Jahrbuch Archäologie Schweiz 99, 2016, 143-151.
FERRAN ANTOLIN, NATALIA ALONSO, MARIAN BERIHUETE,
CHRISTOPH BROMBACHER, DANAI CHoNDRou, FüsuN ERTUG,
juAN JosE GARcfA-GRANERo, LARA GoNzALEz-CARRETERo,
CAROLINE HAMON, ANDREAS G. HEISS, STEFANIE ]ACOMET,
YuRENA NARANJO, RENATA PEREGO, HARA PRocoPiou, BIGNA
STEINER, S ouLTANA VALAMOTI, DoRoTA WoJTCZAK, MicHELE
WoLLSTONECROFT
GRüTzE, BuLGUR, MEHL UND GRIEss::Bericht zum internationalen Arbeitstreffen «Archäobotanische Identifikation von
Getreidespeisen» (Basel, 2. und 3. Juli 2015) mit einem praktischen Leitfaden zu
ihrer integrativen Untersuchung
Keywords: Archäobotanik, Mahlen, Gebrauchsspuren-Analyse, Schweiz, Methodik. - Archeobotanique, mouture, traceologie, Suisse,
methodes. - Archeobotanica, macinatua, analisi delle tracce d'uso, Svizzea, metodologia. - Archaeobotany, grinding, use-wear analy
sis, Switzerland, methodology.
Zusammenfassung
Getreide gehören weltweit zu den wichtigsten Grundnahrungs
mitteln. Trotzdem ist wenig darüber bekannt, in welcher Form
sie in vorgeschichtlicher Zeit konsumiert wurden. Das am IPNA
durchgeführte Arbeitstreffen brachte deshalb internationale Ex
perten und Epertinnen von botanischen Makroresten (Samen,
Früchte usw.), Mikroresten (Stärkekörner und Phytolithen) sowie
Gebrauchsspuren und Morphotechnologie von Mahlwerkzeugen
zusammen. Der vorliegende Artikel präsentiert eine Zusammen-
fassung der gehaltenen Vorträge und gibt einen Überblick über
den Forschungsstand sowie über die grosse Vielfalt an Getreide
speisen, welche aus ethnogafischen Quellen bekannt ist. Er will
vermitteln, wie solche Reste sachgerecht geborgen werden und wo
die Forschungslücken am grössten sind. In Zukunft sollten ein
heitliche Kriterien für die Untersuchung von Getreideprodukten
earbeitet und eine Datenbank der Inhalte und der strukturellen
Eigenschaften solcher Reste aufgebaut werden.
Resume
Partout dans le monde, les cereales sont essentielles parmi les ali
ments de base. Malgre cette suprematie, an ne sait patiquement
rien de La forme saus laquelle elles etaient consommees aux
epoques pre- et protohistoriques. La reunion de tavail organisee
a lIPNA a assemble des experts internationaux specialises dans
le domaine des macrarestes botaniques (graines, fruits, etc.}, des
microrestes (particules d'amidon et phytolithes), de meme que
dans celui de la traceologie et de la morphotechnologie des outis
utilises pour Ia mouture. Le present article propose un resume des
communications et fournit une vue d'ensemble de l'etat de La
recherche, de meme que de La grande diversite des aliments a base
de cereales connus de Sources ethnogaphiques. Les auteurs ont
pour objectifs d'informer sur le maniement correct de ces vestiges
et de deceler les principales lacunes dont souffre Ia recherche. Il
est prevu de mettre sur pied des criteres homogenes applicables a
l'etude des produits a base de cereale, et de creer une banque de
donnees rassemblant !es contenus et les proprietes structurales de
tes vestiges.
iassunto
A livello mondiale i cereali sono ta gli alimenti di base di mag
giore importanza. Ciononostante poco e risaputo sui modi di
consumazione nella preistoria. L'incontro di lavoro tenutosi
all'IPNA ha riunito esperti ed esperte internazionali di macroresti
botanici (semi, frutti, ecc.), di microresti (ganuli di amidi, fitoli
ti), dell'analisi di tacce d'uso e di tecno-morfologia degli attrezzi
per La macinatua. L'articolo riassume le presentazioni tenute,
fornisce un quadro dello stato della ricerca e sintetizza Ia grande
varieta di alimenti a base di ereali conosciuti da fonti etno
gafiche. lnoltre, vuole informare su come recupeare questi resti
in modo appropriato e sulle attuali lacune della ricerca. Per il
futuro si auspica l'elaboazione di criteri unanimi per l'analisi dei
resti cereali e La creazione di una banca dati per i contenuti e le
caatteristiche strultuali di questi resti.
Summary
Although cereas are among the most important staple foods
worldwide, we know little about how they were prepared for
consumption in prehistoric times. That is why international ex
perts an macrobotanical remains (seeds, fruits etc.}, microfossils
(starch granules and phytoliths), and an use-wear analysis and
morphotechnology of grinding devices were invited to attend a
workshop at the !PAS. The article published here summarises the
<·
lectures held at the workshop and provides an overview an the
state of research and an the great variety of cereal-based foods
known from ethnographical sources. lt aims to show how such
remains should be recovered and what the bigest gaps in the re
search are. Standard criteria must be established for the study of
cereal products and a database must be created which records the
contents and structural characteristics of such remains.
Publiziert mit Unterstützung des IPNA - lnrcgrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel.
