Gemachte Bilder. Derwische als Orient-Chiffre und Faszinosum, 2017
Anhand der Benennung «Derwisch», eines schillernden, schwer zu fassenden, vielen Missverständniss... more Anhand der Benennung «Derwisch», eines schillernden, schwer zu fassenden, vielen Missverständnissen ausgesetzten, aber auch in seiner Bedeutungsfülle sehr vielseitig brauchbaren Begriffes, mitunter eine Orient-Chiffre an sich, wird hier der Versuch unternommen, nicht so sehr einem religiösen Phänomen als vielmehr einer über die Zeit teils sich wandelnden, aber oft auch sich gleich bleibenden Betrachtungsweise nachzugehen.
»Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.« Was Johann Wolfgan... more »Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.« Was Johann Wolfgang von Goethe im West-östlichen Divan anspricht, nimmt Bezug auf eine im Islam geübte Gebetspraxis, das iterative Rezitieren einer gottgedenkenden Formel, die mit dem arabischen Begriff ذكر dhikr, ›Erinnerung, Gedächtnis, Ruf‹, bezeichnet wird. Inhalt dieser knappen Sequenz ist eine Anrufung, ein Gotteslob und kann einer der neunundneunzig schönsten Namen Gottes sein oder auch der Anfang des islamischen Glaubensbekenntnisses.
Diese Rezitation, die entweder bloss in Gedanken formuliert oder mit Stimme ausgesprochen beständig wiederholt wird, tritt oft in Kombination mit einer an den Wortlaut gebundenen Atemtechnik auf. So folgt beispielsweise der Negation im Ausatmen Lā ilāha ›Es gibt keinen Gott‹ die aufatmende Bezeugung illā ’llāhu ›ausser Gott‹. Die rhythmisierte Repetition lässt den Praktizierenden ganz in die von göttlichem Geben und Nehmen durchdrungene Welt eintreten, lässt ihn, wie in Sufi-Kreisen gesagt wird, entwerden in Gott.
Das hier vorgestellte, mit Glasperlen überzogene Tier ist Geschenk, Spielzeug und Objekt von reli... more Das hier vorgestellte, mit Glasperlen überzogene Tier ist Geschenk, Spielzeug und Objekt von religiöser Bedeutung in einem. Es wurde in den Achtzigerjahren im Minakshi-Tempel von Madurai erstanden.
Vishnu , den ich hier vorstellen möchte, ist in einer Skulptur aus rötlichem Sandstein verkörpert... more Vishnu , den ich hier vorstellen möchte, ist in einer Skulptur aus rötlichem Sandstein verkörpert. Geschaffen wurde die Stele vermutlich vor rund tausend Jahren in Zentralindien. Den Weg nach Burgdorf fand dieser Vishnu mit seinem Tross an begleitenden Figuren nach einem mir nicht genauer bekannten Schicksal als Tempelfigur, Fundstück und Kunsthandelsobjekt im Jahre 1979, als er vom Museum für Völkerkunde Burgdorf als ein höchst reprasentables Stück für die Indiensammlung angekauft wurde.
Durch die «ewigen» Wiederholungen des festgelegten Ablaufs verschaffen sich Rituale zeitlose Gült... more Durch die «ewigen» Wiederholungen des festgelegten Ablaufs verschaffen sich Rituale zeitlose Gültigkeit. Sie bieten sich somit an als Gegenpol zu einer sich immer rascher ändernden Welt. Ethnographische Spazier- und philosophische Gedankengänge zum schillernden und vielseitigen Phänomen Zeit.
Gewundene Wege einer undisziplinierten Disziplin. 50 Jahre Ethnologie in Zürich, 2021
Ein bunter Strauss von Beiträgen, die entlang der gewundenen Wege der Zürcher Ethnologie des verg... more Ein bunter Strauss von Beiträgen, die entlang der gewundenen Wege der Zürcher Ethnologie des vergangenen halben Jahrhunderts gesammelt wurden: Beobachtungen, Fakten, Anekdoten, Eindrücke und Erinnerungen einer grossen Zahl von Autorinnen und Autoren aus fünf Jahrzehnten voller Veränderungen, die das Ethnologische Seminar der Universität Zürich prägten.
The photographs of the Swiss geologist Wolfgang Leupold (1895–1986) represent valuable ethnograph... more The photographs of the Swiss geologist Wolfgang Leupold (1895–1986) represent valuable ethnographic sources, thanks to their temporal and geographical coherence. Precisely through their private character, they are exceptional testimony to a Swiss-Indonesian entangled history in the early 20th century and, simultaneously, are documents of great photo-historical interest and high aesthetic value.
