Netzwerke der Altertumswissenschaften
im 19. Jahrhundert
Beiträge der Tagung vom 30. –31. Mai 2014
an der Universität Wien
Herausgegeben von
Karl R. Krierer – Ina Friedmann
Sonderdruck
Wien 2016
Verwobene Netzwerke:
Wissenschaft und Personalakquise bei Heinrich Schliemann*
Michaela Zavadil, Wien
Hört man den Begriff „Netzwerk“ in Zusammenhang mit wissenschaftlicher Arbeit, denkt man
sofort an akademischen Austausch, an Zusammenarbeit und an Diskussion. Im vorliegenden Artikel wird von diesem schmalen Pfad abgewichen und das Augenmerk auf weniger wissenschaftliche Fragen gelenkt, für die die Bekanntschaft mit anderen Forschern genutzt wurde und
zweifellos auch noch immer wird. Die zentrale Person in diesem Netzwerk ist Heinrich Schliemann (1822–1890). 1 An seinem Beispiel skizziere ich, wie er seinen wissenschaftlichen Bekannten- und Freundeskreis auch dazu nutzte, Grabungsmitarbeiter unterschiedlichster Qualifikation
und selbst eine Erzieherin für seine Tochter bzw. eine Gesellschafterin für seine Frau zu finden.
Dabei handelt es sich um Personen, die in der Überlieferung oft zu kurz kommen. Häufig sind
ihre Portraitphotos nicht erhalten (falls es sie je gab), oder aber sie sind als Randfiguren auf Photographien zwar dargestellt, wurden aber nicht benannt, wie etwa auf einem Lichtbild, das 1889
während der zweiten Troiakonferenz angefertigt wurde und dessen Beschriftung von Wilhelm
Dörpfeld (1853–1940) stammt (Abb. 1).
Schliemann stützte sich bereits ab dem Beginn seiner Forschungen in Troia bei der Akquise
von Mitarbeitern auf Bekannte, denen er durch gemeinsame wissenschaftliche Fragestellungen
verbunden war: Schon bei der ersten – illegalen – Grabung im Frühjahr 1870 ist ihm mit seinem
Diener, Koch und Kassier Nikolaos Zaphyros Giannakis2 († 1883) ein (ehemaliger ?) Angestellter
der Familie Calvert zur Hand gegangen. Ein Teil dieser aus Malta stammenden britischen Familie war seit 18293 an den Dardanellen ansässig und hatte zahlreiche für die Levante bedeutende
* Den Veranstaltern der Konferenz Ina Friedmann
und Karl R. Krierer sei an dieser Stelle für die Einladung,
an dieser anregenden Tagung teilzunehmen, die von einer
freundschaftlichen Stimmung getragen war, herzlich gedankt. Natalia Vogeikoff-Brogan (American School of Classical Studies at Athens, Archives in the Gennadius Library)
danke ich für die Erlaubnis, aus unpublizierten Briefen von
und an Schliemann zitieren zu dürfen. Mein großer Dank
gilt Eleftheria Daleziou (American School of Classical Studies at Athens, Archives in the Gennadius Library) für das
Aufspüren des Nachrufes auf Nikolaos Zaphyros Giannakis. Fritz Blakolmer, Birgitta Eder, Hubert Emmerig,
Monika Faber und Margit Z. Krpata bereicherten den vorliegenden Artikel durch wertvolle Hinweise und Diskussionen. Alkis X. Xanthakis stellte mir ein Photo des Selbstportraits von Konstantinos Rhomaïdis zur Verfügung;
dafür sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt.
1 Von den zahlreichen Biographien, die über Heinrich Schliemann erschienen sind, soll hier nur eine Auswahl genannt werden: Traill 1995; Cobet 1997; Samida
2012 (alle mit Hinweisen auf ältere Literatur).
2 Schliemann 1874 a, 8, 45, 318; Schliemann 1875 b,
63, 98, 357; Schliemann 1884, 9 f.; Ludwig 1932, 169;
Meyer 1969, 258 f., 267 f., 358; Traill 1995, 89, 92, 218;
Allen 1999, 132, 151, 190; Einsle – Bölke 1996, 74. s.
auch – leider ohne Angabe von Quellen – Coulmas 2002,
97 f. Als Diener erwähnt, aber nicht namentlich genannt
wird er in Schliemann 1881 a, 26, 61 f. Für Erwähnungen
Giannakis’ in publizierten Briefen s. Meyer 1936, Nr. 28;
Meyer 1958, Nr. 114 = Herrmann u. a. 1990, Nr. 275;
Herrmann u. a. 1990, Nr. 20, Nr. 81, Nr. 275, Nr. 277
(= Andree 1991, 125 f.), Nr. 280, Nr. 382. – Für eine
mögliche Herkunft Giannakis’ aus Malta sprach sich
Robinson 2006, 124, aus. Die Schreibweise seines Namens
variiert: In Schliemanns Tagebuch von 1870 bis 1872
findet sich u. a. Nicola(o)s Saphira(-s), Νικολάος
Σαφήρας und Νικολάος Ἰαννάκου (Schliemann 1870/
72, 68, 78, 88 f., 135; ein Scan des Tagebuches findet
sich auf der Homepage der American School of Classical
Studies at Athens, http://www.ascsa.edu.gr/index.php/archi
ves/schliemann-diary-a-13 [14.10.2014]); in seinen Publikationen schrieb Schliemann „Nikolaos Zaphyros“, „Nikolaos Saphyros Jannakis“ (Schliemann 1874 a, 8, 45, 318)
und „Nikolaos Zaphyros Giannakis“ (Schliemann 1884, 9).
Giannakis selbst unterschrieb seine an Schliemann gerichteten Briefe ebenfalls nicht einheitlich: man findet etwa
„N(ικολάς) Γιαν(ν)ακης“ (B 71, Nr. 201; B 73, Nr. 364)
und „Nικόλας Ζαφίρος Γιαννάκης“ (B 69, Nr. 77), am
häufigsten aber „N(ικολα[ο]ς) Γ(ιαν[ν]άκης) Ζαφίρος“ (B
69, Nr. 231, Nr. 426; B 71, Nr. 200). Ein an den Dardanellen aufgegebenes Telegramm ist unterzeichnet mit
„Nicolas Zafiri“ (B 71, Nr. 120). Da sich in der forschungsgeschichtlichen Literatur als Nachname meist Giannakis
findet, wurde dies im vorliegenden Aufsatz beibehalten.
