Gegenstände mit mindestens einer durch eine Membran abgedeckten Öffnung und Verfahren zu ihrer Herstellung
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Gegenstand mit mindestens einer Öffnung, durch die ein Luftstrom geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die betreffende Öffnung auf der Sichtseite mit einer optisch ansprechenden luftdurchlässigen oder atmungsaktiven Membran abgedeckt ist, die der Gasstrom passiert, wobei die Membran mindestens zwei Schichten umfasst, von denen eine mindestens ein Polyurethan um- fasst und mit einer Musterung versehen ist.
Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von erfindungsgemäßen Gegenständen.
Zahlreiche Gegenstände weisen Öffnungen auf, durch die ein Luftstrom geleitet wird. Beispielhaft seien Klimaanlagen, Heizungen, insbesondere in Fahrzeugen, und Gebläse genannt. Die Öffnungen sehen in den meisten Fällen nicht ästhetisch aus. Außerdem wird in den meisten Fällen ein starker Luftstrom in den betreffenden Raum hinein- geblasen, was von den Menschen als unangenehm („Zug") empfunden wird. Im schlimmsten Falle können Erkrankungen wie beispielsweise Bindehautentzündungen, steife Muskulatur, insbesondere ein „steifer Nacken", oder Rheumatismus die Folge sein.
Bisher vorgeschlagene Lösungen, beispielsweise den Luftstrom durch einen offenzelli- gen Schaumstoff zu leiten, haben weder das Problem der Ästhetik noch den des Zugs erfolgreich lösen können.
Es bestand daher die Aufgabe, Gegenstände mit mindestens einer Öffnung bereit zu stellen, durch die ein Luftstrom geleitet wird, die ein gefälliges Aussehen verbinden mit der Eigenschaft, dass der Luftstrom nicht direkt auf Menschen geleitet und deshalb als unangenehm empfunden wird.
Dementsprechend wurden die eingangs definierten Gegenstände gefunden.
Erfindungsgemäße Gegenstände können beliebige Materialien umfassen, beispielsweise Holz, Stein, Beton, Glas, Metall, Kunststoff, insbesondere Thermoplasten und Duroplasten.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei erfindungsgemäßem Gegenstand um einen Bestandteil eines Fahrzeugs. Vorzugsweise handelt es sich bei erfindungsgemäßem Gegenstand um ein Formteil, beispielsweise eine Ka-
bineninnenverkleidung von Schiffen oder Flugzeugen, Armaturenbretter eines Kraftfahrzeugs, Flugzeugs, Zuges oder Wasserfahrzeugs, weiterhin Mittelkonsolen oder Seitenholme von Kraftfahrzeugen. Dabei sind unter Kraftfahrzeugen Lastkraftwagen, Busse und insbesondere Personenkraftfahrzeuge beispielhaft zu nennen.
In einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind erfindungsgemäße Gegenstände gewählt aus Innenteilen von Gebäuden, insbesondere aus Wänden und Wandverkleidungen.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst erfindungsgemäßer Gegenstand eine Klimaanlage, eine Heizung oder ein Gebläse. Dabei ist die Art von Klimaanlage, Heizung oder Gebläse unerheblich.
Bei der mindestens einen Öffnung kann es sich um Öffnungen von beliebiger Größe und Form handeln. Geeignet sind kreisförmige, rechteckige, trapezförmige, als Parallelogramm ausgebildete, rhombische und schlitzförmige Öffnungen, aber auch ellipsen- förmige oder unregelmäßig geformte Öffnungen. Der Durchmesser kann beliebig sein, bevorzugt liegt er im Bereich von 1 mm bis 10 cm.
Durch die Öffnung wird ein Luftstrom geleitet, und zwar dauerhaft oder vorzugsweise temporär. Der Luftstrom kann nicht temperiert oder vorzugsweise temperiert sein, beispielsweise kann es sich um Warmluft oder gekühlte Luft handeln.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann der Luftstrom Feuchtigkeit oder einen oder mehrere Duftstoffe enthalten.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei dem Luftstrom um getrocknete Luft.
Mindestens eine Öffnung von erfindungsgemäßem Gegenstand ist auf der Sichtseite mit einer optisch ansprechenden luftdurchlässigen oder atmungsaktiven Membran abgedeckt.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist die Öffnung oder sind die Öff- nungen so mit der Membran sind, dass sie - von der Sichtseite betrachtet - nicht als Öffnung erkennbar ist bzw. sind.
Unter abgedeckt wird im Sinne der vorliegenden Erfindung verstanden, dass die Membran teilweise oder vorzugsweise vollständig über die Öffnung(en) platziert ist, so dass die betreffende Öffnung als solche dem Auge des Betrachters zumindest teilweise, vorzugsweise aber vollständig entzogen ist. Die Membran kann vorzugsweise mit dem erfindungsgemäßen Gegenstand durch Befestigungstechniken verbunden sein,
insbesondere durch Kleben, Nadeln oder Tackern, ganz besonders bevorzugt durch Verkleben.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist erfindungsgemäßer Ge- genstand mehrere Öffnungen auf, durch die jeweils ein Luftstrom geleitet wird, und mindestens eine oder vorzugsweise alle diese Öffnungen sind mit einer optisch ansprechenden luftdurchlässigen oder atmungsaktiven Membran abgedeckt.
In einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist erfindungsgemä- ßer Gegenstand mehrere Öffnungen auf, durch die jeweils ein Luftstrom geleitet wird, und mindestens eine oder mehrere Öffnungen sind mit einer optisch ansprechenden luftdurchlässigen oder atmungsaktiven Membran abgedeckt, mindestens eine Öffnung jedoch nicht.
Unter Sichtseite von erfindungsgemäßem Gegenstand ist die Seite zu verstehen, die der Betrachter bei bestimmungsgemäßer Verwendung des erfindungsgemäßen Gegenstands üblicherweise sieht.
Optisch ansprechend kann eine gemusterte oder nicht gemusterte, farbige oder nicht farbige Oberfläche sein.
In einer besonderen Ausführungsform enthält die Oberfläche von erfindungsgemäßen Gegenständen weiterhin Logos, Namens- oder Schriftzüge.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Membran auf ihrer Sichtseite ein lederartiges Aussehen, bevorzugt das Aussehen eines Narbenleders oder eines Nubukleders auf.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Membran auf ihrer Sichtseite eine angenehme Haptik auf, beispielsweise eines Leders, insbesondere eines Nubukleders.
Die Membran ist atmungsaktiv, d.h. luftdurchlässig und/oder wasserdampfdurchlässig. Darunter ist zu verstehen, dass die Wasserdampfdurchlässigkeit der Membran über 1 ,5 mg/cm2-h liegt, gemessen nach DIN 53333.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung führt man die Wasserdampf- durchlässigkeitsmessung mit einem Luftdurchlässigkeitsmesssystem vom Typ APMS/D120R-1 der Firma IMAK GmbH, Ingolstadt, durch. Zum Zweck der Messung wird ein Substrat, beispielsweise ein zugerichtetes Leder, zwischen zwei Druckkammern eingespannt. Beide Kammern werden mit einem Überdruck beaufschlagt. Nach
Entlüften der einen Kammer wird die Zeit gemessen, die das System braucht, um sich innerhalb bestimmter Druckbereiche zu äquilibrieren.
Erfindungsgemäße Gegenstände benötigen z.B. weniger als 60 Sekunden, um bei einem Probendurchmesser von 120 mm eine Druckdifferenz von 0,5 bar auf 0,01 bar auszugleichen. Bevorzugt werden nur 10 Sekunden, ganz besonders nur 1 Sekunde.
Die Membran umfasst mindestens zwei Schichten, von denen mindestens eine ein Polyurethan umfasst und mit einer Musterung versehen ist. Diese Schicht wird im FoI- genden auch kurz als „Polyurethanschicht" bezeichnet.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Polyurethanschicht eine mittlere Dicke im Bereich von 15 bis 300 μm, bevorzugt von 20 bis 150 μm, besonders bevorzugt von 25 bis 80 μm auf.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Membran von erfindungsgemäßem Gegenstand zwei verschiedene Polyurethane auf: Polyurethan (PU 1 ) und Polyurethan (PU2) auf, von denen Polyurethan (PU 1 ) ein so genanntes weiches Polyurethan ist und mindestens ein hartes Polyurethan (PU2). Harte und weiche PoIy- urethane sind unten stehend beschrieben.
Die Membran kann beispielsweise zwei, drei oder vier Schichten umfassen. Durch die zusätzlichen Schichten darf die Luftdurchlässigkeit bzw. Atmungsaktivität nicht so weit beeinträchtigt werden, dass der Luftstrom nicht mehr die Membran passieren kann.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die Membran als eine der Schichten mindestens ein Trägermaterial. Das Trägermaterial bzw. die Trägermaterialien sind luftdurchlässig bzw. atmungsaktiv, die Schicht aus Polyurethan kann das Trägermaterial bzw. die Trägermaterialien vollständig oder partiell bedecken. Es ist auch denkbar, dass für den Fall, dass die Membran mindestens zwei Trägermaterialien umfasst, die Polyurethanschicht an einigen Stellen Trägermaterial 1 und an anderen Stellen Trägermaterial 2 bedeckt.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das Trägermaterial bzw. werden die Trägermaterialien unabhängig voneinander gewählt aus Leder, Spaltleder, Kunstleder, Lederfaserstoffe (Lefa, englisch „bonded leather"), cellulosehaltigen Materialien wie beispielsweise Papier, weiterhin Textil und offenzelligen Schaumstoffen.
Textil kann verschiedene Erscheinungsformen aufweisen. Geeignet sind beispielswei- se Gewebe, Filz, Gestricke (Strickwaren), Gewirke, Watten, Gelege und Mikrofaserge- webe, weiterhin Vliesstoffe (Non-wovens).
Textil kann gewählt werden aus Leinen, Schnüren, Seilen, Garnen oder Zwirnen. Textil kann natürlichen Ursprungs sein, beispielsweise Baumwolle, Wolle oder Flachs, oder synthetisch, beispielsweise Polyamid, Polyester, modifizierte Polyester, Polyestermischgewebe, Polyamidmischgewebe, Polyacrylnitril, Triacetat, Acetat, Polycarbonat, Polyolefine wie beispielsweise Polyethylen und Polypropylen, Polyvinylchlorid, weiterhin Polyestermikrofasern und Glasfasergewebe. Ganz besonders bevorzugt sind Polyester, Baumwolle und Polyolefine wie beispielsweise Polyethylen und Polypropylen sowie ausgewählte Mischgewebe, gewählt aus Baumwolle-Polyester-Mischgewebe, Polyolefin-Polyester-Mischgewebe und Polyolefin-Baumwolle-Mischgewebe.
