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Die Menschen, Gedanken und das Universum

2018, Die Menschen, Gedanken und das Universum

Versuchen wir doch zumindest für einen Moment, uns von jenen Gedanken frei zu machen, die irgendwie allgemein gültig sind, und zwar, dass der Mensch der Herr der Schöpfung ist, der Herrscher des Alls, der ständig gegen etwas kämpft, um dieses Etwas zu besiegen und sich so selbst seine Außergewöhnlichkeit zu beweisen. Er kämpft mit der Natur, mit dem Wetter, mit dem Universum, das er auch zu erobern versucht. Es reicht ihm nicht, worüber er sich erhebt, dass er sich von diesem Ganzen, dessen integraler Bestandteil er ist, abhebt, versucht, sich von ihm zu lösen. Gewisse Gruppen von Menschen, seien es religiöse oder soziale, erheben sich über andere, diese wieder über jene, wiederum über diese, und dabei haben doch alle die Möglichkeit, ihren Verstand einzusetzen und sich selbst zu erforschen und kennenzulernen, zu versuchen, sich selbst zu verstehen - Gnóthi Seauton, wie es über dem Eingang zum altertümlichen Delphi gestanden haben soll.

Die Menschen, Gedanken und das Universum Luboš Poláček Für meine Mutter Inhalt: Die Menschen Das Universum 11 32 Die Menschen, Gedanken und das Universum Versuchen wir doch zumindest für einen Moment, uns von jenen Gedanken frei zu machen, die irgendwie allgemein gültig sind, und zwar, dass der Mensch der Herr der Schöpfung ist, der Herrscher des Alls, der ständig gegen etwas kämpft, um dieses Etwas zu besiegen und sich so selbst seine Außergewöhnlichkeit zu beweisen. Er kämpft mit der Natur, mit dem Wetter, mit dem Universum, das er auch zu erobern versucht. Es 7 reicht ihm nicht, worüber er sich erhebt, dass er sich von diesem Ganzen, dessen integraler Bestandteil er ist, abhebt, versucht, sich von ihm zu lösen. Gewisse Gruppen von Menschen, seien es religiöse oder soziale, erheben sich über andere, diese wieder über jene, wiederum über diese, und dabei haben doch alle die Möglichkeit, ihren Verstand einzusetzen und sich selbst zu erforschen und kennenzulernen, zu versuchen, sich selbst zu verstehen – Gnóthi Seauton, wie es über dem Eingang zum altertümlichen Delphi gestanden haben soll. In das schöne, faszinierende und wundervolle Universum zu blicken und es nicht zu erobern, sondern es zu erkennen und sich von ihm ergreifen zu lassen. Nicht gegen die Natur zu kämpfen, sondern sie zu erkennen. Nicht mit dem Wetter zu kämpfen, sondern zu verstehen, warum es so oder so ist. Alles, ja, wirklich alles ist gerade jenes einzige All, so wie es dem Menschen erscheint, dessen untrennbarer Bestandteil auch menschliche Wesen sind, die nichts und niemandem übergeordnet, aber auch nicht untergeordnet sind oder es sein können. Das Universum, wo das Gefühl, das man davon erlangt, von dem spanischen Philosophen Ortega y Gasset 8 über das Gefühl gestellt wird, das durch Liebe eintritt, das Universum mit seiner Schönheit und all dem, was es in sich trägt, wie man darüber nachdenkt und wie es einem erscheint. In seine Seele zu blicken und in seine Tiefen einzutauchen. Zu versuchen, das Wesen dessen aufzudecken, was dem Menschen lieb und teuer ist – Kunst, Erkenntnis, Verständnis, Liebe, Verstand, aber leider auch das, was ihm nicht lieb ist – Krieg, Dummheit, Unverständnis und auch Eitelkeit, Hochmut und Einbildung, wovon, vor allem von den drei letztgenannten menschlichen Eigenschaften noch die Rede sein wird, zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind. Die Worte, Sätze und Gedanken, die im Folgenden angeführt werden, müssen nicht immer gelten, und schon gar nicht für immer, wie schon Richard Feynman bemerkte, alles verändert sich ständig in den Augen des Menschen. Es ist nur das Bemühen, irgendwohin weiter hinter den Horizont der Dimension des Menschen zu blicken. Die Poesie, die aus den unendlichen Tiefen des Universums hervorgegangen ist, die wie Lichtstrahlen durch den gekrümmten Rum zu uns 9 getragen wird und die in uns wachwird und sich spielerisch um unseren Verstand legt, von dem wir eigentlich gar nicht wissen, was dieser Verstand ist (!), nach dem wir uns richten oder besser gesagt: nach dem wir uns richten müssten. Sie wird getragen wie ein Lied, komponiert aus den Noten von Phantasie und Träumen und von einer Faser der Sehnsucht umwoben. Sie fliegt herbei wie ein Lichtstrahl, auf dem Albert Einstein sitzt, um den Schleier zu lüften, hinter dem die Frau die Reize ihres Körpers und ihrer Seele verbirgt, und wenn ein Mann dahinter blickt, ist er völlig benebelt und bezaubert von dem, was er gerade gesehen hat. 10 Die Menschen Die meisten Menschen denken sozusagen von innen nach außen, die Richtung ihres Denkens geht also von ihrem eigenen Verstand als Subjekt in die Umgebung, wertet also die äußeren Impulse aus und verarbeitet sie anschließend in sich selbst, für sich selbst (auch die Übermittlung der Ergebnisse seines Erkenntnisprozesses ist dann gesetzmäßig durch Definition seiner subjektiven Ansichten gegeben). Dies bedeutet, dass die Gedanken eine 11 Reaktion darauf darstellen, was man sieht, hört, fühlt oder ertastet, das wertet man danach auf irgendeine Weise für sich selbst aus und vergleicht es, danach wird es angepasst und man erklärt damit dass Innen- und Außenleben, das eigene Tun und die eigene Wahrnehmung. Der Verstand dient dann nur und ausschließlich den Menschen selbst. Aus all dem ergibt sich die sog. „Realität“, die die einzig richtige zu sein scheint, klar, fest, erkannt und nicht anzuzweifeln. Es würde keinem einfallen, die Eigenschaften eines Menschen, die man selbst verurteilt, nämlich jenen Hochmut, Einbildung, Aufgeblasenheit und uferlose Rücksichtslosigkeit, Egoismus uns Eitelkeit, die innerlich blind macht, selbst für sich zu übernehmen. Der Mensch handelt danach, und es kommt ihm nicht einmal in den Sinn, dass er sich irren könnte. Wohl das Höchste in diesem Sinne sind alle möglichen Religionen, die der Mensch je erdacht hat und erdenkt. Man kann also sagen, dass wie bereits gesagt die Richtung dieses menschlichen Denkens von innen nach außen verläuft. Verändert man jedoch diese Richtung des Denkens von innen nach außen ins Umgekehrte, also 12 von außen nach innen, eröffnet sich dem Beobachter eine etwas andere Welt, die sich oftmals von der Welt unterscheidet, die der Beobachter im ersten Fall sieht, also wenn er die Welt von drinnen nach draußen betrachtet. Ähnlich wie es im Falle von Einsteins spezieller Relativitätstheorie ist, bei der dieselbe Tatsache zwei unterschiedlichen Betrachtern unter unterschiedlichen Bedingungen völlig anders erscheint. Lässt der Mensch einen Intellekt frei über allem schweben, über sich selbst und über seinem Verstand, so wie es Arthur Schopenhauer sagt, „unbeschwert vom Dienst des Willens und nur der Erkenntnis und dem Erkenntnisprozess über sich selbst als solchem überlassen“, erscheint einem die Wirklichkeit abweichend von der Art der Erkenntnis, von dem ich als von