„Funktionalisierung oxidischer Partikeloberflächen, so erhältliche Partikel und ihre Verwendung"
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Funktionalisierung von Oberflächen amorpher oder kristalliner Verbindungen (Partikel), die einerseits ein Metall oder Halbmetall, das nicht ausschließlich Silicium darstellt, und andererseits Sauerstoff enthalten. Weiterhin trifft die Erfindung Partikel, die auf diese Weise erhältlich sind, und deren unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten.
Anorganische Partikel kommen z.B. als Verstärkerfüllstoffe, Katalysatoren, Katalysatorträger, Pigmente, Werkstoffe mit besonderen mechanischen, elektrischen, dielektrischen, magnetischen oder optischen Eigenschaften zum Einsatz. Für ihre Verwendung in anorganischen/organischen Hybridmaterialien ist die Oberflächenbeschaffenheit der anorganischen Partikel von zentraler Bedeutung.
Die Erfindung beschreibt ein Verfahren, das es ermöglicht, die Oberflächen von Teilchen der beschriebenen Zusammensetzung, bevorzugt Oxide, besonders bevorzugt Metalloxide, chemisch so zu verändern, dass sie in optimaler Weise dem jeweiligen Verwendungszweck entsprechen.
Zur Oberflächenmodifizierung oxidischer Partikel besteht ein umfangreicher Stand der Technik. Beispielsweise kann die Oberflächenmodifizierung in einer sogenannten Hydrophobierung bestehen. Hierbei werden die oxidischen Oberflächen so mit organischen Verbindungen beschichtet, dass an der Partikeloberfläche unpolare Gruppen der organischen Verbindungen liegen. Beispielsweise gelingt dies durch Reaktion der oxidischen Partikel mit Alkoholen, Alkoholaten, Carbonsäuren, Carbonsäurechloriden oder mit siliciumorganischen Verbindungen. Beispielsweise beschreibt die EP-A-1 284 277 mit Siliciumdioxid umhüllte Metalloxidpartikel. Diese werden hergestellt, indem man eine in Wasser gelöste Base unter Rühren zu einer Dispersion gibt, die eine Metalloxid und eine Verbindung der Art XnSi(OR) -n enthält. Das Reaktionsprodukt wird aus der Wasserphase abgetrennt, gegebenenfalls gewaschen und getrocknet. Die Metalloxide können beispielsweise Titandioxid, Zinkoxid, Zirkonoxid, Eisenoxid, Ceroxid oder
Mischungen dieser Metalloxide mit Aluminiumoxid oder Siliciumdioxid umfassen. Die so erhältlichen Partikel sind beispielsweise geeignet als Sonnenschutzmittel, als UV-Filter, zur Herstellung von Dispersionen und in Prozessen zum chemisch-mechanischen Polieren.
Die nach dem Prioritätstag der vorliegenden Patentanmeldung erschienene Veröffentlichung von Giesenberg, Hein, Binnewies und Kickelbick: „Synthese und Funktionalisierung einer neuen Art von Siliciumdioxid-Partikeln" (Angew. Chem. Int. Ed. 2004 (43), Seiten 5697 bis 5700) beschreibt die Umsetzung von Siliciumtetrachlorid mit Sauerstoff in der Gasphase, wobei „Siliciumdioxid"-Partikel entstehen, die noch einen beträchtlichen Restgehalt an Si-Cl-Gruppen enthalten. Dabei liegen die Chloratome zum großen Teil an der Oberfläche der Partikel. Sie stehen daher für weitere chemische Reaktionen zur Verfügung. Die oberflächlichen Si-Cl-Gruppen können mit Wasser hydrolisiert oder mit Alkoholen, Aminen, Lithiumalkylen oder mit Grignard-Reagenzien zu entsprechenden Derivaten umgesetzt werden. Auf diesem Wege lassen sich Partikel erhalten, deren Oberflächen in wesentlich höherem Ausmaß funktionalisiert sind als es durch die klassische Funktionalisierung von Siliciumdioxid-Partikeln möglich ist. Hierdurch verbessert sich die Dispergierbarkeit der Partikel in unpolarem Milieu.
Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, auch andere oxidische Partikel als Siliciumdioxid-Partikel in wesentlich höherem Ausmaß zu funktionalisieren als es nach dem Stand der Technik möglich ist.
Gelöst wird diese Aufgabe durch das erfindungsgemäße Aufbringen einer Schicht aus Silicium/Sauerstoff/Halogen-Verbindungen, bevorzugt Silicium/Sauerstoff/Chlor-
Verbindungen auf die Oberfläche der jeweiligen Partikels. Die Dicke der erfindungsgemäß aufgebrachten Schicht kann bis zu einem Mikrometer betragen. Die Funktionalität der Schicht wird dadurch erreicht, dass die erfindungsgemäß an der Partikeloberfläche fixierten Silicium-Atome noch an ein bis drei Chlor-Atome gebunden sind. Diese wiederum können auf einfache Weise durch praktisch beliebige andere Substituenten, bevorzugt organische Reste, ersetzt werden. Zum Beispiel führt die Substitution aller oder eines Teils der Chlor-Atome durch laπgkettige Kohlenwasserstoffreste zu hydrophoben Partikeln, die in Wasser Toluol die organische Phase bevorzugen. Ein erfindungsgemäßes funktionalisiertes Partikel kann auch 2, 3 oder mehr stofflich unterschiedliche funktionelle Gruppen tragen.
In einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Oberflächenmodifizierung von Partikeln aus oxidischen Verbindungen von Metallen und/oder Halbmetallen M, auf deren Oberfläche M-O-H - Gruppen vorliegen und die als Metall- oder Halbmetall M nicht ausschließlich Silicium enthalten, dadurch gekennzeichnet, dass man in einem Reaktionsschritt b) die Partikel mit Silicium-Halogen-Verbindungen unter solchen Bedingungen in Kontakt bringt, dass die M-O-H - Gruppen mit den Silicium-Halogen- Verbindungen unter Ausbildung von M-O-Si-X -Gruppierungen (X = Halogen) reagieren.
