Gewissheit. Beiträge und Debatten zum 3. Sektionskongress der Wissenssoziologie, 2021
Im Bestreben, fremde Lebenswelten empirisch greifbar zu machen und zu beschreiben und somit Wisse... more Im Bestreben, fremde Lebenswelten empirisch greifbar zu machen und zu beschreiben und somit Wissen über die Mitmenschen im Feld und seine Lebenswelt zu generieren, ist die phänomenologisch orientierte Ethnographie bemüht, Ungewissheit über die subjektive Wirklichkeitskonstruktionen der beforschten Akteure in das den Forschenden vertraute System der Wirklichkeitsauslegung zu überführen und dadurch Gewissheit über vorher Ungewisses zu schaffen. Aus der Perspektive der Forschenden werden die Akteure im Feld in Abgrenzung zu den eigenen Deutungsschemata als Fremde betrachtet. Die Analyse der fremden Lebenswelt ist, ebenso wie die typologisierte Darstellung der Ergebnisse, dabei maßgeblich durch die theoretischen Vorannahmen determiniert, mit denen die Forschenden den Akteuren im Feld gegenübertreten. Der Vortrag verfolgt das Ziel, anhand einer Auseinandersetzung mit dem Konzept des Fremden ebendiese Vorannahmen wissenssoziologisch in den Fokus zu nehmen. Angeregt durch meine aktuelle Forschung im Feld alltagsweltlicher Interaktionen gehörloser und hörenden Menschen und aufbauend auf die mundanphänomenologische Theorie von Alfred Schütz sowie Michael Schetsches Arbeit zum maximal Fremden werden mit den Kategorien des phänomenologisch Fremden, des strukturell Fremden sowie des kulturell Fremden drei differierende Ansätze der empirischen Betrachtung der in ihrer Lebenswelt handelnden Subjekte ausgearbeitet und die diesen Kategorien zugrundeliegenden theoretischen Vorannahmen diskutiert. Durch die vorgestellte schärfere terminologische Ausdifferenzierung des Konzeptes des Fremden wird auf die epistemologischen „Gewissheiten“ und Vorannahmen eingegangen, mit denen Handelnde innerhalb des Forschungsprozesses analysiert werden. Dafür wird die Definition des Fremden bei Schetsche et al. aufgegriffen und durch Schütz´ Ansatz zur Betrachtung des Fremden und des Anderen verfeinert. Im Ergebnis werden mit der dargestellten Kategorisierung drei unterschiedliche epistemologische Perspektiven auf den Akteur im Feld benannt sowie die damit einhergehenden vermeintlichen Gewissheiten und Vorannahmen der Forschenden reflektiert. Ziel des Vortrages ist es, mit diesen theoretischen Vorüberlegungen zur ethnographischen Forschung einen Beitrag zur methodologischen Reflexion in den aktuellen Diskurs einzubringen.
In his famous work on the stranger, Alfred Schutz focuses on the interpretative discrepancies bet... more In his famous work on the stranger, Alfred Schutz focuses on the interpretative discrepancies between in-groups and out-groups from the perspective of a stranger approaching a new group. In doing so, Schutz emphasizes that strangers can overcome their strangeness within a social group by adapting to the prevalent cultural patterns. Shifting the perspective from the stranger to the in-group this essay aims to argue that the experience of the Other's strangeness due to a discrepancy of interpretative schemes is only one dimension of how the stranger is perceived in everyday life. A second dimension can be derived from Schutz' work on appresentation. is essay will follow four analytical steps. First, this essay summarizes the Schutzian approach on perceiving the Other as a taken-for-granted part of everyday life within an assumed intersubjective understanding based on an assumed reciprocity of perspectives. Referring to Eberle's description of an irreciprocity of perspectives, the second section analyzes the Schutzian stranger based on an intersubjective understanding. e third section then focuses on the appresentational processes of perceiving the stranger in everyday life. By using Go man's distinction between virtual and actual social identity, the interplay of categorizing and experiencing the Other in everyday life can be described. Finally, considering the question of how it comes that people can nd themselves strangers in their own society, this paper closes by merging the argumentation with a description of the Schutzian perspective on the processes of stigmatization.