144
F. Antolin et al., Grütze, Bulgur, Mehl und Gricss. Archäobotanische Identifikation von Getreidespeisen
1. Einleitung
Getreide sind auf der ganzen Welt die wichtigsten Grund
nahrungsmittel. Sie tragen sehr viel zum täglichen Wohl
ergehen von Menschen unter ganz unterschiedlichen sozia
len, wirtschaftlichen und ökologischen Bedingungen bei.
Heutzutage traditionelle Getreide sind in Europa und
Nordamerika Weizen, in Teilen Amerikas und Afrikas Mais,
in Afrika und Indien verschiedene Hirsen, in Ost- und Süd
asien sowie Afrika Reis. Getreide waren weltweit unter den
ältesten domestizierten Pflanzen. Ihre Kultivierung begann
im ausgehenden Paläolithikum, im Neolithikum waren sie
domestiziert. Die Entwicklung erfolgte unabhängig von
einander in verschiedenen Gebieten der Erde, so z.B. im
ostmediterranen Raum (Weizen und Gerste) und in Ost
asien (China; Reis und Hirse) vor mehr als 10 000 Jahren
(Zohary et al. 2012). Da Getreide immer zu den Grund
nahrungsmitteln gehörte, war die frühere Landwirtschaft und insbesondere der Getreideanbau - in den letzten
50 Jahren Gegenstand zahlreicher archäobotanischer Unter
suchungen und Publikationen. Dank umfangreicher archäo
botanischer, experimenteller und ethnografischer For
schung an nicht mechanisiertem Ackerbau (besonders der
Ernte- und Getreideverarbeitungsvcrfahren) beginnen wir
prähistorische landwirtschaftliche Systeme zu verstehen
(van Gijn er al. 2014). Wir können uns ein Bild davon
machen, wie der Umgang mit Getreidenahrung z.B. neo
lithische Sozialsysteme (Arbeitsorganisation, Geschlechter
rollen, soziale Verbindungen und Tauschsysteme) beein
flusste. Dennoch ist unser Wissen über prähistorische
Agrargesellschaften lückenhaft, da wir nur wenig darüber
wissen, wie die angebauten Getreidearten zubereitet und
konsumiert wurden. Die Erforschung der Zubereitung und
der Zusammensetzung prähistorischer Getreidespeisen ist
deshalb entscheidend für das Verständnis von prähistori
schen Ackerbau treibenden Gesellschaften. Es ist bisher
nämlich kaum bekannt, welche Verbindungen zwischen ei
nerseits Nahrungsmitteln und Gruppcnidentität, anderer
seits der Zubereitung von Speisen und der Sozialstruktur
bestanden; auch über den Nährstoffgehalt der prähistori
schen Ernährungsweise wissen wir wenig resp. wir können
nur Murmassungen anstellen (Fuller/Rowlands 2009; Haa
land 2007; Lyons/D'Andrea 2003; Kreuz 2012).
Nachweise zu Zubereitungsaften von Getreidespeisen in
prähistorischer Zeit sind aus verschiedenen Gründen spär
lich: die Überlieferung von Pflanzenresten hängt stark von
den Erhaltungsbedingungen - subfossile (unverkohlte) Res
te erhalten sich nur unter anoxischen Bedingungen - oder
vom Verkohlungsgrad ab (nur unter gewissen Hitzebedin
gungen und Sauerstoffarmut zerfallen die Reste nicht zu
Asche). Ausserdem waren viele Geräte, welche für die
Nahrungszubereitung benutzt wurden, aus Holz oder ande
ren vergänglichen Materialien hergestellt und unterlagen
denselben Problemen der Erhaltung. Hingegen wurde die
Zerkleinerung bis hin zum Mahlen von Getreide oft mit
dauerhaften Geräten wie Mahlsteinen und steinernen Mör
sern durchgeführt (für einen Überblick der ethnografischen
Nachweise s. Alonso 2014). An ihnen können verschieden-
artige Studien durchgeführt werden: Bestimmung des Arte
fakttyps, Beschreibung seiner Charateristika, Gebrauchs
spuren-Analyse (welche dazu dient, die Art der Benutzung
der betreffenden Steinartefakte zu ermitteln) sowie die
Untersuchung botanischer Mikroreste, welche in den Poren
der Steingeräte erhalten geblieben sind. Durch letzteres
erhält man Informationen zu den verarbeiteten Pflanzen
und der Art des Vorgangs (Entspelzung oder Vermahlung
zu Produkten unterschiedlicher Qualität und Korngrösse).
Die Identifizierung verschiedener, durch Vermahlung ge
wonnener Produkte (wie zerbrochene Körner, Bulgur, etc.;
s. Kap. 2) ist nur durch die Beobachtung solcher transfor
mierter Reste selbst möglich. Diese wurden allerdings nach
den beschriebenen Verarbeitungsschritten nur versehentlich
verkohlt, entweder beim Kochen oder - selten - während
ihrer Lagerung.
Die Erforschung der Zubereitung von Getreidespeisen ist
indessen nicht systematisiert. Die Kriterien, welche von
unterschiedlichen Forschern dafür benutzt werden, sind
uneinheitlich. Auch ist es nicht üblich, bei der Untersu
chung ur- und frühgeschichtlicher Getreidespeisen verschie
dene Disziplinen zu integrieren. Um die Situation zu verbes
sern, wurde deshalb ein durch den SNF und die AVUBA
(Assistierendenvereinigung der Universität Basel) geförder
tes internationales Arbeitstreffen (International Exploratory
Workshop, IZ32Z0_161668) am IPNA (Integrative prähisto
rische und naturwissenschaftliche Archäologie, Dept. Um
weltwissenschaften, Universität Basel) durchgeführt. Ziel
war es, Spezialisten und Spezialistinnen unterschiedlicher
Disziplinen zusammenzubringen und Möglichkeiten für ei
ne in Zukunft systematische Vorgehensweise zu diskutieren.
