Knochenschraube
Die Erfindung bezieht sich auf eine Knochenschraube, gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und auf ein Verfahren zur Herstellung einer Knochenschraube, gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruchs 11.
An die in der Osteosynthese einsetzbaren Knochenschrauben werden verschiedenste Anforderungen gestellt, wie
- Knochenschrauben, insbesondere Pedikelschrauben müssen wegen der Abmessungen von Pedikeln oder auch von Knochenfragmenten im Durchmesser klein gehalten werden;
- und müssen andererseits einen maximalen Halt im porösen Knochenmaterial gewährleisten, was beispielsweise ein spezielles Gewindeprofil erfordert; und
- die Knochenschrauben müssen den statischen und dynamischen Belastungen standhalten.
Eine solche Knochenschraube mit einem Gewinde, dessen Gewindetiefe gegen den Schraubenkopf hin abnimmt, ist aus der WO 90/02526 BLAIR bekannt. Das Gewinde weist einen konstanten Aussendurchmesser auf, so dass durch die verringerte Gewindetiefe ein stärkerer Kern herstellbar ist, wodurch die Knochenschraube eine erhöhte Festigkeit erhält. Ferner wird durch die verringerte Gewindetiefe das Knochenmaterial zwischen den Gewindegängen komprimiert. Nachteilig an dieser bekannten Knochenschraube ist, dass die Kompression nur in radialer Richtung erfolgt, wodurch auch nur in radialer Richtung die Tragfähigkeit des Knochens erhöht wird. Zudem ist die Herstellung dieser bekannten Knochenschraube sehr aufwendig. Die Breite zwischen den zwei die Gewinderippe einschliessenden Gewindeflanken bleibt konstant, während die Breite zwischen zwei Gewinderippen am Kern des Gewindes zunimmt. Die Herstellung eines solchen variierenden Gewindeprofiles erfordert ein Bearbeiten des Gewindes in mehreren Schritten respektive mit mehreren Werkzeugen.
Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Knochenschraube mit einem Gewindeschaft zu schaffen, dessen Gewinde ohne aufwendige Werkzeugverschiebungen und mit einem einzigen Werkzeug herstellbar ist.
Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe mit einer Knochenschraube, welche die Merkmale des Anspruchs 1 aufweist, sowie mit einem Verfahren zur Herstellung einer Knochenschraube, welches die Schritte des Anspruchs 11 aufweist.
Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen, dass dank der erfindungsgemässen Knochenschraube:
- für den Gewindeschaft im Knochenmaterial, insbesondere in der porösen Spongiosa durch deren Kompression ein besserer Halt in radialer und axialer Richtung erreichbar ist;
- die Knochenschraube für eine Anwendung als Hüftschraube im proximalen Femur geeignet ist;
- die „Durchschneidewirkung" des Gewindes quer zur Schraubenachse deutlich verringert wird;
- am Kern eine konstante Breite zwischen zwei benachbarten Gewinderillen herstellbar ist, so dass das Gewinde mit einem einzigen Werkzeug und einem Arbeitsgang herstellbar ist; und
- somit keine bedeutenden Merkosten in der Herstellung verursacht werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Verringerung der in einem zur Längsachse orthogonalen Querschnitt betrachteten Querschnittsfläche der Gewinderille durch einen vom vorderen Ende zum hinteren Ende des Gewindeschaftes zunehmenden Kerndurchmesser DK erreicht. In verschiedenen Ausgestaltungen der Erfindung kann diese Zunahme des Kerndurchmessers Dκ über der Länge L des Gewindeschaftes kontinuierlich oder diskontinuierlich ausgestaltet sein. Hierdurch ist der Vorteil erreichbar, dass eine Kompression der schwammartigen Knochenstruktur ohne Zerstörung derselben erreichbar ist, wodurch ebenfalls eine bessere Kraftübertragung zwischen der Knochenschraube und dem Knochen erreichbar ist, wobei einerseits eine radiale Kompression durch den zunehmenden Kerndurchmesser
und andererseits eine axiale Kompression zwischen den Gewindegängen durch das zunehmende Gewindeprofil bei konstanter Gewindesteigung erreichbar ist.
