DaimlerChrysler AG
Verfahren zum Betrieb einer Brennkraftmaschine
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Brennkraftmaschine gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
In einer Hubkolben-Brennkraftmaschine ist in jedem Zylinder von einem längsbeweglichen Kolben ein Brennraum begrenzt, in dem Kraftstoff verbrannt wird. Die Zufuhr von Sauerstoffhaltigem Frischgas für die Verbrennung erfolgt üblicherweise ü- ber Einlaßkanäle der Zylinder, während die Verbrennungsabgase über Auslaßkanäle abgeführt werden. Die Kanäle werden von Einlaßventilen und Auslaßventilen beherrscht, welche zur Durchführung des zyklischen Ladungswechsels von einem Ventil- trieb angesteuert werden.
Bei einem ottomotorischen Betrieb wird das im Brennraum gebildete Kraftstoffgemisch von dem Zündfunken einer in den Brennraum einragenden Zündkerze des Zylinders gezündet. Zur Einleitung der Kraftstoffverbrennung ist daneben eine als Kompressionszündung oder auch Raumzündung genannte Betriebsart der Brennkraftmaschine bekannt . Diese Betriebsart bietet die Möglichkeit der Kraftstoff erbrennung zum Antrieb der Brennkraftmaschine bei gutem Wirkungsgrad und geringer Neigung zu Bildung nitroser Gase. Die DE 198 52 552 C2 offenbart ein Verfahren zum Betrieb eines im Viertakt arbeitenden Verbrennungsmotors, bei dem Verbrennungsabgase im Brennraum zurückgehalten werden und durch die damit erreichte Temperaturerhöhung des Kraftstoff/Luft-Gemisches bei der Kompression des nächsten Arbeitsspiels des jeweiligen Zylinders eine Temperatur des komprimierten Volumens erreicht wird, in dem das
Gemisch zur Zündung gelangt . Die Rückhaltung von Verbrennungsabgasen wird durch eine Ventilunterschneidung der Steuerzeiten der Gaswechselventile erreicht, wobei das bekannte Verfahren die Ventilunterschneidung abhängig von Motordrehzahl und Last durch eine für alle Brennräume wirksame Abgas- drosselklappe steuern will.
Es ist weiter bekannt, daß die Kompressionszündung als Brenn- kraftverfahren mit Selbstzündung homogener Kraftstoff/Luft-Gemisch durch besondere Randbedingungen dieser Betriebsart nur in bestimmten Teillastbereichen der Brennkraftmaschine ausgeführt wird. Die DE 199 23 413 AI beschreibt ein Verfahren, bei dem die Kompressionszündung in einem schmalen Teillastkennfeldbereich stabil erfolgen soll und für höhere Motorlasten eine ottomotorische Zündung und Verbrennung vorgesehen ist. Zum Wechsel der Betriebsart sieht das bekannte Verfahren einen Wechsel zwischen Ventilunterschneidung und Ventilüberschneidung der Gaswechselventil-Steuerzeiten durch Verschieben einer Nockenwelle vor. Die Nockenwelle als Zwangsventiltrieb der Gaswechselventile soll mittels eines Umschalters zwischen einer Nockenform für Ventilüberschneidung (ottomotorischer Betrieb) und einer Nockenform für Abgasrückhaltung im Kompressionszündungsbetrieb umschaltbar sein.
Die US 6,336,436 Bl offenbart ein Verfahren zum Wechseln der Betriebsart zwischen Fremdzündungsbetrieb und Kompressionszündungsbetrieb, bei dem das für den Kompressionszündungsbetrieb zurückzuhaltende Abgas durch Veränderung der Steuerzeiten der Gaswechselventile im Wege innerer Abgasrückführung realisiert wird. Dabei wird im Kompressionszündungsbetrieb gegenüber dem Fremdzündungsbetrieb der Schließzeitpunkt des Auslaßventils in Richtung "spät" verschoben. Gleichzeitig wird der ÖffnungsZeitpunkt des Einlaßventils vorgezogen, so daß sich eine Überschneidung der Ventilsteuerzeiten ergibt. Die Änderung der Steuerzeiten der Gaswechselventile bei einem Wechsel der Betriebsart soll bei der bekannten Anordnung al-
ternativ durch einen variabel einstellbaren Mechanismus oder durch eine Nockenwelle mit mehreren Nockenprofilen zur ZwangsSteuerung der jeweiligen Ventiltätigkeiten der Betriebsarten erfolgen. Das bekannte Verfahren sieht einen Wechsel zwischen den Betriebsarten mit einem bestimmten Übergangsbetrieb vor, bei dem geschichtete Gemischbildung durch direkte Kraftstoffeinspritzung während des Kompressionshubes erfolgen soll. Bei dem bekannten Verfahren soll ein stabiler Wechsel der Verbrennungsverfahren erfolgen, in dem der Übergangsbetrieb beim Wechsel zwischen Kompressionszündung und Fremdzündung sich über mehrere Arbeitsspiele erstreckt. Dabei ist ein langer Übergangsbetrieb erforderlich, da anderenfalls Klopferscheinungen und starke Laufungleichförmigkeit der Brennkraftmaschine die Folge sind.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betrieb einer Brennkraftmaschine mit Wechsel zwischen einem Fremdzündungsmodus und Betriebsart mit Kompressionszündung zu schaffen, mit dem mit einfachen baulichen Mitteln Verschlechterungen des Gesamtwirkungsgrades der Brennkraftmaschine insbesondere beim Wechsel der Betriebsarten entgegengewirkt wird.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst .
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, die Öffnungsdauer wenigstens eines der Gaswechselventile zu verändern, wobei in beiden Betriebsarten der Öffnungszeitpunkt des Auslaßventils und der Schließzeitpunkt des Einlaßventils gleich sind. Die Erfindung geht dabei von der Erkenntnis aus, daß bei der Generierung einer Abgasrückhaltung im Kompressionszündungsbetrieb durch die Steuerzeiten von Einlaßventil und Auslaßventil sich im oberen Totpunkt der Kolbenbewegung beim Ladungswechsel eine Zwischenkompression des rückgehaltenen Abgases ergibt. Daraus ergibt sich eine Verschlechterung des Gesamtwirkungsgrades der Brennkraftmaschine insbesondere, wenn die Brennkraftma-
schine einen Nockenventiltrieb hat und die Ventilunterschneidung mit für den ottomotorischen Betrieb ausgelegten Nockenkonturen eingestellt werden soll. Beim Umschalten auf Kompressionszündungsbetrieb wird nach dem Erfindungsgedanken die Öffnungsdauer der Gaswechselventile reduziert . Dadurch kann zum einen durch frühes Schließen des Auslaßventils bei gleichem Öffnungszeitpunkt in beiden Betriebsarten ein hoher Druckverlust ab dem Öffnen des Auslaßventils verhindert werden. Gleichzeitig wird somit ausgeschlossen, daß das Auslaßventil noch während der eigentlichen Verbrennung geöffnet werden muß, um genügend Zeitraum für die erforderliche Abgasrückhaltung zur Verfügung zu haben. Zum anderen wird durch den gleichen Schließzeitpunkt des Einlaßventils bei beiden Betriebsarten und dessen später Öffnung im Kompressionszün- dungsmodus eine effektive Verdichtung sichergestellt und so ein hoher Ladungswechselwirkungsgrad gewährleistet.
Zweckmäßig wird zugleich mit der Verringerung der Öffnungsdauer der Öffnungshub des jeweiligen Gaswechselventils in einer derartigen Weise gekürzt, daß die Geschwindigkeit und die Beschleunigung der bewegten Ventilteile sich in einem vertretbaren Rahmen bewegen und so der Kinematik des Ventil- triebs Rechnung getragen wird. Bei einer Steuerung der Gaswechselventile mit einem Nockenventiltrieb wird vorteilhaft beim Wechsel der Betriebsart auf den Kompressionszündungsbetrieb auf eine Nockenkontur mit kleinem Ventilhub und kurzer Öffnungsdauer umgeschaltet . Die Verkürzung der Öffnungsdauer wird dabei derartig abgestimmt und durch die entsprechende Konturierung der Steuernocken bestimmt, daß im Kompressionszündungsbetrieb die erforderliche Menge an Verbrennungsabgasen zurückgehalten wird und an der Gemischbildung des folgenden Arbeitsspiel des Zylinders teilnimmt.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Ansicht einer Hubkolbenbrennkraftmaschine,
Fig. 2 eine graphische Darstellung des Ventilhubs, der Ventilgeschwindigkeit und der Ventilbeschleunigung der Gaswechselventile während eines Arbeitsspiels.