Dass die Partikel als Halbmetall M nicht ausschließlich Silicium enthalten sollen, bedeutet, dass sie nicht aus Siliciumdioxid oder „Kieselsäuren" bestehen sollen. Jedoch kann die metallische oder halbmetallische Komponente M anteilig aus Silicium bestehen, wie es beispielsweise bei Alumosilicat-Mineralien der Fall ist. Derartige Verbindungen wie beispielsweise Schichtsilicate wie Glimmer, Bentonite etc. werden von der vorliegenden Erfindung umfasst. Weitere, nicht abschließende Beispiele der von der Erfindung umfassten oxidischen Verbindungen sind Titandioxid, Zirkonoxide, Zinkoxid, Eisenoxide, Nickeloxide, Manganoxide, Ceroxide, Aluminiumoxide oder auch gemischte Oxide, die die Metalle Titan, Zink, Zirkon, Eisen, Kobald, Nickel, Cer und/oder Aluminium enthalten.
Dabei können die Partikel eine beliebige Teilchengröße und Teilchengrößenverteilung aufweisen. Beispielsweise können sie „nanoskalig" sein, also mittlere Partikeldurchmesser unterhalb von 1 μm aufweisen. Derartige Partikel können zum Beispiel pyrogen hergestellt worden sein. Ebenso werden Partikel mit mittleren Größen im Mikrometerbereich, d. h. im Bereich zwischen 1 μm und 1 mm umfasst. Die Partikelgröße kann jedoch je nach Anwendungszweck auch oberhalb von 1 mm liegen. Schließlich können die „Partikel" auch makroskopische Gegenstände darstellen, deren Oberflächen erfindungsgemäß modifiziert werden.
Auch wenn in der chemischen Formel der oxidischen Verbindungen keine M-O-H- Gruppen angegeben werden, sind solche Gruppen jedoch an der Partikeloberfläche zur Valenzabsättigung stets vorhanden. Dass dies der Fall ist, lässt sich daran feststellen, dass die Umsetzung mit Silicium-Halogen-Verbindungen nachweisbar stattfindet. Sollte eine höhere Dichte an M-O-H-Gruppen an der Partikeloberfläche für die Umsetzung mit Silicium-Halogen-Verbindungen erwünscht sein, als es bei den oxidischen Partikeln üblicherweise der Fall ist, so kann man dadurch die Anzahl der M-O-H-Gruppen an der Partikeloberfläche erhöhen, dass man die Partikeloberfläche in einem dem Reaktions-
schritt b) vorgelagerten Reaktionsschritt a) mit einer starken Säure in Kontakt bringt. Dies geschieht vorzugsweise in wässriger Phase und unter Bedingungen, bei denen die oxidischen Partikel zwar oberflächlich angegriffen, nicht jedoch aufgelöst werden. Variable Parameter hierfür sind insbesondere die Stärke der Säure, die Reaktionstemperatur und die Reaktionsdauer. Als starke Säuren sind hier Säuren von der Stärke der Phosphorsäure und stärkere Säuren wie insbesondere Schwefelsäure geeignet. Nach der oberflächlichen Reaktion mit der Säure werden die Partikel vor dem Reaktionsschritt b) vorzugsweise gewaschen und anschließend getrocknet.
Die Silicium-Halogen-Verbindungen, die im Reaktionsschritt b) mit den oxidischen Partikeln in Kontakt gebracht werden, sind vorzugsweise ausgewählt aus Siliciumchloriden und Siliciumbromiden, beispielsweise aus Siliciumtetrachlorid und Siliciumtetrabromid. Die Umsetzung erfolgt vorzugsweise in flüssiger Phase, jedoch in möglichst wasserfreiem Milieu. Die flüssige Phase soll also so wenig Wasser wie technisch möglich enthalten. Beispielsweise sollte der Wassergehalt unterhalb von 1 ppm liegen. Hierdurch wird gewährleistet, dass die Si-Halogen-Bindungen durch Wasser nicht oder zumindest nur in untergeordnetem Maße hydrolisiert werden, während die Mehrzahl der Silicium-Halogen-Moleküle durch Reaktion mit den oberflächlichen M-O-H-Gruppen an die Partikeloberfläche gebunden werden. Dabei steuert man die Reaktion vorzugsweise so, dass sich pro Siliciumatom 1 bis 3 M-O-Si-Bindungen ausbilden, während 3 bis 1, vorzugsweise 1 bis 2 Si-Halogen-Bindungen erhalten bleiben. Diese stehen dann für weitere Funktionalisierungsreaktionen zur Verfügung. Als flüssige Phase kommen beispielsweise die Silicium-Halogen-Verbindungen, die mit den oxidischen Partikeln umgesetzt werden sollen, selbst in Betracht. Diese dienen also nicht nur als Reagenz, sondern gleichzeitig als Reaktionsmedium. Die Silicium-Halogen-Verbindungen können aber auch in trockenen nicht protischen Lösungsmitteln mit den Partikeln der oxidischen Verbindungen in Kontakt gebracht werden. Beispiele geeigneter nicht protischer Lösungsmittel sind Cyclohexan und Diethylether. Als weitere nicht protische Lösungsmittel kommen flüssige aromatische oder aliphatische Kohlenwasserstoffe wie beispielsweise Benzol, Toluol oder Petrolether in Betracht.