In einer weiteren Ausführungsform ist der Flankenwinkel mindestens eines Flankensegmentes der Gewinderippe über der Länge L des Gewindeschaftes konstant.
In einer anderen Ausführungsform umfasst das Gewinde eine Gewinderippe, welche in einem zur Längsachse orthogonalen Querschnitt betrachtet und beim Kern des Gewindeschaftes gemessen mindestens über einem Teil der Länge L einen konstanten Flankenwinkel ß > 0 aufweist. Der Flankenwinkel ß > 0 bewirkt eine axiale Kompression des Knochenmaterials, welches dadurch auch in axialer Richtung tragfähiger gemacht wird.
Der Flankenwinkel ß des an den Gewindekern grenzenden Flankenteiles liegt in einem Bereich von 10° - 50 °, vorzugsweise von 20° - 40°.
In wiederum einer anderen Ausführungsform umfasst das Gewinde eine Gewinderippe, welche am Kern einen Flankenwinkel ß und an der Gewindeperipherie einen Flankenwinkel ß' aufweist, wobei die Flankenwinkel ß und ß' mindestens auf einem Teil der Länge L voneinander verschieden sind. Die Ausgestaltung der Gewinderippe mit einem Flankenwinkel ß' hat den Vorteil, dass keine „Messerkante" entsteht, ohne dass dadurch die Menge des Knochenmaterials, welche zwischen den einzelnen Windungen liegt, wesentlich reduziert wird. Eine effiziente Knochenkompression setzt nämlich voraus, dass möglichst viel Knochenmaterial in den Gewinderillen liegt. Somit wird die Durchschneidewirkung des Gewindes, bei einer Relativbewegung zwischen dem Knochen und der Schraube unter Belastung, drastisch reduziert.
In einer weiteren Ausführungsform erstreckt sich das Gewindesegment mit dem Flankenwinkel ß' nur auf einen, an das vordere Ende des Aussengewindes grenzenden Teil der Länge des Gewindeschaftes und verschwindet gegen das hintere Ende des Gewindeschaftes. Damit ist der Vorteil erreichbar, dass auf einem Teil der Länge des Gewindeschaftes eine Knochenkompression bis an den Aussendurchmesser des Gewindeschaftes erreichbar ist.
In wiederum einer weiteren Ausführungsform nimmt der Kerndurchmesser DK des Gewindeschaftes kontinuierlich gegen das hintere Ende des Gewindeschaftes zu. Der Vorteil dieser Ausführung liegt darin, dass die Steifigkeit der Knochenschraube kontinuierlich zunimmt, wodurch bessere Eigenschaften bei Dauerbeanspruchung, insbesondere eine bessere Dauerfestigkeit erreichbar sind. Ferner nimmt die Kompression des Knochenmaterials kontinuierlich zu, so dass ein besseres Einschraubverhalten der Knochenschraube erreichbar ist.
In einer anderen Ausführungsform nimmt der Kerndurchmesser DK des Gewindeschaftes diskontinuierlich gegen das hintere Ende des Gewindeschaftes zu. Diese Ausführung eignet sich im wesentlichen bei sehr geringen Einschraubtiefen der Knochenschraube in den Knochen, wo dennoch eine Kompression benötigt wird.
In wiederum einer anderen Ausführungsform ist das Gewinde mit einem symmetrischen Gewindeprofil ausgestaltet. Hierdurch ist der Vorteil erreichbar, dass die Knochenschraube bezüglich Zug- und Druckbelastung (Ausreissen/Durchstossen) annähernd gleiche Eigenschaften aufweist.
