454 S. : Ill. ; 24 cm.-ISBN 978-3-11-020040-9 : EUR 99.95 [#0047] Briefkultur ist etwas, das durch die starke Verbreitung elektronischer Medien deutlichen Veränderungen unterworfen ist. Die Möglichkeit, zu jeder Zeit zu telefonieren oder...
more454 S. : Ill. ; 24 cm.-ISBN 978-3-11-020040-9 : EUR 99.95 [#0047] Briefkultur ist etwas, das durch die starke Verbreitung elektronischer Medien deutlichen Veränderungen unterworfen ist. Die Möglichkeit, zu jeder Zeit zu telefonieren oder E-Mails auszutauschen, macht das Schreiben von Briefen zu einer besonderen Sache, zumal von Briefen, die mit der Hand geschrie-ben werden. Vor allem Liebesbriefe aber, so scheint es, bedürfen dieser persönlichen Note. Liebesbriefe sind jedenfalls ein hochinteressantes kultu-relles Phänomen, dem nachzugehen in verschiedener Hinsicht lohnt. Wie die Herausgeber betonen, ist eine Prognose, die das Ende der Liebesbrief-kultur voraussagt, voreilig, möglicherweise werden wir es mit einem Funkti-ons-und Gestaltwandel zu tun bekommen, der die Überlebenskraft des Lie-besbriefes zu erweisen vermag. Der literaturwissenschaftliche Ansatz des vorliegenden Bandes, der auch für alle diejenigen interessant ist, die sich mit "Fragen der Sozial-, Mentalitäts-und Geschlechtergeschichte, der Medialität und Intertextualität" in anderen Disziplinen befassen, versucht, dem Phänomen anhand vieler Beispiele nachzuspüren, das eng mit der empfindsamen Literatur des 18. Jahrhun-derts verbunden zu sein scheint. Das Spektrum der Liebeskorresponden-zen, die hier vorgestellt und gedeutet werden, ist beachtlich und reicht vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, wenn man die Liebesbriefkommunikati-on durch SMS u.ä., die im letzten Artikel behandelt wird (Annette Simonis), mit einbezieht. Die Artikel werden in drei großen Teilen zusammengestellt, die mit 1. Wunschbild, 2. Inszenierungen und 3. Transformationen über-schrieben sind. Inwieweit die Zuordnung der Aufsätze zu diesen Kategorien stichhaltig ist, sei hier dahingestellt. Erstaunlich ist, daß kaum Briefwechsel in literarischen Texten Beachtung finden-Franz Meiers Aufsatz über Sa-muel Richardsons Pamela, der eine Art dekonstruktive Lesart bietet, stellt gewissermaßen die Ausnahme von der Regel dar. Die meisten Briefwech-sel, die hier berücksichtigt werden, sind tatsächlicher, nicht fiktionaler Natur. So finden sich Diskussionen der Briefwechsel von Eva König und Lessing (Irmela von der Lühe), eine Erörterung der Liebesbriefkultur im Kreise Jean Pauls (Jörg Paulus), der Liebesbriefe Friedrich Wilhelms II. von Preußen an Wilhelmine Enke (Conrad Wiedemann), von Wilhelm von Humboldt an Ca-roline von Dacheröden (Cord-Friedrich Berghahn), von Therese von Bache-racht und Karl Gutzkow (Barbara Potthast), von Bismarck und Johanna von Puttkamer (Roman Lach), Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer (Konrad Stock) im ersten Teil. Im zweiten Teil werden die Liebesbriefe Ga