Beschreibung
Farbwerke von Rotationsdruckmaschinen
Die Erfindung betrifft Farbwerke von Rotationsdruckmaschinen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, 2 oder 3.
Durch die Auslegeschrift DE 1 214 704 ist ein Farbwerk einer Rotationsdruckmaschine mit einer Farbzufuhr an eine zentrale Walze bekannt, wobei eine erste und eine zweite an einen einzufärbenden Formzylinder angestellte Farbauftragswalze vorgesehen sind und Farbe über mehrere Farbflüsse von der zentralen Walze zu dem Formzylinder übertragen wird. Ein erster Farbfluß führt von der zentralen Walze zu einer Reibwalze, die den Farbfluß in einen Hauptfluß und in einen Nebenfluß aufspaltet, indem sie die Farbe auf beide Farbauftragswalzen überträgt, wobei der Hauptfluß zu der zweiten, d. h. zu der in Drehrichtung des Formzylinders nachgeordneten Farbauftragswalze führt. Nach einer weiteren Drehung übertragt die Reibwalze Farbe auf die in Drehrichtung des Formzylinders erste Farbauftragswalze. Infolge der Gesetzmäßigkeiten zur Farbspaltung wird im Hauptfluß eine im Vergleich zum Nebenfluß größere Farbmenge zum Formzylinder übertragen. Nachdem die zentrale Walze Farbe auf die Reibwalze übertragen hat, überträgt sie bei ihrer weiteren Drehung Farbe auf eine Farbübertragungswalze, die ihrerseits die Farbe auf die zweite Farbauftragswalze überträgt. Ein Farbwerk, bei dem die größere Farbmenge auf eine in Drehrichtung des Formzylinders nachgeordnete Farbauftragswalze gerichtet ist, wird hinterlastig genannt.
Durch die WO 98/51500 A1 ist ein Farbwerk einer Rotationsdruckmaschine mit einer Farbzufuhr an eine zentrale Walze bekannt, wobei zwei an einen einzufärbenden Formzylinder anstellbare Farbauftragswalzen vorgesehen sind und Farbe über zwei voneinander getrennt verlaufende Farbflüsse von der zentralen Walze zu dem Formzylinder übertragen wird. Die beiden Farbauftragswalzen werden einerseits
unmittelbar von der zentralen Walze eingefärbt und andererseits nochmals indirekt durch Farbübertragungswalzen, die zwischen der zentralen Walze und jeder Farbauftragswalze angeordnet sind. Auch dieses Farbwerk ist hinterlastig, weil bei dieser Walzenanordnung die größere Farbmenge auf die in Drehrichtung des Formzylinders zweite, d. h. zu der in Drehrichtung des Formzylinders nachgeordneten Farbauftragswalze übertragen wird.
Durch die DE 44 39 144 C2 ist ein vorderiastiges Farbwerk einer Rotationsoffsetdruckmaschine bekannt, wobei eine Farbstromtrennwalze den ihr über mehrere Walzen zugeführten Farbstrom in einen ca. 60% von diesem betragenden Hauptfarbstrom und einen ca. 40% von diesem betragenden Nebenfarbstrom teilt, wobei die beiden Teilfarbströme von der Farbstromtrennwalze jeweils über eine Reibwalze und im Hauptfarbstrom über eine einzige an der betreffenden Reibwalze angestellte Farbauftragswalze bzw. im Nebenfarbstrom über zwei an der betreffenden Reibwalze angestellte Farbauftragswalzen zu einem Formzylinder geleitet werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Farbwerke von Rotationsdruckmaschinen zu schaffen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1, 2 oder 3 gelöst.
Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, dass das vorgeschlagene Farbwerk mit vergleichsweise wenigen, z. B. mit fünf Walzen zum Übertragen und Verteilen von Farbe auskommt und damit kostengünstig realisierbar ist. Dennoch sind genügend Farbauftragswalzen, z. B. drei, vorhanden, um auch bei hohen Druckgeschwindigkeiten eine ausreichende Farbmenge auf einem Formzylinder aufzubringen. Dadurch, dass die zentrale Walze und der Formzylinder vorzugsweise eine gegenläufige Drehrichtung aufweisen, ergibt sich ein vorderiastiges Farbwerk, bei dem die größere Farbmenge auf die in Drehrichtung des Formzylinders erste, d. h. auf die in Drehrichtung des Formzylinders zuerst angeordnete Farbauftragswalze übertragen wird.