Foto-foto yang diambil oleh ahli geologi Swiss Wolfgang Leupold (1895–1986) telah memotret sumber... more Foto-foto yang diambil oleh ahli geologi Swiss Wolfgang Leupold (1895–1986) telah memotret sumber etnografis yang sungguh berharga dalam koherensi sejarah dan geografis. Tepat karena karateristik gambar yang bersifat pribadi ini, adalah bukti spesifik lintas sejarah Swiss – Indonesia pada awal abad ke-20an, dan dalam waktu yang sama juga sebagai dokumentasi foto sejarah yang menarik dengan kandungan nilai estetis tinggi.
Die Fotografien des Schweizer Geologen Wolfgang Leupold (1895–1986) stellen in ihrer zeitlichen u... more Die Fotografien des Schweizer Geologen Wolfgang Leupold (1895–1986) stellen in ihrer zeitlichen und geographischen Geschlossenheit ethnographisch wertvolle Quellen dar. Sie sind, gerade durch ihren privaten Charakter, besondere Zeugnisse einer schweizerisch-indonesischen <i>histoire croisée</i> und zugleich auch Dokumente von grossem fotohistorischem Interesse.
Alles Derwische? Anschauungen, Begriffe, Bilder, 2019
Im Zentrum der Untersuchung von Andreas Isler stehen Begegnungen westeuropäischer Besucher des Os... more Im Zentrum der Untersuchung von Andreas Isler stehen Begegnungen westeuropäischer Besucher des Osmanischen Reiches mit islamischen Ordensleuten. Schon früh und immer wieder wurden diese unter dem Begriff „Derwische“ subsumiert. Anhand von Berichten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert legt der Autor dar, wie diese Bezeichnung aufkam, sich in Büchern und Köpfen festsetzte und Anschauungsweisen bis heute prägt.
Gemachte Bilder. Derwische als Orient-Chiffre und Faszinosum, 2017
Anhand der Benennung «Derwisch», eines schillernden, schwer zu fassenden, vielen Missverständniss... more Anhand der Benennung «Derwisch», eines schillernden, schwer zu fassenden, vielen Missverständnissen ausgesetzten, aber auch in seiner Bedeutungsfülle sehr vielseitig brauchbaren Begriffes, mitunter eine Orient-Chiffre an sich, wird hier der Versuch unternommen, nicht so sehr einem religiösen Phänomen als vielmehr einer über die Zeit teils sich wandelnden, aber oft auch sich gleich bleibenden Betrachtungsweise nachzugehen.
»Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.« Was Johann Wolfgan... more »Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.« Was Johann Wolfgang von Goethe im West-östlichen Divan anspricht, nimmt Bezug auf eine im Islam geübte Gebetspraxis, das iterative Rezitieren einer gottgedenkenden Formel, die mit dem arabischen Begriff ذكر dhikr, ›Erinnerung, Gedächtnis, Ruf‹, bezeichnet wird. Inhalt dieser knappen Sequenz ist eine Anrufung, ein Gotteslob und kann einer der neunundneunzig schönsten Namen Gottes sein oder auch der Anfang des islamischen Glaubensbekenntnisses.
Diese Rezitation, die entweder bloss in Gedanken formuliert oder mit Stimme ausgesprochen beständig wiederholt wird, tritt oft in Kombination mit einer an den Wortlaut gebundenen Atemtechnik auf. So folgt beispielsweise der Negation im Ausatmen Lā ilāha ›Es gibt keinen Gott‹ die aufatmende Bezeugung illā ’llāhu ›ausser Gott‹. Die rhythmisierte Repetition lässt den Praktizierenden ganz in die von göttlichem Geben und Nehmen durchdrungene Welt eintreten, lässt ihn, wie in Sufi-Kreisen gesagt wird, entwerden in Gott.
Das hier vorgestellte, mit Glasperlen überzogene Tier ist Geschenk, Spielzeug und Objekt von reli... more Das hier vorgestellte, mit Glasperlen überzogene Tier ist Geschenk, Spielzeug und Objekt von religiöser Bedeutung in einem. Es wurde in den Achtzigerjahren im Minakshi-Tempel von Madurai erstanden.
Vishnu , den ich hier vorstellen möchte, ist in einer Skulptur aus rötlichem Sandstein verkörpert... more Vishnu , den ich hier vorstellen möchte, ist in einer Skulptur aus rötlichem Sandstein verkörpert. Geschaffen wurde die Stele vermutlich vor rund tausend Jahren in Zentralindien. Den Weg nach Burgdorf fand dieser Vishnu mit seinem Tross an begleitenden Figuren nach einem mir nicht genauer bekannten Schicksal als Tempelfigur, Fundstück und Kunsthandelsobjekt im Jahre 1979, als er vom Museum für Völkerkunde Burgdorf als ein höchst reprasentables Stück für die Indiensammlung angekauft wurde.