3 Allen 1999, 31. s. auch Robinson 2006, 53.
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Michaela Zavadil
Abb. 1: Zweite Troiakonferenz, Abreise einiger Teilnehmer am 31. März 1889 (v. l. n. r.: unbekannt, Charles
Waldstein, Charles Babin, unbekannt, Madame Babin, Wilhelm Grempler, Wilhelm Dörpfeld, unbekannt, unbekannt, Carl Humann), Beschriftung: W. Dörpfeld
Mitglieder, von denen in diesem Rahmen lediglich Frank Calvert (1828–1908) erwähnt werden
soll. Er wirkte als Diplomat, Gutsbesitzer, Kaufmann und v. a. als Privatgelehrter und führte seit
den 50 er Jahren des 19. Jahrhunderts in der Troas Ausgrabungen durch. Ihm gehörte etwa die
Hälfte von Hisarlık/Troia. 1868 war Schliemann nach einer Reise durch die Troas bei ihm vorstellig geworden, und Calvert hatte ihn angeregt, in Hisarlık/Troia auszugraben. 4 Nikolaos Zaphyros Giannakis war dann bis zur Kampagne von 1882 Schliemanns „Maggior domo“5 während
seiner Forschungen in Troia. 6 Schliemann hatte die Angewohnheit, seine Bedienten nicht mit ihren Namen anzusprechen, sondern sie nach Gestalten aus der griechischen Mythologie zu benennen: Giannakis dürfte vielleicht der einzige gewesen sein, der seinen eigenen Namen behielt. 7 Er,
und nicht – wie von Schliemann später behauptet seine Frau Sophia (1852–1932) – barg 1873
gemeinsam mit Schliemann den sog. Schatz des Priamos. 8 In manchen Fällen vertrat er Schliemann bei der Leitung der Grabung9 und fungierte auch als Führer über die Stätte, wenn Schliemann nicht anwesend war. 10 Erst sein Tod – Giannakis ertrank Ende August/Anfang September
1883 beim Versuch, betrunken zu Pferd bei Yenişehir den Skamander zu durchqueren – beendete ihre Zusammenarbeit. 11 Bis zu seinem Tod im Jahr 1890 unterstützte Schliemann Giannakis’
Witwe Polyxene und ihre drei gemeinsamen Kinder durch finanzielle Zuwendungen. 12
4 Lehrer – Turner 1989, 245; Traill 1993 b, 31.
5 Schliemann 1889, 5.
6 Zumindest ein Aufenthalt Giannakis’ in Athen im
November 1879 kann nachgewiesen werden (Herrmann
u. a. 1990, Nr. 81). Nach Einsle – Bölke 1996, 74, diente
er Schliemann auch in Athen.
7 Ludwig 1932, 169. s. dazu auch Virchow 1891, 122.
8 Traill 1995, 111–119, 178 f.; Allen 1999, 163 f.,
186; Robinson 2006, 215. s. auch die detaillierten Darstellungen bei Traill 1993 c, 144–147, und Aslan – Sönmez
268
2011 (hier allerdings auf S. 49 mit falschem Todesdatum
Giannakis’).
9 Allen 1999, 132 mit Anm. 23.
10 Anonym 1883. s. auch Traill 1995, 178 f.; Robinson 2006, 215, 287, 300.
1 1 Für einen (nach Robinson 2006, 372, von Schliemann verfassten) Nachruf s. Anonym 1883. Eine Erwähnung seines Todes findet sich bei Schliemann 1886, 8. s.
ferner Herrmann u. a. 1990, Nr. 382; Traill 1995, 233;
Robinson 2006, 372 f. (hier auch Auszüge aus dem oben-
Verwobene Netzwerke
Die Wiederaufnahme der Ausgrabungen in Troia im Winter 1889 zwang Schliemann daher, sich
nach einem neuen „Haushofmeister“ umzusehen. In einem Brief fragte er seinen Mitarbeiter Wilhelm Dörpfeld am 15. September um Rat:
„Geehrter Herr Direktor. Schwere Sorgen verursachen mir schlaflose Nächte; wo in der
Welt soll ich jemand finden der Nikolaos ersetzt ? In den Dardanellen u Umgegend giebt es
ja nur Spitzbuben. Wäre es nicht möglich den geeigneten Mann in Griechenland zu finden ? Dann hapert es wieder mit dem Türkischen. Sonst glaube ich gewiß der große Aufseher den wir 1882, auf Ihre Empfehlung, in Troia hatten, mögte paßen, denn er scheint
ehrlich zu sein.“13
Dörpfeld schlug Schliemann vor, sich an Carl Humann (1839–1896), den Ausgräber von Pergamon, zu wenden und warnte jenen auch gleich, dass sich Schliemann bei ihm melden werde:
„Lieber Herr Doktor ! Sie haben vielleicht in der Zeitung gelesen, daß Schliemann wiederum
in Troja Ausgrabungen machen will. Es fehlt ihm ein tüchtiger Aufseher dazu, ein Grieche,
der auch die türkische Sprache beherrscht. Ich habe ihm nun gesagt, daß Sie in Pergamon
tüchtige Aufseher gehabt hätten und habe ihm empfohlen, bei Ihnen anzufragen, ob einer derselben disponibel sei. Ich dachte, es würde Ihnen vielleicht angenehm sein, daß Ihre Meister
jetzt, wo Sie selbst keine Ausgrabungen machen, eine lohnende Stelle fänden. Schliemann würde dem betreffenden Aufseher natürlich ein gutes Gehalt zahlen müssen.“14
Schliemann schrieb auch umgehend an Humann, und nachdem er begründet hatte, dass er wegen der permanenten Angriffe des preußischen Hauptmanns a. D. Ernst Boetticher (1842–1930)
gezwungen sei, die Grabungen in Troia wieder aufzunehmen, kam er zum eigentlichen Grund seines Briefes:
„Leider ist mein langjähriger Bedienter, der mir stets bei den Ausgrabungen als Maggior domo
und Zahlmeister diente, im Skamander ertrunken, und wende ich mich daher mit der freundlichen Bitte an Sie mir einen tüchtigen, ehrlichen und zuverläßigen Griechen zu verschaffen,
der Türkisch [spricht]“. 15
Humann antwortete unverzüglich, und nachdem er Schliemann geraten hatte, sich nicht „unnützer Weise über den Pyro-Nekro-Polo-Manen Bötticher“16 zu ärgern, empfahl er ihm Jannis
Laloudis aus Tinos, der die gesamten Ausgrabungs- und Transportarbeiten in Pergamon beaufsichtigt hatte: 17
„Nun wollen Sie also schon so bald wieder beginnen und sich erst Baracken etc. bauen, und
suchen einen ehrlichen Aufseher, der Griechisch und Türkisch spricht. Da kann ich Ihnen allein unseren ersten Aufseher der uns die ganze Zeit in Pergamon gedient und mich auch nach
erwähnten Nekrolog).