Fig. 1 zeigt eine Hubkolbenbrennkraftmaschine 1 in deren Zylindern 2 jeweils ein längsbeweglicher Hubkolben 3 angeordnet ist, welcher einen Brennraum 4 begrenzt, der von einem auf dem Zylinder 2 aufgesetzten Zylinderkopf 5 abgeschlossen ist. In dem Brennraum 4 wird ein Gemisch aus Kraftstoff und Verbrennungsluft gebildet und zum Antrieb des Hubkolbens 3 verbrannt. In dem Zylinderkopf 5 sind mindestens ein Einlaßkanal 13 und ein Auslaßkanal 14 ausgebildet, wobei durch den Einlaßkanal 13 sauerstoffreiches Frischgas zugeführt wird und durch den Auslaßkanal 14 die Verbrennungsabgase aus dem Brennraum abgeführt werden. Zur Steuerung des Ladungswechsels sind Gaswechselventile 6, 7 vorgesehen, welche von einem Ventiltrieb 26 angetrieben werden und nach Art des Viertaktverfahrens zyklisch den Einlaßkanal 13 freigeben bzw. bezüglich des Auslaßventils 7 den Auslaßkanal 14 öffnen. Für die Zumes- sung des erforderlichen Brennstoffes ist jedem Zylinder ein Injektor 10 zugeordnet, der jeweils im Zylinderkopf 5 angeordnet ist und einen Brennstoffstrahl 11 direkt in den Brennraum 4 abgibt. Alternativ oder zusätzlich ist ein Saugrohrinjektor 12 vorgesehen, welcher Brennstoff in den Einlaßkanal 13 abgibt. Der Direkteinspritzinjektor 10 und der Saugrohrinjektor 12 werden von Kraftstoffleitungen 15, 16 einer oder mehreren Kraftstoffpumpen 18 gespeist, welche über eine Vorlaufleitung 17 aus einem Kraftstofftank 20 versorgt ist.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Kraftstoffpumpe als Hochdruckpumpe ausgelegt und stellt dem Direkteinspritzventil 10 Kraftstoff unter einem hohen Einspritzdruck zur Verfügung. Bei dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel ist die
Anordnung einer Vorförderpumpe 19 in der Vorlaufleitung 17 zweckmäßig. Die Kraftstoffzumessung wird von einer Steuereinheit 9 in Abhängigkeit des Betriebspunktes der Brennkraftmaschine eingestellt, welche zur Übermittlung von Einspritzbefehlen über eine Signalleitung 22 mit dem Saugrohrinjektor 12 und über eine Signalleitung 23 mit dem Direkteinspritzventil 10 verbunden ist. Die Steuereinheit ermittelt den vorliegenden Betriebspunkt der Brennkraftmaschine in Abhängigkeit von laufend gemessenen Betriebsparametern, nämlich im vorliegenden Ausführungsbeispiel der Last L und der Drehzahl n der Brennkraftmaschine 1, und entnimmt einem Kennfeldspeicher 21 die dort abgelegten Steuerwerte zur Ermittlung des Betriebspunktes und der dazugehörigen Steuerbefehle. Die Steuereinheit 9 stellt dabei auch die Stellung einer im Einlaßkanal 13 angeordneten Drosselklappe 24 ein. Durch die Einstellung der Drosselklappe 24 und die damit erzielten Wirkungen auf den Frischgasstrom und den Druck im Einlaßkanal 13 und die Einspritzparameter zur Zumessung des Kraftstoffes wird das Gemisch im Brennraum 4 konfiguriert. Dabei kann je nach Betriebspunkt eine magere Gemischbildung mit beispielsweise geschichteter Gemischbildung durch direkte Kraftstoffeinspritzung während des Kompressionstaktes des Kolbens 3 oder homogene Gemischbildung mit stöchiometrischer Gemischzusammensetzung erfolgen.
Die Brennkraftmaschine wird in höheren Lastbereichen mit Fremdzündung nach Art eines Ottomotors betrieben, wobei das im Brennraum 4 gebildete Gemisch durch den Zündfunken einer im Zylinderkopf 5 angeordneten Zündkerze 8 gezündet wird. In unteren bis mittleren Lastbereichen ist ein Betrieb mit Kompressionszündung vorgesehen. Bei dieser auch als Raumzündverfahren zu bezeichnenden Betriebsart wird durch entsprechende Einstellung der Steuerung der Gaswechselventile 6, 7 in einem solchen Maße Verbrennungsabgas im Brennraum 4 zur Beimischung
in das Frischgas des nächsten Arbeitsspiels zurückgehalten, daß die Brennraumtemperatur ansteigt und eine Selbstzündung der durch die Kompression durch den Kolben 3 erwärmten Ladung erfolgen kann. Für die Umschaltung zwischen Fremdzündungsbetrieb und Kompressionszündungsbetrieb wirkt die Steuereinheit 9 derartig auf den entsprechend einstellbaren Ventiltrieb 26 der Gaswechselventile 6, 7 ein. Als Ventiltrieb 26 kann dabei ein variabel einstellbarer Ventiltrieb, beispielsweise eine elektromechanische oder elektrohydraulische Ventilsteuerung vorgesehen sein, mit dem die Steuerzeiten, d.h. Offnungs- und Schließzeiten und damit die Öffnungsdauer der Gaswechselventile nach Bedarf verstellbar sind. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist als Ventiltrieb 26 eine Nockensteuerung vorgesehen, bei der von einer Nockenwelle angetriebene Steuernocken 27 mit ihrer Nockenkontur die Gaswechselventile von ihrem Ventilsitz zyklisch abheben. Zur Umschaltung der Ventilsteuerung im Rahmen des Betriebsartenwechsels zwischen Fremdzündungsbetrieb und Kompressionszündungsbetrieb ist der Nockenventiltrieb 26 mit unten noch näher beschriebenen Schaltmitteln versehen.
