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Fundort Wien Berichte zur Archäologie 19/2016 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Inhalt Inhaltsverzeichnis Fundort Wien 19, 2016. Berichte zur Archäologie Aufsätze Tätigkeitsberichte 4 110 Martin Mosser/Rita Chinelli mit Beiträgen Constance Litschauer mit einem Beitrag von Günther Dembski Die geldgeschichtlichen Funde vom Wiener Rochusmarkt als Hinweis auf eine keltische Münzproduktion? 24 Martin Mosser Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VIII: Der Legionslagerplan – Grundrissrekonstruktion und Chronologie von Kristina Adler-Wölfl, Eleni Eleftheriadou, Ingeborg Gaisbauer, Sabine Jäger-Wersonig und Kinga Tarcsay Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88– 90 144 Martin Penz/Oliver Schmitsberger Eine neu entdeckte (neolithische ?) Hornsteinhalde im Lainzer Tiergarten/Inzersdorfer Wald in Wien 46 Ingeborg Gaisbauer „… in predio nostro, in territorio videlicet Favie, que a modernis Wienna nuncupatur“ – Indizien zum Wiener 12. Jahrhundert 74 Heike Krause/Ingeborg Gaisbauer Zum Standort der Wüstung „Wulzendorf“ im 22. Wiener Gemeindebezirk – Donaustadt 94 Sigrid Czeika Der Rohling eines Blasinstrumentes aus Schloss Kaiserebersdorf, Wien-Simmering Fundchronik 148 Übersichtskarte 150 Grabungsberichte 2015 191 193 193 195 195 195 MitarbeiterInnenverzeichnis Namenskürzel Abkürzungsverzeichnis Abbildungsnachweis Inserentenverzeichnis Impressum 102 Andreas G. Heiss „… ende van de notkens worden Paternosters ghemaeckt“ – Ein neuzeitlicher Rosenkranz aus Pimpernusskernen (Staphylea pinnata L.) vom ehemaligen Matzleinsdorfer Friedhof in Wien Kurzzitat: FWien 19, 2016 Rollenkopfnadel aus Bronze, Wien 22, Edith-Piaf-Straße 4. M 1:1 (Zeichnung: M. Penz) Hornsteinfunde vom Inzersdorfer Wald (Slg. R. Kunz). (Foto: M. Penz) Römerzeitliches Gesichtsgefäß, Grabung Rennweg 88–90. (Foto: N. Piperakis) Fragment einer keltischen Tüpfelplatte, Grabung Rasumofskygasse. (Foto: N. Piperakis) Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Fundort Wien : Berichte zur Archäologie / hrsg. von Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Erscheint jährlich – Aufnahme nach 1 (1998) kart.: EUR 34,– (Einzelbd.) 3 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Martin Mosser/Rita Chinelli mit Beiträgen von Kristina Adler-Wölfl, Eleni Eleftheriadou, Ingeborg Gaisbauer, Sabine Jäger-Wersonig und Kinga Tarcsay Aus Anlass des Neubaus einer Wohnanlage auf den beiden Grundstücken Rennweg 88 und 90 bzw. Aspangstraße 63 im dritten Wiener Gemeindebezirk war im Vorfeld vom 3. August bis 3. September 2015 eine Rettungsgrabung durchgeführt worden, die archäologische Befunde aus drei historischen Epochen zutage brachte. 1 Zuvor hatten auf den beiden insgesamt 1420 m2 großen Parzellen zwei aus dem Jahr 1861 stammende Häuser gestanden, die entlang des Rennwegs auf einer Breite von 12,50 m unterkellert waren. Nur in der Nordecke des Hauses Rennweg 88 war ein 9,50 m breiter Streifen unterhalb des Hauses nicht von Einbauten betroffen (RW88-NW). Die Keller- und Fundamentmauern bzw. Fundamente einer Werkstätte im hinter den Häusern folgenden Hof bereich wurden mehrfach auf der Grabungsfläche angetroffen und dokumentiert (vgl. Tab. 4 Bef.-Nr. 14). Die von Kellern und anderen Einbauten unberührt gebliebene Fläche im Hof entlang der Aspangstraße (RW88-S, RW90-SO, RW90-SW) und am Rennweg (RW88-NW) betrug etwa 750 m2 (Abb. 1). Die Oberkante des anstehenden ockergelben Lösses lag an der Aspangstraße bereits in 35 cm Tiefe (OK 19,84 m über Wr. Null) und fiel Richtung Nordosten auf einer Länge von 32 m zum Rennweg hin 2 m ab (OK 17,85 m über Wr. Null). Dies entspricht der allgemeinen topographischen Situation mit dem von der Arsenalterrasse im Süden Richtung Nordosten zur Stadtterrasse bzw. zur Donau hin abfallenden Gelände. 2 Darüber hinaus dürften aber – wahrscheinlich im Zuge der Anlage des Wiener Neustädter Kanals südlich der beiden Grundstücke3 etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts – weitere massive Abtragungen durchgeführt worden sein, wodurch unter anderem das antike Gehniveau nicht mehr erhalten blieb. Römerzeit (RW88-S, RW90-SW) Die beiden Parzellen liegen im Bereich der östlichen Ausläufer der römischen Zivilsiedlung von Vindobona (Abb. 2), wo bislang Handwerksbetriebe (Töpfereien) entlang der Richtung Carnuntum führenden Limesstraße anzutreffen waren, aber auch bereits Grabbezirke angelegt wurden. Dies zeigten zuletzt 1 GC : 2015_09; BDA Mnr. 01006.15.01. 2 Vgl. Mosser/Jäger-Wersonig/Adler-Wölfl 2011, 202. 3 W. Chmelar/S. Jäger-Wersonig/M. Mosser, Wien 3, Aspanggründe. FWien 14, 2011, 238–240. 4 Vgl. Mosser/Jäger-Wersonig/Adler-Wölfl 2011, 202–217 bes. Abb. 1; Schachner 2013. Grabungen im Bereich der sogenannten Aspanggründe, bei welchen unter anderem nur wenige Meter südlich der Grabungsstelle Rennweg 88–90 römerzeitliche Siedlungsgruben dokumentiert werden konnten. 4 Auf dem nun näher an der Limesstraße gelegenen Bereich waren römische Befunde vorwiegend in der südlichen Hälfte der Parzelle Rennweg 88/Aspangstraße 63 festzustellen (Abb. 3). 110 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Abb. 1: Überblicksplan zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 mit römerzeitlichen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Befunden. (Plan: M. Mosser) Einplanierungen (Tab. 5) Diese zeigten sich zunächst als relativ einheitliche, von zahlreichen rezenten (Pfosten?-)Gruben gestörte, dunkelbraune bis rötlich braune humose Einplanierungen (Bef.-Nr. 26–31; OK max. 19,91 m über Wr. Null; Abb. 4). Wie alle anderen römerzeitlichen Befunde enthielten diese Verfüllschichten ausschließlich mittelkaiserzeitliches Fundmaterial, datierend ab dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr., darunter auch ein As des Hadrian (117–138 n. Chr.) aus Bef.-Nr. 31 (MV 106.040). 5 Nach 170/180 n. Chr., vielleicht schon dem 3. Jahrhundert zuzuordnen, sind aus diesen Schichten ein grobtoniger, reduzierend gebrannter Teller mit gestreckter, steiler Wandung (MV 106.024/17),6 5 Für die Bestimmung danken wir Constance Litschauer (Stadtarchäologie Wien). 6 M. Kronberger, Ausgewähltes keramisches Fundmaterial aus stratifizierten Fundkomplexen. In: H. Stiglitz (Hrsg.), Das Auxiliarkastell Carnuntum 1. Forschungen 1977– 1988. SoSchrÖAI 29 (Wien 1997) 98 Taf. 15,139. 111 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 2: Lage der Fundstelle Rennweg 88–90 innerhalb der römischen Zivilsiedlung von Vindobona. (Plan: M. Mosser/M. Kronberger) 112 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Abb. 3: Römerzeitlicher Grubenkomplex in Schnitt RW88-S und RW90-SW. (Plan: M. Mosser) ein grobtoniger Faltenbecher mit kurzem ausgebogenem Rand (MV 106.037/ 29)7 sowie ein Terra-Sigillata-Fragment aus Rheinzabern (MV 106.039/91)8. Mauer (Tab. 5) Über der Verfüllung Bef.-Nr. 31 verlief auf einer Länge von 3,50 m ein trocken gelegtes, nur ein bis zwei Lagen hoch erhaltenes, 40 cm breites Bruchsteinmauerfundament (Bef.-Nr. 32; Abb. 5). Es wies am Südende einen 50 cm breiten Mauerfortsatz auf, der nach Westen zu noch auf 40 cm Länge erhalten war. Das ansonsten Nordost-Südwest ausgerichtete Fundament (OK 19,41– 19,80 m/UK 19,35–19,66 m über Wr. Null) könnte als Parzellenbegrenzungsmauer angesprochen werden, zumal es dieselbe Orientierung wie entspre- 7 8 Kronberger (Anm. 6) 95. Aus rezenter Pfostengrube in Bef.-Nr. 30. 113 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 4: Humose Verfüllschichten Bef.-Nr. 26–31 des römerzeitlichen Grubenkomplexes, Blickrichtung Südosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien) Abb. 5: Römerzeitliches Bruchsteinfundament (Bef.-Nr. 32) über humosen Verfüllschichten, Blickrichtung Nordwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien) Abb. 6: Römischer Grubenkomplex in Schnitt RW88-S nach Entfernen der Verfüllschichten, Blickrichtung Süden. (Foto: Stadtarchäologie Wien) chende Gräbchen und Mauerreste im Bereich der benachbarten römischen Töpfereibetriebe aufwies. 9 Gruben (Tab. 5–6) Nach Entfernen der Verfüllschichten zeichnete sich auf einer Fläche von 60 m2 ein umfangreicher Komplex aus insgesamt 14 Gruben und Mulden ab (Abb. 6). Die Passscherbenverteilung zeigt, dass alle Objekte offensichtlich gleichzeitig verfüllt wurden, da anpassende Keramikfragmente aus den unterschiedlichen Verfüllungen mehrfach nachzuweisen sind. Außer humosem Material konnten auch aschige Verfüllungen mit viel Holzkohle und Hüttenlehm vor allem im nordwestlichen Bereich des Grubenkomplexes festgestellt werden (Bef.-Nr. 40 und 47). Diese könnten eventuell als Reste aufgelassener und einplanierter Ofenanlagen angesprochen werden. Die teilweise einander schneidenden Gruben hatten unterschiedliche Formen, Ausmaße und Tiefen. Grube Bef.-Nr. 50 könnte mit ursprünglich wahrscheinlich über 2,50 m Tiefe und einer Grundfläche von 9 Mosser/Jäger-Wersonig/Adler-Wölfl 2011, 209–211. 1,6061,15 m mit senkrechten Wänden und flacher Sohle als Latrine interpretiert werden. Ohne erkennbare stratigrafische Abfolge lagen im Südwesten zu- 114 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte nächst die wannenförmige Mulde Bef.-Nr. 45 sowie die 463 m große, 1,10 m tiefe Grube Bef.-Nr. 43 (OK 19,63 m/UK 18,54 m über Wr. Null). Dieser folgte nördlich eine weitere großflächige, über weite Teile des Grubenkomplexes sich erstreckende, knapp 30 m2 große, muldenförmige Eintiefung (Bef.-Nr. 55), welche die älteren Gruben Bef.-Nr. 50, 51, 52 und 56 schnitt. Die östlich anschließende große kesselförmige Grube Bef.-Nr. 58 wurde hingegen von den etwas kleineren Gruben Bef.-Nr. 49, 53 und 54 geschnitten. Dazu kommt, östlich an Bef.-Nr. 58 anschließend, mit Bef.-Nr. 48 ein 4,30 m langes und 0,50 m breites Gräbchen mit zwei Pfostenstandspuren, das, etwa im rechten Winkel zum Bruchsteinfundament Bef.-Nr. 32 verlaufend, Abb. 7: Grube Bef.-Nr. 63 in Schnitt RW90-SW, Blickrichtung Norden. (Foto: Stadtarchäologie Wien) am östlichen Rand des Grubenkomplexes zu finden war (OK 19,39 m/UK 19,10 m über Wr. Null). Bef.-Nr. 32 und 48 könnten somit als die rudimentär noch erhalten gebliebenen Reste eines vielleicht zu Beginn des 3. Jahrhunderts über den verfüllten Gruben errichteten römischen Gebäudes angesprochen werden. Neben einer weiteren, südöstlich an Gräbchen Bef.-Nr. 48 anschließenden Grube (Bef.-Nr. 36), die neben römerzeitlichem Fundmaterial (MV 106.046/1) auch Keramik des 12. Jahrhunderts n. Chr. enthielt und daher als mittelalterlich einzustufen ist, kam – 7 m von dieser entfernt – nur noch die 1,06 m tiefe, rechteckige, in der Fläche 1,4061 m messende Grube Bef.-Nr. 63 zum Vorschein (Abb. 7; OK 19,54 m/UK 18,48 m über Wr. Null). Diese im Südwesten des Grundstücks Rennweg 90 gelegene Grube wies stellenweise eine aus grünlichem, tegeligem Tonmaterial bestehende Auskleidung (Bef.-Nr. 64) an den Wänden auf. Ihre ursprüngliche Funktion kann allerdings vorerst nicht erschlossen werden. Reste der römischen Limesstraße, wie sie eventuell im nördlichen Bereich der Parzelle Rennweg 88 zu erwarten gewesen wären, konnten nicht eindeutig verifiziert werden (siehe unten). Das zahlreiche Fundmaterial aus den Grubenverfüllungen enthielt insgesamt über 170 Terra-Sigillata-Fragmente, mit einer einzigen Ausnahme (siehe oben) nur mittel- und südgallischer Herkunft, darunter eine zu einer Ganzform ergänzbare reliefverzierte Schüssel Drag. 37 mit Dekorstempel des Cinnamus aus Lezoux (Mittelgallien, ca. 130–180 n. Chr., MV 106.043/122). Unter der Feinkeramik dominieren mit Abstand lokale/regionale Becher und Faltenbecher mit Karnies- oder karniesähnlichem Rand, Schulterrille, Überzug und Grießbewurf. Daneben kommen auch lokale/regionale Imitationen der sog. Rätischen Ware sowie Gefäße mit schrägen Furchen und mit tropfenförmigem Barbotinedekor vor, wobei letztere als eine spezifische Keramikgruppe in Vindobona anzusprechen sind. Sie repräsentieren einen Teil des üblichen in Vindobona bzw. in Pannonien im Umlauf befindlichen Feinkeramikspektrums und sind vor allem ins 2. und ins beginnende 3. Jahrhundert zu datieren. 10 10 Vgl. E. Eleftheriadou, Römische Keramik mit schrägen Furchen aus Pannonien. FWien 15, 2012, 120–150; dies., Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona. FWien 17, 2014, 134–177. I. Pavić, Feinware: Becher und Faltenbecher des 2. und 3. Jahrhunderts von Wien 1, Michaelerplatz – Grabungen 1990/1991. FWien 10, 2007, 134–193. 115 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Darüber hinaus waren ein Amphorenfragment mit Henkel vom Typ Dressel 20 (KE15511; KE156), zahlreiche Reibschalen, Räucherschalen, Pannonische Glanztonware (darunter ein oxidierend gebranntes Exemplar der Form Drag. 30 mit Blattstempel, MV 106.043/123), ein vollständiges eiförmiges Gefäß (KE153)12, reduzierend und oxidierend gebrannte Schüsseln und Krüge sowie drei Gesichtsgefäße (KE148–KE150) anzutreffen (siehe Beitrag R. Chinelli, 122 ff.). An Glasfunden sind zwei Fragmente von Vierkantflaschen13 aus den oberen Grubenverfüllungen (Dat.: 1.–3. Jh.; MV 106.039/90014 und MV 106.043/ 900), eine Melonenperle aus blauem Glas15 aus der (Latrinen?-)Verfüllung Bef.-Nr. 57 (Dat.: 1./2. Jh.; MV 106.066/900), ein Randfragment eines Töpfchens mit rundgeschmolzenem Rand und Horizontalfalz16 (Dat.: E. 1. –2. Jh.; MV 106.033/900–90117) sowie ein Wandstück mit Bogenrippen (MV 106.048/900), das von der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts bis in das 3. Jahrhundert datiert, erwähnenswert. Interpretation Der chronologische Rahmen des Fundmaterials reicht somit vom Ende des 1. bis in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts – allerdings mit deutlichem Schwerpunkt im 2. Jahrhundert. Aus den großflächigen, unmittelbar über den Gruben aufgebrachten Einplanierungen Bef.