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Weisch na: Altstadtgeschichten
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eBook214 Seiten1 Stunde

Weisch na: Altstadtgeschichten

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Über dieses E-Book

Barbara Streiff kennt ihr Viertel, wie kaum eine Zweite – und hat zu fast jedem Haus, fast jeder Gasse etwas zu erzählen. Sie ist eines der verbliebenen Altstadt-Originale von Zürich und bekannt als Geschichtenspaziergängerin. In diesem Buch erinnert sie sich an das Niederdorf von früher, an längst untergegangene Spelunken, Gewerbebetriebe und die Menschen. Und sie erzählt in diesem Buch die über Jahrhunderte immer wieder neu gesponnenen Altstadtlegenden weiter. 
«Weisch na» ist ein einzigartiges Stück Altstadtgeschichte. Aufgeschrieben von Gabriela Kasperski und mit historischen Fakten ergänzt durch Franz Kasperski. Mit Geschichten, die in keinem Geschichtsbuch stehen und bebildert mit Fotos aus dem letzten Jahrhundert. 
 
SpracheDeutsch
HerausgeberArisverlag
Erscheinungsdatum15. Sept. 2025
ISBN9783907238578
Weisch na: Altstadtgeschichten
Autor

Gabriela Kasperski

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«. www.gabrielakasperski.com

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    Buchvorschau

    Weisch na - Gabriela Kasperski

    Cover..

    Altstadtgeschichten, die in keinem Geschichtsbuch stehen

    Sie kennt ihr Viertel wie kaum eine Zweite – und hat zu fast jedem Haus, fast jeder Gasse etwas zu erzählen. Barbara Streiff ist eines der verbliebenen Altstadt-Originale von Zürich und bekannt als Geschichtenspaziergängerin. In diesem Buch erinnert sie sich an das Niederdorf von früher, an längst untergegangene Spelunken, Gewerbebetriebe und die Menschen. Und sie erzählt die über Jahrhunderte immer wieder neu gesponnenen Altstadtlegenden weiter.

    Weisch na ist ein einzigartiges Stück Altstadtgeschichte. Aufgeschrieben von Gabriela Kasperski, historisch ergänzt von Franz Kasperski – mit vielen Fotos, Informationen und Geschichten zu Orten und Menschen des Niederdorfs.

    WEISCH NA

    .

    Altstadtgeschichten

    Gabriela Kasperski

    Basierend auf den

    Geschichten von

    Barbara Streiff

    Historisch ergänzt von

    Franz Kasperski

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Mit freundlicher Unterstützung von

    CASSINELLI-VOGEL-STIFTUNG

    Kanton Zürich. Fachstelle Kultur.Stadt Zürich. Kultur.

    Alle Rechte vorbehalten

    1. Auflage

    © 2025, Arisverlag

    Schützenhausstrasse 80 | CH-8424 Embrach

    info@arisverlag.ch | www.arisverlag.ch

    Coverfoto: © ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Com_M17-0016-0001

    Umschlaggestaltung und Satz: Lynn Grevenitz/www.kulturkonsulat.com

    Fotoredaktion: Franz Kasperski, Paula Fricke

    Lektorat/Korrektorat: Katrin Sutter, Paula Fricke, Elisabeth Blüml

    Druck: CPI books GmbH, www.cpi-print.de

    ISBN Print: 978-3-907238-48-6

    E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

    ISBN E-Book: 978-3-907238-57-8

    .

    INHALT

    VORWORT

    Die 1970ER JAHRE

    1 – AB UF ZÜRI, Frühling 1972

    2 – ZUM GOLDIGE ÖPFEL, Frühling 1973

    3 – AACHO, Sommer 1975

    4 – ZMITZT Z’ZÜRI, Sommer 1977

    Die 1980ER JAHRE

    5 – DE NASE NA, Frühling 1987

    6 – CHASCHPER, Herbst 1987

    7 – VOM RINDERMÄRT IS MITTELALTER, November 1987

    8 – VO ZÜRI UF ROM – UND ZRUGG, Ende Winter 1989

    Die 1990ER JAHRE

    9 – DE GSCHICHTEBLÄTZ, September 1991

    10 – D’QUARTIERMAMA VOM ALTSTADTHUUS, 1992

    11 – EN SCHNEEBALL IM ZOIFTHUUS, 1992

    12 – WIEHNACHT I DE ALTSTADT, Ende Jahr 1999

    LISTE EINIGER SCHAUPLÄTZE IN DER ZÜRCHER ALTSTADT UND UMGEBUNG

    .

    Von links nach rechts: Post, Stadthaus, Fraumünster, Peterskirche, Wasserkirche, Grossmünster, ca. 1905

    Vorwort

    Die Zürcher Altstadt verfügt über einen wahren Schatz an Geschichten. Der Kern der Altstadt, das Innerste sozusagen, wird von allen schlicht «Dorf» genannt.

