In die Jahrzehnte „um 1200 v. Chr.“ fällt einer der
bedeutendsten Einschnitte in der Ur- und Früh... more In die Jahrzehnte „um 1200 v. Chr.“ fällt einer der bedeutendsten Einschnitte in der Ur- und Frühgeschichte zwischen Mitteleuropa und der ostmediterranen Welt: Zerstörungen in der Levante werden mit den „Seevölkern“ verbunden, die unter Pharao Ramses III besiegt wurden. Auch auf Zypern und in Kilikien gab es Zerstörungen – ebenfalls durch die „Seevölker“? Das hethitische Großreich brach zusammen, das mykenische Palastsystem endete. Von der mittleren Donau breiteten sich die „Urnenfelderkulturen“ auf dem Balkan, nach West- und Mitteleuropa sowie auf die Apenninhalbinsel aus. Mehrere ihrer Elemente wurden früh auch im Ostmittelmeerraum nachgewiesen, weshalb auf eine „Urnenfelderwanderung“ in die Ägäis und darüber hinaus geschlossen wurde. Dieses Modell ist allerdings nur noch forschungsgeschichtlich relevant. Vielmehr ergibt eine detaillierte, nach Regionen differenzierte Analyse der archäologischen Quellen, daß sich die Ausprägungen der kulturellen Wandlungen zwischen Ägypten und dem südlichen Mitteleuropa zwischen dem 14. und dem 12./11. Jahrhundert v. Chr. deutlich unterschieden und bedeutende Veränderungen in einen größeren Zeitraum fielen als lediglich in die Jahre um 1200 v. Chr. selbst.
The longest part of the Mycenaean “palatial period”, Late Helladic III A2/B (c. 1370–1200 B.C.), ... more The longest part of the Mycenaean “palatial period”, Late Helladic III A2/B (c. 1370–1200 B.C.), is often associated with the term “koiné” in archaeological research, as the material culture of these decades appear to us to be extremely homogeneous. This article critically examines this for the Peloponnese on the basis of a broader range of sources. It points out that the differences in the material culture of this period should not be underestimated, which in turn must be seen in connection with the actions and decisions of the people of the time. All in all, the model of “more homogeneous” living conditions, based on the material culture, is agreed upon – in comparison with our picture of the early Mycenaean period as well as the post-palatial period. However, the probability of being able to draw compelling conclusions about the political structure in the past, about the concrete territory of a “state”, about the borders, etc., based on material culture, is estimated to be very low.
In die Jahrzehnte „um 1200 v. Chr.“ fällt einer der
bedeutendsten Einschnitte in der Ur- und Früh... more In die Jahrzehnte „um 1200 v. Chr.“ fällt einer der bedeutendsten Einschnitte in der Ur- und Frühgeschichte zwischen Mitteleuropa und der ostmediterranen Welt: Zerstörungen in der Levante werden mit den „Seevölkern“ verbunden, die unter Pharao Ramses III besiegt wurden. Auch auf Zypern und in Kilikien gab es Zerstörungen – ebenfalls durch die „Seevölker“? Das hethitische Großreich brach zusammen, das mykenische Palastsystem endete. Von der mittleren Donau breiteten sich die „Urnenfelderkulturen“ auf dem Balkan, nach West- und Mitteleuropa sowie auf die Apenninhalbinsel aus. Mehrere ihrer Elemente wurden früh auch im Ostmittelmeerraum nachgewiesen, weshalb auf eine „Urnenfelderwanderung“ in die Ägäis und darüber hinaus geschlossen wurde. Dieses Modell ist allerdings nur noch forschungsgeschichtlich relevant. Vielmehr ergibt eine detaillierte, nach Regionen differenzierte Analyse der archäologischen Quellen, daß sich die Ausprägungen der kulturellen Wandlungen zwischen Ägypten und dem südlichen Mitteleuropa zwischen dem 14. und dem 12./11. Jahrhundert v. Chr. deutlich unterschieden und bedeutende Veränderungen in einen größeren Zeitraum fielen als lediglich in die Jahre um 1200 v. Chr. selbst.
