Thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbarer, nicht ässriger Einkomponenten-Beschichtungsstoff, Verfahren zu seiner Herstellung und seine Verwendung
5 Die vorliegende Erfindung betrifft einen neuen, thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren, nicht wässrigen Einkomponenten- Beschichtungsstoff. Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung ein neues Verfahren zur Herstellung thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbarer, nicht wässriger Einkomponenten-Beschichtungsstoffe. Des 10 weiteren betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung des neuen, thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren, nicht wässrigen Beschichtungsstoffs für die Herstellung ein- und mehrschichtiger Lackierungen und Versiegelungen sowie als Klebstoff und Dichtungsmassen für die Herstellung von Klebschichten und Dichtungen.
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Hier und im folgenden bedeutet aktinische Strahlung elektromagnetische Strahlung, wie nahes Infrarot (NiR), sichtbares Licht, UV-Strahlung und Röntgenstrahlung, insbesondere UV-Strahlung, und Korpuskularstrahlung, wie Elektronenstrahlung. Die Härtung von Beschichtungsstoffen mit Hitze 20 und aktinischer Strahlung wird von der Fachwelt auch als Dual-Cure bezeichnet.
Der Begriff Einkomponenten-Beschichtungstoff besagt, dass die Bestandteile des betreffenden Beschichtungstoffs bei Temperaturen bis zu 25 90 °C in einer Mischung vorliegen können und nicht bis zur Verwendung des Beschichtungstoffs getrennt voneinander gelagert werden müssen.
Dual-Cure-Beschichtungsstoffe sind aus der deutschen Patentanmeldung
DE 198 18 735 A 1 bekannt. Die Dual-Cure-Beschichtungsstoffe enthalten
30 Bestandteile, wie z. B. (Meth)Acrylatcopolymerisate, die neben isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen obligatorisch
(Meth)Acryloylgruppen aufweisen, und Bestandteile, wie z.B. ( eth)Acrylatcopolymerisate, die neben komplementären freien Isocyanatgruppen ebenfalls obligatorisch (Meth)Acryloylgruppen aufweisen. Zusätzlich können sie thermisch härtbare Bestandteile, wie (Meth)Acrylatcopolymerisate, enthalten, die frei von
(Meth)Acryloylgruppen sind, indes isocyanatreaktive Gruppen aufweisen. Darüber hinaus beschreibt die deutsche Patentanmeldung eine Vielzahl von Alternativen zu diesen Bestandteilen, die allesamt als gleichwirkend dargestellt werden.
Es wird zwar angegeben, dass die bekannten Dual-Cure- Beschichtungsstoffe Beschichtungen mit sehr guter Chemikalien-, Benzin- und Lösemittelbeständigkeit, hoher Kratzfestigkeit sowie guter und rascher Schleifbarkeit ergeben und in dieser Hinsicht den Anforderungen an eine Mehrschichtlackierung auf dem Gebiet der Fahrzeuglackierung, insbesondere der Fahrzeugreparaturlackierung, genügen sollen. Darüber hinaus sollen die Beschichtungen frei von Rißbildungen sein und eine gute Haftung zum Untergrund aufweisen. Insgesamt sollen sie ein einwandfreies optisches Aussehen zeigen. Wie jedoch dieses Eigenschaftsprofil im einzelnen eingestellt und optimiert werden kann und welche der praktisch zahllosen Alternativen, die sich aus mehreren Listen herleiten lassen, am besten funktionieren, wird weder in der Beschreibung noch anhand eines Beispiels konkretisiert.
Im allgemeinen sind Dual-Cure-Beschichtungsstoffe gut für die Beschichtung thermisch empfindlicher Substrate geeignet, da bei ihnen eine unvollständige thermische Härtung bei niedrigen Temperaturen durch die Härtung mit aktinischer Strahlung kompensiert werden kann, so dass insgesamt Beschichtungen mit guten anwendungstechnischen Eigenschaften resultieren. Andererseits sind Dual-Cure- Beschichtungsstoffe gut für die Beschichtung komplex geformter
dreidimensionaler Substrate geeignet, da eine unvollständige Strahlenhärtung in den Schattenbereichen der Substrate durch die thermische Härtung kompensiert werden kann, so dass auch hier insgesamt Beschichtungen mit guten anwendungstechnischen Eigenschaften resultieren.
Aus der deutschen Patentanmeldung DE 42 04 518 A 1 sind Einkomponenten-Beschichtungsstoffe bekannt, die
(A) mindestens ein Bindemittel mit mindestens zwei isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen, das frei ist von reaktiven funktionellen Gruppen, die mindestens eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Bindungen enthalten,
(B) mindestens ein Aminoplastharz,
(C) mindestens ein blockiertes Polyisocyanat, das mit
(c 1) mindestens einem Diaikylmalonat und
(c 2) mindestens einem Blockierungsmittel, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus von (c 1) verschiedenen, mindestens eine aktive Methylengruppe enthaltenden
Blockierungsmitteln und Oximen,
blockiert ist, wobei das Äquivalentverhältnis von mit Blockierungsmitteln (c 1) blockierten Isocyanatgruppen zu mit Blockierungsmitteln (c 2) blockierten Isocyanatgruppen zwischen 9 : 1 und 1 : 1 liegt,
enthalten. Die bekannten Einkomponenten-Beschichtungsstoffe weisen bereits eine Reihe anwendungstechnischer Vorteile wie eine gute Härte, einen guten Glanz, eine sehr gute Zwischenschichthaftung, eine hohe Vergilbungsbeständigkeit und eine sehr gute Überiackierbarkeit auf. Sie lassen aber hinsichtlich der Polierbarkeit, Chemikalienbeständigkeit und der Kratzfestigkeit noch im zu wünschen übrig. Insbesondere erreichen sie nicht einen Speichermodul E' von mindestens 107,6 Pa und einen Verlustfaktor tanδ von maximal 0,1 , wie es für eine besonders gute Kratzfestigkeit erforderlich wäre (vgl. das deutsche Patent DE 197 09 467 C 1 , Vergleichsbeispiel 1, Seite 7, Zeile 24, bis Seite 8, Zeile 26, i. V. m. Seite 11 , Tabelle 2).
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen neuen Einkomponenten-Beschichtungsstoff bereitzustellen, der die Nachteile des Standes der Technik nicht mehr länger aufweist, sondern lagerstabil ist und Beschichtungen, insbesondere Klarlackierungen, liefert, die in ihrer Polierbarkeit, ihrer Kratzfestigkeit, ihrer Chemikalienbeständigkeit und ihrer Feuchtigkeitsbeständigkeit besser als die aus der deutschen Patentanmeldung DE 42 04 518 A 1 und dem deutschen Patent DE 197 09 467 C 1 bekannten Beschichtungen sind, ohne dass sie deren hohen Glanz, sehr gute Zwischenschichthaftung, hohe Vergilbungsstabilität und sehr gute Überiackierbarkeit verlieren.
Außerdem sollen die neuen Einkomponenten-Beschichtungsstoffe die Vorteile von Duai-Cure-Beschichtungsstoffen aufweisen.
