Vorläufige Ergebnisse trassenarchäologischer Sondierungen im
Vorfeld der Errichtung der Koralmbahn Graz-KIagenfurt im
Lavanttal 2008
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|.|( hna B a r l o v it s , K o r d u l a G o s t e n c n ik , E l is a b e t h K r e n n
Im Auftrag der ÖBB-Infrastruktur Bau AG1 führte die
\bteilung üb er das Sozial- und Kulturprojekt „Virunum/
/nilleid“ im Zeitraum vom 11. November bis 26.
Pc/cmber 2008 auf dem Baulos 1 Lavanttal der geplanten
OUB-Hochleistungsstrecke Koralmbahn Graz-Klagenfurt
prospektive Voruntersuchungen durch. Neben der archäo
logischen Observanz des Humusabtrages im Zuge laufen
der B auarbeiten auf der im Herbst 2008 feierlich eröffneien G ro ß b a u ste lle (Abb. 1) erfolgten auf mehreren
Parzellen in d e r KG Eisdorf, SG St. Andrä i. Lavanttal,
sowie KG Kollnitz, MG St. Paul i. Lavanttal, maschinelle
Sondierungen zur partiellen Vorerkundung der Bauflächen
(Abb. 2).
KG Kollnitz, MG St. Paul i. Lavanttal
(R. Barlovits)
Auf der Parzelle 502/1, KG Kollnitz, kam in einem in
Nord-Süd-Richtung parallel zur Landesstraße L 135 ange
legten Baggerschnitt (12 x 65 m) bis 0,6 m unter der
Humusoberkante lediglich gelbbrauner Schwemmlehm
zutage. Im nördlichen Teil des Schnittes konnte eine 4 x 4
m große Steinsetzung mit umliegender viertelkreisförmi
ger, 0,3 m mächtiger Brandverfärbung befundet werden.
Aus dem Humus darüber stammen umgelagerte, kleinteilig zerscherbte Keramikfragmente bronzezeitlicher Zeit
stellung. Unterhalb der Steinsetzung wurde eine 7 x 4 x
l/>/;. ]■O BB-G roßbaustelle Baulos 1 Lavanttal. Aufn. St. Timmerer
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Abb. 3: St. P aul i. Lavanttal. Durch Schubraupe obeiflciclilich angefalu,,
Steinsetzung a u f Parz. 508, K G Kollnitz. Aufii. St. Timme rer
A bb. 2: St. P au l
L avanttal. Baggersonclagen zu r Vorerkundung
Bauflächen. Aufn. St. Timmerer
1,6 m messende, trichterförmige Grube mit zwei
Verfüllungshorizonten aus lehmig-sandiger Erde mit
Holzkohleeinschlüssen und gebrannten Lehmbodenfrag
menten festgestellt. Die Gruben reichen bis in den anste
henden Sand und enthielten frühneuzeitliche Irdenware,
ein Eisenmesser sowie kleinteilige Schmiedeschlacken.
Darüber liegende Feldsteine dienten zur Abdeckung die
ser ursprünglich zur Sandentnahme abgetieften, rezenten
Abfallgruben.
Als Ergebnis von Trassenbegehungen im Rahmen des
Verfahrens zur Umweltverträglichkeitsprüfung waren die
Parzellen 508 und 505, KG Kollnitz, als Fundverdachts
flächen ausgewiesen worden.
Im Zuge großflächigen Humusabtrages mittels Schub
raupen wurde im nordöstlichen Teil der Parzelle 508 rund
0,4 m unterhalb der Humusoberkante eine rechteckige
Steinsetzung (5,0 x 3,5 m) aus lokal anstehenden Basalten
angefahren (Fundstelle 1, Abb. 3).
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Im Inneren fanden sich geringe Reste von Leichenbrand
sowie unmittelbar umliegend mehrere Keramikkonzenlm
tionen spätlatenezeitlicher bzw. frührömischer Zeii
Stellung.2 Die Steinsetzung ist als Fundament eines römi
schen Grabbaus anzusprechen. Im westlichen Teil dei
Parzelle konnte eine weitere kleine Steinkonzentration
(0,4 x 0,4 m) mit zentralem Pfostenloch und umliegenden
Keramikstreufunden konstatiert werden (Fundstelle 2),
Die Anlage von zwei rund 30 m langen und 15 m breiten
Suchschnitten in Nord-Süd- sowie West-Ost-Richtum
westlich der Fundstellen ergab keine Befunde. 0,3 m
unterhalb der Humusoberkante kam hier lediglich anste
hender Lehm zutage. Da eine detaillierte Untersuchung
aufgrund der Frosttiefe nicht mehr möglich war, wurden
die Bereiche mit den Steinsetzungen auf der Parzelle 5US
mittels Folienabdeckung geschützt bzw. mit Absperrband
großflächig markiert.
In Abstimmung mit der Bauzeitenplanung erfolgten par
tielle Voruntersuchungen auf einem 20 m breiten
Flächenstreifen auf Parzelle 508 sowie der südlich
anschließenden Parzelle 524/1 im Bereich der von den
Baumaßnahmen zur Verlegung der Landesstraße betroffe
nen Teilflächen. Ingesamt wurden hier sieben Baggerschnitte angelegt. Die maschinellen Sondierungen ergäbe"
lediglich spärliche verlagerte Keramikfragmente, anson
sten aber keine Befunde bzw. Funde.
Im westlichen Bereich der Parzelle 505 konnten im Zuge
systematischer Begehungen nach maschinellem Humuv
abschub großflächige Holzkohlekonzentrationen mit Ll
P-zeitlichen Keramikfragmenten aufgefunden wer-
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kM1 (Fundbereich 3).
) flächige archäologische Untersuchung der auf den
ll7Cllen 505 und 508 ausgewiesenen Fundbereiche ist für
'() 0 9 v o r g e s e h e n .
KG Kollnitz, konnte mittels unregel;ißja angelegter Suchschnitte einer durchschnittlichen
I i n a e v o n 6 0 - 7 0 m und Breite von 1 , 4 - 1 , 7 m bis auf eine
l i e f e v o n 1 - 2 m sondiert werden. Systematisch erfolgten
l i e f s o n d a g e n bis auf 3 , 2 m. In sämtlichen Sondagen trat
b e r e i t s ab 0 , 3 - 0 , 5 m unter der Humusoberkante eine an
K' rainikfragmenten reiche Kulturschicht aus sandigem
I eh.m mit Holzkohlepartikeln zutage (Fundbereich 4).
Sirukturen ließen sich nicht feststellen. In Suchschnitt 3
ließen sich ab 0,8 m Tiefe massive Anhäufungen von
Keramik und Hüttenlehm sowie in einer Tiefe von 1,8 m
neben einer kompakten Holzkohlekonzentration ein groß
lei Is erhaltener Topf feststellen. Auch in Schnitt 5 hatte
s ic h ein annähernd ganzes Gefäß erhalten.
D ie P a r z e l l e 2 8 8 / 1 ,
Abb. 4: St. P aul i. Lavanttal. Röm ische und rezente Grobkeram ik. Aufii. K.
G ostencnik
KG Eisdorf, SG St. Andrä i. Lavanttal, VB
Wolfsberg (E. Krenn)
Suchschnitte 4 bis 7 brachten teils zahlreiche, teils spärli
che Keramikfragmente, jedoch keine Befunde zum
Vorschein. Der auf einer Fläche von 10 x 10 m bis auf eine
Tiefe von 0,5 m abgetiefte Schnitt 8 ergab ebenfalls keine
Befunde. In den Schnitten 9 und 10 kamen wiederum
spärliche Keramikscherben zutage. Aus dem Schnitt 11
am südlichen Ende der Hochterrasse konnten die
Fragmente von mindestens 4 Webgewichten geborgen
werden.
Von 15. bis 19. Dezember 2008 erfolgten systematische
Haggersondierungen auf den auf einer Hochterrasse über
tier Lavant liegenden Parzellen 141/1-5, 142, 143 bzw.
144.
Die Bereiche um die Steinsetzung und Ofenreste in Schnitt
1 sowie die Webgewichte in Schnitt 11 wurden mittels
Baustellenbändern markiert bzw. abgesichert. Eine detail
lierte Untersuchung soll 2009 erfolgen.
Die gesamte Fläche der Terrasse wurde durch insgesamt
II in Abständen von ca. 15-20 m angelegte BaggerSchnitte erfasst. Die Sondagen waren durchschnittlich 70
w lang und 1,7 m breit und wurden bis auf den sterilen
Boden 1,5 m im Norden bzw. bis etwa 0,5-0,7 m im Süden
dei' Fläche abgetieft. Bei jedem zweiten Schnitt erfolgten
■'■bwechselnd am westlichen bzw. östlichen Schnittende
maschinelle Tiefensondagen bis auf 2,5 m unter Humus
uberkante.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die auf den unter
suchten Flächen der Hochterrasse konstatierten Siedlungs
befunde (Fundbereiche 5 und 6) auf keine größere
Ansiedlung an dieser Stelle schließen lassen.
Mit Ausnahme von Schnitt 2 und 3 im nördlichen Bereich
der Hochterrasse traten in allen Schnitten Keramikfragniente prähistorischer Zeitstellung zutage.
*n Schnitt 1 im Norden der Fläche wurde eine SteinAtzung aufgedeckt. Zudem fanden sich im östlichen Be
zieh des Suchschnittes 1 Fragmente von Ofen wänden
lam m en mit zahlreichen gebrannten Lehmbrocken. Die
Zum Fundspektrum der Baggersondierungen
2008 auf der Koralmtrasse Baulos 1 Lavanttal
(K. Gostencnik)
Auf den diversen Parzellen der MG St. Paul i. Lavanttal
und SG St. Andrä i. Lavanttal der annähernd 60 Hektar
umfassenden Großbaustelle Baulos 1 Lavanttal zur
Errichtung der ÖBB-Hochleistungsstrecke Koralmbahn
G raz-Klagenfurt wurden bei der archäologischen
Baubegleitung im Spätherbst 20 083 größere Mengen von
zumeist insignifikanter und daher nicht näher datierbarer
prähistorischer, römischer und rezenter Grobkeramik auf
gelesen (Abb. 4), ebenso rezente Malhornware und sonstiA b t e il u n g f ü r P r o v i n z i a l r ö m i s c h e A r c h ä o l o g i e u n d F e l d f o r s c h u n g
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Abb. 6: St. P aul
Lavanttal. L avan ttaler Schwarzhafnerware. Aufn. A
G ostencnik
1II II I
Abb. 5: St. P aul i. Lavanttal. 1 H allstattzeit, tonnenfönniges Gefäß; 2 -3 frü h rö
m ische Grobkeramik. M aßstab 1:3. Zeichnung K. G ostencnik
Abb. 8: St. Paul i. Lavanttal. R ezent entsorgte Tierkadaver. Aufii. K. Gostencnik
Abb. 7: St. A ndrä i. Lavanttal. W ebgewichte. Aufn. K. G ostencnik
ge glasierte Keramik, aber auch Wandscherben fein aufbe
reiteter prähistorischer Keramik.
Soweit die vorhandenen Funde datierbar sind, zeichnen
sich folgende kulturhistorische Epochen ab: Der vorläufig
früheste Zeithorizont ist aufgrund vergleichbarer Funde
aus Srejach, MG St. Kanzian am Klopeiner See,4 noch der
mittleren Bronzezeit zuzuordnen (Parz. 508, KG
Kollnitz, Streufunde; Parz. 288/1, KG Kollnitz; Parz.