The longest part of the Mycenaean “palatial period”, Late Helladic III A2/B (c. 1370–1200 B.C.), ... more The longest part of the Mycenaean “palatial period”, Late Helladic III A2/B (c. 1370–1200 B.C.), is often associated with the term “koiné” in archaeological research, as the material culture of these decades appear to us to be extremely homogeneous. This article critically examines this for the Peloponnese on the basis of a broader range of sources. It points out that the differences in the material culture of this period should not be underestimated, which in turn must be seen in connection with the actions and decisions of the people of the time. All in all, the model of “more homogeneous” living conditions, based on the material culture, is agreed upon – in comparison with our picture of the early Mycenaean period as well as the post-palatial period. However, the probability of being able to draw compelling conclusions about the political structure in the past, about the concrete territory of a “state”, about the borders, etc., based on material culture, is estimated to be very low.
Zusammenfassung: Im Rahmen der Diskussion um die Datierung des Vulkanausbruchs von Santorin/Thera... more Zusammenfassung: Im Rahmen der Diskussion um die Datierung des Vulkanausbruchs von Santorin/Thera und der damit verbundenen Implikationen für die absolute Chronologie des Ostmittelmeerraumes wird eine alternative Herangehensweise vorgeschlagen, die in erster Linie von zwei Aspekten ausgeht: 1. den spezifischen Charakteristika archäologischer Zeit-einheiten sowie den Möglichkeiten, sie zu datieren 2. der Qualität archäologischer Befunde für Synchronisie-rungen sowie der mit ʻEinflüssenʼ und Importen verbun-denen ʻLaufzeitʼ Als Ergebnis muss der Vulkanausbruch nicht ʻspätʼ oder ʻam Endeʼ von SM IA erfolgt sein, kann er gemäß der 14 C Datierung eines Olivenbaumastes von Santorin 1613±13 v. Chr. allgemein in SM IA stattgefunden haben, wobei SM IA sich trotzdem mit dem Beginn des Neuen Reiches in Ägypten überschnitten haben mag, traditionell um 1540 v. Chr. datiert. Ergänzend sei nämlich darauf hingewie-sen, dass auch die Regierungsdaten der Pharaonen mit gewissen ʻToleranzbereichenʼ zu sehen sind. – Der ent-sprechende Ansatz wird anschließend für die Zeit bis zum Ende der ägäischen Bronzezeit angewandt. Résumé : Dans cet article nous présentons une approche alternative concernant la datation de l'éruption du volcan de Santorin qui est d'importance pour la chronologie absolue de l'ensemble de la Méditerranée orientale. Elle touche en particulier à deux aspects : 1. les caractéristiques des époques archéologiques et les méthodes employées pour les définir 2. la qualité des ensembles et faits utilisés pour établir une synchronisation ainsi que le besoin de tenir compte des « influences » et des objets d'importation en termes d'évaluation de la durée. Il en ressort que l'éruption volcanique n'a pas nécessaire-ment eut lieu « tard » ou « à la fin » du Minoen récent IA. L'éruption aurait pu avoir lieu en 1613±13 av. J.-C. sur la base de la datation radiocarbone d'une branche d'olivier provenant de Santorin, c'est-à-dire pendant le Minoen récent IA, quand bien même le Minoen récent IA aurait pu se recouper avec le début du Nouvel Empire en Egypte, traditionnellement daté autour de 1540 av. J.-C. De plus, il faut rappeler que les dates des règnes des pharaons du début du Nouvel Empire devraient être considérées avec une certaine souplesse. – L'approche présentée ici est appliquée aux époques allant jusqu'à la fin de l'âge du Bronze égéen.
