SYLTKRIMI Dünengeister:Küstenkrimi: Nordseekrimi
Von Marisa Levant
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Über dieses E-Book
SYLTKRIMI Dünengeister - Wenn die Vergangenheit nach Rache schreit
Als die 78-jährige Ilse Thomsen mit der blutigen Botschaft "RACHE" an der Wand in ihrem einsamen Dünenhaus ermordet wird, ahnt Hauptkommissarin Bente Brodersen noch nicht, dass dieser Fall die dunkelsten Geheimnisse Sylts ans Licht zerren wird.
Die eigenbrötlerische Ermittlerin, die nach einem persönlichen Verlust von Hamburg auf die Insel flüchtete, stößt auf eine Mauer des Schweigens. Niemand will über das 1975 geschlossene Kinderheim "Haus Seefrieden" sprechen. Doch als ein zweiter Mord geschieht – der ehemalige Heimleiter wird am Strand erwürgt – wird klar: Jemand rächt sich für Verbrechen, die fünfzig Jahre lang vertuscht wurden.
Bente gräbt tiefer und entdeckt ein Netzwerk aus Macht, Missbrauch und Mitwissenschaft, das bis in die höchsten Kreise der Inselgesellschaft reicht. Mit jeder aufgedeckten Wahrheit wird sie selbst zur Zielscheibe. Als ihre einzige Zeugin, die traumatisierte Maren Johannsen, spurlos verschwindet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Während ein gewaltiger Sturm über Sylt hereinbricht, muss Bente sich in einem verlassenen Wehrmachtsbunker ihrem gefährlichsten Gegner stellen – einem Mann, den die Inselbewohner als Ehrenbürger verehren.
Was diesen Küstenkrimi besonders macht:
Die authentische Sylt-Atmosphäre verschmilzt mit einem brisanten Cold Case, der auf wahren gesellschaftlichen Abgründen basiert. Brodersen zeigt meisterhaft, wie idyllische Ferienorte ihre dunklen Geheimnisse hüten und wie eine ganze Gemeinschaft zu Komplizen werden kann. Die raue Nordsee-Kulisse wird zum eigenständigen Charakter, der die Spannung trägt.
Für Fans von: Klaus-Peter Wolf, Ann Cleeves' Shetland-Krimis und nordischen Noir-Thrillern. Perfekt für Leser, die atmosphärische Regionalkrimis mit psychologischer Tiefe und gesellschaftskritischem Biss schätzen.
Ein Roman über: Späte Gerechtigkeit, den Preis des Schweigens und den Mut, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen – egal wie schmerzhaft sie ist.
Leserstimmen gesucht: Haben Sie den Mörder vor Bente erraten? War die Auflösung überraschend? Teilen Sie Ihre Gedanken und helfen Sie anderen Krimi-Fans, ihr nächstes Leseerlebnis zu finden. Jede ehrliche Bewertung hilft!
Zielgruppe: Erwachsene Leser ab 18 Jahren, die anspruchsvolle Kriminalliteratur mit regionaler Verwurzelung suchen.
Tauchen Sie ein in die stürmische Welt der Nordseeinsel, wo die Dünen mehr verbergen als nur Sand. Ein packender Pageturner, der Sie bis zur letzten Seite nicht loslässt.
Jetzt lesen und das Geheimnis der Dünengeister lüften!
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Buchvorschau
SYLTKRIMI Dünengeister:Küstenkrimi - Marisa Levant
© 2025 Marisa Levant
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Erste Auflage 2025
Bildnachweise: Eigene Komposition bzw. Wie angegeben.
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Einleitung
Die Nacht kroch schwarz und schwer über die Dünen von Hörnum. Das Kind rannte. Acht Jahre alt, barfuß, die nackten Füße sanken tief in den noch warmen Sand. Jeder Schritt ein Kampf gegen die weiche Masse, die an den Zehen zerrte, zwischen die Hautfalten kroch, die kleinen Beine bremste. Die Salzluft brannte in der Lunge, scharf und gnadenlos, vermischt mit dem Geschmack von Angst und dem metallischen Nachklang der eigenen Erschöpfung.
Hinter dem Kind erhob sich das Kinderheim Haus Seefrieden
 wie ein dunkler Klotz gegen den Nachthimmel. Drei Stockwerke Backstein, die Fenster erleuchtet wie gelbe Augen, die hinaus in die Dunkelheit starrten. In einem dieser Fenster im zweiten Stock bewegten sich Schatten. Kleine Gesichter pressten sich gegen das Glas, Kinderhände wischten Kondenswasser fort, um besser sehen zu können. Sie wagten nicht zu rufen. Sie wagten nicht einmal zu flüstern. 
Das Leuchtfeuer des Hörnumer Leuchtturms strich über die Dünenlandschaft. Alle neun Sekunden ein greller Lichtfinger, der Schatten tanzen ließ und für einen Herzschlag die Welt in hartes Weiß tauchte. In diesen Momenten sah das Kind den alten Grenzstein, verwittert und schief, halb im Sand versunken. Noch zwanzig Meter. Noch fünfzehn. Die kleinen Finger umklammerten die Blechdose fester, pressten sie gegen die magere Brust. Das Metall fühlte sich kalt an durch das dünne Nachthemd.
Komm zurück, du kleines Biest!
 