Die Konfigurierung des Arbeitsgases und die damit verbundene Rückhaltung von' Abgasen im Brennraum während des Kompressionszündungsbetriebes wird erfindungsgemäß dadurch gesteuert, daß beim Umschalten der Betriebsarten die Öffnungsdauer wenigstens eines der Gaswechselventile verändert wird, wobei in beiden Betriebsarten der Öffnungszeitpunkt des Auslaßventils 7 und der Schließzeitpunkt des Einlaßventils 6 gleich sind. Dabei wird bei der Umschaltung zum Kompressionszündungsbetrieb die Öffnungsdauer der Gaswechselventile reduziert. Werden die Gaswechselventile von einem variabel einstellbaren Ventiltrieb wie eine elektromechanische oder elektrohydraulische Ventilsteuerung angetrieben, so veranlaßt die Steuereinheit 9 die entsprechende Umstellung der zyklischen Steuerzei-
ten. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel einer Brennkraftmaschine mit einem Nockenventiltrieb 26 wird beim Wechsel vom Fremdzündungsmodus zum Kompressionszündungsbetrieb auf eine Nockenkontur mit reduzierter Öffnungsdauer umgeschaltet .
Fig. 2 zeigt in graphischer Darstellung aufgetragen über ein Arbeitsspiel zwischen den oberen Totpunkten der Zündung (ZOT) oben den Verlauf des Öffnungshubes der Gaswechselventile, in dem mittleren Diagramm die Ventilgeschwindigkeit der Einlaß- und Auslaßventile und unten schließlich die Beschleunigung der bewegten Ventilteile. Dabei entspricht die strichliert dargestellte Kurve dem Ventilhub bzw. der Ventilgeschwindigkeit und der Beschleunigung im Fremdzündungsbetrieb (Otto) , während die Vollinie jeweils dem Kompressionszündungsbetrieb (RZV) entspricht .
Beim Wechsel der Betriebsart wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel sowohl bei dem Auslaßventil als auch beim Einlaßventil die Öffnungsdauer um den Zeitraum Λt verändert, nämlich beim Wechsel vom Fremdzündungsbetrieb zum Kompressionszündungsbetrieb RZV verringert. Dabei liegt der Öffnungszeitpunkt des Auslaßventils und der Schließzeitpunkt des Einlaßventils in beiden Betriebsarten gleich, und es wird sichergestellt, daß im Kompressionszündungsbetrieb die erforderliche Restgasmenge im Brennraum zurückgehalten wird, um die zur Selbstzündung erforderliche Temperaturerhöhung zu erreichen. Die Nockenkontur wird dabei derart bestimmt, daß bei der Umschaltung auf Kompressionszündungsbetrieb der Hub des jeweiligen Ventils reduziert ist, so daß sich eine gegenüber der Hubkurve 28 im Fremdzündungsbetrieb verkleinerte Hubkurve 29 für den Kompressionszündungsbetrieb RZV ergibt. Die Reduzierung des Öffnungshubes stellt dabei sicher, daß die Ventilgeschwindigkeit und die Ventilbeschleunigung die jeweiligen Verläufe dieser Parameter im Fremdzündungsbetrieb nicht
wesentlich übersteigen. Der Wechsel der Betriebsart der Brennkraftmaschine auf den Kompressionszündungsbetrieb kann somit durch Umschaltung auf eine Nockenkontur mit kürzeren Öffnungszeiten und dabei reduziertem Öffnungshub realisiert sowie mit einfachen Mitteln der Kinematik des Ventiltriebes Rechnung getragen werden.