Demgemäß wurde der neue thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbare, nicht wässrige Einkomponenten-Beschichtungsstoff gefunden, enthaltend
(A) mindestens ein Bindemittel mit mindestens zwei isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen, das frei ist von reaktiven funktionellen Gruppen, die mindestens eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Bindungen enthalten,
(B) mindestens ein Aminoplastharz,
(C) ' mindestens ein blockiertes Polyisocyanat, das mit
(c 1 ) mindestens einem Dialkylmalonat und
(c 2) mindestens einem Blockierungsmittel, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus von (c 1) verschiedenen, mindestens eine aktive Methylengruppe enthaltenden Blockierungsmitteln und Oximen,
blockiert ist, wobei das Äquivalentverhältnis von mit Blockierungsmitteln (c 1 ) blockierten Isocyanatgruppen zu mit Blockierungsmitteln (c 2) blockierten Isocyanatgruppen zwischen 9 : 1 und 1 : 1 liegt, und
(D) mindestens einer Verbindung mit mindestens einer reaktiven funktionellen Gruppe, die mindestens eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Bindung enthält.
Im folgenden wird der neue, thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbare, nicht wässrige Einkomponenten-Beschichtungsstoff als »erfindungsgemäßer Beschichtungsstoff« bezeichnet.
Außerdem wurde das neue Verfahren zur Herstellung eines thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren, nicht wässrigen Beschichtungsstoffs
gefunden, bei dem man unter weitgehendem oder vollständigem Ausschluss von aktinischer Strahlung
(A) mindestens ein Bindemittel mit mindestens zwei isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen, das frei ist von reaktiven funktionellen
Gruppen, die mindestens eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Bindungen enthalten,
(B) mindestens ein Aminoplastharz,
(C) mindestens ein blockiertes Polyisocyanat, das mit
(c 1 ) mindestens einem Dialkylmalonat und
(c 2) mindestens einem Blockierungsmittel, ausgewählt aus der
Gruppe, bestehend aus von (c 1 ) verschiedenen, mindestens eine aktive Methylengruppe enthaltenden
Blockierungsmitteln und Oximen,
blockiert ist, wobei das Äquivalentverhältnis von mit
Blockierungsmitteln (c 1 ) blockierten Isocyanatgruppen zu mit Blockierungsmitteln (c 2) blockierten Isocyanatgruppen zwischen 9 : 1 und 1 : 1 liegt, und
(D) mindestens einer Verbindung mit mindestens einer reaktiven funktionellen Gruppe, die mindestens eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Bindung enthält,
miteinander vermischt und die resultierende Mischung homogenisiert.
Im folgenden wird das neue Verfahren zur Herstellung eines thermisch und mit aktinischer Strahlung härtbaren, nicht wässrigen Beschichtungsstoffs als »erfindungsgemäßes Verfahren« bezeichnet.
Weitere Erfindungsgegenstände gehen aus der Beschreibung hervor.
Im Hinblick auf den Stand der Technik war es überraschend und für den Fachmann nicht vorhersehbar, dass die Aufgabe, die der vorliegenden Erfindung zugrundelag, mit Hilfe des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs und des erfindungsgemäßen Verfahrens gelöst werden konnte.
Überraschenderweise ist der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff lagerstabil und liefert Beschichtungen, insbesondere Klarlackierungen, die in ihrer Polierbarkeit, ihrer Kratzfestigkeit, ihrer Chemikalienbeständigkeit und ihrer Feuchtigkeitsbeständigkeit besser als die aus der deutschen Patentanmeldung DE 42 04 518 A 1 und dem deutschen Patent DE 197 09 467 C 1 bekannten Beschichtungen sind, ohne dass sie deren hohen Glanz, sehr gute Zwischenschichthaftung, hohe Vergilbungsstabilität und sehr gute Überiackierbarkeit verlieren. Außerdem weisen die erfindungsgemäßen Beschichtungen die Vorteile auf, die mit Dual-Cure- Beschichtungsstoffen verbunden sind.
Noch mehr überraschte, dass der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff zur Herstellung von Versiegelungen für SMC (sheet moulded compounds) und BMC (bulk moulded compounds) und als Klebstoff und Dichtungsmasse für die Herstellung von Klebschichten und Dichtungen verwendet werden konnte.
Der erste wesentliche Bestandteil des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs ist mindestens ein Bindemittel (A), das im
statistischen Mittel mindestens zwei, vorzugsweise mindestens drei und insbesondere mindestens vier isocyanatreaktive funktioneile Gruppen im Molekül enthält. Ansonsten ist das Bindemittel (A) frei von reaktiven funktionellen Gruppen, die mindestens eine mit aktinischer Strahlung aktivierbare Bindung enthalten. Der Begriff »frei von reaktiven funktionellen Gruppen« bedeutet, dass die Bindemittel (A) völlig frei von diesen Gruppen sind oder diese Gruppen in untergeordneten Mengen enthalten, die die Vernetzungseigenschaften der Bindemittel (A) nicht oder nur ganz unwesentlich beeinflussen.
Vorzugsweise werden die isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen aus der Gruppe, bestehend aus Thiolgruppen, Hydroxylgruppen sowie primären und sekundären Aminogruppen, ausgewählt. Bevorzugt sind die Hydroxylgruppen.
Vorzugsweise werden die Bindemittel (A) aus der Gruppe, bestehend aus in organischen Lösemitteln löslichen und dispergierbaren, statistisch, alternierend und blockartig aufgebauten, linearen, verzweigten und kammartig aufgebauten (Co)Polymerisaten von olefinisch ungesättigten Monomeren, Polyadditionsharzen und/oder Polykondensationsharzen, ausgewählt.
Bevorzugt werden die Bindemittel (A) aus der Gruppe, bestehend aus (Meth)Acrylatpoiymerisaten, partiell verseiften Polyvinylestem, Polyestern, Alkyden, Polylactonen, Polycarbonaten, Polyethern, Epoxidharz-Amin- Addukte, Polyhamstoffe, Polyamide, Polyimiden und Polyurethanen, ausgewählt.
Insbesondere sind die Bindemittel (A) (Meth)Acrylatcopolymerisate.
Die (Meth)Acrylatcopolymerisate (A) sind übliche und bekannte Polymerisate. Beispiele gut geeigneter (Meth)Acrylatcopolymerisate (A) werden beispielsweise in den deutschen Patentanmeldungen DE 42 04 518 A 1 , Seite 3, Zeile 65, bis Seite 4, Zeile 43, oder DE 43 10 414 A 1 , Seite 2, Zeile 50, bis Seite 4, Zeile 41 , oder DE 199 24 171 A 1 , Seite 5, Zeile 54, bis in Seite 7, Zeile 37, im Detail beschrieben. Die Herstellung der bevorzugt zu verwendenden (Meth)Acrylatcopolymerisate (A) weist keine verfahrenstechnischen Besonderheiten auf, sondern erfolgt mit Hilfe der auf dem Kunststoffgebiet üblichen und bekannten Methoden der kontinuierlichen oder diskontinuierlichen radikalisch initiierten Copolymerisation in Masse, Lösung, Emulsion, Miniemulsion oder Mikroemulsion unter Normaldruck oder Überdruck in Rührkesseln, Autoklaven, Rohrreaktoren, Schlaufenreaktoren oder Taylorreaktoren bei Temperaturen von vorzugsweise 50 bis 200°C. Beispiele geeigneter Copolymerisationsverfahren werden in den Patentanmeldungen DE 197 09 465 A 1 , DE 197 09 476 A 1 , DE 28 48 906 A 1 , DE 195 24 182 A 1 , DE 198 28 742 A 1 , DE 196 28 143 A 1 , DE 196 28 142 A 1 , EP 0 554 783 A 1 , WO 95/27742, WO 82/02387 oder WO 98/02466 beschrieben. Die Copolymerisation kann auch in Polyolen (thermisch härtbare Reaktivverdünner) als Reaktionsmedium durchgeführt werden, wie dies beispielsweise in der deutschen Patentanmeldung DE 198 50 243 A 1 beschrieben wird.