innen nach außen spreche, gleichzeitig aber bringt ihm diese Art der Erkenntnis, des Erkenntnisprozesses seiner Umgebung von außen eine unbeschreibliche Freude, Glück und gleichzeitig ein überwältigendes Gefühl der Befreiung. Die Ergebnisse seines Denkens präsentiert er ebenso wie derjenige im ersten Fall, jedoch mit dem großen Unterschied, dass in diesen Verstehensprozess völlig andere, abweichende Daten eintreten. Daten, die, um wieder mit den 13 Worten Arthur Schopenhausers zu sprechen – nicht „ vom Dienst des Willens belastet sind und nur der Erkenntnis und dem Erkenntnisprozess als solchem überlassen bleiben und die es dem Menschen ermöglichen, das Bild der äußeren Welt rein, deutlich und objektiv zu sehen, ohne jeglichen Zweck“. Auch der Mensch hat sich an den Gedanken gewöhnt, der eng mit dem Gefühl zusammenhängt, das ihm jenes irreführende Selbstbewusstsein und die Überzeugung vermittelt, über einen freien Willen zu verfügen, der ihn von der restlichen von ihm beobachtbaren Welt unterscheidet. Wenn wir über all das nachdenken, sehen wir, dass dies nur unser menschlicher frommer Wunsch ist, denn jeder Mensch ist durch etwas determiniert und entscheidet sich einfach so, wie er muss und nicht etwa frei, wie er möchte und wie er annimmt, dass er es will. Jeder Mensch ist durch etwas begrenzt und muss es auch sein. Sei es der angeborene und geerbte genetische Aufbau, die Reichweite seiner fünf Sinne oder einfach die physischen bzw. intellektuellen Möglichkeiten, Erfahrungen und Fähigkeiten. Unsere Entscheidungsfindung sieht zwar frei und unabhängig aus, einfach wie 14 ein freier Willen, doch scheint das nur so. Und der Mensch dient dem von den Umständen definierten Willen ganz und gar! Man muss sagen, dass der Mensch unter allen Umständen seinen Verstand nur mit demselben Verstand beobachten kann, der beobachtet wird, denn logischerweise geht es nicht anders, was auf den ersten Blick paradox ist. Betrachten wir unseren Verstand auf diese Art, so sehen wir, dass er viele verschiedene Beschränkungen aufweist, wie allgemein bekannt ist, und zwar schon durch sein Wesen. Diese Beschränkung ist unter anderem, wie bereits viele Denker bemerkt haben, auch dadruch gegeben, dass sämtliche Tätigkeit des menschlichen Willens vom Vorhandensein der bereits erwähnten fünf Sinne bedingt wird. Riechen, Tasten, Sehen, Hören und Schmecken. Den Menschen hindert nichts daran anzunehmen, dass es auch eine ganze Reihe anderer, weiterer Dinge, Prinzipien oder Arten gibt, die irgendwie existieren und zusammen ein Bild abgeben, das der mensch eben mit diesen Sinnen wahrnimmt. Er kann sie sich auch nicht vorstellen, und deshalb ist es ihm unmöglich, diese irgendwie auszuwerten 15 und sich mit seinem Sinn irgendwie mit ihnen zu beschäftigen. Nur schwer oder besser und einfach gesagt kann sich der Mensch dieses Etwas einfach nicht vorstellen. Er kann und muss sich letztlich eingestehen, dass in diesem Sinne der menschlichen Erkenntnis auch ein anderes Prinzip, eine andere Tat existieren kann und muss, einfach etwas, das man sich nicht vorstellen und somit auch nicht fassen kann, denn die Wahrnehmung des Menschen wird eben durch diese fünf Sinne begrenzt. Niemand wird wissen, ob er sich irrt oder nicht, ob er alles erfasst hat, was Bestandteil des entsprechenden Themas sein kann. Und damit hängt eigentlich die absolute Beschränkung des menschlichen Verstandes zusammen, auch wenn sich die Frage stellt, ob man überhaupt noch von dem Begriff – Beschränkung – sprechen kann. Absolut alles, was der menschliche Verstand schafft und umsetzt, ein Gedanke, eine Schlussfolgerung, ein Gefühl, Kunst, Philosophie, religiöse Vorstellungen oder auch andere Themen und Spekulationen sind in eine Art menschliche Blase eingeschlossen, deren Grenzen logischerweise nie überschritten werden 16 können oder aus der man nicht herauskann. Sämtliche Ergebnisse gelten nur für einen als Menschen selbst und sind nicht so gültig, wie das für einen vom Menschen geschaffenen Begriff der Fall sein sollte – objektiv, und sie können es auch nicht sein. Es ist ein bloßer Wunsch, wie ich gerade gesagt habe, dass dies so sein soll. Da wir uns vergegenwärtigen müssen, dass wir uns nur unter von Menschen geschaffenen Begriffen bewegen können, die wir verwenden müssen, um etwas auszudrücken und wir eben keine andere Möglichkeit haben, hindern uns gerade jene verachtenswürdigen und eigentlich unwissentlichen Ausdrücke, die wir uns nicht einmal vor Augen führen, wie Hochmut, Einbildung und Aufgeblasenheit, daran, Weiteres zu verstehen. Und zwar merkmalhafterweise auch gerade das, was ebenso wie der Mensch auch andere uns weitere bekannte Organismen auf der Erde „gedanklich“ sozusagen in ihrem eigenen Raum und System bewegen, so wie wir Menschen in unseren, das ebenso eigenwillig wie unsere Welt ist. Dieses System ist absolut anders, hat einen völlig anderen Charakter, ist einfach einzigartig. 17 Man könnte einfach sagen, der Mensch „habe es menschlich“, der Hund „hündisch“, der Frosch „froschig“ und die Kiefer „kieferig“. Und nichts von all dem ist zu unterschätzen und darf nicht auf eine niedrigere oder höhere Stufe gestellt werden, wie es der Mensch tut.Irgendwelche Hierarchien erbauen und zu errichten, sich selbst ganz oben auf den Gipfel zu stellen, und zwar im Grunde noch über Gott, das kann man schon aus dem Wesen der Sache heraus nicht. Daraus ergibt sich also, dass die größte Beschränkung des menschlichen Verstandes und der Erkenntnis nicht nur in den Möglichkeiten der Tätigkeit dieser Entität besteht wie dem Verstand, sondern im Wesen seiner so genannten Existenz selbst, in seinem, so könnte man sagen, Charakter, in der Antwort auf die Frage – „was ist dieser Verstand eigentlich?“ Wir spüren ihn eher nur intuitiv, wenngleich mit einer nie dagewesenen Genauigkeit, die man mit klaren und präzisen Worten eigentlich nicht ausdrücken kann. Seine größte Beschränkung besteht somit im Kern seiner Existenz, in der Form seines Ausdrucks und seines Wesens als solchen. 