Eine solche weitere Funktionalisierungsreaktion kann darin bestehen, dass man die im Reaktionsschritt b) mit einer Schicht aus Silicium-Halogen-Verbindungen überzogenen Partikel in einem weiteren Reaktionsschritt c) mit Wasser unter solchen Bedingungen in Kontakt bringt, dass die M-O-Si-X-Gruppierungen zu M-O-Si-OH-Gruppierungen reagieren. Die auf diese Weise erzielte „Silicatisierung" der Oberfläche lässt sich zwar
auch mit Methoden nach dem Stand der Technik erreichen, durch die vorgeschaltete Umsetzung mit Silicium-Halogen-Verbindungen im Reaktionsschritt b) wird die Belegungsdichte jedoch wesentlich höher als nach konventionellen Verfahren, beispielsweise als nach dem Verfahren der EP-A-1 284 277.
Nach dem vorstehenden Verfahrensschritt der Hydrolyse können in einem weiteren Reaktionsschritt d) die erhaltenen Partikel mit ihren oberflächlichen M-O-Si-OH-Gruppie- rungen wiederum wie vorstehend beschrieben mit den Silicium-Halogen-Verbindungen in Kontakt gebracht werden. Unter Ausbildung einer zweiten Schicht erhält man auf diese Weise M-O-Si-O-Si-X-Gruppierungen (wobei X das entsprechende Halogenatom darstellt). Auf diese Weise verdickt sich die Beschichtung, was zu einer höheren chemischen Stabilität führen kann. Die beiden Reaktionsschritte c) und d) können nun beliebig oft wiederholt werden. Dies heißt, man kann die im Reaktionsschritt d) neu angelagerten Si- X-Gruppierungen erneut mit Wasser hydrolisieren, wobei die Si-X-Bindung durch eine Si- OH-Bindung ersetzt wird. Durch wiederholte Umsetzung mit Silicium-Halogen- Verbindungen in einem weiteren Reaktionsschritt d) lagert man dann die nächste O-Si-X- Schicht an. Auf diese Weise lassen sich gezielt beliebige Beschichtungsdicken aufbauen. Man kann Schichtdicken erreichen, die deutlich oberhalb von 25 nm liegen, beispielsweise im Bereich von 50 nm bis zu 1 μm und sogar darüber hinaus, beispielsweise bis zu 25 μm.
In einer Verfahrensalternative hierzu kann man nach einem ersten oder wiederholten
Reaktionsschritt c) die erhaltenen Si-OH-Gruppierungen nicht erneut mit der Silicium-
Halogen-Verbindung umsetzen, sondern so verfahren, dass man nach dem
Reaktionsschritt c) die Partikel in einem weiteren Reaktionsschritt d) mit einer siliciumorganischen Verbindung
Z(4.n)SiRn, wobei Z eine hydrolysierbare Gruppe darstellt, n eine Zahl im Bereich von 1 bis 3 bedeutet und
R einen über ein C-Atom an das Si gebundenen organischen Rest darstellt und wobei bei mehreren Resten R im Molekül diese gleich oder verschieden sein können, unter solchen Bedingungen zur Reaktion bringt, dass sich unter Abspaltung der Gruppe Z aus den M-O-Si-OH - Gruppen M-O-Si-O-SiRn - Gruppen bilden.
Dabei bedeutet Z eine über Sauerstoff an Silicium gebundene hydrolisierbare Gruppe wie beispielsweise ein Alkoholat- und insbesondere ein Ethanolatrest. Nach dieser Reaktion
ist die Verfahrensabfolge beendet und man erhält letztlich eine Beschichtung der oxidischen Partikel, die nach außen durch O-SiR„-Gruppen abgeschlossen ist. Die hier ausgenutzte Reaktion ist zwar im Stand der Technik bekannt, führt aber im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung zu einer wesentlich dichteren Beschichtung mit O-SiRn-Gruppen. Zusätzlich kann durch eine vorgeschaltete wiederholte Abfolge der Schritte: Hydrolyse der Si-Halogen-Bindungen und erneute Umsetzung mit Silicium- Halogen-Verbindungen eine beliebig dicke silicatische Schicht zwischen der Oberfläche der oxidischen Partikel und den äußeren O-SiRn-Gruppen hergestellt werden.
Eine weitere Verfahrensalternative besteht darin, dass man nach dem Reaktionsschritt b) oder nach einem Reaktionsschritt d) in einem weiteren Reaktionsschritt e) die Partikel mit mindestens einer organischen Verbindung oder einer Hydridquelle unter solchen Bedingungen in Kontakt bringt, dass Si-X - Bindungen gespalten werden und sich stattdessen Bindungen von Si an die organische Verbindung oder an einen Rest hiervon oder an ein Wasserstoffatom ausbilden.
Um zu verhindern, dass in diesem Reaktionsschritt e) die Si-X-Bindungen zu Si-OH-Bin- dungen hydrolisiert werden, muss man entsprechend dem Reaktionsschritt b) unter möglichst wasserarmen Bedingungen arbeiten. Die weiter oben beim Reaktionsschritt b) angegebenen Reaktionsbedingungen gelten entsprechend für diesen Reaktionsschritt e). In dem einleitend erwähnten Artikel von Giesenberg et al. in Angew. Chem. Int. Ed. sowie in der hierin zitierten nicht vorveröffentlichten europäischen Patentanmeldung mit dem Anmelde-Aktenzeichen 03 024 279.6 sind Beispiele entsprechender Reaktionen genannt, die an Siliciumdioxid-Partikeln durchgeführt wurden, die oberflächliche Si-Cl-Gruppen aufweisen. Die dort angegebenen Einzelheiten lassen sich in analoger Weise auf die vorliegende Erfindung übertragen, wobei anstelle der Siliciumdioxid-Partikel die im Teilschritt b) oder d) vorbeschichteten Partikel aus oxidischen Verbindungen treten. Die beiden genannten Dokumente enthalten auch weitergehende Angaben darüber, wie die nach dem Reaktionsschritt e) erhaltenen Partikel analytisch näher charakterisiert werden können. Die dort gemachten Angaben lassen sich in analoger Weise auf die vorstehende Erfindung übertragen.