Im Folgenden geben wir zuerst einen Überblick über die
unterschiedlichen Getreidespeisen, welche ethnografisch
nachweisbar und im archäologischen Befund möglicherwei
se identifizierbar sind (Kap. 2). Es folgt sodann ein Über
blick über den Forschungsstand - was Getreidespeisen be
trifft - in der Schweiz (Kap. 3). Die wichtigsten Ergebnisse
des Workshops sind in Kap. 4 vorgestellt. Schliesslich (Kap.
5) präsentieren wir Beprobungsrichtlinien für die Feld
arbeit, welche eine integrative Studie von Getreidespeisen
ermöglichen sollen.
2. Nicht nur Mehl ...
Beim Stichwort <<Nahrungsmittel aus Getreide>> fallen einem
meist nur eine relativ begrenzte Anzahl Gerichte ein, vor
allem dann, wenn man an prähistorische Epochen wie Neo
lithikum und Bronzezeit denkt. Dasselbe Bild gewinnt man
beim Blättern in Kochbüchern, welche <<prähistorische»
Rezepte enthalten (z.B. Bauer et al. 2003; Werner 2004;
Wemer/Dummer 2010) - eigentlich erstaunlich, da allein
schon die Vielzahl an Produkten, welche mit Hilfe eines
Mahlsteines gewonnen werden können (Mehl, Griess, Grüt
ze), gross ist und andeutet, welch grosses Potenzial Getrei
de als kulinarisches Grundelement besitzt. Jedes Getreide
145
F. Amolin er al., Grütze, Bulgur, Mehl und Griess. Archäobotanische Identifikation von Getreidespeisen
hat seinen eigenen Geschmack und jeweils spezielle Eigen
schaften. Wir zählen im Folgenden einige von ihnen auf
und erläutern ihre Zubereitung (Taf. 1; eine Liste aller
Produkte, die aus der Ethnografie bekannt sind, wäre zu
ausführlich).
Grüne, d.h. unreife Körner (Grünkern oder Dinkel,
arab. frikke): die Pflanze, normalerweise Saatweizen,
wird tief am Halm, also bodennah abgeschnitten, solan
ge sie noch grün ist. Sie wird über dem Feuer geröstet,
und die angerösteten Körner werden als Snack gegessen
(Al Azm 2009; Hillman 1984; Miedaner/Longin 2012).
Geröstete Körner: entspelzte Körner von Nacktweizen
oder Gerste werden in einer Pfanne mit unterschiedli
chen Gewürzen (Pistacia terebinthus, Pistacia atlantica,
etc.) sowie mit anderen Samen (z.B. Kichererbsen, Lin
sen, Hanfsamen, Fenchel) geröstet. Verkohlte Körner
werden entsorgt (Hillman 1985). Aus den gerösteten
(Saatweizen-)Körnern stellt man ein Mehl her, welches
mit Joghurt oder Wasser vermischt ein gut haltbares
Brot ergibt (Hillman 1985).
Körner-Bruch: erhält man als Nebenerzeugnis beim
Mahlen; wird roh mit Olivenöl als Häppchen gegessen
(Alonso et al. 2014).
Bulgur: Körner von Emmer, Einkorn oder Hartweizen
werden zuerst kurz gekocht, dann in der Sonne getrock
net. Die Kleie wird durch Stampfen entfernt, das Korn
wird zerbrochen und mit mehreren Siebgrössen in un
terschiedliche Bulgur-Typen getrennt (Hiliman 1984;
Valamoti 2011).
Kornpaste/Brei/Grütze: Körner oder Graupen oder
Bulgur (Emmer, Saat-Weizen) werden gekocht und mit
Milch oder Eiern vermischt (Hillman, 1984, 1985). Dies
war in der Vergangenheit eine traditionelle Mal1lzeit
vieler Bauern. Grütze lässt sich auch für die Zubereitung
von Suppe verwenden (Alonso et al. 2014).
Trachanas: entspelzte Körner werden in saurer Milch
gekocht oder darin eingelegt, danach zu Klumpen ge
formt und in der Sonne getrocknet. Die lumpen kön
nen später auch zu kleineren Partikeln gerieben werden.
Mehl: Körner werden vermahlen und mehrmals gesiebt,
bis ein feinkörniges Produkt vorliegt. Saatweizen ergibt
eine gute Qualität Mehl (elastisch), welches zur Herstel
lung von gesäuertem Brot verwendet wird; Mehl von
anderen Getreiden ist zum selben Zweck geeignet, aber
auch für anderes, z.B. für Getränke (Alonso et al. 2014).
Griess: kantige, gereinigte Teilstückehen (Mehl von
mittlerer Feinheit) aus Körnern von Hartweizen dienen
zur Herstellung von ungesäuertem Brot oder Couscous.
Gerste lässt sich auf ähnliche Weise verarbeiten (Alonso
et al. 2014).
Brot: aus Mehl, wird normalerweise mit Hilfe von
Triebmitteln (Hefe oder Sauerteig, gesäuertes Brot)
oder ohne (ungesäuertes Brot, z.B. Fladenbrot) bei
200° -300°C gebacken.
