Cultural Studies/ Europäische Ethnologie

Bookchapter in: Pop/ Wissen/ Tranfers. Zur Kommunikation und Explikation popkulturellen Wissens. Berlin, LIT Verlag 2014.
Editors: Susanne Binas, Jochen Bonz, Martin Butler.

This article summarizes my master thesis on hardcore techno in Berlin.

Die Kulturanthropologin, Musikjournalistin und Radioaktivistin Bianca Ludewig forscht seit Jahren über das soziopolitische Potenzial von Clubkultur und Pop-Avantgarde. Für die Elevate-Anthologie hat sie einen Beitrag verfasst, der die beiden Programmteile des Festivals-Music & Arts hier und Politischer Diskurs da – als untrennbare Teile eines großen Ganzen sichtbar macht. Wie sinnvoll allerdings der Begriff Gegenkultur im Kontext elektronischer Musikfestivals ist, was es mit dem »postsubcultural turn« auf sich hat und ob der Traum einer Umgestaltung der Gesellschaft durch Techno, Rave & Co gescheitert ist, wird hier diskutiert.

This was the outcome of our master research project "Other Europes" at the Institut of European Ethnology, Humbolt University Berlin under Prof. Regina Römhild. The aim was to research projects in the realm of art and politics that explore other concepts of Europe. In this context we participated in and researched the  NSK Citizens' Congress 2010 in Berlin.
This is a chapter of the Book "State of Emergence" which was edited by Alexei Monroe and documented the congress.

This is a brief outline of my research on transmedia festivals in English. I focus on: 1) distincitve cultural practices, 2) the role of music in a transdisciplinary curation and it's discourses 3) the organizational structures, networks & working conditions 4) interconnections with the city/ urban space in which the festivals are located.

Vorweg möchte ich anmerken, dass ich Kultur nicht primär als Forschungsgegenstand verstehe, sondern vor allem als analytischen Zugang, als Instrument und Forschungsperspektive. Ich nehme einerseits Differenzen, Relationen und Beziehungen in den Blick und bringe andererseits unterschiedliche disziplinäre Wissensbestände, Theorien und Forschungsperspektiven zusammen. Ein ähnlicher Ansatz liegt meinem Verständnis von Popular Music Studies zugrunde, welche ich als interdisziplinäre Wissenschaft begreife, welche durch die Perspektive der Musik forscht. Diese Untersuchungen müssen zukünftig mehr durch empirische Forschung verankert werden. Der Gegenstand bleibt jedoch stets die Gesellschaft. Aufgrung der begrenzten Zeit kann ich heute nicht auf den Aspekt der Prekarität eingehen, sondern möchte mich vor allem im Rahmen dieser Gruppe auf die musikalischen Aspekte konzentrieren.

Werkstattgespräch " Urbane Festivals: Zwischen Prekarität und Avantgarde "

Da diese Sitzung als Werkstattgespräch angekündigt wurde, habe ich dies als Möglichkeit zu einer freieren Gestaltung gesehen. Daher habe ich Georg Wolfmayr gebeten mich zu interviewen, da er auch in gewisser Weise Teil des Feldes ist, weil er sich für diese Art von Musik interessiert und auch solche Festivals besucht. Ich freue mich, dass er sich dazu motivieren ließ!
Georg Wolfmayr: Was ist dein Forschungsinteresse? Was ist der Gegenstand deiner Forschung? Was sind transmediale Festivals? Was ist der Unterschied zu gewöhnlichen Musikfestivals?
Bianca Ludewig: Mein Forschungsinteresse waren Avantgarde Festivals der elektronischen Musik, denn in Berlin hat man immer wieder Plakate für das CTM Festival oder transmediale gesehen, die ich aber nicht verstanden habe, die ebenso abstrakt waren wie die Festivals selber. Auch auf ersten zögerlichen Besuchen hat sich mir nicht erschlossen, was hier genau abläuft, daher wollte ich das herausfinden. Auch ist mir dann aufgefallen, dass es allerorts solche Festivals gibt, aber keine Forschung dazu. Offensichtlich war, dass es eine Schnittstelle zur Club Kultur gab, zu der ich ein gespaltenes Verhältnis habe, denn ich mag die Musik und habe diese auch über Jahre, wenn auch am Rande verfolgt, aber ich mochte die Events nie besonders gerne. Auch schienen Festivals im Zuge von Eventisierung und Festivalisierung der Städte ein relevantes Thema, was unter diesen Vorzeichen auch noch nicht genügend erforscht war. Was sind also transmediale Festivals? Dieser Begriff ist erst einmal ein Arbeitsbegriff und kommt aus meinem Feld, er steht eigentlich für das Erkunden neuer Darstellungs-und Präsentationsformen und zielt letztendlich auf Inter-oder Transdisziplinarität ab. Begriffe, die bei diesen Festivals hoch im Kurs stehen.