    Sie kennt dieses «Dorf» wie kaum eine Zweite – und hat zu fast jedem Haus, jeder Gasse, jedem Geschäft etwas zu erzählen: Sie ist eines der verbliebenen Altstadt-Originale Zürichs und bekannt als Geschichtenspaziergängerin.

    Sie kennt viele Geschichten, vor allem solche, die man in keinen Geschichtsbüchern findet. Manche sind tatsächlich passiert, manche hätten so passiert sein können. Es sind Geschichten über sozialen Zusammenhalt, Solidarität und das «Füreinander Sorgen», über Armut, Reichtum, Träume, Sehnsucht. Durch Barbara Streiffs Erzählungen geschieht Oral History auf originelle, berührende und auch witzige Weise.

    In diesem Buch spinnt sie über Jahrhunderte erzählte Altstadtlegenden weiter, sie erinnert sich an das Niederdorf von früher, an längst untergegangene Spelunken, Gewerbebetriebe und vor allem an die Menschen. Es ist keine Zürcher Chronik und kein Nachschlagewerk, sondern ein Buch über Menschen, ihr Viertel und darüber, wie sie dessen Geschichte schreiben und prägen. Der Titel ist dabei Programm: «Weisch na» ist der Begriff, der an Klassenzusammenkünften oder Familienweihnachten, an Beerdigungen oder bei Treffen mit alten Bekannten immer irgendwann mal fällt.

    Die Autorin Gabriela Kasperski hat Barbara Streiff – im Buch Sira genannt – ein Jahr lang begleitet, ihre Geschichten aufgeschrieben, weiterentwickelt und ergänzt. Dabei schlägt sie einen Bogen über fünfzig Jahre. Die Erlebnisse sind eng mit der Altstadt und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern verbunden, sie berühren, amüsieren, stimmen nachdenklich, machen fröhlich und traurig. Manche Figuren sind echt, andere könnten es sein. Es sind Geschichten, die man überall auf der Welt, wo Menschen zusammenleben und sich erinnern, verstehen kann.

    Wissen Sie noch, was in den Siebzigern politisch abging, in Zürich, der Schweiz und der ganzen Welt, welche Bar oder welche Musik in den Achtzigern angesagt war, was die Globuskrawalle waren? Franz Kasperski hat die Altstadtgeschichten punktuell um einen historischen Kontext ergänzt und mit Fotos bebildert.

    Wir freuen uns, wenn wir Sie mitnehmen können auf diesen literarischen Spaziergang in einer Zürcher Altstadt, die immer noch dasteht wie einst, sich aber im Laufe der Zeit verändert hat. WEISCH NA …

    Arisverlag, Herbst 2025

    Die 1970er Jahre

    .

    Sonntagmorgen im Niederdorf, 1974/75

    Vieles ist im Umbruch. In der Schweiz, in Europa, darüber hinaus.

    Am 10. April 1970 verlässt Paul McCartney die Beatles.

    Die Schweiz beklagt einen Krankenschwestermangel, die TV-Sendung «Telearena» über Homosexualität gibt zu reden.

    Mit dem Kniefall von Warschau durch den deutschen Bundeskanzler Willy Brandt, mit dem er um Vergebung für deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg bittet, beginnt die Bundesrepublik eine neue Ostpolitik.

    In den USA wird Richard Nixon 1972 mit einem der höchsten Wahlergebnisse im Amt bestätigt, 1974 führt die Watergate-Affäre zu seinem Rücktritt.

    1972 kommt es bei den Olympischen Spielen in München zum Anschlag der Terrororganisation Schwarzer September auf die israelische Olympiamannschaft.

    Die Ölkrise führt ab 1973 zu autofreien Sonntagen. Der Vietnamkrieg endet 1975. Der RAF-Terror kulminiert 1977. «Deutschland im Herbst»

    Hans Küngs «Unfehlbar? Eine Anfrage» löst in diesen Jahren heftige Diskussionen innerhalb und ausserhalb der katholischen Kirche aus.

    Apple und Microsoft werden gegründet, erste PCs stehen auf Bürotischen.

    Die Callas und Elvis Presley sterben beide 1977.

    In der Schweizer Hitparade der 1970er Jahre sinniert Wolfgang Petry über Liebe im Auto, Gunter Gabriel braucht mehr Geld, Michael Holm geht barfuss im Regen und Wencke Myhre singt «Lass mein Knie, Joe». Marianne Rosenberg liefert einen Hit, der in den 80er Jahren nochmals fulminant wiederkommen wird: «Er gehört zu mir». Songs mit einem Frauen- und Männerbild zwischen vorgestern und einem noch ungewissen Morgen.

