Kreises 1989 Herausgeber Landesarchivdirektion Baden-Württemberg
- ↑ Dornstadt in der Beschreibung des Oberamts Blaubeuren und Meister Hartmann Dornstadter Altar in Schriften des Alb-Donau-Kreises Nr. 37
- ↑ Martin Nestler: Ulm, Geschichte einer Stadt.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 457 und 543 (und 543 Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2012 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Website Dornstadt (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bahn braucht Flächen für Containerbahnhof. In: Südwest Presse. 15. März 2016, S. 27.
- ↑ Bühl-Schulzentrum. Abgerufen am 29. April 2017.
- ↑ Volkshochschule. Abgerufen am 29. April 2017.