12 Meyer 1958, Nr. 246; Robinson 2006, 373.
13 Schliemann an Dörpfeld, o. O. (Paris), 15. September 1889 (Meyer 1958, Nr. 300 = Zavadil 2009, 69). – Bei
dem großen Aufseher, auf den sich Schliemann in diesem
Brief bezog, handelt es sich um Georgios Paraskevopoulos;
s. dazu unten S. 272 f.
14 Dörpfeld an Humann, Athen, 25. September 1889
(Zavadil 2009, 70).
1 5 Schliemann an Humann, Athen, 25. September
1889 (BBB 41, 395).
16 Humann an Schliemann, Smyrna, 6. Oktober 1889
(Meyer 1958, Nr. 303 = Schulte 1971, 133 Nr. 254 Li,
A*).
17 Laloudis wurde 1880 aufgrund seiner Leistungen
von Richard Schöne (1840–1922), dem Generaldirektor
der Königlichen Museen in Berlin, gemeinsam mit Carl
Humann und weiteren Personen, die sich um die Ausgrabung des Pergamonaltars verdient gemacht hatten, für einen Orden vorgeschlagen (Schulte o. J. [1963], 69 f. Nr.
133 M). Zeitgenössische Erwähnungen seiner Person finden sich etwa auch in: Humann 1880, 141; Humann 1882,
48 (beide wiederabgedruckt in Schuchhardt – Wiegand
1930, 32, 55); Conze 1912, 16.
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Michaela Zavadil
Angora 18 und zweimal nach Syrien begleitet hat, empfehlen. Derselbe, Jannis Laloudis mit Namen, ist immer ehrlich befunden worden, hat viel Autorität bei Arbeitern, weiß dieselben gut
zu disponiren, hat ein gutes Auge für den Werth der Einzelnen und die demnach ihnen zukommende Bezahlung, führt die Listen, macht verständliche Zeichnungen, greift überall selbst mit
an, macht Gipsabgüße, versteht zu zimmern und ist von Hause aus Steinmetz aus Tinos. Mir
war er noch dadurch werthvoll, daß er mit den größten Marmorblöcken umzugehen verstand
ohne etwas daran zu beschädigen, eventuell sie richtig zu spalten und zu verkleinern. In Pergamon hatte er 10 Türk. Lira Monatsgehalt und hatte seine Familie dort bei sich wohnen. Auf
den 3–4 monatlichen Expeditionen nach Sÿrien, die ja am Ende mit außergewöhnlichen Anstrengungen verknüpft waren, bekam er 15 Lira. Wenn Sie ihm 10 Lira geben und die Beköstigung, oder ein Aequivalent dafür, so wäre das gut bezahlt, meine ich, zumal Ihre Arbeit von
längerer Dauer ist. Sein größter Fehler ist, daß er, wie die meisten Griechen, aus angeborener
Eitelkeit seine Autorität mehr geltend machen will als ihm zukommt und sich dann mit den
übrigen Angestellten zankt. Da muß man ihn eben kurz halten. Ich hatte die Absicht, ihn Anfang Januar wieder mit nach Sÿrien zu nehmen, doch habe ich mir mehrere jüngere Aufseher
heran gezogen und kann ihn entbehren. Wenn Sie sich vorher den Mann einmal ansehen wollen, so kann ich Ihnen denselben leicht nach dort senden; das kostet Sie 20–30 francs Reisespesen. Wenn Sie sonst Leute brauchen, die Türkisch und Griechisch sprechen, so kann ich
Ihnen leicht beschaffen: Handwerker durchschnittlich einen Madjurie pro Tag.“19
Nach anfänglichem Zögern20 stellte Schliemann nicht nur Laloudis, den er konsequent „Laomedon“ nannte, zu den von Humann vorgeschlagenen Bedingungen ein, sondern engagierte auch
noch Arbeiter aus Pergamon. 21 Auch während seiner letzten Grabungskampagne im Jahr 1890
beschäftigte Schliemann Jannis Laloudis und dessen Sohn, den er mit dem Namen „Ilos“
versah. 22
Doch wenden wir uns von Schliemanns letztem Lebensjahr wieder zurück in den Herbst/Winter
1881/82: In jenen Monaten plante Schliemann erstmals die Anstellung eines Architekten für seine Ausgrabungen in Troia. Mit Wilhelm Dörpfeld (Abb. 2) und Josef Höfler (1860–1927) (Abb.
3) beschäftigte er schlussendlich zwei Architekten, und beider Engagement geht auf Ratschläge
von mit Schliemann bekannten bzw. befreundeten Altertumswissenschaftlern zurück.
Wilhelm Dörpfeld und Heinrich Schliemann kannten einander schon vor dem Beginn von
Dörpfelds Mitarbeit in Troia. Dörpfeld hatte einerseits bereits 1876 für Friedrich Adler (1827–
1908) Zeichnungen von Schliemanns Funden aus Mykene angefertigt und andererseits gemeinsam mit seinem Kollegen Richard Borrmann (1851–1931) für Schliemann im April 1881 die Decke der Seitenkammer der Tholos von Orchomenos gezeichnet. 23 Als Mitarbeiter für seine
Grabungen in Troia scheint Schliemann ihn – oder jemand anderen – zu diesem Zeitpunkt nicht
in Betracht gezogen zu haben. Aber als ihm Rudolf Virchow (1821–1902) am 6. September
1881 mitteilte, „daß Schöne den lebhaftesten Wunsch hegt, Sie möchten Hissarlik durch einen
Architekten aufnehmen lassen“,24 stimmte er diesem Vorschlag sofort zu. Bei dem in Virchows
Brief nicht genannten, von Richard Schöne auf Anregung von Ernst Curtius (1814–1896) vorgeschlagenen Architekten handelte es sich vermutlich um Wilhelm Dörpfeld. 25 Nachdem sich die
18 s. dazu die Reisebeschreibung Humanns (Schulte
1971, 88–92 Nr. 147 E-B, Li).
19 Humann an Schliemann, Smyrna, 6. Oktober 1889
(Schulte 1971, 133 Nr. 254 Li, A* = Karl – Dörner 1989,
304 [minimal korrigiert anhand des Originalbriefes, B 105 2, Nr. 441]; Meyer, 1958, Nr. 303 [unvollständige Abschrift]).