    Der Sex kommt in die Kinos, «Aufklärungsfilme» werden sie genannt, das Genre «Sexploitationfilm». «Mädchen, die nach Liebe schreien» ist eines dieser Werke, es läuft auch unter dem Titel «Mein Körper will genommen sein» von Erwin C. Dietrich. Und dazu: «Die Spitzenklöpplerin» von Claude Goretta, der «Dällebach Kari» von Kurt Früh, «Smog» von Wolfgang Menge, der Heimatfilm «Anne Bäbi Jowäger» von Franz Schnyder, «Die Schweizermacher» von Rolf Lyssy und «Grauzone» von Fredi M. Murer, «Kleine Fluchten» von Yves Yersin, «Messidor» von Alain Tanner und «Schilten» von Beat Kuert nach Hermann Burger. Der «Alltag der Schweizer Frau» von 1971 findet sich im Archiv des SRF («Rundschau», 27. Januar 1971). «Die beglückende Aufgabe als Hausfrau und Mutter – ein Bild, das häufig nicht stimmt», heisst es im Sendungsbeschrieb.

    Am 7. Februar 1971 wird die Vorlage zur «Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts in eidgenössischen Angelegenheiten» vom männlichen Stimmvolk mit 621’109 gegen 323’882 Stimmen (65,7 Prozent Ja) und von 15 ½ Ständen gegen 6 ½ Stände angenommen.

    .

    Niederdorfstrasse 1967

    1    Frühling 1972

    AB UF ZÜRI

    Von der Bahnhofstrasse über den Paradeplatz zum Niederdorf – und mit der Lehrstelle in der Tasche zurück nach Baden.

    Es waren die letzten Frühlingsferien ihrer Schulzeit, Sira war sechzehn Jahre alt. Die anderen aus ihrer Klasse hatten längst eine Lehrstelle, nur Sira hatte keine Ahnung, was aus ihr werden sollte. «Wohin wird mich das Leben treiben???», hatte sie in ihr Tagebuch geschrieben und war sich ganz feierlich vorgekommen. Sie besass mittlerweile über zwanzig Tagebücher, alle waren versteckt in einem Hohlraum unter ihrem Bett.

    «Schau im Kantonsspital Baden vorbei, die suchen noch Hilfsschwestern», hatte die Mutter am Morgen gesagt, als sie ihr das Haar zu einem Zopf geflochten hatte. Dabei hatte sie so gezogen, dass es Sira die Tränen in die Augen trieb. «Und etwas Anständiges anziehen musst du auch.»

    Sie hatte ihr einen Rock und eine Bluse hingelegt und sich persönlich davon überzeugt, dass Sira den obersten Knopf geschlossen hatte. Sira kam sich fremd vor in den Kleidern. Viel lieber hätte sie eine Schlaghose und eine Fransenweste, wie sie Luise trug, ein Mädchen aus ihrer Klasse, dem Sira auf der Hochbrücke begegnete.

    «Ich gang uf Züri ufe go lädele», sagte sie. «Chunsch mit

    Luises Lachen war herausfordernd, sie bot Sira an, für ihr Billett, eine Retourfahrt zweiter Klasse, aufzukommen. Aber nicht das gab den Ausschlag, sondern dass Luise allein unterwegs war, ganz ohne Erwachsene.

    «Der Zug fährt in zwanzig Minuten. Ich warte nicht auf dich.»

    Sira ging eilig nach Hause, schrieb der Mutter einen Zettel, dass sie erst am Abend wieder da wäre, und legte ihn auf den Küchentisch. Bereits an der Tür, ging sie noch mal in ihr Zimmer zurück, um den Gschichteblätz der Grossmutter einzustecken. Es war ein abgegriffenes Stück Leinen mit eingestickten Symbolen. Zu jedem Symbol gehörte eine Geschichte. Die Grossmutter hatte ihn Sira geschenkt, als sie noch ganz klein war. Ihr Lieblingssymbol war ein kleiner Leuchtturm. «Er bringt dir Glück», hatte Grossmutter gesagt.

    Nun war sie gewappnet für den Ausflug nach Zürich und rannte los. An der Landstrasse vorne kam sie an einem Schaukasten vorbei. Da hing immer noch das Abstimmungsplakat von letztem November. Es zeigte eine junge Frau, die eine Hand ausgestreckt hatte: «Lasst uns aus dem Spiel, Frauenstimmrecht: Nein!» Wie jedes Mal streckte Sira dem Bild die Zunge heraus.

    .

    Immer in der Tasche: der Gschichteblätz, den die Grossmutter für Sira gestickt hatte.

    Eine Stunde später hielt der Zug am Zürcher Hauptbahnhof am Gleis drei und Sira stieg hinter Luise aus dem grünen Wagen der SBB. Das also war Zürich. Sie war erst einmal hier gewesen, im Zoo, aber sie hatte keine Erinnerung daran.

    «Kommst du?», fragte Luise.

    Sie sei eine alte Stadt-Häsin und schon bald würde sie auch herziehen, hatte sie Sira erzählt. Nachdem ihr Bruder bereits länger hier war und eine Schreinerlehre machte, würde sie die Diplommittelschule besuchen und bei ihrer Tante wohnen. «Wir gehen zu Gassmann am Paradeplatz. Ich will ihr ein Foulard kaufen.» Sie zeigte den Inhalt ihres Portemonnaies her. «Als Dank, dass sie mich aufnimmt.»

    Foulard, Gassmann, Paradeplatz … Sira verstand kein Wort, aber die Namen klangen

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