-Nr. 35 und 38 sind die Reibschüsseln mit rotem Überzug (KE57–KE58) mit einem Datierungsrahmen meist zwischen 180 und 260 n. Chr. neben der bereits erwähnten grobtonigen reduzierend gebrannten Gebrauchskeramik als jüngste römerzeitliche Fundstücke zu interpretieren. Der Verfüllzeitpunkt der römerzeitlichen Gruben ist somit frühestens 180 n. Chr., spätestens aber im Lauf der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts anzunehmen. Die Funktion der Gruben erschließt sich nicht unmittelbar. Als einfachste Erklärung sind Lehmentnahmegruben im Umfeld der archäologisch nachgewiesenen Töpfereibetriebe am östlichen Rand der Zivilsiedlung zu vermuten. Die aber aufgrund ihrer Form wahrscheinlich als Latrine dienende Grube Bef.-Nr. 50, das Fundamentgräbchen Bef.-Nr. 48 sowie das Mauerfundament Bef.-Nr. 32 sprechen wiederum eher für einen zumindest zeitweise als Wohn- oder Werkstätte genutzten Siedlungsbereich, von welchem allerdings kaum noch Reste archäologisch nachweisbar blieben. Dass auch Grabbeiga11 Aus neuzeitlicher Verfüllung ohne Bef.-Nr. in den „Einplanierungen“. 12 Vgl. Chinelli 2005, 143–182. 13 S. Sakl-Oberthaler/K. Tarcsay, Römische Glasformen aus Wien. FWien 4, 2001, 86; 101 G12 Taf. 2,12. 14 Siehe Anm. 8. 15 Riha 1990, 82 f. 11.1.3 Taf. 36,1152– 1159. 16 Sakl-Oberthaler/Tarcsay (Anm. 13) 93; 103 G35 Taf. 4,35, mit weiteren Beispielen aus der römischen Zivilsiedlung von Vindobona. 17 Aus neuzeitlicher Grubenverfüllung in Bef.-Nr. 28 und 29. 18 Vgl. Mosser/Jäger-Wersonig/Adler-Wölfl 2011, 203–206; Schachner 2013. ben aus aufgelassenen Gräbern der Umgebung innerhalb der Grubenverfüllungen vorkommen können, ist aufgrund der Nähe des auf den Aspanggründen aufgedeckten Grabbezirks aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. ebenfalls nicht auszuschließen. 18 Mittelalter (RW88-S, RW88-NW; Abb. 8) Nach der Aufgabe der römischen Zivilsiedlung im fortgeschrittenen 3. Jahrhundert n. Chr. ist frühestens im Hochmittelalter wieder mit Siedlungsaktivität im Bereich des Rennwegs zu rechnen. Auf der Grabungsfläche fehlten – bis auf die 0,40 m tiefe, 1 m6mind. 0,90 m große Grube Bef.-Nr. 36 an der Parzellengrenze der Häuser Nr. 88 und 90 mit einem hochmittelalterlichen Keramikwandfragment (siehe oben) – allerdings entsprechende Nachweise. 116 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Abb. 8: Überblicksplan zu den mittelalterlichen (?) Befunden der Grabung Rennweg 88–90. (Plan: M. Mosser) Straße (RW88-NW; Tab. 4) Nur in der Nordecke der Parzelle Rennweg 88 konnten die untersten Schotterlagen einer mehrfachen Abfolge von Straßenniveaus auf einer Fläche von 5,50 m Breite und 9,50 m Länge (= Schnitt RW88-NW) als höchstwahrscheinlich mittelalterlich, aber eventuell bereits in der Römerzeit angelegt, eingestuft werden. Über dem anstehenden Löss, in dem noch insgesamt sechs Radbzw. Wagenspuren eingetieft waren (Bef.-Nr. 33; OK 18,59 m/UK 17,76 m über Wr. Null), lag zunächst die etwa 5 cm dicke Schotterung Bef.-Nr. 20 aus 3–6 cm großen Kieselsteinen und Schotter (OK 17,95 m über Wr. Null), deren südlicher Randbereich allerdings nur wenige Zentimeter in die Grabungsfläche reichte und sich nach Norden unter dem heutigen Rennweg fortsetzte. 117 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 9: Mittelalterliche oder evtl. bereits römerzeitliche Straßenschotterung Bef.-Nr. 19 in Schnitt RW88-NW; im Hintergrund Fundamentreste des abgerissenen, aus dem Jahr 1861 stammenden Hauses Rennweg 88, Blickrichtung Nordwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien) Abb. 10: Hufeisen (Inv.-Nr. MV 106.018/1) in Straßenschotterung Bef.Nr. 24, Blickrichtung Westen. (Foto: Stadtarchäologie Wien) Darüber folgte mit einer schluffigen, sandigen, ockerfarbenen bis dunkelbraunen, max. 10 cm hohen Lehmschicht (Bef.-Nr. 15 = Bef.-Nr. 25; OK 17,88– 18,59 m über Wr. Null) der Unterbau für einen weiteren, in der Konstruktion mit der Schotterung Bef.-Nr. 20 identischen, sehr fest gefügten Straßenbelag (Bef.-Nr. 19 = Bef.-Nr. 24; Abb. 9). Dieser konnte auf 9,30 m Länge und 4,80 m Breite dokumentiert werden und besaß wie der Unterbau Bef.-Nr. 15 sowie auch alle nachfolgenden neuzeitlichen Schotterungen ein starkes Gefälle von Süden nach Norden (OK 17,97–18,56 m über Wr. Null). Auch diese Straßenschotterung setzte sich unterhalb des Rennwegs fort. Fraglich bleibt, ob ein Straßenbelag der römerzeitlichen Limesstraße noch im Bereich des heutigen Straßenverlaufs – unter den dokumentierten Schotterungen liegend – erwartet werden kann. 19 In einer schmalen Erweiterung Richtung Norden (RW88-N-Erweiterung) konnte innerhalb der auch eingeschwemmte Lehmschichten (Bef.Nr. 23) aufweisenden Straße (Bef.-Nr. 24) ein Hufeisen (Abb. 10; MV 106.018/ 1) geborgen werden, wobei generell die gesamte Schotterung mit zahlreichen Eisenfragmenten durchsetzt war. Bei den übrigen Funden handelte es sich hauptsächlich um römische Keramikfragmente (MV 106.035/1–10) sowie um einen mittelalterlichen Ziegelfehlbrand. Daraus kann von einer Nutzung der Straße noch im Spätmittelalter ausgegangen werden. Nicht auszuschließen ist aber, dass die Schotterung bereits Teil der römischen Limesstraße war, die in den nachfolgenden Epochen weiterverwendet wurde. Die chronologische Zuordnung erfolgte auch in Relation zur stratigrafischen Lage unterhalb eindeutig neuzeitlicher Straßenkörper (siehe unten). Neuzeit (RW88-NW, RW90-SO; Abb. 11) 19 M. Kronberger/M. Mosser, Die Straßen von Vindobona. In: I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. Ein archäologisch-historischer Streifzug. MSW 7 (Wien 2013) 140–142. 20 Vgl. https://www.wien.gv.at/kulturportal/ public/ (23.09. 2016). Der Franziszeische Kataster von 1829 zeigt im Bereich der Parzellen Rennweg 88–90 eine unbebaute Ackerfläche, wobei der südliche Straßenrand des Rennwegs noch einige Meter in die später bebauten Parzellen hineinreicht. 20 Ende des 18. Jahrhunderts befand sich ca. 200 m nordwestlich der Fundstelle die Ziegelei des Ignaz Franz Schäffler (heute etwa im Bereich der Parzellen Rennweg 68 und 70 gegenüber der Einmündung der Oberzellergasse in den Renn- 118 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Abb. 11: Überblicksplan zu den neuzeitlichen Befunden der Grabung Rennweg 88–90. (Plan: M. Mosser) weg), der in der Umgebung auch zahlreiche Lehmgruben unterhielt. Mit Errichtung des Wiener Neustädter Kanals ab 1799 wurde auch die Ziegelei stillgelegt. 21 Dieser 1803 fertiggestellte Kanal verlief unmittelbar südlich der beiden Grundstücke Rennweg 88–90. 22 Auf der Grabungsfläche konnten einerseits im Norden der Parzelle Rennweg 88 (Schnitt RW88-NW) über den mittelalterlichen Straßenniveaus weitere massive und fest gefügte neuzeitliche Straßenkörper festgestellt werden. Andererseits zeigte sich im Südosten des Grundstücks Rennweg 90 ein umfangreicher Graben/Gruben-Komplex, der vielleicht mit ehemaligen Lehmgruben der Schäffler’schen Ziegelöfen in Verbindung gebracht werden kann. 21 Ich danke Gerhard Zsutty (Ziegelmuseum) für die Überlassung seines Manuskripts zum Schäffler’schen Ziegelofen; vgl. auch den Plan: Der Wiener Neustädter Kanal von der St. Marxer Linie bis zur Ungargasse: WStLA, KS, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, Sammelbestand: P23/4.100215–100216. 22 Vgl. Chmelar/Jäger-Wersonig/Mosser (Anm. 3); J. Hradecky/W. Chmelar, Wiener Neustädter Kanal. Vom Transportweg zum Industriedenkmal. WA 11 (Wien 2014) 73 mit Abb.; 123–127. 119 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 12: Neuzeitlicher Straßenauf bau mit Schotterung Bef.-Nr. 12 und Unterbau Bef.-Nr. 13, Blickrichtung Westen. (Foto: Stadtarchäologie Wien) Abb. 13: Nordwest-Profil zu den neuzeitlichen Graben- oder Grubenverfüllungen Bef.-Nr. 1 und 60 in Schnitt RW90-SO. (Foto: Stadtarchäologie Wien) Straße (RW88-NW; Tab. 4) Über der jüngsten, wohl mittelalterlichen Straßenschotterung Bef.-Nr. 19 war eine hellbraune sandige Planierung (Bef.-Nr. 16 = Bef.-Nr. 22; OK 18,51– 18,56 über Wr. Null) aufgebracht, auf welcher eine sehr feste massive, mit viel Ziegelbruch und Mörtel durchsetzte, 20 cm hohe Straßenbefestigung (Bef.-Nr. 13; OK 18,12–18,63 über Wr. Null) mit Keramikfunden des 17. und 18. Jahrhunderts folgte (MV 106.025/1–30). Diese diente offensichtlich als Unterbau für eine bis zu 30 cm hohe Abfolge weiterer Straßenschotterungen (Bef.-Nr. 21, 12 und 17; OK 18,93 m über Wr. Null; Abb. 12). Die Keramik aus den Schotterlagen stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert (MV 106.021/1– 28). Der sorgfältige Auf bau erinnerte an die von John Loudon McAdam um 1820 entwickelte Straßenbauweise („Makadam“) aus drei Schichten von jeweils unterschiedlich großen, gebrochenen und gut verdichteten Gesteinskörnungen,23 was ebenfalls auf eine Errichtungszeit etwa in der ersten Hälfte oder Mitte des 19. Jahrhunderts schließen lässt. Graben/Grubenkomplex (RW90-SO; Tab. 3) Einen großen Teil der nicht unterkellerten Südhälfte der Parzelle Rennweg 90 nahm eine große Grube mit den Verfüllungen Bef.-Nr. 1, 10, 60 und 61 ein. Es handelte sich dabei um eine auf 23 m Länge nachweisbare, bis zu 9,80 m breite und mehr als 2,20 m tiefe, grabenähnliche Struktur (UK 17,38 m über Wr. Null) mit wannenförmigem Profil (Abb. 13), die auf der benachbarten Parzelle 88 durch jüngere Einbauten gestört war. Die Funktion des Objekts ist ungeklärt, könnte aber im Zusammenhang mit dem ursprünglich nur wenige Meter weiter südlich in ähnlicher NW-SO-Orientierung verlaufenden Wiener Neustädter Kanal oder mit den Lehmgruben des Schäffler’schen Ziegelofens zu sehen sein. Jedenfalls enthielten die Verfüllungen neben zahlreichen römischen Keramikfragmenten und einem Ausguss einer Bügelkanne aus dem 13./14. Jahrhundert (MV 106.075) hauptsächlich Funde des 18. Jahrhunderts. Das Objekt wurde von einem 2 m breiten und 1 m tiefen Sohlgraben (Bef.-Nr. 4) ge23 Vg l. h t t p s : / / d e. w i k i p e d i a . o r g / w i k i / Makadam (11. 8. 2016). schnitten, der als bestimmbares Fundmaterial Glas und Steinzeug aus dem 18./ 19. Jahrhundert enthielt (Bef.-Nr. 3; MV 106.005). Im gesamten rückwärtigen 120 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Abb. 14: Metallfunde der Grabung Wien 3, Rennweg 88–90. 1 – Ohrlöffel, 2 – Kette, 3 – Griffspiegelfragment, 4 – Zahnstocher? (Foto: Ch. Ranseder) früheren Hof bereich der Häuser Rennweg 88–90 waren unzählige grubenartige Vertiefungen unterschiedlicher Dimension in unregelmäßiger Verteilung zu finden, die rezentes Fundmaterial enthielten und zumindest zum Teil als Baumgruben, aber wohl auch als Pfostengruben zu interpretieren sind. Metallfunde (Sabine Jäger-Wersonig) Unter den Metallfunden der Grabung Rennweg 88–90 fanden sich mehrere Objekte, die im Bereich der täglichen Toilette verwendet wurden. Zu nennen sind hier ein Griffspiegelfragment, ein Ohrlöffel mit einfachem unverziertem Stiel und zwei stabförmige Geräte (Abb. 14,1.3.4). Letztere bestehen aus einem im Querschnitt quadratischen Buntmetallstab, der um seine Längsachse verdreht und an einem Ende mit einer Feile deutlich zugespitzt wurde. Das andere Ende läuft hakenförmig aus, war aber ursprünglich vermutlich zu einer Öse umgebogen. Möglicherweise handelt es sich um Zahnstocher, Nagelreiniger oder Dochthaken. Geräte dieser Art haben eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter reichen kann. Ohrlöffelchen und Zahnstocher sind relativ vollständig erhalten. Das Fragment des Spiegels zeigt keine Spuren einer bewussten Zerkleinerung mit dem Meißel oder einer Metallschere. Die Stücke stammen alle aus der Einplanierung Bef.-Nr. 35, die über mehreren in einem Zug aufgegebenen Gruben (Bef.-Nr. 48–56) lag. Der Erhaltungszustand und das gehäufte Auftreten von sehr spezifischen Objekten (siehe auch die Räucherschalen KE69, KE75 und das eiförmige Gefäß KE153) könnten dafür sprechen, dass hier Überreste aufgelassener Gräber deponiert wurden (siehe Beitrag R. Chinelli, 133). So wurden 1907, unweit der hier vorgestellten Grabung im rückwärtigen Bereich von Haus Rennweg 92 sowie etwas weiter stadtauswärts vis à vis der Rennwegkaserne, Gruben und „Gräbermulden“ mit sehr viel Material gefunden. 24 24 GC : 1907_22; F. v. Kenner, Forschungen in Vindobona. JA 3, 1909 (1910) Beibl. 80–84 Taf. VI Plan 40; Mosser/Jäger-Wersonig/AdlerWölfl 2011, 202 f. 121 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Zu den Schmuckgegenständen gehörten eine Kette, die aus 8-förmigen Elementen gebildet ist (Abb. 14,2), und ein einfacher Buntmetallring. Der zu einem Bündel aufgerollte Blechstreifen mit D-förmigem Querschnitt und gekerbter Oberfläche dürfte ursprünglich von einem Armreifen stammen. Armreifen dieser Form treten im ersten Jahrhundert sowie in Gräberfeldern der zweiten Hälfte des 4. bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts auf. Ein relativ dickes Blechfragment, von dem zumindest eine Kante von einem größeren Stück abgesägt oder abgeschnitten wurde, könnte als Hinweis für eine nahe gelegene Werkstatt oder zumindest für einen Recyclingprozess gesehen werden. Aus mittelalterlicher oder neuzeitlicher Zeit stammt eine Stecknadel, deren Kopf aus Draht geformt und in einem Gesenk überarbeitet wurde. Inv.-Nr. MV Material 106.015/1000 Bronze 106.018/1 Eisen 106.027/1000 Bronze 106.032/1000 Eisen 106.037/1000 Bronze 106.043/1000 Eisen 106.043/1001 Eisen 106.043/1002 Bronze 106.043/1003 Bronze 106.043/1004 106.048/1000 106.054/1000 106.054/1001 106.054/1002 Bronze Bronze Eisen Eisen Bronze Objekt Parallele/Datierung Stecknadel mit Kopf aus Draht, in einem Gesenk Krabath 2001, 190–195 (Typ 1100); 13./14.–18./19. rund gepresst Jh. n. Chr. Hufeisen – Kette mit 8-förmigen Kettengliedern Riha 1990, 76 (Typ 3) Taf. 32,756; charakteristisch für 2./3. Jh. n. Chr. Messer mit lanzettförmiger Klinge Manning 1985, 115 Taf. 55 Q51 (Typ 15); Schaltenbrand Obrecht 1996,Taf. 52,310; Dolenz 1998,Taf. 112 ME 118; röm. Kaiserzeit Beschlag – Blechfragm. Manning 1985, 89 mit Taf. 39 O12 Schiebeschlüssel/ Hakenschlüssel; röm. Kaiserzeit Scheibenkopfnagel Röm. Kaiserzeit 2 hakenförmige Geräte (Zahnstocher?) Deschler-Erb 1996, 35 mit Taf. 5,51.52 dort Dochthaken; röm. Kaiserzeit; Egan/Pritchard 2002, 379 mit Abb. 251,1758–1760; 2. H. 14. Jh. Griffspiegelfragm. mit Reliefrand Deschler-Erb 1996, 65 mit Taf. 16,201; 1. Jh. n. Chr., läuft im 2. Jh. n. Chr. aus; Riha 1986, 13 f. mit Taf. 2,9.10 Ohrlöffelchen mit unverziertem Stiel Riha 1986, 60–63; 1.