The Scandal of Self-Contradiction: Pasolini’s Multistable Subjectivities, Geographies, Traditions, ed. by Luca Di Blasi, Manuele Gragnolati, and Christoph F. E. Holzhey, Cultural Inquiry, 6 (Vienna: Turia + Kant, 2012), 2012
Bookmarks Related papers MentionsView impact
Uploads
Books
Two major theoretician of tolerance - Wendy Brown (UC Berkeley) and Rainer Forst (University of Frankfurt/Main) - discussed such questions at the ICI Berlin in the form of a »Spannungsübung« organized and moderated by Antke Engel. In an intense debate, in which fundamental issues between different critical traditions became visible despite political similiarities, both scholars discussed different notions of tolerance, their normative premises, limits, and political implications.
WENDY BROWN is Class of 1936 First Professor of Political Science at the University of California Berkeley. Her work in political theory focuses on questions of power, the making of subjects and citizens, sovereignty, democracy, and de-democratization; she also has longstanding interests in theories of capitalism and in feminist and critical race theory. Her work has been translated into more than twenty languages.
RAINER FORST is Professor of Political Theory and Philosophy at the Goethe University Frankfurt a. M. and Co-Director of the Research Cluster on the ‘Formation of Normative Orders’ of the Centre for Advanced Studies ‘Justitia Amplificata’. His work focuses on questions of justification, justice, and toleration. In 2012, he received the prestigious Gottfried Wilhelm Leibniz Price of the German Research Foundation.
Contributors: Alain Badiou, Bruno Besana, Astrid Deuber-Mankowsky, Francesca Cadel, Luca Di Blasi, Graziella Chiarcossi, Robert Gordon, Agnese Grieco, Bernhard Groß, Christoph Holzhey, Hervé Joubert-Laurencin, Silvia Mazzini, Claudia Peppel, Giovanna Trento"
Contributors: Bruno Besana, Francesca Cadel, Graziella Chiarcossi, Astrid Deuber-Mankowsky, Luca Di Blasi, Robert Gordon, Manuele Gragnolati, Agnese Grieco, Bernhard Groß, Christoph Holzhey, Hervé Joubert-Laurencin, Silvia Mazzini, Claudia Peppel, Giovanna Trento
"Gnostiker sind Grenzgänger zwischen Philosophie und Offenbarungsreligionen. Im »postsäkularen« Zeitalter kann die Beschäftigung mit der Gnosis – der prädestinierten Vermittlerin zwischen Offenbarung und Vernunft – helfen, Vermittlungsmöglichkeiten und ihre Grenzen deutlicher zu erkennen.
Wo ein gnostisches Interesse für die Offenbarungsreligionen auftaucht und für eine philosophische Durchdringung ihrer Inhalte, können zwei grundsätzliche Formen unterschieden werden: Versteht sich die Gnosis als Überbietung oder betreibt sie eine protestexegetische Negativierung der Offenbarung und glaubt sie diese überflüssig zu machen, wird sie von den Offenbarungsträgern abgelehnt und häretisiert werden; für diese spezifische Bestimmungsform der Gnosis ist die Bezeichnung »Gnostizismus« angemessen. Wo die Gnosis hingegen eine Konkordanz mit der Offenbarungsreligion anstrebt, nimmt sie ein stärker orthodoxes Gepräge an. Diese Form kann als »theistische Gnosis« bezeichnet werden. (...)
Schlüsselbegriffe zum Verständnis des Gnostizismus sind die Begriffe Revolte und Umwertung. Sie wurden im Laufe des 20. Jh. immer deutlicher als Wesensmerkmale des Gnostizismus erkannt. Es wurde bisher aber noch nicht versucht, den Gnostizismus und seinen spezifischen Dualismus systematisch von hier heraus zu begreifen und zu entfalten. Dabei scheint eben dies der entscheidende Unterschied zwischen gnostizistischen und achsenzeitlichen Dualismen zu sein: dass im Gnostizismus eine eindeutig gegen das Herrschende und Bestimmende oder auch Übergeordnete gerichtete Bewegung vollzogen wird. Folge dieser Bewegung ist ein Radikal-auf-sich-zurückgeworfen-Werden, eine Intensivierung des Selbstbewusstseins, eine Form der Selbstentdeckung. Indem das Selbst das Wesen der Bestimmungsmächte durchschaut, entzieht es sich zugleich ihrem Zugriff und überwindet sie. Das ist nach der hier vorgelegten Deutung der Kern der gnostizistischen Selbstbefreiung. (...)