Vorzugsweise handelt es sich bei Textil um Vliesstoffe, Gewebe, Gewirke oder Gestricke.
Textil kann unbehandelt sein oder behandelt, beispielsweise gebleicht oder gefärbt. Vorzugsweise ist Textil auf nur einer Seite beschichtet oder nicht beschichtet.
Textil kann ausgerüstet sein, insbesondere kann Textil pflegeleicht und/oder flammfest ausgerüstet sein.
Textil kann ein Flächengewicht im Bereich von 10 bis 500 g/m2 aufweisen, bevorzugt sind 50 bis 300 g/cm2.
Bei cellulosehaltigem Material kann es sich um verschiedene Arten von cellulosehalti- gen Materialien handeln. Dabei schließt im Rahmen der vorliegenden Erfindung der Begriff Cellulose auch Hemicellulose und Lignocellulose mit ein.
Vorzugsweise kann es sich bei cellulosehaltigem Material um Pappe, Kartonagen, Zellstoff oder insbesondere Papier handeln. Papier im Sinne der vorliegenden Anmeldung kann unbeschichtet oder vorzugsweise beschichtet oder nach an sich bekannten Methoden ausgerüstet sein. Insbesondere kann es sich bei Papier um gebleichtes Papier handeln. Papier kann ein oder mehrere Pigmente enthalten, beispielsweise Kreide, Kaolin oder TiÜ2, und Papier, Pappe oder Kartonagen können ungefärbt (naturfarben) oder farbig sein. Papier, Pappe und Kartonagen im Sinne der vorliegenden Anmeldungen können unbedruckt oder bedruckt sein.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei Papier um Kraftpapier.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann es sich bei Papier um mit Polyacrylat-Dispersion ausgerüstetes Papier handeln.
Der Begriff Leder umfasst im Rahmen der vorliegenden Erfindung gegerbte Tierhäute, die zugerichtet oder vorzugsweise nicht zugerichtet sein können. Das Gerben kann nach verschiedensten Methoden erfolgen, beispielsweise mit Chromgerbstoffen, anderen mineralischen Gerbstoffen wie beispielsweise Aluminiumverbindungen oder Zir- konverbindungen, mit Polymergerbstoffen, beispielsweise Homo- oder Copolymeren der (Meth)acrylsäure, mit Aldehyden, insbesondere mit Glutardialdehyd, mit synthetischen Gerbstoffen wie beispielsweise Kondensationsprodukten von aromatischen SuI- fonsäuren mit Aldehyden, insbesondere mit Formaldehyd, oder mit anderen Carbonyl- gruppen-haltigen Verbindungen wie beispielsweise Kondensationsprodukten von aro- matischen Sulfonsäuren mit Harnstoff. Weitere geeignete Leder sind solche, die mit vegetabilen Gerbstoffen und/oder enzymatisch gegerbt sind. Auch Leder, die mit einer Mischung aus zwei oder mehr der vorstehend genannten Gerbstoffe gegerbt sind, sind geeignet.
Leder im Sinne der vorliegenden Erfindung kann weiterhin einen oder mehrere der an sich bekannten Arbeitsschritte durchlaufen haben, beispielsweise Hydrophobieren, Fetten, Nachgerben und Färben.
Leder kann beispielsweise aus Häuten von Rindern, Schweinen, Ziegen, Schafen, Fi- sehen, Schlangen, Wildtieren oder Vögeln hergestellt sein.
Leder kann eine Dicke im Bereich von 0,2 bis 2 mm aufweisen. Vorzugsweise handelt es sich um Narbenleder. Leder kann frei von Rohhautfehlern sein, aber auch solches Leder, das Rohhautfehler aufweist, die beispielsweise von Verletzungen durch Sta- cheldraht, Kämpfen zwischen Tieren oder Insektenstiche herrühren, ist geeignet.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei Leder um Spalt bzw. Spaltleder.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei Leder um Veloursleder bzw. Spaltvelours.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei Träger um Kunstleder. Unter Kunstleder werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch Vorstufen für Kunstleder mit umfasst, und zwar solche, bei denen die oberste Schicht, das heißt eine oder die Deckschicht, fehlt. Bei Kunstleder handelt es sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung um mit Kunststoff beschichtete vorzugsweise textile Flächengebilde mit oder ohne Deckschicht, wobei die Deckschicht, so sie vorhanden ist, ein lederähnliches Aussehen hat. Beispiele für Kunstleder sind Gewebekunstleder, Vlieskunstleder, Faserkunstleder, Folienkunstleder und Schaumkunstleder. Auch Erzeugnisse mit zwei Deckschichten wie beispielsweise Vlieskunstleder fallen unter den Begriff Kunstleder. Besonders bevorzugte Kunstleder sind atmungsaktive Kunstleder
auf Polyurethanbasis, wie sie z.B. beschrieben sind in Harro Träubel, New Materials Permeable to Water Vapor, Springer Verlag 1999. Weiterhin bevorzugt sind Trägermaterialien, bei denen ein offenzelliger Polyurethanschaum auf einen textilen Träger aufgebracht wird, z.B. als Schlagschaum oder durch direkte Hinterschäumung.
Beispiele für offenzellige Schaumstoffe sind Polyurethane und Aminoplastschaumstoffe, insbesondere Melaminschaumstoffe. Dabei wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung unter „offenzellig" verstanden, dass in den betreffenden Schaumstoffen mindestens 50% aller Lamellen offen sind, bevorzugt 60 bis 100% und besonders bevor- zugt 65 bis 99,9%, bestimmt nach DIN ISO 4590.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung beruht die Luftdurchlässigkeit bzw. Atmungsaktivität der Polyurethanschicht der Membran weitgehend oder im Wesentlichen auf Poren, die über die gesamte Dicke der Polyurethanschicht gehen.
Die Poren können beispielsweise als Kapillaren ausgebildet sein. In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist Polyurethanschicht im Mittel mindestens 100, bevorzugt mindestens 250 Kapillaren pro 100 cm2 auf.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weisen die Kapillaren einen mittleren Durchmesser im Bereich von 0,005 bis 0,05 mm, bevorzugt 0,009 bis 0,03 mm auf.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind die Kapillaren gleichmäßig über die Polyurethanschicht verteilt. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind die Kapillaren jedoch ungleichmäßig über die Polyurethanschicht verteilt.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind die Kapillaren im Wesentli- chen gebogen. In einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weisen die Kapillaren einen im Wesentlichen gradlinigen Verlauf auf.
Die Kapillaren verleihen der Polyurethanschicht eine Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit, ohne dass eine Perforierung erforderlich wäre.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind Polyurethanschicht und Trägermaterial miteinander durch mindestens eine Verbindungsschicht verknüpft, die vollflächig oder nur partiell Polyurethanschicht und Trägermaterial miteinander verbindet, beispielsweise verklebt. Durch die Verbindungsschicht darf dabei die Luftdurchlässig- keit bzw. Atmungsaktivität nicht beeinträchtigt werden. So ist es beispielsweise möglich, eine Verbindungsschicht dadurch zu erzeugen, dass man einen Klebstoff auf die jeweilige Rückseite von Polyurethanschicht und/oder Trägermaterial in Form von Mus-
tern oder sehr dünnen Filmen aufbringt und danach Polyurethanschicht und Trägermaterial aufeinander platziert, beispielsweise presst.
Bei Verbindungsschicht kann es sich um eine durchbrochene, das heißt nicht vollflä- chig ausgeprägte, Schicht handeln, vorzugsweise eines gehärteten organischen Klebstoffs.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei Verbindungsschicht um eine punktförmig, streifenförmig oder gitterförmig, beispielsweise in Form von Rauten, Rechtecken, Quadraten oder einer Bienenwabenstruktur aufgebrachte Schicht. Dann kommt Polyurethanschicht mit dem Trägermaterial an den Lücken der Verbindungsschicht in Berührung.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei mindestens einer Verbindungsschicht um eine Schicht eines gehärteten organischen Klebstoffs, beispielsweise auf Basis von Polyvinylacetat, Polyacrylat oder insbesondere Polyurethan, vorzugsweise von Polyurethanen mit einer Glastemperatur unter 00C.
Dabei kann die Härtung des organischen Klebstoffs beispielsweise thermisch, durch aktinische Strahlung oder durch Altern erfolgt sein.
In einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei mindestens einer Verbindungsschicht um ein Klebenetz.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Verbindungsschicht eine maximale Dicke von 100 μm, bevorzugt 50 μm, besonders bevorzugt 30 μm, ganz besonders bevorzugt 15 μm auf.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann die Verbindungsschicht Mikrohohlkugeln enthalten. Unter Mikrohohlkugeln sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung kugelförmige Partikel mit einem mittleren Durchmesser im Bereich von 5 bis 20 μm aus polymerem Material, insbesondre aus halogeniertem Polymer wie beispielsweise Polyvinylchlorid oder Polyvinylidenchlorid oder Copolymer von Vinylchlorid mit Vinylidenchlorid, zu verstehen. Mikrohohlkugeln können leer sein oder vorzugsweise gefüllt mit einer Substanz, deren Siedepunkt geringfügig tiefer liegt als die Zimmertemperatur, beispielsweise mit n-Butan und insbesondere mit Isobutan.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann die Polyurethanschicht mit dem Trägermaterial über mindestens zwei Verbindungsschichten verbunden sein, die eine gleiche oder unterschiedliche Zusammensetzung aufweisen. So kann die eine Verbindungsschicht ein Pigment enthalten und die andere Verbindungsschicht pigmentfrei sein.
In einer Variante kann die eine Verbindungsschicht Mikrohohlkugeln enthalten und die andere Verbindungsschicht nicht.
In einer besonderen Ausführungsform ist die Polyurethanschicht mit dem Trägermaterial ohne eine Verbindungsschicht verbunden.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erzeugt man die Musterung auf der Polyurethanschicht durch ein Beschichtungsverfahren, insbesondere durch ein Umkehrbeschichtungsverfahren.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erzeugt man die Musterung auf der Polyurethanschicht mit Hilfe einer Matrize. Beispielsweise kann man so vorgehen, dass man - beispielsweise durch Abformen - eine Matrize mit einer Negativvariante des gewünschten Musters herstellt, auf diese eine vorzugsweise wässrige Dispersion oder Emulsion von Polyurethan aufbringt, das Wasser entfernt, vorzugsweise verdampft, und danach den so gebildeten Polyurethanfilm mit dem Trägermaterial verbindet. Man erhält die Membran mit der gewünschten Musterung.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung entspricht die Musterung der Polyurethanschicht der Musterung eines Leders oder einer Holzoberfläche. In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann die Musterung ein Nubukleder wiedergeben.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Polyurethanschicht eine samtartige Erscheinung auf.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann die Musterung einer Samtoberfläche entsprechen, beispielsweise mit Härchen mit einer mittleren Länge von 20 bis 500 μm, bevorzugt 30 bis 200 μm und besonders bevorzugt 60 bis 100 μm. Die Härchen können beispielsweise einen kreisförmigen Durchmesser aufweisen. In einer besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung haben die Härchen eine kegelförmige Form.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Polyurethanschicht
Härchen auf, die in einem mittleren Abstand von 50 bis 350, bevorzugt 100 bis 250 μm zueinander angeordnet sind. Für den Fall, dass die Polyurethanschicht Härchen aufweist, beziehen sich die Angaben über die mittlere Dicke auf die Polyurethanschicht ohne die Härchen.