–4. Jh. n. Chr. Ring mit D-förmigem Querschnitt Riha 1990, 47 Typ 33; 1.–4. Jh. n. Chr. 2 Scheibenkopfnägel, 1 Nagelfragm. Röm. Kaiserzeit 2 Fragm. – Blech mit D-förmigen Querschnitt, gekerbt zu ei- Armreifen: Deschler-Erb 1996, 76 mit Taf. 20,284; nem Bündel aufgewickelt Fundkontext: 1. H. 1. Jh. n. Chr.; Müller 2010, 213 mit Taf. 10,9; spätantik Bef.-Nr. 15 24 o. Bef.-Nr. 29 30 35 35 35 35 35 37 39 39 39 Tab. 1: Metallfunde der Grabung Rennweg 88. Oxidierend gebrannte, fein gemagerte Gebrauchskeramik (Rita Chinelli) Bei der Keramik vom Rennweg 88–90 ist die Menge der oxidierend gebrannten 25 Betty Crouse (Seniorarchäologie) sei für die Unterstützung bei der Beschriftung und Restaurierung gedankt. 26 Michaelerplatz (GG: 1992_01): Reibschalen: VTO (mit leicht gekrümmtem Leistenrand), VTV (mit rotem Überzug) und Rau (Räucherschalen) – R. Chinelli, unpubl. Mskr. Archiv Stadtarchäologie; siehe auch Chinelli 1998; P. Donat et al., Die Werkstätten der canabae legionis von Vindobona. Befunde und Funde der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/ 1991) – Teil 1. FWien 6, 2003, 4–57; Donat et al. 2005. – Rennweg 44 (GC : 1990_01): Eine Vorlage der oxidierend gebrannten Gebrauchskeramik mit Typologie ist im Rahmen der Reihe MSW in Vorb. Gebrauchskeramik vorherrschend, deshalb wird sie im Folgenden summarisch vorgelegt (siehe Tab. 2). Die vorläufige Bestimmung des sehr stark fragmentierten Materials25 erlaubt eine Zuordnung zum gewöhnlichen Spektrum der mittelkaiserzeitlichen Gebrauchskeramik der Zivilsiedlung von Vindobona. Um eine Datierung und eine formale Zuweisung – auch ohne Detailzeichnungen – unter der Voraussetzung eingeschränkter Literaturzitate zu gewährleisten, wird in der Ansprache auf die entsprechenden, anhand des Fundmaterials der Ausgrabungen Wien 1, Michaelerplatz und Wien 3, Rennweg 44 erstellten Typologien verwiesen. 26 Für eine spätere Bearbeitung sind genauere Angaben zu Parallelen, neu hinzugekommenen Typen sowie weitere Informationen zu Befund übergreifenden Passscherben vorgesehen. 122 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Krüge/Kannen Die Krüge und Kannen zeigen ein breites typologisches Spektrum, das dem der Grabung Rennweg 44 sehr ähnlich ist. Diese zwei Formen liegen aus jeder Grubenverfüllung (Bef.-Nr. 28–31, 35, 38, 39) vor, in der eine ausreichende Menge der oxidierend gebrannten Gebrauchskeramik vorhanden war. Bei KE1 handelt es sich um nicht anpassende Fragmente eines Kruges mit Siebeinsatz (Abb. 15) und direkt am Gefäßrand angarnierten Henkeln. Sämtliche Bruchstücke stammen aus der großflächigen Einplanierung Bef.-Nr. 35 über den römischen Gruben. Krüge mit Siebeinsatz begegnen sehr selten,27 sind in Wien jedoch bereits mit dieser Form in den canabae legionis (Wien 1, Renngasse 9) nachgewiesen. 28 In der Zivilsiedlung, am Rennweg 44 tritt eine Variante ohne Siebeinsatz, aber ebenfalls mit einer auffallenden roten Oberflächenveredelung auf: Es handelt sich um ein importiertes Exemplar,29 im Gegensatz dazu ist das Exemplar vom Rennweg 88–90 ein lokales Produkt. 30 Nicht zuletzt durch den glatten roten Überzug ist der Krug in Zusammenhang mit dem sog. Legionswarestil zu stellen, die Imitation einer Metallform liegt nahe. Unter „Legionsware“ werden lokale – von der ortsansässigen Produktion allerdings abweichende – Keramikprodukte subsumiert, deren Form auch diejenige von Metall-, Glas- oder auch Terra-Sigillata-Gefäßen rezipieren kann. 31 Als Nachahmungen von Glastypen (Isings 90) sind wohl Fragmente von Krügen mit gerilltem Horizontalrand KE2 und KE3 (Abb. 16) zu interpretieren; aufgewölbte Böden – typisch für Glasformen – sind bei Keramiktypen eigentlich unnötig. Die Form an sich besitzt ein großes Fassungsvermögen und die Henkel sind breit und kräftig. Der Typ Holdeurn 22,Vindonissa 528 (530) ist am gesamten römischen Limes bekannt; in Wien lässt sich eine Konzentration entlang des Rennwegs/an der Limesstraße erkennen. Mit 49 Exemplaren ist die Funddichte an der Fundstelle Rennweg 44 auffällig hoch; weitere Fundstellen im 3. Bezirk liegen in der Aspangstraße 21 (2 Henkel) und in der Hohlweggasse (1 Henkel). 32 Außerdem begegnen der Typ und seine Varianten häufig in den canabae und im Legionslager, so z. B. in Wien 1, Schulhof 33. Jüngst wurde ein Exemplar in den Verfüllungen der Heizkammer eines Ziegelofens der Legionsziegelei in Wien-Hernals gefunden. 34 Die Datierung vom 4. Viertel des 1. Jahrhunderts bis 300 n. Chr., mit Schwerpunkt in den ersten drei Vierteln des 2. Jahrhunderts, entspricht ungefähr der Blütezeit der Herstellung der oxidierend gebrannten Gebrauchskeramik in Vindobona. Es wird sich um einen – wie die Scherbenanalyse vom Rennweg 44 nahelegt – lokal hergestellten Behälter handeln, der wohl nur für den kleinräumigen Transport geeignet war, weil die Gefäßwand nicht dick genug war, um Erschütterungen lange standzuhalten. Diese Funktion geht konform mit dem Fundort an einer wichtigen Hauptverkehrsader und Handelsstraße in Vindobona. Solche Behälter tauchen immer wieder an militärischen Stützpunkten (z. B. Carnuntum, Aquincum, Poetovio, Vindonissa, Wetterau, Nijmegen, Cluj-Napoca) auf, wo sie auch mit einer Oberflächenveredelung in Form von Marmorierung (vgl. Rennweg 44) oder roter Bemalung hergestellt wurden. 27 P. Jablonka, Die Gurina bei Dellach im Gailtal: Siedlung, Handelsplatz, Heiligtum. Forsch. u. Kunst 33 (Klagenfurt 2001) Taf. 58,12; N. Walke, Das römische Donaukastell Straubing-Sorviodurum. Limesforsch. 3 (Berlin 1965) Taf. 61,2 (andere Form); V. Rupp, Wetterauer Ware – Eine römische Keramik im Rhein-Main-Gebiet. Schr. Frankfurter Mus. Vor- u. Frühgesch. 10 (Frankfurt 1988) Taf. 10 B4.1; jüngst R. Morais/A. Morillo Cerdán/ R.-M. Durán Cabello, Un caso único en la Peninsula Ibérica: las anforas romanas de los campamentos alto-imperiales de Léon (Espana). 30 th Congr. RCRF Lisbon, Portugal, 25 th September–2 nd October 2016 (Publ. in Vorb.): zur möglichen Verwendung für liquamen/garum. 28 GC : 1992_04; O. Harl, Wien 1 – Renngasse. FÖ 33, 1994, 613 f. – Ausgestellt im Haus Renngasse 9 (Vitrine Nr. 9e); Form Vanvinckenroye 299/Holdeurn 4 b. 29 Siehe Anm. 26, Publ. in Vorb.: GKO K100. 30 Der Scherbentyp entspricht der lokalen Referenzprobe GK-ST 13, untersucht anhand des Materials vom Rennweg 44 (Publ. in Vorb.). 31 Zur Definition V. Gassner in: Stiglitz (Anm. 6) 230 f. – Ein mögliches Vorbild aus Metall: Radnóti 1938, 159 Taf. 39,2. 32 GC : 1907_12. – Aspangstraße 21, 1907 (Brandgräberreste), Inv.-Nr. alt 168 = Inv.-Nr. MV 1277; F. v. Kenner (Anm. 24) Beibl. 80 Fig. 39e. – „Hohlweggasse 1911, Inv. 109“ (verschollen?): Schörgendorfer 1942, 54 Kat.Nr. 476 Taf. 38. 33 Mit anderem Boden: M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil I: Altgrabungen am Judenplatz und Umgebung. FWien 2, 1999, 73 f. Kat.-Nr. 74 Abb. 21,74 (Inv.-Nr. 169). 34 GC : 2014_13. – Mosser 2015, 63 f. (o. Abb.). 123 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 16: Krug mit gerilltem Horizontalrand KE2 und KE3 (Typ Holdeurn 22, Vindonissa 528 [530]). (Foto: N. Piperakis) Marmorierte Produkte werden in der Forschung ebenso vor allem der sog. Legionsware zugeordnet (siehe oben). Abb. 15: Einhenkelkrug mit Siebeinsatz KE1. (Foto: N. Piperakis) Sie besitzen, wie schon erwähnt, nicht die für den Ferntransport notwendige Wanddicke, weisen aber häufig mindestens zwei Henkel auf und ihre Form kann als „verkleinerte“ Amphore verstanden werden. In letzter Zeit wurde ihre mögliche Funktion in Zusammenhang mit der Truppenversorgung diskutiert. Bestimmte Behälter der Gebrauchskeramik (z. B. echte Imitationen von Gauloise 4) sollen die für einen miles erforderliche Monatsration der Verpflegung enthalten haben. 35 Die Form des Kruges GKO K71 taucht aber in verschiedenen Formaten als Imitation von Isings 90 auf,36 deshalb besitzen sie auch unterschiedliche Fassungsvermögen. Im Zuge der Untersuchungen am Rennweg 88–90 wurden zahlreiche Krugfragmente geborgen, die vielfältige Varianten mit einfach profiliertem Trichterrand zeigen. Sie stammen großteils aus den Einplanierungen über den römischen Gruben und zeigen einen Datierungsrahmen zwischen 50 bis 250 n. Chr. Vereinzelt begegnen auch Krüge mit stark ausgebogenem Rand und roter Be35 Dazu Vorträge beim RCRF-Kongress in Lissabon 2016 (Anm. 27). 36 Siehe z. B. Schörgendorfer 1942, 64 f. Kat.-Nr. 551 f. Taf. 45,551.552. 37 Schörgendorfer 1942, 50 Kat.-Nr. 445 Inv. 572. 38 H. Sedlmayer in: St. Groh/H. Sedlmayer, Forschungen im Kastell Mautern-Favianis. RLÖ 42 (Wien 2002) Taf. 32,547. 39 Sz. Mátyás, Egy kora római település Savaria territóriumáról (An Early Roman Settlement within Savaria). Savaria 30, 2006, 159– 197 Taf. 2,10. malung (KE22, KE23), die den lokal gefertigten Produkten der Grabung Rennweg 44 (GKO K76 bzw. Variante) entsprechen. Die in Vindobona sehr häufige Kanne mit direkt am Gefäßrand angarniertem Henkel und roter Bemalung lässt sich mehrfach nachweisen (KE25–KE27; GKO K53). Sie diente vor allem dazu, Wasser vom Brunnen zu holen. 37 In ganz Vindobona sind Krüge mit ausgebogenem Rand, umlaufender Kerbenverzierung und roter Bemalung auf dem Hals (KE28; KE30: GKO K86) verbreitet. Solche Krüge können eine lange Laufzeit haben (100–450 n. Chr.). 38 Diejenigen mit viereckigem ausgebogenem Rand (KE31; GKO K62)39 sind früher anzusetzen (50–200 n. Chr.). 124 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Das Exemplar eines weithalsigen Zweihenkelkruges der Gruppe Niederbieber Typ 6540 (Variante des Typs Vanvinckenroye 435–437/Stuart 1341 – GKO K66) KE37 könnte auch schon früh datieren (2. H. 1. Jh. –2. V. 2./max. 3. Jh.). Anpassende Bruchstücke wurden in Befund 41 und der Einplanierung 35 geborgen. Zur pannonischen Streifenware (2.–3. Jh. n. Chr.) zählt ein Wandfragment (KE38), das zu einem sehr großen Krug gehört. 42 Mit KE36 (Bef.-Nr. 35; GKO K91), einem Krug mit flachem oder gerilltem Leistenrand, liegt eine Form vor, die vom 2. Jahrhundert bis 313/315 n. Chr. datiert. Klein dimensionierte Krüge sind selten, doch gehören anpassende Bruchstücke aus Befund 28 und 30 zu einer Trifoliarkanne (KE32), für die sich als Vergleich ein Altfund aus dem 1. Bezirk mit Fundortangabe „Oper/Hanuschgasse 7, 17/50?“ im Depot des Wien Museum findet. Dieser Typ wurde auch in Aquincum, in der „Schütz-Werkstätte“ (2.–3. Jh. n. Chr.), hergestellt43 und kommt weiters in Vindobona an der Limesstraße (100–250 n. Chr.)44, in Poetovio45 und in Virunum (100/110–130/140 n. Chr.)46 vor. Mit einem sonst auf Krügen seltenen weißen Überzug ist das kegelstumpfförmige Exemplar KE33 – ohne Rand – zu erwähnen, für das ein Vergleich in den canabae (Wien 1, Spiegelgasse 4/Plankengasse 17) und am Rennweg 44 vorliegt. 47 Reibschalen Ein Reibschüsselfragment (KE39) aus der großflächigen Einplanierung entspricht – abgesehen von einer etwas abweichenden Neigung der Lippe – in der Form einem Exemplar aus Wien-Hernals, das die Stempelabdrücke Latinus fec(it) und fec(it) besitzt. 48 Dieser Töpfer arbeitete, wie eine verschollene Reibschale aus Vindobona mit gleichartiger Stempelung und zusätzlichem Stempel der militärischen Einheit zeigt,49 zumindest fallweise für die 14. Legion. Somit wäre es vorstellbar, dass diese Form schon ab 97/98 n. Chr. oder zwischen 101–114/118 n. Chr. in Vindobona hergestellt wurde. 50 Der vermutete Zusammenhang kann mit Hilfe des Scherbentyps erhärtet werden. Tatsächlich entspricht der Scherbentyp von KE39 – wie auch jener des Exemplars aus Hernals – einer lokalen Referenzprobe von Reibschalen. 51 Wie schon bei den Krügen beobachtet wurde, so kommt eine beträchtliche Anzahl an Reibschalen auch aus der großflächigen Einplanierung Bef.-Nr. 35. Es treten v. a. die Exemplare ohne Überzug hervor, die zu einem bekannten mittelkaiserzeitlichen Spektrum in Vindobona (Reibschale mit gekrümmtem Leistenrand) gehören. 52 Die am spätesten zu datierenden (meist zwischen 180–260/ 270 n. Chr.) Stücke sind sehr fragmentiert und vereinzelt mit streifigem Dekor (KE60) und hauptsächlich mit rotem Überzug (KE57) versehen (Abb. 17). Ein Exemplar mit rotem Überzug (KE56) zeigt einen Ausguss, der durch Ausformung des Randes bis zur Leiste gebildet wurde. Beispiele solcher Ausgüsse wurden auch am Michaelerplatz und am Rennweg 44 nachgewiesen. 53 40 H. Schönberger/H. G. Simon, Die Kastelle in Altenstadt. Limesforsch. 22 (Berlin 1983) Taf. 37. 41 F. Hanut, Le faciès céramique de la cité des Tongres: les principaux constituants d’un répertoire. In: SFECAG. Actes du congrès de Chelles, 13–16 mai 2010 (Marseille 2010) 336 Fig. 6,1. 42 Vgl. auch Wien 3, Rennweg 93A (GC : 2010_03); I. Mader, Wien 3, Rennweg 93A (ehemalige Rennwegkaserne). FWien 14, 2011, 243–246; Inv.-Nr. MV 92.066>92.067 (Hinweis Ursula Eisenmenger, Stadtarchäologie Wien). 43 Póczy 1956, Taf. X 15. Zur späteren Datierung der Töpferöfen ins 3. Jh. n. Chr. siehe P. Vámos, Types of Pottery Kilns in Aquincum. RCRF Acta 41 (2010) 68. 44 R. Chinelli in: Donat et al. 2005, 81 VII.1 s. v. Inv.-Nr. 1082 (Inv.-Nr. MV 941082/15). 45 I. Lazar, Die Römer: Glas, Ton, Stein (Celje, Ptuj, Maribor 2004) Kat.-Nr. 90. 46 R. Jernej/Ch. Gugl (Hrsg.), Virunum. Das römische Amphitheater. Die Grabungen 1998–2001. Arch. Alpen-Adria 4 (Klagenfurt 2004) Taf. 8,45 (Fundkomplex 2). 47 GC : 1913_12; Inv.-Nr. MV 21.178/12. – Rennweg 44: MV 38715/1006 (Streufunde). 48 K. Adler-Wölfl in: Mosser 2015, 74 Anm. 53 (Inv.-Nr. MV 105.209). 49 Reibschale aus Wien 1, Wildpretmarkt 2– 4/Bauernmarkt 7 (GC : 1904_03); F. Kenner, Römische Funde in Wien aus den Jahren 1904 und 1905. JZK N. F., 3. Bd., 1. Teil, 1905, 162 Fig. 312. Die Vorlage der epigraphischen Untersuchung von Reinhold Wedenig ist in Vorbereitung. 50 Mosser 2015, 78. 51 Chinelli 1998, 156 f. Abb. 5 und 6 (WR142/5); vgl. Hernals „Scherbentyp 1“: ebd. 156 Abb. 5 (WR1085/52). 52 Wie z. B. G. Varga, Roman Mortaria from Salla. Acta Arch. Acad. Scien. Hungaricae 61, 2010, 145–184 Fig. 6,39; 9,60 (98–180 n. Chr.); 16,137 (111–170 n. Chr.). 