20 s. dazu Zavadil 2009, 70 Anm. 280.
2 1 Vgl. dazu auch die diesbezügliche Korrespondenz
270
zwischen Humann und Schliemann von Ende Oktober
und Anfang November 1889 (Schulte 1971, 134 Nr. 256
A– 258 A; Meyer 1958, Nr. 306).
22 Zavadil 2009, Ed. Nr. 181; Kennell 2010, 301.
23 Adler 1876, Taf. 16; Schliemann 1881b, v f.; Traill
1993 a, 216 f.; Kennell 2008, 43 f.; Kennell 2010, 262.
24 Virchow an Schliemann, Berlin, 6. September 1881
(Andree 1991, 112 f. = Herrmann u. a. 1990, Nr. 248).
25 Goessler 1951, 46.
Verwobene Netzwerke
Abb. 2: Wilhelm Dörpfeld und Anne Adler als Verlobte (Photo: Reichard & Lindner, Berlin 1881)
Abb. 3: Josef Höfler (Photo: Strelisky, Budapest 1889)
Verhandlungen mit Dörpfeld aber schwierig gestalteten und es eine Zeitlang schien, dass dieser
für die Grabungen in Troia nicht zur Verfügung stehen würde, sah sich Schliemann nach einem
Ersatz um. U. a. wandte er sich Ende November 1881 ratsuchend an den Architekten und Bauforscher George Niemann (1841–1912), mit dem er seit dessen Besuch in Troia im Jahr 1873
persönlich bekannt war:
„Hochverehrter Herr Professor G. Niemann. Ich erlaube mir die ganz ergebene Anfrage: ob
Sie mir vielleicht für die gegen Mitte März anfangende nächste troianische Campagne einen
tüchtigen jungen Architecten empfehlen könnten, der während der ganzen Zeit der Ausgrabungen (etwa 4 monate) bei mir in Hissarlik bleiben könnte, im Stande wäre die Pläne u Zeichnungen zu machen u sich mit der Ihnen bekannten Lebensweise in Hissarlik u Hundert
Fünfzig Gulden monatlichen Gehaltes begnügen würde ? Natürlich werden ihm die Reisekosten über Triest pr Dampfboot ersetzt. Mit vorzüglicher Verehrung Ihr ganz ergebener HySchliemann“. 26
Niemann empfahl den „tüchtigen Jünger der Architektur“27 Josef Höfler und informierte gleichzeitig auch seinen Kollegen Theophil Hansen (1813–1891) von Schliemanns Angebot. Höfler
war Absolvent der „Specialschule für Architektur“ der k. k. Akademie der bildenden Künste in
Wien und hatte bei Theophil Hansen studiert. Nach Beendigung seiner Ausbildung im Sommer
1880 war ihm das Staatsreisestipendium, der sog. Rompreis, für die Dauer von zwei Jahren zuer26 Schliemann an Niemann, Athen, 20. November
1881 (BBB 38, 317).
27 Niemann an Schliemann, Wien, 1. Dezember 1881
(B 87- 4, Nr. 706).
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Michaela Zavadil
kannt worden, während derer er
sich v. a. in Italien auf halten wollte. Das Schreiben, das Höfler in
Rom im Dezember 1881 von
Theophil Hansen erhielt, und in
dem ihn dieser von Schliemanns
Anfrage unterrichtete, warf seine
weiteren Reisepläne über den
Haufen. Er akzeptierte freudig
und reiste am 12. Februar 1882
aus Rom in Richtung Troia ab. 28
Wilhelm Dörpfeld kam 1882
nicht alleine nach Troia: Von
1877/78 bis 1880/81 war er Mitarbeiter der Ausgrabungen des
Deutschen Reiches in Olympia
gewesen, und es ist auf seinen
Vorschlag zurückzuführen, wenn
man in Schliemanns Publikation
der Grabungen in Troia von
1882 Folgendes liest:
„Auch drei tüchtige Aufseher engagirte ich; zwei derAbb. 4: Zeus-Tempel in Olympia, Aufbau des Westgiebels (ca. 1885–
selben waren Peloponnesier
1887): Wilhelm Dörpfeld mit griechischen Arbeitern; in der Mitte sitund hatten bereits in gleizend Dörpfeld und vermutlich Georgios Paraskevopoulos (rechts)
cher Eigenschaft bei den
Ausgrabungen in Olympia
mit Auszeichnung Dienste geleistet: der eine, aus Maguliana bei Gortynia, hiess Gregorios Basilopulos und erhielt für diese trojanische Campagne den Namen ‚Ilos‘; der andere, aus Pyrgos,
mit Namen Georgios Paraskevopulos, wurde jetzt ‚Laomedon‘ getauft. Der letztere war mir wegen seines riesigen Körperbaus und seiner herculischen Muskelkraft, welche meine Arbeiter
mit Schrecken erfüllte und bewirkte, dass sie ihm blindlings gehorchten, von grossem Nutzen;
jeder von ihnen erhielt 120 Mark monatlich.“ 29
Beide waren seit der ersten Kampagne 1875/76 in Olympia als Arbeiter bzw. Vorarbeiter und Unteraufseher beschäftigt gewesen. 30 Während von Georgios Paraskevopoulos (Abb. 431) in späteren Berichten Schliemanns nicht mehr die Rede ist (seinen Spitznamen „Laomedon“ trug 1889/
90 ja auch Jannis Laloudis), fungierte Gregorios Basilopoulos (zumindest) auch bei den Grabungen in Tiryns in den Jahren 1884/85 als Aufseher. 32 Allerdings scheint Schliemann in seinem oben zitierten Schreiben an Dörpfeld im Herbst 1889 an Georgios Paraskevopoulos gedacht
zu haben, als er den großen Aufseher erwähnte, der 1882 auf Dörpfelds Empfehlung in Troia
mitgearbeitet hatte. Ferner wird Paraskevopoulos von Dörpfeld als „treuer Gehilfe“ bezeichnet,
28 Zur Zusammenarbeit von Höfler und Schliemann s.
Zavadil 2011.
29 Schliemann 1884, 6.
30 Weil 1897, 116, 122.
3 1 U. Dirschedl sieht in dem Arbeiter rechts neben
Dörpfeld Angelis Kosmopoulos „oder vielleicht doch eher
[…] Georgios Paraskevopoulos“ (Heilmeyer u. a. 2012,
272
487 Kat. 10.68 [mit Abb. 2 auf S. 128] [U. Dirschedl]).
32 Schliemann 1886, 3; Dörpfeld 1886, 353. Bei dem
in Herrmann u. a. 1990, Nr. 586 und S. 594, erwähnten
Ilos dürfte es sich aber nicht um Basilopoulos, sondern um
den Sohn von Jannis Laloudis handeln (vgl. dazu Zavadil
2009, Ed. Nr. 181).