Knödel: gedämpfter Teig aus jeder Getreideart.
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4
Taf. 1. Wichtige Getreidespeisen, in ihre Herstellung einbezogene Aktivi
täten und deren potentielle Reihenfolge sowie die wichtigsten Getreide,
aus denen Getreidespeisen hergestellt wurden. Leicht verändert nach Heiss
2015.
Um Einblick in die Essgewohnheiten und den Gesundheits
zustand einer prähistorischen Bevölkerung zu erhalten, ist
es unerlässlich, die Art und Zusammensetzung der Speisen,
vor allem der Getreide enthaltenden Gerichte, zu untersu
chen (Ellis et al. 2004; Wollstonecroft et al. 2008). Die
Aufnahme von Nährstoffen wird durch die Essgewohn
heiten einer Gruppe gesteuert, also wie oft und wie viel
gegessen wurde und wie die Nahrung zusammengesetzt
war. Die Form, in der ein Produkt gegessen wurde, hat ei
nen wichtigen Einfluss auf die Menge und die Qualität der
aufgenommenen Nährstoffe (Wills et al. 1998). Dies liegt
daran, dass Art und Grad der Verarbeitung einen grossen
Einfluss darauf hat, welche Mengen Nährstoffe der mensch
liche Körper durch die Verdauung aufzunehmen und zu
verstofwechseln vermag (Ellis et al. 2004 ). Getreide ist
reich an Stärke; deren Verdaulichkeit hängt von der Zube
reitung ab, insbesondere vom Erhitzungsgrad und von der
zugegebenen Wassermenge sowie von der Partikelgrösse
der Nahrungsmittelmatrx und schliesslich dem Grad der
Gelatinisierung der Stärke (Vincent/Lillford 1991). Lebens
mittelverarbeitung kann negative sowie positive Auswirkun
gen auf die menschliche Gesundheit haben. Nahrungsmittel
aus Getreide haben einen unterschiedlichen Glykämischen
Index (GI). Der GI ist ein Mass für die Wirkung von Nah
rungsmitteln auf den Körper genäss der von ihnen ausge
lösten Erhöhung des Blutzuckerspiegels (Ellis et al., 1996).
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Ernährungs
weise, in welcher Nahrungsmittel mit hohen GI-Werten eine
grosse Rolle spielen, Diabetes, Fettleibigkeit und Herz
errankungen auslösen können. Zwar beeinflussen viele
Faktoren der Ernährung den Blutzuckerspiegel, doch ist die
Lebensmittelverarbeitung (z.B. das Vermahlen von Getrei
de) ein Hauptfaktor. Brot aus Weizen hat z.B. einen hohen,
ganze gekochte Körner einen tiefen GI-Wert (FAB 2004).
146
F. Antolin et al., Grütze, Bulgur, Mehl und Griess. Archäobotanische Identifikation von Getreidespeisen
3. Forschungsstand
Von den verschiedenen Disziplinen, welche zur Erforschung
von Getreidespeisen etwas beitragen können, sind vor allem
die Untersuchung botanischer Makro- und Mikroreste, die
Morphotechnologie und die Gebrauchsspurenanalyse gros
ser steinerner Artefakte wichtig. Der Stand der Forschung
auf diesen Gebieten ist in der Schweiz sehr unterschiedlich;
wir fassen im Folgenden die Ergebnisse einiger wichtiger
bisher veröffentlichter Arbeiten zusammen.
Die Untersuchung der prähistorischen Landwirtschaft hat
eine lange Tradition in der Schweiz. Sie gehört diesbezüg
lich zu den weltweit am besten untersuchten Regionen.
Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass die Existenz
von Seeufersiedlungen mit ausserordentlich gut erhaltenen
pflanzlichen Makroresten unsere Gegend zu einer privile
gierten Umgebung für die Studie von Getreideanbau und
-verzehr vom Neolithikum bis zur Bronzezeit macht (z. B.
Brombacher/Jacomet 1997; Jacomet 2014; Jacomet et al.
1989). Auch Produkte aus Getreide, insbesondere Brot,
kennt man aus archäologischen Fundstellen in der Schweiz.
Berühmt ist insbesondere die Seeufersiedlung Twann BE,
wo das älteste bekannte Brot gefunden wurde (dendroda
tiert um 3550 v.Chr.; Währen 1989). Nur selten haben sich
Forscher und Forscherinnen hingegen mit weniger offen
sichtlichen Speiseresten befasst: Mithilfe licht- und raster
elektronenmikroskopischer Methoden hat man versucht,
den prähistorischen Getreidespeisen auf die Spur zu kom
men. Basierend auf den Arbeiten zur Bestimmung von Ge
treidekleie (Dickson 1987; Körber-Grohne/Piening 1980)
seien die Analysen von schwedischem Brot und Brei aus der
Wikingerzeit (z.B. Hansson 2002) sowie Bemühungen für
eine generelle Klassifizierung und Systematisierung von
Brotresten aus Frankreich (Lannoy et al. 2002) erwähnt.
Aus Mitteleuropa sind reichlich Reste von brot- oder brei
ähnlichen Produkten bekannt, etwa aus Hornstaad-Hörn
le I am Bodensee (Maier 2001, 59-62) und aus mehreren
alpinen Fundstellen mit vermutetem kultischem Hinter
grund (Heiss 2014).
