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2008/3 Münsterplatz 19, Museum der Kulturen

-r aセONッ@ Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt Jahresbericht2008 Basel2010 セ@ ャvhjsセQ@ .... Mセ@ AUGST -z. c \-\ _______cVjsセᄋ Mセ@ b2.. ----------· Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt Abteilung Kultur Herausgeberin: Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt Basel 2010 Redaktion: Toni Rey Gestaltung: Hansjörg Eichin Bildredaktion: Philippe Saurbeck Verlag und Bestelladresse: Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt Petersgraben n CH-4001 Basel E-Mail: arch.bodenforschung@bs.ch www.archaeologie.bs.ch Druck: Werner Druck AG, Basel © 2010 Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt Auflage: 850 Exemplare ISBN 978-3-905098-50-1 ISSN 1424-4535 Kartenbasis der Abbildungen auf den Seiten 30, 31, 33, 39, 46, 51, 62, 70, 81, 86, 151, 159, 187, 193, 197, 209, 210, 213, 227, 238, 241 und 257: ©Grundbuch- und Vermessungsamt Basel-Stadt, 8. 10. 2010. Titelbild: Ansicht der Häuser am Blumenrain vom Rhein her - heute und vor 110 Jahren. In der Bildmitte die Liegenschaft Blumenrain 28. - Fotos: DPFBS. Abb. 14 Augustinergasse (AJ, Oberflächengestaltung, 200812. Mörtelboden im Chorbereich der Kirche des Augustinerklosters. Foto: Udo Schön. wahrscheinlich zum Osttrakt des Konventsgebäudes gehörten 20 . Berücksichtigt man den Vogelschauplan von M. Merian d. Älteren (1615 / 17), könnten diese Mauern jedoch auch von jüngeren Anbauten an den Osttrakt des Klosters stammen (Abb. 15). Insbesondere im Chorbereich der Klosterkirche liessen sich interessante Befunde feststellen. So konnten einerseits die Mauern des polygonalen Chors erfasst werden. Andererseits liess sich unmittelbar entlang der Fundamentgrube des im 19. Jahrhundert errichteten Naturhistorischen Museums ein Mörtelboden nachweisen (Abb. 14) . Dieser kann wahrscheinlich als Gehniveau im Chor der Kirche des Augustinerklosters interpretiert werden. Direkt darüber lag eine feine, schwarz gefärbte Benützungsschicht. Erstaunlicherweise liess sich dieser Mörtelboden bei der Grabung 1988114 offenbar nicht feststellen 21 . Andrea Hagendorn, Udo Schön, Sven Straumann Abb. 15 Ausschnitt aus dem Merianplan (1615117): Blick von Norden auf das Augustinerkloster. Diverse Bauten schliessen an den Osttrakt des Klosters an. Ausgrabungen und Funde 2008 2008/3 Münsterplatz 19 1 Museum der Kulturen Anlass: Umbau des Museums der Kulturen Zeitstellung: Bronzezeit, Spätlatenezeit, Römische Epoche, Mittelalter, Neuzeit Untersuchungsdauer: April bis Dezember 2008, anschliessend baubegleitende Untersuchungen Verantwortlich: Andrea Hagendorn, Christian Stegmüller, Sven Straumann Der grosszügige Umbau des Museums der Kulturen nach den Plänen der Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron brachte u. a. auch eine Neugestaltung des Eingangsbereichs mit sich. Die dazu notwendigen Bodeneingriffe veranlassten die Archäologische Bodenforschung, vorgängig auf einer Fläche von 422 m 2 eine Rettungsgrabung durchzuführen. Bei diesen Untersuchungen im sogenannten Schürhof stiess man auf äusserst gut erhaltene Kulturschichten aus unterschiedlichsten Epochen. Das Aushubsvolumen betrug 727 m 3 . Bei den archäologischen Untersuchungen im SchürhofAreal liess sich ein Ost -West verlaufender, wahrscheinlich bronzezeitlicher Graben nachweisen (Abb. 16). Beim Bau dieses breiten Grabens mit steil abfallenden Böschungen mussten riesige Materialmengen bewegt werden - und auch wieder für dessen Beseitigung, denn er wurde spätestens in keltischer Zeit vollständig verfüllt und ausgeebnet. Bronzezeitliche Siedlungsspuren liessen sich im Schürhof-Areal zwar (noch) nicht feststellen. Trotzdem stellt sich die Frage nach der effektiven Ausdehnung des spätbronzezeitlichen Dorfs auf dem Basler Münsterhügel. Dieser neu entdeckte Graben diente wahrscheinlich als Annäherungshindernis. Aus der spätkeltischen Zeit (1. Jahrhundert v. Chr.) konnten Spuren von Holzbauten sowie diverse Gruben nachgewiesen werden. Im oberen Bereich einer derartigen Grube kam ein vollständiges Pferdeskelett zum Vorschein (Abb. 17). Das tote Pferd scheint sorgfältig niedergelegt worden