Infolgedessen neigt dieses Farbwerk nicht zum Schablonieren, d. h. in vollen Flächen bilden sich andere mitdruckende Teile der Druckform nicht nochmals ab, weil die im Hauptfluß auf dem Formzylinder aufgetragene Farbe vor ihrer Übertragung auf den Übertragungszylinder durch die zweite Farbauftragswalze geglättet wird. Überdies sind die Farbübertragungswalzen vorzugsweise changierend ausgebildet. Insgesamt wird mit dem vorgeschlagenen Farbwerk auf dem einzufärbenden Formzylinder, d. h. auf den auf dessen Mantelfläche aufgespannten Druckformen, ein gleichmäßiger Farbauftrag erreicht. Die geänderte Drehrichtung der zentralen Walze hat auch den Vorteil, dass eine Arbeitsrakel einer Kammerrakel in Drehrichtung der zentralen Walze unten, d. h. im Wesentlichen in Richtung der Schwerkraft angeordnet ist und verhindert, dass sich die Farbe über der Arbeitsrakel ansammelt und zu einer Verschmutzung führt.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben.
Es zeigen:
Fig. 1 ein Farbwerk mit Farbübertragungswalzen und Farbauftragswalzen;
Fig. 2 das Farbwerk nach Fig. 1 zusätzlich'mit Reibwalzen.
Beide Figuren zeigen ein Farbwerk einer Rotationsdruckmaschine mit einer Farbzufuhr an eine zentrale Walze 01, die z. B. als eine Rasterwalze 01 ausgebildet ist. Die zentrale Walze 01 ist somit im Farbwerk die erste, vorzugsweise kontinuierlich Farbe aufnehmende Walze 01 und dient nachfolgenden, mit ihr in Wirkverbindung stehenden Walzen 08; 09 als Farbquelle. Die Farbzufuhr an die zentrale Walze 01 erfolgt z. B. aus einem Farbkasten 02, aus dem insbesondere mittels mehrerer an die zentrale Walze 01 anstellbarer Rakel 18; 19 Farbe auf die Mantelfläche der zentralen Walze 01 übertragen wird. Die Rakel 18; 19 gehören zu einer vorzugsweise seitlich an der zentralen Walze 01
in deren Axialrichtung angeordneten Kammerrakel 03 mit einer Rakelkammer, wobei in Drehrichtung der zentralen Walze 01 eine Arbeitsrakel 18 unten an der Rakelkammer, d. h. im Wesentlichen in Richtung der Schwerkraft G und eine Schließrakel 19 oben an der Rakelkammer, d. h. im Wesentlichen entgegen der Richtung der Schwerkraft G angeordnet ist. Die Rakelkammer ist mit Farbe gefüllt, wobei die Farbe i. d. R. druckbeaufschlagt ist. Die Drehrichtung der zentralen Walze 01 ist derart gewählt, dass die zentrale Walze 01 während des Farbauftrags durch die bezüglich der zentralen Walze 01 im Wesentlichen horizontale Anordnung der Kammerrakel 03 zumindest die Arbeitsrakel 18 im Wesentlichen in Richtung der Schwerkraft G passiert. Die Arbeitsrakel 18 ist daher vorteilhafterweise innerhalb eines von einem Mittelpunkt M der zentralen Walze 01 ausgehenden, sich von einer durch den Mittelpunkt M der zentralen Walze 01 verlaufenden Horizontalen H beidseitig mit weniger als 45°, vorzugsweise mit weniger als 15° öffnenden Öffnungswinkels α an der zentralen Walze 01 angestellt. Die Farbzufuhr an die zentrale Walze 01 kann jedoch auch als Alternative zur Kammerrakel 03 durch ein Pump- oder eine Farbaufsprüheinrichtung erfolgen.
Von der zentralen Walze 01 führen in dem in den Figuren dargestellten Beispiel zwei voneinander getrennt verlaufende Farbflüsse A; B zu einem einzufärbenden Formzylinder 04, wobei der Formzylinder 04 die auf ihm aufgetragene Farbe auf einen Übertragungszylinder 06 überträgt, der seinerseits einen Bedruckstoff 07, z. B. eine Materialbahn 07, insbesondere eine Papierbahn 07 bedruckt. Auf der Mantelfläche des Formzylinders 04 ist mindestens eine Druckform (nicht dargestellt) aufgespannt, die in einer am Umfang des Formzylinders 04 angeordneten Haltevorrichtung 14 gehalten wird. In dem gezeigten Beispiel sind in Richtung des Umfangs des Formzylinders 04 zwei Druckformen aufbringbar.
Im Farbwerk ist in jedem der beiden vorgenannten Farbflüsse A; B jeweils eine an die zentrale Walze 01 anstellbare Farbübertragungswalze 08; 09 vorgesehen, die ihrerseits mit mindestens einer gleichzeitig an den Formzylinder 04 und an eine der
Farbübertragungswalzen 08; 09 anstellbaren Farbauftragswalze 11 ; 12; 13 zusammenwirken. Ebenso kann in jedem Farbfluß A; B mindestens eine gleichzeitig an die zentrale Walze 01 und an mindestens eine der Farbauftragswalzen 11 ; 12; 13 anstellbare Farbübertragungswalze 08; 09 vorgesehen sein.