In vielen Fällen - beispielsweise wenn die Polyurethanschicht eine samtartige Erscheinung aufweist - ist sie außerdem von einer sehr angenehmen Haptik.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von erfindungsgemäßen Gegenständen, im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch als erfindungsgemäßes Herstellungsverfahren bezeichnet. In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren die folgenden Schritte:
(A) Herstellung einer porösen Membran, die eine Musterung aufweist, mit Hilfe einer
Matrize, (B) Fixierung der Membran auf einem Trägermaterial und
(C) Abdecken von mindestens einer Öffnung des Gegenstands.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens bringt man zum Fixieren in Schritt (b) mindestens eine Verbindungsschicht auf die Membran und/oder das Trägermaterial auf.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens geht man so vor, dass man mit Hilfe einer Matrize eine Polyurethanschicht bildet, mindestens einen organischen Klebstoff vollflächig oder partiell auf Trägermaterial und/oder auf die PoIy- urethanschicht aufbringt und dann die Polyurethanschicht mit Trägermaterial punktförmig, streifenartig oder flächig verbindet.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung stellt man auf einem Trägermaterial fixierte poröse Membran durch ein Beschichtungsverfahren her, indem man zu- nächst einen Polyurethanfilm bereitstellt, mindestens ein Trägermaterial oder den Polyurethanfilm oder beides auf je einer Fläche teilweise, beispielsweise musterförmig, mit organischem Klebstoff bestreicht und dann die beiden Flächen miteinander in Kontakt bringt. Danach kann man noch das so erhältliche System aneinanderpressen oder thermisch behandeln oder unter Erwärmen aneinanderpressen.
In einer besonderen Ausführungsform wird eine Polyurethanschicht auf einer Matrize hergestellt und diese dann direkt mit einem Trägermaterial in Kontakt gebracht. Beispielsweise kann man Polyurethanschicht direkt mit einem Weichschaum hinterspritzen oder einen Schlagschaum aufrakeln.
Der Polyurethanfilm bildet die spätere Polyurethanschicht der Membran. Den Polyurethanfilm kann man wie folgt herstellen.
Man bringt eine wässrige Polyurethan-Dispersion auf eine Matrize auf, die vorgewärmt ist, lässt das Wasser verdunsten und überführt danach den sich so bildenden Polyurethanfilm auf das betreffende Trägermaterial.
Das Aufbringen von wässriger Polyurethan-Dispersion auf die Matrize kann nach an sich bekannten Methoden erfolgen, insbesondere durch Aufsprühen, beispielsweise mit einer Sprühpistole.
Die Matrize kann eine Musterung, auch Strukturierung genannt, aufweisen, die man beispielsweise durch Lasergravur erzeugt oder durch Abformen.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung stellt man eine Matrize bereit, die eine elastomere Schicht oder einen Schichtverbund aufweist, umfassend eine elasto- mere Schicht auf einem Träger, wobei die elastomere Schicht ein Bindemittel sowie gegebenenfalls weitere Zusatz- und Hilfsstoffe umfasst. Die Bereitstellung einer Matrize kann dann die folgenden Schritte umfassen:
1 ) Aufbringen eines flüssigen Bindemittels, das gegebenenfalls Zusatz- und/oder Hilfsstoffe enthält, auf eine gemusterte Oberfläche, beispielsweise eine andere
Matrize oder ein Originalmuster,
2) Aushärten des Bindemittels, beispielsweise durch thermisches Aushärten, Strahlungshärtung oder durch Alternlassen,
3) Trennen der so erhältlichen Matrize und gegebenenfalls Aufbringen auf einen Träger, beispielsweise eine Metallplatte oder einen Metalizylinder.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung geht man so vor, dass man ein flüssiges Silikon auf ein Muster aufgibt, das Silikon altern und somit aushärten lässt und dann abzieht. Die Silikonfolie wird dann auf einem Aluträger geklebt.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung stellt man eine Matrize bereit, die eine lasergravierbare Schicht oder einen Schichtverbund aufweist, um- fassend eine lasergravierbare Schicht auf einem Träger, wobei die lasergravierbare Schicht ein Bindemittel sowie gegebenenfalls weitere Zusatz- und Hilfsstoffe umfasst. Die lasergravierbare Schicht ist vorzugsweise außerdem elastomer.
In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die Bereitstellung einer Matrize die fol- genden Schritte:
1 ) Bereitstellen einer lasergravierbaren Schicht oder eines Schichtverbunds, umfassend eine lasergravierbare Schicht auf einem Träger, wobei die lasergravierbare Schicht ein Bindemittel sowie vorzugsweise Zusatz- und Hilfsstoffe umfasst,
2) thermochemische, photochemische oder aktinische Verstärkung der lasergravierbaren Schicht,
3) Eingravieren einer der Oberflächenstruktur der oberflächenstrukturierten Be- schichtung entsprechenden Oberflächenstruktur in die lasergravierbare Schicht mit einem Laser.
Die lasergravierbare Schicht, die vorzugsweise elastomer ist, oder der Schichtverbund können auf einem Träger vorliegen, vorzugsweise liegen sie auf einem Träger vor. Beispiele für geeignete Träger umfassen Gewebe und Folien aus Polyethylentere- phthalat (PET), Polyethylennaphthalat (PEN), Polybutylenterephthalat (PBT), Polyethy- len, Polypropylen, Polyamid oder Polycarbonat, bevorzugt PET- oder PEN-Folien.
Ebenfalls als Träger geeignet sind Papiere und Gewirke, beispielsweise aus Cellulose. Als Träger können auch konische oder zylindrische Röhren aus den besagten Materialien, so genannte Sleeves, eingesetzt werden. Für Sleeves eignen sich auch Glasfasergewebe oder Verbundmaterialien aus Glasfasern und polymeren Werkstoffen. Wei- terhin geeignete Trägermaterialien sind metallische Träger wie beispielsweise massive oder gewebeförmige, flächige oder zylindrische Träger aus Aluminium, Stahl, magneti- sierbarem Federstahl oder anderen Eisenlegierungen.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann der Träger zur besseren Haftung der lasergravierbaren Schicht mit einer Haftschicht beschichtet sein. In einer anderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist keine Haftschicht erforderlich.
Die lasergravierbare Schicht umfasst mindestens ein Bindemittel, das ein Präpolymer sein kann, welches im Zuge einer thermochemischen Verstärkung zu einem Polymer reagiert. Geeignete Bindemittel kann man je nach den gewünschten Eigenschaften der lasergravierbaren Schicht bzw. der Matrize, beispielsweise im Hinblick auf Härte, Elastizität oder Flexibilität, auswählen. Geeignete Bindemittel lassen sich im Wesentlichen in 3 Gruppen einteilen, ohne dass die Bindemittel hierauf beschränkt sein sollen.
Die erste Gruppe umfasst solche Bindemittel, die über ethylenisch ungesättigte Gruppen verfügen. Die ethylenisch ungesättigten Gruppen sind photochemisch, thermo- chemisch, mittels Elektronenstrahlen oder mit einer beliebigen Kombination dieser Prozesse vernetzbar. Zusätzlich kann eine mechanische Verstärkung mittels Füllstoffen vorgenommen werden. Derartige Bindemittel sind beispielsweise solche, die 1 ,3-Dien-Monomere wie Isopren oder 1 ,3-Butadien einpolymerisiert enthalten. Die e- thylenisch ungesättigte Gruppe kann dabei einmal als Kettenbaustein des Polymeren fungieren (1 ,4-Einbau), oder sie kann als Seitengruppe (1 ,2-Einbau) an die Polymerkette gebunden sein. Als Beispiele seien Naturkautschuk, Polybutadien, Polyisopren, Styrol-Butadien-Kautschuk, Nitril-Butadien-Kautschuk, Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) Copolymer, Butyl-Kautschuk, Styrol-Isopren-Kautschuk, Polychloropren, Polynorbor- nen-Kautschuk, Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) oder Polyurethan-Elastomere mit ethylenisch ungesättigten Gruppen genannt.
Weitere Beispiele umfassen thermoplastisch elastomere Blockcopolymere aus Alkenyl- aromaten und 1 ,3-Dienen. Bei den Blockcopolymeren kann es sich sowohl um lineare Blockcopolymere oder auch um radiale Blockcopolymere handeln. Üblicherweise han- delt es sich um Dreiblockcopolymere vom A-B-A-Typ, es kann sich aber auch um Zweiblockpolymere vom A-B-Typ handeln, oder um solche mit mehreren alternierenden elastomeren und thermoplastischen Blöcken, z.B. A-B-A-B-A. Es können auch Gemische zweier oder mehrerer unterschiedlicher Blockcopolymere eingesetzt werden. Handelsübliche Dreiblockcopolymere enthalten häufig gewisse Anteile an Zwei- blockcopolymeren. Dien-Einheiten können 1 ,2- oder 1 ,4-verknüpft sein. Es können sowohl Blockcopolymere vom Styrol-Butadien wie vom Styrol-Isopren-Typ eingesetzt werden. Sie sind beispielsweise unter dem Namen Kraton® im Handel erhältlich. Weiterhin einsetzbar sind auch thermoplastisch elastomere Blockcopolymere mit Endblöcken aus Styrol und einem statistischen Styrol-Butadien-Mittelblock, die unter dem Namen Styroflex® erhältlich sind.
Weitere Beispiele von Bindemitteln mit ethylenisch ungesättigten Gruppen umfassen modifizierte Bindemittel, bei denen vernetzbare Gruppen durch Pfropfungsreaktionen in das polymere Molekül eingeführt werden.