In einer weiteren Ausführungsform ist das Gewinde mit einem asymmetrischen Gewindeprofil ausgestaltet, so dass die Knochenschraube auf eine einseitige Belastung hin optimiert werden kann, beispielsweise auf max. Ausreisskraft, aber niedrige Durchstosskraft bei vorherrschender Zugbelastung oder umgekehrt auf max. Durchstosskraft, aber niedrige Ausreisskraft bei vorherrschender Druckbelastung.
In wiederum einer weiteren Ausführungsform ist das Gewinde ein mehrgängiges Gewinde, vorzugsweise ein 2-gängiges Gewinde. Um eine bessere Verankerung der Knochenschraube zu erreichen, muss die Kontaktfläche zwischen Gewinde und Knochen erhöht werden. Anstelle einer Erhöhung der Anzahl Flanken im Knochen durch Verringerung der Gewindesteigung wird vorteilhafterweise eine Vervielfachung der Gewindegänge bei gleicher Steigung angewendet, so dass ebenfalls die Verankerung der Knochenschraube verbessert wird, ohne allerdings - wie im ersten Fall - die Einschraubzeit für die Knochenschraube zu erhöhen.
Die erfindungsgemässe Knochenschraube lässt sich allein oder zusammen mit anderen osteosynthetischen Vorrichtungen verwenden. Beispielsweise kann die erfindungsgemässe Knochenschraube als Hüftschraube zusammen mit einem Marknagel zur Fixation des Hüftgelenkkopfes verwendet werden. Die Knochenschraube bringt Vorteile speziell in der Spongiosa an Stellen, wo hohe Belastungen auftreten, insbesondere an Kondylen, Tibia proximal und distal, Humerus proximal, Fuss oder Wirbelsäule.
Die Erfindung und Weiterbildungen der Erfindung werden im folgenden anhand der teilweise schematischen Darstellungen mehrerer Ausführungsbeispiele noch näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch den Gewindeschaft einer Ausführungsform der erfindungsgemässen Knochenschraube;
Fig. 2 eine Ansicht einer Ausführungsform der erfindungsgemässen Knochenschraube;
Fig. 3 einen Ausschnitt aus dem Gewinde am vorderen Segment des Gewindeschaftes der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform der erfindungsgemässen Knochenschraube;
Fig. 4 einen Ausschnitt aus dem Gewinde am hinteren Segment des Gewindeschaftes der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform der erfindungsgemässen Knochenschraube; und
Fig. 5 eine schematische Darstellung betreffend des Verfahrens zur Herstellung einer Knochenschraube.
In Fig. 1 ist eine Ausführungsform der erfindungsgemässen Knochenschraube 1 dargestellt, welche einen zur Längsachse 2 koaxialen Gewindeschaft 5 mit einem eine
konstante Gewindesteigung aufweisenden Gewinde 6 umfasst. Das Gewinde 6 weist einen konstanten Aussendurchmesser D auf und hat eine Gewinderippe 17 und eine Gewinderille 18. Der Flankenwinkel ß der Gewinderippe 17 und die im vorderen und hinteren Segment 11 ;12 des Gewindeschaftes 5 am Kern 7 des Gewindeschaftes 5 gemessene Breite b der Gewinderille 18 sind zwischen dem vorderen Ende 3 und dem hinteren Ende 4 des Gewindeschaftes 5 konstant. Die in einem zur Längsachse 2 orthogonalen Querschnitt betrachtete Querschnittsfläche der Gewinderille 18 verringert sich zwischen dem vorderen Ende 3 und dem hinteren Ende 4 des Gewindeschaftes 5 zwecks Kompression des Knochenmaterials in axialer und radialer Richtung. Die Verringerung der Querschnittsfläche der Gewinderille 18 wird bei dieser Ausführungsform der erfindungsgemässen Knochenschraube 1 dadurch erreicht, dass im hinteren Segment 12 des Gewindeschaftes 5 der Kerndurchmesser DK des Gewindeschaftes 5 grösser ist als im vorderen Segment 12 des Gewindeschaftes 5.