Durch die «ewigen» Wiederholungen des festgelegten Ablaufs verschaffen sich Rituale zeitlose Gült... more Durch die «ewigen» Wiederholungen des festgelegten Ablaufs verschaffen sich Rituale zeitlose Gültigkeit. Sie bieten sich somit an als Gegenpol zu einer sich immer rascher ändernden Welt. Ethnographische Spazier- und philosophische Gedankengänge zum schillernden und vielseitigen Phänomen Zeit.
Gewundene Wege einer undisziplinierten Disziplin. 50 Jahre Ethnologie in Zürich, 2021
Ein bunter Strauss von Beiträgen, die entlang der gewundenen Wege der Zürcher Ethnologie des verg... more Ein bunter Strauss von Beiträgen, die entlang der gewundenen Wege der Zürcher Ethnologie des vergangenen halben Jahrhunderts gesammelt wurden: Beobachtungen, Fakten, Anekdoten, Eindrücke und Erinnerungen einer grossen Zahl von Autorinnen und Autoren aus fünf Jahrzehnten voller Veränderungen, die das Ethnologische Seminar der Universität Zürich prägten.
The photographs of the Swiss geologist Wolfgang Leupold (1895–1986) represent valuable ethnograph... more The photographs of the Swiss geologist Wolfgang Leupold (1895–1986) represent valuable ethnographic sources, thanks to their temporal and geographical coherence. Precisely through their private character, they are exceptional testimony to a Swiss-Indonesian entangled history in the early 20th century and, simultaneously, are documents of great photo-historical interest and high aesthetic value.
Foto-foto yang diambil oleh ahli geologi Swiss Wolfgang Leupold (1895–1986) telah memotret sumber... more Foto-foto yang diambil oleh ahli geologi Swiss Wolfgang Leupold (1895–1986) telah memotret sumber etnografis yang sungguh berharga dalam koherensi sejarah dan geografis. Tepat karena karateristik gambar yang bersifat pribadi ini, adalah bukti spesifik lintas sejarah Swiss – Indonesia pada awal abad ke-20an, dan dalam waktu yang sama juga sebagai dokumentasi foto sejarah yang menarik dengan kandungan nilai estetis tinggi.
Die Fotografien des Schweizer Geologen Wolfgang Leupold (1895–1986) stellen in ihrer zeitlichen u... more Die Fotografien des Schweizer Geologen Wolfgang Leupold (1895–1986) stellen in ihrer zeitlichen und geographischen Geschlossenheit ethnographisch wertvolle Quellen dar. Sie sind, gerade durch ihren privaten Charakter, besondere Zeugnisse einer schweizerisch-indonesischen <i>histoire croisée</i> und zugleich auch Dokumente von grossem fotohistorischem Interesse.
Alles Derwische? Anschauungen, Begriffe, Bilder, 2019
Im Zentrum der Untersuchung von Andreas Isler stehen Begegnungen westeuropäischer Besucher des Os... more Im Zentrum der Untersuchung von Andreas Isler stehen Begegnungen westeuropäischer Besucher des Osmanischen Reiches mit islamischen Ordensleuten. Schon früh und immer wieder wurden diese unter dem Begriff „Derwische“ subsumiert. Anhand von Berichten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert legt der Autor dar, wie diese Bezeichnung aufkam, sich in Büchern und Köpfen festsetzte und Anschauungsweisen bis heute prägt.
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Diese Rezitation, die entweder bloss in Gedanken formuliert oder mit Stimme ausgesprochen beständig wiederholt wird, tritt oft in Kombination mit einer an den Wortlaut gebundenen Atemtechnik auf. So folgt beispielsweise der Negation im Ausatmen Lā ilāha ›Es gibt keinen Gott‹ die aufatmende Bezeugung illā ’llāhu ›ausser Gott‹. Die rhythmisierte Repetition lässt den Praktizierenden ganz in die von göttlichem Geben und Nehmen durchdrungene Welt eintreten, lässt ihn, wie in Sufi-Kreisen gesagt wird, entwerden in Gott.
Diese Rezitation, die entweder bloss in Gedanken formuliert oder mit Stimme ausgesprochen beständig wiederholt wird, tritt oft in Kombination mit einer an den Wortlaut gebundenen Atemtechnik auf. So folgt beispielsweise der Negation im Ausatmen Lā ilāha ›Es gibt keinen Gott‹ die aufatmende Bezeugung illā ’llāhu ›ausser Gott‹. Die rhythmisierte Repetition lässt den Praktizierenden ganz in die von göttlichem Geben und Nehmen durchdrungene Welt eintreten, lässt ihn, wie in Sufi-Kreisen gesagt wird, entwerden in Gott.