Verwobene Netzwerke
der sich zwischen 1893 und 1911 an den Grabungen in Troia, Pergamon und Lefkas als Aufseher beteiligte. 33 Diese Mobilität hochqualifizierter Grabungsarbeiter kann noch in weiteren
Fällen belegt werden,34 ist aber kein Phänomen des 19. Jahrhunderts: als der britische Archäologe Mervyn Popham (1927– 2000) in den
1960 er Jahren Ausgrabungen in Lefkandi auf
Euböa durchführte, nahm er bewährte Arbeiter
seiner vorhergehenden Grabungen in Knossos
mit nach Lefkandi. 35
Ebenfalls zu den Grabungsmitarbeitern zu zählen sind die Photographen, die Schliemann für
die Anfertigung von Bildern sowohl seiner Grabungen als auch der Funde engagierte. Nachdem seine Erfahrungen mit der Arbeit des
Photographen Panagos Th. Zaphyropoulos,36
der 1872/73 die Aufnahmen für den „Atlas tro- Abb. 5: Konstantinos Rhomaïdis (Selbstportrait, ca.
janischer Alterthümer“ hergestellt hatte, durch- 1880)
aus schlecht gewesen waren, beauftragte er ihn
später nicht mehr, sondern ließ u. a. von Konstantinos Athanasiou und den Brüdern Aristoteles
(† ca. 1916) und Konstantinos († knapp vor 1900, Abb. 5) Rhomaïdis 1876/77 Photos der Grabung in Mykene bzw. der Funde aus den Schachtgräbern anfertigen. 37 Beide Namen – Athanasiou und Rhomaïdis – waren in der „griechischen Archäologenszene“ des ausgehenden 19.
Jahrhunderts nicht unbekannt: Die Gebrüder Rhomaïdis arbeiteten seit 1876 für die deutschen
Grabungen in Olympia,38 und Konstantinos Athanasiou photographierte zumindest 1879, 1881
und 1886 für Carl Humann in Pergamon. 39 Unbekannt ist, worauf die Beauftragung dieser Photographen durch drei verschiedene Grabungsleitungen zurückzuführen ist: Lag es einfach nur da33 Troia: Dörpfeld 1894, 3; Dörpfeld 1902, 21. Pergamon: Dörpfeld 1907, 162; Dörpfeld 1910, 345; Conze
1912, 31. Lefkas: Dörpfeld 1927, 154, 160, 163, 167, 173.
Zusammenfassend s. auch Goessler 1951, 32, 119; Meyer
1958, 456 Anm. 338.
34 Für Schliemanns Versuch, mit der Hilfe des „Gräbersuchers Abraham“ (Meyer 1958, 460 Anm. 374) – gemeint ist Charalambos Abraami aus Zypern, der als Aufseher bei den Grabungen Max Ohnefalsch-Richters
(1850–1917) arbeitete – die Nekropole Troias zu entdecken s. Zavadil 2009, Ed. Nr. 186; s. auch OhnefalschRichter 1893, 41, 349 f. Gregori Antoniou, ein weiterer
Vorarbeiter Ohnefalsch-Richters, wirkte bei zahlreichen
britischen Grabungen auf Kreta, in der Peloponnes und
im Nahen Osten mit (Ohnefalsch-Richter 1893, 349,
512 f.; Cadogan 2000, 24, 26 f.; Hood R. – Hood
S. 2000, 211 f.; Benati 2014, 53 Abb. 1, 58, 61, 64
Anm. 11, 65 Anm. 14). – Der 1876/77 als Aufseher in
Olympia nachgewiesene Ungar Karl Kraus (1832–1877)
war zuvor bei Carl Humann in Smyrna in Stellung gewesen
und kam durch Vermittlung Gustav Hirschfelds (1847–
1895) nach Olympia (Weil 1897, 122; Herrmann 2007,
27, 30 f., 39 Abb. 11). Vermutlich ebenfalls schon ab
1877 war Angelis Kosmopoulos († 1937) in Olympia als
Vorarbeiter beschäftigt (Goessler 1951, 32 f., 52, 132, 180,
218, 233). Er ist aber nicht nur als Teilnehmer der frühen
Grabungen in Olympia nachgewiesen, sondern auch bei
den Forschungen Friedrich Hiller von Gaertringens
(1864–1947) 1896/97 auf Thera (Hiller von Gaertringen
1899, 27, 29–32, 34 f.; Dragendorff – Hiller von Gaertringen 1903, 7), ab 1900 in Pergamon (Dörpfeld 1907, 162;
Dörpfeld 1910, 345; Conze 1912, 31) sowie ab 1902 unter
der Leitung Dörpfelds auf Lefkas (Dörpfeld 1927, 160, 167,
173) und von 1906 bis 1929 wieder in Olympia (Moustaka 2013, 85, 87).
35 Popham u. a. 1980, ix. Zu diesem Thema s. auch
Hood R. – Hood S. 2000, 211 f., und Papadopoulos
2005, 99.
36 Zu Zaphyropoulos s. Xanthakis 1988, 85; s. ferner
Zavadil 2015, 92 (mit weiterführender Literatur).
37 Zavadil 2015, 95 (mit weiterführender Literatur).
38 Allgemein zu Aristoteles und Konstantinos Rhomaïdis: Xanthakis 1988, 98–100; Constantinou – Tsirgialou
2004, 314; s. dazu auch Zavadil 2015, 95, 98 (mit weiterführender Literatur). Zur Photographie während der Grabungen in Olympia von 1875 bis 1881 s. Klamm 2012.
39 Humann 1880, 153 f.; Humann 1882, 64 (beide
wiederabgedruckt in Schuchhardt – Wiegand 1930, 49,
69); Hübner 2004; Kästner 2012, 38, 40; Auinger 2012,
46. Allgemein zu Konstantinos Athanasiou s. Xanthakis
1988, 109 f.; Constantinou – Tsirgialou 2004, 313.
273
Michaela Zavadil
ran, dass sie einen guten Ruf hatten, oder wurden sie von einem Forscher dem nächsten weiterempfohlen ?