18 Verschiedene Götter sind in unterschiedlichen Kulturen als elegante, klare und einfache Antworten auf Fragen aufgetreten, die irgendwann vor dem Menschen auftauchten und die aus ihrem göttlichen Mund als Ergebnis ihrer göttlichen Absichten, ihres Tuns und ihres Willens erklärt wurden. Seien es unterschiedliche Naturphänomene, physikalische bzw. chemische Erscheinungen oder nicht zuletzt größere oder kleinere soziale Bewegungen unter Menschen oder nur einfache Ansichten eines einzelnen Menschen. Es entstanden Archetypen, von denen bereits ihr Entdecker Carl Gustav Jung erzählte. Immer jedoch war dies alles schon aus Prinzip äußerst menschlich, rein menschlich, und das ist es noch immer. Und weil der Verstand des Menschen ständig etwas wissen und immer etwas nicht verstehen wird , wird er in Gott immer Antworten finden, die für ihn verständlich, entsprechend und vor allem alles erklärend sein wird, und das in all seinen Fragen. Auch schon in der Vergangenheit haben einige Menschen verstanden, dass sich über die Religion im Grunde andere Menschen beherrschen lassen, ja sogar ganze Massen von Menschen, was eigentlich 19 in etwas begrenztem Maße bis heute andauert. Es ist seltsam, und zwar vor allem heute, dass sich die Menschen nicht mit dem Gedanken befassen, ob, wie und warum der Mensch Gott bzw. die Götter eigentlich geschaffen hat. Und warum er dieses nicht existierende Wesen, in dem er sowieso nur sich selbst widerspiegelt, als nicht anzuzweifeln und real betrachtet, also als eine unachfechtbare Realität? Für einen aufrichtig und tatsächlich gläubigen Menschen wird Gott ein absolut eigenständig und nicht anzweifelbar existierendes Wesen, auf das er sich ganz ausrichtet und sich nach ihm richtet, in sie seine sämtlichen positiven und negativen Eigenschaften projiziert, auch das, was ihn belastet und verunsichert, was ihm unangenehm ist und ihn stört. Er legt es einfach dort ab, er erlegt seine Sorgen jemandem anderen auf, und das ist kein anderer als gerade Gott. Im Grunde ist dies ein genialer psychischer Prozess! Gleichzeitig mit diesem Glaubensakt aber verliert er seine Verwantwortung und im Grunde seine gesamte Persönlichkeit, die er dort eigentlich auch hineinlegt, was ein hoher Preis für sein eigenes Leben ist. Aber es ist ihm egal! Denn man kann aus den Gesichtern dieser menschen Erleichterung 20 und Befreiung von aller Last herauslesen. Der Mensch sieht Gott im Grunde als sein eigenes Spiegelbild, das er sich anschließend in seinem Wissen so gestaltet, wie er es möchte und es aus irgendeinem Grunde sehen und nutzen will. Im Grunde also belügt sich der Mensch nolens volens selbst. Die Götter, die sich durch jahrtausendelange Erfahrungen, Bräuche und ewigen Fragen und Antworten herauskristallisiert haben, sind zu denen geworden, die wir in unserer menschlichen Wertehierarchie am höchsten gestellt haben, die wir als Hebel für alles Mögliche und Unmögliche verwenden. Und dabei ist in Gott eigentlich nur das Bild des Menschen selbst eingeprägt, wie er sich selbst sieht oder sehen möchte, er behauptet, Gott sei ihm übergeordnet, und dabei sei es gerade der Mensch, der „seine“ Vorhaben und Absichten erklärt. Er verwendet, reguliert und verbiegt die Auslegung „seiner“ Tätigkeit und seines Daseins so, wie es ihm gerade passt. Doch davon war schon mehrmals die Rede! Dazu schuf er sich im Grunde eine undurchdringliche Lehre, die er nach seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten immer anpassen 21 und abrunden kann, damit sie seinen Wünschen, Sehnsüchten und Bedürfnissen oder irgendeiner eigenen Erkenntnis entspricht. Diese gedankliche Richtung heißt Theologie, und ihr Hauptsinn besteht darin, mit Hilfe eines undurchdringlichen und nicht anzuzweifelnden Gestrüpps von Gedanken und Sophismata das zu beweisen, was sich der Mensch wünscht, dass es so sei. Und dieses Denken kommt dann als Wissenschaft daher! Ja, Gott existiert, ohne Zweifel, doch nur in unserem menschlichen Sinn. Einem aufrichtig gläubigen Menschen würde es nicht einfallen, auch nur einen Moment darüber nachzudenken, dass eigentlich logischerweise kein Gott existieren kann, wo es doch so schön mit ihm ist und der all seine Wünsche erfüllen kann. Der menschliche Sinn schafft sich für sich selbst dieses Prinzip, dieses Wesen, in das er, wenn ich mich wiederhole, all seine Probleme und Schwierigkeiten hineinlegen kann, einfach alles, was ihn belastet und quält. Gleichzeitig aber auch Freuden und schöne Dinge, von denen er etwas hat und die durch die „Gegenwart“ eines Gottes vervielfacht wird. Auch gläubige Menschen halten damit nicht zurück, 22 im Gegenteil, und hier haben sie natürlich völlig Recht, wenn sie sagen, dass sie ihr Leben in seine Hand gelegt haben, dass sie unter seinem Schutz leben und dass sie sich ganz Gott hingegeben haben. Es ist wirklich wunderschön und befreiend, ein wonnevolles Gefühl, vervielfacht durch sich über Jahrzehnte oder über Hunderttausende von Jahren entwickeltes menschliches Wissen, das durch persönlich erlebtes Gefühl des Eintritts einer überirdischen, allmächtigen Substanz in irgendein Individuum geschaffen wurde. Das ist verständlich! Für diese befreiende, wunderschöne Täuschung, die für irgendein Individuum fast alles lösen kann, zahlt der Mensch jedoch, wie ich auch schon gesagt habe, einen nicht geringen Preis, dessen er sich nicht bewusst ist, und zwar verliert er absolut seine eigene Persönlichkeit, seine eigene menschliche Identität. Er spürt und hat nicht die volle Verantwortung für die Dinge, die er tut oder denkt, einfach für sich, denn er wird von jener oben erwähnten Substanz geleitet. Aus dieser gedanklichen Hölle gibt es, auch wenn es scheint, sie sei die schönste, beste und verführerischste Sache der Welt, kein Entrinnen! 23 Diese selbstgefällige Art des Menschen, sich über alles zu erheben, ist also, wie ich schon sagte, nur für den Menschen gültig, oder besser gesagt für die Interpretation der Daten, die aus seinem Verstand hervorgegangen sind. Man kann nicht sagen, dass sich beispielsweise ein Tier nicht nach den Gesetzmäßigkeiten verhalten würde, die ein Mensch entdeckt hat, doch diese Erkenntnisse und die sich daraus ergebenden Schlüsse gelten nur für den Menschen. Wir können sagen – ja, wie menschen verstehen das doch alles. Wir können aber nicht darüber urteilen, in welcher Weise diese anderen Organismen über die dem Menschen bekannten Tatsachen kommunizieren oder Informationen austauschen, auf welche Weise sie diese Informationen dann auswerten, (wenn man sich stets an die Prinzipien der Erwägungen eines Menschen hält). Man muss sagen, dass es dazu immer in einer Art kommt, die einer bestimmten Entität eigen ist, in einer Art, die für den Menschen völlig unbegreiflich sein Muss und bleibt oder die für ihn nur sehr schwer vorstellbar ist, völlig und ganz beschränkt durch die Intentionen des 24 menschlichen Denkens, die unüberschreitbare Grenzen schaffen. Oder sie kommunizieren nicht darüber und tauschen darüber gar keine Erfahrungen aus. Wenn wir darüber urteilen, so tun wir dies nur von unseren Standpunkten aus, da, wie ich bereits erwähnt habe, die Menschen einfach keine andere Möglichkeit haben und es auch nicht haben können. Es ist völlig absurd, wenn Menschen davon überzeugt sind, vom Ganzen losgelöst und einzigartig zu sein, was sich in Ausdrücken zeigt wie – Mensch und Natur, Mensch und Weltraum, Mensch und Tier, Mensch und Gott, Mensch und Pflanze … Dabei ist es, statt sich so ohne nachzudenken abheben zu wollen, viel wichtiger zu versuchen, eine Antwort auf die wesentlichste Frage zu finden, ich wiederhole mich noch einmal, was ist eigentlich dieser Verstand, was sind das Denken und das Wissen überhaupt? Man findet nur schwer eine Antwort, Argumente für eine Antwort auf diese Frage, es ist schwer, diesen Gegenstand, wie der Verstand es ist,, irgendwie zu definieren. Ist vielleicht die