Selbstverständlich können im Reaktionsschritt e) nicht nur eine einzige entsprechende organische Verbindung, sondern ein Gemisch unterschiedlicher Verbindungen eingesetzt werden. Dies führt dann zu oxidischen Partikeln, die auf ihrer Oberfläche unterschiedliche organische Reste tragen.
Verwendet man im Reaktionsschritt e) eine Hydridquelle wie beispielsweise LiAIH4, werden die oberflächlichen Si-X-Bindungen durch Si-H-Bindungen ersetzt.
Wünscht man im Reaktionsschritt e) organische Verbindungen zur Umsetzung einzusetzen, die die Si-X-Bindung spalten können, so setzt man als Reaktanten vorzugsweise entweder Verbindungen ein, die mindestens 1 saures Wasserstoffatom tragen oder die mindestens einen positiv polarisierten organischen Rest R aufweisen. Beispiele für letzteres sind Grignard-Verbindungen des Typs R-Mg-X (X = Halogen) oder Lithiumalkyle des Typs Li-R. Beispiele von organischen Verbindungen mit einem sauren Wasserstoff- atom sind Alkohole, primäre oder sekundäre Amine sowie primäre oder sekundäre Phos- phane.
Der Reaktionsschritt e) ist demnach vorzugsweise dadurch gekennzeichnet, dass die organische Verbindung ausgewählt ist aus
R-OH, RNH2, R2NH, RPH2, R2PH, R-Mg-X, Li-R, wobei X ein Halogenatom und R einen organischen oder siliciumorganischen Rest darstellt und bei mehreren Resten R im Molekül diese gleich oder verschieden sein können.
Unabhängig davon, auf welche Weise man letztlich die an der Oberfläche liegende Si-R- Gruppe erzeugt, ist es bevorzugt, dass mindestens 1 Rest R mindestens eine C=C- Doppelbindung oder mindestens eine Epoxigruppierung aufweist. Die derart beschichteten Partikel können dann, wie prinzipiell im Stand der Technik bekannt, in eine organische Matrix wie beispielsweise einen Lack fest eingebunden werden, bei deren Aushärten die C=C-Doppelbindungen oder die Epoxigruppierung des Restes R mit der Matrix chemisch reagieren. Beispielsweise kann der Rest R einen Butadien-Rest darstellen, was die Einbindung der entsprechend beschichteten Partikel in eine Kautschuk-Matrix ermöglicht.
In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung generell Partikel, wie sie nach dem vorstehend beschriebenen Verfahren erhältlich sind. Verallgemeinert betrifft die vorliegende Erfindung Partikel aus oxidischen Verbindungen von Metallen und/oder Halbmetallen M, die als Metall- oder Halbmetall M nicht ausschließlich Silicium enthalten und deren Oberfläche so modifiziert ist, dass sie -Si-OH - Gruppen, -Si-X - Gruppen (X = Halogen) und/oder -Si-Y - Gruppen (Y =
organischer Rest, der über ein Kohlenstoff- oder ein Heteroatom an das Si gebunden sein kann) in einer Dichte von mindestens 2, vorzugsweise mindestens 3, insbesondere mindestens 4 derartiger Gruppen pro nm2 Oberfläche tragen.
Die Dichte der siliciumhaltigen Gruppen pro nm2 Oberfläche ist demnach signifikant höher, als es sich auf bisherigem Wege bei den erfindungsgemäßen oxidischen Partikeln erreichen lässt. In günstigen Fällen beträgt die Dichte der siliciumhaltigen Gruppen an der Oberfläche mindestens 5, insbesondere mindestens 6.
Sind die siliciumhaltigen Gruppen an der Oberfläche -Si-Y-Gruppen, so kann die erreichbare Belegungsdichte der Oberflächen von dem Raumbedarf der Y-Gruppen abhängen: je sperriger diese Gruppen sind, desto weniger finden pro nm2 Oberfläche Platz. Umgekehrt benötigt man bei großen Resten Y eine geringere Anzahl dieser Reste pro nm2 Oberfläche, um die Oberfläche zumindest weitgehend abzudecken. Charakterisiert man die organischen Reste Y durch die Anzahl ihrer Kohlenstoff-Atome, so sind solche Partikel erfindungsgemäß, die eine solche Anzahl an -Si-Y-Gruppen pro nm2 Oberfläche trogen, dass pro nm2 Oberfläche mindestens 4, vorzugsweise mindestens 6 und insbesondere mindestens 8 Kohlenstoffatome der organischen Reste Y vorliegen. Unter diesem Gesichtspunkt betrifft die vorliegende Erfindung auch Partikel aus oxidischen Verbindungen von Metallen und/oder Halbmetallen M, die als Metall- oder Halbmetall M nicht ausschließlich Silicium enthalten und deren Oberfläche so modifiziert ist, dass sie - Si-Y - Gruppen (Y = organischer Rest, der Kohlenstoff-Atome enthält und der über ein Kohlenstoff- oder ein Heteroatom an das Si gebunden sein kann) in einer solchen Dichte pro nm2 Oberfläche tragen, dass pro nm2 Oberfläche mindestens 4 Kohlenstoffatome der organischen Reste Y vorliegen. Dabei sind solche Partikel zunehmend bevorzugt, die pro nm2 Oberfläche mindestens 6 Kohlenstoffatome, mindestens 8 Kohlenstoffatome, mindestens 12 Kohlenstoffatome, mindestens 16 Kohlenstoffatome, mindestens 20 Kohlenstoffatome, mindestens 24 Kohlenstoffatome, mindestens 28 Kohlenstoffatome, mindestens 32 Kohlenstoffatome aus den organischen Resten Y aufweisen.