53 Sogar mit zoomorphen Details: Wien 3, Rennweg 44: Inv.-Nr. MV 38365/27; Wien 1, Michaelerplatz: Inv.-Nr. MV 941049/17 (Verfüllung 391/Grube 267); MV 94260/24 (Streufund). 125 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 17: Reibschale mit rotem Überzug KE57 und streifigem Dekor KE60. (Foto: N. Piperakis) Abb. 18: Räucherschale KE75. (Foto: N. Piperakis) Räucherschalen Räucherschalen lassen sich generell dem 2. und 3. Jahrhundert zuweisen. Sie wurden vor allem aus Befund 35 geborgen. Die Räucherschale KE75 (Abb. 18) ist am Kelch leicht verformt und im Kern nicht durchgehend oxidierend gebrannt. Sie ist von kleinem Format, ebenso wie KE64 und KE69, die den am Rennweg 44 bekannten Typen GKO Ra6 (90–180/250 n. Chr.) und GKO Ra8 entsprechen, die ebenso am Michaelerplatz belegt sind. Kleinformatige Räucherschalen sind charakteristisch für Gräberinventare, aber sie können auch innerhalb eines kleinen lararium vorkommen. 54 Sonst begegnen Räucherschalen größeren Formats, vor allem mit Kerbendekor, weniger mit plastischem Wellendekor (KE66). So entspricht z. B. KE70 einem Typ (150–250 n. Chr.), wie er in mehreren Phasen am Michaelerplatz vertreten ist. 55 54 Siehe z. B. M. Zelle, Das Matronenheiligtum auf der Insula 20. In: M. Zelle (Hrsg.), Colonia Ulpia Traiana. Tatort CUT. Die Spur führt nach Xanten. Führer u. Schr. Arch. Park Xanten 17 (Bonn 1995) 112 Abb. 129. 55 R. Chinelli in: Donat et al. 2005, 76 IV.1 (Grube 191; 100–300 n. Chr.) s. v. Inv.-Nr. 1208 (Rau 89); V. Gassner in: Ch. Ertel et al., Untersuchungen zu den Gräberfeldern in Carnuntum I. RLÖ 40 (Wien 1999) Grab 74 Taf. 42,1 (150–250 n. Chr.); R. Chinelli in: P. Donat, Von einem biedermeierzeitlichen Malerwerkplatz zu den möglichen Hinterlassenschaften einer römischen Keramikwerkstatt am Wiener Michaelerplatz. FWien 6, 2003, 76. 56 Auch in Wien 3, Klimschgasse 19–21 (GC : 2004_08) befand sich innerhalb einer Brandbestattung eine Räucherschale mit Gebrauchsspuren von größerem Format neben einer neuwertigen kleinformatigen; M. Kronberger (Hrsg.), Vindobona. Das römische Wien (Wien 2009) 85 mit Abb. (Vitrine im Römermuseum). Die großen Formate sind als Teil der üblichen Siedlungskeramik nachgewiesen, sie begegnen aber auch in anderem Fundzusammenhang. 56 Völlig verbrannt ist KE67, das dem Typ GKO Ra14 (ab 2. H. 1. Jh.) zugewiesen ist. Teller/Schale/Schüssel Unter den Tellern treten hauptsächlich solche mit fast geradem, leicht eingebogenem Rand auf, die typisch für die Mittelkaiserzeit sind. Sie zeigen Verwendungsspuren wie z. B. Ruß. Unter den Schüsseln gibt es fast ausschließlich Wandfragmente von Ringschüsseln. Die wenigen Schalen kommen vor allem in der obersten Verfüllung Bef.-Nr. 39 der Gruben 50 und 56 vor: Es handelt sich um mittelkaiserzeitliche Nachahmungen von Terra-Sigillata-Formen, die auch in der Pannonischen Glanztonware normalerweise vertreten sind. Vorratsgefäße Zum Kücheninventar sind auch viele kleine Wandscherben streifenverzierter pannonischer Ware zu zählen. Sie sind fast in jedem Befund (außer Bef.-Nr. 126 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte 37 und 38) belegt, in welchem sich ausreichend Gebrauchskeramik fand, und stammen entweder von Vorratsgefäßen mit gerilltem Horizontalrand und Rädchendekor oder von Krügen – in Tab. 2 unter den Vorratsgefäßen gelistet. Zum Teil ist der Dekor mit Wellenlinien kombiniert oder nur auf eine Wellenlinie beschränkt. Vorratsgefäße mit Horizontalrand sind v. a. zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. zu datieren, obwohl sie schon früher vorkommen können und in Vindobona z. B. in den Wohnbereichen am Michaelerplatz hauptsächlich in der Steinbauphase 1.1 (120–200 n. Chr.) nachgewiesen sind. Das Vorratsgefäß KE108 mit rundstabähnlicher Randbildung besteht aus einem kugelbauchigen Körper mit rötlich braunem Überzug. Man findet einen Vergleich im Werkstättenbereich am Michaelerplatz, dieser ist in die Steinbauphase 1.1 (bis 180 n. Chr.) zu datieren. Neben einem unstratifizierten Stück vom Judenplatz ist ein vergleichbares Exemplar auch aus Zeiselmauer57 anzuführen. Die besonders große Wandstärke des Fragmentes KE116 aus Bef.-Nr. 35 lässt auf ein großes Vorratsgefäß mit gerilltem Horizontalrand und Wellen- sowie Rädchendekor schließen. Deckel Die in Vindobona bzw. Pannonien am häufigsten belegte Gruppe von Deckeln (hier vertreten durch KE138) besitzt eine rundwandige Form mit aus- und aufgebogenem rundem Rand (Dat.: 100–250 n. Chr.), eine Form, die auch als Schale Verwendung fand und normalerweise lokal hergestellt wurde. Schon früher (50–200 n. Chr.) anzusetzen ist die Variante GKO D20 (KE137), belegt mit zwei Stücken aus der großflächigen Einplanierung Bef.-Nr. 35. Am Rennweg 88–90 ist der Deckel mit gerader Wandung und leicht abgerundetem Rand (GKO D8; D8.1; D8.4; D8.5) am häufigsten nachgewiesen. Zu weiteren Deckeln mit unterschiedlichen Randformen siehe Tab. 2. Erwähnenswert sind weiters ein Deckel, der aus einem Gefäß in Zweitverwendung herausgeschnitten wurde (KE144), sowie ein zur Gänze verbranntes Exemplar (KE145). Mehrere Bruchstücke zeigen Relikte des Gebrauchs in Form von Rußspuren oder Schwärzungen. Gesichtsgefäße Auf einem reduzierend gebrannten Becher (KE149; erh. H 17,7 cm, erh. RDm 11,9 cm; Abb. 19) waren zwei auf die Nase gerichtete Phalli appliziert. Ein formaler Vergleich liegt in einem Exemplar mit appliziertem Phallus an der Rückseite des Gefäßes aus Viminacium vor, das ins 2. Jahrhundert n. Chr. datiert. 58 Die Form ähnelt auch einem Gesichtsbecher des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus einer Vorrats- und Abfallgrube aus Xanten. Dieser zeigt aber auf der Gefäßschulter einen typisch regionalen Wellendekor. 59 Derartige Gesichtsgefäße sind – mit unterschiedlichen Gefäßformen – nördlich der Alpen – vor allem im 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. im Rhein- und Wetteraugebiet – sehr verbreitet. 60 In Wien besitzen wir einen weiteren Beleg aus der Zivilsiedlung (Wien 3, Rennweg 4461) und auch einen – ähnlich dem Gefäß in 57 Muschal 1995, Taf. 20,4. 58 Nikolić/Raičković 2008, 150 Pl. III 13. 59 Mittag 2002, 189 Abb. 1. Die Phalli sind aber auf den Mund zu gerichtet. 60 Braithwaite 2007, 73 ff. 358 (sie verschwinden allmählich am Ende des 3. Jh. n. Chr.). 61 M. Müller et al., Entlang des Rennwegs. Die römische Zivilsiedlung von Vindobona. WA 8 (Wien 2011) 88. 127 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Xanten – aus den canabae legionis (Wien 1, Herrengasse 1362; hier mit einem Henkel) aus einer Verfüllung des 3. Jahrhunderts n. Chr. Weiters sind zwei Exemplare mit applizierten Phalli aus der Ausgrabung Stallburg (Wien 1)63 und aus dem Grabbezirk auf den ehemaligen Aspanggründen in Wien 364 bekannt. Letzteres stammt aus einem Stratum, das in die 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird, und ist nur als kleines Wandfragment erhalten. Gesichtsgefäße mit applizierten, auf die Nase gerichteten Phalli wurden in den wichtigen Produktionszentren Köln und Nijmegen gefunden (2. H. 1. –Anf. 2. Jh.),65 oft sind die Phalli auch auf den Mund gerichtet. Diese neuen Wiener Exemplare ergänzen die von Gillian Braithwaite vorgelegte Verbreitungskarte entsprechender Gesichtsgefäße, Abb. 19: Gesichtsbecher KE149. (Foto: N. Piperakis) die keine Funde in Pannonien verzeichnet. 66 Das hier vorgestellte Exemplar zeigt Drehscheibenspuren und an der Innenseite, auf Höhe der Nase Fingerabdrücke des Töpfers, die 62 GC : 2002_08; M. Kaltenegger, Wien 1 – Herrengasse 13. FÖ 42, 2003, 71 f.; zur Keramik: Mskr. M. Kronberger (Publ. in Vorb.) Taf. 30,100/1 (Verfärbung T). 63 GC : 2005_03; freundl. Hinweis Beatrix Petznek (Publ. in Vorb.). 64 GC : 2010_02; Schachner 2013, 42 Taf. 7,115. 65 Braithwaite 2007, 83 RL Type 11A (face beaker); face jars: 80 RL Type 4B; 89 fig. D4.6 Type 4B; 87 fig. 2.2 Type 1. 66 Braithwaite 2007, 252. 67 R. Chinelli, Gegen den Bösen Blick … – Ein Goldamulett aus Wien 1, Am Hof. FWien 13, 2010, 81. 68 Braithwaite 2007, 391; 394 (z. B. 102 RL Typ 21B [Siedlung u. kultischer Zusammenhang]; RL Typ 11A [Grab]). 69 Wahrscheinlich aus einer Brandmulde (ustrina?): Kronberger 2005, 67 Abb. 18,2 mit Lit. 70 GC : 1896_15; Vindobona – die Römer im Wiener Raum. 52. Sonderausst. HMW (Wien 1978) 236 K 299 („Kupferschmiedgasse 1/ Kärntnerstraße 20“) Taf. 28 Kat.-Nr. K 299; Kronberger 2005, 114 f. (ustrina?); Schörgendorfer 1942, Taf. 47,561. – GC : 1913_12; Spiegelgasse 4/Plankengasse 17 (Inv.-Nr. MV 2198; 2228); Braithwaite 2007, 221 Pl. H16. 71 Siehe Anm. 28; ausgestellt vor Ort (Vitrine Nr. 6 b). 72 Urne: Braithwaite 2007, 389. – Abwehrsymbol zum Schutz der Toten: Mittag 2002, 194; siehe auch ein Gefäß mit groteskem Gesicht in Aquileia: A. Giovannini et al., Aquileia. History Art & Archaeology (Trieste 2012) 63 (als Urne angesprochen). 73 Braithwaite 2007, 369. beim Anbringen derselben im feuchten Ton entstanden sind. Gesichtsgefäße mit Phallusdarstellungen werden wegen ihres Symbolgehaltes bevorzugt als Behälter schützenswerter Inhalte benutzt. Der Unheil abwehrende Phallus sollte v. a. vor Verderblichkeit, Diebstahl und Tierfraß bewahren: Tatsächlich könnte das Gesichtsgefäß als Vorratsbehälter verwendet worden sein. 67 Sie werden sowohl in kultischem Zusammenhang als auch in Siedlungen gefunden. 68 Auf einem weiteren Randfragment (KE150; Dm 12 cm, erh. H 6,1 cm; Abb. 20) sind eine mit Kerben versehene, applizierte Augenbraue und der obere Rand eines Ohrs zu sehen. Es handelt sich in diesem Zusammenhang um einen Topf. Das Gefäß wurde unter Mischatmosphäre gebrannt. Solche Töpfe mit Gesichtsdarstellung sind aus der Wiener Innenstadt – im Bereich der ehemaligen canabae legionis – bekannt: aus der Gräberregion um den Fleischmarkt69 und den Neuen Markt70 sowie aus einer Untersuchung an der Adresse Renngasse 971. Sie könnten zumindest als Grabbeigaben Verwendung gefunden haben, jedoch auch als Urnen. Diese Zuordnung setzt allerdings den Nachweis von Asche oder Knochenresten im Inneren des Gefäßes voraus, sagt aber auch dann nichts darüber aus, ob sie in primärer Funktion in ein Grab gelangt waren. In diesem Zusammenhang wurde die Vermutung geäußert, dass das Gesicht ein Abwehrsymbol sei und den Toten schützen sollte. 72 Diese Töpfe gehören zur Gruppe der „face jars“: Sie sind durch einen plastisch ausgeformten Bart gekennzeichnet, der von Ohr zu Ohr reicht – dieser ist bei KE150 nicht erhalten –; sie sollen nach G. Braithwaite vermutlich Dis Pater oder Bacchus/Liber darstellen. 73 Ein Wandfragment eines Gesichtsgefäßes (KE148; 11613,2 cm; Abb. 21) lässt noch die obere Gesichtshälfte erkennen: Von den Augen ist in ungewöhnlicher Weise eines halb geschlossen, das andere geöffnet ausgeführt. Diese Diskrepanz mag auch in einer wenig sorgfältigen Bearbeitung des Gefäßes begründet sein, doch ist sie nicht singulär. 74 Geschlossene Augen wurden in der 128 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Abb. 20: Gesichtstopf KE150. (Foto: N. Piperakis) Tätigkeitsberichte Abb. 21: Gesichtsgefäß KE148. (Foto: N. Piperakis) Vergangenheit als Indiz für die Verwendung derartiger Gefäße als Urnen angeführt und die Darstellungen als Bilder von Toten/Schlafenden verstanden. 75 Abgesehen von der Schwierigkeit dieser funktionalen Zuordnung ohne eindeutigen Befund (Knochen, Leichenbrand innerhalb des Behälters)76, darf beim vorliegenden Fragment auch wegen der Abweichung in der Augenpartie ein weiterer Aspekt in der Diskussion um die Verwendung von Gesichtsgefäßen erläutert werden. Das ungleiche Augenpaar und eine V-förmige Kerbe, die direkt über der Nasenwurzel ansetzt, könnten Bestandteile einer Darstellung sein, wie sie als groteske Masken ebenso auf Gefäßen begegnen. 77 Möglicherweise handelt es sich bei dem Wiener Gefäßfragment jedoch um ein Exemplar aus einer Gruppe mit der Physiognomie des Pan, wie sie G. Braithwaite vorgelegt hat, und zu deren Charakteristika applizierte Hörner gehören. 78 Ein nur halb geöffnetes Auge als „Augenzwinkern“ zu verstehen, als Teil einer fröhlichen Mimik und joviale Aufforderung zum Bacchanal, würde ebenso für Pan sprechen, wie die V-Kerbe sich durch eine stilisierte Wiedergabe der Hörner erklären ließe. Vom Gebrauch dieses Gefäßes stammen vermutlich Schwärzungen an der Nasenspitze. Leicht verbrannte Oberflächen lassen sich an eben dieser Stelle nämlich mehrmals an Gesichtsgefäßen in Vindobona erkennen. Ohne diese Beobachtung beim derzeitigen Stand der Forschung hinreichend erklären zu können, sei nur darauf verwiesen, dass Ähnliches beim Fundmaterial in Mautern, an einem Gesichtsgefäß innerhalb des Siedlungsabfalls, beobachtet wurde. Der Bearbeiterin Helga Sedlmayer folgend sind diese als primär „geschmaucht“ anzusprechen. 79 Alle drei Gesichtsgefäße, obwohl sie unterschiedliche Formen zeigen, könnten wegen der Attribute (Phallus, Bart, Hörner) einen – wenn auch in übertragenem Sinn – bacchischen Charakter haben. 80 Es liegen in Wien auch andere an der Limesstraße gefundene Gefäße vor, deren Darstellungen dem bacchischen Kreis zuzuweisen sind. 81 74 F. Humer/G. Kremer, Götterbilder – Menschenbilder. Religion und Kulte in Carnuntum. Kat. Niederösterr. Landesmus. N. F. 498 (St. Pölten 2011) Kat.-Nr. 825; Braithwaite 2007, 234 fig. H10.1 (Carnuntum). 75 Humer/Kremer (Anm. 74) 395 s. v. Kat.Nr. 821; Braithwaite 2007, 352. Am Judenplatz ist aber ein Gesichtsgefäß mit geschlossenem Auge in einem kultischen Kontext nachgewiesen: K. Adler-Wölfl in: Mosser et al. 2010, 282 Fig. 66; 353 (KE2088: 2./3. Jh.); 363. 76 Beispiele dafür Braithwaite 1984, 124; Mittag 2002, 193. 77 Vgl. ein Gefäß in Aquileia: Giovannini et al. (Anm. 72) 63. 78 G. Braithwaite, Masks, Face Pots and Mask Vases. RCRF Acta 37 (2001) 283–293 bes. 286 Fig. 4,2; 8,4. 8; Braithwaite 2007, 365. 79 St. Groh/H. Sedlmayer, Forschungen im Vicus Ost von Mautern-Favianis. RLÖ 44 (Wien 2006) Taf. 90,1508/27; 164,2333/17; 240,2609/62 (geschmaucht). 80 Braithwaite 2007, 358; 369; 382. 