zu sein. Der offenbar abgetrennte Schädel lag separat セョ@ einer kreisrunden Grube. Von den Halswirbeln fehlt jede Spur. Fand hier ein kultisches 41 Ritual statt? Wurde dieses Pferd feierlich zu Grabe getragen? Können wir hier möglicherweise gar einen keltischen Kultplatz, ein Heiligtum, postulieren? Diesen und anderen Fragen wird in einer kommenden Auswertung nachzugehen sein. Es bleibt vorerst festzuhalten, dass es sich um einen aussergewöhnlichen und extrem seltenen Fund handelt. Aus der frühen römischen Kaiserzeit waren im SchürhofAreal zahlreiche Spuren erhalten, zum Beispiel sogenannte Balkengräbchen und Pfostenlöcher, die als Reste von Holzbauten zu deuten sind. Besonders auffällig war die regelmässige Ausrichtung der rechtwinklig aneinanderstossenden Gebäudeteile. Vermutlich orientierten sich diese frührömischen Bauten an einem Überbauungsplan. Bestimmt spielte dabei auch die Strassenführung eine Rolle. Eindeutige Reste von Verkehrswegen liessen sich im Bereich des Schürhofs allerdings noch nicht fassen. Wohl in spätrömischer Zeit entstand auf dem Areal ein mächtiges Gebäude aus Stein. Dessen Mauerfluchten entsprechen den Fluchten des spätrömischen Gebäudes, das im nahe gelegenen Hof des Schulhauses zur Mücke ausgegraben wurde und nun dort in der Pflästerung des Platzes markiert ist. Offenbar waren die Häuser auch in dieser Zeit nach einem einheitlichen Plan ausgerichtet. Zwischen dem sorgfältig errichteten Schalenmauerwerk bildete ein Belag aus Kieselsteinen den Fussboden. Im Verlauf der Benutzung kam es auch zu Umbauten. Ein tonnenschwerer, bearbeiteter Buntsandsteinblock wurde hier allem Anschein nach in Zweitverwendung, das heisst als sogenannte Spolie, verbaut. Gut möglich, dass dieser Baustein aus den Ruinen von Augusta Raurica stammt und per Schiff den Rhein hinunter nach Basel transportiert wurde, um seinen Platz im Fundament des spätrömischen Bauwerks auf dem Schürhof-Areal zu finden. Einen Teilbereich des Hauses versah man bei einem späteren Umbau auch mit einerY-förmigen Kanalheizung (Abb. 18). In den Zerfalls- und Abbruchschichten des Gebäudes kam eine beträchtliche Zahl von gestempelten Ziegeln zum Vorschein. Über sechzig Fragmente weisen den Fabrikationsstempel der Legio Prima Martia auf, einer Militäreinheit, die in der Abb. 16 Münsterplatz 19, Museum der Kulturen, 200813. Schnitt durch den bronzezeitlichen Graben. Im Hintergrund ist ein römisches Mauerfundament erkennbar. - Foto: Sven Straumann. Münsterplatz 19, Museum der Kulturen, 200813. Ein Pferdeskelett aus keltischer Zeit: Indiz für ein kultisches Ritual? - Foto: Philippe Saurbeck. Abb. 17 42 JbAB 2008 e ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts in Kaiseraugst (AG) stationiert war (Abb. 19). Möglicherweise wirkte die Truppe auch bei der Errichtung dieses herausragenden Gebäudes auf dem Basler Münsterhügel mit. Gerade wenn wir dem Bau eine gewisse öffentliche Funktion zusprechen, ist eine derartige Beteiligung durchaus möglich. Die Entdeckung dieses Gebäudes unterstreicht die in spätrömischer Zeit zunehmende Bedeutung Basels. Vermutlich als Folge von grossflächigen Terrain-Veränderungen in der Neuzeit blieben im Schürhof relativ wenige Baureste aus dem Mittelalter erhalten. Zu diesen gehört eine Scheidemauer, die den Schürhof von der benachbarten Schlüsselberg-Parzelle trennte. Dort konnten im Hinterhofbereich zwei mittelalterliche Latrinen freigelegt werden. Markantestes Zeugnis aus dem Mittelalter war jedoch ein 6 m breiter und recht tiefer Graben. Er verlief in ost -westlicher Richtung durch die Grabungsfläche und schien einst einen grösseren Bereich des Münsterhügels abgeriegelt zu haben. Auf- grund seiner Dimensionen hatte der Graben wohl nicht nur eine symbolische Bedeutung als Grenze, sondern auch eine militärische Funktion als Annäherungshindernis. Eine genauere Auswertung verspricht spannende Einblicke in die mittelalterliche Geschichte. Unter Beizug von Schrift- und Bildquellen Hessen sich auch Erkenntnisse zu den jüngeren Kapiteln in der Geschichte des Schürhof-Areals gewinnen. So konnten die Reste eines sehr tief fundamentierten Gebäudes freigelegt werden. Es handelt sich um das sogenannte Fabrikgebäude des