Mit der Revolte gegen die geistigen und natürlichen Bestimmungsmächte im Zuge ihrer Umwertung entsteht eine Dialektik von Selbst und scheinbar überwundenen Bestimmungsmächten, die sich in der Folge wieder geltend machen, da sie das Selbst nicht endgültig hinter sich lassen kann. In der (spätantik-gnostizistischen) Selbstdeutung als ein hinter allen geistigen Mächten und Gedanken unabhängig ruhender Geistkern bedarf das Selbst doch der geistig-gedanklichen Tätigkeit und identifiziert sich mit ihr, ist hierin also nicht unabhängig. Das gnostizistische Selbst verbleibt damit gegenüber dem Denken in einer Dialektik von Abhängigkeit oder Angewiesenheit und dem Versuch einer Radikalemanzipation. (...)
Die Logik, die in Gang kommt und der die Entwicklung des Gnostizismus folgt, gehorcht weder der Entwicklungsrichtung vom Mythos zum Logos noch der umgekehrten Richtung, sondern derjenigen vom Subjektivismus zur Objektivierung. Sie beginnt mit einer radikalsubjektivistischen Umwertung, die alle Bestimmungsmächte für selbsterzeugte Konstrukte hält und objektiviert sich im Zuge der weiteren Entwicklung. Die scheinbar überwundenen Bestimmungsmächte machen sich erneut geltend. Diese Objektivierung schon überwunden geglaubter Bestimmungsmächte kann in Form einer Distanzierung und Rationalisierung erfolgen. In diesem Fall weicht die ursprüngliche Um- und Abwertung der Bestimmungsmächte einem neutraleren Verhältnis und kann schließlich in einen Monismus oder Monotheismus münden. Objektivierung kann aber auch Vergegenständlichung und Mythologisierung bedeuten: Die überwunden geglaubten Mächte machen sich wieder geltend und erhalten dadurch ein dämonisches Gepräge. In der Folge wird ihre Vermittlung mit dem Selbst, ihre Deutung als selbst-hervorgebracht, was doch den Kern ursprünglich gnostizistischer Erlösungserfahrung ausmacht, immer schwerer, und der dialektische Dualismus des Gnostizismus geht in einen Ur-sprungsdualismus über. Der Gnostizismus beginnt also mit einem dialektischen Dualismus, der zwischen Monismus und Dualismus changiert, (aber wegen der zugrundeliegenden revoltierenden Bewegung als Dualismus bezeichnet werden kann), und hört dort auf, wo er in die stabileren Formen des Monismus oder Monotheismus auf der einen und des Ursprungsdualismus auf der anderen Seite übergeht."
Das vorliegende Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um dieses Konzept. Denn gerade beim Thema Umwelt zeigt sich, wie notwendig ein fächerübergreifender Dialog zwischen den Wissenschaften ist, da es neben den Naturwissenschaften fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und nicht zuletzt deren geistige Grundlagen berührt.
Der Band enthält Beiträge u. a. von Peter Koslowski, Wolfgang Haber, Klaus M. Meyer-Abich, Vittorio Hösle, Michaele Hustedt, Paul Leidinger.
Papers
The question of how Christians should relate to the enduring "Israel after the flesh" (a figure that already appears in Paul) has always been difficult and marked by violence against Jews. The establishment of the State of Israel in 1948 did not simplify matters. Rather, interferences and intensifications between salvation history and world history (e.g., among Christian-Zionist "Premillennialists") have emerged. In my brief contribution, I critically engage with a political-theological mobilization of this topic, based on a text by Karma Ben Johanan, written in the aftermath of October 7, 2023.