Der Gehalt des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs an den Bindemitteln (A) kann breit variieren und richtet sich in erster Linie nach der Funktionalität der Bindemittel (A) einerseits und der nachstehend beschriebenen Bestandteile (B), (C) und (D) andererseits. Vorzugsweise liegt der Gehalt, bezogen auf den Festkörper des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs, bei 20 bis 80, bevorzugt 25 bis 75, besonders bevorzugt 30 bis 70, ganz besonders bevorzugt 35 bis 65 und insbesondere 35 bis 60 Gew.%. Hier und im folgenden ist unter
»Festkörper« der Anteil des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs zu verstehen, der nach der Aushärtung die Beschichtung aufbaut.
Der weitere wesentliche Bestandteil des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs ist mindestens ein Aminoplastharz (B).
Vorzugsweise werden die Aminoplastharze (B) aus der Gruppe, bestehend aus nicht defunktionalisierten und defunktionalisierten, nicht veretherten, partiell veretherten und vollständig veretherten Kondensationsprodukten von Aldehyden mit Harnstoff, Melamin, Guanamin und Benzoguanamin, ausgewählt. Bevorzugt ist als Aldehyd Formaldehyd. Beispiele geeigneter Aminoplastharze sind aus Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 29, »Aminoharze«, dem Lehrbuch „Lackadditive" von Johan Bieleman, Wiley- VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 242 ff., dem Buch „Paints, Coatings and Solvents", second completely revised edition, Edit. D. Stoye und W. Freitag, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 80 ff., den Patentschriften US 4 710 542 A 1 oder EP 0 245 700 B 1 sowie aus dem Artikel von B. Singh und Mitarbeiter "Carbamylmethylated Melamines, Novel Crosslinkers for the Coatings Industry", in Advanced Organic Coatings Science and Technology Series, 1991 , Band 13, Seiten 193 bis 207, bekannt.
Der Gehalt des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs an Aminoplastharzen (B) kann breit variieren und richtet sich in erster Linie nach der Funktionalität der übrigen Bestandteile (A) und (C) des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs. Vorzugsweise liegt der Gehalt bei 5 bis 40, bevorzugt 6 bis 35, besonders bevorzugt 7 bis 30, ganz besonders bevorzugt 8 bis 25 und insbesondere 10 bis 25 Gew.%, jeweils bezogen auf den Festkörper des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs.
Der weitere . wesentliche Bestandteil des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs ist mindestens ein, insbesondere ein, blockiertes Polyisocyanat (C).
Vorzugsweise werden die blockierten Polyisocyanate (C) aus der Gruppe, bestehend aus blockierten, Isocyanurat-, Biuret-, Allophanat-, Iminooxadiazindion-, Urethan-, Carbodiimid-, Harnstoff- und Uretdiongruppen enthaltenden Polyisocyanaten, ausgewählt. Vorzugsweise werden die Vorstufe der blockierten Polyisocyanate (C) aus Diisocyanaten hergestellt.
Als die Isocyanate kommen alle üblichen und bekannten organischen die Isocyanate in Betracht. Vorzugsweise werden sie aus der Gruppe, bestehend aus Isophorondiisocyanat (= 5-lsocyanato-1-isocyanatomethyl- 1 ,3,3-trimethyl-cyclohexan), 5-lsocyanato-1 -(2-isocyanatoeth-1 -yl)-1 ,3,3- trimethyl-cyclohexan, 5-lsocyanato-1-(3-isocyanatoprop-1-yl)-1 ,3,3- trimethyl-cyclohexan, 5-lsocyanato-(4-isocyanatobut-1 -yl)-1 ,3,3-trimethyl- cyclohexan, 1-lsocyanato-2-(3-isocyanatoprop-1-yl)-cyclohexan, 1- lsocyanato-2-(3-isocyanatoeth-1 -yi)cyclohexan, 1 -lsocyanato-2-(4- isocyanatobut-1-yl)-cyclohexan, 1,2-Diisocyanatocyclobutan, 1 ,3-
Diisocyanatocyclobutan, 1 ,2-Diisocyanatocyclopentan, 1 ,3-
Diisocyanatocyclopentan, 1 ,2-Diisocyanatocyclohexan, 1 ,3-
Diisocyanatocyclohexan, 1,4- Diisocyanatocyclohexan,
Dicyclohexylmethan-2,4'-diisocyanat, Trimethylendiisocyanat, Tetramethylendiisocyanat, Pentamethylendiisocyanat,
Hexamethylendiisocyanat, Ethylethylendiisocyanat, Trimethylhexan- diisocyanat, Heptanmethylendiisocyanat, 2-Heptyl-3,4-bis(9- isocyanatononyl)-1-pentyl-cyclohexan, 1 ,2-, 1 ,4- und 1,3- Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan, 1 ,2-, 1 ,4- und 1 ,3-Bis(2-isocyanatoeth- 1-yl)cyclohexan, 1 ,3-Bis(3-isocyanatoprop-1-yl)cyclohexan, 1,2-, 1,4- oder 1 ,3~Bis(4-isocyanatobut-1-yi)cyclohexan, flüssiges Bis(4-
isocyanatocyclohexyl)methan eines trans/trans-Gehalts von bis zu 30 Gew.-%, Toluyiendiisocyanat, Xylylendiisocyanat, Bisphenylendiisocyanat, Naphthylendiisocyanat oder Diphenylmethandiisocyanat, ausgewählt. Besonders bevorzugt werden Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat und flüssiges Bis(4-isocyanatocyclohexyl)methan eines trans/trans-Gehalts von bis zu 30 Gew.-% verwendet.
Die Polyisocyanate (C) sind mit mindestens einem, insbesondere einem, Dialkylmalonat (c 1 ) und mindestens einem, insbesondere einem Blockierungsmittel, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus von (c 1) verschiedenen, mindestens eine, insbesondere eine, aktive Methylengruppe enthaltenden Blockierungsmitteln und Oximen, blockiert.
Vorzugsweise werden die Dialkylmalonate (c 1) aus der Gruppe, bestehend aus Malonsäuredimethyl-, -diethyl-, -dipropyl-, -dibutyl-, - dipentyl- und -dihexylester, ausgewählt; bevorzugt wird Malonsäurediethylester verwendet.
