Als im Winter 2000 die Wahlpartys des neuen US-Präsidenten und der Kongressabgeordneten vorüber waren, trieben Hunderte von Wahlkampfberatungsfirmen ihre letzten, Schwindel erregend hohen Rechnungen von Gewinnern und Verlierern ein. Ihre...
moreAls im Winter 2000 die Wahlpartys des neuen US-Präsidenten und der Kongressabgeordneten vorüber waren, trieben Hunderte von Wahlkampfberatungsfirmen ihre letzten, Schwindel erregend hohen Rechnungen von Gewinnern und Verlierern ein. Ihre Chefs packten erschöpft die Koffer — die einen, um in der Karibik die Strapazen von sich abfallen zu lassen; die anderen, um mit Kollegen oder in Talkshows die erfolgreichsten Strategien, lukrativsten Verträge und schmutzigsten Tricks ihres Berufsstandes in der „political season“ 1999/2000 zu analysieren. Und nur das einzigartige juristische Tauziehen um die Auszählung der knappen Wahl überdeckte in der Nachlese die sonst stets große Debatte um die fortschreitende Professionalisierung der Wahlkämpfe, die das politische System nach einem Wort des kalifornischen Politologen Mark Petracca (1988) schon vor einem Jahrzehnt auf den Weg zur „Consultant Democracy“ gebracht hat.
ZUM BUCH: Unter dem Eindruck der Dynamik aktueller technologischer Innovationen im Übergang zur Mediengesellschaft geraten die herkömmlichen Strukturen und Prozesse der politischen Meinungs- und Willensbildung immer mehr unter Anpassungsdruck. Das gilt sowohl für die zentralen politischen Akteure wie Regierung und Verwaltung, Parteien und Verbände als auch für Presse und Rundfunk. Die räumliche, zeitliche und soziale Entgrenzung der medialen Kommunikationsströme, die wachsende Differenzierung herkömmlicher Rollenzuweisungen, neue Berufsbilder und eine verstärkte Internationalisierung, Expansion und Kommerzialisierung des Mediensystems tun ein Übriges, um die bisherige Balance zwischen Politik und Massenkommunikation gründlich zu verändern.