Basis eine einfache Reaktion zweier eigenständiger Teile wie beispielsweise 25 Licht und Sehen oder Fühlen und Gegenstand, von denen es im grunde eine riesige, nicht zählbare Menge gibt (auch wenn diese nicht unendlich sein kann), die gerade in dieser oder in einer anderen Gruppierung und ihrer vielfachen Kombination stehen? Also einfach das Aufeinandertreffen mehrerer physikalisch ermittelbarer Größen, die die Basis für weitere physikalisch-chemische Reaktionen bilden, auch wenn einem dies absolut inakzeptabel erscheinen mag? Wir können versuchen, eine Frage zu beantworten: denken Tiere, Bäume, Blumen, Wasser, Luft, denkt vielleicht das Universum als Ganzes? Und wie funktioniert dies oder jenes eigentlich? Kann man darauf überhaupt eine relevante Antwort finden? Es ist schwer, die Wahrheit zu finden. Aber nicht so, indem man alles irgendwie elegant als Tätigkeit überirdischer Kräfte erklärt, die diesen für uns scheinbar unverständlichen Mechanismus in Gang gesetzt haben, weil eine solche Antwort immer nur das Ergebnis menschlicher Arroganz sein wird, die um jeden Preis alles erklären muss und will. Und sie wird immer nur für den Menschen gelten, der allein 26 in seiner Blase eingeschlossen ist, deren Grenze er, ich sage es wieder, einfach nie überschreiten kann. Ich weiß, dass ich mich wiederhole. Wie bereits besprochen ist der menschliche Verstand nicht im Sinne irgendeines absoluten Prinzips anwendbar. Wir können nur vergleichen, was und wie dieser menschliche Verstand etwas hervorbringt, Erscheinungen, die wir verstehen, mit den übrigen Ausprägungen des einen oder anderen, weshalb wir immer, ständig und nur die Termini und Begriffe verwenden müssen, die nur für den Menschen und sein Denken gültig sind. Alles, alle Ausprägungen des menschlichen, sagen wir Verstandes, sind immer nur dem Ort geschuldet und werden es auch sein, an dem sie entstanden sind, der Mensch wird irgendwie das interpreteren, womit seine Sinne in Kontakt kommen, und dies zwingt mich, immer wieder zu sagen, dass alles immer nur in seinem Verstand eingefangen bleiben wird. Es wird immer nur eine Interpretation durch den Menschen sein. Und es können verschiedene theologische Spekulationen sein, Philosophie, Kunst, ein Gefühl und ein Begriff von Schönheit, einfach jegliche menschliche 27 Tätigkeit (und Untätigkeit). Eine Kategorie kann – objektiv betrachtet – nie so sein, wie sie der Mensch gern hätte, nämlich irgendeine bestimmte „absolute Universalität“, denn auch dieser Begriff selbst ist im Grunde nur eine Schöpfung des menschlichen Denkens, deshalb muss man ihn so nehme. Nichts von irgendeiner Äußerung des Menschen kann einfach diese menshchliche „Blase“ verlassen, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht, man muss dies also stets in Betracht ziehen. Um dies zu illustrieren, stellen wir beispielsweise einen Menschen und einen Frosch nebeneinander. Ja, dem Menschen erscheint der Frosch als Wesen ohne Verstand und Denkvermögen. Das wichtigste Wort dieses letzten Satzes ist – „erscheint“, denn wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Mensch nur interpretiert, wie ihm der Frosch erscheint, dann müssen wir sagen, unbelastet von den schon so oft erwähnten Eigenschaften, deren wir uns vielleicht nicht ganz bewusst sind wie Hochmut, Aufgeblasenheit und Einbildung oder mit den Worten Arthur Schopenhauers – Dienst des Willens und des Wollens – dass zwei unterschiedliche, völlig, aber absolut eigenständige, autharke Entitäten 28 nebeneinander stehen. Und weil der Mensch nie ein Frosch werden kann und ein Frosch nie ein Mensch, nur im Märchen, kann der Mensch das System des Frosch“denkens“ nie verstehen oder es begreifen. Er kann nur beschreiben, wie ihm alles um den Frosch herum erscheint, was er beobachtet, aber nur für sich selbst. Ein Frosch funktioniert doch ähnlich wie wir Menschen. Man kann sagen, er atmet, nimmt Nahrung auf, wehrt sich, vermehrt sich und reagiert überhaupt auf unterschiedliche äußere und innere Anstöße, sicher, also weiß der Mensch viel über ihn, und zwar auch sehr detailliert. Und deshalb ordnet er ihn irgendwie ein, schichtet ihn irgendwo in sein Wertesystem ein, das er selbst erdacht hat, in der Regel nicht ganz so hoch, aber auch nicht besonders niedrig. Vor allem aber verortet er ihn wertemäßig unterhalb von sich selbst, ohne sich zu vergegenwärtigen, wie doch alles in Wirklichkeit relativ ist. Ja, ein Frosch beschäftigt sich wahrscheinlich nicht mit der Lichtgeschwindigkeit, mit der Halbwertzeit von Uran oder der goniometrischen Gleichung, doch bedeutet das nicht, das er ein minderwertiges 29 Wesen ist. Der abgrundtiefe Unterschied besteht nur darin, dass der Mensch ein menschliches Leben lebt und ein Frosch ein froschiges. Schließlich, und ich wiederhole mich, weiß niemand, wie das Informationssystem von Fröschen funktioniert, wie ihre Gedächtniskapazität aussieht, die die Übertragung der Froschdaten funktioniert, so wie er sie in seiner Froschwelt sieht, fühlt und erlebt, wir wissen nicht, „wie es bei ihm überhaupt bestellt ist“. Wir wissen nur, dass diese Art der Existenz absolut anders ist als bei uns. Wir ziehen nur als Menschen unsere Schlussfolgerungen und bilden so unsere Ansichten heraus, eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Doch vor allem ist diese Welt einfach ganz anderes, aber sie ist auch völlig einzigartig, wie ich schon mehrmals gesagt habe. Ganz einfach – beim Frosch ist „das“ völlig anders als beim Menschen! Daraus mus notwendigerweise darauf geschlossen werden, dass, noch einmal wiederholt, der menschliche Verstand völlig sicher von der Vielzahl der Möglichkeiten seiner Ergebnisse beschränkt ist, vor allem aber seiner Ergebnisse 30 und seines Tuns überhaupt, auch wenn das Quantum dieser Möglichkeiten unglaublich groß ist, doch im Grunde muss es endlich sein. Man könnte also sagen, dass eine Beschränkung dieser Art, noch einmal, quantitativ ist. Seine größte und im Grunde absolute Beschränkung besteht jedoch in seiner Qualität oder besser gesagt in seinem Charakter, der Form, der Art und Weise und dem Inhalt. Wie bereits einmal jene immer wieder nicht zu beantwortende Frage aufgeworfen wurde – was ist das überhaupt, dieser Verstand, das Wissen, das Denken? In der Antwort auf diese Frage besteht auch der Kern der Antwort. Doch wer wird sie beantworten. Aber das wurde bereits besprochen. 