Abschließend soll noch auf die zu Beginn angedeutete Episode eingegangen werden, die belegt,
dass wissenschaftliche Netzwerke nicht immer der Lösung von Forschungsfragen oder dem Engagement von Grabungsmitarbeitern gedient haben müssen: Heinrich Schliemann und Rudolf Virchow hatten einander Ende August 1875 persönlich kennengelernt, als Schliemann Virchow in
Berlin aufsuchte, um mit ihm über die in Troia und Pommerellen gefundenen sog. Eulenvasen
oder Gesichtsurnen zu sprechen, mit denen sich Virchow in einem Aufsatz auseinandergesetzt
hatte. 40 Ziemlich genau ein Jahr später bat Schliemann Virchow ihn „im Interesse der Wissenschaft“41 bei seinen Grabungen in Mykene zu besuchen. Dieser spontan geäußerten Einladung
konnte Virchow nicht folgen, aber als ihn Schliemann 1879 bat, nach Troia zu reisen, kam er
dessen Wunsch nach. Die gemeinsam in der Türkei verbrachten Wochen hatten die beiden Forscher einander auch menschlich näher gebracht, sodass Schliemann in einem Brief, den er knapp
nach Virchows Abreise verfasste und in dem es u. a. um die Interpretation einer Stelle bei Homer,
um Funde aus Troia und um die Planung einer möglichen neuen Ausgrabung geht, auch Folgendes schreiben konnte:
„Sie versprachen mir, Ihrer Frau Gemahlin zu schreiben, uns eine ganz vorzügliche deutsche Erzieherin zu empfehlen. Ist Aussicht vorhanden, uns eine solche zu verschaffen ? Ich glaube, die
Gesellschaft einer fein gebildeten deutschen Dame würde segensreicher auf meine Frau wirken,
als alle Medizin der Welt; sie würde sich dann nicht so verlassen fühlen wie jetzt, denn selbst
wenn ich bei ihr bin, kann ich ihr doch, wegen meiner vielen literarischen Arbeiten, nur einen
kleinen Teil meiner teuren Tageszeit widmen. Aber auch für Ἀνδρομαχίδιον42 würde eine
deutsche Erzieherin ein großer Segen sein“. 43
Zwischen dem 27. Mai 1879, dem Tag, an dem Schliemann den eben zitierten Brief verfasste,
und dem 21. Juli – also in einem Zeitraum von zwei Monaten – gingen mindestens 17 Briefe
zwischen den beiden Herren hin und her, in denen die „Causa Gesellschafterin und Erzieherin“
mehr oder weniger ausführlich diskutiert wurde. 44 Nach mehrfacher Aufforderung durch Schliemann, der unter Druck stand, da der Vertrag mit der momentan tätigen Erzieherin – von Schliemann mit dem Namen Hecuba versehen – Mitte Juni auslief, schlug Virchow ein ihm
unbekanntes Fräulein Toni Brunswi[c]k vor, das ihm von vertrauenswürdiger Seite empfohlen
worden war. 45 Toni Brunswi[c]k hatte anscheinend bei einer adligen Familie gedient, was Schliemann mit folgenden Worten kommentierte:
„Erzieherin: Wir benötigen eine einfache, sehr gebildete deutsche und hoffen, daß es Ihren
freundlichen Bemühungen gelingt, uns eine solche zu verschaffen. Damen, die in großen aristokratischen Familien lebten, können weder Ihnen noch uns konvenieren.“46
40 Virchow 1870. Zu den sog. Gesichtsurnen s. auch
Schliemann 1875 a, 17; Virchow 1881, xv; Schliemann
1881 a, 384–387, 409 f.; Schliemann 1884, 132. Zu dem
ersten Treffen von Schliemann und Virchow s. bereits
Meyer 1955, 151 f.; ebenso Bölke 1987, 61; Traill 1995,
137; Herrmann 2012, 274.
4 1 Schliemann an Virchow, Mykene, 15. August 1876
(Meyer 1936, Nr. 55 = Herrmann u. a. 1990, Nr. 1).
42 Schliemanns achtjährige Tochter Andromache
(1871–1962).
43 Schliemann an Virchow, Troia, 27. Mai 1879 (Herrmann u. a. 1990, Nr. 23). Schon 1871 hatte Schliemann,
in diesem Fall durch Vermittlung seines Cousins Adolph
274
Schliemann (1817–1872), nach einer deutschen Gesellschafterin für seine Frau gesucht (Meyer 1936, 158 Anm.
2).
44 Herrmann u. a. 1990, Nr. 23, Nr. 26, Nr. 28 f., Nr.
31 f., Nr. 34–38, Nr. 40–45. s. auch Meyer 1936, Nr. 66,
Nr. 68, Nr. 70; Andree 1991, 52 f., 54–67. s. ferner Traill
1995, 191.
45 Virchow an Schliemann, Berlin, 22. Juni 1879
(Herrmann u. a. 1990, Nr. 29 = Andree 1991, 52 f.). Recherchen zu Toni Brunswi[c]k blieben ohne Ergebnis.
46 Schliemann an Virchow, Paris, 26. Juni 1879
(Meyer 1936, Nr. 66 = Herrmann u. a. 1990, Nr. 31).
Verwobene Netzwerke
Knappe zwei Wochen später schickte Virchow
die Zeugnisse von Marie Mellien (1851–1904)
(Abb. 6) an Schliemann und machte sich erbötig, sie auch persönlich kennenzulernen. Dass
ihm in seiner Rolle gar nicht wohl war, ließ er
Schliemann deutlich merken:
„Mir ist bei diesem Engagement etwas unruhig zu Muthe, da ich sowohl Ihnen u ihrer Frau, als auch der jungen Dame
gegenüber eine Art von Verantwortlichkeit
übernehme, die ich eigentlich gar nicht
vertreten kann. […] Ich werde Ihnen die
Bedingungen der jungen Dame mittheilen
u mein Urtheil hinzufügen. Mögen Sie
dann entscheiden. Nur schreiben Sie mir
umgehend Ihre Bedingungen, namentlich
die Höhe des Gehaltes, den Sie aussetzen
oder bis wohin Sie zu gehen gedenken, die
besonderen Ansprüche, die Sie machen pp.