81 R. Chinelli, Drei Gefäßfragmente mit bacchischer Darstellung vom Michaelerplatz. FWien 4, 2001, 30–62 (mit Lit.). 129 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte 82 Schindler-Kaudelka et al. 2000, 277; S. Biaggio Simona/F. Butti Ronchetti, Céramiques fines et céramiques communes au Sud des Alpes: quelques formes à diffusion régionale du canton du Tessin et des régions limitrophes. SFECAG. Actes du congrès de Fribourg, 13–16 mai 1999 (Marseille 1999) 147; A. Mio, Ceramica a pareti sottili. In: Ch. Morselli et al. (a cura di), Trieste antica. Lo scavo di Crosada. I materiali (Trieste 2007) 59; Ch. Guarnieri (a cura di), La domus di palazzo Pasolini a Faenza (Faenza 1998) 152 Tav. 34,12; Lj. Plesničar-Gec, Severno Emonsko Grobišče (The Northern Necropolis of Emona). Kat. in Monogr. 8 (Ljubljana 1972) Grab 744; F. Berti (a cura di), Mors immatura. I Fadieni e il loro sepolcreto. Quad. Arch. Emilia Romagna 16, 2006, 93 f. Tomba 7; 132 Fig. 4,25. 83 Ein Gesichtsminiaturgefäß als Beigabe in Grab O1 (Gräberregion bei der Votivkirche): Kronberger 2005, 285 Nr. 9; 342 Taf. 44,9 mit Lit.; ein unpubliziertes Gesichtsgefäß aus einem Frauengrab bei der Albertina, präsentiert in einer Ausstellung im NHM Wien 2009 (Reiche Römer in Vindobona): http://w ww.rudihuber.meinatelier.de/ (30.9. 2016). – Lager: K. Adler-Wölfl in: Mosser et al. 2010, 382 Fig. 66 (KE2088) und FK-Taf. 20 KE427 (aus Grubenverfüllung innerhalb eines Gebäudes). Zumindest Gesichtsgefäß KE2088 könnte aufgrund der Fundsituation entfernt in einem kultischen Zusammenhang gesehen werden, siehe Mosser et al. 2010, 123; 353. 84 St. F. Pfahl, Die römischen Gesichtsgefäße von Nida-Heddernheim. In: B. Liesen/U. Brandl (Hrsg.), Römische Keramik. Herstellung und Handel. Xantener Ber. 13 (Mainz 2003) 174. – Grabzusammenhang: W. Mazakarini, Römerzeitliche Terrakotten aus Österreich (Diss. Univ. Wien 1970) 53; Nikolić/Raičković 2008, 135; M. Krenn/R. Igl, KG Petronell, MG Petronell-Carnuntum, VB Bruck an der Leitha. FÖ 48, 2009, 426 Abb. 434. – Taberna: S. Ammann/P.-A. Schwarz, Eine Taberna in Augusta Raurica. Ein Verkaufsladen, Werk- und Wohnraum in Insula 5/9. Forsch. Augst 46 (Augst 2011) 121 Abb. 120,259 (aus Verfüllung eines Hypokaustums); 193 Abb. 177,576 (Fundensemble A11-OG, Schutt des Obergeschoßes); bes. 119; 180; 370 (eine kultische Funktion nicht nachweisbar, aber in Erwägung zu ziehen). Nach Braithwaite 2007, 351 f. könnten die kleineren Gesichtsgefäße als Urnen verwendet worden sein; auch mit unterschiedlichen Gesichtszügen, die nicht nur der Phantasie des Töpfers entsprungen sein könnten. 85 Ammann/Schwarz (Anm. 84) 180; B. Horisberger, Der Gutshof in Buchs und die römische Besiedlung im Furttal. Monogr. Kantonsarch. Zürich 37/2 (Zürich/Egg 2004) 126 Abb. 162; Braithwaite 2007, 392; 398. M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 In Norditalien wurden kleine Gesichtsbecher aus Feinware meist in Gräbern gefunden, aber vereinzelt auch in Siedlungsgebieten. 82 Auch für Wien kann festgehalten werden, dass Gesichtsgefäße sowohl in Gräbern als auch in Gebäuden, z. B. innerhalb des Legionslagers, nachgewiesen sind. 83 Entsprechende Formen der Gebrauchskeramik größerer Dimension sind normalerweise sowohl in kultischem als auch in profanem Umfeld vertreten. 84 Die Schwierigkeit in der Beurteilung besteht aber auch darin, dass sich eine kultische Funktion im privaten Bereich (z. B. Lararium) nicht ausschließen lässt. Durch ihr oftmaliges Vorkommen z. B. im Zusammenhang mit Räucherschalen darf diese Möglichkeit in Erwägung gezogen werden. 85 Die Zugehörigkeit einzelner Darstellungen zum bacchischen Kreis unterstützt die Annahme, auch diesen Exemplaren eine potenzielle apotropäische Symbolik zuzuerkennen und in ihnen Auf bewahrungsbehälter zu sehen, oder sie wurden als Trinkbecher bei rituellen Banketten verwendet. 86 In Großbritannien wurde die Kategorie der „face pots“ öfter in rituellen Brunnen als in Gräbern gefunden, aber vergesellschaftet mit üblicher Siedlungskeramik. 87 Zahlreich bekannt sind sie aus Gräbern im Rheinland und auch in Mösien wurden sie meist innerhalb von Nekropolen gefunden, und zwar sowohl in Zusammenhang mit Brand- als auch Körperbestattungen (zur Problematik der Funktionsansprache siehe oben). 88 Generell ist bei einigen Bechern aber schon wegen der kleinen Dimensionen der Gefäße eine Funktion als Urne auszuschließen. 89 In Anbetracht der Lage der Fundstelle der hier erstmals vorgestellten Exemplare am Rennweg, an einer antiken überregionalen Verkehrs- und Handelsverbindung, ist es zudem wichtig anzumerken, dass z. B. im britischen Verulamium Vorratsgefäße mit Gesichtsdarstellung in einer Reihe von Geschäften gefunden wurden. 90 Ebenso interessant ist der Nachweis einiger Typen in Metallwerkstätten wie am Magdalensberg und in Lincoln (Großbritannien). Aus Lincoln liegt ein Vorratsgefäß mit Gesicht vor, das ebenso Hörner zeigt, wie sie oben angesprochen wurden. 91 Dieser Fundzusammenhang muss auch für die Stücke in Wien Berücksichtigung finden. Gerade an der Limesstraße häufen sich die Befunde von Werkstätten (z. B. Rennweg 44, für Metallverarbeitung). Bei diesen Anlagen war die Feuergefahr groß, sodass die Verwendung von Gefäßen mit apotropäischer Darstellung auch hier eine Rolle gespielt haben könnte. 92 Sparbüchse Am Rennweg 88–90 ist – wie auch an anderen nahe gelegenen Fundstellen entlang der Limesstraße (Rennweg 44, 52, 64, 73) – diese seltene Gefäßform mit einem fast vollständigen Exemplar und zwei Fragmenten nachgewiesen (KE151; Abb. 22 und KE152). Der becherförmige Typ ist der einzige bislang bekannte in Vindobona und der häufigste in den Provinzen. Durch archäometrische Untersuchungen an Funden der Grabung Rennweg 44 konnte nachgewiesen werden, dass einige der dortigen Exemplare lokal hergestellt wurden,93 wie das nördlich der Alpen oft der Fall war. Die Exemplare vom Rennweg 88–90 gehören dem Zeitraum von 100 bis 250 an, sie reichen maximal bis 130 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte zum Ende des 3. Jahrhunderts. Keines der Stücke in Wien wurde jedoch mit Münze gefunden. Generell ist der Beleg von Geldstücken innerhalb derartiger Behälter bisher selten, in einigen Fällen ist die Schlitzöffnung sogar zu klein, um einige der gängigen Münzen (zum größten Teil Sexterze, einige Dupondien und Asse94) einwerfen zu können. Deshalb wird in einigen Kontexten auch auf einen eher symbolischen Charakter der Behältnisse hingewiesen. Nichtsdestotrotz bleibt die vorrangige Funktion als „Sparbüchse“ eines Besitzers, der dem Geschäftsfeld Handel/Gewerbe eines an der Limesstraße gelegenen Bereiches angehörte, möglich. Eiförmige Gefäße Ein vollständiges eiförmiges Gefäß (KE153) konnte dem im Rahmen der Aufarbeitung der Wiener Exemplare definierten Typ E14/E15 zugewiesen werden. 95 Eiförmige Gefäße gehören meist zum Grabinventar, sogar in Vindobona, doch standen sie dabei wohl als Salbflaschen in sekundärer Verwendung. Tatsächlich sind Salbgefäße aus Keramik in Wien bisher kaum nachgewiesen. 96 Aus mehreren Grabungen entlang der Limesstraße liegen eiförmige Gefäße vor. 97 Amphoren Bei einem Gefäßboden mit einem hohen spezifischen Gewicht (KE154) ist zu überlegen, ob er entweder zu einer gallischen Amphore vom Typ Lyon 4A/5 oder zu einer Gauloise gehören könnte. 98 Die Amphoren Lyon 4A/5 waren im 1. Jahrhundert n. Chr. verbreitet, konnten aber mit Derivaten bis ans Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts vorkommen. 99 Normalerweise wurden sie für den Transport von dem auch in Vindobona beliebten garum verwendet. 100 Bis jetzt wurde der erstgenannte Typ in Wien noch nicht nachgewiesen. Dagegen handelt es sich bei der Form Dressel 20 (KE155, KE156) um eine hier gängige. 101 Dieser ursprünglich für Öl hergestellte Transportbehälter wurde sowohl im Lagerareal als auch in den canabae ebenso wie in der Zivilsiedlung (bes. Rennweg 44) schon mehrfach gefunden. Allgemein wird seine Verbreitung für die Zeit zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert angenommen, wobei für Vindobona v. a. mit dem 2. und 3. Jahrhundert zu rechnen ist. Durchlochte Topf-/Krugböden An drei Gefäßbruchstücken (KE157 und KE 158; Abb. 23) lässt sich erkennen, dass hier Topf- bzw. Krugböden absichtlich gelocht wurden und es sich, da die Lochkante versintert ist, nicht um Zerstörungsbruch handelt. „Durchlochte Töpfe“ werden in der wissenschaftlichen Literatur vorrangig als „Blumentöpfe“ interpretiert,102 die theoretisch für Gärten, die nicht nur Häuser, sondern auch Gräber schmückten, geeignet waren. In Solymár (Ungarn) wurden sie in großer Menge in Gräbern gefunden und demzufolge als Urnen angesprochen. 103 Mehrfach wurden sekundär durchlochte Böden – v. a. von Töpfen oder Krügen – in Vindobona entlang der Limesstraße (Michaelerplatz, Rennweg 44 und 93A) geborgen. 104 Bei derartigen Gefäßen wurden die Löcher eher vor dem Brand geschaffen, aber in den Provinzen findet man immer wieder auch nach dem Brand durch- 86 Schindler-Kaudelka et al. 2000, 274; Braithwaite 2007, 395; 398 f. 87 E. Biddulph, Pottery Production at Heybridge. In: M. Atkinson/S. J. Preston, Heybridge: A Late Iron Age and Roman Settlement, Excavation at Elms Farm 1993–5. Internet Archaeology 40, 57; http://intarch.ac.uk/ journal/issue40/1/3–2–4.html (30.9. 2016); Braithwaite 2007, 390. 88 Braithwaite 1984, 124; Nikolić/Raičković 2008, 139. Im Rheinland betreffen 50% der Nachweise Bestattungen: Mittag 2002, 193. 89 Biaggio Simona/Butti Ronchetti (Anm. 82) 147; Braithwaite 1984, 107 Fig. 5. 90 Braithwaite 1984,123; ebenso am Magdalensberg Gesichtsbecher innerhalb eines Fundpostens von Handelsware: SchindlerKaudelka et al. 2000, 271. 91 Braithwaite 2007, 392 f. 92 Braithwaite 2007, 394 f. 93 Archäometrische Untersuchungen, Rennweg 44 (Publ. in Vorb.). Siehe bes. Sparbüchsen in der Bediengrube eines Töpferofens in Wien 3, Rennweg 64 (GC : 2011_06; unpubl.); Vorbericht R. Igl, KG Landstraße, 3. Bezirk. FÖ 50, 2011, 456. 94 Ich danke C. Litschauer für die Diskussion. 95 Chinelli 2005, 166 E14–E15. 96 Chinelli 2005, 154. 97 Wien 3, Rennweg 14 (GC : 1979_03) aus Grubenverfüllung; Hohlweggasse 1–3/Obere Bahngasse 12–14 (GC : 1905_26); Rennweg 73 (GC : 2015_10). 98 A. Desbat/B. Dangréaux, La production d’amphores à Lyon. Gallia 54, 1997, 74 Fig. 22,4.b; 75 Fig. 23,5. Für die Diskussion und die Bestimmung danke ich E. Marlière (ANTIQVARIVM. Arqueologia & Patrimoni, Ibiza), F. Fabbri (Soprintendenza Archeologica della Toscana) und P. Hárshegyi (BHM Aquincum Museum). 99 Desbat/Dangréaux (Anm. 98) 75 Fig. 23. 100 T. Bertoldi, Guida alle anfore romane di età imperiale. Forme, impasti e distribuzione (Roma 2012) 88; T. Bezeczky, Roman Amphorae from Vindobona. In: Krinzinger 2005, 57. 101 Bezeczky (Anm. 100) 75 f. Pl. 7. 102 Chinelli 2016, 478. 103 Siehe E. Kocztur, Kora császárkori temető Solymáron (Frühkaiserzeitliches Gräberfeld in Solymár). Stud. Comitatensia 21, 1991, 171–334. 104 In Wien z. B. am Michaelerplatz (auch vor dem Brand gelochte) und Rennweg 44, siehe Chinelli 2016; Rennweg 93A (Anm. 42) Inv.Nr. 92.034 (Hinweis U. Eisenmenger). 131 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 löcherte Blumentöpfe. 105 In der Forschung wurde zwar in den letzten Jahrzehnten der Wiederverwendung von Objekten vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet,106 doch wird durch die Berücksichtigung mehrfacher Verwendungsmöglichkeiten die Zweckbestimmung derartiger Gefäße nicht einfacher, zumal sie oftmals dem eigentlichen Kontext entrissen sind. Becher Faltenbecher mit einem weißen Überzug, wie er in Vindobona oft auf oxidierend gebrannter Gebrauchskeramik unterschiedlicher Form vorkommt, sind mit zwei Randbruchstücken vorhanden (KE160). Abb. 22: Sparbüchse KE151. (Foto: N. Piperakis) Gelochte Tonplatte Das Fragment einer ursprünglich wohl kreisrunden Tonplatte (KE161; rek. Dm 17 cm, D 1 cm; Abb. 24) ist ganz flach, besitzt einen bearbeiteten, abgeschliffenen und abgeschlagenen Rand und in etwas dezentrierter Lage ein Loch mit einem Durchmesser von 3 cm. Da der ursprüngliche rote Überzug rund um die kleine Ausnehmung fehlt und die Kante hier abgeschliffen ist, kann auf eine sekundäre Bearbeitung eines ursprünglichen Tellers geschlossen werden. Die Übereinstimmung des Scherbentyps mit einer Wiener Referenzprobe lässt den Teller als lokales Produkt erkennen. 107 Der Zweck dieses Objekts ist ohne Kontext und passenden Vergleich in der Literatur schwierig zu bestimmen. Im französischen Famars (Département Nord) wurde ein vergleichbares Exemplar, allerdings mit einem primär gearbeiteten zentralen Loch gefunden und eines mit einem sekundären. 108 Da dort auch noch andere Töpfereigeräte geborgen wurden, interpretierte man das Stück als Auflageplatte für die Bearbeitung von Tellern und Deckeln. In unserem Fall ist diese Platte aber ganz flach und 105 Chinelli 2016, 478. 106 J. Th. Peña, Roman Pottery in the Archaeological Record (Cambridge 2007). 107 Entspricht Chinelli 1998, 156 f. Abb. 5 und 6 jeweils WR160/1–WR1068/41 (= Scherbentyp: Rei Sch 1). 108 S. Willems/B. Borgers, Pottery Workshops at Fanum Martis (Northern France). Analysis of Pottery Production and Consumption. RCRF Acta 44 (Bonn 2016) 435 Fig. 7. Das zweite Stück ist unpubliziert, Sonja Willems sei für diesen Hinweis gedankt. 109 R. Chinelli/P. Donat/I. Pavić, Importazioni dall’Italia ed elementi di tradizione italica nella ceramica romana rinvenuta a Vienna (Austria), con particolare riferimento agli scavi urbani effettuati nel Michaelerplatz (1990/1991). In: RCRF Acta 38 (2003) 194 Fig. 3. Siehe auch Anm. 4. 110 Wien 1, Spiegelgasse 17/Plankengasse 4 (GC : 1913_12) und Wien 3, Botanischer Garten (GC : 1979_03); Michaelerplatz: R. Chinelli in: Donat et al. (Anm. 26, 2003) 88 mit Lit.; 90 Taf. 8,9. nicht profiliert, weshalb Zweifel an einer entsprechenden Zuweisung bleiben. Anzumerken bleibt jedoch, dass in der Nähe der Grabung Rennweg 88–90 römische Töpfereibetriebe nachgewiesen sind. 109 Außerdem wurde in der obersten Verfüllung des römischen Grubenkomplexes (Bef.