In Anspielung auf ein bekanntes Fußballerzitat von Andy Möller („Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“) spürt der Text den graphischen Vorlagen in der Trierer Bildhauerei am Beginn der Neuzeit nach. Auch die kreativsten Künstler des...
moreIn Anspielung auf ein bekanntes Fußballerzitat von Andy Möller („Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“) spürt der Text den graphischen Vorlagen in der Trierer Bildhauerei am Beginn der Neuzeit nach. Auch die kreativsten Künstler des Spätmittelalters griffen gerne auf gedrucktes Vorlagenmaterial zurück. Nahezu jede Künstlerwerkstatt des 15./16. Jahrhunderts besaß sie: Maler, Goldschmiede, Teppichwirker, Bronzegießer und nicht zuletzt Bildschnitzer profitierten europaweit von dem neuen Medium. Es lieferte Vorbilder für szenische Darstellungen, und phantasievolle Ornamente. Zudem war es preisgünstig und transportabel.
Der Beitrag zeigt anhand von Beispielen der Trierer Kunst um 1500 auf, wie der Transfer vom papiernen Vorlagenmaterial zur steinernen Skulptur funktionierte, welche Graphiken man bevorzugte und woher die einzelnen Blätter stammen. Ausgehend von Trier Altären und Grabmälern werden so die Produktionsprozesse der Bildhauerwerkstätten vorgestellt.
Im Zentrum steht der Grabaltar des Trierer Erzbischofs Richard von Greiffenklau, der 1525 errichtet worden war. Dieses hochbedeutende Monument gilt als eines der ersten Renaissance-Denkmäler Deutschlands. Der Grund sind die zahlreichen Reliefs mit Grotesken-Ornamente, die nahezu vollständig aus druckgraphischen Musterstichen abzuleiten sind. Interessant ist dabei die Beobachtung, dass man versucht hat, hauptsächlich italienische Originale zu rezipieren. Da dies in Trier aber nur eingeschränkt möglich war, musste man ergänzend auf Augsburger Nachstiche zurückgreifen.
Die Auswahl nach dem Motto „Hauptsache Italien“ ist allerdings kein reiner Selbstzweck, sondern programmatisch zu verstehen. Sie sollte den Auftraggeber in ein besonderes Licht rücken: Richard von Greiffenklau wollte sich als weltgewandter und humanistisch gebildeter Kurfürst verstanden wissen, der zugleich ein Förderer der Künste war.