Ich gehe wie folgt vor: Im ersten Abschnitt setze ich mich mit zwei Texten Karl Löwiths auseinander, durch die die Frage nach dem Säkularen sehr grundsätzlich vertieft werden kann, anhand der verwandten Antipoden Martin Heidegger und Franz Rosenzweig und durch die Rückführung des säkularen Fortschrittsbegriff auf die biblische Heilsgeschichte.
Im zweiten Abschnitt wende ich mich, im Lichte dieser Gedanken, dem Begriff des Postsäkularismus bei Jürgen Habermas zu und diskutiere postkolonial inspirierte Alternativen.
Abschließend möchte ich anhand von Christoph Menkes "Theorie der Befreiung" einen dekolonialen Begriff des Postsäkularen skizzieren. Dieser reicht über Habermas’ Postsäkularismus hinaus, lässt seine eurozentrischen Grundannahmen hinter sich – und ist daher auch für eine postkoloniale Kritik weniger anfällig.
Erst die im Historikerstreit gestiftete deutsche Gedenkgemeinschaft verband die Anerkennung der "deutschen Schuld" mit dem Ausschluss jener, die sie leugneten und vermochte es, die Neue Linke und die jüngeren Generationen in die deutsche Schuldgeschichte zu integrieren. Über dreißig Jahre lang vorherrschend, scheint sich diese Form einer nationalen Identitätspolitik der Schuld in Erosion zu befinden.
Vor ca. hundert Jahren setzte eine Bewegung der Entzweiung zweier in vielerlei Hinsicht ähnlicher Gestalten ein, die gerade in der Entschiedenheit ihrer Bewegung zu führenden Vertretern ihrer jeweiligen Disziplinen wurden: Karl Barth für die Theologie, Martin Heidegger für die Philosophie. Änderungen an seiner zweiten Auflage des Römerbriefs (1921) läuteten bei Barth den Übergang zu der Möglichkeit einer radikalen Abwertung der «natürlichen Gotteserkenntnis» und damit der Philosophie ein. Gleichzeitig wandte sich Heidegger von der Theologie ab und sprach sich für einen «prinzipiellen Atheismus» der Philosophie aus.
Damit begann, zunächst, eine fruchtbare Phase der «Komplementarität» zweier Existenzweisen, die aber unaufhaltsam in ein Gegeneinander kippen sollte. In der 30er Jahren sah Barth in Bultmanns von Heidegger beeinflusster Theologie eine Rückkehr zu den "Fleischtöpfen Ägyptens", eine neue Weise, die Theologie "der Philosophie in die Hände zu liefern". Im Gegenzug verstand Heidegger seine Eschatologie ohne Eschaton als Überbietung des Glaubens und verortete die Gläubigen auf jene Seite, in die Paulus die Heiden gestellt hatte: "Was in unserer Frage eigentlich gefragt wird, ist für den Glauben eine Torheit."
Barths «Theologie am Nullpunkt» steht hier, bei Heidegger, ein Postprotestantismus oder eine Posttheologie als «Nullpunkt der Säkularisierung» (Habermas) polemisch gegenüber – so wie sich die knapp 60-jährigen am Ende des Zweiten Weltkriegs auf feindlichen Fronten diesseits und jenseits des Rheins bei Schanzarbeiten gegenübergestanden haben sollen.
Two major theoretician of tolerance - Wendy Brown (UC Berkeley) and Rainer Forst (University of Frankfurt/Main) - discussed such questions at the ICI Berlin in the form of a »Spannungsübung« organized and moderated by Antke Engel. In an intense debate, in which fundamental issues between different critical traditions became visible despite political similiarities, both scholars discussed different notions of tolerance, their normative premises, limits, and political implications.
WENDY BROWN is Class of 1936 First Professor of Political Science at the University of California Berkeley. Her work in political theory focuses on questions of power, the making of subjects and citizens, sovereignty, democracy, and de-democratization; she also has longstanding interests in theories of capitalism and in feminist and critical race theory. Her work has been translated into more than twenty languages.