Basler Bandfabrikanten Martin Bachofen-Heitz (1727-1814), das zwischen 1767 und 1769 nach den Plänen von Samuel Werenfels und Johann Jacob Fechter errichtet worden war 22 • Bei der Ausgrabung wurden der nicht unterkellerte Südflügel sowie Teile des gepflästerten Hofbereichs erfasst. Als Zeugnisse der Wasserversorgung kamen Reste einer Teuchelleitung (Holzrohrleitung), Backsteinkanäle sowie ein in die Tiefe führender runder Schacht zum Vorschein. Der Schacht hatte aus Steinen gemauerte Wände Abb. 18 Münsterplatz 19, Museum der Kulturen, 200813. Neuzeitliche Sehachtmauer mit Mühlsteinabdeckung, römische Gebäudemauer und spätrömische Kanalheizung (von links nach rechts). Ein neuzeitliches Abwasserrohr (um 1900) durchquert die älteren Baureste. - Foto: Michael Wenk. Abb. 19 Münsterplatz 19, Museum der Kulturen, 200813. Römische Dachziegelfragmente mit dem Fabrikationsstempel der Legio Prima Martia (4. Jahrhundert n. Chr.). - Foto: Philippe Saurbeck. Ausgrabungen und Funde 2008 „ 43 und war mit einem ausgedienten grossen Mühlstein aus Granit abgedeckt. Das multifunktional genutzte Gebäude musste zusammen mit seinem französischen Garten der Erweiterung des Museums weichen und wurde 1913 abgebrochen. Sven Straumann 2008/ 4 Klosterberg 9 Anlass: Totalumbau einer Altstadtliegenschaft Zeitstellung: Mittelalter, Neuzeit Untersuchungsdauer: Januar bis Mai 2008 Verantwortlich: Christian Stegmüller, Christoph Philipp Matt Das Altstadthaus am Klosterberg steht auf einem Grundstück mit einem ungefähr trapezförmigen Grundriss, wobei die Schmalseite die Vorderfassade am Klosterberg, die breite Basis jedoch die Rückseite des Hinterhofes ist. Die Brandmauern bzw. die seitlichen Hofmauern bilden die beiden Schenkel dazu. Die Lage im Hang bewirkt, dass die Hausfassade am tiefsten Punkt, das Hintergebäude aber ca. 2 m höher steht. Das starke Gefälle im Hinterhof wurde durch Treppen ausgeglichen. Nun wurde das erhöht liegende Hintergebäude und die dazu führende Laube im Zuge einer Totalrenovation abgebrochen und der Hof weitgehend auf das Niveau des Vorderhauses abgesenkt23 . Die Lage am Hang liess vermuten, dass beim Aushub kaum wesentliche Kulturschichten zum Vorschein kämen, und drei bereits vom Architekten veranlasste Bodensondierungen unter der östlichen Laube und im Hinterhaus zeigten denn unter den aktuellen Böden auch blass den natürlich anstehenden Kies. Beim Baumeisteraushub im Hinterhof konnten die Fundamente beobachtet werden. Dabei kam beim Hinterausgang unter der (jetzt abgebrochenen Laube) ein zweiteiliges Fundament zum Vorschein (Abb. 20): Die östliche Hofmauer weist in det oberen Hälfte ein unruhiges Mauerwerk mit vielen Sandsteinen auf, unten jedoch ein glatt wirkendes, vermutlich gegen ein Brett gemauertes Fundament aus Kieselwacken und Kalkbruchsteinen. Dieser Befund entstand, weil einem spätmittelalterlichen Fundament (aus dem 15. Jahrhundert?) ein neuzeitliches (17./18. Jahrhundert?) aufgesetzt wurde. Die Basis der Hinterfassade des Altstadthauses stösst an das spätmittelalterliche Fundament an. Dieses muss zum östlichen Nachbarhaus gehören; es reicht maximal sechs Meter in Richtung Süden. Christoph Philipp Matt 2008/5 Blauenstrasse 53 Anlass: Abbruch/Neubau Zeitstellung: Neuzeit Untersuchungsdauer: Februar 2008 Verantwortlich: Christian Stegmüller Beim Aushub für einen Neubau im Gotthelfquartier kam im hinteren Parzellenbereich ein runder, gemauerter Schacht zum Vorschein. Dank einer Abdeckung war er kaum verfüllt. Bis in eine Tiefe von 8,3 m war er noch einsehbar. Sein Innendurchmesser betrug 90 bis 100 cm, der Aussendurchmesser ca. 1,5 m. Eine Zuleitung wurde nicht beobachtet. Trotzdem muss es sich nicht zwingend um einen Sodbrunnen handeln; es könnte auch ein Sickerschacht für Abwasser sein. Abb. 20 Klosterberg 9, 200814. Blick in die nordöstliche Ecke des Hinterhofes zwischen dem tief liegenden Vorderhaus (links) und der südlich anstossenden, hier bereits abgebrochenen Laube, deren Türe zum Vorderhaus oben eben noch sichtbar ist. Gut erkennbar ist das zweiteilige Fundament der östlichen Hofmauer. Von links stösst die Basis der Hinterfassade des Hauses Klosterberg 9 an. - Foto: Christoph Matt. 44 JbAB 2008