-Nr. 26) ein Krug mit trichterförmigem Rand geborgen, der nicht vollständig gebrannt und demzufolge als Ware zweiter Wahl anzusprechen ist (KE4), dessen lokale Produktion nicht ausgeschlossen werden kann. Graffiti Auf einer Reibschalenleiste (KE163) aus Befund 35 wurden zwei tiefe Längsrillen vor dem Brand eingearbeitet, im rechten Winkel auf den Rand orientiert und in einem Abstand zueinander, der den Maßen der üblichen Rechteckstempel entspricht. Auf einem rot bemalten Wandfragment (KE162) ist ein Graffito zu erkennen, das nach dem Brand eingeritzt wurde. Ein ähnliches anepigraphisches Zeichen wurde auf Leisten mehrerer Reibschalen in Wien identifiziert, wobei eine Parallele vom Michaelerplatz ein bereits vor dem Brand neben dem Ausguss eingeritztes Zeichen zeigt. 110 132 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Tätigkeitsberichte Vorläufige Ergebnisse Es ist bemerkenswert, dass von der oxidierend gebrannten Gebrauchskeramik nur sehr spärliche Fragmente von Schüsseln und Schalen vorhanden sind, die auch in der Glanztonware nicht in großer Menge vorkommen, aber innerhalb der Terra Sigillata sehr wohl auftreten. Auch die Teller sind nicht zahlreich, dagegen überwiegen Reibschüsseln, Vorratsgefäße, Deckel und Krüge, das heißt Küchen- und Vorratsgeschirr, auch Räucherschalen fehlen nicht. Im Vergleich mit der oxidierend gebrannten treten auch bei der reduzierend gebrannten Ware Küchenformen wie Vorratsgefäße (aus Befund 41),Töpfe und Dreifußschalen auf, aber in besserem Zustand. Es handelt sich um charakteristisches Siedlungsmaterial, obwohl – wie mehrfach entlang des Rennwegs (Rennweg 44, 52 und 73) – auch Gesichtsgefäße, Sparbüchsen und Miniaturgefäße wie kleine Räucherschalen und eiförmige Gefäße nachweisbar sind. Wenn diese Behältnisse nicht aus einem anderen kultischen Zusammenhang stammen, wie z. B. von einem lararium, sind sie sonst Abb. 23: Durchlochter Topf-/Krugboden KE158. (Foto: N. Piperakis) generell Bestandteile „typischer Grabensembles“. Gräber sind entlang der Limesstraße auch im 2. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen. 111 Der Weg von Grabbeigaben in Siedlungsmaterial ließe sich zwar durch die Zerstörung von Gräbern und die anschließende Verlagerung ihrer Inhalte erklären, doch fehlt im vorliegenden Fall jeglicher Hinweis auf menschliche Knochen oder Asche im Fundzusammenhang. Diese Gefäße der Grabung Rennweg 88–90 lassen sich auch in Zusammenhang mit der Multifunktionalität einiger Formen oxidierend gebrannter Gebrauchskeramik anführen und sie vermögen zudem auch den Aspekt möglicher Zweitverwendungen zu unterstreichen. Der Großteil der vorgelegten Funde stammt aus der großflächigen Einplanierung Bef.-Nr. 35. Der Datierungsrahmen der Keramik bewegt sich von flavischer Zeit bis hinein in das 3. Jahrhundert, wobei ein Schwerpunkt zwischen Abb. 24: Gelochte Tonplatte KE161. 100 und 260 n. Chr. auszumachen ist. Eine entsprechende Datierung lässt sich – sofern ausreichend Material vorhanden ist – auch für andere Befunde anführen. Ein Umstand, der nicht verwundert, da sich durch Passscherben (Bef.Nr. 27–28, 30–31, 35, 38 und 41) eine zeitnahe Materialeinbringung erschließt. Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV (Anm.) Krüge/Kannen Einhenkelkrug mit Siebeinsatz KE1 (Abb. 15) 106.032/2? (WS), 106.043/6–8, 106.049/2–5 111 Kronberger/Mosser Schachner 2013, 5. Typ GKO K100; Metallimitation Radnóti 1938, Taf. 39,2; Holdeurn 4/Gose 237/Bienert C8 Krug mit gerilltem Horizontalrand (Typ Holdeurn 22, Vindonissa 528 [530]) KE2 (Abb. 16) 106.032/4–5 GKO K71 KE3 (Abb. 16) 106.037/2 GKO K71 Krug mit einfach profiliertem Trichterrand KE4 106.024/1 (Ware 2. Wahl) GKO K8 KE5 106.024/6 GKO K38 KE6 106.032/10 GKO K11.1 KE7 106.037/14 GKO K14 KE8 106.037/21 – KE9 106.043/20 GKO K34 KE10 106.043/75 GKO K9 KE11 106.043/79 GKO K46 KE12 106.043/76; 83, 106.047/37 GKO K5 KE13 106.043/77 GKO K6 KE14 106.043/81 GKO K2.2 KE15 106.043/90 GKO K2 (Anm. 19) 149; Datierung Bef.-Nr. 71–200/300 35, 29 75/97–180/300 75/97–180/300 29 30 [90–114–170/180] – – – – 100–200 100–200 – 90–210 0–200 75/100–250 – 26 26 29 30 30 35 35 35 35 35 35 35 133 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Kat.-Nr. KE16 Inv.-Nr. MV (Anm.) 106.043/92>93 KE17 KE18 KE19 106.048/2 106.057/63 106.057/64 Typ MP MV 941028/1694; Grünewald 1983, Taf. 39,10 – GKO K35 GKO K33 KE20 106.057/65 GKO K20 KE21 106.068/71 – Krug mit stark ausgebogenem Rand KE22 106.068/72 (rote Bemalung) GKO K76 Variante KE23 106.054/71 (rote Bemalung) GKO K76 KE24 106.043/80 MP MV 941360/96 Kanne mit am Gefäßrand angarniertem Henkel und roter Bemalung KE25 106.061/1 GKO K53 KE26 106.043/47>106.049; 106.043/78; 82; 86 GKO K53 KE27 106.043/48>106.051 GKO K53.1 Krug mit ausgebogenem Rand KE28 106.040/10; 100 (rote Bemalung) – KE29 106.043/84 (mit Henkel) GKO K52 KE30 106.049/19 (Kerbenband, rote Bemalung) GKO K86 KE31 106.052/13 (viereckiger Rand) GKO K62 verschiedene Krüge KE32 106.031<106.037/22 (Trifoliarkanne) MP MV 941082/15; Póczy 1956, Taf. X 15 KE33 106.037/3; 4; 5; 8; 9, 106.037/6>106.043/15 – (kegelstumpfförmig, weißer Überzug, WS) KE34 106.046/1 (dreieckig, innen gekehlter RandGKO K80 wulst) KE35 106.047/2 (doppelhenkelig, dreiteiliger BandGKO K45 henkel) KE36 106.043/44 (flacher/gerillter Leistenrand, etw. GKO K91 verformt) KE37 106.055/1<106.043<106.065 (weithalsiger GKO K66 Zweihenkelkrug Niederbieber Typ 65) KE38 106.052/14 (Kerbband, Streifenware) – Reibschalen Reibschalen mit stark gekrümmtem Leistenrand KE39 106.057/70 Form vgl. Hernals mit Stempel Latinus fecit (MV 105.209); ähnlich MP VTO44, MV 94320/18 KE40 106.047/35 GKO R18 Reibschalen mit leicht gekrümmtem Leistenrand KE41 106.031/8 KE42 106.031/88 KE43 106.043/71 (Ausguss) KE44 106.043/69 KE45 106.043/67; 68 Reibschale mit gekrümmtem Leistenrand KE46 106.049/18>106.043 Reibschalen ohne Überzug KE47 106.031/87 (WS) KE48 106.050/1, 106.068/104 (WS) KE49 106.037/18; 19; 20 (WS) KE50 106.043/66; 73 KE51 106.043/70, 106.049/17 (WS) KE52 106.049/17 (WS) KE53 106.063/1 (Form wie 106.043/66) KE54 106.048/8 (Ausguss) Reibschalen mit rotem Überzug KE55 106.032/11 KE56 106.040/8 (Ausguss); 86 (Leiste) KE57 (Abb. 17) 106.043/99, 106.047/9; 33 (Leiste) KE58 106.057/71 (Leiste) KE59 106.066/1 (BS) Reibschale mit streifigem Dekor KE60 (Abb. 17) 106.043/4 Reibschalenbodenfragment KE61 106.043/72 (flach); 74 Datierung 50–250 Bef.-Nr. 35 – [50–150] {100/130–180/ 220} {90–110} – 37 38 38 – – – 59 39 35 117/138–220/300 117/138–220/300 120–250 34 35 35 + 38 – {100–300} 100–250/260–450 50–200 31 35 35 42 2.–3. Jh. – 28 + 30 30 + 35 180–300 34 0–100–200 (300) 35 100–313/315 35 25–130–170/300 41 + 35 2.–3. Jh. 42 101–250 38 38 59 100/110–130/140– 35 170 GKO R17 MP VTO39.1 vermutlich MV 951545/5; Typ VTO39.1 GKO R12.1 GKO R21 70–170 – – {130/140–170} {170/180–250/ 260} 28 28 35 35 35 GKO R13 100–180 35 – – – – – – – – mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich mittelkaiserzeitlich 28 29, 59 30 35 35 35 41 37 VTV VTV VTV VTV VTV v. a. v. a. v. a. v. a. v. a. 180–260 180–260 180–260 180–260 180–260 29 31 35 38 57 GKO R1 (nur Form) 100/130–270 35 – – 35 134 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV (Anm.) Räucherschalen KE62 106.015/2 (WS); 4 (tlw. verbrannt), 106.029/16 KE63 106.031/36 (WS); 39 (Hohlfuß) KE64 106.032/8 (kl. Format) KE65 106.037/23 (Hohlfuß) KE66 106.040/98; 99 (WS); 114 KE67 106.043/16; 22 (kl. Format, verbrannt) KE68 106.043/45 KE69 106.043/43 (kl. Format) KE70 106.043/63 KE71 106.043/85 (Hohlfuß) KE72 106.043/88 (Hohlfuß) KE73 106.043/46 KE74 106.043/42, 106.049/16 (red.) KE75 (Abb. 18) 106.054/4 (kl. Format, nicht durchgebrannt) KE76 106.054/41 (Hohlfuß) Teller Teller mit geradem Rand KE77 106.032/6 KE78 106.047>106.040/146>106.040/115 KE79 106.047/38 (weißer Überzug); 115 (BS) KE80 106.054/43 (Rußspuren) KE81 106.054/45 (sekundäres Loch) KE82 106.054/24 Teller mit abgerundetem, verdicktem Rand KE83 106.049/8 (glänzender roter Überzug) Teller mit leicht eingebogenem Rand KE84 106.055/25 Teller mit sichelförmig spitz zulaufendem, geradem Rand KE85 106.054/46 (Rußspuren) KE86 106.054/68 (Rußspuren) Ringboden eines Tellers KE87 106.048/1, 106.048/3>4>5 Schüssel Schüssel mit leicht gerundetem Rand KE88 106.054/80 (Rußspuren) Ringschüssel KE89 106.031/28 (WS) KE90 106.037/1 KE91 106.047/65 (WS) KE92 106.057/3 (WS) Schalen KE93 106.047/28 (gerillter Wandknick, gerillter Steilrand) KE94 106.054/40 (Horizontalrand, vertikale Randleiste) KE95 106.054/39 (ausgebogener Horizontalrand) KE96 106.054/42 (ausgebogener Rand) KE97 106.054/38 (WS) Vorratsgefäße Vorratsgefäße mit gerilltem Horizontalrand und Rädchendekor KE98 106.032/9 KE99 106.040/80 KE100 106.043/27>106.037/10, 106.043/56; 61 KE101 106.055/2; 4 Vorratsgefäße mit nach innen geneigtem, gerilltem Rand KE102 106.043/96 KE103 106.047/1; 4 verschiedene Vorratsgefäße KE104 106.037/16 (bogiger Rand) KE105 106.037/13; 15, (gerillter Rand, Rädchendekor) KE106 106.043/101 (aufgebogener Rand, Rädchendekor) KE107 106.043/98 (verdickter Rand, Rädchendekor) KE108 106.043/13>106.067/2 (verdickter Rand, Wellen-, Kerbendekor) KE109 106.055/9 (ausgebogener Rand) Tätigkeitsberichte Typ Datierung Bef.-Nr. – – GKO Ra6 – – GKO Ra14 GKO Ra5 GKO Ra8 MP MV 941374/128, Rau 89 MP MV 94160/20, Rau 313 MP MV 94160/2, Rau 315 MP MV 94317/32, Rau 95 – – ähnl. MP MV 94384/1++>941154/19, Rau 318 – – 90–180/250 – – {ab 50} 100–200/350 {nach 140/150} 150–250 – – – – – – 15, 28 28 29 30 31 35 35 35 35 35 35 35 35 39 39 GKO GKO GKO GKO GKO GKO 100–200/250 100–200/250 100–200/250 100/150–250 110–280 100/120–200–250 29 35 + 31 35 39 39 39 – – 35 GKO T6 150–300 41 GKO T9 GKO T1.3 100–120–250/270 130–150–250/300 39 39 – – 37 GKO Su 8 Variante – 39 – – – – – – – – 28 30 35 38 – – 35 Imitation TS Consp. 41.1.2; Glanztonware: Pavić 2004, Typ 7.32 GKO Sa5, Glanztonware: Pavić 2004, Typ 7.24 – – 69–160 39 98–200/250 – – 39 39 39 GKO GKO GKO GKO 130–170/260 130–170/260 130–170/260 130–170/260 29 31 35 + 30 41 GKO To6 GKO To6.1 50–120–250/300 100/150–230/300 35 35 – – – – – – 30 30 35 – wie MP MV 941115/18 (mit Kerbendekor), Muschal 1995, Taf. 20,4 – MP: Steinbauphase 1.1, bis 180 n. Chr. 100–250 35 35 + 27 T1 T1 T1 T1.2 T2.1 T4.1 To4 To4 To4 To4 GKO To11 41 135 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV (Anm.) Vorratsgefäßwandfragmente mit Rädchendekor KE110 106.075/3; 4 KE111 106.029/1, 106.031/14; 17; 19; 20; 24; 28; 32; 33; 37; 58; 72; 74; 80; 82 KE112 106.032/7; 68; 69, 106.045/5, 106.050/3 KE113 106.037/3; 11; 12; 26 KE114 106.040/85; 102; 111; 112 KE115 106.037<106.043/50 KE116 106.043/51; 104; 106; 109 (gr. Gefäß); 110; 111; 115, 106.047/16; 19; 21; 23; 25 KE117 106.054/59; 62 KE118 106.055/13; 15 KE119 106.066/23 Vorratsgefäßwandfragmente mit Wellendekor KE120 106.031/11 KE121 106.040/87 KE122 106.043/107 Vorratsgefäßwandfragmente mit Rädchen- und Wellendekor KE123 106.067/3>5 KE124 106.037/4; 5 KE125 106.043/52; 118 KE126 106.064/1; 5; 8>9 KE127 106.066/22 Deckel Deckel mit gerader Wandung und leicht abgerundetem Rand KE128 106.031/2; 7 KE129 106.031/3 KE130 106.043/32 KE131 106.054/47 KE132 106.043/33 (Rußspuren) KE133 106.043/35 KE134 106.048/7 Typ Datierung Bef.-Nr. – – v. a. 100–300 v. a. 100–300 1 28 – – – – – v. a. v. a. v. a. v. a. v. a. 29 30 31 30 + 35 35 – – – v. a. 100–300 v. a. 100–300 v. a. 100–300 39 41 57 – – – v. a. 100–300 v. a. 100–300 v. a. 100–300 28 31 35 – – – – – v. a. v. a. v. a. v. a. v. a. 27 30 35 41 57 GKO GKO GKO GKO – GKO GKO D8.1 D8.5 D8.5 D8.5 D8.4 D8 Deckel mit runder Wandung und rundem aus- und aufgebogenem Rand KE135 106.043/36>40; 37 GKO D12 KE136 106.043/30 (Rußspuren) GKO D17 KE137 106.043/31; 41 (Deckel/Schale) Variante GKO D20 KE138 106.076/12 GKO D17 Deckel mit leicht rundem und leicht ausgezogenem Rand KE139 106.040/22 (Rußspuren) GKO D15 KE140 106.043/29 GKO D16 verschiedene Deckel KE141 106.043/38 (Rußspuren) GKO D38 KE142 106.054/82 (Rußspuren) GKO D32 KE143 106.054/7; 8 (gerader Rand) GKO D33.1 KE144 106.054/79 (aus Gefäß geschnitten) Chinelli 2005, ACIII KE145 106.054/67 (verdickter Rand, verbrannt) – KE146 106.054/34 (Deckelknauf ) – KE147 106.054/6 (kalottenförmige Wandung, quer – geschnittener Rand) Gesichtsgefäße KE148 (Abb. 21) 106.043>106.047/5 (WS mit einem halb ge– schlossenen und einem offenen Auge) KE149 (Abb. 19) 106.047/6>106.043>106.037/6; 106.047/7 – (mit 2 applizierten Phalli) KE150 (Abb. 20) 106.057/1 (RS mit applizierter Augenbraue) – Sparbüchsen KE151 (Abb. 22) 106.043/3, 106.049/1 GKO SP2/3 KE152 106.054/87 GKO SP2/3 Eiförmige Gefäße KE153 106.054/88 Chinelli 2005, E14/15 Amphoren KE154 106.051/1 Amphore Lyon 4 oder 5 oder Gauloise ? KE155 106.027/15 Dressel 20 KE156 106.031/89>106.044 Dressel 20 100–300 100–300 100–300 100–300 100–300 100–300 100–300 100–300 100–300 100–300 (50/100–200) (100/110–180) (100/110–180) (100/110–180) – [100/110–150] {110/120–130/ 140} 28 28 35 39 35 35 37 50–200 100–200 [50–200] 100–200 35 35 35 62 {100–300} 50–180/230 31 35 – {130/140–170} 100–230 – – – – 35 39 39 39 39 39 39 0–100–200–300 35 v. a. 50/90–200 35 + 30 – 38 100–250/300 100–250/300 35 39 v. a. 0–200 39 70–300 1–3. Jh., v. a. ab 2. Jh. 1–3. Jh., v. a. ab 2. Jh. 38 Streufund 28 136 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV (Anm.) Durchlochte Topf-/Krug-Böden KE157 106.075/2 KE158 (Abb. 23) 106.047/10;11, 106.043/119 (BS mit sekundärem Loch) Becher KE159 106.031/52 Faltenbecher KE160 106.031/54; 55 (weißer Überzug) Gelochte Tonplatte KE161 (Abb. 24) 106.043/108 Graffiti KE162 106.027/4 (anepigraphisch, nach Brand) KE163 106.043/2 (Reibschalenleiste, 2 Rillen vor dem Brand) Tätigkeitsberichte Typ Datierung Bef.-Nr. – – – – 1 35 – – 28 – – 28 – – 35 – – – – Streufund 35 Tab. 2: Oxidierend gebrannte Gebrauchskeramik der Grabung Wien 3, Rennweg 88–90. GKO: Typ Rennweg 44; MP: Michaelerplatz; >/<: anpassend; Semikolon: nicht anpassend; Datierung: (allgemein); halbfett: Datierungsschwerpunkt; [2 Vergleiche], {1 Vergleich}. Befundkatalog Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung 1 Großflächige Grube/Grubenverfüllung (Lehmgrube ?) 