RAINER FORST is Professor of Political Theory and Philosophy at the Goethe University Frankfurt a. M. and Co-Director of the Research Cluster on the ‘Formation of Normative Orders’ of the Centre for Advanced Studies ‘Justitia Amplificata’. His work focuses on questions of justification, justice, and toleration. In 2012, he received the prestigious Gottfried Wilhelm Leibniz Price of the German Research Foundation.
Contributors: Alain Badiou, Bruno Besana, Astrid Deuber-Mankowsky, Francesca Cadel, Luca Di Blasi, Graziella Chiarcossi, Robert Gordon, Agnese Grieco, Bernhard Groß, Christoph Holzhey, Hervé Joubert-Laurencin, Silvia Mazzini, Claudia Peppel, Giovanna Trento"
Contributors: Bruno Besana, Francesca Cadel, Graziella Chiarcossi, Astrid Deuber-Mankowsky, Luca Di Blasi, Robert Gordon, Manuele Gragnolati, Agnese Grieco, Bernhard Groß, Christoph Holzhey, Hervé Joubert-Laurencin, Silvia Mazzini, Claudia Peppel, Giovanna Trento
"Gnostiker sind Grenzgänger zwischen Philosophie und Offenbarungsreligionen. Im »postsäkularen« Zeitalter kann die Beschäftigung mit der Gnosis – der prädestinierten Vermittlerin zwischen Offenbarung und Vernunft – helfen, Vermittlungsmöglichkeiten und ihre Grenzen deutlicher zu erkennen.
Wo ein gnostisches Interesse für die Offenbarungsreligionen auftaucht und für eine philosophische Durchdringung ihrer Inhalte, können zwei grundsätzliche Formen unterschieden werden: Versteht sich die Gnosis als Überbietung oder betreibt sie eine protestexegetische Negativierung der Offenbarung und glaubt sie diese überflüssig zu machen, wird sie von den Offenbarungsträgern abgelehnt und häretisiert werden; für diese spezifische Bestimmungsform der Gnosis ist die Bezeichnung »Gnostizismus« angemessen. Wo die Gnosis hingegen eine Konkordanz mit der Offenbarungsreligion anstrebt, nimmt sie ein stärker orthodoxes Gepräge an. Diese Form kann als »theistische Gnosis« bezeichnet werden. (...)
Schlüsselbegriffe zum Verständnis des Gnostizismus sind die Begriffe Revolte und Umwertung. Sie wurden im Laufe des 20. Jh. immer deutlicher als Wesensmerkmale des Gnostizismus erkannt. Es wurde bisher aber noch nicht versucht, den Gnostizismus und seinen spezifischen Dualismus systematisch von hier heraus zu begreifen und zu entfalten. Dabei scheint eben dies der entscheidende Unterschied zwischen gnostizistischen und achsenzeitlichen Dualismen zu sein: dass im Gnostizismus eine eindeutig gegen das Herrschende und Bestimmende oder auch Übergeordnete gerichtete Bewegung vollzogen wird. Folge dieser Bewegung ist ein Radikal-auf-sich-zurückgeworfen-Werden, eine Intensivierung des Selbstbewusstseins, eine Form der Selbstentdeckung. Indem das Selbst das Wesen der Bestimmungsmächte durchschaut, entzieht es sich zugleich ihrem Zugriff und überwindet sie. Das ist nach der hier vorgelegten Deutung der Kern der gnostizistischen Selbstbefreiung. (...)
Mit der Revolte gegen die geistigen und natürlichen Bestimmungsmächte im Zuge ihrer Umwertung entsteht eine Dialektik von Selbst und scheinbar überwundenen Bestimmungsmächten, die sich in der Folge wieder geltend machen, da sie das Selbst nicht endgültig hinter sich lassen kann. In der (spätantik-gnostizistischen) Selbstdeutung als ein hinter allen geistigen Mächten und Gedanken unabhängig ruhender Geistkern bedarf das Selbst doch der geistig-gedanklichen Tätigkeit und identifiziert sich mit ihr, ist hierin also nicht unabhängig. Das gnostizistische Selbst verbleibt damit gegenüber dem Denken in einer Dialektik von Abhängigkeit oder Angewiesenheit und dem Versuch einer Radikalemanzipation. (...)