Die zweite Gruppe umfasst solche Bindemittel, die über funktionelle Gruppen verfügen. Die funktionellen Gruppen sind thermochemisch, mittels Elektronenstrahlen, photochemisch oder mit einer beliebigen Kombination dieser Prozesse vernetzbar. Zusätzlich kann eine mechanische Verstärkung mittels Füllstoffen vorgenommen werden. Beispiele geeigneter funktioneller Gruppen umfassen -Si(HR1)O-, -Si(R1R2)O-, -OH, -NH2, -NHR1, -COOH, -COOR1, -COHN2, -0-C(O)NHR1, -SO3H oder -CO-. Beispiele von Bindemitteln umfassen Silikonelastomere, Acrylat-Kautschuke, Ethylen-Acrylat- Kautschuke, Ethylen-Acrylsäure-Kautschuke oder Ethylen-Vinylacetat-Kautschuke sowie deren teilweise hydrolysierte Derivate, thermoplastisch elastomere Polyurethane, sulfonierte Polyethylene oder thermoplatisch elastomere Polyester. Dabei sind R1 und - so vorhanden - R2 verschieden oder vorzugsweise gleich und gewählt aus organischen Gruppen und insbesondere Ci-Cβ-Alkyl.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann man Bindemittel einsetzen, die sowohl über ethylenisch ungesättigte Gruppen als auch über funktionelle Gruppen verfügen. Beispiele umfassen additionsvernetzende Silikonelastomere mit funktionellen und ethylenisch ungesättigten Gruppen, Copolymere von Butadien mit (Meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure oder Acrylnitril, sowie weiterhin Copolymere bzw. Blockcopolymere von Butadien oder Isopren mit funktionelle Gruppen aufweisenden Styrolderivaten, beispielsweise Blockcopolymere aus Butadien und 4-Hydroxystyrol.
Die dritte Gruppe von Bindemitteln umfasst solche, die weder über ethylenisch ungesättigte Gruppen noch über funktionelle Gruppen verfügen. Zu nennen sind hier beispielsweise Polyolefine oder Ethylen/Propylen-Elastomere oder durch Hydrierung von Dien-Einheiten erhaltene Produkte, wie beispielsweise SEBS-Kautschuke.
Polymerschichten, die Bindemittel ohne ethylenisch ungesättigte oder funktionelle Gruppen enthalten, müssen in der Regel mechanisch, mit Hilfe energiereicher Strahlung oder einer Kombination daraus verstärkt werden, um eine optimal scharfkantige Strukturierbarkeit mittels Laser zu ermöglichen.
Man kann auch Gemische zweier oder mehrerer Bindemittel einsetzen, wobei es sich dabei sowohl um Bindemittel aus jeweils nur einer der geschilderten Gruppen handeln kann oder um Gemische von Bindemitteln aus zwei oder allen drei Gruppen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind nur insofern beschränkt, als die Eignung der Polymer- schicht für den Laserstrukturierungsprozess und den Abformvorgang nicht negativ be- einflusst werden darf. Vorteilhaft kann beispielsweise ein Gemisch von mindestens einem elastomeren Bindemittel, welches keine funktionellen Gruppen aufweist, mit mindestens einem weiteren Bindemittel, welches funktionelle Gruppen oder ethylenisch ungesättigte Gruppen aufweist, eingesetzt werden.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung beträgt der Anteil des oder der Bindemittel in der elastomeren Schicht bzw. der betreffenden lasergravierbaren Schicht 30 Gew.-% bis 99 Gew.-% bezüglich der Summe aller Bestandteile der betreffenden elastomeren Schicht bzw. der betreffenden lasergravierbaren Schicht, bevorzugt 40 bis 95 Gew.-%, und ganz besonders bevorzugt 50 bis 90 Gew.-%.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung bildet man Polyurethanschicht (C) mit Hilfe einer Silikonmatrize. Unter Silikonmatrizen werden im Rahmen der vorliegenden solche Matrizen verstanden, zu deren Herstellung mindestens ein Bindemittel eingesetzt wird, das mindestens eine, bevorzugt mindestens drei O-Si(R1R2)-O-Grup- pen pro Molekül aufweist, wobei die Variablen wie vorstehend definiert sind.
Optional kann die elastomere Schicht bzw. lasergravierbare Schicht reaktive niedermolekulare oder oligomere Verbindungen umfassen. Oligomere Verbindungen weisen im Allgemeinen ein Molekulargewicht von nicht mehr als 20.000 g/mol auf. Reaktive niedermolekulare und oligomere Verbindungen sollen im Folgenden der Einfachheit halber als Monomere bezeichnet werden.
Monomere können einerseits zugesetzt werden, um die Geschwindigkeit der fotochemischen oder thermochemischen Vernetzung oder der Vernetzung mittels energierei- eher Strahlung zu erhöhen, sofern dies gewünscht wird. Bei Verwendung von Bindemitteln aus der ersten und zweiten Gruppe ist der Zusatz von Monomeren zur Beschleunigung im Allgemeinen nicht zwingend notwendig. Bei Bindemitteln aus der drit-
ten Gruppe ist der Zusatz von Monomeren im Regelfalle empfehlenswert, ohne dass dies zwingend in jedem Falle notwendig wäre.
Unabhängig von der Frage der Vernetzungsgeschwindigkeit können Monomere auch zur Steuerung der Vernetzungsdichte eingesetzt werden. Je nach Art und Menge der zugesetzten niedermolekularen Verbindungen werden weitere oder engere Netzwerke erhalten. Als Monomere können einerseits bekannte ethylenisch ungesättigte Monomere eingesetzt werden. Die Monomeren sollen mit den Bindemitteln im Wesentlichen verträglich sein und mindestens eine fotochemisch oder thermochemisch reaktive Gruppe aufweisen. Sie sollten nicht leichtflüchtig sein. Bevorzugt beträgt der Siedepunkt von geeigneten Monomeren mindestens 1500C. Besonders geeignet sind Amide der Acrylsäure oder Methacrylsäure mit mono- oder polyfunktionellen Alkoholen, Aminen, Aminoalkoholen oder Hydroxyethern und -estern, Styrol oder substituierte Styrole, Ester der Fumar- oder Maleinsäure oder Allylverbindungen. Beispiele umfassen n-Bu- tylacrylat, 2-Ethylhexylacrylat, Laurylacrylat, 1 ,4-Butandioldi(meth)acrylat, 1 ,6-Hexan- dioldiacrylat, 1 ,6-Hexandioldimethacrylat, 1 ,9-Nonandioldiacrylat, Trimethylolpropantri- methacrylat, Trimethylolpropantriacrylat, Dipropylenglykoldiacrylat, Tripropylenglykoldi- acrylat, Dioctylfumarat, N-Dodecylmaleimid und Triallylisocyanurat.
Insbesondere für die thermochemische Verstärkung geeignete Monomere umfassen reaktive niedermolekulare Silikone wie beispielsweise zyklische Siloxane, Si-H-funk- tionelle Siloxane, Siloxane mit Alkoxy- oder Estergruppen, schwefelhaltige Siloxane und Silane, Dialkohole wie beispielsweise 1 ,4-Butandiol, 1 ,6-Hexandiol, 1 ,8-Octandiol, 1 ,9-Nonandiol, Diamine wie beispielsweise 1 ,6-Hexandiamin, 1 ,8-Octandiamin, Amino- alkohole wie beispielsweise Ethanolamin, Diethanolamin, Butylethanolamin, Dicarbon- säuren wie beispielsweise 1 ,6-Hexandicarbonsäure, Terephthalsäure, Maleinsäure oder Fumarsäure.
Es können auch Monomere eingesetzt werden, die sowohl ethylenisch ungesättigte Gruppen wie funktionelle Gruppen aufweisen. Als Beispiele seinen ω-Hydroxy- alkyl(meth)acrylate genannt, wie beispielsweise Ethylenglykolmono(meth)acrylat, 1 ,4-Butandiolmono(meth)acrylat oder 1 ,6-Hexandiolmono(meth)acrylat.
Selbstverständlich können auch Gemische verschiedener Monomerer eingesetzt wer- den, vorausgesetzt die Eigenschaften der elastomeren Schicht werden durch die Mischung nicht negativ beeinflusst. Im Regelfalle beträgt die Menge zugesetzter Monomere 0 bis 40 Gew.-% bezüglich der Menge aller Bestandteile der elastomeren Schicht bzw. der betreffenden lasergravierbaren Schicht, bevorzugt 1 bis 20 Gew.-%.
In einer Ausführungsform kann man ein oder mehrere Monomere mit einem oder mehreren Katalysatoren einsetzen. So ist es möglich, Silikonmatrizen durch Zugabe von einer oder mehrerer Säuren oder durch Organozinnverbindungen den Schritt 2) der
Bereitstellung der Matrize zu beschleunigen. Geeignete Organozinnverbindungen können sein: Di-n-butylzinndilaureat, Di-n-butylzinndiactanoat, Di-n-butylzinndi-2-ethyl- hexanoat, Di-n-octylzinndi-2-ethylhexanoat und Di-n-butylbis(i-oxoneodecyloxy)- stannan.
Die elastomere Schicht bzw. die lasergravierbare Schicht kann weiterhin Zusatz- und Hilfsstoffe wie beispielsweise IR-Absorber, Farbstoffe, Dispergierhilfsmittel, Antistatika, Weichmacher oder abrasive Partikel umfassen. Die Menge derartiger Zusatz- und Hilfsstoffe sollte im Regelfalle 30 Gew.-% bezüglich der Menge aller Komponenten der elastomeren Schicht bzw. der betreffenden lasergravierbaren Schicht nicht überschreiten.
Die elastomere Schicht bzw. die lasergravierbare Schicht kann aus mehreren Einzelschichten aufgebaut werden. Diese Einzelschichten können von gleicher, in etwa glei- eher oder von unterschiedlicher stofflicher Zusammensetzung sein. Die Dicke der lasergravierbaren Schicht bzw. aller Einzelschichten zusammen beträgt im Regelfalle zwischen 0,1 und 10 mm, bevorzugt 0,5 bis 3 mm. Die Dicke kann man abhängig von anwendungstechnischen und maschinentechnischen Prozessparametern des Lasergravurvorgangs und des Abformvorgangs geeignet auswählen.
Die elastomere Schicht bzw. die lasergravierbare Schicht kann optional weiterhin eine Oberschicht mit einer Dicke von nicht mehr als 300 μm aufweisen. Die Zusammensetzung einer solchen Oberschicht kann man im Hinblick auf optimale Gravierbarkeit und mechanische Stabilität auswählen, während die Zusammensetzung der darunter Ne- genden Schicht im Hinblick auf optimale Härte oder Elastizität ausgewählt wird.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist die Oberschicht selbst laser- gravierbar oder im Zuge der Lasergravur zusammen mit der darunter liegenden Schicht entfernbar. Die Oberschicht umfasst mindestens ein Bindemittel. Sie kann wei- terhin einen Absorber für Laserstrahlung oder auch Monomere oder Hilfsmittel umfassen.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei Silikonmatrizen um eine mit Hilfe von Lasergravur strukturierte Silikonmatrize.