31 Das Universum Das Universum – phantastisch, wunderschön, rätselhaft, großartig und geheimnisvoll, für uns unendlich, poetisch und gefährlich zugleich, ein Ort so vieler Änderungen und Veränderungen, Bewegungen und auch der Beständigkeit, ein Ort, wo sich Sicherheit mit Unsicherheit, Vertrauen mit Misstrauen, etwas mit Nichts, Dunkelheit mit Licht, Leere mit nicht messbarer Energie überschneiden. Und vor ihm steht der Mensch, der sagt, er wolle 32 versuchen, es zu erobern, erobern! Doch wie? Wie irgendeine Festung, eine Burg, ein Land, oder will er es gar erobern wie ein Mann eine Frau? Statt ihn kennenlernen zu wollen, zu verstehen oder zumindest sein Geheimnis zu lüften, zumindest das aufzudecken, was ihm am nächsten ist, also sich selbst, eines der vielen Quadrillionen integraler Bestandteile dieser Entität. Gerade so, wie gerade er, der Mensch, es versteht und begreift. Er fragt: „Wie bin ich nur hierher gekommen, welchen Sinn hatte und hat das? Warum? Hat mich und wohl auch alles andere irgendein Gott geschaffen und all die wunderbaren Eigenschaften in mich hineingelegt, die mich dazu vorbestimmen, mich über alles andere zu erheben und somit alles zu beherrschen, aber auch die schlechten Eigenschaften, die nur einreißen und auch mich selbst vernichten können?“ Ja, es ist selbstverständlich möglich, sich so theologisch zu antworten vor allem danach, wenn mit diese Antwort als Mensch das wonnevolle Gefühl voller Glück und Erfüllung vermittelt, mich von allen Schuldgefühlen zu befreien, alle Last 33 von mir zu werfen, die mein Leben belastet, alle Probleme und Verantwortung abzuschütteln, eine klare Antwort zu geben, die im Grunde einfach und nicht anfechtbar ist. Wer würde sich das nicht wünschen! Doch man kann auch antworten, dass der Anfang aller Dinge zumindest für uns in Dutzenden, Hunderten und Tausenden Lichtjahren von der Erde entfernt liegenden Supernovas verschiedener Typen und Arten zu finden ist. Wenn beispielsweise ein fast unvorstellbar mächtiger Stern kraft seiner eigenen Gravitation in sich zusammenstürzt. Der Wasserstoff als sein Bestandteil und wo sich der Bau der einzelnen Atome dieses chemischen Elements in diesem riesigen Stern als thermonuklearer Brennstoff zu verändern beginnt. Um den Kern herum bilden sich zweibelförmig Schichten chemischer Elemente, die dann in einer anschließenden Explosion mit einer Gechwindigkeit von 10.000 km/s in den umliegenden Raum geschleudert werden, wo sie sich dann, zum Beispiel auf der Oberfläche von Kometen, in weitere Ecken dieses Alls verbreiten. Aus Elementen, von denen auf der Erde und nicht 34 nur auf der Erde alles anders zusammengesetzt ist, auch der Mensch. Der Beginn dieses grundlegenden „Baumaterials“, dessen Entstehung unwiderlegbar von der Wissenschaft festgelegt wurde, zweifelt heute wahrscheinlich niemand mehr an. Und daaus ergibt sich logischerweise, dass alles um uns herum – also Tiere, Pflanzen, Luft, Steine, Felsen, aber auch der Mensch dieselbe Herkunft haben, und wie ich bereits mehrmals erwähnt habe, ist hat seine eigenständige und völlig autharke Existenz, somit besteht zwischen ihnen kein qualitativer Unterschied. Logischerweise kann auch keiner bestehen! Der Mensch hat in den definierten Grenzen dieser seiner Existenz, die er weiter auch als Form seiner Erkenntnis und seines Erkenntnisprozesses festgelegt hat, im Laufe der Zeit auch viele unterschiedliche Begriffe geprägt, Bereiche seines Interesses und Arten des Verständnisses, für die er vor allem die verbale Kommunikation verwendet, aber auch die nonverbale, obwohl die nonverbale Kommunikation ebenso wichtig ist, wenn nicht gar wichtiger, in denen sich die Art seines Denkens widerspiegelt. 35 Jede Sprache ist anders und deshalb sind auch jedes Denken und alle Gedanken von der jeweils gesprochenen Sprache, in der wir denken, abhängig. Doch vergessen wir nie: wir immer bedenken müssen, dass wir gezwungen sind, uns ständig mit einer Frage zu befassen – was sind eigentlich Denken und Erwägungen? Dass Begriffe, die wir geschaffen haben Wörter, die wir zu Sätzen zusammensetzen und nach denen wir dann, noch einmal gesagt, denken und Dinge erwägen, nur den Menschen dienen und man nicht versuchen kann, sie auf alles andere zu verallgemeinern. Begriffe, die vom Menschen und nur für ihn geschaffen wurden, könnte man sagen für ihn selbst, die für ihn oft fast schicksalhaft wichtig sind, Begriffe und Ergebnisse seines Denkens wie beispielsweise Religion, Philosophie, Kunst, Politik oder beispielsweise Ökonomie, aber auch Fragen des ganz normalen Alltagslebens versucht er im Grunde zu erklären und die Aufgabe, den Sinn und die Stellung des Menschen im Universum zu beleuchten. Oft, und ich denke, und da bin ich sicher nicht allein, werden sie allerdings fast immer zu einem bloßen Instrument der Macht und der Herrschaft über andere, wie die Geschichte, die ständig aktuelle Gegenwart und schließlich auch die Zukunft zeigt, 36 weil der Einfluss des Gefühls, reich zu sein und Macht zu haben im menschlichen Kontext Kräfte sind, denen der Mensch absolut untergeordnet ist und sich nach ihnen richtet. Im Grunde tut jeder, der arm ist, alles dafür, um reich zu werden, und der, der reich ist, muss ständig seinen Reichtum verteidigen. Und das alles überdeckt dann absolut jene Sehnsucht nach Erkenntnis. Doch davon war hier schon die Rede! Das ist logisch und verständlich, denn dieses Prinzip gilt im Universum allgemein, und obwohl der Mensch sich mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten begabt vorkommt, eben etwas Außergewöhnliches und Gutes zu sein als Das, Jenes oder Die Anderen, verhält er sich oft noch schlimmer und widerwärtiger als gerade sie oder jene, die von ihm unterschätzten Anderen. Übrigens ist schon dieses verhalten ein Beweis dafür, dass er – sozusagen – nicht aus der Reihe tanzt, in der alle Die und Jene stehen. Ruhig zugunsten der Durchsetzung ihrer grundlegenden Bedürfnisse und Instinkte leugnet und verdrängt er jene Rationalität, auf die er sich nur zu gern beruft und lässt die Natürlichkeit durchdringen, 37 die allen Strukturen eigen ist, und zwar den gewaltsamen Kampf um die Macht, überlegen zu sein und um das eigene Überleben zu kämpfen. Alle sind, wir sind absolute Egoisten und müssen es von unserem Wesen her auch sein. Und wer sagt, dass das nicht stimmt, der sagt nicht die Wahrheit! Und zwar auch eine solche, die sich den spekulativen zurechnen ließe und in deren Labyrinth sich der Mensch völlig verliert wie beispielsweise die schon mehrmals genannte Religion. Eine Religion, wie ich schon mehrmals erwähnt habe, die sich über tausend Jahre herausgebildet hat, was sich dem Menschen tief ins Hirn und in den Sinn einprägte, und zwar so, dass ein wirklich gläubiger Mensch nie von seinem Glauben abgeht. Er wird nie Rationalität und Logik freien Lauf lassen, die ihm einen Spiegel vorhalten könnten, er kann es einfach nicht, es geht nicht, und zumeist will er auch nicht! Doch ich wiederhole mich ständig, ständig zwingt mich die verführerische Chimäre, sie zu erfassen und mich mit ihr in meinen Gedanken zu beschäftigen. 