Die Inseln vor der kleinasiatischen Westküste bilden ein besonders interessantes Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft, das mit einem zeitlichen Fokus auf dem 6.–3. Jh. v. Chr. hinsichtlich der Korrelationen naturräumlicher...
moreDie Inseln vor der kleinasiatischen Westküste bilden ein besonders interessantes Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft, das mit einem zeitlichen Fokus auf dem 6.–3. Jh. v. Chr. hinsichtlich der Korrelationen naturräumlicher Gegebenheiten und ökonomischer sowie politischer Entwicklungen untersucht wird.
Alleinstellungsmerkmal von Inseln ist die Umgebenheit vom Meer. In der Antike nahm dasselbe eine ausgesprochen kommunikative Funktion (Seewege) ein, daneben eine schützende (vor Landmächten) und bedrohliche (vor Seemächten). Für die politische und ökonomische Stärke einer Insel war ihre Größe und Lage mindestens so ausschlaggebend wie ihre Ressourcen. Für Inselbewohner stellte die Schifffahrt aufgrund der Umgebenheit vom Meer die ausschließliche Form der notwendigen Außenkontakte dar. Dies hatte nicht nur maßgebliche Auswirkung auf die Besiedlung und den Fernhandel, sondern auch auf kriegerische Auseinandersetzungen, für die eine Flotte unabdingbar war.
Die Herausbildung Athens zur maritimen Hegemonialmacht war für die Inseln im 5. Jh. v. Chr. auch in ökonomischer Hinsicht folgenreich. Welche Konsequenzen die Seebünde und die Ansiedlung von Klerouchen für die Wirtschaftsräume der Inseln hatte, die teils mehr teils weniger zu politisch kontrollierten Handelsregionen wurden, wird insbesondere am Fallbeispiel Imbros veranschaulicht. Die Insel geriet spätestens im 5. Jh. v. Chr. in den Besitz Athens und blieb dies, abgesehen von wenigen Unterbrechungen, bis in die mittlere Kaiserzeit. Dies sicherte Athen nicht nur das so wichtige Getreide aus dem Schwarzmeergebiet, sondern auch aus Imbros selbst (Naturalsteuer). Die materiellen Hinterlassenschaften zeugen von der agrarischen Überproduktion, außerdem von einer eigenen Münzprägung sowie lokaler Keramik und Fernhandel.