Um die Belegungsdichte pro nm2 zu bestimmen, misst man zunächst mit der BET- Methode (beispielsweise unter Verwendung von Stickstoff) die Partikeloberfläche und erforderlichenfalls die Porosität. Der Gesamtgehalt an organischen Resten bzw. der Kohlenstoffatome hierin und/oder an Silicium auf den Partikeln lässt sich elementaranalytisch bestimmen. Für letzteres kann auch eine thermogravimetrische Analyse und/oder DSC-Messung eingesetzt werden. Bei einer thermogravimetrischen
Analyse unter Luftzutritt verbrennen bei erhöhter Temperatur die organischen Reste, was zu einem Masseverlust führt. Diese Verbrennungsreaktion zeigt sich in einem exothermen Effekt in einer DSC-Messung. Zur Sicherheit kann der Vergleich mit einer thermogravimetrischen Analyse und/oder DSC-Messung der nicht mit den siliciumhaltigen Gruppen belegten Ausgangssubstanz vorgenommen werden. Ist die chemische Natur der organischen Reste und deren Anzahl pro Si-Atom bekannt, kann aus dem Gewichtsverlust die Gesamtzahl der organischen Reste in Mol und damit die Belegungsdichte ermittelt werden. Gestützt bzw. ergänzt werden kann diese Analyse dadurch, dass man im Sinne einer Verbrennungsanalyse das bei der Verbrennung der organischen Reste entstehende Kohlendioxid und Wasser auffängt und aus der aufgefangenen Menge auf die Anzahl der organischen Reste zurückschließt. Ist bei einer unbekannten Probe die chemische Natur der organischen Reste und/oder deren Anzahl pro Si-Atom unbekannt, so kann aus derartigen Analysen zumindest auf die Anzahl der Kohlenstoff-Atome pro nm2 Oberfläche geschlossen werden. Zusätzlich können massenspektroskopische Techniken eingesetzt werden, um die chemische Natur der organischen Reste zu erschließen. Bezieht man die so erhaltene Gesamtmenge an Beschichtungsgruppen bzw. an C-Atomen auf die gemessene Partikeloberfläche, lässt sich die Belegungsdichte in Gruppen pro nm2 berechnen. Weitere Angaben hierzu können dem zitierten Artikel von Giesenberg et al. sowie der hierin zitierten EP-Patentanmeldung entnommen werden.
Die beiden vorstehend genannten Referenzen enthalten auch nähere Angaben darüber, welche organischen Verbindungen unter welchen Reaktionsbedingungen mit den oberflächlichen Si-X-Gruppen umgesetzt werden können. Dies lässt sich vollständig auf die vorstehende Erfindung übertragen, so dass für diese Beispiele und Umsetzungsbedingungen auf den genannten Artikel von Giesenberg et al. sowie die hierin zitierte europäische Patentanmeldung verwiesen wird.
Insbesondere gilt auch hinsichtlich der erfindungsgemäßen Partikel, dass sie an der Oberfläche vorzugsweise -Si-Y-Gruppen tragen, bei denen Y einen organischen Rest bedeutet, der mindestens eine C=C-Doppelbindung oder mindestens eine Epoxi-Gruppierung aufweist. Die Vorteile einer solchen Gruppierung für die Einbindung der beschichteten Partikel in eine organische Matrix wurden weiter oben beschrieben.
Verwendungsmöglichkeiten 1. Verstärkerfüllstoff
Verstärkerfüllstoffe verbessern die Eigenschaften organischer Polymere ganz wesentlich. Ihre Wirksamkeit hängt maßgeblich von der Anbindung der eingebauten anorganischen Partikel an die umliegende, meist organischen Matrix, ab. Bevorzugt sind solche Partikel, die auf ihrer Oberfläche Substituenten tragen, die eine chemische Ähnlichkeit zur umgebenden Matrix aufweisen, besonders bevorzugt solche, die feste kovalente Bindung mit der Matrix eingehen können. Die kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, das der Substituent an der Oberfläche der Partikel ein ungesättigter organischer Rest ist, ganz besonders bevorzugt ein Rest, der das Monomere der umgebenden Polymermatrix darstellt.
2. Katalysatorträger
Die Wirksamkeit von Katalysatoren für die heterogene Katalyse wird maßgeblich durch die Größe ihrer Oberfläche bestimmt. Eine feste Anbindung von katalytisch wirksamen Atomen, Molekülen oder Teilchen an die Oberfläche kleiner Partikel ist wünschenswert. Katalytisch wirksam können sowohl „harte" Atome oder Atomgruppierungen oder „weiche" Atome oder Atomgruppierungen sein (im Sinne der Definition nach Pearsson). So sind beispielsweise Amino-Gruppen an der Oberfläche der Partikel in der Lage ein „hartes" Atom zu binden und beispielsweise Phophan- Gruppierungen in der Lage ein „weiches" Atom zu binden. Die Funktionalisierung der Oberfläche kann hier an Partikeln beliebiger Größe, Morphologie und spezifischer Oberfläche erfolgen.
3. Pigmente
Die Verwendungsmöglichkeiten von Pigmentpartikeln in Lacken und verwandten Produkten wird nicht nur durch ihre optischen Eigenschaften bestimmt, sondern maßgeblich auch durch ihre Dispergierbarkeit in dem und Anbindung in das jeweilige(n) anorganische(n) oder organische(n) Medium bestimmt. Die Funktionalisierung der Oberfläche kann entsprechend den jeweiligen Anforderungen auch hier an Partikeln beliebiger Größe, Morphologie und spezifischer Oberfläche erfolgen.