Experimentelle Untersuchungen zur Identifizierung anderer
Getreidespeisen wie z.B. Bulgur, welche nicht aus Mehl
bestanden, urden von Valamoti (2002) initiiert. Die Auto
rin etablierte eine Methode zur Erkennung schon vor der
Verkohlung zerkleinerter Getreidekörner. Dies ermöglichte
eine Bestimmung solcher Fragmente in Mitteleuropa, etwa
aus der Seeufersiedlung Torwiesen II am Federsee (Herbig
2006). Eine solche Fragmentierung kann allerdings auch
durch andere Aktivitäten als die Produktion von Bulgur
entstehen (s. z.B. Alonso et al. 2013; Antolin 2012; 2013),
weshalb Herbig für die in Torwiesen II gefundenen Reste
die Möglichkeit ausschloss, dass sie Bestandteile einer Spei
se mit Getreideschrot waren.
Was botanische Miroreste wie Phytolithen (Abb. 1) und
Stärkekörner betrifft, ist der Forschungsstand in Mirteleuro
pa bisher sehr tief, besonders im Zusammenhang mit Mahl
werkzeugen. Pionierarbeit, bei der Krusten in Kochtöpfen
(Abb. 1) untersucht wurden, haben Duplaix-Rata (1995;
1997) und Martinez Straumann (2004) geleistet. Vergleichs-
Abb. 1. Oben Krusten in Kochrö pfen, U. 30245, Jungsteinzeit, :atalhöyük
(Türkei); unten trapezförmiger, ausgebuchteter Phytolith eines Grases der
Gruppe Rispengräser (Pooidae) aus neolithischen Schichten der Höhle
Cova de Can Sadurni (Katalonien, Spanien). Foto L. Gonzalez-Carrerero
(oben); J. J. Garcia-Granero (unten).
weise mehr Studien wurden in anderen Regionen durchge
führt, speziell in Australien und An1erika (z.B. Piperno et al.
2009), vor allem da in diesen Gebieten Makroreste oft
schlecht oder nicht erhalten sind. Ausserdem gibt es recht
zahlreiche chemische Analysen von Rückständen aus dem
Inneren von Gefässen, die wir hier aber nicht näher behan
deln (z.B. Michel/McGovern 1992). Solche und ähnliche
Analysen sollten vermehrt Teil der alltäglichen archäologi
schen Arbeit und der experimentellen Projekte werden.
Auch Studien von Mahlwerkzeugen haben in der Schweiz
eine lange Tradition. Stellvertretend erwähnt seien Untersu
chungen an neolithischen Steinartefakten aus Concise V D
genannt (Burri 2010) sowie Pionier-Studien an solchen Ge
räten aus den bronzezeitlichen Siedlungen Hauterive-Cham
preveyres NE und Cortaillod-Est NE (Leuvrey 1999; Ribaux
1986) bis hin zur Untersuchung römischer Steinbrüche
(Anderson et al. 2002; 2003). In einigen Regionen Europas
- aber nicht in der Schweiz - hat die Analyse von Ge
brauchsspuren an Mahlwerkzeugen eine relativ lange Tradi
tion, vor allem in Frankreich, Spanien und Griechenland.
Ziel dieser Forschung ist eine Bestimmung der Funktion der
jeweiligen Geräte. Damit ist es möglich, prähistorische Auf
gabenteilung, Rohstofverwendung und örtliche Verteilung
von Aktivitätszonen in archäologischen Fundstellen zu re
konstruieren, idealerweise in enger Zusammenarbeit mit
archäobotanischen Untersuchungen.
F. Am,Jin ct al., Grütze, Bulgur, Mehl und Griess. Archäobotanische Identifikation von Getreidespeisen
l47
4. Beiträge am Basler Arbeitstreffen
Die Beiträge waren vielfältig. Einige Präsentationen konzen
trierten sich auf die Geräte, welche benutzt wurden, um
Getreidekörner in andere Produkte umzuwandeln (z.B.
Mahlsteine), während andere sich mit den Rückständen des
in Speisen umgewandelten Getreides befassten oder mit
den sozialen Auswirkungen der Arbeiten im Zusammen
hang mit der Vor- und Zubereitung von Getreideprodukten.
So wurde der gesamte Prozess der Getreideverarbeitung
vom Rohprodukt bis zur fertigen Speise abgedeckt.
Um den Mahlprozess zu rekonstruieren, ist es notwendig,
einerseits die Art und Morphologie der Geräte zu bestim
men und letztere zu lassifizieren, andererseits Gebrauchs
spuren-Analysen an ihrer aktiven Oberfläche durchzuführen.
Ethnografische Untersuchungen in Mali (C. Hamon,
CNRS) belegten, dass in einer Kulturgruppe Grösse und
Form der Mahlgeräte dem Stadium der Verarbeitung und
dem erwünschten Produkt entsprechen (Hamon/Le Gall
2013). Experimentelle Arbeit, kombiniert mit Gebrauchs
spurenanalyse, bildete die Basis für die Bestimmung einer
Verwendung von Mikrokonglomerat-Mahlsteinen aus der
grossen neolithischen Siedlung Kleistos im Nordwesten
Griechenlands für das Mahlen von Einkorn (D. Chondrou,
Aristoteles-Universität Thessaloniki). Die integrierte Erfor
schung von Steinbrüchen und Siedlungen auf den Kana
rischen Inseln (. Naranjo, Universität Las Palmas de Gran
Canaria) erlaubte eine Bewertung der Investition an Arbeit
für die Produktion von Mahlsteinen vor der spanischen Er
oberung.