2 Pfostengrube ?/Pfostengrubenverfüllung 3 Verfüllung von Graben Bef.-Nr. 4 4 Sohlgraben 5 Rezenter Pfosten/Pfostengrubenverfüllung 6 Pfosten/Pfostengrubenverfüllung 7 Pfosten/Pfostengrubenverfüllung 8 Rezente Pfostengrube 9 Rezente Grube/Grubenverfüllung 10 Großflächige Grubenverfüllung (Lehmgrube ?) 11 Grube/Grubenverfüllung 60 Großflächige Grubenverfüllung (Lehmgrube ?) Eher fester, dunkelbrauner, sandiger Le; wenige Kl bis 1 cm, sehr wenig Z-Splitt bis 2 cm, wenig HK bis 2 cm; L mind. 23 m, B 9,80 m, T 1,90 m; vgl. Bef.-Nr. 10, 60, 61 Lockerer, ockerfarbener, lehmiger Sd; einige Kl bis 1 cm, viel Z-Bruch bis 10 cm; oval; 0,9060,60 m, T 0,47 m Lockerer, ockerfarbener, sandiger Schluff; eher wenig Z-Bruch bis 4 cm, wenig St bis 5 cm NW-SO orientierter Sohlgraben; Böschung ca. 45–60°, flache Sohle; L mind. 18 m, B 2 m, T1m Sehr lockerer, graubrauner, lehmiger Sd; eher viele Kl bis 2 cm, wenig Z-Splitt bis 1 cm, viele St bis 6 cm, einige HK-Stücke bis 1 cm; oval; 0,6560,55 m; T 0,20 m Fester, dunkelgraubrauner, lehmiger Sd; eher wenige St bis 6 cm, wenige gelbe Le-Flecken bis 3 cm, wenig Ka bis 4 cm, wenig Z-Splitt bis 0,5 cm, viele Kl bis 2 cm; kreisrund; Dm 0,95 m, T 0,09 m Sehr lockerer, graubrauner, schluffiger Sd; viele Kl bis 2 cm, einige St bis 6 cm, wenig ZSplitt bis 0,5 cm; rechteckig; 0,5060,35 m, T 0,18 m Grube mit unregelmäßigem Grundriss, vertikaler seitlicher Begrenzung, abgerundeten Ecken und konkaver Sohle; L 0,70 m, B 0,58 m, T 0,26 m; sehr lockere Verfüllung, Holzreste Fester, hellgelber Schluff; viele St bis 3 cm, viel Z-Splitt bis 3 cm, wenig Z-Bruch bis 6 cm; rechteckig; 0,9060,65 m, T 0,30 m Eher fester, hellbrauner, sandiger Le; einige St bis 5 cm, eher wenige Kl bis 2 cm, sehr wenig HK bis 1 cm; vgl. Bef.-Nr. 1, 60, 61 Eher fester, graubrauner, sandiger Le; ca. rechteckig; 0,9061,00 m; T 0,59 m Eher fester, graubrauner bis dunkelbrauner, sandiger Le; wenig HK bis 5 cm, wenig runde St bis 15 cm, eher wenige gelbe Lössflecken bis 3 cm, wenig Z-Splitt bis 3 cm; vgl. Bef.-Nr. 1, 10, 61 OK (m über Wr. Null) 19,34–19,62 UK (m über Wr. Null) 17,44–18,58 19,49–19,54 19,07–19,36 Inv.-Nr. MV 106.003; 106.075; 106.077; 106.078 106.004 18,98–19,56 18,56–18,70 106.005 18,98–19,56 18,56–18,70 – 19,39–19,43 19,23 – 19,33–19,40 19,31 106.008 19,41–19,46 19,28 106.007 19,31–19,39 19,13 – 19,42–19,55 19,25 106.006 18,67–19,09 18,38–18,59 106.009; 106.072 19,01–19,12 18,53 106.011 19,29–19,31 17,38–17,53 106.071 137 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung 61 Eher fester, graubrauner bis dunkelbrauner, sandiger Le; wenig HK bis 1 cm, wenige Kl bis 1 cm, wenig Z-Splitt bis 0,5 cm; vgl. Bef.-Nr. 1, 10, 60 Großflächige Grubenverfüllung (Lehmgrube ?) OK (m über Wr. Null) 18,42–18,64 UK (m über Wr. Null) 18,28 Inv.-Nr. MV 106.073 OK (m über Wr. Null) 18,57–18,77 UK (m über Wr. Null) 18,25–18,54 Inv.-Nr. MV 106.012 18,12–18,63 17,97–18,56 106.014; 106.022; 106.025 18,77–19,24 18,24–18,32 – 17,88–18,59 17,85–18,45 106.015; 106.035 18,51–18,56 17,97–18,06 106.025 18,48–18,93 18,46–18,77 – 17,85–19,84 – – 17,97–18,56 17,88–18,48 106.019; 106.030; 106.035 17,81–17,95 17,78–17,90 106.016 18,16–18,54 18,12–18,52 106.021 18,05–18,11 17,97–18,05 106.017 17,94–17,97 17,92–17,96 – Tab. 3: Schnitt RW90-SO. Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung 12 Straßenschotterung des Rennwegs (19. Jh.) 13 Heterogen zusammengesetzte Straßenbefestigung 14 Mauer des Hauses Rennweg 88 (erbaut 1861) 15 Mittelalterlicher (evtl. römischer?) Straßenunterbau von Bef.-Nr. 19 (= Bef.-Nr. 25) 16 Sandiger Straßenunterbau unter Bef.-Nr. 13 (= Bef.-Nr. 22) 17 Jüngste Straßenschotterung über Bef.-Nr. 12 (19. Jh.) 18 Anstehender Löss 19 Mittelalterliche (evtl. römische ?) Straßenschotterung (= Bef.-Nr. 24) 20 Ältestes mittelalterliches (evtl. römisches ?) Straßenniveau 21 Neuzeitliche Straßenschotterung über Bef.-Nr. 13 22 Sandiger Straßenunterbau unter Bef.-Nr. 13 (= Bef.-Nr. 16) 23 Planierung oder Schwemmschicht auf Bef.-Nr. 24 Fester, hell- und dunkelbrauner sowie graubrauner lehmiger Sd; sehr viel Grobkies bis 6 cm, sehr viele Kl bis 2 cm, sehr wenig HK bis 1 cm, eher wenig Z-Bruch bis 8 cm; aus dünnen Sandschichten lagig aufgebaut; H bis 0,50 m; OSO-WNW orientiert Sehr fester, ockerfarbener, hellbrauner sowie hellrosafarbener lehmiger Sd; viel Z-Bruch bis 18 cm (Ziegelformat: B 15 cm, D 4,5 cm), einige kantige St bis 15 cm, eher viele Kl bis 2 cm, wenige runde St bis 7 cm, eher viel Grobkies bis 6 cm; H bis 0,20 m; SO-NW orientiert; mit tiefen Radspuren Mischmauerwerk (70% St, 30% Z-Bruch) mit unregelmäßigen Lagen (H 10–20 cm) in eher dichter, ockerfarbener, sandiger Le-Bindung; Bruch-St bis 60 cm, Z-Bruch bis 20 cm; OSOWNW bzw. NNO–SSW orientiert; B 0,70 m, L erh. 7,60 m (OSO-WNW), 5,20 m (NNO-SSW), H erh. 10 m; bindet ein in das Fundament der O-Mauer des Hauses Rennweg 86 Mittelfester, plattig geschichteter, dunkelbrauner, sandiger Le und ockerfarbener schluffiger Sd; wenig Z-Splitt bis 0,2 cm, wenig Mö bis 2 cm, einige St bis 4 cm, eher wenige Kl bis 1 cm, wenige runde St bis 8 cm; H bis 0,10 m; OSO-WNW orientiert; mit Radspuren Lockerer, hellbrauner Sd; wenig Kl bis 1 cm, einige runde St bis 15 cm, wenige St bis 4 cm, eher wenig Z-Bruch bis 7 cm; H bis 0,10 m; OSO-WNW orientiert Lockerer, brauner, sandiger Le; sehr viele runde St bis 10 cm, viele St bis 6 cm, wenig ZBruch bis 4 cm; H bis 0,15 m; OSO-WNW orientiert Lockerer, hellgelber, schluffiger Le; 2 m abfallend von S nach N; antikes Gehniveau darüber nicht mehr vorhanden. Fester, graubrauner bis dunkelbrauner, lehmiger Sd; einige runde St bis 10 cm, viele St bis 6 cm; sehr wenig Z-Bruch bis 12 cm; H bis 0,10 m; OSO-WNW orientiert; mit zahlreichen Radspuren Eher fester, hellbrauner Grobkies bis 6 cm, Mittelgrus bis 3 cm in lehmigem Sd; erh. L 3 m, erh. B 1,80 m, H 0,05 m; OSO-WNW orientiert Sehr fester, rostbrauner bis graubrauner, sandiger Le; sehr viele St bis 5 cm, sehr viel Grobgrus bis 6 cm; H 0,04 m; OSO-WNW orientiert Lockerer, hellbrauner Sd; wenige Kl bis 1 cm, einige runde St bis 15 cm, wenige St bis 4 cm, eher wenig Z-Bruch bis 7 cm; H bis 0,10 m; OSO-WNW orientiert Fester, graubrauner, lehmiger Sd; wenig Feinkies bis 1 cm, rostbraune Einschlüsse, plattig brechend; erh. L 0,50 m, erh. B 0,20 m, H 0,05 m; OSO-WNW orientiert 138 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Bef.-Nr. Interpretation 24 25 33 Beschreibung Tätigkeitsberichte OK (m über Wr. Null) 17,91–17,96 UK (m über Wr. Null) 17,88–17,95 Inv.-Nr. MV 106.018 17,85–17,90 106.034 17,76–18,00 – OK (m über Wr. Null) 19,31–19,91 UK (m über Wr. Null) 19,07–19,84 Inv.-Nr. MV 106.024; 106.028 19,07–19,50 18,69–19,05 106.026; 106.067 19,53–19,71 19,47–19,61 106.029; 106.031 19,46–19,84 19,27–19,77 106.032; 106.045; 106.050 19,40–19,91 19,34–19,80 106.037 19,31–19,77 19,03–19,60 106.040 19,41–19,80 19,35–19,66 106.042 19,27–19,41 18,97–19,15 Eher lockerer (im W) bis fester (im O), grau19,25–19,78 brauner bis dunkelbrauner, sandiger Le; wenig St bis 5 cm, eher wenig HK bis 3 cm, wenig Grobgrus bis 4 cm, eher wenige Kl bis 2 cm, einiger Hüttenlehm bis 5 cm; Fundkonzentration im Bereich unterhalb von Mauer Bef.-Nr. 32 (MV 106.047) Hochmittelalterliche (?) Grube, verfüllt von Bef.- Wannenförmige Grube mit flacher Sohle, im S 19,27–19,41 Nr. 34 steilschräge, im N und W flachschräge Wände, im O gestört; erh. L 1 m, B 1 m, T 0,40 m 19,05–19,69 106.041; 106.046; 106.060; 106.061 106.043; 106.047; 106.049 Unterer Teil der mittelalterlichen (evtl. römischen?) Straßenschotterung (= Bef.-Nr. 19) Sehr fester, hellgrauer bis dunkelbrauner, sandiger Le; einige runde St bis 12 cm, sehr viele St bis 6 cm; eher wenige Kl bis 2 cm; sehr wenig Z-Bruch bis 3 cm; erh. L 0,5 m, erh. B 1 m, H 0,05 m; OSO-WNW orientiert 17,88–17,95 Planierung unter Straßenschotterung Bef.-Nr. Fester, hellgraubrauner bis dunkelbrauner 24 (= Bef.-Nr. 15) lehmiger Sd; sehr wenige runde St bis 8 cm, eher wenig Z-Bruch bis 5 cm, wenige Kl bis 2 cm, wenige St bis 4 cm; erh. L 0,5 m, erh. B 1 m, H 0,05 m; OSO-WNW orientiert Interface der mittelalterlichen (evtl. römischen?) Von SW nach NO stark flachschräg abfallend; 17,81–18,59 Abfolge von Straßenschotterungen wannenförmiges Profil; eher flache Sohle mit sechs sichtbaren, tiefen Radspuren; erh. L 6,20 m, erh. B 5,30 m, T 0,83 m; OSO-WNW orientiert; verfüllt von Bef.-Nr. 15, 19, 20, 25 Tab. 4: Schnitt RW88-NW. Bef.-Nr. Interpretation 26 27 28 29 30 31 32 34 35 36 Beschreibung Mittelfester, graubrauner bis dunkelbrauner, sandiger Le; wenig St bis 6 cm, einige HKStücke bis 1 cm, eher wenig Z-Splitt bis 1 cm, wenige Kl bis 2 cm Verfüllung von Grube Bef.-Nr. 54 Mittelfester, rötlich brauner, sandiger Le; wenig HK bis 1 cm, sehr wenig Feinkies bis 0,5 cm, sehr wenig Hüttenlehm bis 0,5 cm Oberste schottrige Verfüllung der Gruben Bef.- Eher fester, graubrauner, sandiger Le; wenig Nr. 43 und 45 Hüttenlehm bis 1 cm, einige St bis 6 cm, eher viele kantige Steine bis 10 cm, eher wenig HK bis 4 cm Verfüllung der Gruben Bef.-Nr. 43 und 45 Weicher, lockerer, rötlich brauner bis grauer lehmiger Sd mit ockerfarbenen Zwischenlagen; einige St bis 6 cm, eher wenig HK bis 2 cm, eher wenig Hüttenlehm bis 2 cm, wenig Grobgrus bis 5 cm, wenig Z-Bruch bis 5 cm Einplanierung über den Gruben Bef.-Nr. 51, Mittelfester, graubrauner, sandiger Le; einiger 52, 55 westlich von Mauer Bef.-Nr. 32 Grobgrus bis 3 cm, einige St bis 4 cm, einige HK-Stücke bis 3 cm, wenig Hüttenlehm bis 2 cm (= Bef.-Nr. 31 östlich von Mauer Bef.-Nr. 32) Einplanierung über den Gruben Bef.-Nr. 50, Mittelfester, graubrauner, sandiger Le; eher 53, 54, 56, 58 östlich von Mauer Bef.-Nr. 32 wenig Grobgrus bis 4 cm, einige St bis 5 cm, eher viel HK bis 3 cm; einiger Hüttenlehm bis 2 cm Mauerfundament (römischer Parzellenmauer- Trocken gelegtes Bruchsteinmauerwerk, nur rest?) 1–2 Lagen erhalten; Sd-St bis 30 cm, gerundete Kl bis 2 cm, große Fluss-St bis 15 cm, Ka-Sd-St bis 25 cm; NO-SW orientiert, im SW kurzer 0,50 m breiter, 0,40 m langer Mauerfortsatz nach NW erhalten; erh. L 3,50 m, B 0,40 m, erh. H 0,25 m Verfüllung der Grube Bef.-Nr. 36 (hochmittel- Mittelfester, humoser, hellbrauner, brauner bis alterlich?) rötlich brauner, sandiger Le; wenig Mittelgrus bis 2 cm Oberste Einplanierung des römischen Grubenkomplexes (= oberer Bereich von Bef.-Nr. 28–31) Großflächige Einplanierung über den Gruben Bef.-Nr. 48–56 18,97–19,15 – 139 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Tätigkeitsberichte M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Bef.-Nr. Interpretation 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 Beschreibung Heterogene Verfüllung der Gruben Bef.-Nr. 43, Lockerer bis eher fester, dunkelbrauner bis 45, 46 graubrauner und ockerfarbener, sandiger Le; wenig Hüttenlehm bis 4 cm, sehr wenig HK bis 2 cm, eher wenig Grobgrus bis 6 cm; Lössverfüllung im SW Einplanierung über den Gruben Bef.-Nr. 44, Eher fester, dunkelbrauner, sandiger Le; sehr 48, 49, 53, 54, 58 wenig Ka bis 1 cm, eher wenige kantige St bis 12 cm, einiger Hüttenlehm bis 6 cm, wenig HK bis 3 cm Fundreiche, oberste Verfüllung der Gruben Lockerer, dunkelbrauner, sandiger Le; wenige Bef.-Nr. 50 und 56 Kl bis 2 cm, eher viel HK bis 3 cm, eher viele St bis 5 cm, einiger Hüttenlehm bis 5 cm Verfüllung der Gruben Bef.-Nr. 51, 52 und 55 Eher lockerer, graubrauner, sandiger Le; eher (Ofenreste ?) viel Hüttenlehm bis 10 cm, einige St bis 4 cm, eher viel HK bis 4 cm; verbrannte Hüttenlehmlage, teilweise aschig grau und schwarz Verfüllung der Gruben Bef.-Nr. 51, 55, 56 Fester, graubrauner bis hellbrauner, sandiger Le; sehr wenig Z-Bruch bis 7 cm, sehr wenig Hüttenlehm bis 1 cm, wenig HK bis 2 cm, wenig St bis 5 cm; kreisrunder verbrannter Einschluss (Dm 8 cm) Untere Verfüllung von Grube Bef.-Nr. 43 Fester, dunkelbrauner und ockerfarbener sandiger Le und toniger Sd; wenige Kl bis 2 cm, sehr wenig HK bis 1 cm (= Löss/Humus-Verfüllung) Große Grube im SW des römischen Gruben- Unregelmäßige Form; trichterförmiges Profil; komplexes; verfüllt von Bef.-Nr. 28, 29, 37, 42 Wände im N gestuft, im S schräg, im W und O steilschräg, wellige Sohle; L 4 m, B 3 m, T 1,10 m Grube (im S und O gestört); verfüllt von Bef.-Nr. Rechteckige, kesselförmige Grube mit abge38 rundeten Ecken, flacher Sohle und vertikalen Wänden; erh. L 1,70 m, erh. B 1,40 m, T 0,40 m Grube an der südlichen Grabungsgrenze; Ovale, muldenförmige Grube mit flachschräverfüllt von Bef.-Nr. 28, 29, 37 gen Wänden und welliger Sohle; L 4 m, erh. B 2,20 m, T 0,65 m; nicht vollständig ausgegraben Seichte Grube zwischen den Gruben Bef.-Nr. Langovale, eher unregelmäßige, muldenförmi43 und 45; verfüllt von Bef.-Nr. 37 ge Grube mit schrägen Wänden und welliger Sohle; L 2 m, B 1 m, T 0,50 m; O-W orientiert Aschige Verfüllung der Grube Bef.-Nr. 50 Bröseliger, aschiger, grauer bis hellbrauner, orangefarben verbrannter lehmiger Sd; viel Hüttenlehm bis 4 cm, wenige St bis 4 cm, eher viel HK bis 3 cm, einiger Grobgrus bis 5 cm am N-Rand der Grube Gräbchen mit zwei Pfostenstandspuren; ver- Langrechteckiges Gräbchen mit U-förmigem füllt von Bef.-Nr. 38 Profil, flachschrägen Wänden und welliger Sohle; L 4,30 m, B 0,50–1 m, T 0,30 m; SSONNW orientiert; zwei Pfostenstandspuren Dm 0,55 m, kreisrunde Form in der Fläche Gräbchen parallel zu Bef.-Nr. 48; verfüllt von Langovale, muldenförmige Sutte mit flachBef.-Nr. 38 schrägen Wänden und konkaver Sohle; L 1,40 m, B 0,50 m, T 0,20 m; SSO-NNW orientiert Latrine ? verfüllt von Bef.-Nr. 31, 39, 47, 57 Ovale, im Profil trichterförmige Grube mit steilschrägen Wänden und flacher Sohle; L 1,60 m, B 1,15 m, T 1,57 m; SO-NW orientiert Grube im NW des römischen Grubenkomple- Etwa kreisrunde, im Profil U-förmige Grube mit xes; verfüllt von Bef.-Nr. 30, 40, 41 steilschrägen Wänden und konkaver Sohle; L 0,80 m, B 0,60 m, T 0,50 m Grube im NW des römischen Grubenkomple- Etwa kreisrunde, im Profil kesselförmige Grube xes; verfüllt von Bef.-Nr. 30, 40 mit vertikalen Wänden und welliger Sohle; L 1,50 m, B 1 m, T 0,65 m; im SO von Grube Bef.