Vorzugsweise werden die von (c 1) verschiedenen, mindestens eine aktive Methylengruppe enthaltenden Blockierungsmittel (c 2) aus der Gruppe, bestehend aus Acetessigsäure ethyl-, -ethyl-, -propyl-, -butyl-, - pentyl-, -hexyi-, -heptyl-, -octyl-, -nonyl-, -decyl-, -undecyl- und - dodecyiester, und die Oxime (c 2) aus der Gruppe, bestehend aus Acetonoxim, Methylethylketoxim, Formaldoxim, Acetaldoxim, Acetoxim, Diisobutyiketoxim, Diacetylmonoxim, Benzophenonoxim und den stellungsisomeren Chlorohexanonoximen, ausgewählt; bevorzugt werden Acetessigsäureethylester und Methylethylketoxim verwendet.
Bevorzugt liegt das Äquivalentverhältnis von mit Blockierungsmitteln (c 1) blockierten Isocyanatgruppen zu mit Blockierungsmitteln (c 2) blockierten
Isocyanatgruppen zwischen 4 : 1 und 1 ,5 : 1 und insbesondere zwischen 3 : 1 und 1 ,85 : 1.
Die Herstellung der blockierten Polyisocyanate (C) bietet keine methodischen Besonderheiten, sondern erfolgt, wie beispielsweise in der deutschen Patentanmeldung DE 42 0 4 518 A 1 , Seite 5, Zeile 15, bis Seite 6, Zeile 6, beschrieben.
Der vierte wesentliche Bestandteil des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs ist mindestens eine, insbesondere eine, Verbindung (D) mit mindestens eine, vorzugsweise mindestens zwei, besonders bevorzugt mindestens drei und insbesondere mindestens vier reaktive(n) funktionelle(n) Gruppe(n) mit mindestens einer, insbesondere einer, mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindung. Die Verbindung (D) kann niedermolekular, oligomer oder polymer sein.
Vorzugsweise werden die mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindungen aus der Gruppe, bestehend aus Kohlenstoff-Wasserstoff- Einzelbindungen oder Kohlenstoff-Kohlenstoff-, Kohlenstoff-Sauerstoff-, Kohlenstoff-Stickstoff-, Kohlenstoff-Phosphor- oder Kohlenstoff-Silizium- Einzelbindungen oder -Doppelbindungen, ausgewählt. Bevorzugt sind die mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindungen Kohlenstoff-Kohlenstoff- Doppelbindungen ("Doppelbindungen").
Die mit aktinischer Strahlung aktivierbaren Bindungen können über Kohlenstoff-Kohlenstoffbindungen oder Ether-, Thioether-,
Carbonsäureester-, Thiocarbonsäureester-, Carbonat-, Thiocarbonat-, Phosphorsäureester-, Thiophosphorsäureester-, Phosphonsäureester-, Thiophosphonsäureester-, Phosphit-, Thiophosphit-, Sulfonsäureester-, Amid-, Amin-, Thioamid-, Phosphorsäureamid-, Thiophosphorsäureamid-, Phosphonsäureamid-, Thiophosphonsäureamid-, Sulfonsäureamid-, Imid-,
Ureihan-, Hydrazid-, Harnstoff-, Thiohamstoff-, Carbonyl-, Thiocarbonyl-, Sulfon- oder Sulfoxidgruppen, mit der Grundstruktur der Verbindung (D) verbunden sein. Bevorzugt sind sie über Kohlenstoff-Kohlenstoff- Bindungen, Carbonsäureestergruppen und Ethergruppen mit der Grundstruktur der Verbindung (D) verbunden.
Die Grundstruktur der Verbindung (D) kann niedermolekular, oligomer oder polymer sein. Vorzugsweise ist die Grundstruktur niedermolekular. Sie kann aliphatisch, cycloaliphatisch oder aromatisch oder aliphatisch- cycloaliphatisch, aliphatisch-aromatisch, cycloaliphatisch-aromatisch oder aliphatisch-cycloaliphatisch-aromatisch sein. Bevorzugt ist die Grundstruktur aliphatisch, cycloaliphatisch oder aliphatisch- cycloaliphatisch, insbesondere aliphatisch.
Besonders bevorzugt werden die Doppelbindungen enthaltenden Gruppen aus der Gruppe, bestehend aus (Meth)Acrylat-, Ethacrylat-, Crotonat-, Cinnamat-, Vinylether-, Vinylester-, Dicyclopentadienyl-, Norbomenyl-, Isoprenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylgruppen; Dicyclopentadienyl-, Norbomenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylethergruppen oder Dicyclopentadienyl-, Norbomenyl-, Isoprenyl-, Isopropenyl-, Allyl- oder Butenylestergruppen, ausgewählt. Ganz besonders bevorzugt werden (Meth)Acrylatgruppen verwendet.
Beispiele geeigneter niedermolekularer, oiigomerer und/oder polymerer Verbindungen (D) mit mindestens einer Acrylatgruppe oder Methacrylatgruppe werden im Detail in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Reaktiwerdünner« Seiten 491 und 492, in der deutschen Patentanmeldung DE 199 08 013 A 1 , Spalte 6, Zeile 63, bis Spalte 8, Zeile 65, in der deutschen Patentanmeldung DE 199 08 018 A 1 , Seite 11, Zeilen 31 bis 33, in der deutschen Patentanmeldung DE 198 18 735 A 1 ,
Spalte 7, Zeilen 1 bis 35, oder dem deutschen Patent DE 197 09 467 C 1 , Seite 4, Zeile 36, bis Seite 5, Zeile 56, beschrieben. Vorzugsweise werden Pentaerythrittetraacrylat und/oder aliphatische Urethanacrylate mit sechs Acrylatgruppen im Molekül eingesetzt.
Die Verbindungen (D) können noch mindestens eine, insbesondere eine, isocyanatreaktive funktioneile Gruppe, insbesondere eine Hydroxylgruppe, enthalten. Beispiele geeigneter Verbindungen (D) dieser Art werden in der deutschen Patentanmeldung DE 198 18 735 A 1 , Spalte 3, Zeile 16, bis Spalte 6, Zeile 33, beschrieben. Besonders bevorzugt werden Trimethylolpropandiacrylat, Pentaerythrittriacrylat und
Dipentaerythritpentaacrylat verwendet.
Der Gehalt des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs an den Verbindungen (D) kann breit variieren. Vorzugsweise liegt er bei 2 bis 50, bevorzugt 3 bis 45, besonders bevorzugt 4 bis 40, ganz besonders bevorzugt 5 bis 35 und insbesondere 5 bis 30 Gew.%, jeweils bezogen auf den Festkörper des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs.
Der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff enthält vorzugsweise mindestens einen Photoinitiator und bevorzugt zwei Photoinitiatoren (E) in einer Menge von 0,2 bis 5, vorzugsweise 0,3 bis 4,8, bevorzugt 0,4 bis 4,6, besonders bevorzugt 0,5 bis 4,5 und insbesondere 0,5 bis 4,3 Gew.- %, jeweils bezogen auf den Festkörper des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs.