Von ganz besonderem Vorteil werden für das erfindungsgemäße Verfahren thermoplastisch elastomere Bindemittel oder Silikonelastomere eingesetzt. Bei Verwendung thermoplastisch elastomerer Bindemittel erfolgt die Herstellung bevorzugt durch Extrudieren zwischen eine Trägerfolie und eine Deckfolie oder ein Deckelement gefolgt von Kalandrieren, wie beispielsweise für Flexodruckelemente in EP-A 0 084 851 offenbart. Auf diese Art und Weise lassen sich auch dickere Schichten in einem einzigen Arbeits-
gang herstellen. Mehrschichtige Elemente können mittels Coextrusion hergestellt werden.
Wünscht man die Matrize mit Hilfe von Lasergravur zu strukturieren, so ist es bevor- zugt, die lasergravierbare Schicht vor der Lasergravur durch Erwärmen (thermoche- misch), durch Bestrahlen mit UV-Licht (photochemisch) oder durch Bestrahlen mit e- nergiereicher Strahlung (aktinisch) oder einer beliebigen Kombination davon zu verstärken.
Anschließend wird die lasergravierbare Schicht oder der Schichtverbund auf einen zylindrischen (temporären) Träger, beispielsweise aus Kunststoff, glasfaserverstärktem Kunststoff, Metall oder Schaum, beispielsweise mittels Klebeband, Unterdruck, Klemmvorrichtungen oder Magnetkraft, aufgebracht und wie oben beschrieben graviert. Alternativ kann auch die plane Schicht bzw. der Schichtverbund wie oben beschrieben gra- viert werden. Optional wird während des Lasergravurvorgangs die lasergravierbare Schicht mit einem Rundwascher oder einem Durchlaufwascher mit einem Reinigungsmittel zur Entfernung von Gravurrückständen gewaschen.
Auf die beschriebene Weise kann die Matrize als Negativmatrize oder als Positivmatri- ze hergestellt werden.
In einer ersten Variante weist die Matrize eine Negativ-Struktur auf, so dass die mit Trägermaterial verbindbare Beschichtung direkt durch Auftragen eines flüssigen Kunststoffmaterials auf die Oberfläche der Matrize und anschließender Verfestigung des Polyurethans erhalten werden kann.
In einer zweiten Variante weist die Matrize eine Positiv-Struktur auf, so dass zunächst eine Negativ-Matrize durch Abformung von der laserstrukturierten Positivmatrize hergestellt wird. Von dieser Negativ-Matrize kann die mit einem flächigen Träger verbind- bare Beschichtung anschließend durch Auftragen eines flüssigen Kunststoffmaterials auf die Oberfläche der Negativmatrize und anschließender Verfestigung des Kunststoffmaterials erhalten werden.
Vorzugsweise werden in die Matrize Strukturelemente mit Abmessungen im Bereich von 10 bis 500 μm eingraviert. Die Strukturelemente können als Erhebungen oder Vertiefungen ausgebildet sein. Vorzugsweise haben die Strukturelemente eine einfache geometrische Form und sind beispielsweise Kreise, Ellipsen, Quadraten, Rauten, Dreiecken und Sterne. Die Strukturelemente können ein regelmäßiges oder unregelmäßiges Raster bilden. Beispiele sind ein klassisches Punktraster oder ein stochastisches Raster, beispielsweise ein frequenzmoduliertes Raster.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung arbeitet man zur Strukturierung der Matrize mit Hilfe eines Lasers Näpfchen in die Matrize ein, die eine mittlere Tiefe im Bereich von 50 bis 250 μm aufweisen und einen Mittenabstand im Bereich von 50 bis 250 μm.
Beispielsweise kann man die Matrize so gravieren, dass sie „Näpfchen" (Vertiefungen) aufweist, welche einen Durchmesser im Bereich von 10 bis 500 μm an der Oberfläche der Matrize aufweisen. Vorzugsweise beträgt der Durchmesser an der Oberfläche der Matrize 20 bis 250 μm und besonders bevorzugt 30 bis 150 μm. Der Abstand der Näpf- chen kann beispielsweise 10 bis 500 μm, vorzugsweise 20 bis 200 μm, besonders bevorzugt bis 80 μm betragen.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die Matrize vorzugsweise neben einer Oberflächen-Grobstruktur noch eine Oberflächen-Feinstruktur auf. Sowohl Grob- als auch Feinstruktur können durch Lasergravur erzeugt werden. Die Feinstruktur kann beispielsweise eine Mikrorauhigkeit mit einer Rauhigkeitsamplitude im Bereich von 1 bis 30 μm und einer Rauhigkeitsfrequenz von 0,5 bis 30 μm sein. Bevorzugt liegen die Dimensionen der Mikrorauhigkeit im Bereich von 1 bis 20 μm, besonders bevorzugt 2 bis 15 μm und besonders bevorzugt 3 bis 10 μm.
Zur Lasergravur eigenen sich insbesondere IR-Laser. Es können aber auch Laser mit kürzeren Wellenlängen eingesetzt werden, vorausgesetzt der Laser weist eine ausreichende Intensität auf. Beispielsweise kann ein frequenzverdoppelter (532 nm) oder frequenzverdreifachter (355 nm) Nd-Y AG-Laser eingesetzt werden, oder auch ein Excimer-Laser (z.B. 248 nm). Zur Lasergravur kann beispielsweise ein Cθ2-Laser mit einer Wellenlänge von 10640 nm eingesetzt werden. Besonders bevorzugt werden Laser mit einer Wellenlänge von 600 bis 2000 nm eingesetzt. Beispielsweise können Nd-Y AG-Laser (1064 nm), IR-Diodenlaser oder Festkörperlaser eingesetzt werden. Besonders bevorzugt sind Nd/YAG-Laser. Die einzugravierende Bildinformation wird direkt aus dem Lay-Out-Computersystem zur Laserapparatur übertragen. Die Laser können entweder kontinuierlich oder gepulst betrieben werden.
Im Regelfall kann die erhaltene Matrize nach der Herstellung direkt eingesetzt werden. Falls gewünscht, kann die erhaltene Matrize noch nachgereinigt werden. Durch einen solchen Reinigungsschritt werden losgelöste, aber eventuell noch nicht vollständig von der Oberfläche entfernte Schichtbestandteile entfernt. Im Regelfalle ist einfaches Behandeln mit Wasser, Wasser/Tensid, Alkoholen oder inerten organischen Reinigungsmitteln ausreichend, die vorzugsweise quellungsarm sind.
In einem weiteren Schritt bringt man eine wässrige Formulierung von Polyurethan auf die Matrize auf. Das Aufbringen kann vorzugsweise durch Aufsprühen erfolgen. Die Matrize sollte erwärmt sein, wenn man die Formulierung von Polyurethan aufbringt,
beispielsweise auf Temperaturen von mindestens 800C, bevorzugt mindestens 900C. Das Wasser aus der wässrigen Formulierung von Polyurethan verdampft und bildet die Kapillaren in der sich verfestigenden Polyurethanschicht.
Unter wässrig wird im Zusammenhang mit der Polyurethandispersion verstanden, dass sie Wasser enthält, aber weniger als 5 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, bevorzugt weniger als 1 Gew.-% organisches Lösungsmittel. Besonders bevorzugt lässt sich kein flüchtiges organisches Lösungsmittel nachweisen. Unter flüchtigen organischen Lösungsmitteln werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung solche organischen Lö- sungsmittel verstanden, die bei Normaldruck einen Siedepunkt von bis zu 2000C aufweisen.
Die wässrige Polyurethandispersion kann einen Feststoffgehalt im Bereich von 5 bis 60 Gew.-% auf, bevorzugt 10 bis 50 Gew.-% und besonders bevorzugt 25 bis 45 Gew.-% aufweisen.
Polyurethane (PU) sind allgemein bekannt, kommerziell erhältlich und bestehen im allgemeinen aus einer Weichphase aus höhermolekularen Polyhydroxylverbindungen, z.B. aus Polycarbonat, Polyester- oder Polyethersegmenten, und einer Urethan-Hart- phase, gebildet aus niedermolekularen Kettenverlängerungsmitteln und Di- oder PoIy- isocyanaten.
Verfahren zur Herstellung von Polyurethanen (PU) sind allgemein bekannt. Im Allgemeinen werden Polyurethane (PU) durch Umsetzung von (a) Isocyanaten, bevorzugt Diisocyanaten mit
(b) gegenüber Isocyanaten reaktiven Verbindungen, üblicherweise mit einem Molekulargewicht (Mw) von 500 bis 10.000 g/mol, bevorzugt 500 bis 5.000 g/mol, besonders bevorzugt 800 bis 3.000 g/mol, und
(c) Kettenverlängerungsmitteln mit einem Molekulargewicht von 50 bis 499 g/mol gegebenenfalls in Gegenwart von
(d) Katalysatoren
(e) und/oder üblichen Zusatzstoffen hergestellt.
Im Folgenden sollen beispielhaft die Ausgangskomponenten und Verfahren zur Her- Stellung der bevorzugten Polyurethane (PU) dargelegt werden. Die bei der Herstellung der Polyurethane (PU) üblicherweise verwendeten Komponenten (a), (b), (c) sowie gegebenenfalls (d) und/oder (e) sollen im Folgenden beispielhaft beschrieben werden:
Als Isocyanate (a) können allgemein bekannte aliphatische, cycloaliphatische, aralipha- tische und/oder aromatische Isocyanate eingesetzt werden, beispielsweise Tri-, Tetra-, Penta-, Hexa-, Hepta- und/oder Oktamethylendiisocyanat, 2-Methyl-pentamethylen- diisocyanat-1 ,5, 2-Ethyl-butylen-diisocyanat-1 ,4, Pentamethylen-diisocyanat-1 ,5, Buty-
len-diisocyanat-1 ,4, 1 -lsocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanato-methyl-cyclohexan (Isophorondiisocyanat, IPDI), 1 ,4- und/oder 1 ,3-Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan (HXDI), 1 ,4-Cyclohexan-diisocyanat, 1-Methyl-2,4- und/oder -2, 6-cyclohexan-di- isocyanat und/oder 4,4'-, 2,4'- und 2,2'-Dicyclohexylmethan-diisocyanat, 2,2'-, 2,4'- und/oder 4, 4'-Diphenylmethandiisocyanat (MDI), 1 ,5-Naphthylendiisocyanat (NDI),
2,4- und/oder 2, 6-Toluylendiisocyanat (TDI), Diphenylmethandiisocyanat, 3,3'-Dime- thyl-diphenyl-diisocyanat, 1 ,2-Diphenylethandiisocyanat und/oder Phenylendiisocyanat. Bevorzugt wird 4,4'-MDI verwendet. Bevorzugt sind zudem aliphatische Diisocyanate, insbesondere Hexamethylendiisocyanat (HDI), und besonders bevorzugt sind aromatische Diisocyanate wie 2,2'-, 2,4'- und/oder 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat (MDI) und Mischungen der vorstehend genannten Isomere.
Als gegenüber Isocyanaten reaktive Verbindungen (b) können die allgemein bekannten gegenüber Isocyanaten reaktiven Verbindungen eingesetzt werden, beispielsweise Polyesterole, Polyetherole und/oder Polycarbonatdiole, die üblicherweise auch unter dem Begriff „Polyole" zusammengefasst werden, mit Molekulargewichten (Mw) im Bereich von 500 und 8.000 g/mol, bevorzugt 600 bis 6.000 g/mol, insbesondere 800 bis 3.000 g/mol, und bevorzugt einer mittleren Funktionalität gegenüber Isocyanaten von 1 ,8 bis 2,3, bevorzugt 1 ,9 bis 2,2, insbesondere 2. Bevorzugt setzt man Polyetherpo- lyole ein, beispielsweise solche auf der Basis von allgemein bekannten Startersubstanzen und üblichen Alkylenoxiden, beispielsweise Ethylenoxid, 1 ,2-Propylenoxid und/oder 1 ,2-Butylenoxid, bevorzugt Polyetherole basierend auf Polyoxytetramethylen (PoIy-THF), 1 ,2-Propylenoxid und Ethylenoxid. Polyetherole weisen den Vorteil auf, dass sie eine höhere Hydrolysestabilität als Polyesterole besitzen, und sind bevorzugt als Komponente (b), insbesondere zur Herstellung von weichen Polyurethanen Polyurethan (PU 1 ).
Als Polycarbonatdiole sind insbesondere aliphatische Polycarbonatdiole zu nennen, beispielsweise 1 ,4-Butandiol-Polycarbonat und 1 ,6-Hexandiol-Polycarbonat.
Als Polyesterdiole sind solche zu nennen, die sich durch Polykondensation von mindestens einem primären Diol, vorzugsweise mindestens einen primären aliphatischen Diol, beispielsweise Ethylenglykol, 1 ,4-Butandiol, 1 ,6-Hexandiol, Neopentylglykol oder besonders bevorzugt 1 ,4-Dihydroxymethylcyclohexan (als Isomerengemisch) oder Mischungen von mindestens zwei der vorstehend genannten Diole einerseits und mindestens einer, bevorzugt mindestens zwei Dicarbonsäuren oder ihren Anhydriden andererseits herstellen lassen. Bevorzugte Dicarbonsäuren sind aliphatische Dicarbonsäuren wie Adipinsäure, Glutarsäure, Bernsteinsäure und aromatische Dicarbonsäuren wie beispielsweise Phthalsäure und insbesondere Isophthalsäure.
Polyetherole werden bevorzugt durch Anlagerung von Alkylenoxiden, insbesondere Ethylenoxid, Propylenoxid und Mischungen daraus, an Diole wie beispielsweise Ethy- lenglykol, 1 ,2-Propylenglykol, 1 ,2-Butylenglykol, 1 ,4-Butandiol, 1 ,3-Propandiol, oder an Triole wie beispielsweise Glycerin, in Gegenwart von hochaktiven Katalysatoren her- gestellt. Derartige hochaktive Katalysatoren sind beispielsweise Cäsiumhydroxid und Dimetallcyanidkatalysatoren, auch als DMC-Katalysatoren bezeichnet. Ein häufig eingesetzter DMC-Katalysator ist das Zinkhexacyanocobaltat. Der DMC-Katalysator kann nach der Umsetzung im Polyetherol belassen werden, vorzugsweise wird er entfernt, beispielsweise durch Sedimentation oder Filtration.
Statt eines Polyols können auch Mischungen verschiedener Polyole eingesetzt werden.
Zur Verbesserung der Dispergierbarkeit kann man als gegenüber Isocyanaten reaktive Verbindungen (b) anteilig auch ein oder mehr Diole oder Diamine mit einer Carbonsäuregruppe oder Sulfonsäuregruppe (b') einsetzen, insbesondere Alkalimetall- oder Ammoniumsalze von 1 ,1-Dimethylolbutansäure, 1 ,1-Dimethylolpropionsäure oder
Als Kettenverlängerungsmittel (c) werden an sich bekannte aliphatische, araliphati- sche, aromatische und/oder cycloaliphatische Verbindungen mit einem Molekulargewicht von 50 bis 499 g/mol und mindestens zwei funktionellen Gruppen, bevorzugt Verbindungen mit genau zwei funktionellen Gruppen pro Molekül, eingesetzt, bei- spielsweise Diamine und/oder Alkandiole mit 2 bis 10 C-Atomen im Alkylenrest, insbesondere 1 ,3-Propandiol, Butandiol-1 ,4, Hexandiol-1 ,6 und/oder Di-, Tri-, Tetra-, Penta-, Hexa-, Hepta-, Okta-, Nona- und/oder Dekaalkylenglykole mit 3 bis 8 Kohlenstoffatomen pro Molekül, bevorzugt entsprechende Oligo- und/oder Polypropylenglykole, wobei auch Mischungen an Kettenverlängerungsmitteln (c) eingesetzt werden können.
Besonders bevorzugt handelt es sich bei den Komponenten (a) bis (c) um difunktionel- Ie Verbindungen, d.h. Diisocyanate (a), difunktionelle Polyole, bevorzugt Polyetherole (b) und difunktionelle Kettenverlängerungsmittel, bevorzugt Diole. Geeignete Katalysatoren (d), welche insbesondere die Reaktion zwischen den NCO- Gruppen der Diisocyanate (a) und den Hydroxylgruppen der Aufbaukomponenten (b) und (c) beschleunigen, sind an sich bekannte tertiäre Amine, wie z.B. Triethylamin, Dimethylcyclohexylamin, N-Methylmorpholin, N,N'-Dimethylpiperazin, 2-(Dimethyl- aminoethoxy)-ethanol, Diazabicyclo-(2,2,2)-octan („DABCO") und ähnliche tertiäre A- mine, sowie insbesondere organische Metallverbindungen wie Titansäureester, Eisen-
Verbindungen wie z. B. Eisen-(lll)- acetylacetonat, Zinnverbindungen, z. B. Zinndiace- tat, Zinndioctoat, Zinndilaurat oder die Zinndialkylsalze aliphatischer Carbonsäuren wie Dibutylzinndiacetat, Dibutylzinndilaurat oder ähnliche. Die Katalysatoren werden üblicherweise in Mengen von 0,0001 bis 0,1 Gew.-Teilen pro 100 Gew.-Teile Komponente (b) eingesetzt.
Neben Katalysator (d) können den Komponenten (a) bis (c) auch Hilfsmittel und/oder Zusatzstoffe (e) hinzugefügt werden. Genannt seien beispielsweise Treibmittel, Anti- blockmittel, oberflächenaktive Substanzen, Füllstoffe, beispielsweise Füllstoffe auf Ba- sis von Nanopartikeln, insbesondere Füllstoffe auf Basis von CaCθ3, weiterhin Keimbildungsmittel, Gleithilfemittel, Farbstoffe und Pigmente, Antioxidantien, z.B. gegen Hydrolyse, Licht, Hitze oder Verfärbung, anorganische und/oder organische Füllstoffe, Verstärkungsmittel und Weichmacher, Metalldeaktivatoren. In einer bevorzugten Ausführungsform fallen unter die Komponente (e) auch Hydrolyseschutzmittel wie bei- spielsweise polymere und niedermolekulare Carbodiimide. Bevorzugt enthält das weiche Polyurethan Triazol und/oder Triazolderivat und Antioxidantien in einer Menge von 0,1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht des betreffenden weichen Polyurethans. Als Antioxidantien sind im allgemeinen Stoffe geeignet, welche unerwünschte oxidative Prozesse im zu schützenden Kunststoff hemmen oder verhindern. Im allge- meinen sind Antioxidantien kommerziell erhältlich. Beispiele für Antioxidantien sind sterisch gehinderte Phenole, aromatische Amine, Thiosynergisten, Organophosphorverbindungen des trivalenten Phosphors, und Hindered Amine Light Stabilizers. Beispiele für sterisch gehinderte Phenole finden sich in Plastics Additive Handbook, 5th edition, H. Zweifel, ed, Hanser Publishers, München, 2001 ([1]), S. 98-107 und S. 1 16 - S. 121. Beispiele für aromatische Amine finden sich in [1] S. 107-108. Beispiele für Thiosynergisten sind gegeben in [1], S.104-105 und S.1 12-113. Beispiele für Phosphite finden sich in [1], S.109-112. Beispiele für Hindered Amine Light Stabilizer sind gegeben in [1], S.123-136. Zur Verwendung im Antioxidantiengemisch eignen sich bevorzugt phenolische Antioxidantien. In einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Antioxidantien, insbesondere die phenolischen Antioxidantien, eine Molmasse von größer 350 g/mol, besonders bevorzugt von größer 700g/mol und einer maximalen Molmasse (Mw) bis maximal 10.000 g/mol, bevorzugt bis maximal 3.000 g/mol auf. Ferner besitzen sie bevorzugt einen Schmelzpunkt von maximal 1800C. Weiterhin werden bevorzugt Antioxidantien verwendet, die amorph oder flüssig sind. Ebenfalls kön- nen als Komponente (e) auch Gemische von zwei oder mehr Antioxidantien verwendet werden.
Neben den genannten Komponenten (a), (b) und (c) und gegebenenfalls (d) und (e) können auch Kettenregler (Kettenabbruchsmittel), üblicherweise mit einem Molekulargewicht von 31 bis 3000 g/mol, eingesetzt werden. Solche Kettenregler sind Verbin- düngen, die lediglich eine gegenüber Isocyanaten reaktive funktionelle Gruppe aufweisen, wie z.B. monofunktionelle Alkohole, monofunktionelle Amine und/oder monofunktionelle Polyole. Durch solche Kettenregler kann ein Fließverhalten, insbesondere bei
weichen Polyurethanen, gezielt eingestellt werden. Kettenregler können im allgemeinen in einer Menge von 0 bis 5, bevorzugt 0,1 bis 1 Gew.-Teile, bezogen auf 100 Gew.-Teile der Komponente (b) eingesetzt werden und fallen definitionsgemäß unter die Komponente (c).
Neben den genannten Komponenten (a), (b) und (c) und gegebenenfalls (d) und (e) können auch Vernetzungsmittel mit zwei oder mehr gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen gegen Schluss der Aufbaureaktion eingesetzt werden, beispielsweise Hydra- zinhydrat.
Zur Einstellung der Härte von Polyurethan (PU) können die Komponenten (b) und (c) in relativ breiten molaren Verhältnissen gewählt werden. Bewährt haben sich molare Verhältnisse von Komponente (b) zu insgesamt einzusetzenden Kettenverlängerungsmitteln (c) von 10 : 1 bis 1 : 10, insbesondere von 1 : 1 bis 1 : 4, wobei die Härte der wei- chen Polyurethane mit zunehmendem Gehalt an (c) ansteigt. Die Umsetzung zur Herstellung von Polyurethan (PU) kann bei einer Kennzahl von 0,8 bis 1 ,4 : 1 , bevorzugt bei einer Kennzahl von 0,9 bis 1 ,2 : 1 , besonders bevorzugt bei einer Kennzahl von 1 ,05 bis 1 ,2 : 1 erfolgen. Die Kennzahl ist definiert durch das Verhältnis der insgesamt bei der Umsetzung eingesetzten Isocyanatgruppen der Komponente (a) zu den gegen- über Isocyanaten reaktiven Gruppen, d.h. den aktiven Wasserstoffen, der Komponenten (b) und gegebenenfalls (c) und gegebenenfalls monofunktionellen gegenüber Isocyanaten reaktiven Komponenten als Kettenabbruchsmitteln wie z.B. Monoalkoholen.
Die Herstellung von Polyurethan (PU) kann nach an sich bekannten Verfahren kontinu- ierlich, beispielsweise nach One-shot oder dem Prepolymerverfahren, oder diskontinuierlich nach dem an sich bekannten Prepolymerprozess erfolgen. Bei diesen Verfahren können die zur Reaktion kommenden Komponenten (a), (b), (c) und gegebenenfalls (d) und/oder (e) nacheinander oder gleichzeitig miteinander vermischt werden, wobei die Reaktion unmittelbar einsetzt.
Polyurethan (PU) kann man nach an sich bekannten Verfahren in Wasser dispergieren, beispielsweise indem man Polyurethan (PU) in Aceton löst oder als Lösung in Aceton herstellt, mit Wasser versetzt und danach das Aceton entfernt, beispielsweise durch Abdestillieren. In einer Variante stellt man Polyurethan (PU) als Lösung in N-Methyl- pyrrolidon oder N-Ethylpyrrolidon her, versetzt mit Wasser und entfernt das N-Methyl- pyrrolidon bzw. N-Ethylpyrrolidon.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthalten wässrige Dispersionen zwei verschiedene Polyurethane Polyurethan (PU 1 ) und Polyurethan (PU2) auf, von denen Polyurethan (PU 1) ein so genanntes weiches Polyurethan ist, das wie oben als Polyurethan (PU) beschrieben aufgebaut ist, und mindestens ein hartes Polyurethan (PU2).
Hartes Polyurethan (PU2) kann man im Grundsatz analog zu weichem Polyurethan (PU 1) herstellen, jedoch wählt man andere gegenüber Isocyanaten reaktiven Verbindungen (b) oder andere Mischungen von gegenüber Isocyanaten reaktiven Verbindungen (b), im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch als gegenüber Isocyanaten reak- tiven Verbindungen (b2) oder kurz Verbindung (b2) bezeichnet.
Beispiele für Verbindungen (b2) sind insbesondere 1 ,4-Butandiol, 1 ,6-Hexandiol und Neopentylglykol, entweder in Mischung miteinander oder in Mischung mit Polyethylen- glykol.
In einer Variante der vorliegenden Erfindung wählt man als Diisocyanat (a) und Polyurethan (PU2) jeweils Mischungen von Diisocyanaten, beispielsweise Mischungen von HDI und IPDI, wobei man zur Herstellung von hartem Polyurethan (PU2) größere Anteile an IPDI wählt als zur Herstellung von weichem Polyurethan (PU 1 ).
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist Polyurethan (PU2) einen Shore-Härte A im Bereich von über 60 bis maximal 100 auf, wobei die Shore-Härte A nach DIN 53505 nach 3 s bestimmt wurde.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist Polyurethan (PU) einen mittleren Partikeldurchmesser im Bereich von 100 bis 300 nm, bevorzugt 120 bis 150 nm auf, bestimmt durch Laserlichtstreuung.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist weiches Polyurethan (PU1 ) einen mittleren Partikeldurchmesser im Bereich von 100 bis 300 nm, bevorzugt 120 bis 150 nm auf, bestimmt durch Laserlichtstreuung.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist Polyurethan (PU2) einen mittleren Partikeldurchmesser im Bereich im Bereich von 100 bis 300 nm, bevorzugt 120 bis 150 nm auf, bestimmt durch Laserlichtstreuung.
Die wässrige Polyurethandispersion kann weiterhin mindestens einen Härter, der auch als Vernetzer bezeichnet werden kann, aufweisen. Als Härter sind Verbindungen geeignet, die mehrere Polyurethanmoleküle miteinander vernetzen können, beispielswei- se bei thermischer Aktivierung. Besonders geeignet sind Vernetzer auf Basis von tri- meren Diisocyanaten, insbesondere auf Basis von aliphatischen Diisocyanaten wie Hexamethylendiisocyanat. Ganz besonders bevorzugt sind Vernetzer, wie sie in WO 2008/113755 beschrieben sind.
Wässrige Polyurethandispersionen können weitere Bestandteile enthalten, beispielsweise (f) eine Silikonverbindung mit reaktiven Gruppen,
im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch Silikonverbindung (f) genannt.
Beispiele für reaktive Gruppen im Zusammenhang mit Silikonverbindungen (f) sind beispielsweise Carbonsäuregruppen, Carbonsäurederivate wie beispielsweise Carbon- säuremethylester oder Carbonsäureanhydride, insbesondere Bernsteinsäureanhydridgruppen, und besonders bevorzugt Carbonsäuregruppen.
Beispiele für reaktive Gruppen sind weiterhin primäre und sekundäre Aminogruppen, beispielsweise NH(iso-C3H7)-Gruppen, NH(n-C3H7)-Gruppen, NH(cyclo-C6Hn)-Grup- pen und NH(n-C4H9)-Gruppen, insbesondere NH(C2H5)-Gruppen und NH(CH3)-Grup- pen, und ganz besonders bevorzugt NH2-Gruppen.
Weiterhin sind Aminoalkylaminogruppen bevorzugt wie beispielsweise -NH-CH2-CH2-NH2-Gruppen, -NH-CH2-CH2-CH2-NH2-Gruppen, -NH-CH2-CH2-NH(C2H5)-Gruppen, -NH-CH2-CH2-CH2-NH(C2H5)-Gruppen, -NH-CH2-CH2-NH(CH3)-Gruppen, -NH-CH2-CH2-CH2-NH(CH3)-Gruppen.
Die reaktive Gruppe bzw. die reaktiven Gruppen sind an Silikonverbindung (f) entweder direkt oder vorzugsweise über einen Spacer A2 gebunden. A2 wird gewählt aus Arylen, unsubstituiert oder substituiert mit einer bis vier Ci-C4-Alkylgruppen, Alkylen und Cyclo- alkylen wie beispielsweise 1 ,4-Cyclohexylen. Bevorzugte Spacer A2 sind Phenylen, insbesondere para-Phenylen, weiterhin Toluylen, insbesondere para-Toluylen, und C2-Ci 8-Alkylen wie beispielsweise Ethylen (CH2CH2), weiterhin -(CH2)3-, -(CH2)4-, -(CH2)S-, -(CH2J6-, -(CH2)S-, -(CH2)io-, -(CH2)i2-, -(CH2)i4-, -(CH2)i6- und -(CH2)iβ-.
Zusätzlich zu den reaktiven Gruppen enthält Silikonverbindung (f) nicht-reaktive Gruppen, insbesondere Di-Ci-Cio-alkyl-Si02-Gruppen oder Phenyl-Ci-Cio-Alkyl-Si02- Gruppen, insbesondere Dimethyl-SiO2-Gruppen, und gegebenenfalls eine oder mehrere Si(CH3)2-OH-Gruppen oder Si(CH3)3-Gruppen.
Ganz besonders bevorzugt sind Silikonverbindungen mit reaktiven Gruppen (f), wie sie in WO 2008/1 13755 beschrieben sind.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält wässrige Polyurethan- dispersion weiterhin ein Polydi-Ci-C4-Alkylsiloxan (g), das weder Aminogruppen noch COOH-Gruppen aufweist, vorzugsweise ein Polydimethylsiloxan, im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch kurz Polydialkylsiloxan (g) bzw. Polydimethylsiloxan (g) genannt.
Dabei kann Ci-C4-Alkyl in Polydialkylsiloxan (g) verschieden oder vorzugsweise gleich sein und gewählt aus Methyl, Ethyl, n-Propyl, iso-Propyl, n-Butyl, iso-Butyl, sec.-Butyl
und tert.-Butyl, wobei unverzweigtes Ci-C4-AIkVl bevorzugt ist, besonders bevorzugt ist Methyl.
Ganz besonders bevorzugt sind Polydialkylsiloxane (g) und insbesondere Polydime- thylsiloxane (g), wie sie in WO 2008/113755 beschrieben sind.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält wässrige Polyurethandispersion insgesamt im Bereich von 20 bis 30 Gew.-% Polyurethan (PU), bzw. insgesamt im Be- reich von 20 bis 30 Gew.-% Polyurethane (PU1 ) und (PU2), gegebenenfalls im Bereich von 1 bis 10, bevorzugt 2 bis 5 Gew.-% Härter, gegebenenfalls im Bereich von 1 bis 10 Gew.-% Silikonverbindung (f), im Bereich von null bis 10, bevorzugt 0,5 bis 5 Gew.-% Polydialkylsiloxan (g).
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält wässrige Polyurethandispersion im Bereich von 10 bis 30 Gew.-% weiches Polyurethan (PU 1) und im Bereich von null bis 20 Gew.-% hartes Polyurethan (PU2).
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist wässrige Polyurethandispersion einen Feststoffgehalt von insgesamt 5 bis 60 Gew.-% auf, bevorzugt 10 bis 50 Gew.-% und besonders bevorzugt 25 bis 45 Gew.-%.
Dabei bezeichnen Angaben in Gew.-% jeweils den Wirkstoff bzw. Feststoff und sind auf die gesamte erfindungsgemäße wässrige Dispersion bezogen. Der zu 100 Gew.-% fehlende Rest ist vorzugsweise kontinuierliche Phase, beispielsweise Wasser oder ein Gemisch von einem oder mehreren organischen Lösemitteln und Wasser.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält wässrige Polyurethan- dispersion mindestens einen Zusatz (h), gewählt aus Pigmenten, Mattierungsmitteln, Lichtschutzmitteln, Antistatika, Antisoil, Antiknarz, Verdickungsmitteln, insbesondere Verdickungsmitteln auf Basis von Polyurethanen, und Mikrohohlkugeln.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält wässrige Polyurethan- dispersion insgesamt bis zu 20 Gew.-% an Zusätzen (h).