-Nr. 55 gestört Grube im O des römischen Grubenkomplexes; Ovale, im Profil kesselförmige Grube mit vertiverfüllt von Bef.-Nr. 31, 38 kalen Wänden und welliger Sohle; L 2,30 m, B 1,25 m, T 0,70 m; N-S orientiert OK (m über Wr. Null) 19,27–19,77 UK (m über Wr. Null) 18,72–19,60 Inv.-Nr. MV 106.048; 106.056; 106.059 19,05–19,69 19,00–19,50 106.051; 106.057; 106.058 19,11–19,49 18,42–18,88 106.054 19,10–19,55 18,90–19,40 106.053 19,11–19,82 18,91–19,72 106.055; 106.063; 106.064; 106.065 19,02–19,36 18,54–18,71 106.052 19,34–19,63 18,54–18,71 – 19,56–19,70 19,29–19,38 – 19,50–19,60 18,95–19,18 – 19,54–19,61 19,14–19,22 – 18,85–19,14 18,69–18,81 106.062 19,18–19,39 19,10–19,30 – 19,15–19,29 19,08–19,16 – 18,66–18,90 17,33–17,50 – 19,30–19,40 18,90–19,02 – 19,52–19,80 19,13–19,35 – 19,58–19,74 19,02–19,21 – 140 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie M. Mosser et al., Vorbericht zur Grabung Wien 3, Rennweg 88–90 Bef.-Nr. Interpretation 54 55 56 57 58 Tätigkeitsberichte Beschreibung OK (m über Wr. Null) Grube im NO des römischen Grubenkomple- Ovale, im Profil kesselförmige Grube mit verti- 19,07–19,50 xes; verfüllt von Bef.-Nr. 27, 31, 38 kalen (W, SO, NW), flachschrägen (N, O, NO) und überkippten (S, SW) Wänden und konkaver Sohle; L 2,85 m, B 1,90 m,T 0,80 m; NNOSSW orientiert Rechteckige, im NW eher unregelmäßige, Großflächige Mulde über dem römischen 19,17–19,81 Grubenkomplex; verfüllt von Bef.-Nr. 30, 40, wannenförmige Mulde mit flachschrägen 41 Wänden und welliger Sohle; L 5,40 m, B 5,30 m, T 0,80 m Grube im Zentrum des römischen GrubenOvale, im Profil U-förmige Grube mit steil18,80–19,27 komplexes; verfüllt von Bef.-Nr. 31, 39, 41 schrägen Wänden und konkaver Sohle; L 2,00 m, B 1,50 m, T 0,85 m Unterste Verfüllung von Latrine (?) Bef.-Nr. 50 Lockerer, dunkelbraun, ockerfarben gemisch- 18,69–18,89 ter, sandiger Le; wenige Kl bis 1 cm, wenige St bis 6 cm, wenig HK bis 1 cm Massiv gestörte große Grube; verfüllt von Bef.- Langrechteckige, im Profil kesselförmige Gru- 19,39–19,69 Nr. 31, 38 be mit (im S) vertikalen Wänden und flacher Sohle; erh. L 4,30 m, erh. B 2,40 m, T 0,60 m; OSO-WNW orientiert; im N gestört UK (m über Wr. Null) 18,69–19,05 Inv.-Nr. MV – 18,67–19,38 – 18,42–18,60 – 17,33–17,50 106.066 19,10–19,40 – UK (m über Wr. Null) 18,69–19,19 Inv.-Nr. MV 106.068 18,48–18,64 106.076; 106.080 18,48–18,64 – 18,79–18,97 106.079; 106.081 Tab. 5: Schnitt RW88-S. Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung OK (m über Wr. Null) 19,43–19,54 59 Oberste Verfüllung von Grube Bef.-Nr. 63 62 Unterste Verfüllung von Grube Bef.-Nr. 63 63 Grube 64 Tegelauskleidung der Grube Bef.-Nr. 63 Eher lockerer, dunkelbrauner, humoser, sandiger Le; eher wenig HK bis 2 cm, wenig St bis 6 cm, wenige Kl bis 1 cm, wenig Z-Splitt bis 0,5 cm, wenig Konkretionen bis 1 cm Fester, graubrauner bis dunkelbrauner, sandi- 18,69–19,19 ger Le; eher wenige Kl bis 2 cm, viele rotbraune, bänderförmige Einschlüsse im Südteil bis 8 cm, eher wenig gelber Le bis 1 cm, einige HK bis 4 cm Im Grundriss rechteckige, an den Ecken ab- 19,43–19,54 gerundete Grube; seitliche Begrenzung: SO steilschräg, NW vertikal, SW/NO nach außen gebogen; mit Tegel am Rand ausgekleidet; L 1,40 m, B 1 m,T 1,06 m; OSO–WNW orientiert Fester, grünlich grauer Ton/Tegel an Wand und 19,15–19,37 Boden der Grube; bis zu 0,5 cm dick Tab. 6: Schnitt RW90-SW (Grube Bef.-Nr. 63). Abkürzungen im Befundkatalog B Breite D Dm Durchmesser H HK Holzkohle Ka Kl Kiesel L Le Lehm Mö Sd Sand St T Tiefe Z Dicke Höhe Kalk Länge Mörtel Stein Ziegel Abgekürzt zitierte Literatur und Typenansprachen BIENERT – B. Bienert, Die römischen Bronzegefäße im Rheinischen Landesmuseum Trier. Trierer Zeitschr. Beih. 31 (Trier 2007). BRAITHWAITE 1984 – G. Braithwaite, Romano-British Face Pots and Head Pots. Britannia 15, 1984, 99–131. BRAITHWAITE 2007 – G. Braithwaite, Faces from the Past: A Study of Roman Face Pots from Italy and the Western Provinces of the Roman Empire. BAR Internat. Ser. 1651 (Oxford 2007). CHINELLI 1998 – R. Chinelli, Die Reibschalen der Grabung Michaelerplatz 1990–91: Archäometrische Analysen. FWien 1, 1998, 153– 159. CHINELLI 2005 – R. Chinelli, Eiförmige und birnenförmige Gefäße aus Wien. In: Krinzinger 2005, 143–160. CHINELLI 2016 – R. Chinelli, Post-Firing Perforation on Roman Pottery from the Civilian Settlement of Vindobona. RCRF Acta 44 (Bonn 2016) 473–485. 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Grabungen Glasbestimmungen Renaissance- und Barockglas Inventar der Wiener Funde (Kooperationsprojekt) Glasfunde aus niederösterreichischen Burgen Inventar (Kooperationsprojekt) EDV GIS, Homepages, Systemadministration, User-Betreuung, Datenbanken International Conference on Cultural Heritage and New Technologies E-Book-Publikation, Tagungsorganisation Namenskürzel Ch. Ö. I. M. K. A.-W. M. P. Christoph Öllerer Ingrid Mader Kristina Adler-Wölfl Martin Penz H. K. J. G. M. M. S. S.-O. Heike Krause Johannes Groiß Martin Mosser Sylvia Sakl-Oberthaler Abkürzungsverzeichnis Zitate und Abkürzungen basieren im Allgemeinen auf den Publikationsrichtlinien der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Abkürzungen antiker Autoren und deren Werke erfolgen nach Der Neue Pauly 1 (Stuttgart 1996). Weitere Abkürzungen Abt. ADV AForsch AForschMB Anf. Anm. ann. ArchA Av. B BAR BDA BDm Bearb. Bef.-Nr. BeitrMAÖ bes. BEV BH BHBl BMAVW Bpl. BS Bst CarnuntumJb CHNT D D. Dat. DGM Dig. Dipl. Diss. Dm Abteilung Automationsunterstützte, elektronische Datenverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnologie Archäologische Forschungen Archäologische Forschungen zu den Ausgrabungen auf dem Magdalensberg Anfang Anmerkung annähernd Archaeologia Austriaca Avers Breite British Archaeological Reports Bundesdenkmalamt Österreich Bodendurchmesser Bearbeiter/in Befundnummer Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich besonders Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Bezirkshauptstadt Burgenländische Heimatblätter Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien Bauplatz Bodenstück Bodenstärke Carnuntum Jahrbuch Conference on Cultural Heritage and New Technologies Dicke Drittel Datierung Digitales Geländemodell Digitalisierung Diplomarbeit Dissertation Durchmesser dok. E. Erh., erh. err. EZ FA FiL FK FMRÖ FMZK Fnr. FO FÖ fol. FÖMat FP Fragm. FT FWien GB GBü GC gebr. gest. Gew. GKO Gnr. GOK gr. H H. HMW HOK Hrsg. Hst in Vorb. Inv.-Nr. dokumentiert Ende Erhaltung, erhalten erreichte Einlagezahl Fundakten des Wien Museum Karlsplatz Forschungen in Lauriacum Fundkomplex Die Fundmünzen der römischen Zeit in Österreich Flächenmehrzweckkarte der Stadt Wien Fundnummer Fundort Fundberichte aus Österreich folio Fundberichte aus Österreich Materialheft Fundprotokolle des Wien Museum Karlsplatz Fragment Fundtagebücher des Wien Museum Karlsplatz; verfasst von J. H. Nowalski de Lilia und F. Kenner Fundort Wien Grundbuch Grundbücher Grabungscode gebrannt gestorben Gewicht oxidierend gebrannte Gebrauchskeramik Grundstücksnummer Geländeoberkante größte/r Höhe Hälfte Historisches Museum der Stadt Wien – jetzt Wien Museum Karlsplatz Humusoberkante Herausgeber/in Henkelstärke in Vorbereitung Inventarnummer 193 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Abkürzungsverzeichnis JA JbOÖMV JbVGW JZK KA Kat.-Nr. KG KHM Konskr.-Nr. KS L Lit. M M. MA max. mind. Mitt. Mitt. ZK Mnr. MÖNG Monogr. Mskr. MSW MV MZK N N. F. n. n. dat. NHM NumZ O o. J. ÖAI ÖAW Obj. ÖJh OK ÖNB OÖ Jahrbuch für Altertumskunde Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmäler Kriegsarchiv (ÖStA) Katalognummer Katastralgemeinde Kunsthistorisches Museum Wien Konskriptionsnummer Kartographische Sammlung/Kartensammlung (WStLA) Länge Literatur Maßstab Mitte Magistratsabteilung maximal mindestens Mitteilung Mitteilungen der Zentral-Kommission für Denkmalpflege Maßnahmennummer Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft Monografie Manuskript Monografien der Stadtarchäologie Wien Museum Vindobonense – Inventarisationskürzel für Objekte aus der archäologischen Sammlung der Museen der Stadt Wien Mehrzweckkarte der Stadt Wien Nord, Norden Neue Folge nicht näher datiert Naturhistorisches Museum Wien Numismatische Zeitschrift Ost, Osten ohne Jahr Österreichisches Archäologisches Institut Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien Objekt Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes Oberkante Österreichische Nationalbibliothek Wien Oberösterreich OREA ÖStA ox. ÖZKD pers. QGW r RCRF RDm red. Reg. Imp. rek. RLÖ RS Rv. RZ S sek. SFECAG Sign. SoSchrÖAI St T Tab. Taf. TS ü. A. UK unbek. Univ. unpubl. UVP V. VB VNumKomm W WA WAIS WAS WGBl WM Wr. Null WS Wst WStLA Institut für Orientalische und Europäische Archäologie der ÖAW Österreichisches Staatsarchiv oxidierend gebrannt Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege persönlich Quellen zur Geschichte der Stadt Wien recto Rei Cretariae Romane Fautores Randdurchmesser reduzierend gebrannt Regesta Imperii rekonstruiert Der römische Limes in Österreich Randstück Revers Römerzeit Süd, Süden sekundär Société Française d’Étude de la Céramique Antique en Gaule Signatur Sonderschriften des Österreichischen Archäologischen Institutes Stärke Tiefe Tabelle Tafel Terra Sigillata über Adria Unterkante unbekannt Universität unpubliziert Umweltverträglichkeitsprüfung Viertel Verwaltungsbezirk Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission West, Westen Wien Archäologisch Wiener Archivinformationsystem Wiener Archäologische Studien Wiener Geschichtsblätter Wien Museum Wiener Null = 156,68 m über Adria Wandstück Wandstärke Wiener Stadt- und Landesarchiv 194 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Abbbildungsnachweis/Impressum/Inserentenverzeichnis Abbildungsnachweis FWien 19, 2016 Die Stadtarchäologie Wien war bemüht, sämtliche Bild- und Urheberrechte zu eruieren und abzugelten. Bei Beanstandungen ersuchen wir um Kontaktaufnahme. Als Grundlage für Pläne und Kartogramme (Fundchronik) wurde, wenn nicht anders vermerkt, die MZK der Stadt Wien (MA 14 – ADV, MA 41 – Stadtvermessung) verwendet. Wir danken den KollegInnen für die gute Zusammenarbeit. Für die Drucklegung wurden sämtliche Pläne und Tafeln von L. Dollhofer, G. Mittermüller und S. Uhlirz nachbearbeitet. Einband: Wien 3, Rennweg 73, Grubenkomplex der westlichen römischen Hausparzelle, Foto: Stadtarchäologie Wien – S. 2, Foto: MDW/Wilke – S. 7, Abb. 5, Wien Museum, Inv.-Nr. MV 8865 – S. 7, Abb. 6, Wien Museum, Inv.-Nr. MV 102.514 – S. 17, Abb. 18, Foto: R. Erlach – S. 59, Abb. 3, Wien Museum, Inv.-Nr. MV 107.126/1 – S. 60, Abb. 4,Wien Museum, Inv.-Nr. MV 107.039 – S. 61, Abb. 5, Foto: S. Felgenhauer-Schmiedt – S. 78, Abb. 3, Ausschnitt der Karte „Mappa über die dem Löbl. Stifft und Closter Schotten angehorige aufrecht Praittenleerisch und öede dorfschafft Wulzendorf […]“ von Johann Jakob Marinoni von 1727,Wien, Archiv des Schottenstifts, Plansammlung, Alte Sign. 7 – S. 79, Abb. 4, Ausschnitt der Karte „Mappa über die dem Löbl. Stifft und Closter Schotten angehorige aufrecht Praittenleerisch und öede dorfschafft Wulzendorf […]“ von Johann Jakob Marinoni von 1727, Wien, Archiv des Schottenstifts, Plansammlung, Alte Sign. 7 – S. 81, Abb. 5, Ausschnitt aus den zusammengefügten Gradkartenblättern Zone 12 Colonne XV Section c4 (später 4657-3 d) und Zone 13 Colonne XV Section a2 (später 4757/1b), (© BEV 2016, vervielfältigt mit Genehmigung des BEV – Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, N 21032/2016) – S. 83, Abb. 8, Land Niederösterreich 2016 – S. 96, Abb. 3, https:// pixabay.com/en/vulture-salzburg-austria-unterberg-700155/ (28.06. 2016) – S. 100, Abb. 8, Dompfarre Hl. Ägidius, Graz/Diözesanmuseum, Graz, Foto: IMAREAL, 7000733 – S. 103, Abb. 3, Foto: A. G. Heiss – S. 104, Abb. 4, Foto: B. Cooremans – S. 105, Abb. 5, Foto: A. Stampfler – S. 105, Abb. 6, B. Sikora-Majewska – S. 147, Abb. 6, Sammlung R. Kunz – S. 151, Abb. 1, Grundrissplan der Stadt Wien von Werner Arnold Steinhausen (1710), Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 105.500/1–14 – S. 154, Abb. 1, Grundrissplan der Stadt Wien von Werner Arnold Steinhausen (1710), Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 105.500/1–14,WStLA, KS, Pläne und Karten: Sammelbestand, P1: 313/1–29, Überreste zweier vor 1529 bestandener Kirchen – S. 157, Abb. 1, Grundrissplan der Stadt Wien von Werner Arnold Steinhausen (1710),Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 105.500/1–14 – S. 159, Abb. 1, K. k. Niederösterreichische Fortifikations-Distrikts-Direktion, ÖStA, KA KPS GPA Inland C I a 2, Nr. 2, Bastion XI (1834) – S. 161, Abb. 4, Stadtplan von Joseph Anton Nagel (1770–1773), WStLA, KS, Sammelbestand P1 – Pläne und Karten 5/1. Ex. – S. 165, Abb. 1, Grundrissplan der Stadt Wien von Werner Arnold Steinhausen (1710), Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 105.500/1–14. Impressum Inserentenverzeichnis Fundort Wien. Berichte zur Archäologie erscheint einmal jährlich. Albrechtsberger Abonnement-Preis: EUR 25,60 Phoibos Verlag Einzelpreis: EUR 34,– Wr. Geschichtsblätter Herausgeber: Stadtarchäologie Wien. Leitung: Karin Fischer Ausserer 7reasons Medien GmbH 93 93 143 23 Redaktion und Lektorat: Lotte Dollhofer, Ursula Eisenmenger-Klug, Gertrud Mittermüller, Ute Stipanits Layout: Christine Ranseder Satz/Umbruch: Roman Jacobek Umschlaggestaltung: Christine Ranseder Anzeigenverwaltung: Heidrun Helgert Schriftentausch: Gertrud Mittermüller Obere Augartenstraße 26–28, A–1020 Wien Tel.: (+43) 1/4000 811 57 E-Mail: gertrud.mittermueller@stadtarchaeologie.at Druck: Robitschek & Co Ges.m.b.H., 1050 Wien Auslieferung/Vertrieb: Phoibos Verlag Anzengrubergasse 16/9 A–1050 Wien, Austria Tel.: (+43) 1/544 03 191; Fax: (+43) 1/544 03 199 www.phoibos.at, office@phoibos.at Kurzzitat: FWien 19, 2016 Alle Rechte vorbehalten © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie ISBN 978-3- 85161-166-3, ISSN 1561- 4891 Wien 2016 195 Fundort Wien 19, 2016. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie