Die Menschen,
Gedanken und
das Universum
Luboš Poláček
Für meine Mutter
Inhalt:
Die Menschen
Das Universum
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Die Menschen, Gedanken und das
Universum
Versuchen wir doch zumindest für einen
Moment, uns von jenen Gedanken frei zu machen,
die irgendwie allgemein gültig sind, und zwar,
dass der Mensch der Herr der Schöpfung ist,
der Herrscher des Alls, der ständig gegen etwas
kämpft, um dieses Etwas zu besiegen und sich so
selbst seine Außergewöhnlichkeit zu beweisen. Er
kämpft mit der Natur, mit dem Wetter, mit dem
Universum, das er auch zu erobern versucht. Es
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reicht ihm nicht, worüber er sich erhebt, dass er sich
von diesem Ganzen, dessen integraler Bestandteil er
ist, abhebt, versucht, sich von ihm zu lösen. Gewisse
Gruppen von Menschen, seien es religiöse oder
soziale, erheben sich über andere, diese wieder über
jene, wiederum über diese, und dabei haben doch
alle die Möglichkeit, ihren Verstand einzusetzen und
sich selbst zu erforschen und kennenzulernen, zu
versuchen, sich selbst zu verstehen – Gnóthi Seauton,
wie es über dem Eingang zum altertümlichen Delphi
gestanden haben soll.
In das schöne, faszinierende und wundervolle
Universum zu blicken und es nicht zu erobern,
sondern es zu erkennen und sich von ihm ergreifen
zu lassen. Nicht gegen die Natur zu kämpfen, sondern
sie zu erkennen. Nicht mit dem Wetter zu kämpfen,
sondern zu verstehen, warum es so oder so ist. Alles,
ja, wirklich alles ist gerade jenes einzige All, so wie
es dem Menschen erscheint, dessen untrennbarer
Bestandteil auch menschliche Wesen sind, die
nichts und niemandem übergeordnet, aber auch
nicht untergeordnet sind oder es sein können. Das
Universum, wo das Gefühl, das man davon erlangt,
von dem spanischen Philosophen Ortega y Gasset
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über das Gefühl gestellt wird, das durch Liebe
eintritt, das Universum mit seiner Schönheit und all
dem, was es in sich trägt, wie man darüber nachdenkt
und wie es einem erscheint. In seine Seele zu blicken
und in seine Tiefen einzutauchen. Zu versuchen,
das Wesen dessen aufzudecken, was dem Menschen
lieb und teuer ist – Kunst, Erkenntnis, Verständnis,
Liebe, Verstand, aber leider auch das, was ihm nicht
lieb ist – Krieg, Dummheit, Unverständnis und
auch Eitelkeit, Hochmut und Einbildung, wovon,
vor allem von den drei letztgenannten menschlichen
Eigenschaften noch die Rede sein wird, zu verstehen,
warum sie so sind, wie sie sind.
Die Worte, Sätze und Gedanken, die im
Folgenden angeführt werden, müssen nicht immer
gelten, und schon gar nicht für immer, wie schon
Richard Feynman bemerkte, alles verändert sich
ständig in den Augen des Menschen. Es ist nur das
Bemühen, irgendwohin weiter hinter den Horizont
der Dimension des Menschen zu blicken.
Die Poesie, die aus den unendlichen Tiefen
des Universums hervorgegangen ist, die wie
Lichtstrahlen durch den gekrümmten Rum zu uns
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getragen wird und die in uns wachwird und sich
spielerisch um unseren Verstand legt, von dem wir
eigentlich gar nicht wissen, was dieser Verstand ist
(!), nach dem wir uns richten oder besser gesagt:
nach dem wir uns richten müssten. Sie wird
getragen wie ein Lied, komponiert aus den Noten
von Phantasie und Träumen und von einer Faser
der Sehnsucht umwoben. Sie fliegt herbei wie ein
Lichtstrahl, auf dem Albert Einstein sitzt, um den
Schleier zu lüften, hinter dem die Frau die Reize
ihres Körpers und ihrer Seele verbirgt, und wenn
ein Mann dahinter blickt, ist er völlig benebelt und
bezaubert von dem, was er gerade gesehen hat.
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Die Menschen
Die meisten Menschen denken sozusagen von
innen nach außen, die Richtung ihres Denkens geht
also von ihrem eigenen Verstand als Subjekt in die
Umgebung, wertet also die äußeren Impulse aus
und verarbeitet sie anschließend in sich selbst, für
sich selbst (auch die Übermittlung der Ergebnisse
seines Erkenntnisprozesses ist dann gesetzmäßig
durch Definition seiner subjektiven Ansichten
gegeben). Dies bedeutet, dass die Gedanken eine
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Reaktion darauf darstellen, was man sieht, hört,
fühlt oder ertastet, das wertet man danach auf
irgendeine Weise für sich selbst aus und vergleicht
es, danach wird es angepasst und man erklärt
damit dass Innen- und Außenleben, das eigene Tun
und die eigene Wahrnehmung. Der Verstand dient
dann nur und ausschließlich den Menschen selbst.
Aus all dem ergibt sich die sog. „Realität“, die die
einzig richtige zu sein scheint, klar, fest, erkannt
und nicht anzuzweifeln. Es würde keinem einfallen,
die Eigenschaften eines Menschen, die man selbst
verurteilt, nämlich jenen Hochmut, Einbildung,
Aufgeblasenheit und uferlose Rücksichtslosigkeit,
Egoismus uns Eitelkeit, die innerlich blind macht,
selbst für sich zu übernehmen. Der Mensch handelt
danach, und es kommt ihm nicht einmal in den
Sinn, dass er sich irren könnte. Wohl das Höchste
in diesem Sinne sind alle möglichen Religionen,
die der Mensch je erdacht hat und erdenkt. Man
kann also sagen, dass wie bereits gesagt die
Richtung dieses menschlichen Denkens von innen
nach außen verläuft.
Verändert man jedoch diese Richtung des
Denkens von innen nach außen ins Umgekehrte, also
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von außen nach innen, eröffnet sich dem Beobachter
eine etwas andere Welt, die sich oftmals von der Welt
unterscheidet, die der Beobachter im ersten Fall sieht,
also wenn er die Welt von drinnen nach draußen
betrachtet. Ähnlich wie es im Falle von Einsteins
spezieller Relativitätstheorie ist, bei der dieselbe
Tatsache zwei unterschiedlichen Betrachtern unter
unterschiedlichen Bedingungen völlig anders
erscheint. Lässt der Mensch einen Intellekt frei
über allem schweben, über sich selbst und über
seinem Verstand, so wie es Arthur Schopenhauer
sagt, „unbeschwert vom Dienst des Willens und
nur der Erkenntnis und dem Erkenntnisprozess
über sich selbst als solchem überlassen“, erscheint
einem die Wirklichkeit abweichend von der Art
der Erkenntnis, von dem ich als von innen nach
außen spreche, gleichzeitig aber bringt ihm diese
Art der Erkenntnis, des Erkenntnisprozesses seiner
Umgebung von außen eine unbeschreibliche Freude,
Glück und gleichzeitig ein überwältigendes Gefühl
der Befreiung. Die Ergebnisse seines Denkens
präsentiert er ebenso wie derjenige im ersten Fall,
jedoch mit dem großen Unterschied, dass in diesen
Verstehensprozess völlig andere, abweichende
Daten eintreten. Daten, die, um wieder mit den
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Worten Arthur Schopenhausers zu sprechen – nicht
„ vom Dienst des Willens belastet sind und nur der
Erkenntnis und dem Erkenntnisprozess als solchem
überlassen bleiben und die es dem Menschen
ermöglichen, das Bild der äußeren Welt rein, deutlich
und objektiv zu sehen, ohne jeglichen Zweck“.
Auch der Mensch hat sich an den Gedanken
gewöhnt, der eng mit dem Gefühl zusammenhängt,
das ihm jenes irreführende Selbstbewusstsein und
die Überzeugung vermittelt, über einen freien
Willen zu verfügen, der ihn von der restlichen von
ihm beobachtbaren Welt unterscheidet. Wenn wir
über all das nachdenken, sehen wir, dass dies nur
unser menschlicher frommer Wunsch ist, denn
jeder Mensch ist durch etwas determiniert und
entscheidet sich einfach so, wie er muss und nicht
etwa frei, wie er möchte und wie er annimmt, dass
er es will. Jeder Mensch ist durch etwas begrenzt
und muss es auch sein. Sei es der angeborene
und geerbte genetische Aufbau, die Reichweite
seiner fünf Sinne oder einfach die physischen
bzw. intellektuellen Möglichkeiten, Erfahrungen
und Fähigkeiten. Unsere Entscheidungsfindung
sieht zwar frei und unabhängig aus, einfach wie
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ein freier Willen, doch scheint das nur so. Und der
Mensch dient dem von den Umständen definierten
Willen ganz und gar!
Man muss sagen, dass der Mensch unter allen
Umständen seinen Verstand nur mit demselben
Verstand beobachten kann, der beobachtet wird,
denn logischerweise geht es nicht anders, was
auf den ersten Blick paradox ist. Betrachten wir
unseren Verstand auf diese Art, so sehen wir, dass
er viele verschiedene Beschränkungen aufweist,
wie allgemein bekannt ist, und zwar schon
durch sein Wesen. Diese Beschränkung ist unter
anderem, wie bereits viele Denker bemerkt haben,
auch dadruch gegeben, dass sämtliche Tätigkeit
des menschlichen Willens vom Vorhandensein
der bereits erwähnten fünf Sinne bedingt wird.
Riechen, Tasten, Sehen, Hören und Schmecken.
Den Menschen hindert nichts daran anzunehmen,
dass es auch eine ganze Reihe anderer, weiterer
Dinge, Prinzipien oder Arten gibt, die irgendwie
existieren und zusammen ein Bild abgeben, das
der mensch eben mit diesen Sinnen wahrnimmt.
Er kann sie sich auch nicht vorstellen, und deshalb
ist es ihm unmöglich, diese irgendwie auszuwerten
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und sich mit seinem Sinn irgendwie mit ihnen
zu beschäftigen. Nur schwer oder besser und
einfach gesagt kann sich der Mensch dieses Etwas
einfach nicht vorstellen. Er kann und muss sich
letztlich eingestehen, dass in diesem Sinne der
menschlichen Erkenntnis auch ein anderes Prinzip,
eine andere Tat existieren kann und muss, einfach
etwas, das man sich nicht vorstellen und somit
auch nicht fassen kann, denn die Wahrnehmung
des Menschen wird eben durch diese fünf Sinne
begrenzt. Niemand wird wissen, ob er sich irrt
oder nicht, ob er alles erfasst hat, was Bestandteil
des entsprechenden Themas sein kann.
Und damit hängt eigentlich die absolute
Beschränkung des menschlichen Verstandes
zusammen, auch wenn sich die Frage stellt,
ob man überhaupt noch von dem Begriff –
Beschränkung – sprechen kann. Absolut alles, was
der menschliche Verstand schafft und umsetzt,
ein Gedanke, eine Schlussfolgerung, ein Gefühl,
Kunst, Philosophie, religiöse Vorstellungen oder
auch andere Themen und Spekulationen sind in
eine Art menschliche Blase eingeschlossen, deren
Grenzen logischerweise nie überschritten werden
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können oder aus der man nicht herauskann.
Sämtliche Ergebnisse gelten nur für einen als
Menschen selbst und sind nicht so gültig, wie das
für einen vom Menschen geschaffenen Begriff der
Fall sein sollte – objektiv, und sie können es auch
nicht sein. Es ist ein bloßer Wunsch, wie ich gerade
gesagt habe, dass dies so sein soll.
Da wir uns vergegenwärtigen müssen, dass
wir uns nur unter von Menschen geschaffenen
Begriffen bewegen können, die wir verwenden
müssen, um etwas auszudrücken und wir eben
keine andere Möglichkeit haben, hindern uns
gerade jene verachtenswürdigen und eigentlich
unwissentlichen Ausdrücke, die wir uns nicht
einmal vor Augen führen, wie Hochmut,
Einbildung und Aufgeblasenheit, daran, Weiteres
zu verstehen. Und zwar merkmalhafterweise auch
gerade das, was ebenso wie der Mensch auch
andere uns weitere bekannte Organismen auf der
Erde „gedanklich“ sozusagen in ihrem eigenen
Raum und System bewegen, so wie wir Menschen
in unseren, das ebenso eigenwillig wie unsere Welt
ist. Dieses System ist absolut anders, hat einen
völlig anderen Charakter, ist einfach einzigartig.
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Man könnte einfach sagen, der Mensch „habe es
menschlich“, der Hund „hündisch“, der Frosch
„froschig“ und die Kiefer „kieferig“. Und nichts
von all dem ist zu unterschätzen und darf nicht auf
eine niedrigere oder höhere Stufe gestellt werden,
wie es der Mensch tut.Irgendwelche Hierarchien
erbauen und zu errichten, sich selbst ganz oben auf
den Gipfel zu stellen, und zwar im Grunde noch
über Gott, das kann man schon aus dem Wesen der
Sache heraus nicht.
Daraus ergibt sich also, dass die größte
Beschränkung des menschlichen Verstandes und
der Erkenntnis nicht nur in den Möglichkeiten
der Tätigkeit dieser Entität besteht wie dem
Verstand, sondern im Wesen seiner so genannten
Existenz selbst, in seinem, so könnte man sagen,
Charakter, in der Antwort auf die Frage – „was ist
dieser Verstand eigentlich?“ Wir spüren ihn eher
nur intuitiv, wenngleich mit einer nie dagewesenen
Genauigkeit, die man mit klaren und präzisen
Worten eigentlich nicht ausdrücken kann. Seine
größte Beschränkung besteht somit im Kern seiner
Existenz, in der Form seines Ausdrucks und seines
Wesens als solchen.
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Verschiedene Götter sind in unterschiedlichen
Kulturen als elegante, klare und einfache Antworten
auf Fragen aufgetreten, die irgendwann vor dem
Menschen auftauchten und die aus ihrem göttlichen
Mund als Ergebnis ihrer göttlichen Absichten, ihres
Tuns und ihres Willens erklärt wurden. Seien es
unterschiedliche Naturphänomene, physikalische
bzw. chemische Erscheinungen oder nicht zuletzt
größere oder kleinere soziale Bewegungen unter
Menschen oder nur einfache Ansichten eines
einzelnen Menschen. Es entstanden Archetypen,
von denen bereits ihr Entdecker Carl Gustav Jung
erzählte. Immer jedoch war dies alles schon aus
Prinzip äußerst menschlich, rein menschlich,
und das ist es noch immer. Und weil der Verstand
des Menschen ständig etwas wissen und immer
etwas nicht verstehen wird , wird er in Gott
immer Antworten finden, die für ihn verständlich,
entsprechend und vor allem alles erklärend sein
wird, und das in all seinen Fragen.
Auch schon in der Vergangenheit haben einige
Menschen verstanden, dass sich über die Religion
im Grunde andere Menschen beherrschen lassen, ja
sogar ganze Massen von Menschen, was eigentlich
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in etwas begrenztem Maße bis heute andauert. Es
ist seltsam, und zwar vor allem heute, dass sich die
Menschen nicht mit dem Gedanken befassen, ob,
wie und warum der Mensch Gott bzw. die Götter
eigentlich geschaffen hat. Und warum er dieses
nicht existierende Wesen, in dem er sowieso nur
sich selbst widerspiegelt, als nicht anzuzweifeln
und real betrachtet, also als eine unachfechtbare
Realität? Für einen aufrichtig und tatsächlich
gläubigen Menschen wird Gott ein absolut
eigenständig und nicht anzweifelbar existierendes
Wesen, auf das er sich ganz ausrichtet und sich
nach ihm richtet, in sie seine sämtlichen positiven
und negativen Eigenschaften projiziert, auch
das, was ihn belastet und verunsichert, was ihm
unangenehm ist und ihn stört. Er legt es einfach
dort ab, er erlegt seine Sorgen jemandem anderen
auf, und das ist kein anderer als gerade Gott. Im
Grunde ist dies ein genialer psychischer Prozess!