Wässrige Polyurethandispersion kann außerdem ein oder mehrere organische Lösemittel enthalten. Geeignete organische Lösemittel sind beispielsweise Alkohole wie Ethanol oder Isopropanol und insbesondere Glykole, Diglykole, Triglykole oder Tetra- glykole und zweifach oder vorzugsweise einfach mit CrC4-AIkVl veretherte Glykole, Diglykole, Triglykole oder Tetraglykole. Beispiele für geeignete organische Lösemittel sind Ethylenglykol, Propylenglykol, Butylenglykol, Diethylenglykol, Triethylenglykol,
Tetraethylenglykol, Dipropylenglykol, 1 ,2-Dimethoxyethan, Methyltriethylenglykol („Me- thyltriglykol") und Triethylenglykol-n-butylether („Butyltriglykol").
Die Erfindung wird durch Arbeitsbeispiele weiter verdeutlicht.
Arbeitsbeispiele
I. Herstellung der Ausgangsmaterialien
1.1 Herstellung einer wässrigen Polyurethandispersion Disp.1
In einem Rührgefäß vermischte man unter Rühren:
7 Gew.-% einer wässrigen Dispersion (Partikeldurchmesser: 125 nm, Feststoffgehalt: 40%) eines weichen Polyurethans (PU1.1), hergestellt aus Hexamethylendiisocyanat (a 1.1 ) und Isophorondiisocyanat (a1.2) im Gew.-Verhältnis 13:10 als Diisocyanate und als Diole einem Polyesterdiol (b1.1) mit einem Molekulargewicht Mw von 800 g/mol, hergestellt durch Polykondensation von Isophthalsäure, Adipinsäure und 1 ,4-Dihydro- xymethylcyclohexan (Isomerengemisch) in einem Molverhältnis von 1 :1 :2, 5 Gew.-% 1 ,4-Butandiol (b1.2), sowie 3 Gew.-% einfach methyliertem Polyethylenglykol (c.1) sowie 3 Gew.-% H2N-CH2CH2-NH-CH2CH2-COOH, Gew.-% jeweils bezogen auf Polyesterdiol (b1.1 ), Erweichungspunkt von weichem Polyurethan (PU1.1 ): 62°C, Erweichung beginnt bei 55°C, Shore-Härte A 54,
65 Gew.-% einer wässrigen Dispersion (Partikeldurchmesser: 150 nm) eines harten Polyurethans (PU2.2), erhältlich durch Umsetzung von Isophorondiisocyanat (a1.2), 1 ,4-Butandiol, 1 ,1-Dimethylolpropionsäure, Hydrazinhydrat und Polypropylenglykol mit einem Molekulargewicht Mw von 4200 g/mol, Erweichungspunkt von 195°C, Shore- Härte A 86, 3,5 Gew.-% einer 70 Gew.-% Lösung (in Propylencarbonat) von Vernetzer (V.1 ),
6 Gew.-% einer 65 Gew.-% wässrigen Dispersion der Silikonverbindung nach Beispiel
2 aus EP-A 0 738 747 (f.1 )
2 Gew.-% Ruß,
0,5 Gew.-% eines Verdickungsmittels auf Polyurethanbasis, 1 Gew.-% Mikrohohlkugeln aus Polyvinylidenchlorid, gefüllt mit Isobutan, Durchmesser
20 μm, kommerziell erhältlich z. B. als Expancel® der Fa. Akzo Nobel.
Man erhielt wässrige Dispersion Disp.1 mit einem Feststoffgehalt von 35% und einer kinematischen Viskosität von 25 Sek. bei 23°C, bestimmt nach DIN EN ISO 2431 , Stand Mai 1996.
1.2 Herstellung einer wässrigen Formulierung Disp.2
In einem Rührgefäß vermischte man unter Rühren:
7 Gew.-% einer wässrigen Dispersion (Partikeldurchmesser: 125 nm), Feststoffgehalt:
40%) eines weichen Polyurethans (PU1.1 ), hergestellt aus Hexamethylendiisocyanat (a 1.1 ) und Isophorondiisocyanat (a1.2) im Gew.-Verhältnis 13:10 als Diisocyanate und und als Diole einem Polyesterdiol (b1.1) mit einem Molekulargewicht Mw von 800 g/mol, hergestellt durch Polykondensation von Isophthalsäure, Adipinsäure und 1 ,4-Dihydroxymethylcyclohexan (Isomerengemisch) in einem Molverhältnis von 1 :1 :2, 5 Gew.-% 1 ,4-Butandiol (b1.2), 3 Gew.-% einfach methyliertem Polyethylenglykol (c.1 ) sowie 3 Gew.-% H2N-CH2CH2-NH-CH2CH2-COOI-I, Gew.-% jeweils bezogen auf Polyesterdiol (b1.1 ),
Erweichungspunkt von 62°C, Erweichung beginnt bei 55°C, Shore-Härte A 54, 65 Gew.-% einer wässrigen Dispersion (Partikeldurchmesser: 150 nm) eines harten Polyurethans (α2.2), erhältlich durch Umsetzung von Isophorondiisocyanat (a1.2), 1 ,4-Butandiol (PU1.2), 1 ,1-Dimethylolpropionsäure, Hydrazinhydrat und Polypropy- lenglykol mit einem Molekulargewicht Mw von 4200 g/mol (b1.3), Polyurethan (PU2.2) hatte einen Erweichungspunkt von 195°C, Shore-Härte A 90, 3,5 Gew.-% einer 70 Gew.-% Lösung (in Propylencarbonat) von Verbindung (V.1), NCO-Gehalt 12%, 2 Gew.-% Ruß.
Man erhielt eine Polyurethandispersion Disp.2 mit einem Feststoffgehalt von 35% und einer kinematischen Viskosität von 25 Sek., bestimmt nach bei 23°C nach DIN EN ISO 2431 , Stand Mai 1996.
II. Herstellung einer Matrize
Ein flüssiges Silikon wurde auf eine Unterlage gegossen, die das Muster eines vollnarbigen Kalbsleders aufwies. Man ließ aushärten, indem man eine Lösung von Di-n-bu- tylbis(1-oxoneodecyloxy)stannan als 25 Gew.-% Lösung in Tetraethoxysilan als sauren Härter dazu gab, und erhielt eine im Mittel 2 mm starke Silikonkautschukschicht, die als Matrize diente. Die Matrize wurde auf einen 1 ,5 mm dicken Aluminiumträger aufgeklebt.
III. Auftragung von wässrigen Polyurethandispersionen auf Matrize aus II.
Die Matrize aus II. wurde auf eine beheizbare Unterlage gelegt und auf 910C erwärmt. Anschließend wurde durch eine Sprühdüse Disp.1 aufgesprüht, und zwar 88 g/m2 (nass). Das Auftragen erfolgte ohne Luftbeimengung mit einer Sprühdüse, die einen Durchmesser von 0,46 mm besaß, bei einem Druck von 65 bar. Man ließ bei 910C ver- festigen, bis die Oberfläche nicht mehr klebrig war.
Die Sprühdüse war in einer Höhe von 20 cm von der durchlaufenden Unterlage in Bewegungsrichtung derselben mobil angeordnet und bewegte sich quer zu der Bewegungsrichtung der Unterlage. Die Unterlage hatte nach etwa 14 Sekunden die Sprüh- düse passiert und besaß eine Temperatur von 59°C. Nach einer etwa zweiminütigen Beaufschlagung mit trockener, 85°C warmer Luft war der so hergestellte, netzartig aussehende Polyurethanfilm nahezu wasserfrei.
In einer analogen Anordnung wurde unmittelbar im Anschluss auf die so beschichtete Matrize 50 g/m2 nass von Disp.2 als Verbindungsschicht aufgetragen und anschließend trocknen gelassen.
Man erhielt eine mit Polyurethanfilm und Verbindungsschicht beschichtete Matrize.
Ein luftdurchlässiges, auf einer Trägertextil aufgebrachtes Polyurethankoagulat mit einer Schichtdicke von 1 mm wird mit Disp.2 besprüht, und zwar mit 30 g/m2 (nass). Man ließ das so besprühte Material mehrere Minuten antrocknen.
IV. Herstellung von Membranen IV.1 Herstellung einer Membran M.1
Anschließend wird das Trägermaterial mit der besprühten Seite auf die noch warme Verbindungsschicht, die sich zusammen mit Polyurethanfilm auf der Matrize befindet, gelegt und in einer Presse bei 4 bar und 1 100C für 15 Sekunden verpresst. Anschließend entnimmt man die so erhaltene Membran M.1 aus der Presse und entfernt die Matrize.
IV.2 Herstellung von Membran M.2
Eine Silikonmatrize analog zur Matrize aus II. mit der inversen Oberflächenstruktur einer Kalbsledernarbe und der dreidimensionalen Form eines Armaturenbrettes, bei der Aussparungen für verschiedene Instrumente eingelassen sind, jedoch keine Lüftungsschlitze, wird analog Beispiel III auf 1000C geheizt und mit Disp.2 besprüht. Nach der Ausbildung einer Polyurethanschicht wird diese auf der Rückseite mit einer geeigneten 2-Komponentenmischung aus einem Polyol und einem aromatischen Isocyanat besprüht, die erst unmittelbar vor der Applikation gemischt werden und auf der Rück- seite der Polyurethanschicht eine 1 mm dicke Schicht eines PU-Weichschaumes bilden. Man erhält Membran M.2.
V. Aufbringen auf ein Armaturenbrett V.1 Aufbringen von M.1
Die nach IV. erhaltene Membran M.1 wird vollflächig auf den Rohkörper eines Autoarmaturenbretts geklebt. Um eine angenehme Ästhetik zu erhalten, wird bei der Herstel- lung des Rohkörpers auf das Anbringen von Lüftungsschlitzen verzichtet, und es sind lediglich Aussparungen für verschiedene Instrumente und Schalter vorhanden. Stattdessen wird ein Luftstrom durch hinten vorhandene Kanäle an die Rückseite der Membran M.1 geführt, wodurch im Inneren des Fahrzeugs ein angenehmes Klima entsteht, ohne dass ein starker Luftstrom zu spüren wäre.
V.2 Aufbringen von M.2
Auf die Rückseite von M.2 wird ein PU Kompaktmaterial mit einer Stärke von 7,5 mm gesprüht, wobei größere Aussparungen zur Zuführung von Luft von hinten gelassen werden. Der so erhaltene Schichtaufbau wird in einem Auto in die vorgesehene Stelle als Armaturenbrett eingesetzt und kann die unter Beispiel V.1 beschriebene Funktion zur Klimatisierung erfüllen.