Die Stimme schnitt durch die Nacht. Hermann Brandts Stimme, noch jung, noch kräftig, ohne die Heiserkeit späterer Jahre. Eine Stimme, die die Kinder im Heim besser kannten als die ihrer eigenen Eltern. Eine Stimme, die befahl und niemals bat. Die vor Wut bebte.
Das Kind warf sich hinter den Grenzstein. Die Knie schlugen hart auf einen verborgenen Stein, Schmerz schoss durch die dünnen Beine, aber es gab keinen Laut von sich. Mit zitternden Händen grub es in den Sand, schnell, verzweifelt. Die Fingernägel brachen, Sand drang unter sie, aber das Loch wurde tiefer. Die Blechdose verschwand darin. Eine alte Keksdose, rostig an den Rändern, aber der Deckel schloss noch dicht. Darin das Notizbuch mit den Namen. Die Fotos. Die Beweise.
Sand darüber, hastig, fahrig. Ein Stein obendrauf, dann noch einer. Das Kind presste die blutige Handfläche einen Moment auf die Stelle, als könnte es so einen Schwur leisten. Als könnte es die Dose durch reine Willenskraft unsichtbar machen.
Der Lichtstrahl einer Taschenlampe zerschnitt die Dunkelheit. Er tanzte über die Dünenkuppen, suchend, gierig. Das Kind kroch auf allen Vieren weiter, das Nachthemd verfing sich im Strandhafer, riss. Die scharfen Halme schnitten in die Handflächen, hinterließen dünne rote Linien.
Ich weiß, dass du hier bist!
 
Brandt kam näher. Seine schweren Schritte knirschten im Sand, unregelmäßig, als würde er immer wieder stehen bleiben und lauschen. Das Kind konnte seinen Atem hören, schwer und wütend. Roch den Schweiß und darunter etwas anderes. Den Geruch, den er immer hatte, wenn er nachts zu den Kindern kam. Süßlich und falsch, wie Kölnisch Wasser über Verwesung.
Die Möwen schrien. Mitten in der Nacht schrien sie, als wären sie aufgeschreckt worden. Ihre Rufe hallten über die Dünen, schrill und warnend. Ein ganzer Schwarm erhob sich plötzlich vom nahen Strand, ihre weißen Körper gespenstisch im Mondlicht.
Das Kind nutzte den Moment. Sprang auf und rannte wieder, diesmal weg vom Heim, hinunter Richtung Wasser. Wenn es das Meer erreichte, wenn es ins Wasser springen könnte...
Eine Hand packte das Nachthemd. Der Stoff riss, aber die zweite Hand griff schon nach dem dünnen Arm, Finger gruben sich ins Fleisch. Das Kind schrie auf, einmal nur, bevor die andere Hand sich auf den Mund presste.
Gottverdammtes Balg.
 Brandts Atem stank nach Schnaps und Zigaretten. Was hast du dir dabei gedacht?
 