Beispiele geeigneter Photoinitiatoren (E) werden in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, Seiten 444 bis 446, beschrieben.
Photoinitatoren (E) sind handelsübliche Verbindungen und werden beispielsweise von der Firma BASF Aktiengesellschaft unter der Marke LUCIRIN® oder von der Firma Ciba Specialty Chemicals unter der Marke IRGACURE® vertrieben.
Darüber hinaus können die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe noch mindestens einen Zusatzstoff (F), ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus thermisch härtbaren Reaktivverdünnern; molekulardispers löslichen Farbstoffen; Lichtschutzmitteln, wie UV-Absorber und reversible Radikalfänger (HALS); Antioxidantien; niedrig- und hochsiedenden ("lange") organischen Lösemitteln; Entlüftungsmitteln; Netzmitteln; Emulgatoren; Slipadditiven; Polymerisationsinhibitoren; Katalysatoren für die thermische Vernetzung; thermolabilen radikalischen Initiatoren; Haftvermittlern; Verlaufmitteln; filmbildenden Hilfsmitteln; Rheologiehilfsmitteln, wie Verdicker und strukturviskose Sag controi agents, SCA; Nanopartikeln; Flammschutzmitteln; Korrosionsinhibitoren; Rieselhilfen; Wachsen; Sikkativen; Bioziden und Mattierungsmitteln, enthalten.
Beispiele geeigneter Zusatzstoffe (F) werden im Detail in dem Lehrbuch »Lackadditive« von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, in D. Stoye und W. Freitag (Editors), »Paints, Coatings and Solvents«, Second, Completely Revised Edition, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, »14.9. Solvent Groups«, Seiten 327 bis 373, in der deutschen Patentanmeldung DE 199 14 896 A 1 , Spalte 14, Seite 26, bis Spalte 15, Zeile 46, oder in der deutschen Patentanmeldung DE 199 08 018 A 1 , Seite 9, Zeile 31 , bis Seite 8, Zeile 30, im Detail beschrieben. Ergänzend wird noch auf die deutschen Patentanmeldungen DE 199 04 317 A 1 , DE 198 55 125 A 1 oder DE 19924 171 A 1 verwiesen.
Insbesondere kann der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff Nanopartikel (F) enthalten. Die Nanopartikel (F) können unmodifiziert oder oberflächenmodifiziert sein.
Vorzugsweise werden die Nanopartikel (F) aus der Gruppe, bestehend aus Verbindungen von Haupt- und Nebengruppen-Metallen ausgewählt. Bevorzugt werden die Haupt- und Nebengruppen-Metalle aus der Metallen der dritten bis fünften Hauptgruppe und der dritten bis sechsten sowie der zweiten Nebengruppe des Periodensystems der Elemente ausgewählt. Besonders bevorzugt werden Bor, Aluminium, Gallium, Silizium, Germanium, Zinn, Arsen, Antimon, Zink, Titan, Zirkonium, Hafnium, Vanadium, Niob, Tantal, Molybdän und Wolfram, insbesondere Aluminium, Silizium, Titan und Zirkonium eingesetzt.
Vorzugsweise handelt es sich bei den Verbindungen der Metalle um die Oxide, Oxidhydrate, Sulfide, Selenide oder Phosphate, insbesondere Oxide und Oxidhydrate.
Bevorzugt werden Siliziumdioxid, Aluminiumoxid, Aluminiumoxidhydrat, Titandioxid, Zirkoniumoxid und Mischungen hiervon, besonders bevorzugt Siliziumdioxid und Aluminiumoxidhydrat, verwendet.
Vorzugsweise weisen die Nanopartikel eine Primärpartikelgröße < 50 nm, bevorzugt 5 bis 50 nm, insbesondere 10 bis 30 nm, auf.
Die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, die die vorstehend beschriebenen Bestandteile (A) (B) (C) und (D) sowie gegebenenfalls (E) und/oder (F) enthalten, werden bevorzugt als erfindungsgemäße Klarlacke für die Hersteilung von Klarlackierungen verwendet. Besonders bevorzugt werden sie für die Herstellung von Klarlackierungen im Rahmen der
Herstellung von färb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen nach dem Nass-in-nass-Verfahren verwendet.
Außerdem können sie zum Versiegeln der porösen Oberfläche von SMC (sheet moulded compounds) und BMC (bulk moulded compounds) eingesetzt werden. Des weiteren können mit den erfindungsgemäßen Klarlacken die aus der deutschen Patentanmeldung DE 199 20 799 A 1 bekannten, versiegelten SMC und BMC problemlos überlackiert werden.
Darüber hinaus können sie auch noch als Klebstoffe und Dichtungsmassen zur Herstellung von Klebschichten und Dichtungen verwendet werden.
Der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff kann als lösemittelhaltiger flüssiger Beschichtungsstoff, als weitgehend oder völlig iösemittelfreier, fester, pulverförmiger Beschichtungsstoff, insbesondere Pulverlack, oder als weitgehend oder völlig lösemittelfreier, flüssiger Lack (100%-System) vorliegen. Vorzugsweise liegt er als lösemittelhaltiger, flüssiger Beschichtungsstoff vor.
Methodisch weist die Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe keine Besonderheiten auf, sondern erfolgt durch das Vermischen und Homogenisieren der vorstehend beschriebenen Bestandteile mit Hilfe üblicher und bekannter Mischverfahren und Vorrichtungen wie Rührkessel, Rührwerksmühlen, Extruder, Kneter, Ultraturrax, In-Iine-Dissolver, statische Mischer, Zahnkranzdispergatoren, Druckentspannungsdüsen und/oder Microfluidizer vorzugsweise unter Ausschluß von aktinischer Strahlung (erfindungsgemäßes Verfahren).
Methodisch weist die Applikation des erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffs keine Besonderheiten auf, sondern kann durch alle
üblichen und bekannten, für den jeweiligen Beschichtungsstoff geeigneten Applikationsmethoden, wie z.B. Eiektrotauchlackieren, Spritzen, Sprühen, Rakeln, Streichen, Gießen, Tauchen, Träufeln oder Walzen erfolgen. Vorzugsweise werden Spritzapplikationsmethoden angewandt, • wie zum Beispiel Druckluftspritzen, Airless-Spritzen, Hochrotation, elektrostatischer Sprühauftrag (ESTA), gegebenenfalls verbunden mit Heißspritzapplikation wie zum Beispie! Hot-Air-Heißspritzen, es sei denn es handelt sich um Pulverlacke.
Auch die Applikation der Pulverlacke weist keine methodischen Besonderheiten auf, sondern erfolgt beispielsweise nach den üblichen und bekannten Wirbelschichtverfahren, wie sie beispielsweise aus den Firmenschriften von BASF Coatings AG, »Pulverlacke für industrielle Anwendungen«, Januar 2000, oder »Coatings Partner, Pulverlack Spezial«, 1/2000, oder Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, Seiten 187 und 188, »Elektrostatisches Pulversprühen«, »Elektrostatisches Sprühen« und »Elektrostatisches Wirbelbadverfahren«, bekannt sind.