Durch die Ausgestaltung der Gewinderille 18 mit einer über der Länge L konstanten Breite b am Kern 7 des Gewindeschaftes 5 und einem konstanten Flankenwinkel ß der Gewinderippe 17 ist erreichbar, dass die Querschnittsfläche 20 der eine Höhe h aufweisenden Gewinderille 18 im hinteren Segment 12 identisch ist zu einem die Höhe h aufweisenden Teil der Querschnittsfläche 19 im vorderen Segment 11.
In Fig. 2 dargestellt ist eine Knochenschraube 1 , deren Gewinde 6 sich von dem in Fig. 1 dargestellten Gewinde 6 nur darin unterscheidet, dass in einem zur Längsachse 2 orthogonalen Querschnitt betrachtet die Gewinderippe 17 im vorderen Segment 11 zwei einen unterschiedlichen Flankenwinkel ß;ß' aufweisende Flankensegmente 9;10 umfasst (Fig. 3), wobei die Gewinderippe 17 ein an den Kern 7 des Gewindeschaftes 5 angrenzendes, inneres Flankensegment 10 und an die Gewindeperipherie 8 grenzend ein äusseres Flankensegment 9 umfasst. Im vorderen Gewindesegment 11 beträgt der am Aussendurchmesser D gemessene Flankenwinkel ß' des peripheren Flankenteiles 9 0°, während der Flankenwinkel ß des an den Gewindekern 7 grenzenden Flankenteiles 10 hier 40° beträgt. Im hinteren Gewindesegment 12 - mit dem grösseren Kerndurchmesser - fallen die beiden Flankenteile 9 und 10 zusammen und weisen den gemeinsamen Flankenwinkel ß auf (Fig. 4). Durch die Zunahme des Kerndurchmessers geht somit der Teil des Gewindes mit dem Flankenwinkel ß' verloren.
In Fig. 5 wird das Verfahren zur Herstellung einer Knochenschraube 1 (Fig. 2) schematisch dargestellt. Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte:
a) Einspannen des Schraubenrohlinges 30 an seinem hinteren Ende 33 in einer Antriebsvorrichtung (nicht gezeichnet); b) Rotieren des Schraubenrohlinges 30 um seine Längsachse 2 mittels der Antriebsvorrichtung; c) Positionieren eines Werkzeuges 31 , welches eine zum Gewindeprofil des Gewindes 6 komplementär ausgestaltete Werkzeugspitze 35 aufweist, in einer ersten Position, so dass die Werkzeugspitze 35 axial ausserhalb des Schraubenrohlinges 30 liegt; d) Verschieben des Werkzeuges 31 senkrecht zur Längsachse 2 gegen das Innere des Schraubenrohlinges 30, bis sich das freie Ende 32 der Werkzeugspitze 35 in einer von der Mantelfläche 36 des Schraubenrohlinges 30 senkrecht zur Längsachse 2 gemessenen Eindringtiefe x < R befindet, wobei R der Radius der Mantelfläche 36 ist; e) Verschieben des Werkzeuges 31 parallel zur Längsachse (2) bis zum eingespannten, hinteren Ende 33, wobei die Geschwindigkeit der Verschiebung derart gewählt ist, dass bei vorgegebener Umdrehungszahl eine Gewinderille mit der Steigung des gewünschten Gewindes 6 geschnitten wird; f) Verschieben des Werkzeuges 31 senkrecht zur Längsachse 2 derart, dass während der axialen Verschiebung des Werkzeuges 31 dieses zusätzlich dort, wo der Kerndurchmesser des Gewindes 6 variiert, bis die lokale Eindringtiefe x bei jeder axialen Position des Werkzeuges 31 komplementär zum gewünschten Radius RK des Gewindekernes an dieser Stelle ist.
Falls das Gewinde 6 nicht in einem Durchgang geschnitten werden kann und die Eindringtiefe x kleiner als die gewünschte Gewindetiefe T ist, werden die Schritte c) bis f) solange wiederholt, bis die Eindringtiefe Xj der gewünschten Gewindetiefe T entspricht.