Die Logik, die in Gang kommt und der die Entwicklung des Gnostizismus folgt, gehorcht weder der Entwicklungsrichtung vom Mythos zum Logos noch der umgekehrten Richtung, sondern derjenigen vom Subjektivismus zur Objektivierung. Sie beginnt mit einer radikalsubjektivistischen Umwertung, die alle Bestimmungsmächte für selbsterzeugte Konstrukte hält und objektiviert sich im Zuge der weiteren Entwicklung. Die scheinbar überwundenen Bestimmungsmächte machen sich erneut geltend. Diese Objektivierung schon überwunden geglaubter Bestimmungsmächte kann in Form einer Distanzierung und Rationalisierung erfolgen. In diesem Fall weicht die ursprüngliche Um- und Abwertung der Bestimmungsmächte einem neutraleren Verhältnis und kann schließlich in einen Monismus oder Monotheismus münden. Objektivierung kann aber auch Vergegenständlichung und Mythologisierung bedeuten: Die überwunden geglaubten Mächte machen sich wieder geltend und erhalten dadurch ein dämonisches Gepräge. In der Folge wird ihre Vermittlung mit dem Selbst, ihre Deutung als selbst-hervorgebracht, was doch den Kern ursprünglich gnostizistischer Erlösungserfahrung ausmacht, immer schwerer, und der dialektische Dualismus des Gnostizismus geht in einen Ur-sprungsdualismus über. Der Gnostizismus beginnt also mit einem dialektischen Dualismus, der zwischen Monismus und Dualismus changiert, (aber wegen der zugrundeliegenden revoltierenden Bewegung als Dualismus bezeichnet werden kann), und hört dort auf, wo er in die stabileren Formen des Monismus oder Monotheismus auf der einen und des Ursprungsdualismus auf der anderen Seite übergeht."
Das vorliegende Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um dieses Konzept. Denn gerade beim Thema Umwelt zeigt sich, wie notwendig ein fächerübergreifender Dialog zwischen den Wissenschaften ist, da es neben den Naturwissenschaften fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und nicht zuletzt deren geistige Grundlagen berührt.
Der Band enthält Beiträge u. a. von Peter Koslowski, Wolfgang Haber, Klaus M. Meyer-Abich, Vittorio Hösle, Michaele Hustedt, Paul Leidinger.
The question of how Christians should relate to the enduring "Israel after the flesh" (a figure that already appears in Paul) has always been difficult and marked by violence against Jews. The establishment of the State of Israel in 1948 did not simplify matters. Rather, interferences and intensifications between salvation history and world history (e.g., among Christian-Zionist "Premillennialists") have emerged. In my brief contribution, I critically engage with a political-theological mobilization of this topic, based on a text by Karma Ben Johanan, written in the aftermath of October 7, 2023.
Ich gehe wie folgt vor: Im ersten Abschnitt setze ich mich mit zwei Texten Karl Löwiths auseinander, durch die die Frage nach dem Säkularen sehr grundsätzlich vertieft werden kann, anhand der verwandten Antipoden Martin Heidegger und Franz Rosenzweig und durch die Rückführung des säkularen Fortschrittsbegriff auf die biblische Heilsgeschichte.
Im zweiten Abschnitt wende ich mich, im Lichte dieser Gedanken, dem Begriff des Postsäkularismus bei Jürgen Habermas zu und diskutiere postkolonial inspirierte Alternativen.
Abschließend möchte ich anhand von Christoph Menkes "Theorie der Befreiung" einen dekolonialen Begriff des Postsäkularen skizzieren. Dieser reicht über Habermas’ Postsäkularismus hinaus, lässt seine eurozentrischen Grundannahmen hinter sich – und ist daher auch für eine postkoloniale Kritik weniger anfällig.