Die junge Dame stammt, was nicht ganz
gewöhnlich ist, aus guter Familie; ihr Vater, Justizrath, ist Rechtsanwalt hier u ein
alter politischer Genosse von mir.“47
Abb. 6: Marie Mellien (undatiert, wohl um 1900)
Schliemann war begeistert:
„Fräulein Mellien: ist, nach den uns gütigst gesandten Zeugnissen, genau die Persönlichkeit,
die ich als Erzieherin meiner Tochter und Gesellschafterin meiner Frau wünsche.“48
Unter den von Schliemann gestellten Bedingungen war, dass sie sich für zwei Jahre verpflichten
müsse (außer sie würde sich innerhalb dieser Zeit verheiraten) und dass sie bei Familie Schliemann den Namen Ἑκάβη (Hekabe, lat. Hecuba) anzunehmen hätte, der ja auch schon ihrer Vorgängerin gegeben worden war. Als jährliches Gehalt bot er 1200 Franken an, war aber bereit,
auch 1500 Franken oder mehr zu bezahlen. Nach dem Treffen beschrieb Virchow die Kandidatin
wie folgt:
„Sie ist weder hübsch, noch groß, aber recht angenehm u gefällig. Ich kann sagen, daß sie mir
recht gut gefallen hat. Sie würde die Stelle als Erzieherin gern annehmen, obwohl sie die Aussicht hat, zu Michaelis49 hier eine Stelle als Lehrerin an einer Schule zu erhalten. Aber sie
zieht es vor, den Süden kennen zu lernen. […] Der Gedanke, Ihrer Frau als Gesellschafterin
zu dienen, war ihr höchst sympathisch u regte sie geradezu freudig auf.“50
In seiner Antwort auf Virchows Schreiben bekräftigte Schliemann noch einmal seine Bedingungen, und obwohl er die junge Frau hier bereits als „Miss Ἑκάβη“ bezeichnete, lenkte er ein:
47 Virchow an Schliemann, Berlin, 4. Juli 1879 (Herrmann u. a. 1990, Nr. 34 = Andree 1991, 55, 60).
48 Schliemann an Virchow, Kissingen, 6. Juli 1879
(Herrmann u. a. 1990, Nr. 35). Marie Mellien war nur
um zweieinhalb Monate älter als Sophia Schliemann.
49 Am 29. September.
50 Virchow an Schliemann, Berlin, 7. Juli 1879 (Herrmann u. a. 1990, Nr. 36 = Andree 1991, 60–62).
275
Michaela Zavadil
„falls ihr der Name Hecuba nicht zusagt, so mag sie sich Klytämnestra, Laodike, Briseis, Nausikaa, Tyró, Hippokaste oder, bei welchem anderen homerischen Namen sie sonst will, nennen
lassen, nur nicht Marie, denn wir leben in der griechischen Welt.“ 51
Am 11. Juli verfasste Marie Mellien einen Brief an Schliemann, in dem sie erklärte, mit allen Anforderungen – „auch mit der Annahme eines homerischen Namens in Ihrem Hause !“52 – vollkommen einverstanden zu sein und Detailfragen bezüglich der Pflege Andromaches zu klären
versuchte. Der weitere Briefwechsel zwischen Mellien und Schliemann diente nicht nur der genaueren Definition von Melliens Aufgaben; abgesehen davon teilte Marie Mellien am 16. Juli
Schliemann mit, dass sie – wenn möglich – in Kissingen noch ihre Eltern treffen wollte, die sich
derzeit in der Schweiz auf hielten. 53 Am selben Tag informierte Melliens Vater Schliemann, dass
die 27jährige Marie mit seiner und der Einwilligung seiner Frau die Stelle angenommen habe. Bevor er seinen in Zürich verfassten Brief mit der Bitte schloss, seine Tochter vor ihrer Abreise
noch einmal sehen zu können, schrieb er:
„Nicht die äußern materiellen Verhältnisse treiben Marie aus dem elterlichen Hause, in dem
sie die glücklichsten Tage verlebte, und ihren geliebten Studien im steten Verkehr mit wohlwollenden Fachmännern behaglich nachgehen konnte; sondern der Drang durch unmittelbare
Anschauung und unter dem Einfluß des hochberühmten, thatkräftigen Pflegers der Künste
und unermüdlichen und glücklichen Erforschers und Entdeckers der Monumente der antiken
Welt – sich fortzubilden.“54
Marie Mellien traf am Abend des 19. Juli in Kissingen ein, um sich ihren neuen Arbeitgebern
vorzustellen. Bei dieser Gelegenheit dürfte auch ihr neuer, homerischer Name besprochen worden sein. Da sie es ablehnte Hekabe gerufen zu werden, 55 einigte man sich auf Briseïs, und so
meldete Schliemann am 21. Juli an Virchow: „Fräulein Βρισηῒς ist eingetroffen.“56 Am 1. August 1879 dürfte Marie Mellien ihre Stelle als Erzieherin Andromaches und Gesellschafterin Sophias angetreten haben. 57
Ich rekapituliere: In Bezug auf die Suche nach und die Auswahl von Mitarbeitern und Angestellten war Schliemann sein wissenschaftliches Netzwerk auf zwei Arten nützlich: einerseits bat er
um Rat bzw. Vermittlung bei der Suche, und andererseits wurden ihm auch ungefragt Ratschläge
gegeben bzw. Personen empfohlen. Bei Forschern, mit denen er wie mit Rudolf Virchow freundschaftlich verbunden war, scheute er auch nicht davor zurück, ihre Hilfe bei der Suche nach
nicht-wissenschaftlichem Personal in Anspruch zu nehmen.
Wie groß der Kreis an Gelehrten war, mit denen Heinrich Schliemann korrespondierte,
wird deutlich, wenn man eine Liste seiner wissenschaftlichen Briefpartner erstellt, in der man, beginnend bei Friedrich Adler, einem der Ausgräber Olympias, und endend bei dem italienischen
Architekten und Archäologen Antonio Zannoni (1833–1910), etwa 160 Forscher sowohl aus den
Geistes- als auch aus den Naturwissenschaften findet (Abb. 7). Wenn man bedenkt, dass der Beginn seines Werdeganges als Archäologe mit dem Jahr 1868 angesetzt werden kann, in dem er
auf Ithaka seine erste Grabung durchführte und durch die Bekanntschaft mit Frank Calvert veranlasst wurde, auf Hisarlık/Troia zu forschen, so ist seine Karriere auf 22 Jahre beschränkt. Eine
Untersuchung der Frage, wie sich seine wissenschaftliche Korrespondenz in diesen 22 Jahren ent5 1 Schliemann an Virchow, Kissingen, 8. Juli 1879
(Meyer 1936, Nr. 68 = Herrmann u. a. 1990, Nr. 38).
52 Marie Mellien an Schliemann, Woldegk, 11. Juli
1879 (B 80 - 2, Nr. 512).
53 Marie Mellien an Schliemann, Berlin, 16. Juli 1879
(B 80 - 3, Nr. 538).