Das Kind biss zu. Hart. Schmeckte Blut und Haut. Brandt fluchte, seine Hand zuckte zurück, dann kam sie wieder, diesmal als Faust. Der Schlag traf die Schläfe, die Welt verschwamm, wurde zu wirbelnden Sternen und Übelkeit.
Er zerrte das Kind zurück zum Heim. Die nackten Füße schleiften durch den Sand, über Steine, durch Disteln. Das Kind sah alles wie durch einen Schleier. Den Nachthimmel, übersät mit Sternen. Den Mond, eine schmale Sichel. Die Dünen, die vorbeizogen wie Wellen aus Sand. Und dann das Heim, das größer wurde, näher kam, sie verschluckte.
An den Fenstern die anderen Kinder. Ihre Gesichter bleich und verängstigt. Maren war dabei, die kleine Maren mit den roten Haaren. Michael, der Älteste, der immer versuchte, die Kleinen zu beschützen. Susanne, die seit Wochen nicht mehr sprach. Sie alle sahen zu, wie Brandt das Kind die Stufen hinaufschleifte.
Die schwere Eingangstür fiel ins Schloss. Drinnen roch es nach Bohnerwachs und Desinfektionsmittel, nach Kohlsuppe vom Abendessen und nach dem ewigen Mief von zu vielen Menschen auf zu engem Raum. Die Neonröhren flackerten, warfen hartes Licht auf abgewetzte Linoleumböden.
Was hast du da draußen versteckt?
 Brandts Finger gruben sich wieder in den dünnen Oberarm. Was war in der Dose?
 
Das Kind schwieg. Presste die Lippen zusammen, bis sie weiß wurden. Die Tränen liefen trotzdem, heiß und salzig, vermischten sich mit Sand und Rotz.
Ins Kellerzimmer mit dir.
 Brandt zerrte das Kind den Gang entlang. Vorbei an den Schlafsälen, wo hinter den Türen ängstliches Geflüster verstummte. Vorbei am Büro von Herrn Scholz, dem Heimleiter, unter dessen Tür ein Lichtstreifen hervorkroch. Er war wach. Er wusste, was geschah. Er wusste es immer. 
Die Kellertreppe. Dreizehn Stufen hinunter in die Dunkelheit. Das Kind zählte sie, wie immer. Eins, zwei, drei. Bei sieben knarrte das Holz besonders laut. Bei zehn fehlte ein Stück vom Geländer. Dreizehn, und dann der kalte Betonboden.
Das Kellerzimmer war klein. Drei mal drei Meter, ohne Fenster. Eine nackte Glühbirne an der Decke, die nie ausgeschaltet wurde. Eine Pritsche mit einer dünnen, muffigen Matratze. Ein Eimer in der Ecke. An den Wänden Kratzspuren von Fingernägeln. Manche frisch, manche alt, manche so alt, dass sie schon Teil der Wand geworden waren.
Brandt stieß das Kind hinein. Du bleibst hier, bis du mir sagst, was du versteckt hast.
 
Die Tür schlug zu. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Schritte entfernten sich.
Das Kind rollte sich auf der Pritsche zusammen. Der Kopf dröhnte wo die Faust getroffen hatte. Die Füße brannten, voller kleiner Schnitte und Dornen. Die Rippen schmerzten bei jedem Atemzug. Aber tief drinnen, unter all dem Schmerz und der Angst, glühte etwas anderes. Ein winziger Funke Triumph.
Die Dose war vergraben. Die Beweise waren sicher. Irgendwann würde sie jemand finden. Irgendwann würde jemand das Notizbuch lesen, die Fotos sehen. Irgendwann würde die Wahrheit ans Licht kommen.
Oben im Heim läutete die alte Wanduhr. Mitternacht. In sechs Stunden würde der letzte Tag beginnen. Der Tag, an dem das Heim geschlossen werden sollte. Die offizielle Version lautete: Umstrukturierung, Modernisierung, Neuanfang. Die Kinder wussten es besser. Sie hatten die Erwachsenen flüstern hören. Von Untersuchungen. Von Fragen, die gestellt wurden. Von Menschen, die zu neugierig geworden waren.
Im zweiten Stock saß Maren auf ihrer Bettkante und umklammerte ihre Stoffpuppe. Die anderen Mädchen im Schlafsaal wagten nicht zu sprechen. Sie wussten alle, wer heute Nacht fehlte. Sie kannten das Ritual. Einer wurde erwischt beim Versuch zu fliehen, und alle anderen sollten daraus lernen.
Morgen sind wir weg,
 flüsterte ein Mädchen in die Dunkelheit. 
Pssst!
 Ein anderes. "Wenn 