Einen Überblick über die ethnografische Erforschung der
Getreidemahlverfahren stellte Naralia Alonso vor (Universi
tät Lleida). Der Mahlprozess unterschiedlicher Getreide
wiederspiegelt sich in einer sehr komplexen chaine opea
toire, aus der eine unerwartet grosse Anzahl von Produkten
und Nebenprodukten resultiert.
Andere Vorträge widmeten sich vor allem den verarbeiteten
Getreideprodukten. Archäologische Funde von Getreide
körnern, welche vor ihrer Verkohlung zerkleinert worden
waren, dürfen als Nachweis einer Entspelzung oder einer
Produktion von Bulgur-ähnlichen Speisen gelten (F. Antolin,
Universität Basel). Ethnografische Studien aus Griechen
land zu diesem Thema wurden ebenfalls präsentiert (S. Va
lamoti, Aristoteles-Universität Thessaloniki), zusammen mit
den frühesten Nachweisen der Bulgur-Produktion in der
Region und Hinweisen zur Diversität der Getreidespeisen,
welche aus zerkleinerten Körnern hergestellt worden waren.
Andere Nahrungsmittel aus Getreide, basierend auf der
Verwendung von Mehl (also u.a. Brote), wurden ebenfalls
diskutiert. Neue methodische Ansätze erlauben heute eine
verlässlichere Identifikation solcher Esswaren, darunter vor
allem die direkten Nachweise von pflanzlichen Geweben
von Getreiden, die in vielen Fällen eine Identifikation der
Zutaten erlauben. Auch mikromorphologische Merkmale
wie die Fragmentgrössen der enthaltenen Gewebe und die
Vermessung der Porengrössen scheinen erfolgversprechend
(Abb. 2). Vorgestellt wurden Reste von Speisen aus der
Abb. 2. Speiserest vom jüngereisenzeitlichen Brandop fer platz auf dem
Ochsenberg bei Wartau SG. A Ansicht im Lichtmikroskop, Massstabslänge
1 mm; B-D Ansicht im Rasterelektronenmikroskop: ß Ubersicht mit ein·
zeinen sichtbaren Geweberesten; C Aleuronzellen aus der Schale («Kleie»)
eines nicht näher bestimmbaren Getreides; D Querzellen vom WcizcnTyp
mit der typischen rundherum starken Wandverdickung und deutlichen
Tüpfeln (perlschnurarrige Strukturen im Bild). Fotos A.G. Hciss.
148
F. Amolin et al., Grütze, Bulgur, Mehl und Griess. Archäobotanische Identifikation von Getreidespeisen
neolithischen Siedlung ;atalhöyük (Türkei), welche zu den
ältesten Getreidespeisen welrweit gehören dürften (L. Gon
zalez-Carretero und M. Wollstonecroft, University College
London).
Die Methoden der Brotfragment-Identifizierung wurden
kritisch bewertet. Die Pionierarbeiten Währens (1989;
2002) sind wahrscheinlich wissenschaftlich nicht verlässlich,
da darin zwar grosse Sorgfalt auf morphologische Beschrei
bungen der Brote gelegt wurde, jedoch keine naturwissen
schaftlichen Daten zu den eigentlichen Zutaten (d.h. direkte
Nachweise der enthaltenen Getreide oder anderer Zutaten)
erhoben wurden. Die Interpretationen fussen somit vor al
lem auf dem Augenschein. So wurde das Brot von Twann
rein aufgrund seines Aussehens als Gerstenbrot bestimmt,
ohne dass ein Nachweis der Getreideart erbracht worden
wäre (Währen 1989; 2002). In anderen Fällen wurden Kör
nergemenge, die wohl erst durch das Verkohlen miteinan
der verbacken wurden, als Gebäck (oder gar <<Knusper
Energie-Fladenbrot», Währen 1989; 2002) interpretiert,
oder glänzende Flächen des verkohlten Materials als Hin
weis auf Fett als Backzutat gewertet (Währen 1990; 2002).
Nach heutigem Wissensstand sind solche Diagnosen wohl
nicht haltbar, und die ältesten Brotfunde der Schweiz soll
ten deshalb mit aktuellen Methoden neu bewertet werden.
Durch die Anwendung moderner Methoden gelang erwa
die Identifizierung von Fladenbrot aus den kürzlich ergrabe
nen spätneolithischen Seeufersiedlungen von Zürich-Park
haus Opera (A.G. Heiss, Universität Wien). Schliesslich gab
].]. Garcla-Granero (Instituci6 Mila i Fontanals, Barcelona)
eine Übersicht über das Potenzial, aber auch die Einschrän
kungen der Untersuchungen von Mikroresten wie Stärke
körner und Phytolithen für die Identifizierung von Mahlen
und Entspelzen von Getreide. Er betonte dabei die Wichtig
keit einer genauen methodischen Anleitung für die Gewin
nung solcher Mikroreste bei der Feldarbeit.
Doch nicht nur feste Nahrungsmittel wurden aus Getreide
gewonnen, es wurden auch Getränke hergestellt. Eine
Präsentation über die Vielfalt von Hirse-Produkten in der
Türkei (F. Ertug, iznik, Türkei, wissenschaftliche Mitarbei
terin der Washington Universität in St. Louis) zeigte auf,
wie wenig wir über die Produktion und Verarbeitung von so
genannt untergeordneten Getreiden wissen, sogar aus eth
nografischer Sicht.