Bei der Applikation empfiehlt es sich unter Ausschluß von aktinischer Strahlung zu arbeiten, um eine vorzeitige Vernetzung der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe zu vermeiden.
Die Härtung der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe erfolgt im allgemeinen nach einer gewissen Ruhezeit oder Ablüftzeit. Sie kann eine Dauer von 5 s bis 2 h, vorzugsweise 1 min bis 1 h und insbesondere 1 bis 45 min haben. Die Ruhezeit dient beispielsweise zum Verlauf und zur Entgasung der Lackschichten und zum Verdunsten von flüchtigen Bestandteilen wie gegebenenfalls noch vorhandenem Lösemittel. Die Ablüftung kann durch eine erhöhte Temperatur, die zu einer Härtung noch
nicht ausreicht, und/oder durch eine reduzierte Luftfeuchtigkeit beschleunigt werden.
Diese Verfahrensmaßnahme kann bei Nass-in-nass-Verfahren auch zur Trocknung weiterer applizierter Lackschichten, insbesondere Elektrotauchlackschichten, Füllerschichten und/oder Basislackschichten, angewandt werden, die nicht oder nur partiell gehärtet werden sollen.
Die thermische Härtung erfolgt beispielsweise mit Hilfe eines gasförmigen, flüssigen und/oder festen, heißen Mediums, wie heiße Luft, erhitztes Öl oder erhitzte Walzen, oder von Mikrowellenstrahlung, Infrarotlicht und/oder nahem Infrarotlicht (NIR). Vorzugsweise erfolgt das Erhitzen in einem Umluftofen oder durch Bestrahlen mit IR- und/oder NIR-Lampen. Wie bei der Härtung mit aktinischer Strahlung kann auch die thermische Härtung stufenweise erfolgen. Vorteilhafterweise erfolgt die thermische Härtung bei Temperaturen von Raumtemperatur bis 200°C.
Vorzugsweise wird bei der Härtung mit aktinischer Strahlung, insbesondere UV-Strahlung, eine Dosis von 500 bis 4.000, bevorzugt 1.000 bis 2.900, besonders bevorzugt 1.200 bis 2.800, ganz besonders bevorzugt 1.300 bis 2.700 und insbesondere 1.400 bis 2.600 mJ/cm2 angewandt.
Für die Härtung mit aktinischer Strahlung werden die üblichen und bekannten Strahlenquellen und optischen Hilfsmaßnahmen angewandt. Beispiele geeigneter Strahlenquellen sind Blitziampen der Firma VISIT, Quecksilberhoch- oder -niederdruckdampflampen, welche gegebenenfalls mit Blei dotiert sind, um ein Strahlenfenster bis zu 405 nm zu öffnen, oder Elektronenstrahlquellen. Deren Anordnung ist im Prinzip bekannt und kann den Gegebenheiten des Werkstücks und der Verfahrensparameter angepaßt werden. Bei kompliziert geformten Werkstücken, wie sie für
Automobilkarosserien vorgesehen sind, können die nicht direkter Strahlung zugänglichen Bereiche (Schattenbereiche), wie Hohlräume, Falzen und andere konstruktionsbedingte Hinterschneidungen, mit Punkt- , Kleinflächen- oder Rundumstrahlern, verbunden mit einer automatischen Bewegungseinrichtung für das Bestrahlen von Hohlräumen oder Kanten, ausgehärtet werden.
Die Anlagen und Bedingungen dieser Härtungsmethoden werden beispielsweise in R. Holmes, UN. and E.B. Curing Formulations for Printing Inks, Coatings and Paints, SITA Technology, Academic Press, London, United Kindom 1984, oder in der deutschen Patentanmeldung DE 198 18 735 A 1 , Spalte 10, Zeile 31 , bis Spalte 11 , Zeile 16, beschrieben.
Hierbei kann die Aushärtung stufenweise erfolgen, d. h. durch mehrfache Belichtung oder Bestrahlung mit aktinischer Strahlung. Dies kann auch alternierend erfolgen, d. h., dass beispielsweise abwechselnd mit UV- Strahlung und Elektronenstrahlung gehärtet wird.
Die thermische Härtung und Härtung mit aktinischer Strahlung können gleichzeitig oder nacheinander angewandt werden. Werden die beiden Härtungsmethoden nacheinander angewandt, kann beispielsweise mit der thermischen Härtung begonnen und mit der Härtung mit aktinischer Strahlung geendet werden. In anderen Fällen kann es sich als vorteilhaft erweisen, mit der Härtung mit aktinischer Strahlung zu beginnen und hiermit zu enden.
Die Härtung mit aktinischer Strahlung wird vorzugsweise unter Inertgas durchgeführt, um die Bildung von Ozon zu vermeiden. Ansteile eines reinen Intertgases kann eine sauerstoffabgereicherte Atmosphäre verwendet werden
„Sauerstoffabgereichert" bedeutet, dass der Gehalt der Atmosphäre an Sauerstoff geringer ist als der, Sauerstoffgehalt von Luft (20,95 Vol.-%). Vorzugsweise liegt der maximale Gehalt der sauerstoffabgereicherten Atmosphäre bei 18, bevorzugt 16, besonders bevorzugt 14, ganz besonders bevorzugt 10 und insbesondere 6,0 Vol-%. Vorzugsweise liegt der minimale Gehalt an Sauerstoff bei 0,1 , bevorzugt 0,5, besonders bevorzugt 1 ,0, ganz besonders bevorzugt 1 ,5 und insbesondere 2,0 Voi- %.
Die sauerstoffabgereicherte Atmosphäre kann in unterschiedlicher Weise bereitgestellt werden. Beispielsweise kann ein entsprechendes Gasgemisch hergestellt und in Druckflaschen zur Verfügung gestellt werden. Vorzugsweise wird die Abreicherung erzielt, indem man mindestens ein Inertgas in den jeweils erforderlichen Mengen in das über der Oberfläche der zu härtenden erfindungsgemäßen Klarlackschicht befindliche Luftpolster einbringt. Der Sauerstoffgehalt der über der betreffenden Oberfläche befindlichen Atmosphäre kann mit Hilfe üblicher und bekannter Methoden und Vorrichtungen zur Bestimmung von elementarem Sauerstoff kontinuierlich gemessen und ggf. automatisch auf den erwünschten Wert eingestellt werden.
Unter Inertgas wird ein Gas verstanden, das unter den angewandten Härtungsbedingungen durch die aktinische Strahlung nicht zersetzt wird, die Härtung nicht inhibiert und/oder nicht mit dem erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff reagiert. Vorzugsweise werden Stickstoff, Kohlendioxid, Helium, Neon oder Argon, insbesondere Stickstoff und/oder Kohlendioxid, verwendet.
Die vorstehend beschriebenen Verfahren und Vorrichtung der Applikation und Härtung können auch bei nicht erfindungsgemäßen
Beschichtungsstoffen, wie Elektrotauchlacke, Füller oder Basislacke,
eingesetzt werden, die zusammen mit den erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffen zur Herstellung von Klarlackierungen und farb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen angewandt werden.