38 „Da die Stimme, die mich angesprochen hat und anspricht, eine Quelle eines untrüglichen Gefühls, dass durch meine Eingeweide strömt, in meiner Seele und überhaupt im gesamten Körper und die dabei ganz klar, unanfechtbar, so wunderschön und rein gleichzeitig ist, wie mir scheint, dass sie vielleicht nur das Ergebnis jenes tausendjährigen Prozesses und der Entwicklung der Gefühle und des Denkens der Menschen ist? Dass sie jenes psychologisch begründbare und erklärende Phänomen sein kann, dass diesem Trugbild die Maske herunterreißt, dem die Menschen so gern grenzenlos unterliegen? Vielleicht nennen Christen diese Stimme den Heiligen Geist. Und dieser ist doch nicht anzuzweifeln! Und dass dieser Gott nur ein eidachtes Wesen sein könnte, ein prinzip oder etwas, wie man es auch bezeichnen will, etwas, dem man selbst Form und Leben gegeben hat? Das ich selbst geschaffen habe und das folglich genau so ist, wie ich es mir zu haben wünsche und es habe, weil es mir absolut alles beantworten kann und weil es für mich zu einer unanfechtbaren Realität geworden ist? Nein, dass kann und will ich mir nicht eingestehen, ich kann nie sagen, dass dies ein Ergebnis irgendeines psychologischen 39 Spiel gewesen ist!“ kann das ein gläubiger Mensch sagen? Nein, das kann er nicht, und er will es auch nicht! Der Mensch kann und sollte sich ständig immer wieder neue Fragen stellen. ZumBeispiel, wuch wenn er für sich selbst die folgenden Kategorien festgelegt hat, lebendige und nichtlebendige natur – was ist eigentlich wirklich lebendig und was nicht? In den Grenzen und im Rahmen seiner Art und des Prinzips menschlicher Erwägungen. Wenn man an der These festhält, dass die ursprüngliche Herkunft des Menschen und auch der mehrheit dessen, was uns umgibt, in den Riesen des Universums liegt – in den Supernovas, dann ist die Frage völlig legitim, warum das oder jenes lebendig ist und das wiederum nicht. Zum Beispiel die Sonne. Die Sonne, eine runde Scheibe, die wir jeden Tag sehen und ohne deren Wirken, ohne die Wärme und das Licht, das sie ausstrahlt, eigentlich nichts, was wir als lebendig (zumindest auf der Basis von Kohlenstoff) ansehen, keine Minute überleben könnte. Und dabei gilt die Sonne ausgenommen Märchen oder einige religiöse Vorstellungen als nicht lebendig. Ihr bei Weitem 40 größer Teil besteht aus Wasserstoff, derselbe Wasserstoff, dessen Atome zu einem bedeutenden Maße alle Organismen und Nicht-Organismen hier auf der Erde enthalten und ohne den nichts von all dem existieren könnte. Weder Tiere, noch Pflanzen, aber auch wir nicht, die hochmütigen und eingebildeten, aufgeblasenen Menschen, die wir alle eine unzählige Menge an Atomen dieses Elements in uns tragen. Woher kommt jene Leben spendende Energie, die dieser Stern des Lebens der Erde gibt? In jeder Sekunde werden durch thermonukleare Reaktion 700 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 695 Millionen Tonnen Helium. Der Rest, die Differenz in der Masse, wird dann in elektromagnetische Strahlung und einen geringen Prozentsatz Neutrinos in den Elektronen umgewandelt. Die Sonne scheint und gibt seine Energie denjenigen, die sie benötigen – so könnte man es ausdrücken. Und das ist die lebenspendende Strahlung, die für die Existenz des sog. Lebens, die physikalischen Prozesse notwendig ist. Ich sage jetzt absichtlich so genannt, denn ich habe ja schon einmal gefragt – was ist eigentlich lebendig und was ist 41 nicht lebendig? Warum ist die Sonne in unseren Augen nur riesig, 109× größer als die Erde, eine Plasmakugel, die zwar im Grunde dieselbe Füllung enthält wie der Mensch, nicht nur Wasserstoff, sondern auch alle anderen Elemente, wenn auch in geringer Menge, doch in unseren Augen ist sie nicht lebendig, während wir Menschen lebendig sind? Ein Argument könnte die Tatsache sein, dass bei lebenden Organismen die Basis des Lebens von einem anderen Typ und einer anderen Art von lebenden Zellen und ihrer Teilung und ihres Stoffwechsels gebildet wird. Doch die Basis dieser Zellen ist doch immer noch anorganischen Ursprungs! Wir können uns also fragen, welche Menge oder Größe dieser Bauteilchen so geschaffener Entitäten vorliegen müssen, also jene „nichtlebendigen“ Atome und Moleküle, damit wir diese Strukturen als lebendig oder nicht lebendig bezeichnen können? Wann und wie viele dieser einzelnen Teilchen, welche Menge, verleiht dem Wort „lebendig“ oder „nicht lebendig“ Sinn? Für diese Unterteiung gilt nur eine Art menschliche Vereinbarung, die jedoch nichts von den gegebenen Tatsachen im Spektrum der 42 Möglichkeiten der menschlichen Wahrnehmung aussagt. Wenn ich mich an meinen Körper halte, der mir so gesehen am nächsten ist und wenn ich mich frage, ob ich lebendig oder nichtlebendig bin, dann lautet die Antwort, natürlich bin ich lebendig. Wenn ich weiter frage – sind meine inneren Organe, meine Knochen und Muskeln, mein Gehirn, meine Augen oder mein Herz lebendig? Die Antwort lautet ja, denn sie erfüllen die grundlegenden Funktionen einer Zelle. Wenn ich die einzelnen Organe immer weiter teile und gliedere, bis ich auf Zellebene gelange und wenn ich dann gedanklich auch diese Zelle teile, die aus irgendetwas besteht, aus chemischen Elementen und Verbindungen, führen mich meine Forschungen bis an einen Punkt, an dem ich mich fragen muss, ob beispielsweise das Wasserstoffatom, ein untrennbarer Bestandteil einer Zelle, auch lebendig oder nicht lebendig ist? Ist also mein lebendiger Körper aus nichtlebendigen Teilen zusammengesetzt oder wie ist das eigentlich? Wenn ich mit Ja antworte, er ist lebendig, wie soll ich mir dann dieselbe Frage beantworten, ob beispielsweise das Wasserstoffatom in der Sonne 43 lebendig ist oder nicht? Ist es das oder nicht? Oder liegt es vielleicht nur daran, wessen Teil es gerade ist? Wäre es nicht besser zu sagen, dass es entweder einfach nur da ist und existiert oder einfach nicht da ist und überhaupt nicht existiert? Wenn ich noch einmal den Gedanken aufwerfe, wie der Mensch seine Umgebung und alles, was sich um ihn herum abspielt, wahrnimmt und beschreibt, in welche Richtung, also nicht von drinnen nach draußen, wie es üblich ist und auch natürlich scheinen könnte, sondern umgekehrt – von außen nach innen, wenn er eigentlich sich selbst beobachtet, wie ich es schon einmal gesagt habe, dann erblickt er eine andere und eigentlich völlig andere Wirklichkeit als jemand, der seine Umgebung in der erwähnten Art und Weise betrachtet – also von drinnen nach draußen, wie ich am Anfang davon gespochen habe. Stellen wir uns vor, dass wir ähnlich wie Albert Einstein auf einem Lichtstrahl auf einem Elektron eines Kohlenstoffatoms sitzen, das gerade durch Gravitation in einer Supernova entstanden ist, und durch das Universum fliegen. Vielleicht auf einem von vielen Kometen, der von irgendeinem 44 Materiekörper angezogen wird, zum Beispiel von irgendeinem Planeten unseres Sonnensystems. Wir nennen ihn Mars als erster Halt unseres Elementarteilchens. Auf diesem Planeten herrschen derzeit solche und solche Bedingungen. Es gibt eine dünne Atmosphäre, kein flüssiges Wasser, ein schwaches Magnetfeld, durch den Raum dringt starke Strahlung. Also nicht besonders gute Bedingungen für Leben, wie es in unserer Wahrnehmung, von uns wahrgenommen und allgemein definiert wird. Dieses Wasserstoffatom wir so für uns zusammen mit unserem Elektron, in unseren Augen und Sinnen, zu etwas