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bedeutendsten Einschnitte in der Ur- und Frühgeschichte
zwischen Mitteleuropa und der ostmediterranen
Welt: Zerstörungen in der Levante
werden mit den „Seevölkern“ verbunden, die
unter Pharao Ramses III besiegt wurden. Auch
auf Zypern und in Kilikien gab es Zerstörungen –
ebenfalls durch die „Seevölker“? Das hethitische
Großreich brach zusammen, das mykenische Palastsystem
endete. Von der mittleren Donau breiteten
sich die „Urnenfelderkulturen“ auf dem Balkan,
nach West- und Mitteleuropa sowie auf die
Apenninhalbinsel aus. Mehrere ihrer Elemente
wurden früh auch im Ostmittelmeerraum nachgewiesen,
weshalb auf eine „Urnenfelderwanderung“
in die Ägäis und darüber hinaus geschlossen
wurde. Dieses Modell ist allerdings nur noch
forschungsgeschichtlich relevant. Vielmehr ergibt
eine detaillierte, nach Regionen differenzierte
Analyse der archäologischen Quellen, daß sich
die Ausprägungen der kulturellen Wandlungen
zwischen Ägypten und dem südlichen Mitteleuropa
zwischen dem 14. und dem 12./11. Jahrhundert
v. Chr. deutlich unterschieden und bedeutende
Veränderungen in einen größeren Zeitraum fielen
als lediglich in die Jahre um 1200 v. Chr. selbst.
to us to be extremely homogeneous. This article critically examines this for the Peloponnese on the basis of a broader range of sources. It points out that the differences in the material culture of this period should not be underestimated, which in turn must be seen in connection with the actions and decisions of the people of the time. All in all, the model of “more homogeneous” living conditions, based on the material culture, is agreed upon – in comparison with our picture of the early Mycenaean period as
well as the post-palatial period. However, the probability of being able to draw compelling conclusions about the political structure in the past, about the concrete territory of a “state”, about the borders, etc., based on material culture, is estimated to be very low.
bedeutendsten Einschnitte in der Ur- und Frühgeschichte
zwischen Mitteleuropa und der ostmediterranen
Welt: Zerstörungen in der Levante
werden mit den „Seevölkern“ verbunden, die
unter Pharao Ramses III besiegt wurden. Auch
auf Zypern und in Kilikien gab es Zerstörungen –
ebenfalls durch die „Seevölker“? Das hethitische
Großreich brach zusammen, das mykenische Palastsystem
endete. Von der mittleren Donau breiteten
sich die „Urnenfelderkulturen“ auf dem Balkan,
nach West- und Mitteleuropa sowie auf die
Apenninhalbinsel aus. Mehrere ihrer Elemente
wurden früh auch im Ostmittelmeerraum nachgewiesen,
weshalb auf eine „Urnenfelderwanderung“
in die Ägäis und darüber hinaus geschlossen
wurde. Dieses Modell ist allerdings nur noch
forschungsgeschichtlich relevant. Vielmehr ergibt
eine detaillierte, nach Regionen differenzierte
Analyse der archäologischen Quellen, daß sich
die Ausprägungen der kulturellen Wandlungen
zwischen Ägypten und dem südlichen Mitteleuropa
zwischen dem 14. und dem 12./11. Jahrhundert
v. Chr. deutlich unterschieden und bedeutende
Veränderungen in einen größeren Zeitraum fielen
als lediglich in die Jahre um 1200 v. Chr. selbst.
to us to be extremely homogeneous. This article critically examines this for the Peloponnese on the basis of a broader range of sources. It points out that the differences in the material culture of this period should not be underestimated, which in turn must be seen in connection with the actions and decisions of the people of the time. All in all, the model of “more homogeneous” living conditions, based on the material culture, is agreed upon – in comparison with our picture of the early Mycenaean period as
well as the post-palatial period. However, the probability of being able to draw compelling conclusions about the political structure in the past, about the concrete territory of a “state”, about the borders, etc., based on material culture, is estimated to be very low.