54 Moritz Mellien an Schliemann, Zürich, 16. Juli
276
1879 (B 80 - 3, Nr. 539).
55 Virchow 1891, 122.
56 Schliemann an Virchow, Kissingen, 21. Juli 1879
(Meyer 1936, Nr. 70 = Herrmann u. a. 1990, Nr. 45).
57 Auf den 30. Juli 1879 ist die Unterschrift Melliens
datiert, mit der sie ihren von Schliemann formulierten
Pflichten zugestimmt hat (B 80 - 3, Nr. 593).
Verwobene Netzwerke
Abb. 7: Wissenschaftliche Briefpartner Heinrich Schliemanns in Europa, Asien und Afrika
wickelte, wäre spannend; so ist es möglich, dass dieses große Netzwerk nicht zuletzt erst aufgrund der aufsehenerregenden Befunde und Funde v. a. in Troia und Mykene stark angewachsen
sein könnte. Abgesehen von seiner Korrespondenz legen auch die zahlreichen Erwähnungen von
Wissenschaftlern, die mehr oder weniger intensiv an seinen Ausgrabungen bzw. deren Auswertung Anteil hatten, in Schliemanns Publikationen Zeugnis für seine starke Vernetzung nicht nur
innerhalb der Altertumswissenschaften ab.
Abkürzungen
Die Zitierweise sowie die Abkürzungen von Zeitschriften und Reihen richten sich nach den vom Deutschen Archäologischen Institut vorgegebenen Regeln, http://www.dainst.org/documents/10180/70593/02_Liste-Abkürzungen_quer.
pdf (20.10.2014). Neben den dort angegebenen Abkürzungen werden in der vorliegenden Arbeit folgende Sigel
verwendet:
B = American School of Classical Studies at Athens, Archives in the Gennadius Library, Heinrich Schliemann Papers, Series B: Korrespondenz (eingegangene Schreiben, verfasst von Schliemanns Briefpartnern).
BBB = American School of Classical Studies at Athens, Archives in the Gennadius Library, Heinrich Schliemann Papers,
Series BBB: Kopierbücher (Kopien von Briefen, verfasst von Schliemann), für beides s. http://www.ascsa.edu.gr/i
ndex.php/archives/heinrich-schliemann-finding-aid (26.10.2014).
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Abbildungsnachweis
Abb. 1: Deutsches Archäologisches Institut Berlin, Archiv der Zentrale, NL Dörpfeld, Kasten 12, Mappe Familienfotos.
Abb. 2: Deutsches Archäologisches Institut Berlin, Archiv der Zentrale, NL Dörpfeld, Kasten 12, Mappe Troja.
Abb. 3: Archiv M. Zavadil (Scan: M. Börner).
Abb. 4: Deutsches Archäologisches Institut Berlin, Archiv der Zentrale, NL Dörpfeld, Kasten 17, Album S23.
Abb. 5: Archiv A. X. Xanthakis (beschnitten publiziert in: Xanthakis 1988, 99).
Abb. 6: E. Ichenhaeuser (Redaktion), Bilder vom Internationalen Frauen-Kongress 1904 (Berlin 1904) 32; Bestand Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel.
Abb. 7: M. Zavadil (Kartenvorlage: M. Börner).
280
Gedruckt mit finanzieller Unterstützung durch die Akademie der bildenden Künste Wien
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Bibliographic information published by Die Deutsche Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie;
detailed bibliographic data is available in the Internet at http://dnb.ddb.de.
Einband: Gestaltung Roman Jacobek unter Verwendung einer Abbildungsvorlage von Eckhard
Wirbelauer (Straßburg) aus dem Familienarchiv R. Wettmann/Fabricius (Freiburg).
Copyright # 2016, Phoibos Verlag, Wien. All rights reserved
www.phoibos.at; office@phoibos.at
Printed in the EU
ISBN 978 - 3- 85161-150 - 2 (gedruckte Ausgabe)
ISBN 978 - 3- 85161-151-9 (E-book)
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Johanna Auinger
Die späten Briefe Carl Humanns (1884–1895) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Beatrix Bastl
Die ‘Altertumswissenschaften’, das ‘Migrationsproblem’ und die ‘Disziplin-Losigkeit’
Carl von Lützow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Monika Faber
Zur Frühzeit der „archäologischen“ Fotografie in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Ina Friedmann
„Qui tacet, consentit“. Alexander Conze und Wilhelm von Bode im Spiegel ihrer
Korrespondenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Olivier Gengler
„Deux lettres à Mylord Comte d’Aberdeen“. Öffentlicher Briefwechsel und Kontroverse
über die Inschriften von Michel Fourmont am Anfang des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . 61
Daniela Haarmann
Die Netzwerke des Franz de Paula Neumann (1744–1816), Leiter des Wiener k. k. Münz- und
Antikenkabinetts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Torsten Kahlert
Große Projekte und informelle Netzwerke. Theodor Mommsen und das Corpus
Inscriptionum Latinarum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Raimund Karl
Moriz Hoernes and his network. Transfer of epistemology into and in archaeology, past
and present . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Karl R. Krierer
Alexander Conze und Theodor Mommsen. Die Wiener Briefe (1870–1877) . . . . . . . . . . . . . . 111
Brigitta Mader
Netzwerk Urgeschichte. Ferdinand von Hochstetter und die prähistorische Forschung in
Österreich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Suzanne Marchand
Die Würdigung der Kunst von Anderen: Josef Strzygowski und die österreichischen
Ursprünge der außer-europäischen Kunstgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Christine Ottner
Zwischen Berlin und Wien: Theodor Mommsen, Wilhelm von Hartel und Eduard Suess
als Proponenten des deutsch-österreichischen Akademiekartells von 1893 . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Marianne Pollak
Zwischen Bayern und Innviertel. Die Frühzeit der archäologischen Forschung im westlichen
Oberösterreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Stefan Rebenich
Personale Netzwerke und wissenschaftliche Normierung: Das Handbuch der klassischen
Altertumswissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
Andreas Schmidt-Colinet
Louis-François Cassas (1756–1827) als Vorläufer und Wegbereiter von Netzwerken in den
Altertumswissenschaften des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Hubert D. Szemethy
Otto Benndorfs frühe Korrespondenzen. Zeugnis für den Aufbau eines wissenschaftsorientierten
Netzwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
Eckhard Wirbelauer
Die „Kreise“ des Althistorikers Ernst Fabricius (1857–1942) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
Michaela Zavadil
Verwobene Netzwerke: Wissenschaft und Personalakquise bei Heinrich Schliemann . . . . . . . 267