Widerspruch

In seinen Memoiren erinnert sich Theodore Redpath an ein Gespräch mit Ludwig Wittgenstein über die Philosophie G. W. F. Hegels. Wittgenstein erzählt Redpath, dass er kaum etwas von Hegel gelesen hatte, jedoch nach diesem Wenigen zu urteilen, denke, Hegel „habe eine gute Nase“. Er zeigt sich besonders beeindruckt von Hegels Ablehnung des ‚Satzes vom Widerspruch‘ und Redpath verbindet diese Bemerkung Wittgensteins mit dessen Interesse für Paradoxien.
Im Vortrag wird die Frage erörtert, inwieweit bei Hegel von einer „Ablehnung des sogenannten Satzes vom Widerspruch“ gesprochen werden kann und wie das Hegel’sche Verständnis des Widerspruchs mit demjenigen Wittgensteins zusammenhängt. Dafür wird die Geschichte des Widerspruches im Hegel’schen Denken über seine wesentlichen Stationen erzählt, beginnend mit der Habilitationsthese von 1801, wo er als „contradictio est regula veri, non contradictio falsi“ über sein Moment der bestimmten Negation zum umfassenden Strukturbegriff des Denkens avanciert, und endend mit der Wissenschaft der Logik um 1831, wo der Widerspruch als wesenslogischer Reflexionsbegriff seine Verortung in der Sphäre der Vermittlung vom Seyn (in der Lehre vom Sein) zum Insichseyn des Begriffs (in der Lehre vom Begriff) erfährt.
Dieser Hegel’schen Geschichte des Widerspruch wird ein Wittgenstein’scher Widerspruch gegenübergestellt, der in seinem frühen episthemischen Stadium im Traktat noch als transzendental gedacht ist und deshalb von einigen Autoren als „sprachliche Version des transzendentalen Idealismus“ interpretiert wird und im Spätwert sein operatives Stadium findet, in dem der Widerspruch nur noch durch die jeweils konkreten Gebrauchssituationen in seinem nur je vorläufigen Wesen bestimmt ist.

Das im Rahmen eines philosophischen Essay-Wettbewerbs publizierte Essay  verhandelt die Problematik einer "Subjektivierung" des Wahrheits-Begriffs durch rechte sowie linke Identitäts-Politik.
Anhand von Nietzsches Idee der allumfassenden Interpretation als hermeneutischem Prinzip wird einerseits die Logik der Identitäts-Politik rekonstruiert, sowie andererseits eine Bezugnahme der Identitäts-Politik zu einem ihrer gedanklichen Vorgänger hergestellt.
Das Verhältnis von Wahrheits-Suche und (Gruppen-)Identität als Letztgültigkeits-Argument wird daraufhin als Problem-Geschichte erzählt, wobei die Implikationen der Identitäts-Politik als eine theoretische und reale Gefahr für das Streben nach Wahrheit behandelt wird.
Der Text besteht im Haupt-Teil aus einer Kritik der Identitäts-Politik sowie einer Verteidigung des "klassischen" Wahrheitsbegriffs.
Das Hauptargument besteht in Anlehnung an Karl-Otto Apel aus einer Rekonstruktion dessen, was wir tun, wenn wir praktisch miteinander interagieren. Gegen einen Wahrheits-Skeptiker lässt sich mit Apel sagen, dass dieser einen performativen Widerspruch begeht, wenn er diskutiert. Denn da dieser eine (wahrheitsfähige) These zur Disposition stellt (zB, dass es keine Wahrheit gebe), widerspricht dieser sich selbst, weil er die Wahrheit seiner eigenen Aussage voraussetzen muss.

Marx‘ dialektisches Praxisdenken wird erkenntnis- und konstitutionstheoretisch erhellt. Dadurch wird der entfremdungskritische und transformationstheoretische Charakter des Gesamtwerks deutlich. Entsprechend schloss Marx vom Wachstumszwang der Kapitalwirtschaft auf deren weltweite Durchsetzung und einen gesellschaftsgeschichtlichen Übergang. Aber es blieben grundlegende Entwicklungsaufgaben des Praxiskonzepts, und das Problem einer konkreten Systemalternative blieb ungelöst. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass der im 20. Jahrhundert entwickelte Sozialkapitalismus die gesuchte Alternative bereits im Schoß, als eine reale Latenz enthält und schließlich ist die von Marx antizipierte Übergangsepoche im 21. Jahrhundert eröffnet. Diese globale Situation fordert  die Fortentwicklung des Marxismus als dialektische Praxiswissenschaftlichkeit heraus. So fundiert kann die Wissenschaft der politischen Ökonomie als Transformationsforschung konkret werden, und anders kann die gesellschaftliche Linke sich weder selbst finden noch Geburtshilfe für eine neue Gesellschaft leisten.