4. Anforderung an mechanische Eigenschaften
Besonders harte anorganische Partikel, wie zum Beispiel Aluminiumoxid (Korund) finden in Form von Verbundmaterialien zum Beispiel als Werkzeuge (z.B. Schleifscheiben), oder auch als Schleif- oder Poliermittel Verwendung. Auch hier übt die Festigkeit der Anbindung an die Matrix bzw. den Schleifmittelträger einen sehr starken Einfluss auf die Eigenschaften des Materials aus. Die Funktionalisierung der
Oberfläche kann entsprechend den jeweiligen Anforderungen auch hier an Partikeln beliebiger Größe, Morphologie und spezifischer Oberfläche erfolgen.
5. Anforderung an magnetische Eigenschaften Für ferro-, ferri-magnetische oder superparamagnetische Partikel kommen verschiedene Anwendungsbereiche in Betracht: magnetische Polymere, Ferrofluide mit hohen Standzeiten und insbesondere medizintechnische Anwendungen: Gelingt es, an die Oberfläche magnetischer Partikel Wirkstoffe anzubinden, können diese im Prinzip durch ein Magnetfeld in die Bereiche des Körpers dirigiert werden, wo sie ihre Wirkung entfalten sollen. An ähnlichen Entwicklungen wird auch anderenorts gearbeitet, erste Partikel sind bereits kommerziell verfügbar. Der von uns beschrittene Weg ist mit geringem Aufwand verbunden, kostengünstig und die Anbindung von Wirkstoffen an derart modifizierte Metalloxide sollte einfach möglich sein.
Superparamagnetische Partikel ermöglichen im Prinzip nahezu trägheitslos schaltbare magnetische Zustände, für die Anwendungen als billige Massenspeicher denkbar sind.
Demgemäss können die erfindungsgemäß hergestellten bzw. erfindungsgemäßen Partikel vielfältige Anwendungsmöglichkeiten finden und anstelle konventionell hydropho- bierter bzw. funktionalisierter Partikel oxidischer Verbindungen treten, die auf konventionelle Weise hergestellt und daher weniger stark beschichtet sind als die Partikel gemäß vorliegender Erfindung.
Demnach erfasst die vorliegende Erfindung weiterhin die Verwendung der erfindungsgemäß hergestellten bzw. erfindungsgemäßen Partikel für unterschiedliche Anwendungen bzw. in unterschiedlichen Medien. Beispielsweise umfasst die Erfindung die Verwendung derartiger Partikel als Komponente von Katalysatoren (z.B. als Träger der eigentlich katalytisch aktiven Komponenten) oder als Chromatographie-Materialien. Weiterhin umfasst die Erfindung die Verwendung derartiger Partikel in Mitteln zum Auftragen auf Haut oder Haare, beispielsweise in Sonnenschutzmitteln. Für diese Verwendung wählt man vorzugsweise oxidische Partikel aus, die UV-Strahlung besonders stark absorbieren. Beispiele hierfür sind Titandioxid, Zinndioxid und Zinkoxid. Insbesondere Titandioxid ist ein sehr guter Absorber für UV-Strahlung. Es hat jedoch den Nachteil, bei Bestrahlung photokata- lytisch zu wirken und entweder im Mittel selbst oder auf Haut und/oder Haar unerwünschte Folgereaktionen auszulösen. Durch die erfindungsgemäße Beschichtung wird diese unerwünschte Eigenschaft stark unterdrückt.
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäß hergestellten bzw. erfindungsgemäßen Partikel in einer Matrix aus organischen Polymeren. Dies umfasst die
Verwendung als Färb-, Lichtschutz- oder Korrosionsschutzpigment in Lacken sowie die Verwendung als Verstärker- oder Füllstoff in Kautschuk und anderen Gummiarten, in Klebstoffen, Dichtstoffen sowie in Folien oder Formteilen aus Kunststoff. Lacke oder Kunststoffe enthalten häufig Titandioxid als Lichtschutz-Pigment. Auch hierbei können aufgrund der unerwünschten photokatalytischen Aktivität Reaktionen eintreten, die die organische Matrix letztlich zerstören. Die erfindungsgemäße Beschichtung hemmt diese Reaktionen beträchtlich, so dass die Lebensdauer des Kunststoffteils oder eines Titandioxid-haltigen Lacks wesentlich verlängert wird. Bei Verwendung als Verstärkeroder Füllstoff führt die erhöhte Beschichtungsdichte zu verbesserten Reißfestigkeiten.
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung von erfindungsgemäß beschichteten bzw. erfindungsgemäßen Partikeln als Schleifkomponente in Schleif- oder Poliermitteln. Hierzu müssen die oxidischen Partikel eine Härte aufweisen, die sie für diesen Zweck geeignet machen. Beispiele hierfür sind Aluminiumoxide, insbesondere Korund. Aufgrund der erfindungsgemäßen Beschichtung lassen sich die oxidischen Partikel wesentlich besser in der Matrix des Schleif- oder Poliermittels dispergieren. Sie sind hierin feiner verteilt und fester gebunden als konventionell beschichtete Partikel, wodurch sich zum einen die Lebensdauer des entsprechenden Schleif- oder Poliermittels verlängert und zum anderen wegen der feineren Verteilung der Schleifpartikel ein gleichmäßigeres Schleif- oder Polierergebnis erzielt wird. Die Rauhigkeit der geschliffenen oder polierten Oberfläche verringert sich hierdurch.
Haben die oxidischen Partikel magnetische Eigenschaften, wie es beispielsweise bei Eisenoxiden (z.B. Magnetit), bei Nickeloxiden und bei bestimmten Mischoxiden der Fall ist, so lassen sie sich als magnetische Komponente in einer flüssigen, streichfähigen oder festen magnetischen Zubereitung verwenden. Insbesondere können sie in einer Trägerflüssigkeit suspendiert werden, wodurch man ein sogenanntes Ferrofluid enthält. Durch magnetische Kräfte lassen sich diese Ferrofluide an gewünschte Stellen lenken, wo sie ihre Wirkung entfalten sollen. Solche Ferrofluide sind im Stand der Technik bekannt. Die erfindungsgemäße verbesserte Beschichtung führt dazu, dass die magnetischen Partikel besser in Dispersion gehalten werden, so dass gegen Phasentrennung stabilisierte Ferrofluide erhältlich sind.