»Exposure« - Verletzlichkeit und das Politische in Zeiten radikaler Ungewissheit; Hentschel, C. & Krasmann, S. (Hrsg). Bielefeld: Transkript-Verlag., 2020
Weil die Anderen anders sind. Interkulturelle Kompetenz - eine Schlüsselqualifikation? Ulrich Auer & Peter K. Warndorf (Hrsg.). Readbox Publishing, 2020
Im Zuge der Zuwanderungsprozesse und der Flüchtlingssituation zu Beginn des Jahres 2016 nimmt die... more Im Zuge der Zuwanderungsprozesse und der Flüchtlingssituation zu Beginn des Jahres 2016 nimmt die Thematik der interkulturellen Interaktion und der interkulturellen Kompetenzen innerhalb der Praxisfeldes der Sozialen Arbeit an Relevanz zu. Im praktischen Arbeitsalltag arbeiten SozialarbeiterInnen immer häufiger mit Menschen, deren kultureller Hintergrund ihnen fremd ist. Insbesondere für Berufseinsteiger, die noch nicht über eine ausgeprägte Arbeitserfahrung verfügen, stellt die interkulturelle Interaktion eine Herausforderung dar. Der Beitrag setzt sich mit der Thematik interkultureller Sozialer Arbeit mit Geflüchteten aus einer soziologischen Perspektive auseinander. Aufbauend auf die Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit von Peter L. Berger und Thomas Luckmann (1966) sowie soziologischen Ansätzen der Fremdheit und der Stigmatisierung werden unterschiedliche theoretische Aspekte der Arbeit mit vermeintlich ›Fremden‹ beleuchtet um anschließend deren Implikationen für die Migrationsarbeit und im besonderen für die Arbeit mit Geflüchteten aufzuzeigen.
Gewissheit. Beiträge und Debatten zum 3. Sektionskongress der Wissenssoziologie, 2021
Im Bestreben, fremde Lebenswelten empirisch greifbar zu machen und zu beschreiben und somit Wisse... more Im Bestreben, fremde Lebenswelten empirisch greifbar zu machen und zu beschreiben und somit Wissen über die Mitmenschen im Feld und seine Lebenswelt zu generieren, ist die phänomenologisch orientierte Ethnographie bemüht, Ungewissheit über die subjektive Wirklichkeitskonstruktionen der beforschten Akteure in das den Forschenden vertraute System der Wirklichkeitsauslegung zu überführen und dadurch Gewissheit über vorher Ungewisses zu schaffen. Aus der Perspektive der Forschenden werden die Akteure im Feld in Abgrenzung zu den eigenen Deutungsschemata als Fremde betrachtet. Die Analyse der fremden Lebenswelt ist, ebenso wie die typologisierte Darstellung der Ergebnisse, dabei maßgeblich durch die theoretischen Vorannahmen determiniert, mit denen die Forschenden den Akteuren im Feld gegenübertreten. Der Vortrag verfolgt das Ziel, anhand einer Auseinandersetzung mit dem Konzept des Fremden ebendiese Vorannahmen wissenssoziologisch in den Fokus zu nehmen. Angeregt durch meine aktuelle Forschung im Feld alltagsweltlicher Interaktionen gehörloser und hörenden Menschen und aufbauend auf die mundanphänomenologische Theorie von Alfred Schütz sowie Michael Schetsches Arbeit zum maximal Fremden werden mit den Kategorien des phänomenologisch Fremden, des strukturell Fremden sowie des kulturell Fremden drei differierende Ansätze der empirischen Betrachtung der in ihrer Lebenswelt handelnden Subjekte ausgearbeitet und die diesen Kategorien zugrundeliegenden theoretischen Vorannahmen diskutiert. Durch die vorgestellte schärfere terminologische Ausdifferenzierung des Konzeptes des Fremden wird auf die epistemologischen „Gewissheiten“ und Vorannahmen eingegangen, mit denen Handelnde innerhalb des Forschungsprozesses analysiert werden. Dafür wird die Definition des Fremden bei Schetsche et al. aufgegriffen und durch Schütz´ Ansatz zur Betrachtung des Fremden und des Anderen verfeinert. Im Ergebnis werden mit der dargestellten Kategorisierung drei unterschiedliche epistemologische Perspektiven auf den Akteur im Feld benannt sowie die damit einhergehenden vermeintlichen Gewissheiten und Vorannahmen der Forschenden reflektiert. Ziel des Vortrages ist es, mit diesen theoretischen Vorüberlegungen zur ethnographischen Forschung einen Beitrag zur methodologischen Reflexion in den aktuellen Diskurs einzubringen.