Beispiele geeigneter Elektrotauchlacke sowie ggf. von Naß-in-naß- Verfahren werden in der japanischen Patentanmeldung 1975-142501 (japanische Offenlegungsschrift JP 52-065534 A 2, Chemical Abstracts Referat Nr.87: 137427) oder den Patentschriften und -anmeldungen US 4,375,498 A 1, US 4,537,926 A 1, US 4,761,212 A 1, EP 0529335 A 1, DE 4125459 A 1, EP 0595186 A 1, EP 0074634 A 1, EP 0505445 A 1, DE 4235778 A 1, EP 0646420 A 1, EP 0639660 A 1, EP 0817648 A1, DE 19512017C1, EP 0192113 A 2, DE 4126476 A 1 oder WO 98/07794 beschrieben.
Geeignete Füller, die auch als Steinschlagschutzgrundierungen oder Funktionsschichten bezeichnet werden, sind aus den Patentschriften und - anmeldungen US 4,537,926 A 1, EP 0529335 A 1, EP 0595186 A 1, EP 0639660 A 1, DE 4438504 A 1, DE 4337961 A 1, WO 89,/10387, US 4,450,200 A 1, US 4,614,683 A 1 oder WO 94/26827 bekannt.
Geeignete Basislacke, insbesondere Wasserbasislacke, sind aus den Patentanmeldungen EP 0089497 A 1 , EP 0256540 A 1 , EP 0260447 A 1, EP 0297576 A 1, WO 96/12747, EP 0523610 A 1, EP 0228003 A 1, EP 0397806 A1, EP 0574417 A1, EP 0531510 A1, EP 0581211 A 1, EP 0708788 A 1, EP 0593454 A 1, DE 4328092 A 1, EP 0299148 A 1, EP 0394737 A 1, EP 0590484 A 1, EP 0234362 A 1, EP 0234 361 A 1, EP 0543817 A 1, WO 95/14721, EP 0521928 A 1, EP 0522 420 A 1, EP 0522419 A 1, EP 0649865 A 1, EP 0536712 A 1, EP 0 596460 A1, EP 0596461 A 1, EP 0584818 A 1, EP 0669356 A 1, EP 0634431 A 1, EP 0678536 A 1, EP 0354261 A 1, EP 0424705 A 1,
WO 97/49745, WO 97/49747, EP 0 401 565 A 1 oder EP 0 817 684, Spalte 5, Zeilen 31 bis 45, bekannt.
Die erhaltenen erfindungsgemäßen Beschichtungen, insbesondere die erfindungsgemäßen ein- oder mehrschichtigen, färb- und/oder effektgebenden Lackierungen und Klarlackierungen sind einfach herzustellen und weisen hervorragende optische Eigenschaften und eine sehr hohe Überbrennstabilität, Polierbarkeit, Überiackierbarkeit sowie Licht-, Chemikalien-, Wasser-, Schwitzwasser-, Witterungs-, Vergilbungs- und Etch-Beständigkeit auf. Insbesondere sind die erfindungsgemäßen Klarlackierungen frei von Trübungen und Inhomogenitäten. Sie weisen einen sehr gutes Reflow-Verhalten und eine hervorragende Kratzfestigkeit bei einer hohen Härte auf.
Vorzugsweise liegen die Schichtdicken innerhalb der erfindungsgemäßen Beschichtungen in den üblicherweise angewandten Bereichen:
Elektrotauchlackierung:
Vorzugsweise 10 bis 60, bevorzugt 15 bis 50 und insbesondere 15 bis 40 μm;
Füllerlackierunq:
Vorzugsweise 20 bis 150, bevorzugt 25 bis 100 und insbesondere 30 bis
80 μm;
Basislackierunq:
Vorzugsweise 5 bis 30, bevorzugt 7,5 bis 25 und insbesondere 10 bis 20 μm;
Erfindungsgemäße Klarlackierung:
Vorzugsweise 10 bis 00, bevorzugt 15 bis 80 und insbesondere 20 bis 70 μm;
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe ist, dass sie auch in den Schattenzonen komplex geformter dreidimensionaler Substrate, wie Karosserien, Radiatoren oder elektrische Wickelgüter, auch ohne optimale, insbesondere vollständige, Ausleuchtung der Schattenzonen mit aktinischer Strahlung Beschichtungen liefern, deren anwendungstechnisches Eigenschaftsprofil an das der Beschichtungen außerhalb der Schattenzonen zumindest heranreicht. Dadurch werden die in den Schattenzonen befindlichen Beschichtungen auch nicht mehr leicht durch mechanische und/oder chemische Einwirkung geschädigt, was beispielsweise in der Linie beim Einbau weiterer Bestandteile von Kraftfahrzeugen in die beschichteten Karosserien eintreten kann.
Vor allem aber zeichnen sich die erfindungsgemäßen Beschichtungen durch eine hervorragende Benetzbarkeit aus, die es ermöglicht, großflächige Reparaturlackierungen und Doppellackierungen problemlos aufzutragen, ohne dass zuvor physikalische, mechanische und/oder chemische Behandlungen durchgeführt werden müßten. Dabei können erfindungsgemäße Klarlacke auf die erfindungsgemäßen Klarlackierungen oder Basislackierungen und erfindungsgemäße Klarlackierungen auf die erfindungsgemäßen Klarlackierungen aufgetragen werden. Falls notwendig, können auch die Füller in die Reparaturiackierung oder Doppellackierung einbezogen werden.
Nach der Dual-Cure-Härtung resultieren Reparaturlackierungen und Doppellackierungen die außerordentlich fest auf den Erstlackierungen haften und auch nach der Schwitzwasserbelastung nicht delaminieren und dabei dieselben vorteilhaften Eigenschaften wie die Erstlackierungen haben.
Die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe können aber auch als Klebstoffe und Dichtungsmassen zur Herstellung erfindungsgemäßer Klebschichten und Dichtungen verwendet werden und dienen dem Beschichten, Verkleben und/oder Abdichten von grundierten oder ungrundierten Substraten aus Metall, Kunststoff, Glas, Holz, Textil, Leder, Natur- und Kunststein, Beton, Zement oder Verbunden dieser Materialien, wie SMC oder BMC.
Die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe oder Dichtungsmassen können daher für das Lackieren, Versiegeln, Verkleben und Abdichten von Kraftfahrzeugkarosserien und Teilen hiervon, Kraftfahrzeugen im Innen- und Äußenbereich, Bauwerken im Innen- und Außenbereich, Türen, Fenstern, und Möbeln, SMC, BMC und Glashohikörpern sowie im Rahmen der industriellen Lackierung für das Lackieren, Versiegeln, Verkleben und Abdichten von Kleinteilen, Coils, Container, Emballagen, elektrotechnischen Bauteilen und weißer Ware mit großem Erfolg verwendet werden.
Die Substrate können grundiert sein.
Im Falle von Kunststoffen können übliche und bekannte Primerschichten oder Haftschichten als Grundierungen angewandt werden oder die Kunststoffoberflächen können durch Beflammen oder Ätzen mit reaktiven Verbindungen wie Fluor haftfest ausgerüstet sein.