Generell umfasst die vorliegende Erfindung in einem letzten Aspekt jegliches Material, das verteilte erfindungsgemäße bzw. erfindungsgemäß hergestellte Partikel enthält.
Worum es sich bei diesen Materialien beispielsweise handeln kann, geht aus den vorstehend genannten Verwendungsmöglichkeiten hervor.
Abgrenzung, Vorteile:
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich gegenüber dem Stand der Technik durch mehrere Vorteile aus:
1. Zum Einen kann im Gegensatz zu gängigen Verfahren nach dem Stand der Technik bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mit Grundchemikalien gearbeitet werden. Bei den Verfahren zur Oberflächenmodifzierung nach dem Stand der Technik werden bislang immer SpezialChemikalien wie z.B. Organosilane benötigt. Damit ist nicht nur eine Einschränkung der Möglichkeiten zur Funktionalisierung verbunden, sondern zugleich auch höhere Kosten. Für das erfindungsgemäß beschriebene Verfahren kommen bevorzugt Grundchemikalien wie z.B. Schwefelsäure, Salzsäure und Siliciumtetrachlorid oder Siliciumbromid sowie organische als auch metallorganische Reagenzien wie z.B. Alkohole, Grignard- Reagenzien und Lithium-organische Reagenzien zum Einsatz. Da hier eine Vielzahl von Reagenzien zur Funktionalisierung Verwendung finden können, sind gegenüber den Verfahren nach dem Stand der Technik durch den erfindungsgemäßen Prozess viele neue Funktionalitäten auf entsprechend beschriebenen Partikeloberflächen zugänglich.
2. Durch die erfindungsgemäße Vorbehandlung oben genannter Partikel kann die Dichte funktioneller Gruppen pro nm2 auf den jeweiligen Partikeloberflächen erhöht werden. Dies wird durch Anätzen der jeweiligen Partikel mit entsprechenden anorganischen Säuren erreicht. Durch diesen Schritt wird die Anzahl an OH- Gruppen auf der Partikeloberfläche erhöht, was im folgenden Funktionalisierungsschritt die Grundlage für eine dichte Belegung der jeweiligen Oberfläche mit funktionellen Gruppen legt. Damit wird nicht nur ein höherer Grad an Funktionalitäten auf der jeweiligen Partikeloberfläche generiert, was im Allgemeinen zu einer Verbesserung der Eigenschaften der jeweiligen Partikel für das entsprechende Anwendungsgebiet führt, sondern auch dem Schutz der Partikel vor dem Angriff mit anderen Chemikalien oder Stoffen dient.
3. Nach dem Anätzen der jeweiligen Partikeloberfläche werden die Partikel bevorzugt mit Siliciumtetrabromid oder besonders bevorzugt mit Siliciumtetrachlorid behandelt. Durch Reaktion der OH-Gruppen auf den jeweiligen Partikeloberflächen mit Siliciumtetrabromid oder Siliciumtetrachlorid werden so jeweils entsprechende Silicium-Halogen-Bindungen generiert, die im Weiteren durch andere Substituenten bevorzugt organische Reste substituiert werden können.
4. Durch einfache Hydrolyse der Silicium-Halogen-Bindungen mit Wasser und wiederholte Umsetzung mit Siliciumtetrabromid bzw. Siliciumtetrachlorid wird nacheinander eine Siliciumdioxidschicht auf der Partikeloberfläche aufgebaut. Die Schichtdicke wird über die Anzahl an Wiederholungseinheiten gesteuert. Eine derart generierte Siliciumdioxidschicht auf der Oberflächen oben beschriebener Partikel schützt diese vor Chemikalien und anderen schädlichen Einflüssen.
Theorie und Experimentelles
Die experimentelle Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird im Folgenden an einem Beispiel eines Metalloxid-Partikels (MexOy) beschrieben: Dazu werden im ersten Schritt auf der Oberfläche der Metalloxid-Partikel OH-Gruppen generiert beziehungsweise deren Anzahl erhöht. Bei salzartigen Stoffen wie Metalloxiden müssen auch die Valenzen der Oberflächenatome abgesättigt sein. Dies erfolgt bei Oxiden meist dadurch, dass an der Oberfläche der Partikel an die Stelle von O2"-lonen OH"-lonen treten, wobei deren Anzahl sehr klein sein kann. Durch Anätzen der Oberfläche mit Säure, kann diese Zahl entscheidend erhöht werden.
Die OH-Gruppen auf der Metalloxid-Oberfläche werden dann in einem zweiten Schritt mit Siliciumtetrachlorid umgesetzt, so dass durch die Hydrolyse einer Si-Cl-Bindung auf der Oberfläche der Partikel Me-O-SiCI3-Gruppen gebildet werden. Bei der Umsetzung mit SiCI4 ist das Arbeiten unter trockenen Versuchsbedingungen bezüglich der Arbeitsgeräte und Chemikalien von großer Bedeutung. Die folgenden Abbildung 1 beschreibt die Reaktion von Me-OH mit SiCI4:
Abbildung 1 : Reaktion der vorbehandelten Metalloxidoberfläche mit SiCI4.
: MexOy
Im übertragenden Sinn entsteht so eine molekulare Chlorsiloxan-Schicht auf der Metalloxid-Oberfläche, die im Folgenden als MeO-CSN bezeichnet wird. Diese ermöglicht es wiederum, sämtliche Methoden zur Funktionalisierung nach dem Stand der Technik anzuwenden, zum Einen durch Substitution der Halogen-Atome durch andere Substituenten, bevorzugt organische Reste, zum Anderen nach erfolgter Hydrolyse mit Ethoxy- oder Halogensilanen. In der folgenden Abbildung 2 ist ein Synthesebeispiel für eine erfindungsgemäße Oberflächenmodifizierung eines mit Siliciumchlorid umgesetzten Metalloxid-Partikels hier mit einem Alkyltrichlorsilan gezeigt:
Abbildung 2: Reaktionsweg zur Silanisierung mit Trichloralkylsilanen.