English Abstract: Festival as lab - cultural practices and potentials of transmedia festivals
I sum up the ECAS festivals as transmedia festivals because they are dedicated to experimental music, related arts, and a diverse range of artistic activities in the context of sound, media and technology. A festival stands outside of the everyday and therefore has the potential to disrupt norms or provoke new ideas. Festivals can be laboratories for possible worlds. In a short time period they create spaces of possibilities that can accumulate a surplus of meaning and energy.They display cultural spaces, cultural techniques, lifestyles, scenes, genres, art worlds, technologies, media but also indicate techno-economical shifts like precarious cultural work or urban transformation processes. In my text I want to contribute to a critical discussion on today’s meaning and function of such festivals and their contexts. Because if we analyze art today, be it media art or electronic music, it is crucial to include also the political and economic contexts. What possibilities and potentials offer the festivals as cultural spaces? And what ambivalences arise through the festivals' complex interweaving of economic, political, artistic, social and discursive interests?

Da sich meine derzeitige Forschung im Umfeld der elektronischen Musik verortet, möchte ich in diesem Beitrag diskutieren, ob die Anwendung des Gegenkulturbegriffs und Gegenkulturkonzepts für das Forschungsfeld der populären Musik, speziell der elektronischen Musik sinnvoll ist. Ich möchte aufzeigen, warum Gemeinschaften im Kontext der elektronischen Musik nur punktuell und innerhalb bestimmter Kontexte als Gegenkulturen gedeutet werden können. Für die traditionellen Subkulturen war ein Dagegen-Sein noch zentral. Einige sozialen Gruppen, die sich im Feld der populären Musik der Gegenwart und speziell im Umfeld der elektronischen Musik konstituieren, werden im kulturwissenschaftlichen Diskurs der letzten 20 Jahre häufig mit dem Begriff der Post-Subkultur beschrieben (postsubcultural turn), um die Veränderungen im Gesellschaftlichen und Sozialen zu fassen. Daher soll zunächst der Frage nachgegangen werden, worin sich die neuen kollektiven Formationen der populären Musik von den traditionellen Subkulturen unterscheiden. Auch soll aufgezeigt werden, dass es ein Bestreben gab und gibt die Arbeit mit dem Subkulturbegriff, durch neue Konzepte zu ersetzen.

Over the past couple of decades, urban transmedia festivals have gained a distinct presence in the European cultural landscape, constituting an alternative to other, more dominant, conceptions of music festivals. This article introduces transmedia festivals as a new type of contemporary festival and situates them in wider urban processes. Transmedia festivals originated on the fringes of new urban scenes, in which media art overlapped with electronic music and club culture. Based on multi-year field research, this article argues that these festivals have become part of urban renewal processes. The core focus of this article is therefore how transmedia festivals are part of processes such as eventization, culturalization, precarization, and gentrification. Local and EU-funding-policies, moreover, impose opportunities and dilemmas on urban festivals. The article is a contribution to the still small area of cultural and urban studies on such festivals in Europe, and situates transmedia festivals within urban cultural change.

In den Theaterwissenschaften entwickelt sich das Forschungsfeld der »festivals studies« stetig weiter. Die Beiträger*innen des Bandes rücken erstmals die Arbeit an Festivals in den Fokus der Betrachtung und diskutieren sie hinsichtlich ihres performativen Potenzials in praxisorientierten Gesprächen, Essays und Aufsätzen. Diese bilden im Zusammenspiel einen Ansatz für eine radikale und ganzheitliche Betrachtung von Theaterfestivals und zeigen das Wechselspiel zwischen Ästhetik, Ökonomie und Kulturproduktion auf.

In this chapter I will give an overview of diversity issues within the field of electronic (dance) music and Berlin club cultures. This perspective is taken from the viewpoint of a member of the female:pressure network and a scholar of popular music studies and cultural studies. This chapter starts out to grasp the issue of diversity within the context of my PhD research on German and Austrian avant-garde festivals or transmedia festivals (I define transmedia festivals, as urban festivals which showcase not only club and experimental electronic music, but alongside a diverse range of other art forms such as discourse, media art, sound art, sculpture/installation, or performance that are often linked to technology). By unraveling the quest for more diversity in club cultures, I will start with a discussion on gender inequality and how these are linked to technology, introduce the platform female:pressure and discuss the muting of diverse perspectives in the history of club cultures. ...