AbsehEessend behandelte H. Procopiu (Universite de Pa
ris 1) die sozialen Implikationen von Mahlprozessen, spezi
ell betreffend Geschlechterrollen. Sie präsentierte ethnogra
fische Forschung aus Nordafrika, welche aufzeigte, wie das
entsprechende Wissen von Müttern an ihre Kinder (norma
lerweise Töchter) weitergegeben wird, normalerweise über
die Herstellung von Spielzeug, durch welches sich das
Mahlen nachahmen liess. Die Getreideverarbeitung im
Haushalt ist klar mit der Arbeit von Frauen verbunden,
während Werkstätten für handwerkliche Produkte vorwie
gend von Männern benutzt werden.
Die rege Diskussion am Ende des Arbeitstreffens ergab,
dass in Zukunft vermehrt eine integrative Vorgehensweise
bei der Erforschung von Getreidespeisen in der Archäologie
verfolgt werden muss. Zudem wurde das Fehlen von ein-
heitlichen, standardisierten Methoden bemängelt. Ausser
dem wurde gefordert, eine Datenbank mit experimentellen
und ethnographischen Informationen zur Produktion von
Getreidespeisen aufzubauen. Auch war man sich einig, dass
die Kommunikation mit Archäologen und Archäologinnen,
die im Feld arbeiten oder in «tradtioneller» Weise z.B. von
Keramik auswerten, stark verbesserungsbedürftig ist. Zum
einen muss vermittelt werden, welch grosse Vielfalt von
Getreidespeisen es in traditionellen landwirtschaftlichen
Gesellschaften gibt. Ebenso gross ist die Vielfalt der Prozes
se, die für deren Vor- und Zubereitung benötigt werden.
Zum anderen ist es unabdingbar gerau zu beschreiben,
welche Massnahmen im Feld bei der Bergung von Gerät
schaften, die im Zusammenhang mit Getreideverarbeitung
stehen, getroffen werden sollen, damit sie adäquat unter
sucht werden können (s. Kap. 5).
5. Praktischer Leitfaden für eine
integrative Untersuchung von Getreide
speisen in der Archäologie
Ein wichtiges Ergebnis des Treffens war, dass für eine Iden
tifizierung von Getreidespeisen die Integration mehrerer
Disziplinen und die Studie verschiedener Materialkatego
rien unerlässlich ist. Solche Arbeiten sollten als erstes eine
Analyse der Gerätschaften umfassen, welche für die Verar
beitung des Getreides benutzt wurden. Dies sind nicht nur
steinerne Geräte, sondern auch hölzerne, falls solche er
halten sind. Dabei sollten die Artefakte typologisiert und
auf Gebrauchsspuren untersucht werden. Wichtig ist zudem
eine Analyse der botanischen Mikroreste, welche in den
Poren eines Steingerätes enthalten sind. Als zweites müssen
botanische Makroreste identifiziert werden, inlusive der
«amorphen verkohlten organischen Objekte>> , welche meist
Speisereste darstellen.
Hauptziel unseres Beitrages ist es, Hinweise auf die Art der
Bergung von Steingeräten und deren weitere Untersuchung
zu vermitteln. Detaillierte Publikationen zur Typologie von
Steingeräten sind für andere Regionen wie Frankreich ver
fügbar Qaccottey et al. 2014). Im Folgenden werden einige
Fakten, die bei deren Bearbeitung zu beachten sind, kurz
vorgestellt. Zunächst muss klar sein, dass jeder Mahlstein
und Mörser das Potenzial hat, eine bestimmte Aktivität zu
dokumentieren, wie durch die oben erwähnten ethnografi
schen Studien belegt wurde (Hamon/Le Gall 2013). Ein
integrativer Ansatz, welcher Morphotechnologie, Ge
brauchsspuren- und Rückstandanalyse (Stärkekörner und
Phytolithen) dieser Werkzeuge verbindet, ist deshalb grund
legend für die Charakterisierung ihrer Funktionalität. Wie
bei anderen Typen von Artefakten ist zunächst der archäo
logische Fundzusammenhang ausschlaggebend für deren
Interpretation. Deshalb ist es von besonderer Wichtigkeit,
bestimmte Abläufe einzuhalten, vor allem, wenn bei optima
len Rahmenbedingungen ein (Stein)artefakt in situ gefun
den wird, also am Ort seines Gebrauches oder am Ort, an
welchem es hinterlassen wurde. Nur so besteht die Chance,
F. Antolin et al. , Grütze, Bulgur, Mehl und Griess. Archäobotanische Identifikation von Getreidespeisen
seine Lage in Zusammenhang mit der Zubereitung von
Nahrungsmitteln zu bringen.
Bei der korrekten Bergung und Untersuchung von Mahl
werkzeugen ist folgendes zu beachten:
Das Mahlgerät mit desinfizierten Händen und ohne
Berührung der aktiven Oberfläche bergen. Möglichst
keine Handschuhe verwenden, da auch vermeintlich
pulverfreie Handschuhe mitunter Stärkekörner enthal
ten, welche das Gerät kontaminieren können (Crowther
et al. 2014).
Vom umgebenden Sediment mit einem sauberen Löffel
über, neben und unter dem Fund Kontrollproben ent
nehmen und separat in sauberen Röhrchen oder in ei
nem Minigrip-Beutel aufbewahren.
Das freigelegte Gerät sollte dann (ohne vorherige Reini
gung!) direkt im Feld für eine Phytolithen- und Stärke
körner-Analyse beprobt oder - falls dies nicht möglich
ist - in dicht schliessenden Plastikbeuteln (evtl. doppel
te Schicht vorsehen) aufbewahrt werden.