Allgemeine Versuchsbeschreibung
Die oxidischen Materialien werden zur Vorbehandlung jeweils in konzentrierter Schwefelsäure dispergiert und unter Rühren 4 Stunden lang angeätzt. Zur Aufarbeitung wird der Feststoff über eine Glasfritte (Po. 3) von der Schwefelsäure getrennt und zunächst mehrfach mit destilliertem Wasser bis pH 7, dann mit Diethylether gewaschen und im Vakuum (10'2 mbar) getrocknet. Der so vorbereitete, trockene Feststoff wird dann mit Siliciumtetrachlorid unter Rückfluss für 12 Stunden gekocht. Dann wiederholt sich die Aufarbeitungsprozedur wie oben beschrieben. Unter trockenen Reaktionsbedingungen wird das Zwischenprodukt dann in Cyclohexan dispergiert und durch langsame Zugabe von einem Uberschuss an Trichloroctylsilan umgesetzt. Das Reaktionsgemisch wird für 12 Stunden unter Rückfluss geführt. Nach Abkühlen der Reaktionslösung wird das Produkt über eine Glasfritte (Po. 3) separiert und anschließend mit 3 x 30 mL Cyclohexan, 3 x 30 mL destilliertem Wasser und 2 x 30 mL Diethylether gewaschen. Nach Trocknen im Vakuum (ca. 10"2 mbar) liegt ein hydrophobes Pulver vor.
Versuchsdurchführung bei der Oberflächenmodifizierung mit SiCI4 und Octanol
Vorbehandlung der Alkohole:
Octanol wird in einem ausgeheizten Schlenkkolben mit trockenem Molsieb (3 A) versetzt und darüber gelagert. Bei Bedarf wird der gewünschte Alkohol im Gegenstrom mit einer Spritze entnommen.
Allgemeine Reaktionsdurchführung:
Der trockene Feststoff (z.B. Titandioxid) wird unter Schutzgasatmosphäre mit Siliciumtetrachlorid unter Rückfluss für 12 Stunden gekocht. Dann wird das SiCI4 durch Filtration unter Schutzgas und anschließendes Trocknen im Vakuum (ca. 10"2mbar) entfernt und der so modifizierte Feststoff zur Umsetzung mit dem Alkohol in einem Schlenkkolben vorgelegt.
Es wird ein ca. zweifacher Uberschuss an Octanol, bezogen auf die zu erwartende Stoffmenge an Cl-Atomen an der Teilchenoberfläche für die weitere Funktionalisierung verwendet. Der Feststoff wird hierzu in THF suspendiert, mit Octanol und 1/2 eq Triethylamin (bezogen auf das eingesetzte Octanol) versetzt. Die Suspension wird unter Schutzgas und unter Rühren 12 h unter Rückfluss gekocht.
Anschließend wird unter Schutzgas filtriert und der Feststoff im Vakuum (ca. 10"2 mbar) für mehrere Stunden getrocknet.
Wie nachstehend allgemein beschrieben wurde bei auf diese Weise mit SiCI4 und anschließend mit Octanol umgesetztem Rutil (TiO2) die Belegung mit Octanolresten bestimmt. Die spezifische Oberfläche (BET-Methode) des Umsetzungsproduktes betrug 10 bis 12 m2/g. Aus einer Verbrennungsanalyse ergab sich ein Kohlenstoffgehalt, der sich unter Berücksichtigung der experimentellen Ungenauigkeit in etwa 40 bis 55 C-Atome pro nm2 umrechen ließ. Die Belegungsdichte mit Octylgruppen betrug also etwa 5 bis 7 Gruppen pro nm2.
Allgemeines Verfahren zur Berechnung der Belegungsdichte einer Partikeloberfläche mit organischen Resten -CnH2n+1:
Benötigt wird die BET-Oberfläche FBEτ (m2/g) sowie der Massenanteil an Kohlenstoff w(C) (%), der z.B. durch eine Analyse ermittelt wird.
Für die Molzahl n(R) an organische Resten R, die in einer Stoffmenge der Masse m (g) enthalten sind gilt:
n(R) = w(C)/(100 n(C) M(C)) = w(C)/(100 n(C)-12)
n(C) ist die Anzahl der Kohlenstoffatome im organischen Rest, für einen Octylrest ist n(C) = 8. M(C) ist die atomare Masse von Kohlenstoff (12 g/Mol). Für diesen Fall gilt also:
n(Octyl) = w(C)/(100-8-12) = w(C)/(100-96)
Um die Anzahl der Octylgruppen N(Octyl) zu berechnen, muss dieser Wert mit der Avogadrokonstanten multipliziert werden:
N(Octyl) = 6,02-1023 w(C)/(100-96)
Dividiert man diesen Wert durch die spezifische Oberfläche FBET (m2/g), ergibt sich die Anzahl der Octylreste pro m2, bzw. nach Division durch (109)2 die Anzahl der Octylreste pro nm2. Es gilt:
N(Octyl)/nm2 = [6,02-(10 3/1018)-ιv(C)/(100-96)]/ FBEτ
N(Octyl)/nm2 = [w(C)lFBET] 62,7
w(C) ist in % und FB_rr in m2/9 einzusetzen.
Nach den Erfahrungen ist diese Belegungsdichte umso größer, je kleiner und sterisch weniger anspruchsvoll der Rest R ist. Die höchsten Werte erreicht man mit R = -CH3.