In dem in den beiden Figuren dargestellten Beispiel sind drei Farbauftragswalzen 11; 12; 13 vorgesehen, wobei in Drehrichtung des Formzylinders 04 eine erste Farbauftragswalze 11 vor einer zweiten Farbauftragswalze 12 angeordnet sowie eine dritte Farbauftragswalze 13 vorgesehen ist, die sowohl an den Formzylinder 04 als auch an eine der Farbübertragungswalzen 08; 09, vorzugsweise an die zweite Farbübertragungswalze 09 anstellbar ist. In Drehrichtung der zentralen Walze 01 ist die erste Farbübertragungswalze 08 vor der zweiten Farbübertragungswalze 09 angeordnet, sodass die erste Farbübertragungswalze 08 von der zentralen Walze 01 die größere Farbmenge erhält, weil sie in Drehrichtung der zentralen Walze 01 als erste die von der Kammerrakel 03 auf die Mantelfläche der zentralen Walze 01 aufgebrachte Farbe nach den Gesetzmäßigkeiten der Farbspaltung aufnimmt. Nur die nach dieser ersten Farbübertragung auf der Mantelfläche der zentralen Walze 01 übrigbleibende Farbmenge steht dann bei einer weiteren Drehung der zentralen Walze 01 für eine zumindest teilweise Übertragung auf die zweite Farbübertragungswalze 09 zur Verfügung. Die Drehrichtung des Formzylinders 04 und des Übertragungszylinders 06 sowie die der Walzen 01; 08; 09; 11; 12; 13 ist in den beiden Figuren jeweils durch einen Pfeil angedeutet.
Vorzugsweise weisen die zentrale Walze 01 und der Formzylinder 04 eine gegenläufige Drehrichtung auf. Dadurch wird in dem in den Figuren gezeigten Beispiel erreicht, dass der Farbfluß A zu derjenigen Farbauftragswalze 11, die in Drehrichtung des Formzylinders 04 an diesem als erste angestellt ist, eine im Vergleich zum anderen Farbfluß B größere Farbmenge überträgt. Das Farbwerk ist demnach vorderlastig. Der mengenmäßig größere Farbauftrag wird durch die in Drehrichtung des Formzylinders 04
nachgeordneten Farbauftragswalzen 12; 13 geglättet, weshalb das vorgeschlagene Farbwerk nicht schabloniert. Der über die erste Farbübertragungswalze 08 und die erste Farbauftragswalze 11 verlaufende Farbfluß A bildet somit den Hauptfluß A für die Farbübertragung von der zentralen Walze 01 zum Formzylinder 04, wohingegen der Farbfluß B einen ersten Nebenfluß B bildet, von dem in dem konkreten gezeigten Beispiel durch die dritte sowohl an die zweite Farbübertragungswalze 09 als auch an den Formzylinder 04 angestellte Farbauftragswalze 13 ein zweiter Nebenfluß C abgezweigt wird.
Ein gleichmäßiger Farbauftrag auf der Mantelfläche des Formzylinders 04 kann auch dadurch gefördert werden, dass mindestens eine Farbauftragswalze 11 ; 12; 13 oder eine Farbübertragungswalze 08; 09 zumindest geringfügig changiert. Vorzugsweise changieren mindestens die zweite Farbauftragswalze 12 oder die dritte Farbauftragswalze 13, um den Farbauftrag zu verreiben. Überdies kann, wie aus der Fig. 2 ersichtlich, mindestens eine an eine der Farbübertragungswalzen 08; 09 anstellbare Reibwalze 16; 17 vorgesehen sein.
Es ist von Vorteil, wenn die Farbübertragungswalzen 08; 09, die Farbauftragswalzen 11; 12; 13 oder die mindestens eine Reibwalze 16; 17 an die mit ihnen in Wirkverbindung stehenden Walzen 01; 08; 09; 11; 12; 13; 16; 17 oder an den Formzylinder 04 wahlweise anstellbar oder abstellbar sind. Vorzugsweise weisen die zentrale Walze 01 , die Farbübertragungswalzen 08; 09, die Farbauftragswalzen 11 ; 12; 13 oder die mindestens eine Reibwalze 16; 17 zumindest teilweise eine oleophile Mantelfläche auf.
Bezugszeichenliste
01 Walze, zentrale Walze, Rasterwalze
02 Farbkasten
03 Kammerrakel
04 Formzylinder 05
06 Übertragungszylinder
07 Bedruckstoff, Materialbahn, Papierbahn
08 Walze, Farbübertragungswalze, erste
09 Walze, Farbübertragungswalze, zweite 10
11 Walze, Farbauftragswalze, erste
12 Walze, Farbauftragswalze, zweite
13 Walze, Farbauftragswalze, dritte
14 Haltevorrichtung 15
16 Walze, Reibwalze
17 Walze, Reibwalze
18 Rakel, Arbeitsrakel
19 Rakel, Schließrakel
A Farbfluß, Hauptfluß
B Farbfluß, erster Nebenfluss
C Farbfluß, zweiter Nebenfluss
G Schwerkraft
H Horizontale
M Mittelpunkt α Öffnungswinkel