141/5, KG Eisdorf). Zwar konnten keine Ganzgefäße
geborgen werden, jedoch weisen Textur und Dekor von
Wandscherben mit aufgelegten Leisten von dreieckigem
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Querschnitt oder weitmündige Schüsseln und Weitlinge
mit Fingertupfenleisten diesen chronologischen Ansatz
auf. In die Hallstattzeit datiert der etwas verzogene ton
nenförmige, reduzierend gebrannte und mit Q uarzsand
gemagerte Topf (Abb. 5,1; Parz. 288/1), wofür
Vergleichsbeispiele aus Kleinklein oder dem G räberfeld
von Führholz vorliegend Aus der Latenezeit liegen
Scherben der feinen grauen Ware vor, wobei erst das 1. Jhv. Chr. bzw. die Übergangsperiode von der sp ä ten
Latenezeit in die frühe Kaiserzeit6durch die erkennbaren
Formen sowie anhand von Graphittonkeramik mit grobem
Kammstrich eindeutig fassbar ist (Parz. 288/1). Der vor
läufige Befund eines Grabbaus auf der Parzelle 508 im
Fundjahr 2008 erbrachte ebenfalls vorwiegend Keramik
der Übergangsphase bzw. der 1. Hälfte des 1. Jh. (sc h e i
bengedrehter Topf mit Innenlippe Abb. 5,2; bauchige
C'piß Abb. 5,3; weiters Kammstrichware). Sonstige auf
lIci11 Talboden westlich der Lavant geborgene Grob^ M-'im ik lässt sich bislang nur allgemein der römischen
[ v i is e r z e it zuweisen, importierte datierende Keramik ist
■doch noch nicht vorhanden. Einzelne rezente Funde
nj (jer Lavanttaler Schwarzhafnerkeramik zuzuordnen
Literatur
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,Abb. 6).
Singer 2007: M. Singer, Eine spätbronzezeitliche
Webhütte auf dem Kathreinkogel in Kärnten. In: Carinthia
I 197, 2007, 11-50.
Wedenig 2003: R. Wedenig, Vorbericht über die
Ausgrabungen 2001 und 2002 im hallstattzeitlichen
Gräberfeld von Führholz in Unterkärnten. In: Carinthia I
193, 2007, 73-102.
\ üf Parzelle 141/5, KG Eisdorf, konnte eine
Konzentration von pyramidenförmigen Webgewichten
dokumentiert werden (Abb. 7), deren Zeitstellung inner
halb der feststellbaren prähistorischen Perioden jedoch Anschriften der Verfasserinnen
MMag. Regina Barlovits
noch unklar ist.7
Landesmuseum Kärnten
Tierknochen waren kaum vorhanden. Der Komplex zwei Museumgasse 2
er junger Wiederkäuer auf Parzelle 288/1, KG Kollnitz, A-9021 Klagenfurt am Wörthersee
(Abb. 8) stammt von der Kadaverentsorgung rezenter ver regina. barlovits @lande s muse um-ktn. at
landeter Tiere.
Mag. Elisabeth Krenn
Die bislang zutage getretenen Funde geben Aufschluss Landesmuseum Kärnten
darüber, dass auf den im kommenden Jahr zu untersuchen Museumgasse 2
den Flächen mit Befunden und entsprechenden Fund A-9021 Klagenfurt am Wörthersee
materialien aus mehreren prähistorischen Zeithorizonten
sowie der römischen Kaiserzeit zu rechnen sein wird.
Mag. Kordula Gostencnik
Archäologischer Park Magdalensberg
Magdalensberg 15
A-9064 Pischeldorf
A nm erkungen
1 Auftragsschreiben ÖBB-Infrastruktur Bau AG Nr.
4300551508 vom 12.01.2009
2 Siehe K. Gostencnik in diesem Band, S. 226, Abb.
5,2-3.
$ Siehe R. Barlovits in diesem Band, S. 223 ff., bzw. E.
Krenn in diesem Band, S. 225.
4 Siehe K. Gostencnik in diesem Band, S. 215 ff.
5 Aus dem Gräberfeld von Führholz liegen mehrfach
Vergleichsfunde vor, so u. a. bei Wedenig 2003, Taf.
4,2, ein Beispiel mit plastischen Auflagen.
6
7
Vgl. zum Folgenden bzw. zum gesamten Artikel die
Literatur im Beitrag zu den Funden aus Srejach, MG
St. Kanzian am Klopeinersee, von K. Gostencnik in
diesem Band, S. 215 ff.
Ob ein Befund ähnlich der spätbronzezeitlichen
Webhütte vom Kathreinkogel vorliegt, vgl. Singer
2007, kann erst durch die für 2009 geplante systema
tische Grabung festgestellt werden.
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