In his famous work on the stranger, Alfred Schutz focuses on the interpretative discrepancies bet... more In his famous work on the stranger, Alfred Schutz focuses on the interpretative discrepancies between in-groups and out-groups from the perspective of a stranger approaching a new group. In doing so, Schutz emphasizes that strangers can overcome their strangeness within a social group by adapting to the prevalent cultural patterns. Shifting the perspective from the stranger to the in-group this essay aims to argue that the experience of the Other's strangeness due to a discrepancy of interpretative schemes is only one dimension of how the stranger is perceived in everyday life. A second dimension can be derived from Schutz' work on appresentation. is essay will follow four analytical steps. First, this essay summarizes the Schutzian approach on perceiving the Other as a taken-for-granted part of everyday life within an assumed intersubjective understanding based on an assumed reciprocity of perspectives. Referring to Eberle's description of an irreciprocity of perspectives, the second section analyzes the Schutzian stranger based on an intersubjective understanding. e third section then focuses on the appresentational processes of perceiving the stranger in everyday life. By using Go man's distinction between virtual and actual social identity, the interplay of categorizing and experiencing the Other in everyday life can be described. Finally, considering the question of how it comes that people can nd themselves strangers in their own society, this paper closes by merging the argumentation with a description of the Schutzian perspective on the processes of stigmatization.
»Exposure« - Verletzlichkeit und das Politische in Zeiten radikaler Ungewissheit; Hentschel, C. & Krasmann, S. (Hrsg). Bielefeld: Transkript-Verlag., 2020
Weil die Anderen anders sind. Interkulturelle Kompetenz - eine Schlüsselqualifikation? Ulrich Auer & Peter K. Warndorf (Hrsg.). Readbox Publishing, 2020
Im Zuge der Zuwanderungsprozesse und der Flüchtlingssituation zu Beginn des Jahres 2016 nimmt die... more Im Zuge der Zuwanderungsprozesse und der Flüchtlingssituation zu Beginn des Jahres 2016 nimmt die Thematik der interkulturellen Interaktion und der interkulturellen Kompetenzen innerhalb der Praxisfeldes der Sozialen Arbeit an Relevanz zu. Im praktischen Arbeitsalltag arbeiten SozialarbeiterInnen immer häufiger mit Menschen, deren kultureller Hintergrund ihnen fremd ist. Insbesondere für Berufseinsteiger, die noch nicht über eine ausgeprägte Arbeitserfahrung verfügen, stellt die interkulturelle Interaktion eine Herausforderung dar. Der Beitrag setzt sich mit der Thematik interkultureller Sozialer Arbeit mit Geflüchteten aus einer soziologischen Perspektive auseinander. Aufbauend auf die Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit von Peter L. Berger und Thomas Luckmann (1966) sowie soziologischen Ansätzen der Fremdheit und der Stigmatisierung werden unterschiedliche theoretische Aspekte der Arbeit mit vermeintlich ›Fremden‹ beleuchtet um anschließend deren Implikationen für die Migrationsarbeit und im besonderen für die Arbeit mit Geflüchteten aufzuzeigen.
Uploads
Papers by Max Gropper