Erst die im Historikerstreit gestiftete deutsche Gedenkgemeinschaft verband die Anerkennung der "deutschen Schuld" mit dem Ausschluss jener, die sie leugneten und vermochte es, die Neue Linke und die jüngeren Generationen in die deutsche Schuldgeschichte zu integrieren. Über dreißig Jahre lang vorherrschend, scheint sich diese Form einer nationalen Identitätspolitik der Schuld in Erosion zu befinden.
Vor ca. hundert Jahren setzte eine Bewegung der Entzweiung zweier in vielerlei Hinsicht ähnlicher Gestalten ein, die gerade in der Entschiedenheit ihrer Bewegung zu führenden Vertretern ihrer jeweiligen Disziplinen wurden: Karl Barth für die Theologie, Martin Heidegger für die Philosophie. Änderungen an seiner zweiten Auflage des Römerbriefs (1921) läuteten bei Barth den Übergang zu der Möglichkeit einer radikalen Abwertung der «natürlichen Gotteserkenntnis» und damit der Philosophie ein. Gleichzeitig wandte sich Heidegger von der Theologie ab und sprach sich für einen «prinzipiellen Atheismus» der Philosophie aus.
Damit begann, zunächst, eine fruchtbare Phase der «Komplementarität» zweier Existenzweisen, die aber unaufhaltsam in ein Gegeneinander kippen sollte. In der 30er Jahren sah Barth in Bultmanns von Heidegger beeinflusster Theologie eine Rückkehr zu den "Fleischtöpfen Ägyptens", eine neue Weise, die Theologie "der Philosophie in die Hände zu liefern". Im Gegenzug verstand Heidegger seine Eschatologie ohne Eschaton als Überbietung des Glaubens und verortete die Gläubigen auf jene Seite, in die Paulus die Heiden gestellt hatte: "Was in unserer Frage eigentlich gefragt wird, ist für den Glauben eine Torheit."
Barths «Theologie am Nullpunkt» steht hier, bei Heidegger, ein Postprotestantismus oder eine Posttheologie als «Nullpunkt der Säkularisierung» (Habermas) polemisch gegenüber – so wie sich die knapp 60-jährigen am Ende des Zweiten Weltkriegs auf feindlichen Fronten diesseits und jenseits des Rheins bei Schanzarbeiten gegenübergestanden haben sollen.
Partly in line with Jacob Taubes and a current theological trend (the so called "Fresh Perspective on Paul"), the paper argues for supplementing the focus on Paul's (conflictual) relation to his Jewish origin (a focus shared by the protestant tradition as well as by the until now dominant "New Perspective on Paul") by giving more attention to Paul's (no less conflictual) relation to the Roman Empire.
The result is an understanding of Paul's position as one of a double non-identity, something that comes surprisingly close to the specific understanding of the relation between particularism and universalism of one among the 20th-century most unfluential philosophers, namely Jacques Derrida.
wurde. Im Zuge dieser Diskussion rückte auch das einige Jahre zuvor veröffentlichte Seminar »Über Wesen und Begriff von Natur, Geschichte und Staat« aus dem Wintersemester 1933/34 erneut in den Blick, stellt es doch vermutlich den ersten deutlichen Beleg eines philosophisch relevanten Antisemitismus bei Heidegger dar. Da dieser in enger Verbindung mit den Begriffen Raum, Boden, Volk und Heimat steht, stellt sich hier die Frage nach der Bedeutung topologischer, insbesondere territorialer Kategorien im Denken Heideggers in den Jahren vor und nach 1933.
Neu ist dabei der Ansatz, den Negativitätsbegriff gezielt zu pluralisieren: einerseits durch Herauslösung aus seiner Bindung an (nach-)hegelianische Lesarten, andererseits durch Konkretisierung. Dies bedeutet, Negativität in ihre diskursiven, medialen und kulturellen Kontexte einzuordnen, sie an Beispielen zu veranschaulichen sowie theoretische Positionen in Bezug zu kulturellen Artefakten zu setzen. In den Blick rücken so nicht nur Texte, sondern auch Figuren, Narrative, Bilder und Praktiken, in denen sich Negativität manifestiert.