Statischem, Unbeweglichen und Nichtlebendigen, es ist für uns nur ein weiterer Bestandteil eines Felsens, eines Steins oder eine Gesteinsschicht, aus denen dieser Planet aufgebaut ist. Das Kohlenstoffelektron, das wir beobachten, wird also, wie ich gerade beschrieben habe, in unseren Augen nur zu einem weiteren starren, nichtlebendigen Bestandteil des Mars, auch wenn wir nicht abschätzen können, was in den nächsten mehreren Milliarden Jahren auf diesem Planeten passieren wird. 45 Unser zweiter Halt ist die Erde. Der Planet ist bereits als sonnenumlaufend formiert, deshalb tut die Erde das auch und bleibt auf ihrer Bahn. Wasser ist in recht großer Menge auf der Erde bereits vorhanden. Es gibt viele Theorien, wie sie entstanden ist, doch als am wahrscheinlichsten erscheint, dass sie Teil des Materials war, aus dem sich die Erde mit der Zeit formierte. Gehen wir davon aus, dass unsere Landung in längst vergangenen, prähistorischen Zeiten erfolgt, als auf der Erdoberfläche ein Prozess ablief, den wir als Entstehung des Lebens werten können. Es gibt hier Wasser, eine entsprechende Temperatur und auch Licht, das von der Sonne ausgeht. Die Atome bilden Moleküle, diese dann immer kompliziertere Verbindungen und Strukturen, bis man von der Entstehung des Lebens sprechen kann. Auch unser Kohlenstoffatom, dessen Elektron, auf dem wir sitzen und das einen untrennbaren Bestandteil des Atoms bildet, ist an diesem Prozess beteiligt. Ein normal denkender mensch sagt sich also, dass es auf der Erde ideale Bedingungen für die Entstehung von Leben gab, dessen Höhepunkt die Geburt (ich betone immer wieder 46 – des hochmütigen, eingebildeten, aufgeblasenen, rücksichtslosen und egoistischen) Menschen war. Und dazu noch aus einem Affen!? Ja, natürlich. Warum aber könnten wir nicht einfach sagen, dass so ein Schein, der gerade aus unserer egozentrischen Denkweise resultiert, egoistisch ist und nur sich selbst betrachtet, von innen nach außen. Wann, in welchem Moment wird unser Kohlenstoff nicht mehr nur ein nichtlebendiger Teil irgendwelcher Strukturen und wann wir er Bestandteil der sog. lebenden Materie? Denn wie ich schon mehrmals gesagt habe, wenn der Mensch umgekehrt denkt, also von außen nach innen und wenn er auch sich betrachtet, erkennt er, dass die bestehenden Bedingungen, von denen er sagt, sie seien für die Entstehung des Lebens ideal, völlig „übliche“ und normale allgemeine Bedingungen sind. Alles hat irgendwelche Ursachen und Folgen. Einmal sind sie so wie zum Beispiel auf dem Mars und einmal für etwas anderes wieder so wie beispielsweise auf der Erde. Einfach gesagt: auf dem Mars bestehen die Bedingungen, die dort gegeben sind und auf der Erde wiederum andere, deshalb unterscheidet 47 sich, zumindest in meinen Augen das Niveau dieser Bedingungen nicht, es ist eben nur unterschiedlich, vielleicht auch deutlich, die Bedingungen sind aber einfach nur anders. Deshalb können wir in dieser vereinfachten und etwas übertriebenen Form sagen, wenn wir immer beim Menschen bleiben – unsere Mutter ist die Gravitation, unser Vater der Wasserstoff.Logischerweise werden wir dann fragen: wo kommt denn der Wasserstoff her, aus dem wir bestehen? Ein Theologe antwortet eindeutig und unerschütterlich – Gott hat ihn geschaffen, wenn schon! Doch auch diese Antwort bewegt sich immer noch in demselben Prinzip des menschlichen Denkens und seiner Erwägungen, wo der Mensch bestimmt und alles erklärt, weil er in seinem Gefühl der Übergeordnetheit, das ihn blind macht, es einfach so tun muss. Er muss, weil ihn das Gefühl seiner eigenen Überordnung dazu zwingt, er hat keine andere Möglichkeit, um alles zu erklären, was ihn umgibt und wem alles er seinen Willen aufzwingen oder es zumindest erklären will. Er nimmt an, alles geschehen nach diesem seinem Willen und nach seiner Erkenntnis, alles handele 48 so, wie er es wolle, schließlich auch dieser Gott. Wie ich schon an anderer Stelle mehrmals erwähnt habe, existiert der Mensch und gibt eigentlich „Denken und Absichten“ eben auch dieses Gottes an, dem er eigentlich untergeordnet sein müsste. Also: der Mensch kann hundertmal von einem allmächtigen Gott sprechen, doch immer wird es nur er selbst sein, der ihn eigentlich lenkt und erklärt. Die Aufgaben sind also völlig vertauscht, und Gott ist und bleibt eigentlich nur das bloße produkt des menschlichen Sinns. Und es ist und bleibt jedesmal nur der Mensch, der um allen Preis alles verstehen, alles um jeden Preis erklären muss. Kommen wir jedoch zur Frage nach dem Ursprung des Wasserstoffs… – das ist so eine ähnliche Frage, es vor den Menschen das Licht stellt. Das lebenspendende Licht, ohne das wir überhaupt nicht existieren könnten, dem wir jeden Tag begegnen und das uns unser ganzes Leben lang begleitet. Das Licht, diesen sichtbaren Teil der elektromagnetischen Strahlungen können wir entweder als Welle, Wellung oder als Strom von Elementarteilchen bezeichnen, mit denen wir das Quatum an elektromagnetischer Energie, 49 den Photonenstrom, beschreiben. Richten wir einen Lichtkegel, diesen Photonenstrom, auf eine Glasplatte, eine Erscheinung, der wir jeden Tag mehrmals begegnen, sehen wir, dass ein Teil dieses Lichts widerspiegelt wird und ein Teil des Lichts hindurchfällt. Genauer gesagt – es werden immer etwa 4 % widerspiegelt und die restlichen 96 % dieser Photonen gehen hindurch. Welche Phontonen aber „meinen“, sie treten durch das Glas hindurch und welche wiederum „beschließen“, sich zu widerspiegeln? Das ist ein Rätsel. Was für ein physikalisches Gesetz gibt es dafür? Wahrscheinlich eines schon, wiederholt sich doch dieser Prozess immer mit der gleichen genauigkeit. Doch was ist das für eine Gesetzmäßigkeit? Und muss sich diese Erscheinung nach Gesetzen richten, die der Mensch verstandesmäßig erfassen kann? Gilt hier überhaupt der Begriff – Gesetz – im Verständnis und der Auslegung der Menschen als Gesetzmäßigkeit? Und was ist das eigentlich, was ist das für ein Prinzip? Oder verhält sich das Licht, das durch eine Anordnung verschiedener Schichten Glas hindurchgeht, anders als wir der Logik nach annehmen würden, und seine Ausprägungen verhalten sich unter völlig gleichen 50 Bedingungen anderes, wenn man diese misst und anders, wenn wir diese Ausprägungen aufhört zu messen? Oder eine andere, auf den ersten Blick klare Bagatellerscheinung, würde man wohl unüberlegt sagen, zwei einfache Größen bei der Bewegung der Elementarteilchen zu messen. Die Quantenmechanik aber sagt, man kann im einem Moment nicht gleihczeitig Geschwindigkeit und Position des gemessenen Elementarteilchens bestimmen, sondern lediglich diesen Zustand mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagen. Und es kann beispielsweise gerade jenes Elektron des Kohlenstoffatoms sein, auf dem auch wir gerade herbeigeflogen sind. Und es gibt noch viele, viele andere Phänomene, Geschehnisse und Ereignisse, die uns gerade dieser Bereich der Quantenphysik bietet, von der auch Richard Feynman sagen musste: „Einmal tauchte in einer Zeitung ein Artikel auf, in dem angeführt wurde, die Relativitätstheorie verständen nur zwölf Menschen. Ich glaube nicht, dass das einst so war. Vielleicht verstand sie nur ein Mensch, der Autor der bisher noch nicht veröffentlichten Entdeckung. 