Gleichzeitig mit diesem Glaubensakt aber verliert
er seine Verwantwortung und im Grunde seine
gesamte Persönlichkeit, die er dort eigentlich auch
hineinlegt, was ein hoher Preis für sein eigenes
Leben ist. Aber es ist ihm egal! Denn man kann
aus den Gesichtern dieser menschen Erleichterung
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und Befreiung von aller Last herauslesen. Der
Mensch sieht Gott im Grunde als sein eigenes
Spiegelbild, das er sich anschließend in seinem
Wissen so gestaltet, wie er es möchte und es aus
irgendeinem Grunde sehen und nutzen will. Im
Grunde also belügt sich der Mensch nolens volens
selbst.
Die Götter, die sich durch jahrtausendelange
Erfahrungen, Bräuche und ewigen Fragen und
Antworten herauskristallisiert haben, sind zu
denen geworden, die wir in unserer menschlichen
Wertehierarchie am höchsten gestellt haben, die
wir als Hebel für alles Mögliche und Unmögliche
verwenden. Und dabei ist in Gott eigentlich nur
das Bild des Menschen selbst eingeprägt, wie er
sich selbst sieht oder sehen möchte, er behauptet,
Gott sei ihm übergeordnet, und dabei sei es gerade
der Mensch, der „seine“ Vorhaben und Absichten
erklärt. Er verwendet, reguliert und verbiegt die
Auslegung „seiner“ Tätigkeit und seines Daseins
so, wie es ihm gerade passt. Doch davon war schon
mehrmals die Rede! Dazu schuf er sich im Grunde
eine undurchdringliche Lehre, die er nach seinen
Bedürfnissen und Möglichkeiten immer anpassen
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und abrunden kann, damit sie seinen Wünschen,
Sehnsüchten und Bedürfnissen oder irgendeiner
eigenen Erkenntnis entspricht. Diese gedankliche
Richtung heißt Theologie, und ihr Hauptsinn
besteht darin, mit Hilfe eines undurchdringlichen
und nicht anzuzweifelnden Gestrüpps von
Gedanken und Sophismata das zu beweisen, was
sich der Mensch wünscht, dass es so sei. Und dieses
Denken kommt dann als Wissenschaft daher!
Ja, Gott existiert, ohne Zweifel, doch nur in
unserem menschlichen Sinn. Einem aufrichtig
gläubigen Menschen würde es nicht einfallen, auch
nur einen Moment darüber nachzudenken, dass
eigentlich logischerweise kein Gott existieren kann,
wo es doch so schön mit ihm ist und der all seine
Wünsche erfüllen kann. Der menschliche Sinn
schafft sich für sich selbst dieses Prinzip, dieses
Wesen, in das er, wenn ich mich wiederhole, all
seine Probleme und Schwierigkeiten hineinlegen
kann, einfach alles, was ihn belastet und quält.
Gleichzeitig aber auch Freuden und schöne
Dinge, von denen er etwas hat und die durch die
„Gegenwart“ eines Gottes vervielfacht wird. Auch
gläubige Menschen halten damit nicht zurück,
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im Gegenteil, und hier haben sie natürlich völlig
Recht, wenn sie sagen, dass sie ihr Leben in seine
Hand gelegt haben, dass sie unter seinem Schutz
leben und dass sie sich ganz Gott hingegeben
haben. Es ist wirklich wunderschön und befreiend,
ein wonnevolles Gefühl, vervielfacht durch sich
über Jahrzehnte oder über Hunderttausende von
Jahren entwickeltes menschliches Wissen, das
durch persönlich erlebtes Gefühl des Eintritts
einer überirdischen, allmächtigen Substanz in
irgendein Individuum geschaffen wurde. Das ist
verständlich!
Für diese befreiende, wunderschöne Täuschung,
die für irgendein Individuum fast alles lösen kann,
zahlt der Mensch jedoch, wie ich auch schon gesagt
habe, einen nicht geringen Preis, dessen er sich nicht
bewusst ist, und zwar verliert er absolut seine eigene
Persönlichkeit, seine eigene menschliche Identität.
Er spürt und hat nicht die volle Verantwortung für
die Dinge, die er tut oder denkt, einfach für sich,
denn er wird von jener oben erwähnten Substanz
geleitet. Aus dieser gedanklichen Hölle gibt es, auch
wenn es scheint, sie sei die schönste, beste und
verführerischste Sache der Welt, kein Entrinnen!
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Diese selbstgefällige Art des Menschen, sich
über alles zu erheben, ist also, wie ich schon sagte,
nur für den Menschen gültig, oder besser gesagt
für die Interpretation der Daten, die aus seinem
Verstand hervorgegangen sind. Man kann nicht
sagen, dass sich beispielsweise ein Tier nicht nach
den Gesetzmäßigkeiten verhalten würde, die ein
Mensch entdeckt hat, doch diese Erkenntnisse und
die sich daraus ergebenden Schlüsse gelten nur für
den Menschen.
Wir können sagen – ja, wie menschen
verstehen das doch alles. Wir können aber
nicht darüber urteilen, in welcher Weise diese
anderen Organismen über die dem Menschen
bekannten Tatsachen kommunizieren oder
Informationen austauschen, auf welche Weise sie
diese Informationen dann auswerten, (wenn man
sich stets an die Prinzipien der Erwägungen eines
Menschen hält). Man muss sagen, dass es dazu
immer in einer Art kommt, die einer bestimmten
Entität eigen ist, in einer Art, die für den Menschen
völlig unbegreiflich sein Muss und bleibt oder
die für ihn nur sehr schwer vorstellbar ist, völlig
und ganz beschränkt durch die Intentionen des
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menschlichen Denkens, die unüberschreitbare
Grenzen schaffen. Oder sie kommunizieren
nicht darüber und tauschen darüber gar keine
Erfahrungen aus. Wenn wir darüber urteilen, so
tun wir dies nur von unseren Standpunkten aus,
da, wie ich bereits erwähnt habe, die Menschen
einfach keine andere Möglichkeit haben und es
auch nicht haben können.
Es ist völlig absurd, wenn Menschen davon
überzeugt sind, vom Ganzen losgelöst und
einzigartig zu sein, was sich in Ausdrücken zeigt
wie – Mensch und Natur, Mensch und Weltraum,
Mensch und Tier, Mensch und Gott, Mensch
und Pflanze … Dabei ist es, statt sich so ohne
nachzudenken abheben zu wollen, viel wichtiger
zu versuchen, eine Antwort auf die wesentlichste
Frage zu finden, ich wiederhole mich noch einmal,
was ist eigentlich dieser Verstand, was sind das
Denken und das Wissen überhaupt? Man findet nur
schwer eine Antwort, Argumente für eine Antwort
auf diese Frage, es ist schwer, diesen Gegenstand,
wie der Verstand es ist,, irgendwie zu definieren.
Ist vielleicht die Basis eine einfache Reaktion
zweier eigenständiger Teile wie beispielsweise
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Licht und Sehen oder Fühlen und Gegenstand, von
denen es im grunde eine riesige, nicht zählbare
Menge gibt (auch wenn diese nicht unendlich sein
kann), die gerade in dieser oder in einer anderen
Gruppierung und ihrer vielfachen Kombination
stehen? Also einfach das Aufeinandertreffen
mehrerer physikalisch ermittelbarer Größen,
die die Basis für weitere physikalisch-chemische
Reaktionen bilden, auch wenn einem dies absolut
inakzeptabel erscheinen mag?
Wir können versuchen, eine Frage zu beantworten: denken Tiere, Bäume, Blumen, Wasser,
Luft, denkt vielleicht das Universum als Ganzes?
Und wie funktioniert dies oder jenes eigentlich?
Kann man darauf überhaupt eine relevante Antwort finden? Es ist schwer, die Wahrheit zu
finden. Aber nicht so, indem man alles irgendwie
elegant als Tätigkeit überirdischer Kräfte erklärt,
die diesen für uns scheinbar unverständlichen Mechanismus in Gang gesetzt haben, weil
eine solche Antwort immer nur das Ergebnis
menschlicher Arroganz sein wird, die um jeden
Preis alles erklären muss und will. Und sie wird
immer nur für den Menschen gelten, der allein
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in seiner Blase eingeschlossen ist, deren Grenze
er, ich sage es wieder, einfach nie überschreiten
kann. Ich weiß, dass ich mich wiederhole.
Wie bereits besprochen ist der menschliche
Verstand nicht im Sinne irgendeines absoluten
Prinzips anwendbar. Wir können nur vergleichen,
was und wie dieser menschliche Verstand etwas
hervorbringt, Erscheinungen, die wir verstehen,
mit den übrigen Ausprägungen des einen oder
anderen, weshalb wir immer, ständig und nur
die Termini und Begriffe verwenden müssen, die
nur für den Menschen und sein Denken gültig
sind. Alles, alle Ausprägungen des menschlichen,
sagen wir Verstandes, sind immer nur dem Ort
geschuldet und werden es auch sein, an dem sie
entstanden sind, der Mensch wird irgendwie
das interpreteren, womit seine Sinne in Kontakt
kommen, und dies zwingt mich, immer wieder zu
sagen, dass alles immer nur in seinem Verstand
eingefangen bleiben wird. Es wird immer nur eine
Interpretation durch den Menschen sein. Und es
können verschiedene theologische Spekulationen
sein, Philosophie, Kunst, ein Gefühl und ein
Begriff von Schönheit, einfach jegliche menschliche
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Tätigkeit (und Untätigkeit). Eine Kategorie kann –
objektiv betrachtet – nie so sein, wie sie der Mensch
gern hätte, nämlich irgendeine bestimmte „absolute
Universalität“, denn auch dieser Begriff selbst ist
im Grunde nur eine Schöpfung des menschlichen
Denkens, deshalb muss man ihn so nehme. Nichts
von irgendeiner Äußerung des Menschen kann
einfach diese menshchliche „Blase“ verlassen, auch
wenn man es sich noch so sehr wünscht, man muss
dies also stets in Betracht ziehen.
Um dies zu illustrieren, stellen wir beispielsweise
einen Menschen und einen Frosch nebeneinander.
Ja, dem Menschen erscheint der Frosch als Wesen
ohne Verstand und Denkvermögen. Das wichtigste
Wort dieses letzten Satzes ist – „erscheint“, denn
wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Mensch
nur interpretiert, wie ihm der Frosch erscheint,
dann müssen wir sagen, unbelastet von den schon
so oft erwähnten Eigenschaften, deren wir uns
vielleicht nicht ganz bewusst sind wie Hochmut,
Aufgeblasenheit und Einbildung oder mit den
Worten Arthur Schopenhauers – Dienst des Willens
und des Wollens – dass zwei unterschiedliche, völlig,
aber absolut eigenständige, autharke Entitäten
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nebeneinander stehen. Und weil der Mensch nie ein
Frosch werden kann und ein Frosch nie ein Mensch,
nur im Märchen, kann der Mensch das System des
Frosch“denkens“ nie verstehen oder es begreifen. Er
kann nur beschreiben, wie ihm alles um den Frosch
herum erscheint, was er beobachtet, aber nur für
sich selbst.
Ein Frosch funktioniert doch ähnlich wie
wir Menschen. Man kann sagen, er atmet, nimmt
Nahrung auf, wehrt sich, vermehrt sich und
reagiert überhaupt auf unterschiedliche äußere
und innere Anstöße, sicher, also weiß der Mensch
viel über ihn, und zwar auch sehr detailliert. Und
deshalb ordnet er ihn irgendwie ein, schichtet ihn
irgendwo in sein Wertesystem ein, das er selbst
erdacht hat, in der Regel nicht ganz so hoch, aber
auch nicht besonders niedrig. Vor allem aber
verortet er ihn wertemäßig unterhalb von sich
selbst, ohne sich zu vergegenwärtigen, wie doch
alles in Wirklichkeit relativ ist. Ja, ein Frosch
beschäftigt sich wahrscheinlich nicht mit der
Lichtgeschwindigkeit, mit der Halbwertzeit von
Uran oder der goniometrischen Gleichung, doch
bedeutet das nicht, das er ein minderwertiges
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Wesen ist. Der abgrundtiefe Unterschied besteht
nur darin, dass der Mensch ein menschliches
Leben lebt und ein Frosch ein froschiges.
Schließlich, und ich wiederhole mich, weiß
niemand, wie das Informationssystem von Fröschen
funktioniert, wie ihre Gedächtniskapazität aussieht,
die die Übertragung der Froschdaten funktioniert,
so wie er sie in seiner Froschwelt sieht, fühlt und
erlebt, wir wissen nicht, „wie es bei ihm überhaupt
bestellt ist“. Wir wissen nur, dass diese Art der
Existenz absolut anders ist als bei uns. Wir ziehen
nur als Menschen unsere Schlussfolgerungen und
bilden so unsere Ansichten heraus, eine andere
Möglichkeit haben wir nicht. Doch vor allem ist
diese Welt einfach ganz anderes, aber sie ist auch
völlig einzigartig, wie ich schon mehrmals gesagt
habe. Ganz einfach – beim Frosch ist „das“ völlig
anders als beim Menschen!
Daraus mus notwendigerweise darauf
geschlossen werden, dass, noch einmal wiederholt,
der menschliche Verstand völlig sicher von der
Vielzahl der Möglichkeiten seiner Ergebnisse
beschränkt ist, vor allem aber seiner Ergebnisse
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und seines Tuns überhaupt, auch wenn das
Quantum dieser Möglichkeiten unglaublich groß
ist, doch im Grunde muss es endlich sein. Man
könnte also sagen, dass eine Beschränkung dieser
Art, noch einmal, quantitativ ist. Seine größte und
im Grunde absolute Beschränkung besteht jedoch
in seiner Qualität oder besser gesagt in seinem
Charakter, der Form, der Art und Weise und dem
Inhalt. Wie bereits einmal jene immer wieder nicht
zu beantwortende Frage aufgeworfen wurde – was
ist das überhaupt, dieser Verstand, das Wissen, das
Denken? In der Antwort auf diese Frage besteht
auch der Kern der Antwort. Doch wer wird sie
beantworten. Aber das wurde bereits besprochen.
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Das Universum
Das Universum – phantastisch, wunderschön,
rätselhaft, großartig und geheimnisvoll, für uns
unendlich, poetisch und gefährlich zugleich, ein
Ort so vieler Änderungen und Veränderungen,
Bewegungen und auch der Beständigkeit, ein Ort,
wo sich Sicherheit mit Unsicherheit, Vertrauen mit
Misstrauen, etwas mit Nichts, Dunkelheit mit Licht,
Leere mit nicht messbarer Energie überschneiden.
Und vor ihm steht der Mensch, der sagt, er wolle
32
versuchen, es zu erobern, erobern! Doch wie? Wie
irgendeine Festung, eine Burg, ein Land, oder will
er es gar erobern wie ein Mann eine Frau? Statt
ihn kennenlernen zu wollen, zu verstehen oder
zumindest sein Geheimnis zu lüften, zumindest
das aufzudecken, was ihm am nächsten ist, also sich
selbst, eines der vielen Quadrillionen integraler
Bestandteile dieser Entität. Gerade so, wie gerade
er, der Mensch, es versteht und begreift.
Er fragt: „Wie bin ich nur hierher gekommen,
welchen Sinn hatte und hat das? Warum? Hat
mich und wohl auch alles andere irgendein Gott
geschaffen und all die wunderbaren Eigenschaften
in mich hineingelegt, die mich dazu vorbestimmen,
mich über alles andere zu erheben und somit
alles zu beherrschen, aber auch die schlechten
Eigenschaften, die nur einreißen und auch mich
selbst vernichten können?“
Ja, es ist selbstverständlich möglich, sich so
theologisch zu antworten vor allem danach, wenn
mit diese Antwort als Mensch das wonnevolle
Gefühl voller Glück und Erfüllung vermittelt, mich
von allen Schuldgefühlen zu befreien, alle Last
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von mir zu werfen, die mein Leben belastet, alle
Probleme und Verantwortung abzuschütteln, eine
klare Antwort zu geben, die im Grunde einfach
und nicht anfechtbar ist. Wer würde sich das nicht
wünschen!
Doch man kann auch antworten, dass
der Anfang aller Dinge zumindest für uns in
Dutzenden, Hunderten und Tausenden Lichtjahren
von der Erde entfernt liegenden Supernovas
verschiedener Typen und Arten zu finden ist.
Wenn beispielsweise ein fast unvorstellbar
mächtiger Stern kraft seiner eigenen Gravitation
in sich zusammenstürzt. Der Wasserstoff als sein
Bestandteil und wo sich der Bau der einzelnen
Atome dieses chemischen Elements in diesem
riesigen Stern als thermonuklearer Brennstoff zu
verändern beginnt. Um den Kern herum bilden sich
zweibelförmig Schichten chemischer Elemente,
die dann in einer anschließenden Explosion mit
einer Gechwindigkeit von 10.000 km/s in den
umliegenden Raum geschleudert werden, wo sie
sich dann, zum Beispiel auf der Oberfläche von
Kometen, in weitere Ecken dieses Alls verbreiten.
Aus Elementen, von denen auf der Erde und nicht
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nur auf der Erde alles anders zusammengesetzt ist,
auch der Mensch. Der Beginn dieses grundlegenden
„Baumaterials“, dessen Entstehung unwiderlegbar
von der Wissenschaft festgelegt wurde, zweifelt
heute wahrscheinlich niemand mehr an.
Und daaus ergibt sich logischerweise, dass
alles um uns herum – also Tiere, Pflanzen, Luft,
Steine, Felsen, aber auch der Mensch dieselbe
Herkunft haben, und wie ich bereits mehrmals
erwähnt habe, ist hat seine eigenständige und völlig
autharke Existenz, somit besteht zwischen ihnen
kein qualitativer Unterschied. Logischerweise
kann auch keiner bestehen! Der Mensch hat in
den definierten Grenzen dieser seiner Existenz,
die er weiter auch als Form seiner Erkenntnis
und seines Erkenntnisprozesses festgelegt hat,
im Laufe der Zeit auch viele unterschiedliche
Begriffe geprägt, Bereiche seines Interesses und
Arten des Verständnisses, für die er vor allem
die verbale Kommunikation verwendet, aber
auch die nonverbale, obwohl die nonverbale
Kommunikation ebenso wichtig ist, wenn nicht
gar wichtiger, in denen sich die Art seines Denkens
widerspiegelt.
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Jede Sprache ist anders und deshalb sind auch
jedes Denken und alle Gedanken von der jeweils
gesprochenen Sprache, in der wir denken, abhängig.
Doch vergessen wir nie: wir immer bedenken
müssen, dass wir gezwungen sind, uns ständig mit
einer Frage zu befassen – was sind eigentlich Denken
und Erwägungen? Dass Begriffe, die wir geschaffen
haben Wörter, die wir zu Sätzen zusammensetzen
und nach denen wir dann, noch einmal gesagt, denken
und Dinge erwägen, nur den Menschen dienen und
man nicht versuchen kann, sie auf alles andere zu
verallgemeinern. Begriffe, die vom Menschen und
nur für ihn geschaffen wurden, könnte man sagen für
ihn selbst, die für ihn oft fast schicksalhaft wichtig
sind, Begriffe und Ergebnisse seines Denkens wie
beispielsweise Religion, Philosophie, Kunst, Politik
oder beispielsweise Ökonomie, aber auch Fragen des
ganz normalen Alltagslebens versucht er im Grunde
zu erklären und die Aufgabe, den Sinn und die
Stellung des Menschen im Universum zu beleuchten.
Oft, und ich denke, und da bin ich sicher nicht allein,
werden sie allerdings fast immer zu einem bloßen
Instrument der Macht und der Herrschaft über
andere, wie die Geschichte, die ständig aktuelle
Gegenwart und schließlich auch die Zukunft zeigt,
36
weil der Einfluss des Gefühls, reich zu sein und
Macht zu haben im menschlichen Kontext Kräfte
sind, denen der Mensch absolut untergeordnet ist
und sich nach ihnen richtet. Im Grunde tut jeder,
der arm ist, alles dafür, um reich zu werden, und
der, der reich ist, muss ständig seinen Reichtum
verteidigen. Und das alles überdeckt dann absolut
jene Sehnsucht nach Erkenntnis. Doch davon war
hier schon die Rede!
Das ist logisch und verständlich, denn
dieses Prinzip gilt im Universum allgemein, und
obwohl der Mensch sich mit seinen Fähigkeiten
und Möglichkeiten begabt vorkommt, eben etwas
Außergewöhnliches und Gutes zu sein als Das,
Jenes oder Die Anderen, verhält er sich oft noch
schlimmer und widerwärtiger als gerade sie
oder jene, die von ihm unterschätzten Anderen.
Übrigens ist schon dieses verhalten ein Beweis
dafür, dass er – sozusagen – nicht aus der Reihe
tanzt, in der alle Die und Jene stehen. Ruhig
zugunsten der Durchsetzung ihrer grundlegenden
Bedürfnisse und Instinkte leugnet und verdrängt
er jene Rationalität, auf die er sich nur zu gern
beruft und lässt die Natürlichkeit durchdringen,
37
die allen Strukturen eigen ist, und zwar den
gewaltsamen Kampf um die Macht, überlegen zu
sein und um das eigene Überleben zu kämpfen.
Alle sind, wir sind absolute Egoisten und müssen
es von unserem Wesen her auch sein. Und wer
sagt, dass das nicht stimmt, der sagt nicht die
Wahrheit!
Und zwar auch eine solche, die sich den
spekulativen zurechnen ließe und in deren
Labyrinth sich der Mensch völlig verliert wie
beispielsweise die schon mehrmals genannte
Religion. Eine Religion, wie ich schon mehrmals
erwähnt habe, die sich über tausend Jahre
herausgebildet hat, was sich dem Menschen tief
ins Hirn und in den Sinn einprägte, und zwar
so, dass ein wirklich gläubiger Mensch nie von
seinem Glauben abgeht. Er wird nie Rationalität
und Logik freien Lauf lassen, die ihm einen
Spiegel vorhalten könnten, er kann es einfach
nicht, es geht nicht, und zumeist will er auch
nicht! Doch ich wiederhole mich ständig, ständig
zwingt mich die verführerische Chimäre, sie zu
erfassen und mich mit ihr in meinen Gedanken
zu beschäftigen.
38
„Da die Stimme, die mich angesprochen hat und
anspricht, eine Quelle eines untrüglichen Gefühls,
dass durch meine Eingeweide strömt, in meiner
Seele und überhaupt im gesamten Körper und die
dabei ganz klar, unanfechtbar, so wunderschön
und rein gleichzeitig ist, wie mir scheint, dass sie
vielleicht nur das Ergebnis jenes tausendjährigen
Prozesses und der Entwicklung der Gefühle und
des Denkens der Menschen ist? Dass sie jenes
psychologisch begründbare und erklärende
Phänomen sein kann, dass diesem Trugbild die
Maske herunterreißt, dem die Menschen so gern
grenzenlos unterliegen? Vielleicht nennen Christen
diese Stimme den Heiligen Geist. Und dieser ist
doch nicht anzuzweifeln! Und dass dieser Gott nur
ein eidachtes Wesen sein könnte, ein prinzip oder
etwas, wie man es auch bezeichnen will, etwas,
dem man selbst Form und Leben gegeben hat? Das
ich selbst geschaffen habe und das folglich genau
so ist, wie ich es mir zu haben wünsche und es
habe, weil es mir absolut alles beantworten kann
und weil es für mich zu einer unanfechtbaren
Realität geworden ist? Nein, dass kann und will
ich mir nicht eingestehen, ich kann nie sagen, dass
dies ein Ergebnis irgendeines psychologischen
39
Spiel gewesen ist!“ kann das ein gläubiger Mensch
sagen? Nein, das kann er nicht, und er will es auch
nicht!
Der Mensch kann und sollte sich ständig
immer wieder neue Fragen stellen. ZumBeispiel,
wuch wenn er für sich selbst die folgenden
Kategorien festgelegt hat, lebendige und
nichtlebendige natur – was ist eigentlich wirklich
lebendig und was nicht? In den Grenzen und im
Rahmen seiner Art und des Prinzips menschlicher
Erwägungen. Wenn man an der These festhält, dass
die ursprüngliche Herkunft des Menschen und
auch der mehrheit dessen, was uns umgibt, in den
Riesen des Universums liegt – in den Supernovas,
dann ist die Frage völlig legitim, warum das oder
jenes lebendig ist und das wiederum nicht. Zum
Beispiel die Sonne. Die Sonne, eine runde Scheibe,
die wir jeden Tag sehen und ohne deren Wirken,
ohne die Wärme und das Licht, das sie ausstrahlt,
eigentlich nichts, was wir als lebendig (zumindest
auf der Basis von Kohlenstoff) ansehen, keine
Minute überleben könnte. Und dabei gilt die Sonne
ausgenommen Märchen oder einige religiöse
Vorstellungen als nicht lebendig. Ihr bei Weitem
40
größer Teil besteht aus Wasserstoff, derselbe
Wasserstoff, dessen Atome zu einem bedeutenden
Maße alle Organismen und Nicht-Organismen
hier auf der Erde enthalten und ohne den nichts
von all dem existieren könnte. Weder Tiere, noch
Pflanzen, aber auch wir nicht, die hochmütigen
und eingebildeten, aufgeblasenen Menschen, die
wir alle eine unzählige Menge an Atomen dieses
Elements in uns tragen. Woher kommt jene Leben
spendende Energie, die dieser Stern des Lebens
der Erde gibt? In jeder Sekunde werden durch
thermonukleare Reaktion 700 Millionen Tonnen
Wasserstoff zu 695 Millionen Tonnen Helium.
Der Rest, die Differenz in der Masse, wird dann
in elektromagnetische Strahlung und einen
geringen Prozentsatz Neutrinos in den Elektronen
umgewandelt. Die Sonne scheint und gibt seine
Energie denjenigen, die sie benötigen – so könnte
man es ausdrücken.
Und das ist die lebenspendende Strahlung, die
für die Existenz des sog. Lebens, die physikalischen
Prozesse notwendig ist. Ich sage jetzt absichtlich
so genannt, denn ich habe ja schon einmal
gefragt – was ist eigentlich lebendig und was ist
41
nicht lebendig? Warum ist die Sonne in unseren
Augen nur riesig, 109× größer als die Erde, eine
Plasmakugel, die zwar im Grunde dieselbe Füllung
enthält wie der Mensch, nicht nur Wasserstoff,
sondern auch alle anderen Elemente, wenn auch
in geringer Menge, doch in unseren Augen ist sie
nicht lebendig, während wir Menschen lebendig
sind? Ein Argument könnte die Tatsache sein,
dass bei lebenden Organismen die Basis des
Lebens von einem anderen Typ und einer anderen
Art von lebenden Zellen und ihrer Teilung und
ihres Stoffwechsels gebildet wird. Doch die Basis
dieser Zellen ist doch immer noch anorganischen
Ursprungs! Wir können uns also fragen,
welche Menge oder Größe dieser Bauteilchen so
geschaffener Entitäten vorliegen müssen, also jene
„nichtlebendigen“ Atome und Moleküle, damit wir
diese Strukturen als lebendig oder nicht lebendig
bezeichnen können? Wann und wie viele dieser
einzelnen Teilchen, welche Menge, verleiht dem
Wort „lebendig“ oder „nicht lebendig“ Sinn?
Für diese Unterteiung gilt nur eine Art
menschliche Vereinbarung, die jedoch nichts
von den gegebenen Tatsachen im Spektrum der
42
Möglichkeiten der menschlichen Wahrnehmung
aussagt. Wenn ich mich an meinen Körper halte,
der mir so gesehen am nächsten ist und wenn ich
mich frage, ob ich lebendig oder nichtlebendig bin,
dann lautet die Antwort, natürlich bin ich lebendig.
Wenn ich weiter frage – sind meine inneren Organe,
meine Knochen und Muskeln, mein Gehirn, meine
Augen oder mein Herz lebendig? Die Antwort lautet
ja, denn sie erfüllen die grundlegenden Funktionen
einer Zelle. Wenn ich die einzelnen Organe immer
weiter teile und gliedere, bis ich auf Zellebene
gelange und wenn ich dann gedanklich auch
diese Zelle teile, die aus irgendetwas besteht, aus
chemischen Elementen und Verbindungen, führen
mich meine Forschungen bis an einen Punkt, an
dem ich mich fragen muss, ob beispielsweise das
Wasserstoffatom, ein untrennbarer Bestandteil
einer Zelle, auch lebendig oder nicht lebendig
ist? Ist also mein lebendiger Körper aus
nichtlebendigen Teilen zusammengesetzt oder wie
ist das eigentlich?
Wenn ich mit Ja antworte, er ist lebendig, wie
soll ich mir dann dieselbe Frage beantworten, ob
beispielsweise das Wasserstoffatom in der Sonne
43
lebendig ist oder nicht? Ist es das oder nicht? Oder
liegt es vielleicht nur daran, wessen Teil es gerade
ist? Wäre es nicht besser zu sagen, dass es entweder
einfach nur da ist und existiert oder einfach nicht
da ist und überhaupt nicht existiert?
Wenn ich noch einmal den Gedanken
aufwerfe, wie der Mensch seine Umgebung und
alles, was sich um ihn herum abspielt, wahrnimmt
und beschreibt, in welche Richtung, also nicht von
drinnen nach draußen, wie es üblich ist und auch
natürlich scheinen könnte, sondern umgekehrt
– von außen nach innen, wenn er eigentlich sich
selbst beobachtet, wie ich es schon einmal gesagt
habe, dann erblickt er eine andere und eigentlich
völlig andere Wirklichkeit als jemand, der seine
Umgebung in der erwähnten Art und Weise
betrachtet – also von drinnen nach draußen, wie
ich am Anfang davon gespochen habe. Stellen
wir uns vor, dass wir ähnlich wie Albert Einstein
auf einem Lichtstrahl auf einem Elektron eines
Kohlenstoffatoms sitzen, das gerade durch
Gravitation in einer Supernova entstanden ist,
und durch das Universum fliegen. Vielleicht auf
einem von vielen Kometen, der von irgendeinem
44
Materiekörper angezogen wird, zum Beispiel von
irgendeinem Planeten unseres Sonnensystems.
Wir nennen ihn Mars als erster Halt unseres
Elementarteilchens. Auf diesem Planeten herrschen
derzeit solche und solche Bedingungen. Es gibt
eine dünne Atmosphäre, kein flüssiges Wasser,
ein schwaches Magnetfeld, durch den Raum
dringt starke Strahlung. Also nicht besonders
gute Bedingungen für Leben, wie es in unserer
Wahrnehmung, von uns wahrgenommen und
allgemein definiert wird. Dieses Wasserstoffatom
wir so für uns zusammen mit unserem Elektron, in
unseren Augen und Sinnen, zu etwas Statischem,
Unbeweglichen und Nichtlebendigen, es ist für uns
nur ein weiterer Bestandteil eines Felsens, eines
Steins oder eine Gesteinsschicht, aus denen dieser
Planet aufgebaut ist.
Das Kohlenstoffelektron, das wir beobachten,
wird also, wie ich gerade beschrieben habe, in
unseren Augen nur zu einem weiteren starren,
nichtlebendigen Bestandteil des Mars, auch wenn
wir nicht abschätzen können, was in den nächsten
mehreren Milliarden Jahren auf diesem Planeten
passieren wird.
45
Unser zweiter Halt ist die Erde. Der Planet
ist bereits als sonnenumlaufend formiert, deshalb
tut die Erde das auch und bleibt auf ihrer Bahn.
Wasser ist in recht großer Menge auf der Erde
bereits vorhanden. Es gibt viele Theorien, wie sie
entstanden ist, doch als am wahrscheinlichsten
erscheint, dass sie Teil des Materials war, aus
dem sich die Erde mit der Zeit formierte. Gehen
wir davon aus, dass unsere Landung in längst
vergangenen, prähistorischen Zeiten erfolgt, als
auf der Erdoberfläche ein Prozess ablief, den wir
als Entstehung des Lebens werten können. Es gibt
hier Wasser, eine entsprechende Temperatur und
auch Licht, das von der Sonne ausgeht. Die Atome
bilden Moleküle, diese dann immer kompliziertere
Verbindungen und Strukturen, bis man von der
Entstehung des Lebens sprechen kann. Auch unser
Kohlenstoffatom, dessen Elektron, auf dem wir
sitzen und das einen untrennbaren Bestandteil des
Atoms bildet, ist an diesem Prozess beteiligt.
Ein normal denkender mensch sagt sich
also, dass es auf der Erde ideale Bedingungen
für die Entstehung von Leben gab, dessen
Höhepunkt die Geburt (ich betone immer wieder
46
– des hochmütigen, eingebildeten, aufgeblasenen,
rücksichtslosen und egoistischen) Menschen war.
Und dazu noch aus einem Affen!? Ja, natürlich.
Warum aber könnten wir nicht einfach sagen, dass
so ein Schein, der gerade aus unserer egozentrischen
Denkweise resultiert, egoistisch ist und nur sich
selbst betrachtet, von innen nach außen. Wann,
in welchem Moment wird unser Kohlenstoff nicht
mehr nur ein nichtlebendiger Teil irgendwelcher
Strukturen und wann wir er Bestandteil der sog.
lebenden Materie? Denn wie ich schon mehrmals
gesagt habe, wenn der Mensch umgekehrt denkt,
also von außen nach innen und wenn er auch
sich betrachtet, erkennt er, dass die bestehenden
Bedingungen, von denen er sagt, sie seien für die
Entstehung des Lebens ideal, völlig „übliche“ und
normale allgemeine Bedingungen sind. Alles hat
irgendwelche Ursachen und Folgen. Einmal sind
sie so wie zum Beispiel auf dem Mars und einmal
für etwas anderes wieder so wie beispielsweise auf
der Erde.
Einfach gesagt: auf dem Mars bestehen die
Bedingungen, die dort gegeben sind und auf der
Erde wiederum andere, deshalb unterscheidet
47
sich, zumindest in meinen Augen das Niveau dieser
Bedingungen nicht, es ist eben nur unterschiedlich,
vielleicht auch deutlich, die Bedingungen sind aber
einfach nur anders. Deshalb können wir in dieser
vereinfachten und etwas übertriebenen Form
sagen, wenn wir immer beim Menschen bleiben
– unsere Mutter ist die Gravitation, unser Vater
der Wasserstoff.Logischerweise werden wir dann
fragen: wo kommt denn der Wasserstoff her, aus
dem wir bestehen?
Ein Theologe antwortet eindeutig und unerschütterlich – Gott hat ihn geschaffen, wenn
schon! Doch auch diese Antwort bewegt sich immer noch in demselben Prinzip des menschlichen
Denkens und seiner Erwägungen, wo der Mensch
bestimmt und alles erklärt, weil er in seinem Gefühl der Übergeordnetheit, das ihn blind macht,
es einfach so tun muss. Er muss, weil ihn das Gefühl seiner eigenen Überordnung dazu zwingt, er
hat keine andere Möglichkeit, um alles zu erklären,
was ihn umgibt und wem alles er seinen Willen
aufzwingen oder es zumindest erklären will. Er
nimmt an, alles geschehen nach diesem seinem
Willen und nach seiner Erkenntnis, alles handele
48
so, wie er es wolle, schließlich auch dieser Gott.
Wie ich schon an anderer Stelle mehrmals erwähnt
habe, existiert der Mensch und gibt eigentlich
„Denken und Absichten“ eben auch dieses Gottes
an, dem er eigentlich untergeordnet sein müsste.
Also: der Mensch kann hundertmal von einem allmächtigen Gott sprechen, doch immer wird es nur
er selbst sein, der ihn eigentlich lenkt und erklärt.
Die Aufgaben sind also völlig vertauscht, und Gott
ist und bleibt eigentlich nur das bloße produkt des
menschlichen Sinns. Und es ist und bleibt jedesmal
nur der Mensch, der um allen Preis alles verstehen,
alles um jeden Preis erklären muss.
Kommen wir jedoch zur Frage nach dem
Ursprung des Wasserstoffs… – das ist so eine
ähnliche Frage, es vor den Menschen das Licht
stellt. Das lebenspendende Licht, ohne das wir
überhaupt nicht existieren könnten, dem wir jeden
Tag begegnen und das uns unser ganzes Leben
lang begleitet. Das Licht, diesen sichtbaren Teil
der elektromagnetischen Strahlungen können
wir entweder als Welle, Wellung oder als Strom
von Elementarteilchen bezeichnen, mit denen
wir das Quatum an elektromagnetischer Energie,
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den Photonenstrom, beschreiben. Richten wir
einen Lichtkegel, diesen Photonenstrom, auf
eine Glasplatte, eine Erscheinung, der wir jeden
Tag mehrmals begegnen, sehen wir, dass ein Teil
dieses Lichts widerspiegelt wird und ein Teil des
Lichts hindurchfällt. Genauer gesagt – es werden
immer etwa 4 % widerspiegelt und die restlichen
96 % dieser Photonen gehen hindurch. Welche
Phontonen aber „meinen“, sie treten durch das Glas
hindurch und welche wiederum „beschließen“,
sich zu widerspiegeln? Das ist ein Rätsel. Was
für ein physikalisches Gesetz gibt es dafür?
Wahrscheinlich eines schon, wiederholt sich doch
dieser Prozess immer mit der gleichen genauigkeit.
Doch was ist das für eine Gesetzmäßigkeit? Und
muss sich diese Erscheinung nach Gesetzen
richten, die der Mensch verstandesmäßig erfassen
kann? Gilt hier überhaupt der Begriff – Gesetz –
im Verständnis und der Auslegung der Menschen
als Gesetzmäßigkeit? Und was ist das eigentlich,
was ist das für ein Prinzip? Oder verhält sich das
Licht, das durch eine Anordnung verschiedener
Schichten Glas hindurchgeht, anders als wir
der Logik nach annehmen würden, und seine
Ausprägungen verhalten sich unter völlig gleichen
50
Bedingungen anderes, wenn man diese misst und
anders, wenn wir diese Ausprägungen aufhört zu
messen?
Oder eine andere, auf den ersten Blick
klare Bagatellerscheinung, würde man wohl
unüberlegt sagen, zwei einfache Größen bei der
Bewegung der Elementarteilchen zu messen. Die
Quantenmechanik aber sagt, man kann im einem
Moment nicht gleihczeitig Geschwindigkeit und
Position des gemessenen Elementarteilchens
bestimmen, sondern lediglich diesen Zustand mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagen.
Und es kann beispielsweise gerade jenes Elektron
des Kohlenstoffatoms sein, auf dem auch wir
gerade herbeigeflogen sind. Und es gibt noch
viele, viele andere Phänomene, Geschehnisse
und Ereignisse, die uns gerade dieser Bereich
der Quantenphysik bietet, von der auch Richard
Feynman sagen musste: „Einmal tauchte in einer
Zeitung ein Artikel auf, in dem angeführt wurde,
die Relativitätstheorie verständen nur zwölf
Menschen. Ich glaube nicht, dass das einst so war.
Vielleicht verstand sie nur ein Mensch, der Autor
der bisher noch nicht veröffentlichten Entdeckung.
51
Doch nachdem die anderen Wissenschaftler sich
mit seinen Gedanken vertraut gemacht hatten,
verstanden sie mehrheitlich diese Theorie auf
die eine oder andere Weise, und es waren sicher
mehr als zwölf. Andererseits aber denke ich,
ruhigen Gewissens erklären zu können, dass die
Quantentheorie niemand versteht.“
Dieser
Ausspruch
des
phänomenalen
Physikers dokumentiert nur, dass der mensch nicht
alles auf der Welt und im Universum verstehen
kann und muss, auch wenn es ihm scheint, er stehe
nur ein winziges Stück vor dem Verständnis. Und
er kann auch nicht verstehen, wie und warum der
Wasserstoff entstanden ist, was für eine Theorie
es dafür gibt. Daüber hinaus können es scheinbar
Phänomene sein, die sich gerade in jenem Spektrum
der Möglichkeiten der menschlichen Erkenntnis
befinden. Und wenn man von demselben Prinzip
des menschlichen Denkens ausgeht, das von
den bereits erwähnten fünf Sinnen bestimmt
wird, müssen die Menschen logischerweise
dazu gelangen, dass um sie herum auch Dinge
geschehen, die auf der Basis oder auf Grundlagen
und Prinzipien funktionieren und bestehen,
52
die sie sich einfach nicht vorstellen können. Es
handelt sich hierbei nicht um ein Übergreifen im
theologischen Sinne, denn dieses bleibt immer ein
Produkt des menschlichen Verstandes und des
Denkens, sondern um etwas, worüber man einfach
gesagt gar nicht nachdenken kann. Das ist logisch,
man man sich etwas nicht vorstellen kann, kann
ich es auch nicht in Erwägung ziehen und darüber
nachdenken.
Ja, ich wiederhole, man kann auf alles
beispielsweise in einer religiösen Ansicht eine
Antwort finden, die jedoch immer Spekulation
bleibt, die einerseits ein produkt einer nichts
erklärenden sophistischen Logik und andererseits
nur eine Befriedigung der Eitelkeit des Menschen
ist, die sich mit ihm über die Jahrtausende hinweg
entwickelt und irgendwo im Unbewussten seiner
Sinne schlummert. Nach außen zeigt sie sich als
schon mehrfach erwähnter leerer menschlicher
Hochmut, als Eingebildetheit, Aufgeblasenheit
und Egozentrik. Übrigens, schon wieder und
mehrfach gesagt ist jegliche Religion des Menschen
der absolute Höhepunkt dieser Eingebildetheit
und des unbescheidenen Heraustretens aus dem
53
Ganzen, aus einer Entität, die so verstanden
wird, und zwar auch von den Menschen selbst.
Nie lässt sich, wie ich schon angeführt habe, in
den Denkprozess etwas integrieren, worüber man
nicht einmal nachdenken kann, weil man gar
nicht weiß, was das ist. Auch nicht, wie dadurch
von mir erkennbare Dinge beeinflusst werden
können, wobei immer die aktuelle Frage und
die Antwort darauf bleiben und sind, was das
menschliche Denken und der Verstand eigentlich
sind? Das ist logisch!
Deshalb sollte die Antwort auf die Frage –
wie das Universum entstand – meiner Meinung
nach lauten: „am Beginn des Universums
war, menschlich erkennbaren und belegbaren
Prinzipien zufolge, der urknall, denn wir haben
keine anderen Unterlagen und Erkenntnisse,
und wir können sie auch nicht haben. Und die
so gebotene Erklärung ist nur für den Menschen
bestimmt und nur für ihn …“ und nicht nur eine
einfache Feststellung, die vom Urknall als von
der einzigen und nicht anzuzweifelnden Wahrheit
spricht, ohne dass man einmal anders denkt.
Und genauso, das „Ich weiß, dass ich nichts
54
weiß“ im Sinne Sokrates´ könnte man erweitern
um „und ich weiß, dass ich im Grunde nie mehr
wissen kann“ Aus all dem oben Beschriebenen
ergibt sich die auf den ersten Blick bizarre und
irrsinnige Überlegung, dass Denken eigentlich
Nichtdenken ist! Auch wenn es sich eigentlich
um ein Sophisma handelt, denn der denkende
Mensch kann doch nicht nicht denken, und
ein nicht denkender mensch ist eigentlich kein
Mensch und deshalb kann man nicht sagen, dass
er denkt. Trotzdem aber betrachten wir diese
Aussage von außen – dass man auch das Denken
als Nichtdenken verstehen kann – denn erst die
Summe einer bestimmten Menge von Einheiten
ergibt das, was wir als Denken und Erwägungen
bezeichnen, muss man dieser Aussage zustimmen.
Und wie viele davon gibt es? Zehn, tausend,
hunderttausend, eine Million, eine Milliarde
oder wie viele eigentlich? Und auch diese Aussage
zum Denken und Nichtdenken ist genauso
unverbrüchlich verbunden mit dem Verstand des
Menschen, der sie hervorgebracht hat und dadurch
unüberschreitbar in sich selbst beschränkt ist, in
Grenzen, die er nie überschreiten kann. Davon
war aber schon mehrmals die Rede.
55
Frage ich nach der Herkunft des Wasserstoffs
und versuche nicht in billiger Manier, vielleicht
theologisch, die Frage um jeden Preis zu beantworten,
aufgeblasen, eingebildet und rücksichtslos, weiß
ich, wenn ich für mich selbst spreche, dass ich
es zumindest derzeit nicht feststellen oder es
zumindest etwas verstehen kann, ich kann nur
spekulieren. Ähnlich wie Richard Feynman von
der Quantenphysik als von einer für den Menschen
unverständlichen Sache sprach. Doch dieser sagte
gleichzeitig, keine Erkenntnis und auch keine
Äußerung ist endlich und unanzweifelbar und
kann es auch nicht sein. Jede Antwort jedoch
ist ein Tor zu weiteren Königreichen des ewigen
Erkenntnisprozesses. Doch einige dieser Gebiete
bleiben leider für immer unerkennbar.
Eines der größten Rätsel für den Menschen
ist, wie der Makrokosmos funktionieren kann,
genau und berechenbar, auf den Grundlagen des
Mikrokosmos, also nach Grundsätzen, von denen die
Quantenmechanik spricht und die wir nicht genau
bestimmen, sondern nur vorhersagen können. Mit
dieser Frage, der einheitlichen Feldtheorie, haben
sich schon viele Wissenschaftler befasst, Physiker
56
und Philosophen, zum Beispiel der bereits erwähnte
Albert Einstein oder Stephen Hawking, alelrdings
war keiner von ihnen in der Lage, irgendeine
überzeugende und befriedigende Antwort zu geben.
Die Menschen können an die Grenzen der
Möglichkeiten ihres Verstandes, der Wahrnehmung
oder ihres Fühlens und Verstehens gelangen, die unter
anderem in der Art und im Charakter der Existenz
dieses Verstandes bestehen, doch dann taucht vor
ihnen immer wieder ein undurchdringbarer Nebel
auf, eine Wand, hinter der sich etwas verbirgt und
niemand weiß eigentlich was. Wenn man nicht um
jeden Preis antworten und immer demütig und
bescheiden bleiben will, begibt man sich nicht auf
den Weg der Selbsttäuschung, der Unsicherheit und
der Spekulationen, die die Religion braucht. Dann
bleibt man der stille Gesellschafter der Wahrheit,
des Verständnisses und der Erkenntnis.
57
Luboš Poláček
Die Menschen Gedanken und das Universum
2018
Graphische Gestaltung,
Umschlag/Textumbruch:
Omikron s. r. o. – Jaroslav Stanke
Aus dem Tschechischen © Silke Klein, 2018
Druck:
Omikron Invest s. r. o.
Doudova 22, 147 00 Praha 4
Tschechische Republik