Damit eine morphotechnologische Bearbeitung sowie
eine Gebrauchsspurenanalyse erfolgversprechend ist,
muss darauf geachtet werden, dass die ehemalige Ar
beitsfläche des Geräts nicht beschädigt wird und dass
sich bei der Aubewahrung die Artefakte nicht berüh
ren.
Beprobungsstrategien für archäobotanische Untersuchun
gen wurden mehrfach beschrieben und publiziert (z.B. Jaco
met/Kreuz 1999; aktuell s. Websire TPNA https:/ /ipna.uni
bas.ch/archbot/index.htm#probent), weshalb hier nicht
näher darauf eingegangen wird. Samen, Früchte, Druschres
te und ähnliche Makroreste wurden in grosser Zahl unter
sucht. Hingegen steckt die Untersuchung von <<amorphen
verkohlten organischen Objekten» und von Krusten in Ke
ramikgefässen in den Kinderschuhen; bei diesen handelt es
sich um Reste von Fruchtfleisch oder Speiserückstände. Es
ist dringend notwendig, solche Untersuchungen voranzu
treiben, denn nur so kann man der Nahrungszusammenset
zung auf die Spur kommen. Kürzlich erschienene Publika
tionen zeigen das grosse Potenzial solcher Studien (Heiss et
al. 2015; Kubiak-Martens et al. 2015).
6. Wertung
Das hier vorgestellte Arbeitstreffen hatte das Ziel, Experten
verschiedener Forschungsrichtungen zusammenzubringen,
welche sich mit der Untersuchung von Getreidespeisen in
der Archäologie befassen. Die Diskussionen waren überaus
hilfreich für die Entwicklung einer zukünftigen Forschungs
strategie, welche vor allem integrative Analysen beinhalten
muss. Dies ist nur durch eine Zusammenarbeit aller bei der
Bergung und Erforschung beteiligter Personen möglich.
Dem Schweizerischen Nationalfonds (IZ32Z0_161668) und
der AVUBA (Assistierendenvereinigung der Universität Ba
sel) danken wir für die finanzielle Unterstützung.
149
Ferran Antolin
Integrative Prehistory and Archaeological Science lPNA/lPAS),
University of Basel
Spalenring, 145
CH-4055 Basel (Switzerland)
feran.antolin@unibas.ch
Natilia Alonso
Dept. Historia, University of Lleida
a. Victor Siurana, 1
E-25003 Lleida (Spain)
nalonso@historia.udl.cat
Marian Berihuete
Tnstitute of Botany, University of Hohenheim
Gabenstraße 35
D-70599 Stuttgart, Germany
marian.berihuete@uni-hohenheim.de
Christoph Brombacher
IPN/IPAS (s. Antolin)
christoph.brombacher@unibas.eh
Danai Chondrou
Dept. of Archaeology, Aristotle University of Thessaloniki
HE-54124 Thessaloniki, Greece
danai.chondrou@gmail.com
Füsun Ertug
Orhangazi Caddesi, Kumbasi yolu 109
lzni/Bursa, Turkey
etnofertug@gmail.com
]uan]ose Garcia-Granero
Dept. of Archaeology and Anthropology,
lnstituci6 Mila i Fonfanals (CSTC)
C/ Egipciaques, 15
E-08001 Barcelona (Spain)
jjgarciaganero@yahoo.es
Lara Gonzalez-Carretero
UCL, Institute of Archaeology
31-34 Gordon Square,
London WC1H OP, UK
laa.carretero.13@ucl.ac.uk
Carotine Hamon
CNRS, UMR 8215 Trajectoires
Maisan de l'archeologie
21, allee de l'Universite
F-92023 Nanterre cedex (France)
caroline.hamon@mae.cnrs.fr
Andreas G. Heiss
Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS),
Universität Wien
Althanstasse 14 - Geozentrum
A-1090 Wien, Österreich
andreas.heiss@erbsenzaehler.at
Stefanie ]acomet
IPN/IPAS (s. Antolin)
stefanie.jacomet@unibas.ch
Yurena Naranjo
G.f. Tarha, Dept. of Historical Sciences,
University of Las Palmas de Gan Canaria
Perez del Taro 1,
E-35003 Las Palmas de Gran Canaria (Spain)
yurena. nm@gmail. com
150
F. Antolin et al. , Grütze, Bulgur, Mehl und Gricss. Archäobotanische Identifikation von Getreidesp eisen
Renata Perego
IPNNIPAS (s. Antolin)
renata.perego@unibas.ch
Hara Procopiou
ArScAn- Protohistoire egfxnne, UMR 7041
Maisan de l'Archeologie et de /'Ethnologie
21 allee de l'Universite
F-92023 Nanterre Cedex (France)
Haris.Procopiou@univ-paris 1.fr
Bigna Steiner
IPNNIPAS (s. Antolin)
bigna.steiner@unibas.ch
Soultana Valamati
School of History and Archaeology, Aristotle Universiy of
Thessaloniki
HE-54124 Thessaloniki, Greece
sval@hist.auth.gr
Dorola Wojtczak
IPNNIPAS (s. Antolin)
dorota.wojtczak@unibas.ch
Micheie Wolstonecroft
UCL, Institute of Archaeology
31-34 Gordon Square,
London WClH OP, UK
m.wolstonecro(t@ucl.ac.uk
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