51 Doch nachdem die anderen Wissenschaftler sich mit seinen Gedanken vertraut gemacht hatten, verstanden sie mehrheitlich diese Theorie auf die eine oder andere Weise, und es waren sicher mehr als zwölf. Andererseits aber denke ich, ruhigen Gewissens erklären zu können, dass die Quantentheorie niemand versteht.“ Dieser Ausspruch des phänomenalen Physikers dokumentiert nur, dass der mensch nicht alles auf der Welt und im Universum verstehen kann und muss, auch wenn es ihm scheint, er stehe nur ein winziges Stück vor dem Verständnis. Und er kann auch nicht verstehen, wie und warum der Wasserstoff entstanden ist, was für eine Theorie es dafür gibt. Daüber hinaus können es scheinbar Phänomene sein, die sich gerade in jenem Spektrum der Möglichkeiten der menschlichen Erkenntnis befinden. Und wenn man von demselben Prinzip des menschlichen Denkens ausgeht, das von den bereits erwähnten fünf Sinnen bestimmt wird, müssen die Menschen logischerweise dazu gelangen, dass um sie herum auch Dinge geschehen, die auf der Basis oder auf Grundlagen und Prinzipien funktionieren und bestehen, 52 die sie sich einfach nicht vorstellen können. Es handelt sich hierbei nicht um ein Übergreifen im theologischen Sinne, denn dieses bleibt immer ein Produkt des menschlichen Verstandes und des Denkens, sondern um etwas, worüber man einfach gesagt gar nicht nachdenken kann. Das ist logisch, man man sich etwas nicht vorstellen kann, kann ich es auch nicht in Erwägung ziehen und darüber nachdenken. Ja, ich wiederhole, man kann auf alles beispielsweise in einer religiösen Ansicht eine Antwort finden, die jedoch immer Spekulation bleibt, die einerseits ein produkt einer nichts erklärenden sophistischen Logik und andererseits nur eine Befriedigung der Eitelkeit des Menschen ist, die sich mit ihm über die Jahrtausende hinweg entwickelt und irgendwo im Unbewussten seiner Sinne schlummert. Nach außen zeigt sie sich als schon mehrfach erwähnter leerer menschlicher Hochmut, als Eingebildetheit, Aufgeblasenheit und Egozentrik. Übrigens, schon wieder und mehrfach gesagt ist jegliche Religion des Menschen der absolute Höhepunkt dieser Eingebildetheit und des unbescheidenen Heraustretens aus dem 53 Ganzen, aus einer Entität, die so verstanden wird, und zwar auch von den Menschen selbst. Nie lässt sich, wie ich schon angeführt habe, in den Denkprozess etwas integrieren, worüber man nicht einmal nachdenken kann, weil man gar nicht weiß, was das ist. Auch nicht, wie dadurch von mir erkennbare Dinge beeinflusst werden können, wobei immer die aktuelle Frage und die Antwort darauf bleiben und sind, was das menschliche Denken und der Verstand eigentlich sind? Das ist logisch! Deshalb sollte die Antwort auf die Frage – wie das Universum entstand – meiner Meinung nach lauten: „am Beginn des Universums war, menschlich erkennbaren und belegbaren Prinzipien zufolge, der urknall, denn wir haben keine anderen Unterlagen und Erkenntnisse, und wir können sie auch nicht haben. Und die so gebotene Erklärung ist nur für den Menschen bestimmt und nur für ihn …“ und nicht nur eine einfache Feststellung, die vom Urknall als von der einzigen und nicht anzuzweifelnden Wahrheit spricht, ohne dass man einmal anders denkt. Und genauso, das „Ich weiß, dass ich nichts 54 weiß“ im Sinne Sokrates´ könnte man erweitern um „und ich weiß, dass ich im Grunde nie mehr wissen kann“ Aus all dem oben Beschriebenen ergibt sich die auf den ersten Blick bizarre und irrsinnige Überlegung, dass Denken eigentlich Nichtdenken ist! Auch wenn es sich eigentlich um ein Sophisma handelt, denn der denkende Mensch kann doch nicht nicht denken, und ein nicht denkender mensch ist eigentlich kein Mensch und deshalb kann man nicht sagen, dass er denkt. Trotzdem aber betrachten wir diese Aussage von außen – dass man auch das Denken als Nichtdenken verstehen kann – denn erst die Summe einer bestimmten Menge von Einheiten ergibt das, was wir als Denken und Erwägungen bezeichnen, muss man dieser Aussage zustimmen. Und wie viele davon gibt es? Zehn, tausend, hunderttausend, eine Million, eine Milliarde oder wie viele eigentlich? Und auch diese Aussage zum Denken und Nichtdenken ist genauso unverbrüchlich verbunden mit dem Verstand des Menschen, der sie hervorgebracht hat und dadurch unüberschreitbar in sich selbst beschränkt ist, in Grenzen, die er nie überschreiten kann. Davon war aber schon mehrmals die Rede. 55 Frage ich nach der Herkunft des Wasserstoffs und versuche nicht in billiger Manier, vielleicht theologisch, die Frage um jeden Preis zu beantworten, aufgeblasen, eingebildet und rücksichtslos, weiß ich, wenn ich für mich selbst spreche, dass ich es zumindest derzeit nicht feststellen oder es zumindest etwas verstehen kann, ich kann nur spekulieren. Ähnlich wie Richard Feynman von der Quantenphysik als von einer für den Menschen unverständlichen Sache sprach. Doch dieser sagte gleichzeitig, keine Erkenntnis und auch keine Äußerung ist endlich und unanzweifelbar und kann es auch nicht sein. Jede Antwort jedoch ist ein Tor zu weiteren Königreichen des ewigen Erkenntnisprozesses. Doch einige dieser Gebiete bleiben leider für immer unerkennbar. Eines der größten Rätsel für den Menschen ist, wie der Makrokosmos funktionieren kann, genau und berechenbar, auf den Grundlagen des Mikrokosmos, also nach Grundsätzen, von denen die Quantenmechanik spricht und die wir nicht genau bestimmen, sondern nur vorhersagen können. Mit dieser Frage, der einheitlichen Feldtheorie, haben sich schon viele Wissenschaftler befasst, Physiker 56 und Philosophen, zum Beispiel der bereits erwähnte Albert Einstein oder Stephen Hawking, alelrdings war keiner von ihnen in der Lage, irgendeine überzeugende und befriedigende Antwort zu geben. Die Menschen können an die Grenzen der Möglichkeiten ihres Verstandes, der Wahrnehmung oder ihres Fühlens und Verstehens gelangen, die unter anderem in der Art und im Charakter der Existenz dieses Verstandes bestehen, doch dann taucht vor ihnen immer wieder ein undurchdringbarer Nebel auf, eine Wand, hinter der sich etwas verbirgt und niemand weiß eigentlich was. Wenn man nicht um jeden Preis antworten und immer demütig und bescheiden bleiben will, begibt man sich nicht auf den Weg der Selbsttäuschung, der Unsicherheit und der Spekulationen, die die Religion braucht. Dann bleibt man der stille Gesellschafter der Wahrheit, des Verständnisses und der Erkenntnis. 57 Luboš Poláček Die Menschen Gedanken und das Universum 2018 Graphische Gestaltung, Umschlag/Textumbruch: Omikron s. r. o. – Jaroslav Stanke Aus dem Tschechischen © Silke Klein, 2018 Druck: Omikron Invest s. r. o. Doudova 22, 147 00 Praha 4 Tschechische Republik