Im Falle elektrisch leitfähiger Substrate, insbesondere Metallen, können Primer als Grundierungen verwendet werden, wie sie in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, „Primer", Seite 473, „Wash Primer", Seite 618, oder „Fertigungsbeschichtung", Seite 230, beschrieben werden.
Die SMC und BMC können die aus der deutschen Patentanmeldung DE 19920 799 A 1 bekannte Versiegelung enthalten.
Bei elektrisch leitfähigen Substraten auf der Basis von Aluminium wird als Grundierung vorzugsweise eine durch anodische Oxidation erzeugte Aluminiumoxidschicht verwendet.
Wegen der hervorragenden anwendungstechnischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Beschichtungen, Klebschichten und Dichtungen sind die Substrate, die hiermit beschichtet, versiegelt, verklebt und/oder abgedichtet sind, von besonders langer Gebrauchsdauer und daher für die Anwender wirtschaftlich, ökologisch und technisch besonders wertvoll.
Beispiel
Die Herstellung eines erfindungsgemäßen Klarlacks und einer erfindungsgemäßen farbgebenden Mehrschichtlackierung
Der erfindungsgemäße Klarlack wurde unter Ausschluss aktinischer Strahlung durch Vermischen der folgenden Bestandteile und Homogenisieren der resultierenden Mischung hergestellt:
32,3 Gewichtsteile des Methacrylatcopolymerisats des Beispiels 1 , »Herstellung eines hydroxylgruppen haltigen Polyacrylatharzes
(Acrylatharz 1 )«, der deutschen Patentanmeldung DE 42 04 518 A 1 , Seite 6, Zeilen 25 bis 49,
1 1 ,5 Gewichtsteile eines handelsüblichen, mit n-Butanol hoch veretherten Melaminharzes mit restlichen Iminogruppen,
13,2 Gewichtsteile des blockierten Polyisocyanats des Beispiels 5, »Blockiertes Polyisocyanat 2 (Komponente (C))«, der deutschen Patentanmeldung DE 42 04 518 A 1 , Seite 7, Zeilen 43 bis 56,
- 20 Gewichtsteile Dipentaerythritpentaacrylat,
2,0 Gewichtsteile Irgacure ® 184, handelsüblicher Photoinitiator der Firma Ciba Specialty Chemicals,
- 1 ,0 Gewichtsteile Lucirin ® TPO, handelsüblicher Photoinitiator der
Firma BASF Aktiengesellschaft,
1 ,7 Gewichtsteile eines handelsüblichen UV-Absorbers (substituiertes Benztriazol),
1 ,5 Gewichtsteile eines handelsüblichen Radikalfängers (HALS, N- Methyl-2,2,6,6-tetramethylpiperidiny!ester der Firma Ciba Specialty Chemicals),
- 2,0 Gewichtsteile eines handelsüblichen Verlauf mittels
(polyethermodifiziertes Polydimethylsiloxan, fünfprozentige Lösung in Xylol),
13,3 Gewichtsteile Xylol und
5,0 Gewichtsteile n-Butanol.
Der erfindungsgemäße Klarlack war homogen, frei von Stippen und lagerstabil. Für die Applikation wurde er mit organischen Lösemitteln auf eine Spritzviskosität von 20 Sekunden im DIN 4-Auslaufbecher eingestellt. In
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mehrschichtlackierung wurden Stahltafeln nacheinander mit einer kathodisch abgeschiedenen und während 20 Minuten bei 170 °C eingebrannten Elektrotauchlackierung einer Trockenschichtdicke von 18 bis 22 μm beschichtet. Anschließend wurden die Stahltafeln mit einem handelsüblichen Zweikomponenten- Wasserfüller von BASF Coatings AG, wie er üblicherweise für Kunststoffsubstrate verwendet wird, beschichtet. Die resultierende Füllerschicht wurde während 30 Minuten bei 90 °C eingebrannt, so dass eine Trockenschichtdicke von 35 bis 40 μm resultierte. Hiernach wurde ein handelsüblicher schwarzer Wasserbasislack von BASF Coatings AG mit einer Schichtdicke von 12 bis 15 μm appliziert, wonach die resultierenden Wasserbasislackschichten während zehn Minuten bei 80 °C abgelüftet wurden. Anschließend wurden der Klarlack mit einer Schichtdicke von 40 bis 45 μm in einem Kreuzgang mit einer Fließbecherpistole pneumatisch appliziert. Die Härtung der Wasserbasislackschichten und der Klarlackschichten erfolgte während 5 Minuten bei Raumtemperatur, während 10 Minuten bei 80 °C, gefolgt von einer Bestrahlung mit UV-Licht einer Dosis von 1.500 mJ/cm2, und abschließend während 20 Minuten bei 140 °C.
Die Mehrschichtlackierung wies, was Glanz, Härte und Kratzfestigkeit betraf, ein sehr gutes Eigenschaftsprofil auf.
Sie war sehr brillant und wies einen Glanz (20 °) nach DIN 67530 von 89,4 auf.
Die Mikroeindringhärte (Universalhärte bei 25,6 mN, Fisc erscope 100V mit Diamantenpyramide nach Vickers) lag bei 145.
Die Kratzfestigkeit wurde mit Hilfe des Sandtests (vgl. die deutsche Patentanmeldung DE 198 39 453 A 1 , Seite 9, Zeilen 1 bis 63) anhand der vorstehend beschriebenen Prüfbleche beurteilt. Der Glanzverlust lag bei 11,9 Einheiten (20°).
Außerdem wurde die Kratzfestigkeit mit Hilfe des Bürstentests (vgl. die deutsche Patentanmeldung DE 198 39 453 A 1, Seite 9, Zeilen 17 bis 63) anhand der vorstehend beschriebenen Prüfbleche beurteilt. Der Glanzverfust lag bei 4 Einheiten (20°).
Bei dem in der Fachwelt bekannten MB-Gradientenofentest zeigten sich erste Beschädigungen der erfindungsgemäßen Mehrschichtlackierungen durch Schwefelsäure erst ab einer Temperatur von 52 °C, durch Baumharz erst ab 63 °C und Wasser erst ab 80 °C. Auch die Etch- Beständigkeit war hervorragend.
Die Mehrschichtlackierung wies einen sehr guten Verlauf und eine von Störungen freie Oberfläche ohne Kocher auf.
Die Zwischenschichthaftung war sehr gut (Gitterschnittprüfung nach DIN EN ISO 2409: GT0-1).
Die Haftung wurde außerdem mit Hufe des Hochdrucktests geprüft. Dazu wurden die Prüftbleche während vierzehn Tagen dem Schwitzwasserkonstantklima (SSK) ausgesetzt. Anschließend wurde jeweils ein Kreuz in die Mehrschichtlackierungen geritzt. Die geritzten Stellen wurden mit einem Wasserstrahl besprüht (Gerät der Firma Walter Typ LTA2; Druck: 80 bar; Wassertemperatur: 50 °C; Abstand Düsenspitze/Prüftafel: 12 cm; Belastungsdauer: 30. Sekunden; Geräteeinstellung: F 2). Die Haftung war sowohl vor der SSK-Exposition
als auch danach die Ordnung: es waren keinerlei Abplatzungen zu erkennen.